Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] viel für sich. Die Erbkaufleute, die Juden, welche Handel und Wandel beherrschen, beweisen es. Nach demselben Princip wählt der Jäger seinen Vorstehehund. Er verschwendet seine Dressur nicht an den Pudel, den Fleischerhund; er nimmt den jungen >Spion<, weil diesem, was von ihm verlangt wird, im Blute steckt." (L. Schücking, Geneanomische Briefe, S. 12.)

9 Junge Jagdhunde belfern auch da, wo keine Hasen über das Feld gelaufen sind. - Demokritos, II.

10 Wer einen faulen Jagdhund hat, leg' ihm eine Mönchskappe an, und es entrinnt kein Has und kein Fuchs mehr. - Klosterspiegel, 71, 16.

*11 Er ist wie ein Jagdhund. (Altgr.)

Die nach allem haschen, horchen und forschen und es ausplaudern.


Jagdlust.

Jagdlust macht Unlust.

Dän.: Jage-lyst giver megen ulyst. (Prov. dan., 322.)


Jagdrecht.

Jagdrecht - Teufelsrecht.

Mit Bezug auf die Willkür und die in unsern Tagen kaum glaubliche Barbarei, mit der es ausgeübt wurde. Der Herzog der Normandie liess den Abgeordneten der Bauern, welche die Ausübung ihrer alten Rechte (Jagd, Fischerei) durch sie beantragte, Hände und Füsse abhauen und schickte sie so zurück. Der Gutsherr in der Normandie hatte das "historisch wohlerworbene Recht", wenn ihn auf der Jagd friere, den Bauern den Bauch aufzuschneiden und sich in den Eingeweiden derselben, die meist Herren des Jagdgrundes waren, die Füsse zu wärmen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1853, S. 69.) Nach einem Edict des breslauer Raths sollten dem, der nach dem Marcellitage dabei ertappt wird, dass er mit dem Netze Wachteln, Rebhühner und anderes Gevögel fängt, die Augen ausgegraben werden. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 253.) Der Erzbischof von Salzburg liess 1557 einen Bauer, der Jagd wegen, in eine Hirschhaut nähen und in den Wald hetzen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1801, S. 552.)


Jagdtag.

Jagdtag ist wol alle Tage, aber nicht Fangetag. - Blum, 203; Mayer, I, 188.

Unternehmen kann man zu jeder Zeit, der Erfolg aber bleibt ungleich.

Dän.: Det er vel hver dag jagedag, men ikke hver dag fange dag. (Prov. dan., 321.)


Jagen.

1 Beim Jagen und beim Lieben weiss man wol, wo man anfängt, aber nicht, wohin man kommt (wo man aufhört).

2 De 'n andern jagen will, mot sülfst mit lopen. (Ostfries.) - Frommann, IV, 141, 309; Bueren, 1517; Eichwald, 889; Hauskalender, I.

3 Denen, die viel jagen und finken (Finken fangen), wird das Fleisch im Topfe nicht stinken.

4 Der hat wohl gejagt, der etwas gefangen hat.

Frz.: Il a bien chasse qui a pris. (Kritzinger, 127.)

5 Die jagen und fischen, sitzen oft an leeren Tischen.

Frz.: Chasseurs, pecheurs, preneurs de taupes, feraient beaucoup n'etaient les fautes. (Cahier, 305.)

6 Die mit Jagen viel gehen vmb, werden gemeiniglich wild und thumb. - Oec. rur., 569.

7 Einer jagt den andern und der letzte verjagt sie alle. - Opel, 372.

8 Einer jagt vnd fangt den Hasen, ein ander jsst jhn. - Lehmann, 37, 17.

Dän.: Den eene jager, den anden aeder haren. (Prov. dan., 322.)

9 Es ist bös Jagen, wenn man den faulen Hund muss tragen.

10 Es jagen nit alle Hasen, die Hörner blasen. - Gruter, III, 31; Lehmann, II, 153, 109.

11 Es jagt keiner mehr nach Ehre, als der seine Schande damit bedecken will.

12 Es jagt vns doch niemand (was sollten wir eilen). - Tappius, 176b.

Lat.: Nemo nos insequitur. (Erasm., 899a; Tappius, 176b.)

13 Ich habe gejagt, das mir behagt. - Petri, II, 397.

14 Jage mit den Hunden, die vorhanden sind. - Petri, II, 409; Sutor, 276.

15 Jage nur mit eigenen Hunden.

[Spaltenumbruch] 16 Jagen ist ein blutdürstige lust. - Lehmann, 403, 19.

Dän.: For meget jagen er en blodtörstig lyst. (Prov. dan., 322.)

17 Jagen ist gut vnd nutz, wenn der gut vnd nutz ist, der es thut.

18 Jagen ist selten ohne Klagen. - Parömiakon, 2034.

Von den Bedrückungen, die das Volk in frühern Zeiten, zum Theil an manchen Orten noch jetzt zu tragen hatte, sowol durch das Wild und die Jagden selbst als die grausamen Jagdgesetze. "Die Landleute werden durch grosse Jagden meist sehr bedrückt. Die Jägerei ist den Bauern keine kleine Gaunerei. Philipp II. von Spanien hat auf seinem Todtenbette nichts mehr bedauert, als seine schädlichen Jagden. Der Herzog Barnabas zu Mailand hat 2000 Hunde gehabt, die er in die Dörfer vertheilt und von Bauern hat unterhalten lassen. Eine ganze Familie hat er lassen aufhängen, weil sie ein Wildschwein gefällt." (Abraham a Sancta Clara, Etwas für alle.)

19 Jagen ist wol ein Vergnügen, aber man kann nicht immer was kriegen.

Frz.: La venerie a plus de plaisir que de profit. (Kritzinger, 545a.)

20 Jagen macht müde Bein' und bringt wenig ein.

21 Jagen und nichts fangen, Lesen und nichts verstehen ist ein Müssiggehen.

Frz.: Autant vault celui qui chasse, et rien ne prend comme celui qui lit, et rien n'entend. (Leroux, II, 59.) - Tant vaut qui oit et rien n'entend, com cil qui chasse et rien ne prend. (Cahier, 952.)

22 Jagen vnd nichts fangen macht vnlustige (verdrossene) Jäger. - Lehmann, 402, 10; Körte, 3108; Simrock, 5173; Braun, I, 1613.

Engl.: Great pain and little gain make a man soon weary. (Gaal, 955.)

Lat.: In steriles campos nolunt juga ferre juvenci. (Gaal, 955.)

23 Jagen zur Lust und zu Armen Leid, darüber hat der Teufel Freud'.

24 Jagest, so fahest! - Petri, II, 409; Lehmann, 22, 23; Körte, 3110; Braun, I, 1621.

25 Jagestu nicht, so fahestu nicht. - Petri, II, 409.

26 Jagstu, so fahstu. - Schottel, 1123a; Eiselein, 345; Simrock, 5169; Körte, 3110.

27 Man jaget oft und fahet nichts.

Dän.: Man faaer ey alt det man jager efter. (Prov. dan., 322.)

28 Man jagt alle Tag, aber man fängt nicht alle Tag. - Eyering, I, 25.

29 Man kann nicht zugleich jagen und das Horn blasen. - Reinsberg IV, 115.

30 Man sol jagen ohne Armer Leut schaden. - Lehmann, 402, 4.

31 Man soll jagen, dass die Bauern nicht klagen.

Dän.: Man skal jage uden armes klage. (Prov. dan., 321.)

32 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück (Heil). - Simrock, 5170; Körte, 3167.

In Estland: Nicht alle Hühner kommen auf die Stange. (Reinsberg IV, 19.)

33 Viel gejagt, wenig gefangen; viel gehört, wenig verstanden; viel gesehen, viel gemerkt, sind drei vergebliche Werk.

34 Viel jagen den Bern, es mag jhn aber niemand stechen. - Lehmann, 227, 38.

35 Vill gejagt und nichts gefangen; vil gelesen, nichts verstanden; vil gehort vnd nichts gemerkt, das seindt eyttel vnnutze wergk. - Latendorf, Jahrb., 265.

Mit unerheblichen Abweichungen auch in Herder's Stimmen der Völker und bei W. Grimm über Freidank (S.23) aus einer innsbrucker Handschrift vom Jahre 1430.

36 Vor lauter Jagen in die Küch' und in den Kragen thun die Herrn fürs Land keine Sorge tragen.

37 Was man jagt, das fangt man nicht allzeit. - Lehmann, 66, 5.

It.: Il piu da noi desiderato, piu ci viene negato. (Pazzaglia, 84, 8.)

38 Wen man nicht jagt, der soll nicht eylen (laufen). - Lehmann, 802, 1; Venedey, 73; Körte, 6697; Simrock, 6217.

39 Wer andere jagt, muss selbst mitlaufen. - Simrock, 5180; Braun, I, 78; Reinsberg II, 33.

Böhm.: Kdo jineho honi, sam se uhoni. (Celakovsky, 368.)

Dän.: Hvo der vil jage en anden over tre gierder, maae selv over de to. (Prov. dan., 321.)

[Spaltenumbruch] viel für sich. Die Erbkaufleute, die Juden, welche Handel und Wandel beherrschen, beweisen es. Nach demselben Princip wählt der Jäger seinen Vorstehehund. Er verschwendet seine Dressur nicht an den Pudel, den Fleischerhund; er nimmt den jungen ›Spion‹, weil diesem, was von ihm verlangt wird, im Blute steckt.“ (L. Schücking, Geneanomische Briefe, S. 12.)

9 Junge Jagdhunde belfern auch da, wo keine Hasen über das Feld gelaufen sind.Demokritos, II.

10 Wer einen faulen Jagdhund hat, leg' ihm eine Mönchskappe an, und es entrinnt kein Has und kein Fuchs mehr.Klosterspiegel, 71, 16.

*11 Er ist wie ein Jagdhund. (Altgr.)

Die nach allem haschen, horchen und forschen und es ausplaudern.


Jagdlust.

Jagdlust macht Unlust.

Dän.: Jage-lyst giver megen ulyst. (Prov. dan., 322.)


Jagdrecht.

Jagdrecht – Teufelsrecht.

Mit Bezug auf die Willkür und die in unsern Tagen kaum glaubliche Barbarei, mit der es ausgeübt wurde. Der Herzog der Normandie liess den Abgeordneten der Bauern, welche die Ausübung ihrer alten Rechte (Jagd, Fischerei) durch sie beantragte, Hände und Füsse abhauen und schickte sie so zurück. Der Gutsherr in der Normandie hatte das „historisch wohlerworbene Recht“, wenn ihn auf der Jagd friere, den Bauern den Bauch aufzuschneiden und sich in den Eingeweiden derselben, die meist Herren des Jagdgrundes waren, die Füsse zu wärmen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1853, S. 69.) Nach einem Edict des breslauer Raths sollten dem, der nach dem Marcellitage dabei ertappt wird, dass er mit dem Netze Wachteln, Rebhühner und anderes Gevögel fängt, die Augen ausgegraben werden. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 253.) Der Erzbischof von Salzburg liess 1557 einen Bauer, der Jagd wegen, in eine Hirschhaut nähen und in den Wald hetzen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1801, S. 552.)


Jagdtag.

Jagdtag ist wol alle Tage, aber nicht Fangetag.Blum, 203; Mayer, I, 188.

Unternehmen kann man zu jeder Zeit, der Erfolg aber bleibt ungleich.

Dän.: Det er vel hver dag jagedag, men ikke hver dag fange dag. (Prov. dan., 321.)


Jagen.

1 Beim Jagen und beim Lieben weiss man wol, wo man anfängt, aber nicht, wohin man kommt (wo man aufhört).

2 De 'n andern jâgen will, môt sülfst mit lopen. (Ostfries.) – Frommann, IV, 141, 309; Bueren, 1517; Eichwald, 889; Hauskalender, I.

3 Denen, die viel jagen und finken (Finken fangen), wird das Fleisch im Topfe nicht stinken.

4 Der hat wohl gejagt, der etwas gefangen hat.

Frz.: Il a bien chassé qui a pris. (Kritzinger, 127.)

5 Die jagen und fischen, sitzen oft an leeren Tischen.

Frz.: Chasseurs, pêcheurs, preneurs de taupes, feraient beaucoup n'étaient les fautes. (Cahier, 305.)

6 Die mit Jagen viel gehen vmb, werden gemeiniglich wild und thumb.Oec. rur., 569.

7 Einer jagt den andern und der letzte verjagt sie alle.Opel, 372.

8 Einer jagt vnd fangt den Hasen, ein ander jsst jhn.Lehmann, 37, 17.

Dän.: Den eene jager, den anden æder haren. (Prov. dan., 322.)

9 Es ist bös Jagen, wenn man den faulen Hund muss tragen.

10 Es jagen nit alle Hasen, die Hörner blasen.Gruter, III, 31; Lehmann, II, 153, 109.

11 Es jagt keiner mehr nach Ehre, als der seine Schande damit bedecken will.

12 Es jagt vns doch niemand (was sollten wir eilen).Tappius, 176b.

Lat.: Nemo nos insequitur. (Erasm., 899a; Tappius, 176b.)

13 Ich habe gejagt, das mir behagt.Petri, II, 397.

14 Jage mit den Hunden, die vorhanden sind.Petri, II, 409; Sutor, 276.

15 Jage nur mit eigenen Hunden.

[Spaltenumbruch] 16 Jagen ist ein blutdürstige lust.Lehmann, 403, 19.

Dän.: For meget jagen er en blodtørstig lyst. (Prov. dan., 322.)

17 Jagen ist gut vnd nutz, wenn der gut vnd nutz ist, der es thut.

18 Jagen ist selten ohne Klagen.Parömiakon, 2034.

Von den Bedrückungen, die das Volk in frühern Zeiten, zum Theil an manchen Orten noch jetzt zu tragen hatte, sowol durch das Wild und die Jagden selbst als die grausamen Jagdgesetze. „Die Landleute werden durch grosse Jagden meist sehr bedrückt. Die Jägerei ist den Bauern keine kleine Gaunerei. Philipp II. von Spanien hat auf seinem Todtenbette nichts mehr bedauert, als seine schädlichen Jagden. Der Herzog Barnabas zu Mailand hat 2000 Hunde gehabt, die er in die Dörfer vertheilt und von Bauern hat unterhalten lassen. Eine ganze Familie hat er lassen aufhängen, weil sie ein Wildschwein gefällt.“ (Abraham a Sancta Clara, Etwas für alle.)

19 Jagen ist wol ein Vergnügen, aber man kann nicht immer was kriegen.

Frz.: La vénerie a plus de plaisir que de profit. (Kritzinger, 545a.)

20 Jagen macht müde Bein' und bringt wenig ein.

21 Jagen und nichts fangen, Lesen und nichts verstehen ist ein Müssiggehen.

Frz.: Autant vault celui qui chasse, et rien ne prend comme celui qui lit, et rien n'entend. (Leroux, II, 59.) – Tant vaut qui oit et rien n'entend, com cil qui chasse et rien ne prend. (Cahier, 952.)

22 Jagen vnd nichts fangen macht vnlustige (verdrossene) Jäger.Lehmann, 402, 10; Körte, 3108; Simrock, 5173; Braun, I, 1613.

Engl.: Great pain and little gain make a man soon weary. (Gaal, 955.)

Lat.: In steriles campos nolunt juga ferre juvenci. (Gaal, 955.)

23 Jagen zur Lust und zu Armen Leid, darüber hat der Teufel Freud'.

24 Jagest, so fahest!Petri, II, 409; Lehmann, 22, 23; Körte, 3110; Braun, I, 1621.

25 Jagestu nicht, so fahestu nicht.Petri, II, 409.

26 Jagstu, so fahstu.Schottel, 1123a; Eiselein, 345; Simrock, 5169; Körte, 3110.

27 Man jaget oft und fahet nichts.

Dän.: Man faaer ey alt det man jager efter. (Prov. dan., 322.)

28 Man jagt alle Tag, aber man fängt nicht alle Tag.Eyering, I, 25.

29 Man kann nicht zugleich jagen und das Horn blasen.Reinsberg IV, 115.

30 Man sol jagen ohne Armer Leut schaden.Lehmann, 402, 4.

31 Man soll jagen, dass die Bauern nicht klagen.

Dän.: Man skal jage uden armes klage. (Prov. dan., 321.)

32 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück (Heil).Simrock, 5170; Körte, 3167.

In Estland: Nicht alle Hühner kommen auf die Stange. (Reinsberg IV, 19.)

33 Viel gejagt, wenig gefangen; viel gehört, wenig verstanden; viel gesehen, viel gemerkt, sind drei vergebliche Werk.

34 Viel jagen den Bern, es mag jhn aber niemand stechen.Lehmann, 227, 38.

35 Vill gejagt und nichts gefangen; vil gelesen, nichts verstanden; vil gehort vnd nichts gemerkt, das seindt eyttel vnnutze wergk.Latendorf, Jahrb., 265.

Mit unerheblichen Abweichungen auch in Herder's Stimmen der Völker und bei W. Grimm über Freidank (S.23) aus einer innsbrucker Handschrift vom Jahre 1430.

36 Vor lauter Jagen in die Küch' und in den Kragen thun die Herrn fürs Land keine Sorge tragen.

37 Was man jagt, das fangt man nicht allzeit.Lehmann, 66, 5.

It.: Il più da noi desiderato, più ci viene negato. (Pazzaglia, 84, 8.)

38 Wen man nicht jagt, der soll nicht eylen (laufen).Lehmann, 802, 1; Venedey, 73; Körte, 6697; Simrock, 6217.

39 Wer andere jagt, muss selbst mitlaufen.Simrock, 5180; Braun, I, 78; Reinsberg II, 33.

Böhm.: Kdo jiného honí, sám se uhoní. (Čelakovský, 368.)

Dän.: Hvo der vil jage en anden over tre gierder, maae selv over de to. (Prov. dan., 321.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0495" n="[489]"/><cb n="977"/>
viel für sich. Die Erbkaufleute, die Juden, welche Handel und Wandel beherrschen, beweisen es. Nach demselben Princip wählt der Jäger seinen Vorstehehund. Er verschwendet seine Dressur nicht an den Pudel, den Fleischerhund; er nimmt den jungen &#x203A;Spion&#x2039;, weil diesem, was von ihm verlangt wird, im Blute steckt.&#x201C; (<hi rendition="#i">L. Schücking, Geneanomische Briefe, S. 12.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Junge Jagdhunde belfern auch da, wo keine Hasen über das Feld gelaufen sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Demokritos, II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wer einen faulen Jagdhund hat, leg' ihm eine Mönchskappe an, und es entrinnt kein Has und kein Fuchs mehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 71, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er ist wie ein Jagdhund.</hi> (<hi rendition="#i">Altgr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die nach allem haschen, horchen und forschen und es ausplaudern.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jagdlust.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Jagdlust macht Unlust.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Jage-lyst giver megen ulyst. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 322.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jagdrecht.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Jagdrecht &#x2013; Teufelsrecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit Bezug auf die Willkür und die in unsern Tagen kaum glaubliche Barbarei, mit der es ausgeübt wurde. Der Herzog der Normandie liess den Abgeordneten der Bauern, welche die Ausübung ihrer alten Rechte (Jagd, Fischerei) durch sie beantragte, Hände und Füsse abhauen und schickte sie so zurück. Der Gutsherr in der Normandie hatte das &#x201E;historisch wohlerworbene Recht&#x201C;, wenn ihn auf der Jagd friere, den Bauern den Bauch aufzuschneiden und sich in den Eingeweiden derselben, die meist Herren des Jagdgrundes waren, die Füsse zu wärmen. (Vgl. <hi rendition="#i">L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1853, S. 69.</hi>) Nach einem Edict des breslauer Raths sollten dem, der nach dem Marcellitage dabei ertappt wird, dass er mit dem Netze Wachteln, Rebhühner und anderes Gevögel fängt, die Augen ausgegraben werden. (Vgl. <hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, 1802, S. 253.</hi>) Der Erzbischof von Salzburg liess 1557 einen Bauer, der Jagd wegen, in eine Hirschhaut nähen und in den Wald hetzen. (Vgl. <hi rendition="#i">Breslauer Erzähler, 1801, S. 552.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jagdtag.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jagdtag ist wol alle Tage, aber nicht Fangetag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 203; Mayer, I, 188.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Unternehmen kann man zu jeder Zeit, der Erfolg aber bleibt ungleich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Det er vel hver dag jagedag, men ikke hver dag fange dag. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 321.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Jagen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Beim Jagen und beim Lieben weiss man wol, wo man anfängt, aber nicht, wohin man kommt (wo man aufhört).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 De 'n andern jâgen will, môt sülfst mit lopen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, IV, 141, 309; Bueren, 1517; Eichwald, 889; Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Denen, die viel jagen und finken (Finken fangen), wird das Fleisch im Topfe nicht stinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Der hat wohl gejagt, der etwas gefangen hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il a bien chassé qui a pris. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die jagen und fischen, sitzen oft an leeren Tischen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chasseurs, pêcheurs, preneurs de taupes, feraient beaucoup n'étaient les fautes. (<hi rendition="#i">Cahier, 305.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die mit Jagen viel gehen vmb, werden gemeiniglich wild und thumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Oec. rur., 569.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Einer jagt den andern und der letzte verjagt sie alle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Opel, 372.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Einer jagt vnd fangt den Hasen, ein ander jsst jhn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 37, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den eene jager, den anden æder haren. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 322.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Es ist bös Jagen, wenn man den faulen Hund muss tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es jagen nit alle Hasen, die Hörner blasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 31; Lehmann, II, 153, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Es jagt keiner mehr nach Ehre, als der seine Schande damit bedecken will.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Es jagt vns doch niemand (was sollten wir eilen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 176<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo nos insequitur. (<hi rendition="#i">Erasm., 899<hi rendition="#sup">a</hi>; Tappius, 176<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ich habe gejagt, das mir behagt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 397.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Jage mit den Hunden, die vorhanden sind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 409; Sutor, 276.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Jage nur mit eigenen Hunden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="978"/>
16 Jagen ist ein blutdürstige lust.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 403, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: For meget jagen er en blodtørstig lyst. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 322.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Jagen ist gut vnd nutz, wenn der gut vnd nutz ist, der es thut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Jagen ist selten ohne Klagen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2034.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den Bedrückungen, die das Volk in frühern Zeiten, zum Theil an manchen Orten noch jetzt zu tragen hatte, sowol durch das Wild und die Jagden selbst als die grausamen Jagdgesetze. &#x201E;Die Landleute werden durch grosse Jagden meist sehr bedrückt. Die Jägerei ist den Bauern keine kleine Gaunerei. Philipp II. von Spanien hat auf seinem Todtenbette nichts mehr bedauert, als seine schädlichen Jagden. Der Herzog Barnabas zu Mailand hat 2000 Hunde gehabt, die er in die Dörfer vertheilt und von Bauern hat unterhalten lassen. Eine ganze Familie hat er lassen aufhängen, weil sie ein Wildschwein gefällt.&#x201C; (Abraham a Sancta Clara, Etwas für alle.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Jagen ist wol ein Vergnügen, aber man kann nicht immer was kriegen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La vénerie a plus de plaisir que de profit. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 545<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Jagen macht müde Bein' und bringt wenig ein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Jagen und nichts fangen, Lesen und nichts verstehen ist ein Müssiggehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Autant vault celui qui chasse, et rien ne prend comme celui qui lit, et rien n'entend. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 59.</hi>) &#x2013; Tant vaut qui oit et rien n'entend, com cil qui chasse et rien ne prend. (<hi rendition="#i">Cahier, 952.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Jagen vnd nichts fangen macht vnlustige (verdrossene) Jäger.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 402, 10; Körte, 3108; Simrock, 5173; Braun, I, 1613.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Great pain and little gain make a man soon weary. (<hi rendition="#i">Gaal, 955.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: In steriles campos nolunt juga ferre juvenci. (<hi rendition="#i">Gaal, 955.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Jagen zur Lust und zu Armen Leid, darüber hat der Teufel Freud'.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Jagest, so fahest!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 409; Lehmann, 22, 23; Körte, 3110; Braun, I, 1621.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Jagestu nicht, so fahestu nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 409.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Jagstu, so fahstu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schottel, 1123<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 345; Simrock, 5169; Körte, 3110.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Man jaget oft und fahet nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man faaer ey alt det man jager efter. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 322.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Man jagt alle Tag, aber man fängt nicht alle Tag.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 25.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Man kann nicht zugleich jagen und das Horn blasen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 115.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">30 Man sol jagen ohne Armer Leut schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 402, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">31 Man soll jagen, dass die Bauern nicht klagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Man skal jage uden armes klage. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 321.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück (Heil).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5170; Körte, 3167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In Estland: Nicht alle Hühner kommen auf die Stange. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 19.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Viel gejagt, wenig gefangen; viel gehört, wenig verstanden; viel gesehen, viel gemerkt, sind drei vergebliche Werk.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Viel jagen den Bern, es mag jhn aber niemand stechen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 227, 38.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Vill gejagt und nichts gefangen; vil gelesen, nichts verstanden; vil gehort vnd nichts gemerkt, das seindt eyttel vnnutze wergk.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Latendorf, Jahrb., 265.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Mit unerheblichen Abweichungen auch in <hi rendition="#i">Herder's Stimmen der Völker</hi> und bei <hi rendition="#i">W. Grimm</hi> über <hi rendition="#i">Freidank</hi> (S.23) aus einer innsbrucker Handschrift vom Jahre 1430.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Vor lauter Jagen in die Küch' und in den Kragen thun die Herrn fürs Land keine Sorge tragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Was man jagt, das fangt man nicht allzeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 66, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il più da noi desiderato, più ci viene negato. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 84, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">38 Wen man nicht jagt, der soll nicht eylen (laufen).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 802, 1; Venedey, 73; Körte, 6697; Simrock, 6217.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">39 Wer andere jagt, muss selbst mitlaufen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5180; Braun, I, 78; Reinsberg II, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo jiného honí, sám se uhoní. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 368.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo der vil jage en anden over tre gierder, maae selv over de to. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 321.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"> <hi rendition="#i">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[489]/0495] viel für sich. Die Erbkaufleute, die Juden, welche Handel und Wandel beherrschen, beweisen es. Nach demselben Princip wählt der Jäger seinen Vorstehehund. Er verschwendet seine Dressur nicht an den Pudel, den Fleischerhund; er nimmt den jungen ›Spion‹, weil diesem, was von ihm verlangt wird, im Blute steckt.“ (L. Schücking, Geneanomische Briefe, S. 12.) 9 Junge Jagdhunde belfern auch da, wo keine Hasen über das Feld gelaufen sind. – Demokritos, II. 10 Wer einen faulen Jagdhund hat, leg' ihm eine Mönchskappe an, und es entrinnt kein Has und kein Fuchs mehr. – Klosterspiegel, 71, 16. *11 Er ist wie ein Jagdhund. (Altgr.) Die nach allem haschen, horchen und forschen und es ausplaudern. Jagdlust. Jagdlust macht Unlust. Dän.: Jage-lyst giver megen ulyst. (Prov. dan., 322.) Jagdrecht. Jagdrecht – Teufelsrecht. Mit Bezug auf die Willkür und die in unsern Tagen kaum glaubliche Barbarei, mit der es ausgeübt wurde. Der Herzog der Normandie liess den Abgeordneten der Bauern, welche die Ausübung ihrer alten Rechte (Jagd, Fischerei) durch sie beantragte, Hände und Füsse abhauen und schickte sie so zurück. Der Gutsherr in der Normandie hatte das „historisch wohlerworbene Recht“, wenn ihn auf der Jagd friere, den Bauern den Bauch aufzuschneiden und sich in den Eingeweiden derselben, die meist Herren des Jagdgrundes waren, die Füsse zu wärmen. (Vgl. L. Bucher, Der Parlamentarismus, Berlin 1853, S. 69.) Nach einem Edict des breslauer Raths sollten dem, der nach dem Marcellitage dabei ertappt wird, dass er mit dem Netze Wachteln, Rebhühner und anderes Gevögel fängt, die Augen ausgegraben werden. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1802, S. 253.) Der Erzbischof von Salzburg liess 1557 einen Bauer, der Jagd wegen, in eine Hirschhaut nähen und in den Wald hetzen. (Vgl. Breslauer Erzähler, 1801, S. 552.) Jagdtag. Jagdtag ist wol alle Tage, aber nicht Fangetag. – Blum, 203; Mayer, I, 188. Unternehmen kann man zu jeder Zeit, der Erfolg aber bleibt ungleich. Dän.: Det er vel hver dag jagedag, men ikke hver dag fange dag. (Prov. dan., 321.) Jagen. 1 Beim Jagen und beim Lieben weiss man wol, wo man anfängt, aber nicht, wohin man kommt (wo man aufhört). 2 De 'n andern jâgen will, môt sülfst mit lopen. (Ostfries.) – Frommann, IV, 141, 309; Bueren, 1517; Eichwald, 889; Hauskalender, I. 3 Denen, die viel jagen und finken (Finken fangen), wird das Fleisch im Topfe nicht stinken. 4 Der hat wohl gejagt, der etwas gefangen hat. Frz.: Il a bien chassé qui a pris. (Kritzinger, 127.) 5 Die jagen und fischen, sitzen oft an leeren Tischen. Frz.: Chasseurs, pêcheurs, preneurs de taupes, feraient beaucoup n'étaient les fautes. (Cahier, 305.) 6 Die mit Jagen viel gehen vmb, werden gemeiniglich wild und thumb. – Oec. rur., 569. 7 Einer jagt den andern und der letzte verjagt sie alle. – Opel, 372. 8 Einer jagt vnd fangt den Hasen, ein ander jsst jhn. – Lehmann, 37, 17. Dän.: Den eene jager, den anden æder haren. (Prov. dan., 322.) 9 Es ist bös Jagen, wenn man den faulen Hund muss tragen. 10 Es jagen nit alle Hasen, die Hörner blasen. – Gruter, III, 31; Lehmann, II, 153, 109. 11 Es jagt keiner mehr nach Ehre, als der seine Schande damit bedecken will. 12 Es jagt vns doch niemand (was sollten wir eilen). – Tappius, 176b. Lat.: Nemo nos insequitur. (Erasm., 899a; Tappius, 176b.) 13 Ich habe gejagt, das mir behagt. – Petri, II, 397. 14 Jage mit den Hunden, die vorhanden sind. – Petri, II, 409; Sutor, 276. 15 Jage nur mit eigenen Hunden. 16 Jagen ist ein blutdürstige lust. – Lehmann, 403, 19. Dän.: For meget jagen er en blodtørstig lyst. (Prov. dan., 322.) 17 Jagen ist gut vnd nutz, wenn der gut vnd nutz ist, der es thut. 18 Jagen ist selten ohne Klagen. – Parömiakon, 2034. Von den Bedrückungen, die das Volk in frühern Zeiten, zum Theil an manchen Orten noch jetzt zu tragen hatte, sowol durch das Wild und die Jagden selbst als die grausamen Jagdgesetze. „Die Landleute werden durch grosse Jagden meist sehr bedrückt. Die Jägerei ist den Bauern keine kleine Gaunerei. Philipp II. von Spanien hat auf seinem Todtenbette nichts mehr bedauert, als seine schädlichen Jagden. Der Herzog Barnabas zu Mailand hat 2000 Hunde gehabt, die er in die Dörfer vertheilt und von Bauern hat unterhalten lassen. Eine ganze Familie hat er lassen aufhängen, weil sie ein Wildschwein gefällt.“ (Abraham a Sancta Clara, Etwas für alle.) 19 Jagen ist wol ein Vergnügen, aber man kann nicht immer was kriegen. Frz.: La vénerie a plus de plaisir que de profit. (Kritzinger, 545a.) 20 Jagen macht müde Bein' und bringt wenig ein. 21 Jagen und nichts fangen, Lesen und nichts verstehen ist ein Müssiggehen. Frz.: Autant vault celui qui chasse, et rien ne prend comme celui qui lit, et rien n'entend. (Leroux, II, 59.) – Tant vaut qui oit et rien n'entend, com cil qui chasse et rien ne prend. (Cahier, 952.) 22 Jagen vnd nichts fangen macht vnlustige (verdrossene) Jäger. – Lehmann, 402, 10; Körte, 3108; Simrock, 5173; Braun, I, 1613. Engl.: Great pain and little gain make a man soon weary. (Gaal, 955.) Lat.: In steriles campos nolunt juga ferre juvenci. (Gaal, 955.) 23 Jagen zur Lust und zu Armen Leid, darüber hat der Teufel Freud'. 24 Jagest, so fahest! – Petri, II, 409; Lehmann, 22, 23; Körte, 3110; Braun, I, 1621. 25 Jagestu nicht, so fahestu nicht. – Petri, II, 409. 26 Jagstu, so fahstu. – Schottel, 1123a; Eiselein, 345; Simrock, 5169; Körte, 3110. 27 Man jaget oft und fahet nichts. Dän.: Man faaer ey alt det man jager efter. (Prov. dan., 322.) 28 Man jagt alle Tag, aber man fängt nicht alle Tag. – Eyering, I, 25. 29 Man kann nicht zugleich jagen und das Horn blasen. – Reinsberg IV, 115. 30 Man sol jagen ohne Armer Leut schaden. – Lehmann, 402, 4. 31 Man soll jagen, dass die Bauern nicht klagen. Dän.: Man skal jage uden armes klage. (Prov. dan., 321.) 32 Nicht jeder, der jagt, hat Weidmanns Glück (Heil). – Simrock, 5170; Körte, 3167. In Estland: Nicht alle Hühner kommen auf die Stange. (Reinsberg IV, 19.) 33 Viel gejagt, wenig gefangen; viel gehört, wenig verstanden; viel gesehen, viel gemerkt, sind drei vergebliche Werk. 34 Viel jagen den Bern, es mag jhn aber niemand stechen. – Lehmann, 227, 38. 35 Vill gejagt und nichts gefangen; vil gelesen, nichts verstanden; vil gehort vnd nichts gemerkt, das seindt eyttel vnnutze wergk. – Latendorf, Jahrb., 265. Mit unerheblichen Abweichungen auch in Herder's Stimmen der Völker und bei W. Grimm über Freidank (S.23) aus einer innsbrucker Handschrift vom Jahre 1430. 36 Vor lauter Jagen in die Küch' und in den Kragen thun die Herrn fürs Land keine Sorge tragen. 37 Was man jagt, das fangt man nicht allzeit. – Lehmann, 66, 5. It.: Il più da noi desiderato, più ci viene negato. (Pazzaglia, 84, 8.) 38 Wen man nicht jagt, der soll nicht eylen (laufen). – Lehmann, 802, 1; Venedey, 73; Körte, 6697; Simrock, 6217. 39 Wer andere jagt, muss selbst mitlaufen. – Simrock, 5180; Braun, I, 78; Reinsberg II, 33. Böhm.: Kdo jiného honí, sám se uhoní. (Čelakovský, 368.) Dän.: Hvo der vil jage en anden over tre gierder, maae selv over de to. (Prov. dan., 321.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/495
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [489]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/495>, abgerufen am 22.12.2024.