Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Irländer.

Sind die Irländer gut, so gibt es keine bessern Menschen; sind sie aber schlecht, so findet man keine schlechtern. - Hesekiel, 52; Reinsberg V, 21.

Diese Erfahrung wollen vorherrschend die Franzosen gemacht haben. Bei den Engländern selbst stehen die Iren in noch geringerer Achtung. Für den Iren, sagen sie, gibt es keine Sterne. (Reinsberg V, 113.)


Irmensäule.

* Auf eine Irmensäule steigen.

Sich öffentlich ehren lassen; das Volk war gewohnt, dieser Säule Ehre zu erweisen.


Irre.

* Irrer als eine Eidechse. - Rückert's Hariri, S. 353.

Ist ein Sprichwort, zu dessen Erklärung gesagt wird: Die Eidechse, wenn sie ihr Loch verlässt, wird irre und weiss es nicht wiederzufinden. Sie legt deswegen bei ihrem Ausgang ein Steinchen darauf, um es so wieder zu erkennen. Diejenigen arabischen Sprichwörter, die, im Gegensatz zu den geschichtlichen, die naturgeschichtlichen heissen können, verrathen eine höchst aufmerksame Beobachtung der sinnlichen Gegenstände, denen meistens die feinsten und eigenthümlichsten Züge abgelauscht sind, die aber freilich oft für uns mit den fremden Gegenständen, an denen sie haften, verschwinden müssen. Doch das unstete irre Umherfahren der Eidechse ist wirklich auch bei uns recht auffallend.


Irregehen.

1 Dass viele irregehen, macht den Weg nicht richtig. - Simrock, 5250; Caspari, 14.

2 Es gehet keiner jrre, der nicht gern wider zurecht kemme. - Petri, II, 246; Henisch, 1434, 69.

3 Ich will lieber irregehen mit meinen Freunden als mit meinen Feinden recht.

Dän.: Mange ville heller fare vild med dem, som de högt agte end gaae paa ret vey med andre. (Prov. dan., 157.)

4 Wer irr gangen ist, der kan andern desto besser den Weg zeigen. - Lehmann, 404, 4.

5 Wer irr gangen ist, der kan eim andern darvor warnen vnnd auff den rechten Weg weisen. - Lehmann, 183, 13.

6 Wer irr gehet vnnd wider wendt, der wirdt vnbillig drumb geschändt. - Lehmann, 690, 16.

7 Wer irregeht, kann sich auf den rechten Weg fragen.

Frz.: A force de mal aller tout ira bien. (Bohn I, 2.)


Irren (s. Errare).

1 Der jrret nicht (viel), wer auff halbem Wege widerumb vmbkehret. - Eyering, I, 492; Lehmann, II, 64, 131; Körte, 3190 u. 3865.

"Irren ist allen Menschen gemein, aber der Narr beharret darein." (Franck, Zeytbuch, CXXVIIa.) Nur Gott irrt sich nicht, sagt ein türkisches Sprichwort. (Cahier, 2763.)

Lat.: Haud errat via tota, qui media regreditur. (Seybold, 211.)

2 Der jrret nit, der auff einem bösen weg widerkeret. - Franck, II, 42a.

3 Die selber irren, können (wollen) andere führen.

4 Errare est humanum, sagte Pater Veit, als er sein Sauerkraut mit der Heugabel ass. - Schles. Morgenblatt (Breslau 1867), Nr. 182, S. 5.

5 Errare humanum, sagte der Hahn, do tred he op de Henn. (Holst.) - Hoefer, 404.

6 Iren äs mäinjtschlich, schturkeln äss rosslich. - Schuster, 1125.

7 Irren es menslik, hadde de Baur sächt, da hadd' he anplass 't Kalf en Rü'en slachtet. - Woeste, 62, 8; Hoefer, 147; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 81.

8 Irren es menslik, sach de Hane, deu sat hai opper Pille (Ente). (Iserlohn.) - Frommann, III, 256, 55.

9 Irren is mensklik, oawer verharren des Düvels. (Iserlohn.) - Woeste, 71, 142; schlesisch bei Frommann, III, 242, 14.

10 Irren is minschlich, seggt de Han, doa tratt he 'ne Ant. - Schiller, III, 14b.

11 Irren ist menschlich. - Eiselein, 343; Simrock, 5246; Lohrengel, I, 389; Mayer, I, 4; Braun, I, 1664; Reinsberg IV, 84.

"Das Recht zu irren, ist übrigens das erste, von dem die menschliche Freiheit Gebrauch macht." (Jachmann,[Spaltenumbruch] Reliquien, II, 205.) Leider betrachtet sie dies Rech nicht selten als ihr einziges.

Holl.: Dwalen is menschelijk. (Bohn I, 312.)

Lat.: Errare humanum est. (Eiselein, 343; Binder II, 966; Egeria, 57; Gaal, 970.)

12 Irren ist Menschlich, aber im irrthumb verharren ist Teuflisch. - Agricola II, 215; Bücking, 301; Pistor., IX, 3; Teller, 570; Körte, 3191 u. 3869; Ramann, Unterr., I, 43; für Waldeck: Curtze, 355, 515.

Um vielfaches Irren zu bezeichnen sagten die Alten: Er irrt am ganzen Himmel herum; entweder mit Bezug auf die Fabel von Phaeton oder der Ceres, oder von Schiffern entlehnt. Aber die Klugen irren viel weniger, als die Thoren. Wer in Geschäften niemals fehl gegriffen hat, der hat auch noch schwerlich oft recht gegriffen.

Dän.: At fare vild er menneskeligt, afstaae det gudeligt, men blive ved dievelsk. (Prov. dan., 157.)

Frz.: Le plus sage peut faillir. - Tout homme peut faillir. (Gaal, 970.)

It.: Chi erra, e s'emenda, a Dio si raccomanda. (Pazzaglia, 104, 1.)

Lat.: Cujus vishominis est errare, nullius, nisi insipientis, in errare perseverare. (Cicero.) (Binder II, 632; Seybold, 698; Philippi, I, 181; Froberg, 113.) - Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. (Schonheim, E, 6; Binder I, 421; II, 967; Neander, 93; Faselius, 76; Froberg, 206; Philippi, I, 134; Seybold, 148.) - Non omnis error stultitia est. (Cicero.) (Philippi, II, 41.) - Toto coelo errare. (Macrobius.) (Erasm., 7.)

13 Irren ist menschlich, sagte die Frau, als sie gemahlenen Pfeffer in den Kaffeekrug geschüttet hatte.

Holl.: Men kan zich vergissen, zei de vrouw, en zij smeet twee lood gemalen peper in de koffijkan. (Harrebomee, I, 379a.)

14 Irren ist menschlich, sagte Töffel und meinte Wurst zu haben, und es war ein Hundedreck.

Holl.: Mij dat, zei Jan; hij meende een stukje gember te vatten, en het was een gedroogde hondenkeutel. (Harrebomee, I, 228a.)

15 Irren ist menschlich, und Nichtmehrthun die beste Busse.

Span.: Quien yerra y se enmienda, a Dios se encomienda. (Cervantes, Don Quixote.)

16 Irren vnd sündigen gehet hin; aber mutwillig vnd bedächtig sündigen, das ist zu vil. - Henisch, 230, 5.

Span.: Al que yerra, perdonale una vez, mas no despues. (Bohn I, 197.)

17 Omnes erramus quasi oves, sagt der Ander, wollt' zur Frauen und ging zur Magd.

18 Wenn noch so viel irren, so wird keine Wahrheit daraus.

Lat.: Multitudo errantium errori non parit patrocinium. (Egeria, 141.)

19 Wer heut' sich irrt, kann morgen zurechtkommen.

20 Wer in cognoscendo irret, der muss in curando felen. - Lehmann, 405, 19.

21 Wer irrt, der bekennt. - Graf, 445, 417.

Wer bekennt, gilt im allgemeinen für schuldig; sofern aber der Nachweis geführt werden kann, dass er sich mit seiner Aussage im Irrthume befunden habe, so ist sie damit aufgehoben.

22 Wer sich irrt in Eile, bereut in Weile.

23 Wiltu nicht irren, so hüte dich für dem Warumb. - Luther's Tischr., 21b.

Wer nie auf den Gedanken kommt, zu forschen, nach einem Grund zu fragen, der kann wenigstens nicht in Einem Falle irren, weil er sich in stetem Irrthume befindet.

24 Wir irren alle, nur jeder irrt anders.

Zur Bezeichnung des Irrens haben wir eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten als: Der ist im Lerchenfeld; er ist auf dem Holzwege; er ist von der Landstrasse, vom rechten Wege abgekommen; er hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Osmanen sagen: Kein Augenblick ohne Irrthum. (Schlechta, 219.)

Frz.: Il n'est si sage qui ne faille. (Cahier, 1588.)

Holl.: Het moet wel een goed meester zijn, die nimmer fouten maakt. (Bohn I, 325.)

*25 Er irrt sich immer zu seinem Vortheil (oder: nie zu seinem Schaden).

Die Franzosen nennen einen geriebenen Menschen, der sich zu seinem Vortheil täuscht, einen Narren oder Dummkopf von Sologne. (Reinsberg V, 169.)

*26 Er irrt sich wie Johann Niklas sein Kater, als er meinte, er sässe auf der Katze, sass er auf einem Torfkuchen. - Simrock, 5251.

*27 Es irret ihn eine Mücke an der Wand.

[Spaltenumbruch]
Irländer.

Sind die Irländer gut, so gibt es keine bessern Menschen; sind sie aber schlecht, so findet man keine schlechtern.Hesekiel, 52; Reinsberg V, 21.

Diese Erfahrung wollen vorherrschend die Franzosen gemacht haben. Bei den Engländern selbst stehen die Iren in noch geringerer Achtung. Für den Iren, sagen sie, gibt es keine Sterne. (Reinsberg V, 113.)


Irmensäule.

* Auf eine Irmensäule steigen.

Sich öffentlich ehren lassen; das Volk war gewohnt, dieser Säule Ehre zu erweisen.


Irre.

* Irrer als eine Eidechse.Rückert's Hariri, S. 353.

Ist ein Sprichwort, zu dessen Erklärung gesagt wird: Die Eidechse, wenn sie ihr Loch verlässt, wird irre und weiss es nicht wiederzufinden. Sie legt deswegen bei ihrem Ausgang ein Steinchen darauf, um es so wieder zu erkennen. Diejenigen arabischen Sprichwörter, die, im Gegensatz zu den geschichtlichen, die naturgeschichtlichen heissen können, verrathen eine höchst aufmerksame Beobachtung der sinnlichen Gegenstände, denen meistens die feinsten und eigenthümlichsten Züge abgelauscht sind, die aber freilich oft für uns mit den fremden Gegenständen, an denen sie haften, verschwinden müssen. Doch das unstete irre Umherfahren der Eidechse ist wirklich auch bei uns recht auffallend.


Irregehen.

1 Dass viele irregehen, macht den Weg nicht richtig.Simrock, 5250; Caspari, 14.

2 Es gehet keiner jrre, der nicht gern wider zurecht kemme.Petri, II, 246; Henisch, 1434, 69.

3 Ich will lieber irregehen mit meinen Freunden als mit meinen Feinden recht.

Dän.: Mange ville heller fare vild med dem, som de högt agte end gaae paa ret vey med andre. (Prov. dan., 157.)

4 Wer irr gangen ist, der kan andern desto besser den Weg zeigen.Lehmann, 404, 4.

5 Wer irr gangen ist, der kan eim andern darvor warnen vnnd auff den rechten Weg weisen.Lehmann, 183, 13.

6 Wer irr gehet vnnd wider wendt, der wirdt vnbillig drumb geschändt.Lehmann, 690, 16.

7 Wer irregeht, kann sich auf den rechten Weg fragen.

Frz.: A force de mal aller tout ira bien. (Bohn I, 2.)


Irren (s. Errare).

1 Der jrret nicht (viel), wer auff halbem Wege widerumb vmbkehret.Eyering, I, 492; Lehmann, II, 64, 131; Körte, 3190 u. 3865.

„Irren ist allen Menschen gemein, aber der Narr beharret darein.“ (Franck, Zeytbuch, CXXVIIa.) Nur Gott irrt sich nicht, sagt ein türkisches Sprichwort. (Cahier, 2763.)

Lat.: Haud errat via tota, qui media regreditur. (Seybold, 211.)

2 Der jrret nit, der auff einem bösen weg widerkeret.Franck, II, 42a.

3 Die selber irren, können (wollen) andere führen.

4 Errare est humanum, sagte Pater Veit, als er sein Sauerkraut mit der Heugabel ass.Schles. Morgenblatt (Breslau 1867), Nr. 182, S. 5.

5 Errare humanum, sagte der Hahn, do trêd he op de Henn. (Holst.) – Hoefer, 404.

6 Iren äs mäinjtschlich, schturkeln äss rosslich.Schuster, 1125.

7 Irren es menslik, hadde de Bûr sächt, da hadd' he anplass 't Kalf ên Rü'en slachtet.Woeste, 62, 8; Hoefer, 147; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 81.

8 Irren es menslik, sach de Hâne, dèu sât hai opper Pille (Ente). (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 55.

9 Irren is mensklik, oawer verharren des Düvels. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 142; schlesisch bei Frommann, III, 242, 14.

10 Irren is minschlich, seggt de Hân, doa tratt he 'ne Ant.Schiller, III, 14b.

11 Irren ist menschlich.Eiselein, 343; Simrock, 5246; Lohrengel, I, 389; Mayer, I, 4; Braun, I, 1664; Reinsberg IV, 84.

„Das Recht zu irren, ist übrigens das erste, von dem die menschliche Freiheit Gebrauch macht.“ (Jachmann,[Spaltenumbruch] Reliquien, II, 205.) Leider betrachtet sie dies Rech nicht selten als ihr einziges.

Holl.: Dwalen is menschelijk. (Bohn I, 312.)

Lat.: Errare humanum est. (Eiselein, 343; Binder II, 966; Egeria, 57; Gaal, 970.)

12 Irren ist Menschlich, aber im irrthumb verharren ist Teuflisch.Agricola II, 215; Bücking, 301; Pistor., IX, 3; Teller, 570; Körte, 3191 u. 3869; Ramann, Unterr., I, 43; für Waldeck: Curtze, 355, 515.

Um vielfaches Irren zu bezeichnen sagten die Alten: Er irrt am ganzen Himmel herum; entweder mit Bezug auf die Fabel von Phaëton oder der Ceres, oder von Schiffern entlehnt. Aber die Klugen irren viel weniger, als die Thoren. Wer in Geschäften niemals fehl gegriffen hat, der hat auch noch schwerlich oft recht gegriffen.

Dän.: At fare vild er menneskeligt, afstaae det gudeligt, men blive ved dievelsk. (Prov. dan., 157.)

Frz.: Le plus sage peut faillir. – Tout homme peut faillir. (Gaal, 970.)

It.: Chi erra, e s'emenda, a Dio si raccomanda. (Pazzaglia, 104, 1.)

Lat.: Cujus vishominis est errare, nullius, nisi insipientis, in errare perseverare. (Cicero.) (Binder II, 632; Seybold, 698; Philippi, I, 181; Froberg, 113.) – Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. (Schonheim, E, 6; Binder I, 421; II, 967; Neander, 93; Faselius, 76; Froberg, 206; Philippi, I, 134; Seybold, 148.) – Non omnis error stultitia est. (Cicero.) (Philippi, II, 41.) – Toto coelo errare. (Macrobius.) (Erasm., 7.)

13 Irren ist menschlich, sagte die Frau, als sie gemahlenen Pfeffer in den Kaffeekrug geschüttet hatte.

Holl.: Men kan zich vergissen, zei de vrouw, en zij smeet twee lood gemalen peper in de koffijkan. (Harrebomée, I, 379a.)

14 Irren ist menschlich, sagte Töffel und meinte Wurst zu haben, und es war ein Hundedreck.

Holl.: Mij dat, zei Jan; hij meende een stukje gember te vatten, en het was een gedroogde hondenkeutel. (Harrebomée, I, 228a.)

15 Irren ist menschlich, und Nichtmehrthun die beste Busse.

Span.: Quien yerra y se enmienda, á Dios se encomienda. (Cervantes, Don Quixote.)

16 Irren vnd sündigen gehet hin; aber mutwillig vnd bedächtig sündigen, das ist zu vil.Henisch, 230, 5.

Span.: Al que yerra, perdónale una vez, mas no despues. (Bohn I, 197.)

17 Omnes erramus quasi oves, sagt der Ander, wollt' zur Frauen und ging zur Magd.

18 Wenn noch so viel irren, so wird keine Wahrheit daraus.

Lat.: Multitudo errantium errori non parit patrocinium. (Egeria, 141.)

19 Wer heut' sich irrt, kann morgen zurechtkommen.

20 Wer in cognoscendo irret, der muss in curando felen.Lehmann, 405, 19.

21 Wer irrt, der bekennt.Graf, 445, 417.

Wer bekennt, gilt im allgemeinen für schuldig; sofern aber der Nachweis geführt werden kann, dass er sich mit seiner Aussage im Irrthume befunden habe, so ist sie damit aufgehoben.

22 Wer sich irrt in Eile, bereut in Weile.

23 Wiltu nicht irren, so hüte dich für dem Warumb.Luther's Tischr., 21b.

Wer nie auf den Gedanken kommt, zu forschen, nach einem Grund zu fragen, der kann wenigstens nicht in Einem Falle irren, weil er sich in stetem Irrthume befindet.

24 Wir irren alle, nur jeder irrt anders.

Zur Bezeichnung des Irrens haben wir eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten als: Der ist im Lerchenfeld; er ist auf dem Holzwege; er ist von der Landstrasse, vom rechten Wege abgekommen; er hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Osmanen sagen: Kein Augenblick ohne Irrthum. (Schlechta, 219.)

Frz.: Il n'est si sage qui ne faille. (Cahier, 1588.)

Holl.: Het moet wel een goed meester zijn, die nimmer fouten maakt. (Bohn I, 325.)

*25 Er irrt sich immer zu seinem Vortheil (oder: nie zu seinem Schaden).

Die Franzosen nennen einen geriebenen Menschen, der sich zu seinem Vortheil täuscht, einen Narren oder Dummkopf von Sologne. (Reinsberg V, 169.)

*26 Er irrt sich wie Johann Niklas sein Kater, als er meinte, er sässe auf der Katze, sass er auf einem Torfkuchen.Simrock, 5251.

*27 Es irret ihn eine Mücke an der Wand.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0489" n="[483]"/>
        <cb n="965"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Irländer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sind die Irländer gut, so gibt es keine bessern Menschen; sind sie aber schlecht, so findet man keine schlechtern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hesekiel, 52; Reinsberg V, 21.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Erfahrung wollen vorherrschend die Franzosen gemacht haben. Bei den Engländern selbst stehen die Iren in noch geringerer Achtung. Für den Iren, sagen sie, gibt es keine Sterne. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 113.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Irmensäule.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Auf eine Irmensäule steigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sich öffentlich ehren lassen; das Volk war gewohnt, dieser Säule Ehre zu erweisen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Irre.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Irrer als eine Eidechse.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Rückert's Hariri, S. 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist ein Sprichwort, zu dessen Erklärung gesagt wird: Die Eidechse, wenn sie ihr Loch verlässt, wird irre und weiss es nicht wiederzufinden. Sie legt deswegen bei ihrem Ausgang ein Steinchen darauf, um es so wieder zu erkennen. Diejenigen arabischen Sprichwörter, die, im Gegensatz zu den geschichtlichen, die naturgeschichtlichen heissen können, verrathen eine höchst aufmerksame Beobachtung der sinnlichen Gegenstände, denen meistens die feinsten und eigenthümlichsten Züge abgelauscht sind, die aber freilich oft für uns mit den fremden Gegenständen, an denen sie haften, verschwinden müssen. Doch das unstete irre Umherfahren der Eidechse ist wirklich auch bei uns recht auffallend.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Irregehen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Dass viele irregehen, macht den Weg nicht richtig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5250; Caspari, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es gehet keiner jrre, der nicht gern wider zurecht kemme.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 246; Henisch, 1434, 69.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ich will lieber irregehen mit meinen Freunden als mit meinen Feinden recht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Mange ville heller fare vild med dem, som de högt agte end gaae paa ret vey med andre. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 157.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer irr gangen ist, der kan andern desto besser den Weg zeigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 404, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer irr gangen ist, der kan eim andern darvor warnen vnnd auff den rechten Weg weisen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 183, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer irr gehet vnnd wider wendt, der wirdt vnbillig drumb geschändt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 690, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer irregeht, kann sich auf den rechten Weg fragen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A force de mal aller tout ira bien. (<hi rendition="#i">Bohn I, 2.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Irren</hi> (s.  Errare).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der jrret nicht (viel), wer auff halbem Wege widerumb vmbkehret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 492; Lehmann, II, 64, 131; Körte, 3190 u. 3865.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Irren ist allen Menschen gemein, aber der Narr beharret darein.&#x201C; (<hi rendition="#i">Franck, Zeytbuch, CXXVII<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>) Nur Gott irrt sich nicht, sagt ein türkisches Sprichwort. (<hi rendition="#i">Cahier, 2763.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Haud errat via tota, qui media regreditur. (<hi rendition="#i">Seybold, 211.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der jrret nit, der auff einem bösen weg widerkeret.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 42<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die selber irren, können (wollen) andere führen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Errare est humanum, sagte Pater Veit, als er sein Sauerkraut mit der Heugabel ass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schles. Morgenblatt (Breslau 1867), Nr. 182, S. 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Errare humanum, sagte der Hahn, do trêd he op de Henn.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 404.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Iren äs mäinjtschlich, schturkeln äss rosslich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 1125.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Irren es menslik, hadde de Bûr sächt, da hadd' he anplass 't Kalf ên Rü'en slachtet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 62, 8; Hoefer, 147;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Irren es menslik, sach de Hâne, dèu sât hai opper Pille (Ente).</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 256, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Irren is mensklik, oawer verharren des Düvels.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 71, 142;</hi> schlesisch bei <hi rendition="#i">Frommann, III, 242, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Irren is minschlich, seggt de Hân, doa tratt he 'ne Ant.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schiller, III, 14<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Irren ist menschlich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 343; Simrock, 5246; Lohrengel, I, 389; Mayer, I, 4; Braun, I, 1664; Reinsberg IV, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Das Recht zu irren, ist übrigens das erste, von dem die menschliche Freiheit Gebrauch macht.&#x201C; (<hi rendition="#i">Jachmann,<cb n="966"/>
Reliquien, II, 205.</hi>) Leider betrachtet sie dies Rech nicht selten als ihr einziges.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Dwalen is menschelijk. (<hi rendition="#i">Bohn I, 312.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Errare humanum est. (<hi rendition="#i">Eiselein, 343; Binder II, 966; Egeria, 57; Gaal, 970.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Irren ist Menschlich, aber im irrthumb verharren ist Teuflisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 215; Bücking, 301; Pistor., IX, 3; Teller, 570; Körte, 3191 u. 3869; Ramann, Unterr., I, 43;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 355, 515.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um vielfaches Irren zu bezeichnen sagten die Alten: Er irrt am ganzen Himmel herum; entweder mit Bezug auf die Fabel von Phaëton oder der Ceres, oder von Schiffern entlehnt. Aber die Klugen irren viel weniger, als die Thoren. Wer in Geschäften niemals fehl gegriffen hat, der hat auch noch schwerlich oft recht gegriffen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: At fare vild er menneskeligt, afstaae det gudeligt, men blive ved dievelsk. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 157.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le plus sage peut faillir. &#x2013; Tout homme peut faillir. (<hi rendition="#i">Gaal, 970.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi erra, e s'emenda, a Dio si raccomanda. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 104, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Cujus vishominis est errare, nullius, nisi insipientis, in errare perseverare. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 632; Seybold, 698; Philippi, I, 181; Froberg, 113.</hi>) &#x2013; Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. (<hi rendition="#i">Schonheim, E, 6; Binder I, 421; II, 967; Neander, 93; Faselius, 76; Froberg, 206; Philippi, I, 134; Seybold, 148.</hi>) &#x2013; Non omnis error stultitia est. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 41.</hi>) &#x2013; Toto coelo errare. (<hi rendition="#i">Macrobius.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Irren ist menschlich, sagte die Frau, als sie gemahlenen Pfeffer in den Kaffeekrug geschüttet hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men kan zich vergissen, zei de vrouw, en zij smeet twee lood gemalen peper in de koffijkan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 379<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Irren ist menschlich, sagte Töffel und meinte Wurst zu haben, und es war ein Hundedreck.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Mij dat, zei Jan; hij meende een stukje gember te vatten, en het was een gedroogde hondenkeutel. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 228<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Irren ist menschlich, und Nichtmehrthun die beste Busse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Quien yerra y se enmienda, á Dios se encomienda. (<hi rendition="#i">Cervantes, Don Quixote.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Irren vnd sündigen gehet hin; aber mutwillig vnd bedächtig sündigen, das ist zu vil.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 230, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Al que yerra, perdónale una vez, mas no despues. (<hi rendition="#i">Bohn I, 197.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Omnes erramus quasi oves, sagt der Ander, wollt' zur Frauen und ging zur Magd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn noch so viel irren, so wird keine Wahrheit daraus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multitudo errantium errori non parit patrocinium. (<hi rendition="#i">Egeria, 141.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Wer heut' sich irrt, kann morgen zurechtkommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wer in cognoscendo irret, der muss in curando felen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 405, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wer irrt, der bekennt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 445, 417.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer bekennt, gilt im allgemeinen für schuldig; sofern aber der Nachweis geführt werden kann, dass er sich mit seiner Aussage im Irrthume befunden habe, so ist sie damit aufgehoben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wer sich irrt in Eile, bereut in Weile.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Wiltu nicht irren, so hüte dich für dem Warumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 21<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer nie auf den Gedanken kommt, zu forschen, nach einem Grund zu fragen, der kann wenigstens nicht in Einem Falle irren, weil er sich in stetem Irrthume befindet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wir irren alle, nur jeder irrt anders.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Zur Bezeichnung des Irrens haben wir eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten als: Der ist im Lerchenfeld; er ist auf dem Holzwege; er ist von der Landstrasse, vom rechten Wege abgekommen; er hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Osmanen sagen: Kein Augenblick ohne Irrthum. (<hi rendition="#i">Schlechta, 219.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il n'est si sage qui ne faille. (<hi rendition="#i">Cahier, 1588.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het moet wel een goed meester zijn, die nimmer fouten maakt. (<hi rendition="#i">Bohn I, 325.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*25 Er irrt sich immer zu seinem Vortheil (oder: nie zu seinem Schaden).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Franzosen nennen einen geriebenen Menschen, der sich zu seinem Vortheil täuscht, einen Narren oder Dummkopf von Sologne. (<hi rendition="#i">Reinsberg V, 169.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Er irrt sich wie Johann Niklas sein Kater, als er meinte, er sässe auf der Katze, sass er auf einem Torfkuchen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5251.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*27 Es irret ihn eine Mücke an der Wand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[483]/0489] Irländer. Sind die Irländer gut, so gibt es keine bessern Menschen; sind sie aber schlecht, so findet man keine schlechtern. – Hesekiel, 52; Reinsberg V, 21. Diese Erfahrung wollen vorherrschend die Franzosen gemacht haben. Bei den Engländern selbst stehen die Iren in noch geringerer Achtung. Für den Iren, sagen sie, gibt es keine Sterne. (Reinsberg V, 113.) Irmensäule. * Auf eine Irmensäule steigen. Sich öffentlich ehren lassen; das Volk war gewohnt, dieser Säule Ehre zu erweisen. Irre. * Irrer als eine Eidechse. – Rückert's Hariri, S. 353. Ist ein Sprichwort, zu dessen Erklärung gesagt wird: Die Eidechse, wenn sie ihr Loch verlässt, wird irre und weiss es nicht wiederzufinden. Sie legt deswegen bei ihrem Ausgang ein Steinchen darauf, um es so wieder zu erkennen. Diejenigen arabischen Sprichwörter, die, im Gegensatz zu den geschichtlichen, die naturgeschichtlichen heissen können, verrathen eine höchst aufmerksame Beobachtung der sinnlichen Gegenstände, denen meistens die feinsten und eigenthümlichsten Züge abgelauscht sind, die aber freilich oft für uns mit den fremden Gegenständen, an denen sie haften, verschwinden müssen. Doch das unstete irre Umherfahren der Eidechse ist wirklich auch bei uns recht auffallend. Irregehen. 1 Dass viele irregehen, macht den Weg nicht richtig. – Simrock, 5250; Caspari, 14. 2 Es gehet keiner jrre, der nicht gern wider zurecht kemme. – Petri, II, 246; Henisch, 1434, 69. 3 Ich will lieber irregehen mit meinen Freunden als mit meinen Feinden recht. Dän.: Mange ville heller fare vild med dem, som de högt agte end gaae paa ret vey med andre. (Prov. dan., 157.) 4 Wer irr gangen ist, der kan andern desto besser den Weg zeigen. – Lehmann, 404, 4. 5 Wer irr gangen ist, der kan eim andern darvor warnen vnnd auff den rechten Weg weisen. – Lehmann, 183, 13. 6 Wer irr gehet vnnd wider wendt, der wirdt vnbillig drumb geschändt. – Lehmann, 690, 16. 7 Wer irregeht, kann sich auf den rechten Weg fragen. Frz.: A force de mal aller tout ira bien. (Bohn I, 2.) Irren (s. Errare). 1 Der jrret nicht (viel), wer auff halbem Wege widerumb vmbkehret. – Eyering, I, 492; Lehmann, II, 64, 131; Körte, 3190 u. 3865. „Irren ist allen Menschen gemein, aber der Narr beharret darein.“ (Franck, Zeytbuch, CXXVIIa.) Nur Gott irrt sich nicht, sagt ein türkisches Sprichwort. (Cahier, 2763.) Lat.: Haud errat via tota, qui media regreditur. (Seybold, 211.) 2 Der jrret nit, der auff einem bösen weg widerkeret. – Franck, II, 42a. 3 Die selber irren, können (wollen) andere führen. 4 Errare est humanum, sagte Pater Veit, als er sein Sauerkraut mit der Heugabel ass. – Schles. Morgenblatt (Breslau 1867), Nr. 182, S. 5. 5 Errare humanum, sagte der Hahn, do trêd he op de Henn. (Holst.) – Hoefer, 404. 6 Iren äs mäinjtschlich, schturkeln äss rosslich. – Schuster, 1125. 7 Irren es menslik, hadde de Bûr sächt, da hadd' he anplass 't Kalf ên Rü'en slachtet. – Woeste, 62, 8; Hoefer, 147; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 81. 8 Irren es menslik, sach de Hâne, dèu sât hai opper Pille (Ente). (Iserlohn.) – Frommann, III, 256, 55. 9 Irren is mensklik, oawer verharren des Düvels. (Iserlohn.) – Woeste, 71, 142; schlesisch bei Frommann, III, 242, 14. 10 Irren is minschlich, seggt de Hân, doa tratt he 'ne Ant. – Schiller, III, 14b. 11 Irren ist menschlich. – Eiselein, 343; Simrock, 5246; Lohrengel, I, 389; Mayer, I, 4; Braun, I, 1664; Reinsberg IV, 84. „Das Recht zu irren, ist übrigens das erste, von dem die menschliche Freiheit Gebrauch macht.“ (Jachmann, Reliquien, II, 205.) Leider betrachtet sie dies Rech nicht selten als ihr einziges. Holl.: Dwalen is menschelijk. (Bohn I, 312.) Lat.: Errare humanum est. (Eiselein, 343; Binder II, 966; Egeria, 57; Gaal, 970.) 12 Irren ist Menschlich, aber im irrthumb verharren ist Teuflisch. – Agricola II, 215; Bücking, 301; Pistor., IX, 3; Teller, 570; Körte, 3191 u. 3869; Ramann, Unterr., I, 43; für Waldeck: Curtze, 355, 515. Um vielfaches Irren zu bezeichnen sagten die Alten: Er irrt am ganzen Himmel herum; entweder mit Bezug auf die Fabel von Phaëton oder der Ceres, oder von Schiffern entlehnt. Aber die Klugen irren viel weniger, als die Thoren. Wer in Geschäften niemals fehl gegriffen hat, der hat auch noch schwerlich oft recht gegriffen. Dän.: At fare vild er menneskeligt, afstaae det gudeligt, men blive ved dievelsk. (Prov. dan., 157.) Frz.: Le plus sage peut faillir. – Tout homme peut faillir. (Gaal, 970.) It.: Chi erra, e s'emenda, a Dio si raccomanda. (Pazzaglia, 104, 1.) Lat.: Cujus vishominis est errare, nullius, nisi insipientis, in errare perseverare. (Cicero.) (Binder II, 632; Seybold, 698; Philippi, I, 181; Froberg, 113.) – Errare humanum est, sed in errare perseverare diabolicum. (Schonheim, E, 6; Binder I, 421; II, 967; Neander, 93; Faselius, 76; Froberg, 206; Philippi, I, 134; Seybold, 148.) – Non omnis error stultitia est. (Cicero.) (Philippi, II, 41.) – Toto coelo errare. (Macrobius.) (Erasm., 7.) 13 Irren ist menschlich, sagte die Frau, als sie gemahlenen Pfeffer in den Kaffeekrug geschüttet hatte. Holl.: Men kan zich vergissen, zei de vrouw, en zij smeet twee lood gemalen peper in de koffijkan. (Harrebomée, I, 379a.) 14 Irren ist menschlich, sagte Töffel und meinte Wurst zu haben, und es war ein Hundedreck. Holl.: Mij dat, zei Jan; hij meende een stukje gember te vatten, en het was een gedroogde hondenkeutel. (Harrebomée, I, 228a.) 15 Irren ist menschlich, und Nichtmehrthun die beste Busse. Span.: Quien yerra y se enmienda, á Dios se encomienda. (Cervantes, Don Quixote.) 16 Irren vnd sündigen gehet hin; aber mutwillig vnd bedächtig sündigen, das ist zu vil. – Henisch, 230, 5. Span.: Al que yerra, perdónale una vez, mas no despues. (Bohn I, 197.) 17 Omnes erramus quasi oves, sagt der Ander, wollt' zur Frauen und ging zur Magd. 18 Wenn noch so viel irren, so wird keine Wahrheit daraus. Lat.: Multitudo errantium errori non parit patrocinium. (Egeria, 141.) 19 Wer heut' sich irrt, kann morgen zurechtkommen. 20 Wer in cognoscendo irret, der muss in curando felen. – Lehmann, 405, 19. 21 Wer irrt, der bekennt. – Graf, 445, 417. Wer bekennt, gilt im allgemeinen für schuldig; sofern aber der Nachweis geführt werden kann, dass er sich mit seiner Aussage im Irrthume befunden habe, so ist sie damit aufgehoben. 22 Wer sich irrt in Eile, bereut in Weile. 23 Wiltu nicht irren, so hüte dich für dem Warumb. – Luther's Tischr., 21b. Wer nie auf den Gedanken kommt, zu forschen, nach einem Grund zu fragen, der kann wenigstens nicht in Einem Falle irren, weil er sich in stetem Irrthume befindet. 24 Wir irren alle, nur jeder irrt anders. Zur Bezeichnung des Irrens haben wir eine Anzahl sprichwörtliche Redensarten als: Der ist im Lerchenfeld; er ist auf dem Holzwege; er ist von der Landstrasse, vom rechten Wege abgekommen; er hat die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Die Osmanen sagen: Kein Augenblick ohne Irrthum. (Schlechta, 219.) Frz.: Il n'est si sage qui ne faille. (Cahier, 1588.) Holl.: Het moet wel een goed meester zijn, die nimmer fouten maakt. (Bohn I, 325.) *25 Er irrt sich immer zu seinem Vortheil (oder: nie zu seinem Schaden). Die Franzosen nennen einen geriebenen Menschen, der sich zu seinem Vortheil täuscht, einen Narren oder Dummkopf von Sologne. (Reinsberg V, 169.) *26 Er irrt sich wie Johann Niklas sein Kater, als er meinte, er sässe auf der Katze, sass er auf einem Torfkuchen. – Simrock, 5251. *27 Es irret ihn eine Mücke an der Wand.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/489
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [483]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/489>, abgerufen am 21.11.2024.