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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] der Bedeutung übergegangen, wie dies mit so vielen Formen ihres Cultus geschehen ist. Das Christenthum hat, um Eingang zu finden, die vorhandenen heidnischen Gebräuche beibehalten und ihnen eine kirchliche Bedeutung gegeben. So erzählt eine kirchliche Sage: Als Herodes den heiligen Johannes gefangen nehmen wollte, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stunde ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich davon erführe. Sie thaten dies; aber zu gleicher Zeit brannten rings auf allen Höhen Feuer, sodass der König völlig nicht wusste, wie er daran war. Zum Andenken an dies Wunder werden noch heute Johannisfeuer gebrannt. - Das Wesentliche bei diesen Feuern scheint geblieben zu sein; nur die Formen sind etwas verschieden und die Bedeutung ist verloren gegangen. Die, welche sie anzünden, kennen die Idee, welche ihnen zu Grunde lag, nicht mehr. In Schlesien sammeln Knaben die alten Besen, zünden sie aber nicht am Johannistage, sondern am Johannisabend, d. i. den Abend des 23. Juni, auf einer Höhe an und schwingen sie. Dasselbe berichtet Baumgarten aus Steiermark und Niederösterreich, wo man nicht blos Besen, sondern auch die Wagenschmierfässchen für diesen Tag aufspart. Die letztern werden mit dürrem Reisig vollgestopft, an einer langen Stange befestigt, dann angezündet und geschwungen. In der Gegend von Kremsmünster kauerte man ehemals am Feuer und betete. Im untern Mühlviertel ging man, bevor man darüber sprang, erst einigemale um dasselbe herum, einen Spruch sagend. Im Innviertel wird das Holz zum Johannisfeuer mit dem Spruche gesammelt: "Der heilige Sanc-Veit that bitn um a Scheit, der heilige Sanct-Ullri' that bitn um a Bur Wid, der heilige Sanct-Nigl that bitn um a Prigl, der heilige Sanct-Florian, um 7 Uhr kend ma's Feur an." Dem, welcher Holz dazu gibt, wird mit den Worten gedankt: "Nim an Schimel, reit zum Himel." Im Gegenfall schilt man: "Nim an Rapn und reit in d' Höll." In der Gegend von Wolfseck gehen Knaben lärmend von Haus zu Haus, Holz mit dem Spruche sammelnd: "Der heilige Sanct-Veit that bittn um a Scheit; wans ins koan Scheit nöd göbt, so macha ma koan Sunwendfeuer nöd." (Vgl. das Weitere Baumgarten, Progr., 26 fg.).

2 So lang über das Johannisfeuer der Sprung, so lang wird der Bub.


Johanniskäfer.

1 Wenn die Johanniskäfer hell leuchten im Garten, dann ist gut Wetter zu erwarten.

Nach Gilbert's und Ellner's Wetterpropheten steht gut Wetter zu erwarten, wenn beim Regenwetter Eulen schreien, Lerchen und Rothkehlchen hoch fliegen und dabei viel singen, Nachtigallen bis gegen Morgen flöten, Weiher, Reiher und Rohrdommeln mit lautem Geschrei fliegen, Kiebitze und Sperber hoch ansteigen und laut schreien; wenn die Fledermäuse morgens früh und abends spät fliegen; wenn Johanniswürmchen ungewöhnlich hell leuchten; Laubfrösche im Freien hoch sitzen, Schafe auf der Weide hoch und munter springen; Rosskäfer abends häufig fliegen, ebenso Hornisse und Wespen und wenn Blutegel ruhig am Boden der Wassergefässe liegen. (Vgl. auch W. Haffer, Ueber Wetterprophezeiung und die natürlichen Wetterpropheten im Allgemeinen Mecklenburger Anzeiger, Neubrandenburg 1864, Nr. 40.)

*2 Er will Johanniskäfer für Laternen verkaufen.

It.: E difficile vender lucciole per laterne. (Pazzaglia, 395, 2.)


Johanniskraut.

* Hier hilft kein Johanniskraut mehr.

Frz.: Il a employe toutes les herbes de la Saint-Jean. (Leroux, I, 31.)


Johanniskrieger.

Es ist ein S. Johanneskrieger, der sich an seinem sold genügen lest. - Lehmann, 444, 128.

Dän.: Det er St. Hans Krigsmand, der lader sig nöye med sin sold. (Prov. dan., 360.)


Johannisland.

* In Priester Johannis land sitzen. - Fischer, Psalter, 26c u. 68d.

"Da sind wir sicher vnd gutes muts, dencken, wir sitzen in Prister Johannes land; ja, wir sitzen Gott gar tieff im schos, haben die kunst mit federn vnd allem auffgefressen."


Johannismorgen.

1 Am Johannismorgen ist Gerst' und Hafer noch nicht gerathen, noch nicht verdorben. - Boebel, 32.

2 Am Johannismorgen steht der Hafer noch in Sorgen. - Boebel, 32.


Johannisregen.

Johannisregen ohne Segen. - Boebel, 31.


Johannissegen.

Was achten wir Johannissegen, so man das Evangelium Matthäi liest. - Fischart.


[Spaltenumbruch]
Johannistag.

1 Achter Johannisdage mutt man nich um Regen bidden, wenn Een ok dat Swet von der Swaren loppt. (S. 5.) - Eichwald, 899.

2 Am Johannistag muss man einen borsdorfer Apfel im Flachs verstecken können, wenn er gerathen soll. - Boebel, 33.

3 Na Johannesdag dreit sek det Laf up'n Bame un 't Har up der Kau. - Schambach, II, 643.

Nach dem 24. Juni (Johannistag) legen sich die Blätter der Bäume auf die Seite, sodass sie gegen einen Regenschauer keinen genügenden Schutz mehr gewähren, sondern den Regen durchschlagen lassen. Bei der Kuh aber richtet sich nach Johannis das vorher glatte und dicht anliegende Haar auf und wird rauh.

4 Nach Johannistag Kukuksgeschrei zieht eine theure Zeit herbei. - Boebel, 31.

5 Nach Johannistag muss man nicht um Regen bitten, wenn einem auch der Schweiss von der Stirn läuft. - Reinsberg VIII, 147.

6 Regnet's am (um) Johannistag, eine nasse Ernte man erwarten mag.

Zur Erklärung dieser Erscheinung vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1843, S. 14-16 und dessen Meteorologische Untersuchungen, S. 120 fg.

Engl.: If the first of July it be rainy weather, 't will rain more or less for four weeks together.

7 Regnet's am Johannistag, so regnet es noch vierzehn Tag und man hat eine schlechte Ernte zu hoffen. - Reinsberg VIII, 448.

8 Regnet's auf Johannistag, ist's der Haselnüsse Plag'. - Boebel, 31; Schweiz, I, 235, 7; Reinsberg VIII, 147.

Die Franzosen: Vom Tag Johann's der Regenguss lässt verfaulen die Haselnuss. In Venetien: Regnet's vor Johannis sehr, werden die Haselnüsse leer. In der Picardie: An Sanct-Johann gafft man hinein, d. i. wenn es regnet, in die leeren Nüsse. (Reinsberg VIII, 147.)

9 Sant Johannstag bricht 'em Chorn d' Würze-n- ab. (Solothurn.) - Schild, 106, 58; für Bern: Zyro, 73.

Das Korn beginnt zu reifen.

10 Tropft's am Johannistag ins Fass, so ist die Ernte nass. - Boebel, 30.

11 Vor Johannesdag helt de Busch Schauer, na Johannesdag nich. - Schambach, II, 653.

Vor Johannis hält der Busch (das Laubdach) einen Schauer ab, d. h. er lässt den Regen nicht durchdringen, nach Johannis nicht.

12 Vor Johannesdage könt de schape met den Uetzen grasen. - Schambach, II, 654.

Vor Johannis können die Schafe mit den Fröschen grasen. Scheint sich darauf zu beziehen, dass an den Orten, wo noch nicht verkoppelt ist, die Schafe bis zum alten "Maitag" (10. Mai) auf den Wiesen weiden, wo es auch an Fröschen nicht fehlt.

13 Vör Johannidag man kenen Gasten laben mag. - Schiller, III, 31b.

Vor Johannistag keine Gerste man loben mag. (Reinsberg VIII, 149.)

14 Vor Johannistag man Gerst' und Hafer nicht loben mag. - Boebel, 32.

15 Wenn es am Johannestage regnet, werden die Haselnüsse faul. (Schweiz.)

16 Wenn es am Johannistag regnet, so gibt es keinen Salatsaamen. (Innthal.) - Reinsberg VIII, 148.

Die Venetier behaupten: Wenn's regnet am Johannistag kommt Mangel an Rohr und Sorgo nach. Sie sind der Meinung: An Sanct-Johann geht der Sorgo ins Korn. Sie haben wie alle Bewohner Oberitaliens den Glauben, dass wie in der Johannisnacht der Most in die Traube, am Johannistage der Sorgo oder Mohnhirse in die Körner geht.

17 Wenn es auf Johannistag regnet, misrathen die Nüsse und gerathen die Huren1. (Vläm.)

1)D. i. die Wiesenzeitlosen, die in Brabant so genannt werden. (Reinsberg VIII, 147.)

18 Wenn me z' Sant Johannstag drei Oepfel a de Bäume g'seht, so sell me d' Hurd1 z' wäg mache. (Solothurn.) - Schild, 105, 57.

1)Ein geflochtener Boden zur Aufbewahrung des Obstes. Will sagen: Wenn man mit Johanni schon kleine Aepfel sieht, so hat man ein Obstjahr zu erwarten.

19 Wenn's am Johannistag regnet ins Laub, so wird die Buche taub. - Boebel, 33.


[Spaltenumbruch] der Bedeutung übergegangen, wie dies mit so vielen Formen ihres Cultus geschehen ist. Das Christenthum hat, um Eingang zu finden, die vorhandenen heidnischen Gebräuche beibehalten und ihnen eine kirchliche Bedeutung gegeben. So erzählt eine kirchliche Sage: Als Herodes den heiligen Johannes gefangen nehmen wollte, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stunde ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich davon erführe. Sie thaten dies; aber zu gleicher Zeit brannten rings auf allen Höhen Feuer, sodass der König völlig nicht wusste, wie er daran war. Zum Andenken an dies Wunder werden noch heute Johannisfeuer gebrannt. – Das Wesentliche bei diesen Feuern scheint geblieben zu sein; nur die Formen sind etwas verschieden und die Bedeutung ist verloren gegangen. Die, welche sie anzünden, kennen die Idee, welche ihnen zu Grunde lag, nicht mehr. In Schlesien sammeln Knaben die alten Besen, zünden sie aber nicht am Johannistage, sondern am Johannisabend, d. i. den Abend des 23. Juni, auf einer Höhe an und schwingen sie. Dasselbe berichtet Baumgarten aus Steiermark und Niederösterreich, wo man nicht blos Besen, sondern auch die Wagenschmierfässchen für diesen Tag aufspart. Die letztern werden mit dürrem Reisig vollgestopft, an einer langen Stange befestigt, dann angezündet und geschwungen. In der Gegend von Kremsmünster kauerte man ehemals am Feuer und betete. Im untern Mühlviertel ging man, bevor man darüber sprang, erst einigemale um dasselbe herum, einen Spruch sagend. Im Innviertel wird das Holz zum Johannisfeuer mit dem Spruche gesammelt: „Der heilige Sanc-Veit that bitn um a Scheit, der heilige Sanct-Ullri' that bitn um a Bur Wid, der heilige Sanct-Nigl that bitn um a Prigl, der heilige Sanct-Florian, um 7 Uhr kend ma's Feur an.“ Dem, welcher Holz dazu gibt, wird mit den Worten gedankt: „Nim an Schimel, reit zum Himel.“ Im Gegenfall schilt man: „Nim an Rapn und reit in d' Höll.“ In der Gegend von Wolfseck gehen Knaben lärmend von Haus zu Haus, Holz mit dem Spruche sammelnd: „Der heilige Sanct-Veit that bittn um a Scheit; wans ins koan Scheit nöd göbt, so macha ma koan Sunwendfeuer nöd.“ (Vgl. das Weitere Baumgarten, Progr., 26 fg.).

2 So lang über das Johannisfeuer der Sprung, so lang wird der Bub.


Johanniskäfer.

1 Wenn die Johanniskäfer hell leuchten im Garten, dann ist gut Wetter zu erwarten.

Nach Gilbert's und Ellner's Wetterpropheten steht gut Wetter zu erwarten, wenn beim Regenwetter Eulen schreien, Lerchen und Rothkehlchen hoch fliegen und dabei viel singen, Nachtigallen bis gegen Morgen flöten, Weiher, Reiher und Rohrdommeln mit lautem Geschrei fliegen, Kiebitze und Sperber hoch ansteigen und laut schreien; wenn die Fledermäuse morgens früh und abends spät fliegen; wenn Johanniswürmchen ungewöhnlich hell leuchten; Laubfrösche im Freien hoch sitzen, Schafe auf der Weide hoch und munter springen; Rosskäfer abends häufig fliegen, ebenso Hornisse und Wespen und wenn Blutegel ruhig am Boden der Wassergefässe liegen. (Vgl. auch W. Haffer, Ueber Wetterprophezeiung und die natürlichen Wetterpropheten im Allgemeinen Mecklenburger Anzeiger, Neubrandenburg 1864, Nr. 40.)

*2 Er will Johanniskäfer für Laternen verkaufen.

It.: E difficile vender lucciole per laterne. (Pazzaglia, 395, 2.)


Johanniskraut.

* Hier hilft kein Johanniskraut mehr.

Frz.: Il a employé toutes les herbes de la Saint-Jean. (Leroux, I, 31.)


Johanniskrieger.

Es ist ein S. Johanneskrieger, der sich an seinem sold genügen lest.Lehmann, 444, 128.

Dän.: Det er St. Hans Krigsmand, der lader sig nøye med sin sold. (Prov. dan., 360.)


Johannisland.

* In Priester Johannis land sitzen.Fischer, Psalter, 26c u. 68d.

„Da sind wir sicher vnd gutes muts, dencken, wir sitzen in Prister Johannes land; ja, wir sitzen Gott gar tieff im schos, haben die kunst mit federn vnd allem auffgefressen.“


Johannismorgen.

1 Am Johannismorgen ist Gerst' und Hafer noch nicht gerathen, noch nicht verdorben.Boebel, 32.

2 Am Johannismorgen steht der Hafer noch in Sorgen.Boebel, 32.


Johannisregen.

Johannisregen ohne Segen.Boebel, 31.


Johannissegen.

Was achten wir Johannissegen, so man das Evangelium Matthäi liest.Fischart.


[Spaltenumbruch]
Johannistag.

1 Achter Johannisdage mutt man nich um Regen bidden, wenn Een ok dat Swêt von der Swaren loppt. (S. 5.)Eichwald, 899.

2 Am Johannistag muss man einen borsdorfer Apfel im Flachs verstecken können, wenn er gerathen soll.Boebel, 33.

3 Nâ Johannesdag dreit sek det Lâf up'n Bâme un 't Hâr up der Kau.Schambach, II, 643.

Nach dem 24. Juni (Johannistag) legen sich die Blätter der Bäume auf die Seite, sodass sie gegen einen Regenschauer keinen genügenden Schutz mehr gewähren, sondern den Regen durchschlagen lassen. Bei der Kuh aber richtet sich nach Johannis das vorher glatte und dicht anliegende Haar auf und wird rauh.

4 Nach Johannistag Kukuksgeschrei zieht eine theure Zeit herbei.Boebel, 31.

5 Nach Johannistag muss man nicht um Regen bitten, wenn einem auch der Schweiss von der Stirn läuft.Reinsberg VIII, 147.

6 Regnet's am (um) Johannistag, eine nasse Ernte man erwarten mag.

Zur Erklärung dieser Erscheinung vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1843, S. 14-16 und dessen Meteorologische Untersuchungen, S. 120 fg.

Engl.: If the first of July it be rainy weather, 't will rain more or less for four weeks together.

7 Regnet's am Johannistag, so regnet es noch vierzehn Tag und man hat eine schlechte Ernte zu hoffen.Reinsberg VIII, 448.

8 Regnet's auf Johannistag, ist's der Haselnüsse Plag'.Boebel, 31; Schweiz, I, 235, 7; Reinsberg VIII, 147.

Die Franzosen: Vom Tag Johann's der Regenguss lässt verfaulen die Haselnuss. In Venetien: Regnet's vor Johannis sehr, werden die Haselnüsse leer. In der Picardie: An Sanct-Johann gafft man hinein, d. i. wenn es regnet, in die leeren Nüsse. (Reinsberg VIII, 147.)

9 Sant Johannstag bricht 'em Chorn d' Würze-n- ab. (Solothurn.) – Schild, 106, 58; für Bern: Zyro, 73.

Das Korn beginnt zu reifen.

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Vor Johannis hält der Busch (das Laubdach) einen Schauer ab, d. h. er lässt den Regen nicht durchdringen, nach Johannis nicht.

12 Vor Johannesdâge könt de schape met den Uetzen grasen.Schambach, II, 654.

Vor Johannis können die Schafe mit den Fröschen grasen. Scheint sich darauf zu beziehen, dass an den Orten, wo noch nicht verkoppelt ist, die Schafe bis zum alten „Maitag“ (10. Mai) auf den Wiesen weiden, wo es auch an Fröschen nicht fehlt.

13 Vör Johannidag man kênen Gâsten lâben mag.Schiller, III, 31b.

Vor Johannistag keine Gerste man loben mag. (Reinsberg VIII, 149.)

14 Vor Johannistag man Gerst' und Hafer nicht loben mag.Boebel, 32.

15 Wenn es am Johannestage regnet, werden die Haselnüsse faul. (Schweiz.)

16 Wenn es am Johannistag regnet, so gibt es keinen Salatsaamen. (Innthal.) – Reinsberg VIII, 148.

Die Venetier behaupten: Wenn's regnet am Johannistag kommt Mangel an Rohr und Sorgo nach. Sie sind der Meinung: An Sanct-Johann geht der Sorgo ins Korn. Sie haben wie alle Bewohner Oberitaliens den Glauben, dass wie in der Johannisnacht der Most in die Traube, am Johannistage der Sorgo oder Mohnhirse in die Körner geht.

17 Wenn es auf Johannistag regnet, misrathen die Nüsse und gerathen die Huren1. (Vläm.)

1)D. i. die Wiesenzeitlosen, die in Brabant so genannt werden. (Reinsberg VIII, 147.)

18 Wenn me z' Sant Johannstag drei Oepfel a de Bäume g'seht, so sell me d' Hurd1 z' wäg mache. (Solothurn.) – Schild, 105, 57.

1)Ein geflochtener Boden zur Aufbewahrung des Obstes. Will sagen: Wenn man mit Johanni schon kleine Aepfel sieht, so hat man ein Obstjahr zu erwarten.

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[[512]/0518] der Bedeutung übergegangen, wie dies mit so vielen Formen ihres Cultus geschehen ist. Das Christenthum hat, um Eingang zu finden, die vorhandenen heidnischen Gebräuche beibehalten und ihnen eine kirchliche Bedeutung gegeben. So erzählt eine kirchliche Sage: Als Herodes den heiligen Johannes gefangen nehmen wollte, trug er den Schergen auf, an der Stelle, wo ihnen der Heilige in die Hände fiele, zur Stunde ein Feuer anzuzünden, damit er so schnell als möglich davon erführe. Sie thaten dies; aber zu gleicher Zeit brannten rings auf allen Höhen Feuer, sodass der König völlig nicht wusste, wie er daran war. Zum Andenken an dies Wunder werden noch heute Johannisfeuer gebrannt. – Das Wesentliche bei diesen Feuern scheint geblieben zu sein; nur die Formen sind etwas verschieden und die Bedeutung ist verloren gegangen. Die, welche sie anzünden, kennen die Idee, welche ihnen zu Grunde lag, nicht mehr. In Schlesien sammeln Knaben die alten Besen, zünden sie aber nicht am Johannistage, sondern am Johannisabend, d. i. den Abend des 23. Juni, auf einer Höhe an und schwingen sie. Dasselbe berichtet Baumgarten aus Steiermark und Niederösterreich, wo man nicht blos Besen, sondern auch die Wagenschmierfässchen für diesen Tag aufspart. Die letztern werden mit dürrem Reisig vollgestopft, an einer langen Stange befestigt, dann angezündet und geschwungen. In der Gegend von Kremsmünster kauerte man ehemals am Feuer und betete. Im untern Mühlviertel ging man, bevor man darüber sprang, erst einigemale um dasselbe herum, einen Spruch sagend. Im Innviertel wird das Holz zum Johannisfeuer mit dem Spruche gesammelt: „Der heilige Sanc-Veit that bitn um a Scheit, der heilige Sanct-Ullri' that bitn um a Bur Wid, der heilige Sanct-Nigl that bitn um a Prigl, der heilige Sanct-Florian, um 7 Uhr kend ma's Feur an.“ Dem, welcher Holz dazu gibt, wird mit den Worten gedankt: „Nim an Schimel, reit zum Himel.“ Im Gegenfall schilt man: „Nim an Rapn und reit in d' Höll.“ In der Gegend von Wolfseck gehen Knaben lärmend von Haus zu Haus, Holz mit dem Spruche sammelnd: „Der heilige Sanct-Veit that bittn um a Scheit; wans ins koan Scheit nöd göbt, so macha ma koan Sunwendfeuer nöd.“ (Vgl. das Weitere Baumgarten, Progr., 26 fg.). 2 So lang über das Johannisfeuer der Sprung, so lang wird der Bub. Johanniskäfer. 1 Wenn die Johanniskäfer hell leuchten im Garten, dann ist gut Wetter zu erwarten. Nach Gilbert's und Ellner's Wetterpropheten steht gut Wetter zu erwarten, wenn beim Regenwetter Eulen schreien, Lerchen und Rothkehlchen hoch fliegen und dabei viel singen, Nachtigallen bis gegen Morgen flöten, Weiher, Reiher und Rohrdommeln mit lautem Geschrei fliegen, Kiebitze und Sperber hoch ansteigen und laut schreien; wenn die Fledermäuse morgens früh und abends spät fliegen; wenn Johanniswürmchen ungewöhnlich hell leuchten; Laubfrösche im Freien hoch sitzen, Schafe auf der Weide hoch und munter springen; Rosskäfer abends häufig fliegen, ebenso Hornisse und Wespen und wenn Blutegel ruhig am Boden der Wassergefässe liegen. (Vgl. auch W. Haffer, Ueber Wetterprophezeiung und die natürlichen Wetterpropheten im Allgemeinen Mecklenburger Anzeiger, Neubrandenburg 1864, Nr. 40.) *2 Er will Johanniskäfer für Laternen verkaufen. It.: E difficile vender lucciole per laterne. (Pazzaglia, 395, 2.) Johanniskraut. * Hier hilft kein Johanniskraut mehr. Frz.: Il a employé toutes les herbes de la Saint-Jean. (Leroux, I, 31.) Johanniskrieger. Es ist ein S. Johanneskrieger, der sich an seinem sold genügen lest. – Lehmann, 444, 128. Dän.: Det er St. Hans Krigsmand, der lader sig nøye med sin sold. (Prov. dan., 360.) Johannisland. * In Priester Johannis land sitzen. – Fischer, Psalter, 26c u. 68d. „Da sind wir sicher vnd gutes muts, dencken, wir sitzen in Prister Johannes land; ja, wir sitzen Gott gar tieff im schos, haben die kunst mit federn vnd allem auffgefressen.“ Johannismorgen. 1 Am Johannismorgen ist Gerst' und Hafer noch nicht gerathen, noch nicht verdorben. – Boebel, 32. 2 Am Johannismorgen steht der Hafer noch in Sorgen. – Boebel, 32. Johannisregen. Johannisregen ohne Segen. – Boebel, 31. Johannissegen. Was achten wir Johannissegen, so man das Evangelium Matthäi liest. – Fischart. Johannistag. 1 Achter Johannisdage mutt man nich um Regen bidden, wenn Een ok dat Swêt von der Swaren loppt. (S. 5.) – Eichwald, 899. 2 Am Johannistag muss man einen borsdorfer Apfel im Flachs verstecken können, wenn er gerathen soll. – Boebel, 33. 3 Nâ Johannesdag dreit sek det Lâf up'n Bâme un 't Hâr up der Kau. – Schambach, II, 643. Nach dem 24. Juni (Johannistag) legen sich die Blätter der Bäume auf die Seite, sodass sie gegen einen Regenschauer keinen genügenden Schutz mehr gewähren, sondern den Regen durchschlagen lassen. Bei der Kuh aber richtet sich nach Johannis das vorher glatte und dicht anliegende Haar auf und wird rauh. 4 Nach Johannistag Kukuksgeschrei zieht eine theure Zeit herbei. – Boebel, 31. 5 Nach Johannistag muss man nicht um Regen bitten, wenn einem auch der Schweiss von der Stirn läuft. – Reinsberg VIII, 147. 6 Regnet's am (um) Johannistag, eine nasse Ernte man erwarten mag. Zur Erklärung dieser Erscheinung vgl. Dove, Witterungsverhältnisse, Berlin 1843, S. 14-16 und dessen Meteorologische Untersuchungen, S. 120 fg. Engl.: If the first of July it be rainy weather, 't will rain more or less for four weeks together. 7 Regnet's am Johannistag, so regnet es noch vierzehn Tag und man hat eine schlechte Ernte zu hoffen. – Reinsberg VIII, 448. 8 Regnet's auf Johannistag, ist's der Haselnüsse Plag'. – Boebel, 31; Schweiz, I, 235, 7; Reinsberg VIII, 147. Die Franzosen: Vom Tag Johann's der Regenguss lässt verfaulen die Haselnuss. In Venetien: Regnet's vor Johannis sehr, werden die Haselnüsse leer. In der Picardie: An Sanct-Johann gafft man hinein, d. i. wenn es regnet, in die leeren Nüsse. (Reinsberg VIII, 147.) 9 Sant Johannstag bricht 'em Chorn d' Würze-n- ab. (Solothurn.) – Schild, 106, 58; für Bern: Zyro, 73. Das Korn beginnt zu reifen. 10 Tropft's am Johannistag ins Fass, so ist die Ernte nass. – Boebel, 30. 11 Vor Johannesdag helt de Busch Schûer, na Johannesdag nich. – Schambach, II, 653. Vor Johannis hält der Busch (das Laubdach) einen Schauer ab, d. h. er lässt den Regen nicht durchdringen, nach Johannis nicht. 12 Vor Johannesdâge könt de schape met den Uetzen grasen. – Schambach, II, 654. Vor Johannis können die Schafe mit den Fröschen grasen. Scheint sich darauf zu beziehen, dass an den Orten, wo noch nicht verkoppelt ist, die Schafe bis zum alten „Maitag“ (10. Mai) auf den Wiesen weiden, wo es auch an Fröschen nicht fehlt. 13 Vör Johannidag man kênen Gâsten lâben mag. – Schiller, III, 31b. Vor Johannistag keine Gerste man loben mag. (Reinsberg VIII, 149.) 14 Vor Johannistag man Gerst' und Hafer nicht loben mag. – Boebel, 32. 15 Wenn es am Johannestage regnet, werden die Haselnüsse faul. (Schweiz.) 16 Wenn es am Johannistag regnet, so gibt es keinen Salatsaamen. (Innthal.) – Reinsberg VIII, 148. Die Venetier behaupten: Wenn's regnet am Johannistag kommt Mangel an Rohr und Sorgo nach. Sie sind der Meinung: An Sanct-Johann geht der Sorgo ins Korn. Sie haben wie alle Bewohner Oberitaliens den Glauben, dass wie in der Johannisnacht der Most in die Traube, am Johannistage der Sorgo oder Mohnhirse in die Körner geht. 17 Wenn es auf Johannistag regnet, misrathen die Nüsse und gerathen die Huren1. (Vläm.) 1)D. i. die Wiesenzeitlosen, die in Brabant so genannt werden. (Reinsberg VIII, 147.) 18 Wenn me z' Sant Johannstag drei Oepfel a de Bäume g'seht, so sell me d' Hurd1 z' wäg mache. (Solothurn.) – Schild, 105, 57. 1)Ein geflochtener Boden zur Aufbewahrung des Obstes. Will sagen: Wenn man mit Johanni schon kleine Aepfel sieht, so hat man ein Obstjahr zu erwarten. 19 Wenn's am Johannistag regnet ins Laub, so wird die Buche taub. – Boebel, 33.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [512]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/518>, abgerufen am 21.11.2024.