Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 31 Heuchler vnd Huren bringen keinen guten gewin. - Henisch, 1600, 70; Petri, II, 379.

32 Heuchlern und Tischfreunden kann man trauen, so lange die Sonne scheint.

Dän.: Hyklere som svalen er hos os om sommeren, men borte om vinteren. (Prov. dan., 320.)

33 Wenn ein Heuchler Friede predigt, so glaub' es nicht!


Heuen.

1 Die gut heuen und gut streuen, können sich über ihre Kühe freuen.

Die Russen sagen: Man muss nicht blos heuen, man muss auch streuen. (Altmann IV.)

2 Wer nicht heuet, nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbste nicht früh aufsteht, seh' zu, wie's ihm im Winter geht. - Orakel, 1111.


Heuer.

1 Heuer geht vor Kauf. - Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.

Dies Sprichwort enthält den Grundsatz des deutschen Rechts, wonach ein Miethsvertrag durch Verkauf des Grundstücks nicht aufgehoben wird: ein Grundsatz, der auch ins preussische Recht aufgenommen ist, mit der Beschränkung jedoch, dass der Miether bereits im Besitze der gemietheten Locale sein und dadurch ein dingliches Recht auf dieselben erworben haben muss, wenn sein Miethsvertrag trotz des Verkaufs des Grundstücks bestehen bleiben soll.

2 Hür un Intress schlöppt nich. (Ostfries.) - Hauskalender, I.


Heuern.

1 Hedst dü mi jistar huürd, do hedst mi dalangh hed. (Amrum.) - Haupt, VII, 364, 222; Johansen, 96.

Hättest du mich gestern geheuert (gemiethet), so hättest du mich heute gehabt. Heuern = miethen. (Campe, Wb., II, 688; Weigand, I, 503.) Holsteinisch: hüren. (Schütze, II, 175.)

2 Huret über e Mist, so weiss wer sie ist. (Luzern.) - Schweiz, II, 243, 6.


Heuernte.

Wie die Heuernte, so die Kornernte. - Orakel, 1106.


Heuet.

1 We me im Heuet g'sehd eine1, muss me im Herbst laufe mit der Zeine2. (Luzern.)

1) Wer einen Apfel am Baume gesehen hat.

2) Oder Zaine, ein Korb, geflochten aus Ruthen, Gerten, d. i. Zainen, oder in der mösogothischen Mundart, Tainen. (Stalder, II, 468.)

2 Wer im Heuet nit gabelt, i der Aernt nit zapelt, im Herbst nit früe ufstoht, cha luoge, wie sem im Winter goht. (S. Gabeln und Sommer.) (Solothurn.) - Schweiz, II, 72, 14; Schild, 105, 54; Eiselein, 570; Boebel, 101.


Heufale.

Heufalen un Tüg kamen wol hen. (Ostfries.) - Hauskalender, III.


Heugabel.

1 Mit einer Heugabel ist schlimm Kitzeln. (Wend. Lausitz.)

2 Of Hegoawan nemd ar ni, oan of Ufagoawan getr aus. (Oesterr.-Schlesien.) - Peter, 447.

S. 447-448 sind bei Peter doppelt. - Wenn eine Rede misverstanden und falsch weiter berichtet wird.


Heujahr.

1 Heujahr - Scheujahr.

Jahrgänge, in denen viel Gras wächst, sind, weil nasse, als unfruchtbare gefürchtet. (S. Heu 34.)

2 Heujahr - Spreujahr.

D. i. Nichtsjahr.

Frz. Schweiz: An de fin, an de rin. (Schweiz, II, 213, 36.)


Heuken.

*1 Dä wess de Hök no'n Wedder ze hangen. (Bedburg.)

Für diese elastischen Naturen, die sich nach jedem Winde drehen, in jede Form schmiegen, jeder Ansicht beipflichten, jede Suppe gaumenrecht salzen, zu kriechen wissen, wenn das Gehen unvortheilhaft erscheint u. s. w. hat man dort noch folgende Redensarten: Dä kann met enem Og krieschen un m'em angre lachen. Dä krömp sich wie' ne Wurm. Dat ess'ne Möhnegrösser. Hä ess'ne Dumendrieher, 'ne Donkverdener, 'ne Scholderdräger.

*2 Den heucken nae dem winde halden. - Tappius, 60b.

Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomee, I, 338b.)

*3 He dregt (trägt) de Heuken up beide Schullers. - Schütze, II, 135; Richey, 94; Eichwald, 797; Bueren,[Spaltenumbruch] 641; Frommann, VI, 285, 646; Schiller, III, 10a; Bütz. Ruhestunden, XX, 29.

Ueber die verschiedenen Schreibungen (Hoike, Hök, Hock, Hoken, Höke, Höker, Häuken, Höcke, Heuke, Hoyke, Heike u. s. w.) und Bedeutungen dieses Wortes vgl. Schiller, III, 9b fg., wo eine Menge Quellen und Belegsstellen angegeben sind. Nach einer Stelle in Gryse's Laienbibel (Fr. 27) bezeichnet das Wort in der obigen Redensart einen Mantel. Es heisst dort: "Menniger geith herin mit synen vpgeblasenen Gosebuke vnde groten krüsel van köstliken Lynnenwandte tho samende gerüllet vnde gekrüllet, stendert de Hende in de Syden vnde dreht de Mantel edder den Höyken vp einer edder beiden schulderen stolt prangisch daher." Einen unzuverlässigen veränderlichen Menschen nannte man auch Wendehoiken. Gryse (Fr. 31), spricht von "Mammelukesche Wederhanen vnde Wendehoyken, so den Mantel na dem Winde keren". Nach Schütze (II, 133) nicht blos Ueberwurf oder Mantel, sondern eigentlich Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen. Wenn, wie in der obigen Redensart geschieht', einem Menschen vorgeworfen wird: Er trägt den Mantel auf beiden Schultern, "so wissen wir alle", sagt Fr. Hasenow in seinen Sprachbildern (Bazar, 1868, Nr. 6, S. 50), "dass wir vor ihm uns hüten sollen, dass er es mit keiner von zwei Parteien verderben will, und daher jede derselben ihm nicht völlig trauen darf. Aber eigentlich ist das heutzutage doch ein närrischer Vorwurf, denn es pflegt ja eben jeder, der sich eines Mantels bedient, ihn auf beiden Schultern zu tragen. Nur war das nicht immer der Fall. Im frühen Mittelalter hatte der Mantel der Männer noch die griechische Form, ein viereckiges Tuch, von dem zwei Zipfel einer Seite auf der rechten Schulter mit einer Spange oder Agraffe zusammengehalten wurden, das also in der That auf Einer Schulter getragen ward. Karl der Grosse z. B. trug ihn noch so. Der rechte Arm blieb dabei frei und in seinen Bewegungen ungehindert, worauf man gewiss Werth legte. Die Frauen dagegen zogen es vor, den Mantel, wie die Römerin ihr Pallium, auf der Brust zusammenzuhalten durch eine Spange, deren Nachkommen wir heute noch in der Broche sehen. So ruhte der Mantel auf beiden Schultern; und als diese weibliche Mode auch auf die Männer überging, da mag wol mancher die neue Mode als unmännlich bespöttelt und einem, der sich ihr bequemte, mit obigen Worten gehöhnt haben. Bei jener Form des Mantels und der Art ihn umzulegen, war's auch noch buchstäblich möglich, ihn (s. 2) nach dem Winde zu hängen, was wir gleichfalls einem unzuverlässigen Glücksjäger noch heute vorwerfen, obwol auch für dieses Anbequemen uns die heutigen Mäntel nicht mehr die Anschauung liefern." - Bei Richey (94) ist Wendeheuke = Wetterhahn. Stürenburg (90a) schreibt Hock, Hocke = Mantel, ostfriesisch: Rägenkled.

Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomee, I, 338.)

Lat.: Duabus sellis sedere. (Tappius 60b.)


Heukenhalten.

Heir helpt ken Heukenholen. - Richey, 94.

Sagt man, wenn einer sich nicht will aufhalten lassen, wenn man ihn gleich beim Kleide angriffe.


Heuleiter.

* Mit Heuleitern hören.

Aus Zerstreutheit gar nicht oder falsch hören, das Vernommene nicht merken u. s. w. "Etwas mit hewleitern vernemen vnd auffm heimweg vergessen - er lesset es nur in die ohren schallen." (Mathesius, Postilla, I, XXXIIIb.) "Wenn die predigt einem zu einem ohr ein, vnd zum andern wider auss gehet, so vernimpt man mit hewleytern." (Mathesius, Sarepta, XCb.) Bei Keller schildert (166a) eine breslauer Kräuterin eine faule Magd in schlesischen Sprichwörtern: "Sie loigt och erger as se leifft, und wenn se a der ersten lige derwurgt war', sie labte lange nich meh. Froit ich wos, su hurte se mit helittern, dos mer allemaul vor hätte die uhren schoben migen."


Heulen.

1 Es ist nicht vom Heulen der Hunde, dass die Kälber sterben.

Widerspricht dem Aberglauben, dass das Hundegeheule Todesfälle anzeige.

2 Heulen gehört zur Sprache des Windes.

3 Heulen gilt nicht vors Sterben.

4 Wenn du selber heulst, so schrei nicht: Wolf!

5 Wo einer heult, da heulen bald viele.

Unter dem 18. Dec. 1841 schrieb Varnhagen von Ense in sein Tagebuch: "Humblodt sagt: Heulwuth habe hier sehr zugenommen; als er abgereist sei, heulten einige, jetzt, nach seiner Wiederkehr, alle." (Alexander von Humboldt's Briefe an Varnhagen von Ense, Leipzig 1860, S. 105.)

*6 Er heult, dass es Rotz und Wasser gibt. (Rottenburg.)

*7 Er heult (weint), dass man die Hände drunter waschen könnte.


[Spaltenumbruch] 31 Heuchler vnd Huren bringen keinen guten gewin.Henisch, 1600, 70; Petri, II, 379.

32 Heuchlern und Tischfreunden kann man trauen, so lange die Sonne scheint.

Dän.: Hyklere som svalen er hos os om sommeren, men borte om vinteren. (Prov. dan., 320.)

33 Wenn ein Heuchler Friede predigt, so glaub' es nicht!


Heuen.

1 Die gut heuen und gut streuen, können sich über ihre Kühe freuen.

Die Russen sagen: Man muss nicht blos heuen, man muss auch streuen. (Altmann IV.)

2 Wer nicht heuet, nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbste nicht früh aufsteht, seh' zu, wie's ihm im Winter geht.Orakel, 1111.


Heuer.

1 Heuer geht vor Kauf.Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.

Dies Sprichwort enthält den Grundsatz des deutschen Rechts, wonach ein Miethsvertrag durch Verkauf des Grundstücks nicht aufgehoben wird: ein Grundsatz, der auch ins preussische Recht aufgenommen ist, mit der Beschränkung jedoch, dass der Miether bereits im Besitze der gemietheten Locale sein und dadurch ein dingliches Recht auf dieselben erworben haben muss, wenn sein Miethsvertrag trotz des Verkaufs des Grundstücks bestehen bleiben soll.

2 Hür un Intress schlöppt nich. (Ostfries.) – Hauskalender, I.


Heuern.

1 Hedst dü mi jistar huürd, do hedst mi dâlangh hed. (Amrum.) – Haupt, VII, 364, 222; Johansen, 96.

Hättest du mich gestern geheuert (gemiethet), so hättest du mich heute gehabt. Heuern = miethen. (Campe, Wb., II, 688; Weigand, I, 503.) Holsteinisch: hüren. (Schütze, II, 175.)

2 Huret über e Mist, so weiss wer sie ist. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 6.


Heuernte.

Wie die Heuernte, so die Kornernte.Orakel, 1106.


Heuet.

1 We me im Heuet g'sehd eine1, muss me im Herbst laufe mit der Zeine2. (Luzern.)

1) Wer einen Apfel am Baume gesehen hat.

2) Oder Zaine, ein Korb, geflochten aus Ruthen, Gerten, d. i. Zainen, oder in der mösogothischen Mundart, Tainen. (Stalder, II, 468.)

2 Wer im Heuet nit gabelt, i der Aernt nit zapelt, im Herbst nit früe ufstoht, cha luoge, wie sem im Winter goht. (S. Gabeln und Sommer.) (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 14; Schild, 105, 54; Eiselein, 570; Boebel, 101.


Heufale.

Heufalen un Tüg kamen wol hen. (Ostfries.) – Hauskalender, III.


Heugabel.

1 Mit einer Heugabel ist schlimm Kitzeln. (Wend. Lausitz.)

2 Of Hêgoawan nemd ar ni, oan of Ufagoawan getr aus. (Oesterr.-Schlesien.) – Peter, 447.

S. 447-448 sind bei Peter doppelt. – Wenn eine Rede misverstanden und falsch weiter berichtet wird.


Heujahr.

1 Heujahr – Scheujahr.

Jahrgänge, in denen viel Gras wächst, sind, weil nasse, als unfruchtbare gefürchtet. (S. Heu 34.)

2 Heujahr – Spreujahr.

D. i. Nichtsjahr.

Frz. Schweiz: An dé fin, an dé rin. (Schweiz, II, 213, 36.)


Heuken.

*1 Dä wêss de Hök no'n Wedder ze hangen. (Bedburg.)

Für diese elastischen Naturen, die sich nach jedem Winde drehen, in jede Form schmiegen, jeder Ansicht beipflichten, jede Suppe gaumenrecht salzen, zu kriechen wissen, wenn das Gehen unvortheilhaft erscheint u. s. w. hat man dort noch folgende Redensarten: Dä kann met enem Og krieschen un m'em angre lâchen. Dä krömp sich wie' ne Wurm. Dat ess'ne Möhnegrösser. Hä ess'ne Dumendrieher, 'ne Donkverdêner, 'ne Scholderdräger.

*2 Den heucken nae dem winde halden.Tappius, 60b.

Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomée, I, 338b.)

*3 He drêgt (trägt) de Heuken up beide Schullers.Schütze, II, 135; Richey, 94; Eichwald, 797; Bueren,[Spaltenumbruch] 641; Frommann, VI, 285, 646; Schiller, III, 10a; Bütz. Ruhestunden, XX, 29.

Ueber die verschiedenen Schreibungen (Hoike, Hök, Hock, Hoken, Höke, Höker, Häuken, Höcke, Heuke, Hoyke, Heike u. s. w.) und Bedeutungen dieses Wortes vgl. Schiller, III, 9b fg., wo eine Menge Quellen und Belegsstellen angegeben sind. Nach einer Stelle in Gryse's Laienbibel (Fr. 27) bezeichnet das Wort in der obigen Redensart einen Mantel. Es heisst dort: „Menniger geith herin mit synen vpgeblasenen Gosebuke vnde groten krüsel van köstliken Lynnenwandte tho samende gerüllet vnde gekrüllet, stendert de Hende in de Syden vnde dreht de Mantel edder den Höyken vp einer edder beiden schulderen stolt prangisch daher.“ Einen unzuverlässigen veränderlichen Menschen nannte man auch Wendehoiken. Gryse (Fr. 31), spricht von „Mammelukesche Wederhanen vnde Wendehoyken, so den Mantel na dem Winde keren“. Nach Schütze (II, 133) nicht blos Ueberwurf oder Mantel, sondern eigentlich Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen. Wenn, wie in der obigen Redensart geschieht', einem Menschen vorgeworfen wird: Er trägt den Mantel auf beiden Schultern, „so wissen wir alle“, sagt Fr. Hasenow in seinen Sprachbildern (Bazar, 1868, Nr. 6, S. 50), „dass wir vor ihm uns hüten sollen, dass er es mit keiner von zwei Parteien verderben will, und daher jede derselben ihm nicht völlig trauen darf. Aber eigentlich ist das heutzutage doch ein närrischer Vorwurf, denn es pflegt ja eben jeder, der sich eines Mantels bedient, ihn auf beiden Schultern zu tragen. Nur war das nicht immer der Fall. Im frühen Mittelalter hatte der Mantel der Männer noch die griechische Form, ein viereckiges Tuch, von dem zwei Zipfel einer Seite auf der rechten Schulter mit einer Spange oder Agraffe zusammengehalten wurden, das also in der That auf Einer Schulter getragen ward. Karl der Grosse z. B. trug ihn noch so. Der rechte Arm blieb dabei frei und in seinen Bewegungen ungehindert, worauf man gewiss Werth legte. Die Frauen dagegen zogen es vor, den Mantel, wie die Römerin ihr Pallium, auf der Brust zusammenzuhalten durch eine Spange, deren Nachkommen wir heute noch in der Broche sehen. So ruhte der Mantel auf beiden Schultern; und als diese weibliche Mode auch auf die Männer überging, da mag wol mancher die neue Mode als unmännlich bespöttelt und einem, der sich ihr bequemte, mit obigen Worten gehöhnt haben. Bei jener Form des Mantels und der Art ihn umzulegen, war's auch noch buchstäblich möglich, ihn (s. 2) nach dem Winde zu hängen, was wir gleichfalls einem unzuverlässigen Glücksjäger noch heute vorwerfen, obwol auch für dieses Anbequemen uns die heutigen Mäntel nicht mehr die Anschauung liefern.“ – Bei Richey (94) ist Wendeheuke = Wetterhahn. Stürenburg (90a) schreibt Hock, Hocke = Mantel, ostfriesisch: Rägenklêd.

Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomée, I, 338.)

Lat.: Duabus sellis sedere. (Tappius 60b.)


Heukenhalten.

Hîr helpt kên Heukenholen.Richey, 94.

Sagt man, wenn einer sich nicht will aufhalten lassen, wenn man ihn gleich beim Kleide angriffe.


Heuleiter.

* Mit Heuleitern hören.

Aus Zerstreutheit gar nicht oder falsch hören, das Vernommene nicht merken u. s. w. „Etwas mit hewleitern vernemen vnd auffm heimweg vergessen – er lesset es nur in die ohren schallen.“ (Mathesius, Postilla, I, XXXIIIb.) „Wenn die predigt einem zu einem ohr ein, vnd zum andern wider auss gehet, so vernimpt man mit hewleytern.“ (Mathesius, Sarepta, XCb.) Bei Keller schildert (166a) eine breslauer Kräuterin eine faule Magd in schlesischen Sprichwörtern: „Sie loigt och erger as se leifft, und wenn se a der ersten lige derwurgt war', sie labte lange nich meh. Froit ich wos, su hurte se mit helittern, dos mer allemaul vor hätte die uhren schoben migen.“


Heulen.

1 Es ist nicht vom Heulen der Hunde, dass die Kälber sterben.

Widerspricht dem Aberglauben, dass das Hundegeheule Todesfälle anzeige.

2 Heulen gehört zur Sprache des Windes.

3 Heulen gilt nicht vors Sterben.

4 Wenn du selber heulst, so schrei nicht: Wolf!

5 Wo einer heult, da heulen bald viele.

Unter dem 18. Dec. 1841 schrieb Varnhagen von Ense in sein Tagebuch: „Humblodt sagt: Heulwuth habe hier sehr zugenommen; als er abgereist sei, heulten einige, jetzt, nach seiner Wiederkehr, alle.“ (Alexander von Humboldt's Briefe an Varnhagen von Ense, Leipzig 1860, S. 105.)

*6 Er heult, dass es Rotz und Wasser gibt. (Rottenburg.)

*7 Er heult (weint), dass man die Hände drunter waschen könnte.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0322" n="[316]"/><cb n="631"/>
31 Heuchler vnd Huren bringen keinen guten gewin.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1600, 70; Petri, II, 379.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Heuchlern und Tischfreunden kann man trauen, so lange die Sonne scheint.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hyklere som svalen er hos os om sommeren, men borte om vinteren. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 320.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">33 Wenn ein Heuchler Friede predigt, so glaub' es nicht!</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die gut heuen und gut streuen, können sich über ihre Kühe freuen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Man muss nicht blos heuen, man muss auch streuen. (<hi rendition="#i">Altmann IV.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer nicht heuet, nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbste nicht früh aufsteht, seh' zu, wie's ihm im Winter geht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 1111.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Heuer geht vor Kauf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort enthält den Grundsatz des deutschen Rechts, wonach ein Miethsvertrag durch Verkauf des Grundstücks nicht aufgehoben wird: ein Grundsatz, der auch ins preussische Recht aufgenommen ist, mit der Beschränkung jedoch, dass der Miether bereits im Besitze der gemietheten Locale sein und dadurch ein dingliches Recht auf dieselben erworben haben muss, wenn sein Miethsvertrag trotz des Verkaufs des Grundstücks bestehen bleiben soll.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Hür un Intress schlöppt nich.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, I.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hedst dü mi jistar huürd, do hedst mi dâlangh hed.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VII, 364, 222; Johansen, 96.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Hättest du mich gestern geheuert (gemiethet), so hättest du mich heute gehabt. Heuern = miethen. (<hi rendition="#i">Campe, Wb., II, 688; Weigand, I, 503.</hi>) Holsteinisch: <hi rendition="#i">hüren.</hi> (<hi rendition="#i">Schütze, II, 175.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Huret über e Mist, so weiss wer sie ist.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 243, 6.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuernte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wie die Heuernte, so die Kornernte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Orakel, 1106.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuet.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 We me im Heuet g'sehd eine<hi rendition="#sup">1</hi>, muss me im Herbst laufe mit der Zeine<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wer einen Apfel am Baume gesehen hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Oder Zaine, ein Korb, geflochten aus Ruthen, Gerten, d. i. Zainen, oder in der mösogothischen Mundart, Tainen. (<hi rendition="#i">Stalder, II,</hi> 468.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer im Heuet nit gabelt, i der Aernt nit zapelt, im Herbst nit früe ufstoht, cha luoge, wie sem im Winter goht.</hi> (S.  Gabeln und  Sommer.) (<hi rendition="#i">Solothurn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, II, 72, 14; Schild, 105, 54; Eiselein, 570; Boebel, 101.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heufale.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Heufalen un Tüg kamen wol hen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, III.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heugabel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Mit einer Heugabel ist schlimm Kitzeln.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Of Hêgoawan nemd ar ni, oan of Ufagoawan getr aus.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schlesien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, 447.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">S. 447-448 sind bei <hi rendition="#i">Peter</hi> doppelt. &#x2013; Wenn eine Rede misverstanden und falsch weiter berichtet wird.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heujahr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Heujahr &#x2013; Scheujahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Jahrgänge, in denen viel Gras wächst, sind, weil nasse, als unfruchtbare gefürchtet. (S.  Heu 34.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Heujahr &#x2013; Spreujahr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. i. Nichtsjahr.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz. Schweiz</hi>: An dé fin, an dé rin. (<hi rendition="#i">Schweiz, II, 213, 36.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuken.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Dä wêss de Hök no'n Wedder ze hangen.</hi> (<hi rendition="#i">Bedburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Für diese elastischen Naturen, die sich nach jedem Winde drehen, in jede Form schmiegen, jeder Ansicht beipflichten, jede Suppe gaumenrecht salzen, zu kriechen wissen, wenn das Gehen unvortheilhaft erscheint u. s. w. hat man dort noch folgende Redensarten: Dä kann met enem Og krieschen un m'em angre lâchen. Dä krömp sich wie' ne Wurm. Dat ess'ne Möhnegrösser. Hä ess'ne Dumendrieher, 'ne Donkverdêner, 'ne Scholderdräger.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Den heucken nae dem winde halden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 60<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij hangt de huik naar den wind. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 338<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 He drêgt (trägt) de Heuken up beide Schullers.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 135; Richey, 94; Eichwald, 797; Bueren,<cb n="632"/>
641; Frommann, VI, 285, 646; Schiller, III, 10<hi rendition="#sup">a</hi>; Bütz. Ruhestunden, XX, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueber die verschiedenen Schreibungen (Hoike, Hök, Hock, Hoken, Höke, Höker, Häuken, Höcke, Heuke, Hoyke, Heike u. s. w.) und Bedeutungen dieses Wortes vgl. <hi rendition="#i">Schiller, III, 9<hi rendition="#sup">b</hi> fg.,</hi> wo eine Menge Quellen und Belegsstellen angegeben sind. Nach einer Stelle in <hi rendition="#i">Gryse's Laienbibel</hi> (Fr. 27) bezeichnet das Wort in der obigen Redensart einen Mantel. Es heisst dort: &#x201E;Menniger geith herin mit synen vpgeblasenen Gosebuke vnde groten krüsel van köstliken Lynnenwandte tho samende gerüllet vnde gekrüllet, stendert de Hende in de Syden vnde dreht de Mantel edder den Höyken vp einer edder beiden schulderen stolt prangisch daher.&#x201C; Einen unzuverlässigen veränderlichen Menschen nannte man auch Wendehoiken. <hi rendition="#i">Gryse</hi> (Fr. 31), spricht von &#x201E;Mammelukesche Wederhanen vnde Wendehoyken, so den Mantel na dem Winde keren&#x201C;. Nach <hi rendition="#i">Schütze</hi> (II, 133) nicht blos Ueberwurf oder Mantel, sondern eigentlich Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen. Wenn, wie in der obigen Redensart geschieht', einem Menschen vorgeworfen wird: Er trägt den Mantel auf beiden Schultern, &#x201E;so wissen wir alle&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Fr. Hasenow</hi> in seinen <hi rendition="#i">Sprachbildern</hi> (<hi rendition="#i">Bazar, 1868, Nr. 6, S. 50</hi>), &#x201E;dass wir vor ihm uns hüten sollen, dass er es mit keiner von zwei Parteien verderben will, und daher jede derselben ihm nicht völlig trauen darf. Aber eigentlich ist das heutzutage doch ein närrischer Vorwurf, denn es pflegt ja eben jeder, der sich eines Mantels bedient, ihn auf beiden Schultern zu tragen. Nur war das nicht immer der Fall. Im frühen Mittelalter hatte der Mantel der Männer noch die griechische Form, ein viereckiges Tuch, von dem zwei Zipfel einer Seite auf der rechten Schulter mit einer Spange oder Agraffe zusammengehalten wurden, das also in der That auf Einer Schulter getragen ward. Karl der Grosse z. B. trug ihn noch so. Der rechte Arm blieb dabei frei und in seinen Bewegungen ungehindert, worauf man gewiss Werth legte. Die Frauen dagegen zogen es vor, den Mantel, wie die Römerin ihr Pallium, auf der Brust zusammenzuhalten durch eine Spange, deren Nachkommen wir heute noch in der Broche sehen. So ruhte der Mantel auf beiden Schultern; und als diese weibliche Mode auch auf die Männer überging, da mag wol mancher die neue Mode als unmännlich bespöttelt und einem, der sich ihr bequemte, mit obigen Worten gehöhnt haben. Bei jener Form des Mantels und der Art ihn umzulegen, war's auch noch buchstäblich möglich, ihn (s. 2) nach dem Winde zu hängen, was wir gleichfalls einem unzuverlässigen Glücksjäger noch heute vorwerfen, obwol auch für dieses Anbequemen uns die heutigen Mäntel nicht mehr die Anschauung liefern.&#x201C; &#x2013; Bei <hi rendition="#i">Richey (94)</hi> ist Wendeheuke = Wetterhahn. <hi rendition="#i">Stürenburg (90<hi rendition="#sup">a</hi>)</hi> schreibt Hock, Hocke = Mantel, ostfriesisch: Rägenklêd.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij hangt de huik naar den wind. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 338.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Duabus sellis sedere. (<hi rendition="#i">Tappius 60<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heukenhalten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hîr helpt kên Heukenholen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 94.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sagt man, wenn einer sich nicht will aufhalten lassen, wenn man ihn gleich beim Kleide angriffe.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heuleiter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Mit Heuleitern hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus Zerstreutheit gar nicht oder falsch hören, das Vernommene nicht merken u. s. w. &#x201E;Etwas mit hewleitern vernemen vnd auffm heimweg vergessen &#x2013; er lesset es nur in die ohren schallen.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesius, Postilla, I, XXXIII<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) &#x201E;Wenn die predigt einem zu einem ohr ein, vnd zum andern wider auss gehet, so vernimpt man mit hewleytern.&#x201C; (<hi rendition="#i">Mathesius, Sarepta, XC<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>) Bei <hi rendition="#i">Keller</hi> schildert (166<hi rendition="#sup">a</hi>) eine breslauer Kräuterin eine faule Magd in schlesischen Sprichwörtern: &#x201E;Sie loigt och erger as se leifft, und wenn se a der ersten lige derwurgt war', sie labte lange nich meh. Froit ich wos, su hurte se mit helittern, dos mer allemaul vor hätte die uhren schoben migen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Heulen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist nicht vom Heulen der Hunde, dass die Kälber sterben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Widerspricht dem Aberglauben, dass das Hundegeheule Todesfälle anzeige.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Heulen gehört zur Sprache des Windes.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Heulen gilt nicht vors Sterben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wenn du selber heulst, so schrei nicht: Wolf!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Wo einer heult, da heulen bald viele.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Unter dem 18. Dec. 1841 schrieb <hi rendition="#i">Varnhagen von Ense</hi> in sein <hi rendition="#i">Tagebuch:</hi> &#x201E;Humblodt sagt: Heulwuth habe hier sehr zugenommen; als er abgereist sei, heulten einige, jetzt, nach seiner Wiederkehr, alle.&#x201C; (<hi rendition="#i">Alexander von Humboldt's Briefe an Varnhagen von Ense, Leipzig 1860, S. 105.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 Er heult, dass es Rotz und Wasser gibt.</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er heult (weint), dass man die Hände drunter waschen könnte.</hi> </p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[316]/0322] 31 Heuchler vnd Huren bringen keinen guten gewin. – Henisch, 1600, 70; Petri, II, 379. 32 Heuchlern und Tischfreunden kann man trauen, so lange die Sonne scheint. Dän.: Hyklere som svalen er hos os om sommeren, men borte om vinteren. (Prov. dan., 320.) 33 Wenn ein Heuchler Friede predigt, so glaub' es nicht! Heuen. 1 Die gut heuen und gut streuen, können sich über ihre Kühe freuen. Die Russen sagen: Man muss nicht blos heuen, man muss auch streuen. (Altmann IV.) 2 Wer nicht heuet, nicht gabelt, in der Ernte nicht zappelt, im Herbste nicht früh aufsteht, seh' zu, wie's ihm im Winter geht. – Orakel, 1111. Heuer. 1 Heuer geht vor Kauf. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 233, S. 1352. Dies Sprichwort enthält den Grundsatz des deutschen Rechts, wonach ein Miethsvertrag durch Verkauf des Grundstücks nicht aufgehoben wird: ein Grundsatz, der auch ins preussische Recht aufgenommen ist, mit der Beschränkung jedoch, dass der Miether bereits im Besitze der gemietheten Locale sein und dadurch ein dingliches Recht auf dieselben erworben haben muss, wenn sein Miethsvertrag trotz des Verkaufs des Grundstücks bestehen bleiben soll. 2 Hür un Intress schlöppt nich. (Ostfries.) – Hauskalender, I. Heuern. 1 Hedst dü mi jistar huürd, do hedst mi dâlangh hed. (Amrum.) – Haupt, VII, 364, 222; Johansen, 96. Hättest du mich gestern geheuert (gemiethet), so hättest du mich heute gehabt. Heuern = miethen. (Campe, Wb., II, 688; Weigand, I, 503.) Holsteinisch: hüren. (Schütze, II, 175.) 2 Huret über e Mist, so weiss wer sie ist. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 6. Heuernte. Wie die Heuernte, so die Kornernte. – Orakel, 1106. Heuet. 1 We me im Heuet g'sehd eine1, muss me im Herbst laufe mit der Zeine2. (Luzern.) 1) Wer einen Apfel am Baume gesehen hat. 2) Oder Zaine, ein Korb, geflochten aus Ruthen, Gerten, d. i. Zainen, oder in der mösogothischen Mundart, Tainen. (Stalder, II, 468.) 2 Wer im Heuet nit gabelt, i der Aernt nit zapelt, im Herbst nit früe ufstoht, cha luoge, wie sem im Winter goht. (S. Gabeln und Sommer.) (Solothurn.) – Schweiz, II, 72, 14; Schild, 105, 54; Eiselein, 570; Boebel, 101. Heufale. Heufalen un Tüg kamen wol hen. (Ostfries.) – Hauskalender, III. Heugabel. 1 Mit einer Heugabel ist schlimm Kitzeln. (Wend. Lausitz.) 2 Of Hêgoawan nemd ar ni, oan of Ufagoawan getr aus. (Oesterr.-Schlesien.) – Peter, 447. S. 447-448 sind bei Peter doppelt. – Wenn eine Rede misverstanden und falsch weiter berichtet wird. Heujahr. 1 Heujahr – Scheujahr. Jahrgänge, in denen viel Gras wächst, sind, weil nasse, als unfruchtbare gefürchtet. (S. Heu 34.) 2 Heujahr – Spreujahr. D. i. Nichtsjahr. Frz. Schweiz: An dé fin, an dé rin. (Schweiz, II, 213, 36.) Heuken. *1 Dä wêss de Hök no'n Wedder ze hangen. (Bedburg.) Für diese elastischen Naturen, die sich nach jedem Winde drehen, in jede Form schmiegen, jeder Ansicht beipflichten, jede Suppe gaumenrecht salzen, zu kriechen wissen, wenn das Gehen unvortheilhaft erscheint u. s. w. hat man dort noch folgende Redensarten: Dä kann met enem Og krieschen un m'em angre lâchen. Dä krömp sich wie' ne Wurm. Dat ess'ne Möhnegrösser. Hä ess'ne Dumendrieher, 'ne Donkverdêner, 'ne Scholderdräger. *2 Den heucken nae dem winde halden. – Tappius, 60b. Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomée, I, 338b.) *3 He drêgt (trägt) de Heuken up beide Schullers. – Schütze, II, 135; Richey, 94; Eichwald, 797; Bueren, 641; Frommann, VI, 285, 646; Schiller, III, 10a; Bütz. Ruhestunden, XX, 29. Ueber die verschiedenen Schreibungen (Hoike, Hök, Hock, Hoken, Höke, Höker, Häuken, Höcke, Heuke, Hoyke, Heike u. s. w.) und Bedeutungen dieses Wortes vgl. Schiller, III, 9b fg., wo eine Menge Quellen und Belegsstellen angegeben sind. Nach einer Stelle in Gryse's Laienbibel (Fr. 27) bezeichnet das Wort in der obigen Redensart einen Mantel. Es heisst dort: „Menniger geith herin mit synen vpgeblasenen Gosebuke vnde groten krüsel van köstliken Lynnenwandte tho samende gerüllet vnde gekrüllet, stendert de Hende in de Syden vnde dreht de Mantel edder den Höyken vp einer edder beiden schulderen stolt prangisch daher.“ Einen unzuverlässigen veränderlichen Menschen nannte man auch Wendehoiken. Gryse (Fr. 31), spricht von „Mammelukesche Wederhanen vnde Wendehoyken, so den Mantel na dem Winde keren“. Nach Schütze (II, 133) nicht blos Ueberwurf oder Mantel, sondern eigentlich Kappen mit hinten herabhängenden mantelartigen Kragen. Wenn, wie in der obigen Redensart geschieht', einem Menschen vorgeworfen wird: Er trägt den Mantel auf beiden Schultern, „so wissen wir alle“, sagt Fr. Hasenow in seinen Sprachbildern (Bazar, 1868, Nr. 6, S. 50), „dass wir vor ihm uns hüten sollen, dass er es mit keiner von zwei Parteien verderben will, und daher jede derselben ihm nicht völlig trauen darf. Aber eigentlich ist das heutzutage doch ein närrischer Vorwurf, denn es pflegt ja eben jeder, der sich eines Mantels bedient, ihn auf beiden Schultern zu tragen. Nur war das nicht immer der Fall. Im frühen Mittelalter hatte der Mantel der Männer noch die griechische Form, ein viereckiges Tuch, von dem zwei Zipfel einer Seite auf der rechten Schulter mit einer Spange oder Agraffe zusammengehalten wurden, das also in der That auf Einer Schulter getragen ward. Karl der Grosse z. B. trug ihn noch so. Der rechte Arm blieb dabei frei und in seinen Bewegungen ungehindert, worauf man gewiss Werth legte. Die Frauen dagegen zogen es vor, den Mantel, wie die Römerin ihr Pallium, auf der Brust zusammenzuhalten durch eine Spange, deren Nachkommen wir heute noch in der Broche sehen. So ruhte der Mantel auf beiden Schultern; und als diese weibliche Mode auch auf die Männer überging, da mag wol mancher die neue Mode als unmännlich bespöttelt und einem, der sich ihr bequemte, mit obigen Worten gehöhnt haben. Bei jener Form des Mantels und der Art ihn umzulegen, war's auch noch buchstäblich möglich, ihn (s. 2) nach dem Winde zu hängen, was wir gleichfalls einem unzuverlässigen Glücksjäger noch heute vorwerfen, obwol auch für dieses Anbequemen uns die heutigen Mäntel nicht mehr die Anschauung liefern.“ – Bei Richey (94) ist Wendeheuke = Wetterhahn. Stürenburg (90a) schreibt Hock, Hocke = Mantel, ostfriesisch: Rägenklêd. Holl.: Hij hangt de huik naar den wind. (Harrebomée, I, 338.) Lat.: Duabus sellis sedere. (Tappius 60b.) Heukenhalten. Hîr helpt kên Heukenholen. – Richey, 94. Sagt man, wenn einer sich nicht will aufhalten lassen, wenn man ihn gleich beim Kleide angriffe. Heuleiter. * Mit Heuleitern hören. Aus Zerstreutheit gar nicht oder falsch hören, das Vernommene nicht merken u. s. w. „Etwas mit hewleitern vernemen vnd auffm heimweg vergessen – er lesset es nur in die ohren schallen.“ (Mathesius, Postilla, I, XXXIIIb.) „Wenn die predigt einem zu einem ohr ein, vnd zum andern wider auss gehet, so vernimpt man mit hewleytern.“ (Mathesius, Sarepta, XCb.) Bei Keller schildert (166a) eine breslauer Kräuterin eine faule Magd in schlesischen Sprichwörtern: „Sie loigt och erger as se leifft, und wenn se a der ersten lige derwurgt war', sie labte lange nich meh. Froit ich wos, su hurte se mit helittern, dos mer allemaul vor hätte die uhren schoben migen.“ Heulen. 1 Es ist nicht vom Heulen der Hunde, dass die Kälber sterben. Widerspricht dem Aberglauben, dass das Hundegeheule Todesfälle anzeige. 2 Heulen gehört zur Sprache des Windes. 3 Heulen gilt nicht vors Sterben. 4 Wenn du selber heulst, so schrei nicht: Wolf! 5 Wo einer heult, da heulen bald viele. Unter dem 18. Dec. 1841 schrieb Varnhagen von Ense in sein Tagebuch: „Humblodt sagt: Heulwuth habe hier sehr zugenommen; als er abgereist sei, heulten einige, jetzt, nach seiner Wiederkehr, alle.“ (Alexander von Humboldt's Briefe an Varnhagen von Ense, Leipzig 1860, S. 105.) *6 Er heult, dass es Rotz und Wasser gibt. (Rottenburg.) *7 Er heult (weint), dass man die Hände drunter waschen könnte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/322
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [316]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/322>, abgerufen am 22.12.2024.