Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] ein Schiff herumgeführt und ihr Hauptwerkzeug das Weberschiff ist, will Schade die heilige Ursula auch mit Spinnen und Weben beschäftigt wissen, wie die Berchta und Holle des heidnisch-deutschen Volksglaubens. (Vgl. Wurzbach III, S. 94 fg.)

*115 Ich werde dich müssen mit Jungfrawen bitten. - Herberger, II, 569.

"Pfleget man zu sagen von etlichen verwehnten Köpffen, die man nicht leichtlich kan bereden."

*116 Sie, Jungfrau, wenn's kein Spitznam'ist. (Rott-Thal.)

Ironische Anrede.

*117 Von einer jungfraw seiden kauffen. - Franck, II, 18a.

Warum Franck diese Redensart für die lateinische: Quem lupo commisisti und Mustelae sevum anwendet und mit: "dem wolff die schaf bevelhen; der katzen ist der kass beuolhen" zusammenstellt, ist mir nicht ganz verständlich, um so mehr, als er zur Erklärung beifügt, man wende sie an, "wann man etwas nit trifft vnnd vbel bewart." - Die Franzosen verstehen unter einer "Jungfer von Marolles" ein Mädchen, welches bereits "über die Brücke von Gournay" oder richtiger über die "Brücke Grenet" (in Abbeville) gegangen ist, wo ein Spital zur Aufnahme von übel berüchtigten Frauen stand. (Reinsberg V, 156.)


Jungfrauenfleisch.

1 Jungfrauenfleisch ist kein Lagerobst. - Eiselein, 353.

Die Russen wollen wissen, dass es eine seltene Waare sein würde, wollte man es zu Markte bringen. (Altmann VI, 476.)

2 Jungfrawenfleisch wird allzeit eher reiff als der Knaben. - Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 74.


Jungfrauenfürwitz.

Jungfrawfürwitz nimpt selten ein gut alter. - Petri, II, 411.


Jungfrauengunst.

Jungfrauengunst und Harfenklang, dünkt wol gut, aber währt nicht lang.

Holl.: Juffersgunst en harpenklank luidt wel zoet, maar duurt niet lang. (Harrebomee, I, 368a.)


Jungfrauenhaar.

Ein Jungfrawenhaar zeucht stercker dann zehen Joch Ochsen. (S. Frauenhaar 1 u. 2.) - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 43.


Jungfrauenhand.

Wer Jungfrauenhände hat, muss mit keinem Schiffer Klapphand spielen.


Jungfrauenhändlein.

* Er gibt ein rechtes Jungfrawhändlein. - Eyering, III, 252.


Jungfrauenherz.

1 Jungfrauenherz ist ein offenes Gasthaus, geht ein Gesell ein, der andere aus.

2 Jungfraw Hertz ist ein Taubhauss, da einer fleugt ein, der ander auss. - Gruter. II, 56; Lehmann, II, 285, 69.

3 Jungfrawen Hertzen sind so gross als Paternoster Körner. - Lehmann, 412, 10.


Jungfrauenkuss.

Ein Jungfrawkuss ist henckenswerth. - Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 44; Kloster, VIII, 76.


Jungfrauenliebe.

1 Junckfruwen Leue vnd Rosenbleder, Herenhülde vnd Aprillenweder, dat Wörpel vnd dat karten spyl vorkeret sick offt, wel ydt gelouen wyl. - Gryse, Fr. 45, Bg. Zz.

2 Jungfrawlieb ist fahrent hab, heut lieb, morgen schabab. - Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 71; Eiselein, 354.


Jungfrauenschänder.

1 Einem Jungfrawenschänder gehets nimmermehr wol. - Lehmann, II, 133, 6.

2 Jungfrawenschender schendet Gott wider. - Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 72.


Jungfrauensinn.

Jungfrawen Sinn vnd Gemüth ist wie ein Taubenhauss; ein Narr fleugt ein, der ander auss. - Lehmann, II, 796, 29.


Jungfrauentag.

Jungfrauentage - gute Tage, Ehetage - manche Plage.


[Spaltenumbruch]
Jungfräulein.

1 Jungfrawlein sein beinen vnd klappen gern. - Mathesy, 173b.

2 Jungfräwlein sollen lassen jhre Gürtel einen Glimpff haben. - Petri, II, 411.

3 Wenn sich ein Jungfrewlin ferbet, so man anspricht, da spürt man gewiss tugent vnd gute arth. - Petri, II, 673.


Jungfrauschaft.

1 Auf die Jungfrauschaft kann man keine Semmel borgen. - Eiselein, 354.

2 Die Jungfrauschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert.

3 Die Jungfrawschafft ist vnwiderkeufflich. - Petri, II, 133.

Dän.: Mödom, ord og tid kommer ey igien. (Prov. dan., 418.)

Lat.: Nulla reparabilis arte laesa pudicitia est, deperit illa semel. (Ovid.) (Seybold, 389.) - Virginitas, tempus, vox, irrevocabile damnum. (Gaal, 1782.)

4 Jungfrauschaft einmal verloren, allzeit verloren.

5 Jungfrauschaft kommt nicht zurück, wenn man noch so viel von ihr redet.

"Jungfrauschafft vnd ein weisses kleid lassen sich zusam gleichen baid. Wenn der eins beikombt ein flecken, bleibt er ewig darinnen stecken." (Ayrer, III, 2091, 1.) Die Russen: Viel redet von Jungfrauschaft die Schwangere. (Altmann VI, 441.)

6 Jungfrawschafft gehet vber alle Ehr, sie wird aber jetzt vmb ein gering Geld verkaufft. - Petri, II, 411.

Lat.: Candida virginitas res est gratissima divis. (Seybold, 63.)

7 Jungfrawschafft verlohren, ist alles verlohren. - Lehmann, 412, 24.

Die Russen: Die Jungfrauschaft wird erst erkannt, wenn sie vorüber ist. (Altmann VI, 395.)

8 Verletzter Jungfrawschafft kan man verzeihen, die verlohrne nicht widerbringen. - Lehmann, 412, 24.

9 Wenn die Jungfrauschaft verloren, so ist die beste Morgengabe (das beste Kleinod) weg.

*10 He heft dem Dinge de Jumfernskup benaumen. (Osnabrück.)

Er hat die Sache zuerst benutzt, ist dort eine allgemeine Redensart von allen neuen Sachen.

*11 Ihre Jungfrauschaft und ein Fischerhamen passen gut zusammen.


Jungfrauschöne.

1 Jungfrauschöne und Pfaffenübermuth ist (thut) nie gut.

2 Jungfrawenschöne ist Sommer Obs. - Petri, II, 411.


Junggesell.

Wie länger Jongesäll, wie defer en de Häll. (Düren.) - Firmenich, I, 484, 127; hochdeutsch bei Riehl, Familie, 86.


Junggesellenstand.

Im Junggesellen Stande kneuflet man die ärmel zu und in dem Ehestande auf. - Schottel, 1116a.

Span.: Soltero - pavon, desposado - leon, casado - asno. (Bohn I, 258.)


Junggut.

Dat Junkgot is darten1, moet man 't ok bi de Stert (Schweif) uphelpen. (Ostfries.) - Frommann, III, 431, 228; Bueren, 275; Stürenburg, 99b; Hauskalender, III.

1) Darten, dartlich = kühn, verwegen, ausgelassen, muthwillig, lustig.


Jungheit.

1 Dat det de Jonghet, sacht de Frau, da sprong se överne Strühzalme (Strohhalm). (Aachen.) - Firmenich, I, 494, 176; Hoefer, 293; Hauskalender, III.

Holl.: Dat is een voltigeer-sprong, zei de boer, en hij sprong over een' zwavelstok. - Het is de jongheid, zei besje, en toen speelde een zeventiger met buitel mannetjes. (Harrebomee, I, 68b u. 365a.)

2 Dat is Jungkheit, dat verwasst (verwächst) wedder, säd' de Diern, do harr se bi'n Knecht legen. - Bueren, 271; Eichwald, 1255; Hoefer, 242; Stürenburg, 99b.

3 Dat is Junkheit, dat verwasst wer, sä(de) dat Meisje1. (Ostfries.) - Frommann, II, 537, 158.

1) Liebkosender Ausdruck für Mädchen, bezeichnet aber auch die weibliche Scham.


[Spaltenumbruch] ein Schiff herumgeführt und ihr Hauptwerkzeug das Weberschiff ist, will Schade die heilige Ursula auch mit Spinnen und Weben beschäftigt wissen, wie die Berchta und Holle des heidnisch-deutschen Volksglaubens. (Vgl. Wurzbach III, S. 94 fg.)

*115 Ich werde dich müssen mit Jungfrawen bitten.Herberger, II, 569.

„Pfleget man zu sagen von etlichen verwehnten Köpffen, die man nicht leichtlich kan bereden.“

*116 Sie, Jungfrau, wenn's kein Spitznam'ist. (Rott-Thal.)

Ironische Anrede.

*117 Von einer jungfraw seiden kauffen.Franck, II, 18a.

Warum Franck diese Redensart für die lateinische: Quem lupo commisisti und Mustelae sevum anwendet und mit: „dem wolff die schaf bevelhen; der katzen ist der kass beuolhen“ zusammenstellt, ist mir nicht ganz verständlich, um so mehr, als er zur Erklärung beifügt, man wende sie an, „wann man etwas nit trifft vnnd vbel bewart.“ – Die Franzosen verstehen unter einer „Jungfer von Marolles“ ein Mädchen, welches bereits „über die Brücke von Gournay“ oder richtiger über die „Brücke Grenet“ (in Abbeville) gegangen ist, wo ein Spital zur Aufnahme von übel berüchtigten Frauen stand. (Reinsberg V, 156.)


Jungfrauenfleisch.

1 Jungfrauenfleisch ist kein Lagerobst.Eiselein, 353.

Die Russen wollen wissen, dass es eine seltene Waare sein würde, wollte man es zu Markte bringen. (Altmann VI, 476.)

2 Jungfrawenfleisch wird allzeit eher reiff als der Knaben.Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 74.


Jungfrauenfürwitz.

Jungfrawfürwitz nimpt selten ein gut alter.Petri, II, 411.


Jungfrauengunst.

Jungfrauengunst und Harfenklang, dünkt wol gut, aber währt nicht lang.

Holl.: Juffersgunst en harpenklank luidt wel zoet, maar duurt niet lang. (Harrebomée, I, 368a.)


Jungfrauenhaar.

Ein Jungfrawenhaar zeucht stercker dann zehen Joch Ochsen. (S. Frauenhaar 1 u. 2.) – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 43.


Jungfrauenhand.

Wer Jungfrauenhände hat, muss mit keinem Schiffer Klapphand spielen.


Jungfrauenhändlein.

* Er gibt ein rechtes Jungfrawhändlein.Eyering, III, 252.


Jungfrauenherz.

1 Jungfrauenherz ist ein offenes Gasthaus, geht ein Gesell ein, der andere aus.

2 Jungfraw Hertz ist ein Taubhauss, da einer fleugt ein, der ander auss.Gruter. II, 56; Lehmann, II, 285, 69.

3 Jungfrawen Hertzen sind so gross als Paternoster Körner.Lehmann, 412, 10.


Jungfrauenkuss.

Ein Jungfrawkuss ist henckenswerth.Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 44; Kloster, VIII, 76.


Jungfrauenliebe.

1 Junckfruwen Leue vnd Rosenbleder, Herenhülde vnd Aprillenweder, dat Wörpel vnd dat karten spyl vorkeret sick offt, wel ydt gelouen wyl.Gryse, Fr. 45, Bg. Zz.

2 Jungfrawlieb ist fahrent hab, heut lieb, morgen schabab.Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 71; Eiselein, 354.


Jungfrauenschänder.

1 Einem Jungfrawenschänder gehets nimmermehr wol.Lehmann, II, 133, 6.

2 Jungfrawenschender schendet Gott wider.Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 72.


Jungfrauensinn.

Jungfrawen Sinn vnd Gemüth ist wie ein Taubenhauss; ein Narr fleugt ein, der ander auss.Lehmann, II, 796, 29.


Jungfrauentag.

Jungfrauentage – gute Tage, Ehetage – manche Plage.


[Spaltenumbruch]
Jungfräulein.

1 Jungfrawlein sein beinen vnd klappen gern.Mathesy, 173b.

2 Jungfräwlein sollen lassen jhre Gürtel einen Glimpff haben.Petri, II, 411.

3 Wenn sich ein Jungfrewlin ferbet, so man anspricht, da spürt man gewiss tugent vnd gute arth.Petri, II, 673.


Jungfrauschaft.

1 Auf die Jungfrauschaft kann man keine Semmel borgen.Eiselein, 354.

2 Die Jungfrauschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert.

3 Die Jungfrawschafft ist vnwiderkeufflich.Petri, II, 133.

Dän.: Mødom, ord og tid kommer ey igien. (Prov. dan., 418.)

Lat.: Nulla reparabilis arte laesa pudicitia est, deperit illa semel. (Ovid.) (Seybold, 389.) – Virginitas, tempus, vox, irrevocabile damnum. (Gaal, 1782.)

4 Jungfrauschaft einmal verloren, allzeit verloren.

5 Jungfrauschaft kommt nicht zurück, wenn man noch so viel von ihr redet.

„Jungfrauschafft vnd ein weisses kleid lassen sich zusam gleichen baid. Wenn der eins beikombt ein flecken, bleibt er ewig darinnen stecken.“ (Ayrer, III, 2091, 1.) Die Russen: Viel redet von Jungfrauschaft die Schwangere. (Altmann VI, 441.)

6 Jungfrawschafft gehet vber alle Ehr, sie wird aber jetzt vmb ein gering Geld verkaufft.Petri, II, 411.

Lat.: Candida virginitas res est gratissima divis. (Seybold, 63.)

7 Jungfrawschafft verlohren, ist alles verlohren.Lehmann, 412, 24.

Die Russen: Die Jungfrauschaft wird erst erkannt, wenn sie vorüber ist. (Altmann VI, 395.)

8 Verletzter Jungfrawschafft kan man verzeihen, die verlohrne nicht widerbringen.Lehmann, 412, 24.

9 Wenn die Jungfrauschaft verloren, so ist die beste Morgengabe (das beste Kleinod) weg.

*10 He heft dem Dinge de Jumfernskup benaumen. (Osnabrück.)

Er hat die Sache zuerst benutzt, ist dort eine allgemeine Redensart von allen neuen Sachen.

*11 Ihre Jungfrauschaft und ein Fischerhamen passen gut zusammen.


Jungfrauschöne.

1 Jungfrauschöne und Pfaffenübermuth ist (thut) nie gut.

2 Jungfrawenschöne ist Sommer Obs.Petri, II, 411.


Junggesell.

Wie länger Jongesäll, wie dêfer en de Häll. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 127; hochdeutsch bei Riehl, Familie, 86.


Junggesellenstand.

Im Junggesellen Stande kneuflet man die ärmel zu und in dem Ehestande auf.Schottel, 1116a.

Span.: Soltero – pavon, desposado – leon, casado – asno. (Bohn I, 258.)


Junggut.

Dat Junkgôt is darten1, môet man 't ôk bi de Stêrt (Schweif) uphelpen. (Ostfries.) – Frommann, III, 431, 228; Bueren, 275; Stürenburg, 99b; Hauskalender, III.

1) Darten, dartlich = kühn, verwegen, ausgelassen, muthwillig, lustig.


Jungheit.

1 Dat dêt de Jonghêt, sacht de Frau, da sprong se överne Strühzalme (Strohhalm). (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 176; Hoefer, 293; Hauskalender, III.

Holl.: Dat is een voltigeer-sprong, zei de boer, en hij sprong over een' zwavelstok. – Het is de jongheid, zei besje, en toen speelde een zeventiger met buitel mannetjes. (Harrebomée, I, 68b u. 365a.)

2 Dat is Jungkheit, dat verwasst (verwächst) wedder, säd' de Diern, do harr se bi'n Knecht legen.Bueren, 271; Eichwald, 1255; Hoefer, 242; Stürenburg, 99b.

3 Dat is Junkheit, dat verwasst wêr, sä(de) dat Meisje1. (Ostfries.) – Frommann, II, 537, 158.

1) Liebkosender Ausdruck für Mädchen, bezeichnet aber auch die weibliche Scham.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0544" n="[538]"/><cb n="1075"/>
ein Schiff herumgeführt und ihr Hauptwerkzeug das Weberschiff ist, will <hi rendition="#i">Schade</hi> die heilige Ursula auch mit Spinnen und Weben beschäftigt wissen, wie die Berchta und Holle des heidnisch-deutschen Volksglaubens. (Vgl. <hi rendition="#i">Wurzbach III, S. 94 fg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*115 Ich werde dich müssen mit Jungfrawen bitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Herberger, II, 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Pfleget man zu sagen von etlichen verwehnten Köpffen, die man nicht leichtlich kan bereden.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*116 Sie, Jungfrau, wenn's kein Spitznam'ist.</hi> (<hi rendition="#i">Rott-Thal.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ironische Anrede.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*117 Von einer jungfraw seiden kauffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 18<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Warum <hi rendition="#i">Franck</hi> diese Redensart für die lateinische: Quem lupo commisisti und Mustelae sevum anwendet und mit: &#x201E;dem wolff die schaf bevelhen; der katzen ist der kass beuolhen&#x201C; zusammenstellt, ist mir nicht ganz verständlich, um so mehr, als er zur Erklärung beifügt, man wende sie an, &#x201E;wann man etwas nit trifft vnnd vbel bewart.&#x201C; &#x2013; Die Franzosen verstehen unter einer &#x201E;Jungfer von Marolles&#x201C; ein Mädchen, welches bereits &#x201E;über die Brücke von Gournay&#x201C; oder richtiger über die &#x201E;Brücke Grenet&#x201C; (in Abbeville) gegangen ist, wo ein Spital zur Aufnahme von übel berüchtigten Frauen stand. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 156.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenfleisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Jungfrauenfleisch ist kein Lagerobst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen wollen wissen, dass es eine seltene Waare sein würde, wollte man es zu Markte bringen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 476.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfrawenfleisch wird allzeit eher reiff als der Knaben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 74.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenfürwitz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jungfrawfürwitz nimpt selten ein gut alter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauengunst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Jungfrauengunst und Harfenklang, dünkt wol gut, aber währt nicht lang.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Juffersgunst en harpenklank luidt wel zoet, maar duurt niet lang. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 368<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenhaar.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Jungfrawenhaar zeucht stercker dann zehen Joch Ochsen.</hi> (S. Frauenhaar  1 u.  2.) &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 43.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenhand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wer Jungfrauenhände hat, muss mit keinem Schiffer Klapphand spielen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenhändlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er gibt ein rechtes Jungfrawhändlein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, III, 252.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenherz.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jungfrauenherz ist ein offenes Gasthaus, geht ein Gesell ein, der andere aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfraw Hertz ist ein Taubhauss, da einer fleugt ein, der ander auss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter. II, 56; Lehmann, II, 285, 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Jungfrawen Hertzen sind so gross als Paternoster Körner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 412, 10.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenkuss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Jungfrawkuss ist henckenswerth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 44; Kloster, VIII, 76.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenliebe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Junckfruwen Leue vnd Rosenbleder, Herenhülde vnd Aprillenweder, dat Wörpel vnd dat karten spyl vorkeret sick offt, wel ydt gelouen wyl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gryse, Fr. 45, Bg. Zz.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfrawlieb ist fahrent hab, heut lieb, morgen schabab.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 71; Eiselein, 354.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauenschänder.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Einem Jungfrawenschänder gehets nimmermehr wol.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 133, 6.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfrawenschender schendet Gott wider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 72.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauensinn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jungfrawen Sinn vnd Gemüth ist wie ein Taubenhauss; ein Narr fleugt ein, der ander auss.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 796, 29.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauentag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Jungfrauentage &#x2013; gute Tage, Ehetage &#x2013; manche Plage.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <cb n="1076"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfräulein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Jungfrawlein sein beinen vnd klappen gern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 173<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfräwlein sollen lassen jhre Gürtel einen Glimpff haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wenn sich ein Jungfrewlin ferbet, so man anspricht, da spürt man gewiss tugent vnd gute arth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 673.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf die Jungfrauschaft kann man keine Semmel borgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 354.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Die Jungfrauschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Jungfrawschafft ist vnwiderkeufflich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 133.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mødom, ord og tid kommer ey igien. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 418.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nulla reparabilis arte laesa pudicitia est, deperit illa semel. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Seybold, 389.</hi>) &#x2013; Virginitas, tempus, vox, irrevocabile damnum. (<hi rendition="#i">Gaal, 1782.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Jungfrauschaft einmal verloren, allzeit verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Jungfrauschaft kommt nicht zurück, wenn man noch so viel von ihr redet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Jungfrauschafft vnd ein weisses kleid lassen sich zusam gleichen baid. Wenn der eins beikombt ein flecken, bleibt er ewig darinnen stecken.&#x201C; (<hi rendition="#i">Ayrer, III, 2091, 1.</hi>) Die Russen: Viel redet von Jungfrauschaft die Schwangere. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 441.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Jungfrawschafft gehet vber alle Ehr, sie wird aber jetzt vmb ein gering Geld verkaufft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Candida virginitas res est gratissima divis. (<hi rendition="#i">Seybold, 63.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Jungfrawschafft verlohren, ist alles verlohren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 412, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Die Jungfrauschaft wird erst erkannt, wenn sie vorüber ist. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 395.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Verletzter Jungfrawschafft kan man verzeihen, die verlohrne nicht widerbringen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 412, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn die Jungfrauschaft verloren, so ist die beste Morgengabe (das beste Kleinod) weg.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 He heft dem Dinge de Jumfernskup benaumen.</hi> (<hi rendition="#i">Osnabrück.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Er hat die Sache zuerst benutzt, ist dort eine allgemeine Redensart von allen neuen Sachen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Ihre Jungfrauschaft und ein Fischerhamen passen gut zusammen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungfrauschöne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Jungfrauschöne und Pfaffenübermuth ist (thut) nie gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jungfrawenschöne ist Sommer Obs.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 411.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junggesell.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wie länger Jongesäll, wie dêfer en de Häll.</hi> (<hi rendition="#i">Düren.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 484, 127;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Riehl, Familie, 86.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junggesellenstand.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Im Junggesellen Stande kneuflet man die ärmel zu und in dem Ehestande auf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1116<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Soltero &#x2013; pavon, desposado &#x2013; leon, casado &#x2013; asno. (<hi rendition="#i">Bohn I, 258.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Junggut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat Junkgôt is darten<hi rendition="#sup">1</hi>, môet man 't ôk bi de Stêrt (Schweif) uphelpen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 431, 228; Bueren, 275; Stürenburg, 99<hi rendition="#sup">b</hi>; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Darten, dartlich = kühn, verwegen, ausgelassen, muthwillig, lustig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jungheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dat dêt de Jonghêt, sacht de Frau, da sprong se överne Strühzalme (Strohhalm).</hi> (<hi rendition="#i">Aachen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 494, 176; Hoefer, 293; Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dat is een voltigeer-sprong, zei de boer, en hij sprong over een' zwavelstok. &#x2013; Het is de jongheid, zei besje, en toen speelde een zeventiger met buitel mannetjes. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 68<hi rendition="#sup">b</hi> u. 365<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dat is Jungkheit, dat verwasst (verwächst) wedder, säd' de Diern, do harr se bi'n Knecht legen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 271; Eichwald, 1255; Hoefer, 242; Stürenburg, 99<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Dat is Junkheit, dat verwasst wêr, sä(de) dat Meisje<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, II, 537, 158.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Liebkosender Ausdruck für Mädchen, bezeichnet aber auch die weibliche Scham.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[538]/0544] ein Schiff herumgeführt und ihr Hauptwerkzeug das Weberschiff ist, will Schade die heilige Ursula auch mit Spinnen und Weben beschäftigt wissen, wie die Berchta und Holle des heidnisch-deutschen Volksglaubens. (Vgl. Wurzbach III, S. 94 fg.) *115 Ich werde dich müssen mit Jungfrawen bitten. – Herberger, II, 569. „Pfleget man zu sagen von etlichen verwehnten Köpffen, die man nicht leichtlich kan bereden.“ *116 Sie, Jungfrau, wenn's kein Spitznam'ist. (Rott-Thal.) Ironische Anrede. *117 Von einer jungfraw seiden kauffen. – Franck, II, 18a. Warum Franck diese Redensart für die lateinische: Quem lupo commisisti und Mustelae sevum anwendet und mit: „dem wolff die schaf bevelhen; der katzen ist der kass beuolhen“ zusammenstellt, ist mir nicht ganz verständlich, um so mehr, als er zur Erklärung beifügt, man wende sie an, „wann man etwas nit trifft vnnd vbel bewart.“ – Die Franzosen verstehen unter einer „Jungfer von Marolles“ ein Mädchen, welches bereits „über die Brücke von Gournay“ oder richtiger über die „Brücke Grenet“ (in Abbeville) gegangen ist, wo ein Spital zur Aufnahme von übel berüchtigten Frauen stand. (Reinsberg V, 156.) Jungfrauenfleisch. 1 Jungfrauenfleisch ist kein Lagerobst. – Eiselein, 353. Die Russen wollen wissen, dass es eine seltene Waare sein würde, wollte man es zu Markte bringen. (Altmann VI, 476.) 2 Jungfrawenfleisch wird allzeit eher reiff als der Knaben. – Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 74. Jungfrauenfürwitz. Jungfrawfürwitz nimpt selten ein gut alter. – Petri, II, 411. Jungfrauengunst. Jungfrauengunst und Harfenklang, dünkt wol gut, aber währt nicht lang. Holl.: Juffersgunst en harpenklank luidt wel zoet, maar duurt niet lang. (Harrebomée, I, 368a.) Jungfrauenhaar. Ein Jungfrawenhaar zeucht stercker dann zehen Joch Ochsen. (S. Frauenhaar 1 u. 2.) – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 43. Jungfrauenhand. Wer Jungfrauenhände hat, muss mit keinem Schiffer Klapphand spielen. Jungfrauenhändlein. * Er gibt ein rechtes Jungfrawhändlein. – Eyering, III, 252. Jungfrauenherz. 1 Jungfrauenherz ist ein offenes Gasthaus, geht ein Gesell ein, der andere aus. 2 Jungfraw Hertz ist ein Taubhauss, da einer fleugt ein, der ander auss. – Gruter. II, 56; Lehmann, II, 285, 69. 3 Jungfrawen Hertzen sind so gross als Paternoster Körner. – Lehmann, 412, 10. Jungfrauenkuss. Ein Jungfrawkuss ist henckenswerth. – Gruter, III, 27; Lehmann, II, 149, 44; Kloster, VIII, 76. Jungfrauenliebe. 1 Junckfruwen Leue vnd Rosenbleder, Herenhülde vnd Aprillenweder, dat Wörpel vnd dat karten spyl vorkeret sick offt, wel ydt gelouen wyl. – Gryse, Fr. 45, Bg. Zz. 2 Jungfrawlieb ist fahrent hab, heut lieb, morgen schabab. – Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 71; Eiselein, 354. Jungfrauenschänder. 1 Einem Jungfrawenschänder gehets nimmermehr wol. – Lehmann, II, 133, 6. 2 Jungfrawenschender schendet Gott wider. – Petri, II, 411; Lehmann, II, 280, 72. Jungfrauensinn. Jungfrawen Sinn vnd Gemüth ist wie ein Taubenhauss; ein Narr fleugt ein, der ander auss. – Lehmann, II, 796, 29. Jungfrauentag. Jungfrauentage – gute Tage, Ehetage – manche Plage. Jungfräulein. 1 Jungfrawlein sein beinen vnd klappen gern. – Mathesy, 173b. 2 Jungfräwlein sollen lassen jhre Gürtel einen Glimpff haben. – Petri, II, 411. 3 Wenn sich ein Jungfrewlin ferbet, so man anspricht, da spürt man gewiss tugent vnd gute arth. – Petri, II, 673. Jungfrauschaft. 1 Auf die Jungfrauschaft kann man keine Semmel borgen. – Eiselein, 354. 2 Die Jungfrauschaft ist ehrenwerth, doch nimm fürlieb, was Gott beschert. 3 Die Jungfrawschafft ist vnwiderkeufflich. – Petri, II, 133. Dän.: Mødom, ord og tid kommer ey igien. (Prov. dan., 418.) Lat.: Nulla reparabilis arte laesa pudicitia est, deperit illa semel. (Ovid.) (Seybold, 389.) – Virginitas, tempus, vox, irrevocabile damnum. (Gaal, 1782.) 4 Jungfrauschaft einmal verloren, allzeit verloren. 5 Jungfrauschaft kommt nicht zurück, wenn man noch so viel von ihr redet. „Jungfrauschafft vnd ein weisses kleid lassen sich zusam gleichen baid. Wenn der eins beikombt ein flecken, bleibt er ewig darinnen stecken.“ (Ayrer, III, 2091, 1.) Die Russen: Viel redet von Jungfrauschaft die Schwangere. (Altmann VI, 441.) 6 Jungfrawschafft gehet vber alle Ehr, sie wird aber jetzt vmb ein gering Geld verkaufft. – Petri, II, 411. Lat.: Candida virginitas res est gratissima divis. (Seybold, 63.) 7 Jungfrawschafft verlohren, ist alles verlohren. – Lehmann, 412, 24. Die Russen: Die Jungfrauschaft wird erst erkannt, wenn sie vorüber ist. (Altmann VI, 395.) 8 Verletzter Jungfrawschafft kan man verzeihen, die verlohrne nicht widerbringen. – Lehmann, 412, 24. 9 Wenn die Jungfrauschaft verloren, so ist die beste Morgengabe (das beste Kleinod) weg. *10 He heft dem Dinge de Jumfernskup benaumen. (Osnabrück.) Er hat die Sache zuerst benutzt, ist dort eine allgemeine Redensart von allen neuen Sachen. *11 Ihre Jungfrauschaft und ein Fischerhamen passen gut zusammen. Jungfrauschöne. 1 Jungfrauschöne und Pfaffenübermuth ist (thut) nie gut. 2 Jungfrawenschöne ist Sommer Obs. – Petri, II, 411. Junggesell. Wie länger Jongesäll, wie dêfer en de Häll. (Düren.) – Firmenich, I, 484, 127; hochdeutsch bei Riehl, Familie, 86. Junggesellenstand. Im Junggesellen Stande kneuflet man die ärmel zu und in dem Ehestande auf. – Schottel, 1116a. Span.: Soltero – pavon, desposado – leon, casado – asno. (Bohn I, 258.) Junggut. Dat Junkgôt is darten1, môet man 't ôk bi de Stêrt (Schweif) uphelpen. (Ostfries.) – Frommann, III, 431, 228; Bueren, 275; Stürenburg, 99b; Hauskalender, III. 1) Darten, dartlich = kühn, verwegen, ausgelassen, muthwillig, lustig. Jungheit. 1 Dat dêt de Jonghêt, sacht de Frau, da sprong se överne Strühzalme (Strohhalm). (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 176; Hoefer, 293; Hauskalender, III. Holl.: Dat is een voltigeer-sprong, zei de boer, en hij sprong over een' zwavelstok. – Het is de jongheid, zei besje, en toen speelde een zeventiger met buitel mannetjes. (Harrebomée, I, 68b u. 365a.) 2 Dat is Jungkheit, dat verwasst (verwächst) wedder, säd' de Diern, do harr se bi'n Knecht legen. – Bueren, 271; Eichwald, 1255; Hoefer, 242; Stürenburg, 99b. 3 Dat is Junkheit, dat verwasst wêr, sä(de) dat Meisje1. (Ostfries.) – Frommann, II, 537, 158. 1) Liebkosender Ausdruck für Mädchen, bezeichnet aber auch die weibliche Scham.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/544
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [538]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/544>, abgerufen am 22.12.2024.