Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch]
Hops. * Sie ist hops. (Schwäb.) D. i. schwanger. (S. Hoffmannstropfen.) Hopsa. Man soll nich Hopsa (Hopp) schreien, ehe man über den Bach (Graben) ist. - Schulfreund, 88, 135. Hopsasa. 1 Man muss nicht zu früh hopsasa schreien. - Eiselein, 321. Lat.: Ante victoriam encomium canis. (Eiselein, 321; Faselius, 18; Philippi, I, 34.) 2 Von Hopsasa und Fröhlichkeit ist das Elend niemals (selten) weit. Horax. Horax dax, nimm's bei da Hax. (Baiern.) - Klein, I, 202; Zaupser, 38. Ein Ermunterungsspruch der Landburschen beim Tanz. Horchen. 1 Horch, horch, et schitt de Borg; hör', hör', he schitt ömmer mehr. (Elbing.) - Frischbier2, 1658. 2 Horch na't Enn, säd' Kotelmann, dor kreeg he enuntwintig. 3 Horch na't En'n, sagt Kotelmann, morgen krigen wir's zu wissen. - Fritz Reuter, Ut mine Stromtit, II, 265. 4 Wer horcht an der Wand, vernimmt seine Schand'. Frz.: Qui ecoute aux portes, entend plus qu'il ne desire. (Bohn I, 49.) Span.: Escuchas al agujero, oiras de tu mal y del ageno. (Bohn I, 222.) 5 Wier de horcht un de Wäinjde hirt sich lauern uch schäinjden. - Schuster, 938. Frz.: Escouter m'a mis a honte. (Leroux, II, 222.) *6 Er horcht, ob das Gras wächst. Holl.: Hij luistert, of het gras groeit. (Harrebomee, I, 257.) *7 Er horcht, ob er es zu Köln kann donnern hören. Harrebomee (I, 398a) hat die Redensart in folgender Fassung: Hij stond te kijken, he het te keulen had hooren donderen, und sagt zur Erklärung: Zu Köln bestand ehemals der grösste Theil der Bevölkerung aus Geistlichen; Kirchen und Klöster waren so zahlreich, dass die Stadt in den Geruch grosser Heiligkeit kam und das deutsche Rom genannt wurde. Bei heftigem Gewitter liess der Aberglaube alle Glocken der Stadt läuten, und da deren nicht weniger als 300 waren, worunter die vom Dom, welche 25000 Pfund wiegt und von 12 Mann gezogen werden musste, so entstand dadurch ein solch ohrbetäubendes Geläut, dass man den Donner nicht vernahm. Hörte man ihn aber dennoch durch das Brausen der Glockenklänge, durch das man ihn hatte vertreiben wollen, hindurch, dann war der Schrecken der abergläubischen Kölner aufs höchste gestiegen. Darum wird das Sprichwort angewandt, wenn jemand infolge einer natürlichen Erscheinung unnütze Furcht zeigt. *8 Er horcht von weitem. Lat.: Ab alno spectat. *9 Er horcht, was die Münchener auf dem Rathhausthurm sagen. So sagt man im Frankenwalde von jemand, der in Gesellschaft schläft. *10 Er horcht wie ein Barch (Schwein), der ins Stroh pisst. (Eifel.) *11 Horchen wie ein Zeisske. - Herberger, I, 796. Horcher. 1 Der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand'. - Pistor., VI, 86; Müller, 32, 1; Steiger, 261; Eiselein, 321; Simrock, 4937; Körte, 2956; Braun, I, 1475; Mayer, II, 62; Lohrengel, I, 150; für Waldeck: Curtze, 427, 368. Mhd.: Ez hoert ein lauzen aere vil dicke leidiu maere. (Freidank.) (Zingerle, 73.) Engl.: He who peeps thro' a hole, may see what will vex him. (Eiselein, 321.) - Listeners seldom hear good of themselves. (Gaal, 906.) Frz.: Celui qui est aux ecoutes, entend souvent sa propre honte. (Gaal, 906; Starschedel, 408.) - Qui ecoute aux portes, entendra mal parler sur son compte. (Cahier, 601.) It.: Chi di nascosto ascolta parlar di se, non ode sovente la sua lode. (Gaal, 906.) Lat.: Appelles post tabulam. (Binder II, 198; Faselius, 18; Wiegand, 792.) Span.: Quien escucha, su mal oye. (Bohn I, 248.) 2 Der Horcher macht den Wäscher wie der Hehler den Dieb. Frz.: L'ecoutant fait le medisant. (Bohn I, 32.) [Spaltenumbruch] 3 Einem horcher an der Wand gibt man einen Dreck in die Hand. - Petri, II, 176. 4 Horcher vnd Laurer sind dess Friedens vnd der Einigkeit Gifft vnd Pestilentz. - Petri, II, 384. Hörder. Na 'n Hörder kummt 'n Röhrder, na 'n Heger kummt 'n Feger. (Bremen.) - Köster, 254. Nach dem Sammler kommt ein Zerstreuer. Hörde, ein Gitterwerk aus Weidenstecken. (Richey, 98.) Horen. Die Horen der Mönche sind nicht umsonst zur Ernte- und Herbstzeit kurz und im Winter lang. - Klosterspiegel, 67, 18. Hören. 1 Besser hören als fühlen. Dän.: Bedre udi tiden at höre, end efter tiden at erfare. (Prov. dan., 57.) 2 Besser viel hören als viel reden. Wenn ich höre, sagen die Araber, hab' ich Nutzen davon; wenn ich spreche, haben ihn im besten Falle andere. (Cahier, 2404.) 3 Besser zehnmal hören, als einmal sprechen. 4 Das lässt sich hören, sagte der Taube, da kriegte er eine Ohrfeige. - Horn, Spinnstube, 1852, S. 23; Hoefer, 1018. Holl.: Dat staat mij heel schoon, zei de filozoof, en hij zou een' klap voor zijne koon krijgen. (Harrebomee, I, 434a.) 5 Das lässt sich hören, sagte der taube Lieb, als eine Kanone neben ihm abgeschossen wurde. 6 Dat hebbe ik hört, see de dove Geerd. (Holst.) Ich höre wol, sagte der taube Gerhard. Wird gesagt, wenn einer auf das Gesagte nicht achtet. 7 Dat lett sich hören, säd Jenner, on kreg fert Ohr. (Danziger Nehrung.) - Frischbier2, 1664. 8 Den man nicht gern hört, dem nutzt sein wollreden nichts. - Lehmann, 644, 21. 9 Du horest vbel, ich muss dich einmal zum bade führen. - Agricola I, 177. "Also straffen die herren yhre diener, wenn sie vnfleissig sind zu horen, was yhn befohlen wirt. Zum bade furen heisst straffen vnd zuchtigen." 10 Erst höre, dann rede. Oft auch: Erst höre und dann rede - nicht. Dän.: Vaer talmodig udi hören, og fornuftig udi svaren. (Prov. dan., 541.) Frz.: Ecoute avant de parler, et peut-etre verras-tu qu'il faut te taire. (Cahier, 1266.) It.: Si pronto ad udire, e tardo a parlare. Span.: Entienda primero, y habla postrero. (Bohn I, 222.) 11 Es gibt viel zu hören, aber wenig zum Weitererzählen. (Lit.) 12 Es hören nicht alle, die Ohren haben. 13 Es hören nicht alle, die Ohren haben, sagte der taube Kunz. 14 Es ist nicht gnug, wer höret viel, wers thut, der trifft das rechte Ziel. - Petri, II, 274. 15 Hör, biss nit tawb, doch langsam glaub. - Franck, I, 105b; Petri, II, 384; Eiselein, 321. Dän.: Vaer snart hörende, men ei snart troende. (Prov. dan., 307.) 16 Hör und schweig. - Schottel, 1125b. Dän.: Brug heller örene end tungen. - Hör meget, tael lidet. (Prov. dan., 306.) 17 Hör vil, red wenig, traw noch weniger. - Franck, I, 105b; Petri, I, 385; Gruter, I, 49; Henisch, 1636, 65; Simrock, 4943. Ein hebräisches Sprichwort: Höre tausendmal, sprich nur einmal! (Cahier, 2598.) Böhm.: Mnoho slyseti - vec bezpecna; mnoho mluviti - vec vsetecna. (Celakovsky, 77.) Engl.: Wide ears and short tongue is best. (Gaal, 907.) Frz.: Entend premier, parle le dernier. - Escoute beaucoup, parle peu. (Leroux, II, 221 u. 222.) - Oi, voi, parle poi (peu), se tu parles garde-toi de qui tu parles, et de quoi. (Cahier, 1258.) Lat.: Multa audi; dic pauca, tege abdita, disce minori parcere; majori cedere, ferre parem. (Gaal, 907; Seybold, 315.) Poln.: Wiele sluchac rzecz bezpieczna; wicle mowic rzecz wszeteczna. (Celakovsky, 77.) Ung.: Sokat hally, de keveset szolly. (Gaal, 907.) 18 Höre alles vnd vrteyl. - Franck, II, 117b. Lat.: Audi multa, loquere tempestiva. ( Philippi, I, 71.)
[Spaltenumbruch]
Hops. * Sie ist hops. (Schwäb.) D. i. schwanger. (S. Hoffmannstropfen.) Hopsa. Man soll nich Hopsa (Hopp) schreien, ehe man über den Bach (Graben) ist. – Schulfreund, 88, 135. Hopsasa. 1 Man muss nicht zu früh hopsasa schreien. – Eiselein, 321. Lat.: Ante victoriam encomium canis. (Eiselein, 321; Faselius, 18; Philippi, I, 34.) 2 Von Hopsasa und Fröhlichkeit ist das Elend niemals (selten) weit. Horax. Horax dax, nimm's bei da Hax. (Baiern.) – Klein, I, 202; Zaupser, 38. Ein Ermunterungsspruch der Landburschen beim Tanz. Horchen. 1 Horch, horch, et schitt de Borg; hör', hör', he schitt ömmer mehr. (Elbing.) – Frischbier2, 1658. 2 Horch na't Enn, säd' Kotelmann, dor kreeg he enuntwintig. 3 Horch na't En'n, sagt Kotelmann, morgen krigen wir's zu wissen. – Fritz Reuter, Ut mine Stromtit, II, 265. 4 Wer horcht an der Wand, vernimmt seine Schand'. Frz.: Qui écoute aux portes, entend plus qu'il ne désire. (Bohn I, 49.) Span.: Escuchas al agujero, oirás de tú mal y del ageno. (Bohn I, 222.) 5 Wiér de horcht un de Wäinjde hirt sich lûern uch schäinjden. – Schuster, 938. Frz.: Escouter m'a mis à honte. (Leroux, II, 222.) *6 Er horcht, ob das Gras wächst. Holl.: Hij luistert, of het gras groeit. (Harrebomée, I, 257.) *7 Er horcht, ob er es zu Köln kann donnern hören. Harrebomée (I, 398a) hat die Redensart in folgender Fassung: Hij stond te kijken, he het te keulen had hooren donderen, und sagt zur Erklärung: Zu Köln bestand ehemals der grösste Theil der Bevölkerung aus Geistlichen; Kirchen und Klöster waren so zahlreich, dass die Stadt in den Geruch grosser Heiligkeit kam und das deutsche Rom genannt wurde. Bei heftigem Gewitter liess der Aberglaube alle Glocken der Stadt läuten, und da deren nicht weniger als 300 waren, worunter die vom Dom, welche 25000 Pfund wiegt und von 12 Mann gezogen werden musste, so entstand dadurch ein solch ohrbetäubendes Geläut, dass man den Donner nicht vernahm. 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Hops.
* Sie ist hops. (Schwäb.)
D. i. schwanger. (S. Hoffmannstropfen.)
Hopsa.
Man soll nich Hopsa (Hopp) schreien, ehe man über den Bach (Graben) ist. – Schulfreund, 88, 135.
Hopsasa.
1 Man muss nicht zu früh hopsasa schreien. – Eiselein, 321.
Lat.: Ante victoriam encomium canis. (Eiselein, 321; Faselius, 18; Philippi, I, 34.)
2 Von Hopsasa und Fröhlichkeit ist das Elend niemals (selten) weit.
Horax.
Horax dax, nimm's bei da Hax. (Baiern.) – Klein, I, 202; Zaupser, 38.
Ein Ermunterungsspruch der Landburschen beim Tanz.
Horchen.
1 Horch, horch, et schitt de Borg; hör', hör', he schitt ömmer mehr. (Elbing.) – Frischbier2, 1658.
2 Horch na't Enn, säd' Kotelmann, dor kreeg he enuntwintig.
3 Horch na't En'n, sagt Kotelmann, morgen krigen wir's zu wissen. – Fritz Reuter, Ut mine Stromtit, II, 265.
4 Wer horcht an der Wand, vernimmt seine Schand'.
Frz.: Qui écoute aux portes, entend plus qu'il ne désire. (Bohn I, 49.)
Span.: Escuchas al agujero, oirás de tú mal y del ageno. (Bohn I, 222.)
5 Wiér de horcht un de Wäinjde hirt sich lûern uch schäinjden. – Schuster, 938.
Frz.: Escouter m'a mis à honte. (Leroux, II, 222.)
*6 Er horcht, ob das Gras wächst.
Holl.: Hij luistert, of het gras groeit. (Harrebomée, I, 257.)
*7 Er horcht, ob er es zu Köln kann donnern hören.
Harrebomée (I, 398a) hat die Redensart in folgender Fassung: Hij stond te kijken, he het te keulen had hooren donderen, und sagt zur Erklärung: Zu Köln bestand ehemals der grösste Theil der Bevölkerung aus Geistlichen; Kirchen und Klöster waren so zahlreich, dass die Stadt in den Geruch grosser Heiligkeit kam und das deutsche Rom genannt wurde. Bei heftigem Gewitter liess der Aberglaube alle Glocken der Stadt läuten, und da deren nicht weniger als 300 waren, worunter die vom Dom, welche 25000 Pfund wiegt und von 12 Mann gezogen werden musste, so entstand dadurch ein solch ohrbetäubendes Geläut, dass man den Donner nicht vernahm. Hörte man ihn aber dennoch durch das Brausen der Glockenklänge, durch das man ihn hatte vertreiben wollen, hindurch, dann war der Schrecken der abergläubischen Kölner aufs höchste gestiegen. Darum wird das Sprichwort angewandt, wenn jemand infolge einer natürlichen Erscheinung unnütze Furcht zeigt.
*8 Er horcht von weitem.
Lat.: Ab alno spectat.
*9 Er horcht, was die Münchener auf dem Rathhausthurm sagen.
So sagt man im Frankenwalde von jemand, der in Gesellschaft schläft.
*10 Er horcht wie ein Barch (Schwein), der ins Stroh pisst. (Eifel.)
*11 Horchen wie ein Zeisske. – Herberger, I, 796.
Horcher.
1 Der Horcher an der Wand hört seine eigene Schand'. – Pistor., VI, 86; Müller, 32, 1; Steiger, 261; Eiselein, 321; Simrock, 4937; Körte, 2956; Braun, I, 1475; Mayer, II, 62; Lohrengel, I, 150; für Waldeck: Curtze, 427, 368.
Mhd.: Ez hoert ein lûzen aere vil dicke leidiu maere. (Freidank.) (Zingerle, 73.)
Engl.: He who peeps thro' a hole, may see what will vex him. (Eiselein, 321.) – Listeners seldom hear good of themselves. (Gaal, 906.)
Frz.: Celui qui est aux écoutes, entend souvent sa propre honte. (Gaal, 906; Starschedel, 408.) – Qui écoute aux portes, entendra mal parler sur son compte. (Cahier, 601.)
It.: Chi di nascosto ascolta parlar di se, non ode sovente la sua lode. (Gaal, 906.)
Lat.: Appelles post tabulam. (Binder II, 198; Faselius, 18; Wiegand, 792.)
Span.: Quien escucha, su mal oye. (Bohn I, 248.)
2 Der Horcher macht den Wäscher wie der Hehler den Dieb.
Frz.: L'écoutant fait le médisant. (Bohn I, 32.)
3 Einem horcher an der Wand gibt man einen Dreck in die Hand. – Petri, II, 176.
4 Horcher vnd Laurer sind dess Friedens vnd der Einigkeit Gifft vnd Pestilentz. – Petri, II, 384.
Hörder.
Na 'n Hörder kummt 'n Röhrder, na 'n Heger kummt 'n Feger. (Bremen.) – Köster, 254.
Nach dem Sammler kommt ein Zerstreuer. Hörde, ein Gitterwerk aus Weidenstecken. (Richey, 98.)
Horen.
Die Horen der Mönche sind nicht umsonst zur Ernte- und Herbstzeit kurz und im Winter lang. – Klosterspiegel, 67, 18.
Hören.
1 Besser hören als fühlen.
Dän.: Bedre udi tiden at høre, end efter tiden at erfare. (Prov. dan., 57.)
2 Besser viel hören als viel reden.
Wenn ich höre, sagen die Araber, hab' ich Nutzen davon; wenn ich spreche, haben ihn im besten Falle andere. (Cahier, 2404.)
3 Besser zehnmal hören, als einmal sprechen.
4 Das lässt sich hören, sagte der Taube, da kriegte er eine Ohrfeige. – Horn, Spinnstube, 1852, S. 23; Hoefer, 1018.
Holl.: Dat staat mij heel schoon, zei de filozoof, en hij zou een' klap voor zijne koon krijgen. (Harrebomée, I, 434a.)
5 Das lässt sich hören, sagte der taube Lieb, als eine Kanone neben ihm abgeschossen wurde.
6 Dat hebbe ik hört, see de dove Geerd. (Holst.)
Ich höre wol, sagte der taube Gerhard. Wird gesagt, wenn einer auf das Gesagte nicht achtet.
7 Dat lett sich hören, säd Jenner, ôn krêg fert Ohr. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 1664.
8 Den man nicht gern hört, dem nutzt sein wollreden nichts. – Lehmann, 644, 21.
9 Du horest vbel, ich muss dich einmal zum bade führen. – Agricola I, 177.
„Also straffen die herren yhre diener, wenn sie vnfleissig sind zu horen, was yhn befohlen wirt. Zum bade furen heisst straffen vnd zuchtigen.“
10 Erst höre, dann rede.
Oft auch: Erst höre und dann rede – nicht.
Dän.: Vær talmodig udi høren, og fornuftig udi svaren. (Prov. dan., 541.)
Frz.: Ecoute avant de parler, et peut-être verras-tu qu'il faut te taire. (Cahier, 1266.)
It.: Sì pronto ad udire, e tardo a parlare.
Span.: Entienda primero, y habla postrero. (Bohn I, 222.)
11 Es gibt viel zu hören, aber wenig zum Weitererzählen. (Lit.)
12 Es hören nicht alle, die Ohren haben.
13 Es hören nicht alle, die Ohren haben, sagte der taube Kunz.
14 Es ist nicht gnug, wer höret viel, wers thut, der trifft das rechte Ziel. – Petri, II, 274.
15 Hör, biss nit tawb, doch langsam glaub. – Franck, I, 105b; Petri, II, 384; Eiselein, 321.
Dän.: Vær snart hørende, men ei snart troende. (Prov. dan., 307.)
16 Hör und schweig. – Schottel, 1125b.
Dän.: Brug heller ørene end tungen. – Hør meget, tæl lidet. (Prov. dan., 306.)
17 Hör vil, red wenig, traw noch weniger. – Franck, I, 105b; Petri, I, 385; Gruter, I, 49; Henisch, 1636, 65; Simrock, 4943.
Ein hebräisches Sprichwort: Höre tausendmal, sprich nur einmal! (Cahier, 2598.)
Böhm.: Mnoho slyšeti – vĕc bezpečná; mnoho mluviti – vĕc všetečná. (Čelakovsky, 77.)
Engl.: Wide ears and short tongue is best. (Gaal, 907.)
Frz.: Entend premier, parle le dernier. – Escoute beaucoup, parle peu. (Leroux, II, 221 u. 222.) – Oi, voi, parle poi (peu), se tu parles garde-toi de qui tu parles, et de quoi. (Cahier, 1258.)
Lat.: Multa audi; dic pauca, tege abdita, disce minori parcere; majori cedere, ferre parem. (Gaal, 907; Seybold, 315.)
Poln.: Wiele słuchać rzecz bezpieczna; wicle mówić rzecz wszeteczna. (Čelakovsky, 77.)
Ung.: Sokat hally, de keveset szólly. (Gaal, 907.)
18 Höre alles vnd vrteyl. – Franck, II, 117b.
Lat.: Audi multa, loquere tempestiva. ( Philippi, I, 71.)
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