Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] das Sachliche und Thierische sich erhebend, Ich sagen lernen, dann vergessen sie ihre Persönlichkeit nicht wieder. Hoffen wir, dass unsere deutsche Nation bald Ich sagen lerne." (Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1846.) Seit 1866 ist sie auf dem Wege dazu. Die Engländer stellen ihr Ich voran und schreiben es gross; in Deutschland gibt es noch Leute, die es kaum zu sagen wagen, die es entweder ganz weglassen oder aus einer die gesunde Wortfolge verhöhnenden Höflichkeit in irgendeinen Winkel das Satzes drängen. L. Walesrode (Glossen und Randzeichnungen zu Texten aus unserer Zeit, Königsberg 1842) sagt: "Der niedrigste Engländer in dem Bewusstsein seiner Habeas-Corpus-Acte schreibt sein Ich mit einem ebenso grossen I wie ein deutscher König. Der deutsche Philister verschluckt lieber mit seiner Krämertimidität das Ich ganz und gar. Der geistesstarke Fichte wollte seine Nation zum Bewusstsein ihres Ichs erheben, aber er fand - Deutsche." Nach L. Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, IV, 52) war es Jean Paul, der es zuerst wagte, das jedem Deutschen so grause Wort "Ich" auszusprechen.

*24 Sein Ich ist die Hauptsache.

Holl.: Hij draagt veel zorg voor zijn lieve ik. - Hij heeft veel met zijn' eigen' tabernakel op. (Harrebomee, I, 361a.)

*25 Sie sind beide Ein Ich. - Eiselein, 341.

*26 Und Ich, sagte der Narr. - Hoefer, 785; Simrock, 5211.


Ichauf.

Zuem Ichauf brucht me hundert Auge. (Schweiz.)


Ichts (s. Etwas).

1 Besser ichts1 als nichts. - Simrock, 7539; Petri, II, 37.

1) Icht = veraltet, unbestimmtes Fürwort, altdeutsch iht, abgekürzt et; daher ichtwas = etwas; ichtwan = etwan, für etwas, etwa, irgend. (Vgl. Heyse, Handwörterbuch.) - "So ist's doch besser haben ichts, denn gieng ich ler, het alles nichts." (Waldis, II, 73, 27.)

2 Besser ichts, denn nichts, sagte der Teufel, und ass die Buttermilch mit der Heugabel. - Hoefer, 1037; Simrock, 7545.

3 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf, als er nach einem Schafe schnappte und dafür eine Mücke ertappte. - Hoefer, 1166a; Latendorf II, 10.

4 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf und verschluckte eine Fliege (Schnake, Mücke). - Simrock, 7542.

5 Besser ichts denn nichts, sagte die Frau und ruderte mit der Nadel. - Hoefer, 304; Simrock, 7543.

6 Es ist besser ichts denn nichts. - Luther's Ms., S. 4.

7 Es ist besser ichts denn nichts, sagte die Mücke und pisste in den Rhein. - Simrock, 7544.

8 Wo ichts, da ist Ein Teufel, wo nichts, sind zwei.


Ichtsen.

1 Besser Ischten als Nischten. (Niederlausitz.)

2 Es ist doch ischten1. (Niederlausitz.)

1) Doch ein kleiner Nutzen und besser als nichts.


Idee.

1 Das ist eine knille1 Idee. (Breslau.)

1) Knill = betrunken.

*2 Er hat nicht die blasse Idee davon. - Jer. Gotthelf, Jakob, II, 246.

*3 Es ist eine fixe Idee (von ihm).

Eine irrige, unbegründete Ansicht, die (krankhaft) festgehalten wird. "Wie arme Teufel immer ängstlich ihre paar Groschen überzählen, so sind auch beschränkte Köpfe ganz besonders zu fixen Ideen geneigt." (Welt und Zeit, V, 264, 487.)


Iffland.

Iffland und Henke, London und Zwenke.

Iffland gab einmal eine Reihe von Gastspielen in Leipzig zur Zeit, als die königlich sächsische Hofschauspielergesellschaft unter Seconda's Direction dort war. Zu denen, welche das Talent Iffland's nicht in seiner Grösse anerkannten, gehörte der Schauspieler Henke, Mitglied der Hofschauspielergesellschaft und, nach der Versicherung seiner Zeitgenossen, nur von mittelmässiger Begabung. Er suchte denen, die von Iffland's Spiel begeistert waren, begreiflich zu machen, dass man für denselben nur deshalb so eingenommen sei, weil er in Berlin in einigen Rollen gefallen habe. "Glauben Sie mir", sagte er, "ich dürfte nur ein paarmal in Berlin spielen, und ich würde überall ebenso viel Glück machen als Iffland." Als man den derselben Gesellschaft angehörenden und ebenfalls anwesenden Schauspieler Thering, einen der beliebtesten Komiker seiner Zeit um sein Urtheil über Henke's Aeusserung bat, sprach er es in obiger Namenzusammenstellung aus, die damals bald von Mund zu Mund ging und [Spaltenumbruch] sprichwörtlich wurde: "Henke verhält sich zu Iffland, wie Zwenkau (ein kleines Städtchen unweit von Leipzig mit etwa 300 Häusern und 2500 Einwohnern) zu London." (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3.)


Igel.

1 Der Igel ist ein witzig Thier, ist für vnnd für wider sein feind gerüst. - Lehmann, 213, 31.

2 Der Igel wird oft von einem kleinen Hunde gefasst.

Dän.: Ofte gribes vild basse af liden hund. (Prov. dan., 563.)

3 Der Ijel let sich nit zem Uorschwäsch brochen. - Schuster, 1113.

4 Ein hungriger Igel fängt die meisten Mäuse.

5 Einen zornigen Igel fängt man nicht mit den Händen.

Port.: Nunca se matou ourico cacheiro as punhadas. (Bohn I, 287.)

6 Igel haben porsten (Stacheln). - Lehmann, 895, 15.

7 Igel und böse Mäuler stechen von allen Seiten.

8 Je länger der Igel die Geburt verschiebt, desto stachliger kommt sie ihm an.

9 Man mag den Igel angreifen, wo man will, so sticht er.

10 Wenn man den Igel anrührt, so pörsselt er sich. - Eiselein, 341; Simrock, 5233.

11 Wer den Igel streichelt, muss sich nicht über die Stiche beklagen.

12 Wer einen Igel fassen will, muss gute Handschuhe haben.

Böhm.: Jest veru vec tezka pesti zabiti jezka. (Celakovsky, 350.)

*13 A hot schrecklich veil Igel ze birschten. (Schles.) - Frommann, III, 416.

*14 Aus einem Igel ein Stachelschwein machen.

*15 Da liegt der Igel im Hag.

*16 Da möcht' ich lieber ann Igel zum Oarwisch nahm'n. (Hirschberg.)

*17 Einen Igel an jemand zu käwen finden. - Luther's Tischr., 207.

Einen Widersacher an ihm finden.

*18 Er hat einen Igel im Magen. - Körte, 3182.

Der will immer schwimmen und stachelt, wenn's trocken ist.

*19 Er hat Igel im Munde.

Ist stachelig.

*20 Er hat immer Igel zu bürsten.

Hat es immer sehr eilig, thut sehr geschäftig.

*21 Er ist wie ein Igel, er sticht, wo man ihn anrührt.

*22 Wenn die Igel einander küssen. - Eiselein, 342.

Lat.: Prius duo echini amicitiam ineant. (Eiselein, 342.)

*23 Wann de Igel eist in seiinen Loeke sittet, dann weark he sick met seinen Stacheln. (Büren.)

*24 Zwei Igel werden eher Freundschaft machen.

Und zwar noch, wie Suidas hinzufügt, Land- und Seeigel; von denen, die durch ihre Studien und ihren Charakter so weit auseinandergehen, dass man keine Hoffnung hegen darf, dass sie je ein engeres Freundschaftsverhältniss anknüpfen werden.


Igeln.

* Es igelt ihn. (Schweiz.)


Igelsbalg.

Ueber einen Igelsbalg gehört eine Fuchshaut. - Simrock, 5235; Körte, 3184; Braun, I, 1657.


Igelshaut.

1 Auss einer Igelshaut macht man kein Brusttuch. - Lehmann, 540, 56; Sailer, 148; Eiselein, 341; Simrock, 5234; Körte, 3183; Reinsberg IV, 41; Braun, I, 1656.

"Oft gehen Anschläg fort, als wenn man aus Käsen Kälber brütet, oder auss Igelshäuten will Brusttücher machen." (Lehmann, 32, 8.)

2 Es wäre mir lieber eine Igelshaut, denn im Bett eine widrige Braut.


Iggelheim.

In Uglem1 wäss der Zeh't nit, wie sich der Elft ernährt. - Thelemann, 35.

1) Dorf in der bairischen Pfalz.


Ihrte (Ergänzung zu Ehrte).

*1 D' Oerta1 'n us macha. - Tobler, 353.

1) In Appenzell; in andern Cantonen auch Uerte, in Glarus nebenbei auch Uerteli = Zeche; in Bündten

[Spaltenumbruch] das Sachliche und Thierische sich erhebend, Ich sagen lernen, dann vergessen sie ihre Persönlichkeit nicht wieder. Hoffen wir, dass unsere deutsche Nation bald Ich sagen lerne.“ (Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1846.) Seit 1866 ist sie auf dem Wege dazu. Die Engländer stellen ihr Ich voran und schreiben es gross; in Deutschland gibt es noch Leute, die es kaum zu sagen wagen, die es entweder ganz weglassen oder aus einer die gesunde Wortfolge verhöhnenden Höflichkeit in irgendeinen Winkel das Satzes drängen. L. Walesrode (Glossen und Randzeichnungen zu Texten aus unserer Zeit, Königsberg 1842) sagt: „Der niedrigste Engländer in dem Bewusstsein seiner Habeas-Corpus-Acte schreibt sein Ich mit einem ebenso grossen I wie ein deutscher König. Der deutsche Philister verschluckt lieber mit seiner Krämertimidität das Ich ganz und gar. Der geistesstarke Fichte wollte seine Nation zum Bewusstsein ihres Ichs erheben, aber er fand – Deutsche.“ Nach L. Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, IV, 52) war es Jean Paul, der es zuerst wagte, das jedem Deutschen so grause Wort „Ich“ auszusprechen.

*24 Sein Ich ist die Hauptsache.

Holl.: Hij draagt veel zorg voor zijn lieve ik. – Hij heeft veel met zijn' eigen' tabernakel op. (Harrebomée, I, 361a.)

*25 Sie sind beide Ein Ich.Eiselein, 341.

*26 Und Ich, sagte der Narr.Hoefer, 785; Simrock, 5211.


Ichauf.

Zuem Ichauf brucht me hundert Auge. (Schweiz.)


Ichts (s. Etwas).

1 Besser ichts1 als nichts.Simrock, 7539; Petri, II, 37.

1) Icht = veraltet, unbestimmtes Fürwort, altdeutsch iht, abgekürzt et; daher ichtwas = etwas; ichtwan = etwan, für etwas, etwa, irgend. (Vgl. Heyse, Handwörterbuch.) – „So ist's doch besser haben ichts, denn gieng ich ler, het alles nichts.“ (Waldis, II, 73, 27.)

2 Besser ichts, denn nichts, sagte der Teufel, und ass die Buttermilch mit der Heugabel.Hoefer, 1037; Simrock, 7545.

3 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf, als er nach einem Schafe schnappte und dafür eine Mücke ertappte.Hoefer, 1166a; Latendorf II, 10.

4 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf und verschluckte eine Fliege (Schnake, Mücke).Simrock, 7542.

5 Besser ichts denn nichts, sagte die Frau und ruderte mit der Nadel.Hoefer, 304; Simrock, 7543.

6 Es ist besser ichts denn nichts.Luther's Ms., S. 4.

7 Es ist besser ichts denn nichts, sagte die Mücke und pisste in den Rhein.Simrock, 7544.

8 Wo ichts, da ist Ein Teufel, wo nichts, sind zwei.


Ichtsen.

1 Besser Ischten als Nischten. (Niederlausitz.)

2 Es ist doch ischten1. (Niederlausitz.)

1) Doch ein kleiner Nutzen und besser als nichts.


Idee.

1 Das ist eine knille1 Idee. (Breslau.)

1) Knill = betrunken.

*2 Er hat nicht die blasse Idee davon.Jer. Gotthelf, Jakob, II, 246.

*3 Es ist eine fixe Idee (von ihm).

Eine irrige, unbegründete Ansicht, die (krankhaft) festgehalten wird. „Wie arme Teufel immer ängstlich ihre paar Groschen überzählen, so sind auch beschränkte Köpfe ganz besonders zu fixen Ideen geneigt.“ (Welt und Zeit, V, 264, 487.)


Iffland.

Iffland und Henke, London und Zwenke.

Iffland gab einmal eine Reihe von Gastspielen in Leipzig zur Zeit, als die königlich sächsische Hofschauspielergesellschaft unter Seconda's Direction dort war. Zu denen, welche das Talent Iffland's nicht in seiner Grösse anerkannten, gehörte der Schauspieler Henke, Mitglied der Hofschauspielergesellschaft und, nach der Versicherung seiner Zeitgenossen, nur von mittelmässiger Begabung. Er suchte denen, die von Iffland's Spiel begeistert waren, begreiflich zu machen, dass man für denselben nur deshalb so eingenommen sei, weil er in Berlin in einigen Rollen gefallen habe. „Glauben Sie mir“, sagte er, „ich dürfte nur ein paarmal in Berlin spielen, und ich würde überall ebenso viel Glück machen als Iffland.“ Als man den derselben Gesellschaft angehörenden und ebenfalls anwesenden Schauspieler Thering, einen der beliebtesten Komiker seiner Zeit um sein Urtheil über Henke's Aeusserung bat, sprach er es in obiger Namenzusammenstellung aus, die damals bald von Mund zu Mund ging und [Spaltenumbruch] sprichwörtlich wurde: „Henke verhält sich zu Iffland, wie Zwenkau (ein kleines Städtchen unweit von Leipzig mit etwa 300 Häusern und 2500 Einwohnern) zu London.“ (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3.)


Igel.

1 Der Igel ist ein witzig Thier, ist für vnnd für wider sein feind gerüst.Lehmann, 213, 31.

2 Der Igel wird oft von einem kleinen Hunde gefasst.

Dän.: Ofte gribes vild basse af liden hund. (Prov. dan., 563.)

3 Der Ijel let sich nit zem Uorschwäsch brochen.Schuster, 1113.

4 Ein hungriger Igel fängt die meisten Mäuse.

5 Einen zornigen Igel fängt man nicht mit den Händen.

Port.: Nunca se matou ouriço cacheiro ás punhadas. (Bohn I, 287.)

6 Igel haben porsten (Stacheln).Lehmann, 895, 15.

7 Igel und böse Mäuler stechen von allen Seiten.

8 Je länger der Igel die Geburt verschiebt, desto stachliger kommt sie ihm an.

9 Man mag den Igel angreifen, wo man will, so sticht er.

10 Wenn man den Igel anrührt, so pörsselt er sich.Eiselein, 341; Simrock, 5233.

11 Wer den Igel streichelt, muss sich nicht über die Stiche beklagen.

12 Wer einen Igel fassen will, muss gute Handschuhe haben.

Böhm.: Jest vĕru vĕc tĕžká pĕstí zabiti ježka. (Čelakovský, 350.)

*13 A hot schrecklich vîl Igel ze birschten. (Schles.) – Frommann, III, 416.

*14 Aus einem Igel ein Stachelschwein machen.

*15 Da liegt der Igel im Hag.

*16 Da möcht' ich lieber ann Igel zum Oarwisch nahm'n. (Hirschberg.)

*17 Einen Igel an jemand zu käwen finden.Luther's Tischr., 207.

Einen Widersacher an ihm finden.

*18 Er hat einen Igel im Magen.Körte, 3182.

Der will immer schwimmen und stachelt, wenn's trocken ist.

*19 Er hat Igel im Munde.

Ist stachelig.

*20 Er hat immer Igel zu bürsten.

Hat es immer sehr eilig, thut sehr geschäftig.

*21 Er ist wie ein Igel, er sticht, wo man ihn anrührt.

*22 Wenn die Igel einander küssen.Eiselein, 342.

Lat.: Prius duo echini amicitiam ineant. (Eiselein, 342.)

*23 Wann de Igel eist in sîinen Loeke sittet, dann weark he sick met sînen Stacheln. (Büren.)

*24 Zwei Igel werden eher Freundschaft machen.

Und zwar noch, wie Suidas hinzufügt, Land- und Seeigel; von denen, die durch ihre Studien und ihren Charakter so weit auseinandergehen, dass man keine Hoffnung hegen darf, dass sie je ein engeres Freundschaftsverhältniss anknüpfen werden.


Igeln.

* Es igelt ihn. (Schweiz.)


Igelsbalg.

Ueber einen Igelsbalg gehört eine Fuchshaut.Simrock, 5235; Körte, 3184; Braun, I, 1657.


Igelshaut.

1 Auss einer Igelshaut macht man kein Brusttuch.Lehmann, 540, 56; Sailer, 148; Eiselein, 341; Simrock, 5234; Körte, 3183; Reinsberg IV, 41; Braun, I, 1656.

„Oft gehen Anschläg fort, als wenn man aus Käsen Kälber brütet, oder auss Igelshäuten will Brusttücher machen.“ (Lehmann, 32, 8.)

2 Es wäre mir lieber eine Igelshaut, denn im Bett eine widrige Braut.


Iggelheim.

In Uglem1 wäss der Zeh't nit, wie sich der Elft ernährt.Thelemann, 35.

1) Dorf in der bairischen Pfalz.


Ihrte (Ergänzung zu Ehrte).

*1 D' Oerta1 'n us macha.Tobler, 353.

1) In Appenzell; in andern Cantonen auch Uerte, in Glarus nebenbei auch Uerteli = Zeche; in Bündten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0485" n="[479]"/><cb n="957"/>
das Sachliche und Thierische sich erhebend, Ich sagen lernen, dann vergessen sie ihre Persönlichkeit nicht wieder. Hoffen wir, dass unsere deutsche Nation bald Ich sagen lerne.&#x201C; (<hi rendition="#i">Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1846.</hi>) Seit 1866 ist sie auf dem Wege dazu. Die Engländer stellen ihr Ich voran und schreiben es gross; in Deutschland gibt es noch Leute, die es kaum zu sagen wagen, die es entweder ganz weglassen oder aus einer die gesunde Wortfolge verhöhnenden Höflichkeit in irgendeinen Winkel das Satzes drängen. <hi rendition="#i">L. Walesrode (Glossen und Randzeichnungen zu Texten aus unserer Zeit, Königsberg 1842)</hi> sagt: &#x201E;Der niedrigste Engländer in dem Bewusstsein seiner Habeas-Corpus-Acte schreibt sein Ich mit einem ebenso grossen I wie ein deutscher König. Der deutsche Philister verschluckt lieber mit seiner Krämertimidität das Ich ganz und gar. Der geistesstarke Fichte wollte seine Nation zum Bewusstsein ihres Ichs erheben, aber er fand &#x2013; Deutsche.&#x201C; Nach <hi rendition="#i">L. Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, IV, 52)</hi> war es Jean Paul, der es zuerst wagte, das jedem Deutschen so grause Wort &#x201E;Ich&#x201C; auszusprechen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Sein Ich ist die Hauptsache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij draagt veel zorg voor zijn lieve ik. &#x2013; Hij heeft veel met zijn' eigen' tabernakel op. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 361<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Sie sind beide Ein Ich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 341.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Und Ich, sagte der Narr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 785; Simrock, 5211.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ichauf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Zuem Ichauf brucht me hundert Auge.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Ichts</hi> (s.  Etwas).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Besser ichts<hi rendition="#sup">1</hi> als nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7539; Petri, II, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Icht = veraltet, unbestimmtes Fürwort, altdeutsch iht, abgekürzt et; daher ichtwas = etwas; ichtwan = etwan, für etwas, etwa, irgend. (Vgl. <hi rendition="#i">Heyse, Handwörterbuch.</hi>) &#x2013; &#x201E;So ist's doch besser haben ichts, denn gieng ich ler, het alles nichts.&#x201C; (<hi rendition="#i">Waldis, II, 73, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Besser ichts, denn nichts, sagte der Teufel, und ass die Buttermilch mit der Heugabel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 1037; Simrock, 7545.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf, als er nach einem Schafe schnappte und dafür eine Mücke ertappte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 1166<hi rendition="#sup">a</hi>; Latendorf II, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf und verschluckte eine Fliege (Schnake, Mücke).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7542.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Besser ichts denn nichts, sagte die Frau und ruderte mit der Nadel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 304; Simrock, 7543.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist besser ichts denn nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Ms., S. 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es ist besser ichts denn nichts, sagte die Mücke und pisste in den Rhein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wo ichts, da ist Ein Teufel, wo nichts, sind zwei.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Ichtsen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Besser Ischten als Nischten.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Es ist doch ischten<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Niederlausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Doch ein kleiner Nutzen und besser als nichts.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Idee.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das ist eine knille<hi rendition="#sup">1</hi> Idee.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Knill = betrunken.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat nicht die blasse Idee davon.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jer. Gotthelf, Jakob, II, 246.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Es ist eine fixe Idee (von ihm).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine irrige, unbegründete Ansicht, die (krankhaft) festgehalten wird. &#x201E;Wie arme Teufel immer ängstlich ihre paar Groschen überzählen, so sind auch beschränkte Köpfe ganz besonders zu fixen Ideen geneigt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 264, 487.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Iffland.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Iffland und Henke, London und Zwenke.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Iffland gab einmal eine Reihe von Gastspielen in Leipzig zur Zeit, als die königlich sächsische Hofschauspielergesellschaft unter Seconda's Direction dort war. Zu denen, welche das Talent Iffland's nicht in seiner Grösse anerkannten, gehörte der Schauspieler Henke, Mitglied der Hofschauspielergesellschaft und, nach der Versicherung seiner Zeitgenossen, nur von mittelmässiger Begabung. Er suchte denen, die von Iffland's Spiel begeistert waren, begreiflich zu machen, dass man für denselben nur deshalb so eingenommen sei, weil er in Berlin in einigen Rollen gefallen habe. &#x201E;Glauben Sie mir&#x201C;, sagte er, &#x201E;ich dürfte nur ein paarmal in Berlin spielen, und ich würde überall ebenso viel Glück machen als Iffland.&#x201C; Als man den derselben Gesellschaft angehörenden und ebenfalls anwesenden Schauspieler Thering, einen der beliebtesten Komiker seiner Zeit um sein Urtheil über Henke's Aeusserung bat, sprach er es in obiger Namenzusammenstellung aus, die damals bald von Mund zu Mund ging und <cb n="958"/>
sprichwörtlich wurde: &#x201E;Henke verhält sich zu Iffland, wie Zwenkau (ein kleines Städtchen unweit von Leipzig mit etwa 300 Häusern und 2500 Einwohnern) zu London.&#x201C; (Vgl. <hi rendition="#i">Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Igel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Igel ist ein witzig Thier, ist für vnnd für wider sein feind gerüst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 213, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Igel wird oft von einem kleinen Hunde gefasst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Ofte gribes vild basse af liden hund. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 563.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Ijel let sich nit zem Uorschwäsch brochen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 1113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein hungriger Igel fängt die meisten Mäuse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Einen zornigen Igel fängt man nicht mit den Händen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Nunca se matou ouriço cacheiro ás punhadas. (<hi rendition="#i">Bohn I, 287.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Igel haben porsten (Stacheln).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 895, 15.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Igel und böse Mäuler stechen von allen Seiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Je länger der Igel die Geburt verschiebt, desto stachliger kommt sie ihm an.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Man mag den Igel angreifen, wo man will, so sticht er.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn man den Igel anrührt, so pörsselt er sich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 341; Simrock, 5233.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wer den Igel streichelt, muss sich nicht über die Stiche beklagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wer einen Igel fassen will, muss gute Handschuhe haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Jest v&#x0115;ru v&#x0115;c t&#x0115;&#x017E;ká p&#x0115;stí zabiti je&#x017E;ka. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 350.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*13 A hot schrecklich vîl Igel ze birschten.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, III, 416.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*14 Aus einem Igel ein Stachelschwein machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*15 Da liegt der Igel im Hag.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*16 Da möcht' ich lieber ann Igel zum Oarwisch nahm'n.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*17 Einen Igel an jemand zu käwen finden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischr., 207.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen Widersacher an ihm finden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*18 Er hat einen Igel im Magen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 3182.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der will immer schwimmen und stachelt, wenn's trocken ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*19 Er hat Igel im Munde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist stachelig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*20 Er hat immer Igel zu bürsten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Hat es immer sehr eilig, thut sehr geschäftig.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Er ist wie ein Igel, er sticht, wo man ihn anrührt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*22 Wenn die Igel einander küssen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 342.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Prius duo echini amicitiam ineant. (<hi rendition="#i">Eiselein, 342.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*23 Wann de Igel eist in sîinen Loeke sittet, dann weark he sick met sînen Stacheln.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Zwei Igel werden eher Freundschaft machen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Und zwar noch, wie <hi rendition="#i">Suidas</hi> hinzufügt, Land- und Seeigel; von denen, die durch ihre Studien und ihren Charakter so weit auseinandergehen, dass man keine Hoffnung hegen darf, dass sie je ein engeres Freundschaftsverhältniss anknüpfen werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Igeln.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es igelt ihn.</hi> (<hi rendition="#i">Schweiz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Igelsbalg.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ueber einen Igelsbalg gehört eine Fuchshaut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 5235; Körte, 3184; Braun, I, 1657.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Igelshaut.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auss einer Igelshaut macht man kein Brusttuch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 540, 56; Sailer, 148; Eiselein, 341; Simrock, 5234; Körte, 3183; Reinsberg IV, 41; Braun, I, 1656.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Oft gehen Anschläg fort, als wenn man aus Käsen Kälber brütet, oder auss Igelshäuten will Brusttücher machen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Lehmann, 32, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Es wäre mir lieber eine Igelshaut, denn im Bett eine widrige Braut.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Iggelheim.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">In Uglem<hi rendition="#sup">1</hi> wäss der Zeh't nit, wie sich der Elft ernährt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Thelemann, 35.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Dorf in der bairischen Pfalz.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Ihrte</hi> (Ergänzung zu Ehrte).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 D' Oerta<hi rendition="#sup">1</hi> 'n us macha.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tobler, 353.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) In Appenzell; in andern Cantonen auch Uerte, in Glarus nebenbei auch Uerteli = Zeche; in Bündten
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[479]/0485] das Sachliche und Thierische sich erhebend, Ich sagen lernen, dann vergessen sie ihre Persönlichkeit nicht wieder. Hoffen wir, dass unsere deutsche Nation bald Ich sagen lerne.“ (Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1846.) Seit 1866 ist sie auf dem Wege dazu. Die Engländer stellen ihr Ich voran und schreiben es gross; in Deutschland gibt es noch Leute, die es kaum zu sagen wagen, die es entweder ganz weglassen oder aus einer die gesunde Wortfolge verhöhnenden Höflichkeit in irgendeinen Winkel das Satzes drängen. L. Walesrode (Glossen und Randzeichnungen zu Texten aus unserer Zeit, Königsberg 1842) sagt: „Der niedrigste Engländer in dem Bewusstsein seiner Habeas-Corpus-Acte schreibt sein Ich mit einem ebenso grossen I wie ein deutscher König. Der deutsche Philister verschluckt lieber mit seiner Krämertimidität das Ich ganz und gar. Der geistesstarke Fichte wollte seine Nation zum Bewusstsein ihres Ichs erheben, aber er fand – Deutsche.“ Nach L. Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1840, IV, 52) war es Jean Paul, der es zuerst wagte, das jedem Deutschen so grause Wort „Ich“ auszusprechen. *24 Sein Ich ist die Hauptsache. Holl.: Hij draagt veel zorg voor zijn lieve ik. – Hij heeft veel met zijn' eigen' tabernakel op. (Harrebomée, I, 361a.) *25 Sie sind beide Ein Ich. – Eiselein, 341. *26 Und Ich, sagte der Narr. – Hoefer, 785; Simrock, 5211. Ichauf. Zuem Ichauf brucht me hundert Auge. (Schweiz.) Ichts (s. Etwas). 1 Besser ichts1 als nichts. – Simrock, 7539; Petri, II, 37. 1) Icht = veraltet, unbestimmtes Fürwort, altdeutsch iht, abgekürzt et; daher ichtwas = etwas; ichtwan = etwan, für etwas, etwa, irgend. (Vgl. Heyse, Handwörterbuch.) – „So ist's doch besser haben ichts, denn gieng ich ler, het alles nichts.“ (Waldis, II, 73, 27.) 2 Besser ichts, denn nichts, sagte der Teufel, und ass die Buttermilch mit der Heugabel. – Hoefer, 1037; Simrock, 7545. 3 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf, als er nach einem Schafe schnappte und dafür eine Mücke ertappte. – Hoefer, 1166a; Latendorf II, 10. 4 Besser ichts, denn nichts, sagte der Wolf und verschluckte eine Fliege (Schnake, Mücke). – Simrock, 7542. 5 Besser ichts denn nichts, sagte die Frau und ruderte mit der Nadel. – Hoefer, 304; Simrock, 7543. 6 Es ist besser ichts denn nichts. – Luther's Ms., S. 4. 7 Es ist besser ichts denn nichts, sagte die Mücke und pisste in den Rhein. – Simrock, 7544. 8 Wo ichts, da ist Ein Teufel, wo nichts, sind zwei. Ichtsen. 1 Besser Ischten als Nischten. (Niederlausitz.) 2 Es ist doch ischten1. (Niederlausitz.) 1) Doch ein kleiner Nutzen und besser als nichts. Idee. 1 Das ist eine knille1 Idee. (Breslau.) 1) Knill = betrunken. *2 Er hat nicht die blasse Idee davon. – Jer. Gotthelf, Jakob, II, 246. *3 Es ist eine fixe Idee (von ihm). Eine irrige, unbegründete Ansicht, die (krankhaft) festgehalten wird. „Wie arme Teufel immer ängstlich ihre paar Groschen überzählen, so sind auch beschränkte Köpfe ganz besonders zu fixen Ideen geneigt.“ (Welt und Zeit, V, 264, 487.) Iffland. Iffland und Henke, London und Zwenke. Iffland gab einmal eine Reihe von Gastspielen in Leipzig zur Zeit, als die königlich sächsische Hofschauspielergesellschaft unter Seconda's Direction dort war. Zu denen, welche das Talent Iffland's nicht in seiner Grösse anerkannten, gehörte der Schauspieler Henke, Mitglied der Hofschauspielergesellschaft und, nach der Versicherung seiner Zeitgenossen, nur von mittelmässiger Begabung. Er suchte denen, die von Iffland's Spiel begeistert waren, begreiflich zu machen, dass man für denselben nur deshalb so eingenommen sei, weil er in Berlin in einigen Rollen gefallen habe. „Glauben Sie mir“, sagte er, „ich dürfte nur ein paarmal in Berlin spielen, und ich würde überall ebenso viel Glück machen als Iffland.“ Als man den derselben Gesellschaft angehörenden und ebenfalls anwesenden Schauspieler Thering, einen der beliebtesten Komiker seiner Zeit um sein Urtheil über Henke's Aeusserung bat, sprach er es in obiger Namenzusammenstellung aus, die damals bald von Mund zu Mund ging und sprichwörtlich wurde: „Henke verhält sich zu Iffland, wie Zwenkau (ein kleines Städtchen unweit von Leipzig mit etwa 300 Häusern und 2500 Einwohnern) zu London.“ (Vgl. Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 3.) Igel. 1 Der Igel ist ein witzig Thier, ist für vnnd für wider sein feind gerüst. – Lehmann, 213, 31. 2 Der Igel wird oft von einem kleinen Hunde gefasst. Dän.: Ofte gribes vild basse af liden hund. (Prov. dan., 563.) 3 Der Ijel let sich nit zem Uorschwäsch brochen. – Schuster, 1113. 4 Ein hungriger Igel fängt die meisten Mäuse. 5 Einen zornigen Igel fängt man nicht mit den Händen. Port.: Nunca se matou ouriço cacheiro ás punhadas. (Bohn I, 287.) 6 Igel haben porsten (Stacheln). – Lehmann, 895, 15. 7 Igel und böse Mäuler stechen von allen Seiten. 8 Je länger der Igel die Geburt verschiebt, desto stachliger kommt sie ihm an. 9 Man mag den Igel angreifen, wo man will, so sticht er. 10 Wenn man den Igel anrührt, so pörsselt er sich. – Eiselein, 341; Simrock, 5233. 11 Wer den Igel streichelt, muss sich nicht über die Stiche beklagen. 12 Wer einen Igel fassen will, muss gute Handschuhe haben. Böhm.: Jest vĕru vĕc tĕžká pĕstí zabiti ježka. (Čelakovský, 350.) *13 A hot schrecklich vîl Igel ze birschten. (Schles.) – Frommann, III, 416. *14 Aus einem Igel ein Stachelschwein machen. *15 Da liegt der Igel im Hag. *16 Da möcht' ich lieber ann Igel zum Oarwisch nahm'n. (Hirschberg.) *17 Einen Igel an jemand zu käwen finden. – Luther's Tischr., 207. Einen Widersacher an ihm finden. *18 Er hat einen Igel im Magen. – Körte, 3182. Der will immer schwimmen und stachelt, wenn's trocken ist. *19 Er hat Igel im Munde. Ist stachelig. *20 Er hat immer Igel zu bürsten. Hat es immer sehr eilig, thut sehr geschäftig. *21 Er ist wie ein Igel, er sticht, wo man ihn anrührt. *22 Wenn die Igel einander küssen. – Eiselein, 342. Lat.: Prius duo echini amicitiam ineant. (Eiselein, 342.) *23 Wann de Igel eist in sîinen Loeke sittet, dann weark he sick met sînen Stacheln. (Büren.) *24 Zwei Igel werden eher Freundschaft machen. Und zwar noch, wie Suidas hinzufügt, Land- und Seeigel; von denen, die durch ihre Studien und ihren Charakter so weit auseinandergehen, dass man keine Hoffnung hegen darf, dass sie je ein engeres Freundschaftsverhältniss anknüpfen werden. Igeln. * Es igelt ihn. (Schweiz.) Igelsbalg. Ueber einen Igelsbalg gehört eine Fuchshaut. – Simrock, 5235; Körte, 3184; Braun, I, 1657. Igelshaut. 1 Auss einer Igelshaut macht man kein Brusttuch. – Lehmann, 540, 56; Sailer, 148; Eiselein, 341; Simrock, 5234; Körte, 3183; Reinsberg IV, 41; Braun, I, 1656. „Oft gehen Anschläg fort, als wenn man aus Käsen Kälber brütet, oder auss Igelshäuten will Brusttücher machen.“ (Lehmann, 32, 8.) 2 Es wäre mir lieber eine Igelshaut, denn im Bett eine widrige Braut. Iggelheim. In Uglem1 wäss der Zeh't nit, wie sich der Elft ernährt. – Thelemann, 35. 1) Dorf in der bairischen Pfalz. Ihrte (Ergänzung zu Ehrte). *1 D' Oerta1 'n us macha. – Tobler, 353. 1) In Appenzell; in andern Cantonen auch Uerte, in Glarus nebenbei auch Uerteli = Zeche; in Bündten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/485
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [479]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/485>, abgerufen am 03.12.2024.