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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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Kaisern.

* Einen kaisern. - Frischbier2, 1857.

Nach Frischbier bedeutet der Ausdruck dasselbe, was man hier und anderwärts stuttersen nennt. Nach dem Erläuterten Preussen, I, 311 (vgl. Frischbier, S. XII), hat es damit folgende Bewandtniss. Vor dem friedländer Thor lag ein grosser Stein, der "ungefähr 10 Ellen oder drüber" im Umfange hielt. An diesen Stein, der "propter eminentiam" der Kaiser hiess, wurden die jungen Burschen, welche sich dem Speichergeschäft widmeten, nachdem sie sich in ein hierzu bestimmtes Buch eingeschrieben und zum mindesten einen Thaler erlegt hatten, von den Kaufgesellen "solenniter" geführet, daran gestossen und also, vor das Thor zu kommen, tüchtig erkannt. Hiervon waren selbst die Söhne der angesehensten Kaufleute nicht ausgeschlossen; doch widerfuhr ihnen für ein höheres Einschreibegeld die Ehre, dass die Gesellen mit ihren Mänteln, womit sie damals allezeit gegangen, den Kaiser bedecket und sie daran gestossen. Von dem Steine wurde dem Einfältigen vorgeredet, "dass er sich, wenn er den Hahn des Nachts umb zwölff Uhr krähen höret, dreimal selbst umbkehren solle". Die Gewohnheit des Kaiserns wurde später von den "Jungens auff der Lastadie" und in der kneiphöfischen Vorstadt ebenfalls eingeführt; jene hatten dazu einen besondern Eckstein bestimmt, diese wählten den ersten Stein, der ihnen vorkam.


Kaiserrecht.

* Er hat sich ins Kaisorrecht begeben. - Eiselein, 356.

Er hat sich für bankerott erklärt, weil nach dem Sprichwort da, wo nichts ist, auch der Kaiser sein Recht verloren hat.


Kaiserschnitt.

Was nützt der Kaiserschnitt, wo nichts zu gebären ist?


Kaiserspur.

Es gehen viel Keisersspur in Rom, aber wenig wider herauss. - Petri, II, 246.


Kaiserthum.

1 Grosse Keyserthum, grosse Reuberey. - Petri, II, 359.

2 Hätt' ich ein Kaiserthum, dazu den Zoll am Rhein, und wär' Venedig mein, es müsst' verschlemmet sein. - Fischart.

Nach einem alten Volksliede. (Vgl. Eiselein, 212.)


Kaiserwort.

1 Ein Kaiscrwort ist so kräftig als ein Eid.

Worte des Kaisers Friedrich Rothbart.

2 Ein Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln. (S. Kaiser 27.) - Eiselein, 358.

3 Kaiserworte sind nicht Drohworte.


Kajüte.

Wenn es regnet in die Kajüte, so läuft's auch in die Hütte (der Matrosen).

Das Unglück der Höhern müssen die Niedern mit leiden.


Kak.

Wenn du an'n Kak1 steist, so will ik Schinnerknecht waren un di de Dre nig schenken. (Holst.) - Schütze, IV, 51.

1) Pranger, Schandpfahl, an dem die Missethäter mit Ruthen gehauen wurden. Der beim Pranger angestellte Meisterknecht hatte beim Staupbesen das Recht dreier Schläge, die er über die vorgeschriebenen geben oder erlassen konnte. (Vgl. Stürenburg, 99a; Dähnert, 212a; Grimm, V, 47.)


Kakeln.

*1 Et hät sich wahl gekakelt; de Hohnder müssen de Eier läegen. (Bedburg.)

*2 He kann käkeln as'n Häxter. - Kern, 630.

Er ist streitsüchtig.

*3 Hei kakelt wie e Kluck. - Frischbier2, 1843.

Kakelt wie eine Gluckhenne. Von schwatzhaften Leuten. Ueber kakeln vgl. Grimm, V, 48.

*4 Sie kakeln durcheinander wie eine Heerde wilder Gänse.

Holl.: Zij kakelen door elkander als een koppel wilde ganzen. (Harrebomee, I, 201b.)

*5 Sie kakelt wie eine Henne, die gelegt.

Holl.: Zij kakelt als eene kip, die haar ei niet kwijt kan raken. (Harrebomee, I, 408b.)


Kakelnest.

* Er ist das Kakelnest. (Niederlausitz.)

Das Nesthäkchen, das letzte Kind einer Ehe, der Nestling.


Käkelrem.

* Em is de Käkelrem god sneden. (Holst.) - Schütze, II, 213 u. 240; für Strelitz: Firmenich, III, 74, 147.

Käkel = Plaudermaul (le caquet); Käkelrem = Zungeuband, [Spaltenumbruch] das Häutchen unter der Zunge, welches den Kindern gelöst zu werden pflegt. Die Redensart bezieht sich also auf einen, der viel und geläufig spricht. "Man kann wol hören an eren Reden, dat em de Keckelrehm nich ys geschneden." (Lauremberg; Richey, 107; Schütze, II, 240.)


Kakerlak.

Kakerlaken werden nicht roth.


Kakhure.

* Sie ist eine Kakhure. - Frischbier2, 1840.

Schimpfname für liederliche Frauenzimmer, die den Kak (s. d.) oder den Pranger verdienen. (Dähnert, 212a.) "Eine arme Hure, die am Kak gesteupet wird." (Schuppius, 508.)


Kakstiep.

* He hett Kaksteip on Brandmark gekregen. (Danzig.)

Er ist am Kak gestäupt und gebrandmarkt worden.


Kalandern.

* Er kalandert die ganze Woche. - Eiselein, 358.

Zecht und schmaust wie die Kalandsbrüder in ihren Zusammenkünften.


Kalb.

1 Als Kalb geht er aus, als Ochs kehrt er nach Haus.

2 Als so vele Kalver komen up den Markt, als oler Köen. - Körte, 3266 u. 4070.

Der Tod nimmt alt und jung.

Frz.: Aussi tot meurt veau, que vache. (Körte, 3266.)

3 Am Kalbe erkennt man den Ochsen.

Man sieht am Kalbe schon, was für ein Ochs es werden wird. (Reinsberg II, 61; VII, 37.)

4 Am Kalbe schon sieht man, was für ein Ochs es werden will.

It.: Da vitello si conosce il bue, che ha da venire. (Gaal, 844.)

5 An einem vertrunckenen Kalb ist viel zu wagen. - Petri, II, 16.

6 As 't Kalf versopen is, meckt (macht) men de Pött (Brunnen) tu. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 45.

7 Aus dem Kalbe wird ein Rind, aus dem Buben ein Laffe geschwind.

Mhd.: Aus kelbern werdent stärkiu rinder. (Ring.) - Einer küeje kint tuot als ein rint. (Colm.) (Zingerle, 86.)

Frz.: D'un veau on espere un boeuf et d'une poule un oeuf. (Leroux, I, 134; Kritzinger, 703b.)

Lat.: Ante fnit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Pliilippi, I, 33.) - Omnis erat vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Philippi, I, 72; Seybold, 415.) - Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas, sub qua nunc recubas arbore virga fuit. (Seybold, 478.)

Poln.: Za byska (cielca) bedzie ciolyska (krowa albo jalowica). (Lompa, 35.)

8 Aus einem goldenen Kalbe wird leicht ein goldener Ochs.

9 Aus einem hinkenden Kalbe wird eine hinkende Kuh (ein lahmer Ochs). - Altmann VI, 400.

Die Russen: Wer das Hinken des Kalbes litt, mag das Hinken des Ochsen dulden. (Altmann VI, 476.)

10 Aus einem sanften Kalbe kann ein wüthender Stier werden.

Holl.: Dat een zoet kalfje is geweest, wordt wel een stier, van elk gevreest. (Harrebomee, I, 375a.)

11 Aus Kälbern Jagdhunde machen wollen, ist lächerlich.

12 Bekomestu nicht das Kalb, so nim die Haut davon. - Lehmann, 548, 28.

13 Besser ein kalb als ein kind. - Henisch, 322, 35.

Das Kalb bringt, das Kind kostet Geld.

14 Besser heut ein Kalb als morgen ein Ochs.

15 Bös Kalb wird selten eine gute Kuh.

It.: Male in vacche, e peggio in buoi. (Bohn I, 109.)

16 Das Kalb auf der Wiese, das Schwein in der Scheuer werden fett (stark) und theuer.

17 Das Kalb findet seine Mutter wohl.

Holl.: Het kalf zal zijne moer wel vinden, al zou het zich te bersten loopen. ( Harrebomee, I, 375b.)

18 Das Kalb folgt der Kuh. - Henisch, 1171, 29; Simrock, 5370; Körte, 3259; Graf, 59, 251; Braun, I, 1725.

Je nachdem die Mutter frei oder (leib)eigen war, waren es in bestimmten deutschen Gauen auch die Kinder. (S. Mutter.)

Holl.: Dat calf volcht der coe. (Tunn., 23, 12; Harrebomee, I, 375b.)

Lat.: Quod vaccam vitulus comitetur, res iubet et ius. (Fallersleben, 696.) - Vitulus sequitur vaccum, filia matrem.

19 Das Kalb führt die Kuh.

[Spaltenumbruch]
Kaisern.

* Einen kaisern.Frischbier2, 1857.

Nach Frischbier bedeutet der Ausdruck dasselbe, was man hier und anderwärts stuttêrsen nennt. Nach dem Erläuterten Preussen, I, 311 (vgl. Frischbier, S. XII), hat es damit folgende Bewandtniss. Vor dem friedländer Thor lag ein grosser Stein, der „ungefähr 10 Ellen oder drüber“ im Umfange hielt. An diesen Stein, der „propter eminentiam“ der Kaiser hiess, wurden die jungen Burschen, welche sich dem Speichergeschäft widmeten, nachdem sie sich in ein hierzu bestimmtes Buch eingeschrieben und zum mindesten einen Thaler erlegt hatten, von den Kaufgesellen „solenniter“ geführet, daran gestossen und also, vor das Thor zu kommen, tüchtig erkannt. Hiervon waren selbst die Söhne der angesehensten Kaufleute nicht ausgeschlossen; doch widerfuhr ihnen für ein höheres Einschreibegeld die Ehre, dass die Gesellen mit ihren Mänteln, womit sie damals allezeit gegangen, den Kaiser bedecket und sie daran gestossen. Von dem Steine wurde dem Einfältigen vorgeredet, „dass er sich, wenn er den Hahn des Nachts umb zwölff Uhr krähen höret, dreimal selbst umbkehren solle“. Die Gewohnheit des Kaiserns wurde später von den „Jungens auff der Lastadie“ und in der kneiphöfischen Vorstadt ebenfalls eingeführt; jene hatten dazu einen besondern Eckstein bestimmt, diese wählten den ersten Stein, der ihnen vorkam.


Kaiserrecht.

* Er hat sich ins Kaisorrecht begeben.Eiselein, 356.

Er hat sich für bankerott erklärt, weil nach dem Sprichwort da, wo nichts ist, auch der Kaiser sein Recht verloren hat.


Kaiserschnitt.

Was nützt der Kaiserschnitt, wo nichts zu gebären ist?


Kaiserspur.

Es gehen viel Keisersspur in Rom, aber wenig wider herauss.Petri, II, 246.


Kaiserthum.

1 Grosse Keyserthum, grosse Reuberey.Petri, II, 359.

2 Hätt' ich ein Kaiserthum, dazu den Zoll am Rhein, und wär' Venedig mein, es müsst' verschlemmet sein.Fischart.

Nach einem alten Volksliede. (Vgl. Eiselein, 212.)


Kaiserwort.

1 Ein Kaiscrwort ist so kräftig als ein Eid.

Worte des Kaisers Friedrich Rothbart.

2 Ein Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln. (S. Kaiser 27.) – Eiselein, 358.

3 Kaiserworte sind nicht Drohworte.


Kajüte.

Wenn es regnet in die Kajüte, so läuft's auch in die Hütte (der Matrosen).

Das Unglück der Höhern müssen die Niedern mit leiden.


Kâk.

Wenn du an'n Kâk1 steist, so will ik Schinnerknecht wâren un di de Drê nig schenken. (Holst.) – Schütze, IV, 51.

1) Pranger, Schandpfahl, an dem die Missethäter mit Ruthen gehauen wurden. Der beim Pranger angestellte Meisterknecht hatte beim Staupbesen das Recht dreier Schläge, die er über die vorgeschriebenen geben oder erlassen konnte. (Vgl. Stürenburg, 99a; Dähnert, 212a; Grimm, V, 47.)


Kakeln.

*1 Et hät sich wahl gekakelt; de Hohnder müssen de Eier läegen. (Bedburg.)

*2 He kann käkeln as'n Häxter.Kern, 630.

Er ist streitsüchtig.

*3 Hei kakelt wie e Kluck.Frischbier2, 1843.

Kakelt wie eine Gluckhenne. Von schwatzhaften Leuten. Ueber kakeln vgl. Grimm, V, 48.

*4 Sie kakeln durcheinander wie eine Heerde wilder Gänse.

Holl.: Zij kakelen door elkander als een koppel wilde ganzen. (Harrebomée, I, 201b.)

*5 Sie kakelt wie eine Henne, die gelegt.

Holl.: Zij kakelt als eene kip, die haar ei niet kwijt kan raken. (Harrebomée, I, 408b.)


Kakelnest.

* Er ist das Kakelnest. (Niederlausitz.)

Das Nesthäkchen, das letzte Kind einer Ehe, der Nestling.


Käkelrêm.

* Em is de Käkelrêm gôd snêden. (Holst.) – Schütze, II, 213 u. 240; für Strelitz: Firmenich, III, 74, 147.

Käkel = Plaudermaul (le caquet); Käkelrêm = Zungeuband, [Spaltenumbruch] das Häutchen unter der Zunge, welches den Kindern gelöst zu werden pflegt. Die Redensart bezieht sich also auf einen, der viel und geläufig spricht. „Man kann wol hören an eren Reden, dat em de Keckelrehm nich ys geschneden.“ (Lauremberg; Richey, 107; Schütze, II, 240.)


Kakerlak.

Kakerlaken werden nicht roth.


Kâkhure.

* Sie ist eine Kakhure.Frischbier2, 1840.

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Kâkstiep.

* He hett Kâkstîp on Brandmark gekregen. (Danzig.)

Er ist am Kâk gestäupt und gebrandmarkt worden.


Kalandern.

* Er kalandert die ganze Woche.Eiselein, 358.

Zecht und schmaust wie die Kalandsbrüder in ihren Zusammenkünften.


Kalb.

1 Als Kalb geht er aus, als Ochs kehrt er nach Haus.

2 Als so vêle Kalver komen up den Markt, als oler Köen.Körte, 3266 u. 4070.

Der Tod nimmt alt und jung.

Frz.: Aussi tôt meurt veau, que vache. (Körte, 3266.)

3 Am Kalbe erkennt man den Ochsen.

Man sieht am Kalbe schon, was für ein Ochs es werden wird. (Reinsberg II, 61; VII, 37.)

4 Am Kalbe schon sieht man, was für ein Ochs es werden will.

It.: Da vitello si conosce il bue, che ha da venire. (Gaal, 844.)

5 An einem vertrunckenen Kalb ist viel zu wagen.Petri, II, 16.

6 As 't Kalf versopen is, meckt (macht) men de Pött (Brunnen) tu. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 45.

7 Aus dem Kalbe wird ein Rind, aus dem Buben ein Laffe geschwind.

Mhd.: Aus kelbern werdent stärkiu rinder. (Ring.) – Einer küeje kint tuot als ein rint. (Colm.) (Zingerle, 86.)

Frz.: D'un veau on espère un boeuf et d'une poule un oeuf. (Leroux, I, 134; Kritzinger, 703b.)

Lat.: Ante fnit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Pliilippi, I, 33.) – Omnis erat vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Philippi, I, 72; Seybold, 415.) – Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas, sub qua nunc recubas arbore virga fuit. (Seybold, 478.)

Poln.: Za byśka (cielca) będzie ciołyśka (krowa albo jałowica). (Lompa, 35.)

8 Aus einem goldenen Kalbe wird leicht ein goldener Ochs.

9 Aus einem hinkenden Kalbe wird eine hinkende Kuh (ein lahmer Ochs).Altmann VI, 400.

Die Russen: Wer das Hinken des Kalbes litt, mag das Hinken des Ochsen dulden. (Altmann VI, 476.)

10 Aus einem sanften Kalbe kann ein wüthender Stier werden.

Holl.: Dat een zoet kalfje is geweest, wordt wel een stier, van elk gevreest. (Harrebomée, I, 375a.)

11 Aus Kälbern Jagdhunde machen wollen, ist lächerlich.

12 Bekomestu nicht das Kalb, so nim die Haut davon.Lehmann, 548, 28.

13 Besser ein kalb als ein kind.Henisch, 322, 35.

Das Kalb bringt, das Kind kostet Geld.

14 Besser heut ein Kalb als morgen ein Ochs.

15 Bös Kalb wird selten eine gute Kuh.

It.: Male in vacche, e peggio in buoi. (Bohn I, 109.)

16 Das Kalb auf der Wiese, das Schwein in der Scheuer werden fett (stark) und theuer.

17 Das Kalb findet seine Mutter wohl.

Holl.: Het kalf zal zijne moêr wel vinden, al zou het zich te bersten loopen. ( Harrebomée, I, 375b.)

18 Das Kalb folgt der Kuh.Henisch, 1171, 29; Simrock, 5370; Körte, 3259; Graf, 59, 251; Braun, I, 1725.

Je nachdem die Mutter frei oder (leib)eigen war, waren es in bestimmten deutschen Gauen auch die Kinder. (S. Mutter.)

Holl.: Dat calf volcht der coe. (Tunn., 23, 12; Harrebomée, I, 375b.)

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19 Das Kalb führt die Kuh.

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[[550]/0556] Kaisern. * Einen kaisern. – Frischbier2, 1857. Nach Frischbier bedeutet der Ausdruck dasselbe, was man hier und anderwärts stuttêrsen nennt. Nach dem Erläuterten Preussen, I, 311 (vgl. Frischbier, S. XII), hat es damit folgende Bewandtniss. Vor dem friedländer Thor lag ein grosser Stein, der „ungefähr 10 Ellen oder drüber“ im Umfange hielt. An diesen Stein, der „propter eminentiam“ der Kaiser hiess, wurden die jungen Burschen, welche sich dem Speichergeschäft widmeten, nachdem sie sich in ein hierzu bestimmtes Buch eingeschrieben und zum mindesten einen Thaler erlegt hatten, von den Kaufgesellen „solenniter“ geführet, daran gestossen und also, vor das Thor zu kommen, tüchtig erkannt. Hiervon waren selbst die Söhne der angesehensten Kaufleute nicht ausgeschlossen; doch widerfuhr ihnen für ein höheres Einschreibegeld die Ehre, dass die Gesellen mit ihren Mänteln, womit sie damals allezeit gegangen, den Kaiser bedecket und sie daran gestossen. Von dem Steine wurde dem Einfältigen vorgeredet, „dass er sich, wenn er den Hahn des Nachts umb zwölff Uhr krähen höret, dreimal selbst umbkehren solle“. Die Gewohnheit des Kaiserns wurde später von den „Jungens auff der Lastadie“ und in der kneiphöfischen Vorstadt ebenfalls eingeführt; jene hatten dazu einen besondern Eckstein bestimmt, diese wählten den ersten Stein, der ihnen vorkam. Kaiserrecht. * Er hat sich ins Kaisorrecht begeben. – Eiselein, 356. Er hat sich für bankerott erklärt, weil nach dem Sprichwort da, wo nichts ist, auch der Kaiser sein Recht verloren hat. Kaiserschnitt. Was nützt der Kaiserschnitt, wo nichts zu gebären ist? Kaiserspur. Es gehen viel Keisersspur in Rom, aber wenig wider herauss. – Petri, II, 246. Kaiserthum. 1 Grosse Keyserthum, grosse Reuberey. – Petri, II, 359. 2 Hätt' ich ein Kaiserthum, dazu den Zoll am Rhein, und wär' Venedig mein, es müsst' verschlemmet sein. – Fischart. Nach einem alten Volksliede. (Vgl. Eiselein, 212.) Kaiserwort. 1 Ein Kaiscrwort ist so kräftig als ein Eid. Worte des Kaisers Friedrich Rothbart. 2 Ein Kaiserwort soll man nicht drehen und deuteln. (S. Kaiser 27.) – Eiselein, 358. 3 Kaiserworte sind nicht Drohworte. Kajüte. Wenn es regnet in die Kajüte, so läuft's auch in die Hütte (der Matrosen). Das Unglück der Höhern müssen die Niedern mit leiden. Kâk. Wenn du an'n Kâk1 steist, so will ik Schinnerknecht wâren un di de Drê nig schenken. (Holst.) – Schütze, IV, 51. 1) Pranger, Schandpfahl, an dem die Missethäter mit Ruthen gehauen wurden. Der beim Pranger angestellte Meisterknecht hatte beim Staupbesen das Recht dreier Schläge, die er über die vorgeschriebenen geben oder erlassen konnte. (Vgl. Stürenburg, 99a; Dähnert, 212a; Grimm, V, 47.) Kakeln. *1 Et hät sich wahl gekakelt; de Hohnder müssen de Eier läegen. (Bedburg.) *2 He kann käkeln as'n Häxter. – Kern, 630. Er ist streitsüchtig. *3 Hei kakelt wie e Kluck. – Frischbier2, 1843. Kakelt wie eine Gluckhenne. Von schwatzhaften Leuten. Ueber kakeln vgl. Grimm, V, 48. *4 Sie kakeln durcheinander wie eine Heerde wilder Gänse. Holl.: Zij kakelen door elkander als een koppel wilde ganzen. (Harrebomée, I, 201b.) *5 Sie kakelt wie eine Henne, die gelegt. Holl.: Zij kakelt als eene kip, die haar ei niet kwijt kan raken. (Harrebomée, I, 408b.) Kakelnest. * Er ist das Kakelnest. (Niederlausitz.) Das Nesthäkchen, das letzte Kind einer Ehe, der Nestling. Käkelrêm. * Em is de Käkelrêm gôd snêden. (Holst.) – Schütze, II, 213 u. 240; für Strelitz: Firmenich, III, 74, 147. Käkel = Plaudermaul (le caquet); Käkelrêm = Zungeuband, das Häutchen unter der Zunge, welches den Kindern gelöst zu werden pflegt. Die Redensart bezieht sich also auf einen, der viel und geläufig spricht. „Man kann wol hören an eren Reden, dat em de Keckelrehm nich ys geschneden.“ (Lauremberg; Richey, 107; Schütze, II, 240.) Kakerlak. Kakerlaken werden nicht roth. Kâkhure. * Sie ist eine Kakhure. – Frischbier2, 1840. Schimpfname für liederliche Frauenzimmer, die den Kâk (s. d.) oder den Pranger verdienen. (Dähnert, 212a.) „Eine arme Hure, die am Kâk gesteupet wird.“ (Schuppius, 508.) Kâkstiep. * He hett Kâkstîp on Brandmark gekregen. (Danzig.) Er ist am Kâk gestäupt und gebrandmarkt worden. Kalandern. * Er kalandert die ganze Woche. – Eiselein, 358. Zecht und schmaust wie die Kalandsbrüder in ihren Zusammenkünften. Kalb. 1 Als Kalb geht er aus, als Ochs kehrt er nach Haus. 2 Als so vêle Kalver komen up den Markt, als oler Köen. – Körte, 3266 u. 4070. Der Tod nimmt alt und jung. Frz.: Aussi tôt meurt veau, que vache. (Körte, 3266.) 3 Am Kalbe erkennt man den Ochsen. Man sieht am Kalbe schon, was für ein Ochs es werden wird. (Reinsberg II, 61; VII, 37.) 4 Am Kalbe schon sieht man, was für ein Ochs es werden will. It.: Da vitello si conosce il bue, che ha da venire. (Gaal, 844.) 5 An einem vertrunckenen Kalb ist viel zu wagen. – Petri, II, 16. 6 As 't Kalf versopen is, meckt (macht) men de Pött (Brunnen) tu. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 45. 7 Aus dem Kalbe wird ein Rind, aus dem Buben ein Laffe geschwind. Mhd.: Aus kelbern werdent stärkiu rinder. (Ring.) – Einer küeje kint tuot als ein rint. (Colm.) (Zingerle, 86.) Frz.: D'un veau on espère un boeuf et d'une poule un oeuf. (Leroux, I, 134; Kritzinger, 703b.) Lat.: Ante fnit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Pliilippi, I, 33.) – Omnis erat vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Philippi, I, 72; Seybold, 415.) – Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas, sub qua nunc recubas arbore virga fuit. (Seybold, 478.) Poln.: Za byśka (cielca) będzie ciołyśka (krowa albo jałowica). (Lompa, 35.) 8 Aus einem goldenen Kalbe wird leicht ein goldener Ochs. 9 Aus einem hinkenden Kalbe wird eine hinkende Kuh (ein lahmer Ochs). – Altmann VI, 400. Die Russen: Wer das Hinken des Kalbes litt, mag das Hinken des Ochsen dulden. (Altmann VI, 476.) 10 Aus einem sanften Kalbe kann ein wüthender Stier werden. Holl.: Dat een zoet kalfje is geweest, wordt wel een stier, van elk gevreest. (Harrebomée, I, 375a.) 11 Aus Kälbern Jagdhunde machen wollen, ist lächerlich. 12 Bekomestu nicht das Kalb, so nim die Haut davon. – Lehmann, 548, 28. 13 Besser ein kalb als ein kind. – Henisch, 322, 35. Das Kalb bringt, das Kind kostet Geld. 14 Besser heut ein Kalb als morgen ein Ochs. 15 Bös Kalb wird selten eine gute Kuh. It.: Male in vacche, e peggio in buoi. (Bohn I, 109.) 16 Das Kalb auf der Wiese, das Schwein in der Scheuer werden fett (stark) und theuer. 17 Das Kalb findet seine Mutter wohl. Holl.: Het kalf zal zijne moêr wel vinden, al zou het zich te bersten loopen. ( Harrebomée, I, 375b.) 18 Das Kalb folgt der Kuh. – Henisch, 1171, 29; Simrock, 5370; Körte, 3259; Graf, 59, 251; Braun, I, 1725. Je nachdem die Mutter frei oder (leib)eigen war, waren es in bestimmten deutschen Gauen auch die Kinder. (S. Mutter.) Holl.: Dat calf volcht der coe. (Tunn., 23, 12; Harrebomée, I, 375b.) Lat.: Quod vaccam vitulus comitetur, res iubet et ius. (Fallersleben, 696.) – Vitulus sequitur vaccum, filia matrem. 19 Das Kalb führt die Kuh.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [550]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/556>, abgerufen am 21.11.2024.