Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *3 Der dreht sich herum, wie der Forz in der Laterne. (Breslau.)

Von einem tappigen, ungelenken, unbehülflichen Menschen.

*4 Er dreht sich herum wie ein Mörserstössel.

Wer immer in Bewegung ist, und nichts vor sich bringt.

*5 Ma dreht's rim, ma dreht's nimm, 's hot hinda an vurne ke Ende. (Hirschberg.)


Herumfahren.

*1 A fährt rim, wie der Furz ei der Laterne. - Braun, II, 447.

Der Unstete, der nicht weiss wohin.

*2 Der fahrt herum wie der Büssende (jüdisch: Bal-tschuwe). - Tendlau, 433.

Von einem unruhigen, unsteten Menschen.

*3 Er fährt drin herum wie e Fuz (Furz) im Sieb (in der Reiter1). (Rottenburg.)

1) Stehendes Getreidesieb. (Vgl. Campe, Wb., III, 812.) - In ängstlicher, kopfloser Hast.

*4 Er fährt herum wie der Teufel im Buche Hiob. - Eiselein, 589; Jer. Gotthelf, Pächter, S. 310.

*5 Hi fert ambi üüs't iarag Jil. (Amrum.) - Haupt, VIII, 368, 299.

Er fährt herum wie 's arge Feuer.


Herumfliegen.

* He flog herum as 'n Hahn sünder Kopp. (Ostfries.) - Hauskalender, IV.


Herumgehen.

*1 A geit rem wi a Läamtrater. - Peter, I, 446.

*2 A geit rem wei a Toanoalp. - Peter, I, 446.

*3 A geit rem wi Poat Lähmsak. (Oesterr.-Schles.) - Peter, I, 446.

Gedankenlos, betrübt.

*4 A geit rem wi Tripstrill. - Peter, I, 446.

Blöde, betrübt, gedankenlos.

*5 Er gehet darumb her, wie die katze vmb einen heissen Brei. - Tappius, 202b; Seybold, 65; Mayer, I, 109; Körte, 3298n; für Siegen: Firmenich, I, 520, 21; für Steiermark: Firmenich, II, 770, 152; für Oberösterreich: Baumgarten, 82.

In der Altmark: He geit rümm as d' Katt ümm 'n heten Brei. (Danneil, 25.) In Schlesien: A gieth rum, wie de Kotze um a heese Brey. (Robinson, 90; Gomolcke, 30; Frommann, III, 244, 82.) Sich nicht herangetrauen, die Sache nicht anzugreifen wissen oder wagen.

Jüd.-deutsch: Geht immer um die Maaroche herum. (Tendlau, 184.)

Frz.: Tourner autour du pot. (Körte, 3298; Starschedel, 407.)

Lat.: Canis circurn intestina. (Binder I, 160; II, 416; Erasm., 804; Seybold, 65.) - Lupus circa puteum saltat. (Apostol., XII; Binder II, 1714.) - Lupus circum puteum chorum agit. (Erasm., 337; Tappius, 202b; Seybold, 283.)

*6 Er geht herum wie der dresdner Mönch.

Der nach einer Sage mit dem Kopfe unter dem linken Arme und einer Laterne in der rechten Hand umherspuken soll. M. Hilscher sagt über den dresdner Mönch: "Er ist bei den Furchtsamen ein Gespenst, bei den Einfältigen eine geglaubte Sache, bei den Verständigen eine Fabel und bei denen, welche den Leuten gern was Neues zu schwatzen pflegen, eine Vexirerei." Ob diese Sage mit dem Mönchsstein auf dem Frauenkirchhof, einem dresdener Wahrzeichen, im Zusammenhange steht, ist bisher nicht nachgewiesen. (Vgl. darüber Illustrirte Zeitung, Nr. 723 vom 9. Mai 1857.)

*7 Er geht herum, wie eine Maus im Bettelsack.

*8 Er geht herum zu Gast fressen, wie der Hirt im Dorfe.

*9 He geit'r herum as de Flege um den heten Brei. - Eichwald, 526.

*10 He geit'r um to as der Kuper um de Tünne. - Eichwald, 1144.

*11 Herumgehen wie der Schatt an der wand. - Zeytbuch, XL.

*12 Sie geht herum, wie nasses Heu um die Schuyte. (Fries.)

Ist seht verliebt.


Herumhüpfen.

* He hüppt herum as en Heister1 up en Kopanns2. (Holst.) - Schütze, II, 174.

1) Elster.

2) Kuheingeweide. - Von alberner Geschäftigkeit.


Herumkluckern.

* Um Een herumkluckern. - Eichwald, 1045.


[Spaltenumbruch]
Herumkommen.

*1 Et kümt weer rüm, segt de Windmüller. - Schambach, II, 191.

Es kommt wieder herum, sagt der Windmüller. Wird von einem Gemishandelten gebraucht, um die nicht ausbleibende Vergeltung drohend anzukündigen.

*2 He kummt herom asn Spolrad. - Eichwald, 1811.

*3 Olles kümmet rümme osse dat Rüddebieten nit. (Waldeck.) - Curtze, 353, 478.

Rüdde = der Hund, angelsächsisch hrydda, althochdeutsch rudeo, mittelhochdeutsch rüde. (Frommann, III, 263, 87; Schneller, III, 58.)

*4 Wann't rümme un dümme kümmet. (Waldeck.) - Curtze, 359.


Herumlaufen.

*1 A leefft rüm wie e strumzoiliger(?) Hund. - Robinson, 568; Gomolcke, 163. Zu dem mit einem Fragezeichen versehenen Worte "strumzoilig", das sich bei Robinson findet und das bei Gomolcke "strumzalig" lautet, bemerkt Fr. Hasenow: "Sollte es nicht stummelschwänzig bedeuten? Ein Hund mit gestutztem Schwanze, zoilig = zagelig."

*2 Er läuft herum wie ein Hund ohne Schwanz.

*3 Er lauft herum wie eine Windmühle. - Geiler, Nsch., 66.

*4 Er läuft herum, wie mit der Wolfshaut um Weihnachten.

Diese Redensart wird jetzt nur angewandt, wenn jemand in eigennütziger Absicht eine Nachricht oder sonst ein Gerücht unter die Leute bringt. Ihren Ursprung hat sie in der seit dem 16. Jahrhundert in Polen herrschenden Sitte, am Weihnachtsabende als Wolf verkleidet in die Häuser zu gehen. Früher führten zwei Knechte einen dritten, der in einen Auerochsen verkleidet war, an einem Seile. Der Kopf des Auerochsen war aus Holz geschnitzt und so eingerichtet, dass er geöffnet und geschlossen werden konnte. Aus dem Munde hing eine Zunge aus rothem Tuche. Der Zug begab sich unter Gesang und Spiel in die einzelnen Häuser, wo er bewirthet wurde. Die Stelle des Auerochsen wurde manchmal durch die Maske eines Wolfs vertreten, indem einer eine Wolfshaut über den Kopf wirft. (Wurzbach I, 55.)

*5 He löpt darbei herum as de küper um de tunn. - Lübben.

*6 He löppt herum as en kopplos Han. - Richey, 134; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 151.

Von einem unruhigen, unsteten Menschen.

*7 He löppt um as en Krüselding (Kreisel). (Holst.)

Von einem närrischen Menschen, der im Laufen brummt.

*8 Hi lept'r trinjam, üüs an Kat am an hiaten Brei. (Amrum.) - Haupt, VIII, 357, 98.

*9 Sie läuft herum wie eine Henne, die verlegen will. (Nürtingen.)


Herumreichen.

* Reck mer in ens eröm, dat ich inn och ens bütze. (Köln.) - Firmemch, I, 477, 280.

Scherzwort beim Abschiednehmen.


Herumrennen.

*1 Er rennt herum, wie der Hirsch in der Brunst.

*2 Er rennt herum, wie der Teufel in der Scheune. (Lit.)

Nach dem Volksglauben der Litauer wohnt der Teufel vorzugsweise in alten Weiden. (S. "Verlieben".) Ausserdem soll er sich aber noch gern in verwittertem Holze, in dem Flachsbrechraume und in alten Scheunen aufhalten. In den letztern treibt er besonders sein Unwesen, spannt Pferde aus, streut Heu und Getreide herum, schreckt die Herbeieilenden durch ein durchdringendes Pfeifen und spielt jedem einen Schabernack. Man wendet das Sprichwort auf diejenigen an, welche durch blinden Hass und Mangel an Ueberlegung andern Verdruss veranlassen. (Wurzbach I, 69.)

*3 Sie rannte herum, als wenn sie sich den Arsch abbeissen wollte. (Hirschberg.)

Die Redensart wurde auf eine Person, die in grosser Aufregung umherlief und vor Zorn nicht wusste, was sie machen sollte. Das Bild scheint von Hunden entlehnt, die sich oft im Kreise herumdrehen und sich in den Schwanz zu beissen suchen.


Herumrutschen.

*1 Vil erämrutsche' macht den Morsch bliss. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 834c.

*2 Vil erämrutschen macht Hosen raissen. (Siebenbürg.-sächs.) - Schuster, 834b.


Herumschiessen.

* Herumschiesse wie der Fist ün der Blattern. (Oberösterreich.)

Ueberhastig, bald da, bald dort sein, wie der Fist in der Schweins- oder andern Blase.


[Spaltenumbruch] *3 Der dreht sich herum, wie der Forz in der Laterne. (Breslau.)

Von einem tappigen, ungelenken, unbehülflichen Menschen.

*4 Er dreht sich herum wie ein Mörserstössel.

Wer immer in Bewegung ist, und nichts vor sich bringt.

*5 Ma dreht's rim, ma dreht's nimm, 's hôt hinda an vurne kê Ende. (Hirschberg.)


Herumfahren.

*1 A fährt rim, wie der Furz ei der Laterne.Braun, II, 447.

Der Unstete, der nicht weiss wohin.

*2 Der fahrt herum wie der Büssende (jüdisch: Bal-tschuwe).Tendlau, 433.

Von einem unruhigen, unsteten Menschen.

*3 Er fährt drin herum wie e Fuz (Furz) im Sieb (in der Reiter1). (Rottenburg.)

1) Stehendes Getreidesieb. (Vgl. Campe, Wb., III, 812.) – In ängstlicher, kopfloser Hast.

*4 Er fährt herum wie der Teufel im Buche Hiob.Eiselein, 589; Jer. Gotthelf, Pächter, S. 310.

*5 Hi fêrt ambi üüs't iarag Jil. (Amrum.) – Haupt, VIII, 368, 299.

Er fährt herum wie 's arge Feuer.


Herumfliegen.

* He flog herum as 'n Hahn sünder Kopp. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.


Herumgehen.

*1 A gît rem wi a Läamtrater.Peter, I, 446.

*2 A gît rem wî a Toanoalp.Peter, I, 446.

*3 A gît rem wi Poat Lähmsâk. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 446.

Gedankenlos, betrübt.

*4 A gît rem wi Tripstrill.Peter, I, 446.

Blöde, betrübt, gedankenlos.

*5 Er gehet darumb her, wie die katze vmb einen heissen Brei.Tappius, 202b; Seybold, 65; Mayer, I, 109; Körte, 3298n; für Siegen: Firmenich, I, 520, 21; für Steiermark: Firmenich, II, 770, 152; für Oberösterreich: Baumgarten, 82.

In der Altmark: He geit rümm as d' Katt ümm 'n hêten Brî. (Danneil, 25.) In Schlesien: A gieth rum, wie de Kotze um a heese Brey. (Robinson, 90; Gomolcke, 30; Frommann, III, 244, 82.) Sich nicht herangetrauen, die Sache nicht anzugreifen wissen oder wagen.

Jüd.-deutsch: Geht immer um die Máaroche herum. (Tendlau, 184.)

Frz.: Tourner autour du pot. (Körte, 3298; Starschedel, 407.)

Lat.: Canis circurn intestina. (Binder I, 160; II, 416; Erasm., 804; Seybold, 65.) – Lupus circa puteum saltat. (Apostol., XII; Binder II, 1714.) – Lupus circum puteum chorum agit. (Erasm., 337; Tappius, 202b; Seybold, 283.)

*6 Er geht herum wie der dresdner Mönch.

Der nach einer Sage mit dem Kopfe unter dem linken Arme und einer Laterne in der rechten Hand umherspuken soll. M. Hilscher sagt über den dresdner Mönch: „Er ist bei den Furchtsamen ein Gespenst, bei den Einfältigen eine geglaubte Sache, bei den Verständigen eine Fabel und bei denen, welche den Leuten gern was Neues zu schwatzen pflegen, eine Vexirerei.“ Ob diese Sage mit dem Mönchsstein auf dem Frauenkirchhof, einem dresdener Wahrzeichen, im Zusammenhange steht, ist bisher nicht nachgewiesen. (Vgl. darüber Illustrirte Zeitung, Nr. 723 vom 9. Mai 1857.)

*7 Er geht herum, wie eine Maus im Bettelsack.

*8 Er geht herum zu Gast fressen, wie der Hirt im Dorfe.

*9 He geit'r herum as de Flêge um den hêten Brî.Eichwald, 526.

*10 He geit'r um to as der Kuper um de Tünne.Eichwald, 1144.

*11 Herumgehen wie der Schatt an der wand.Zeytbuch, XL.

*12 Sie geht herum, wie nasses Heu um die Schuyte. (Fries.)

Ist seht verliebt.


Herumhüpfen.

* He hüppt herum as en Heister1 up en Kopanns2. (Holst.) – Schütze, II, 174.

1) Elster.

2) Kuheingeweide. – Von alberner Geschäftigkeit.


Herumkluckern.

* Um Een herumkluckern.Eichwald, 1045.


[Spaltenumbruch]
Herumkommen.

*1 Et kümt wêer rüm, segt de Windmüller.Schambach, II, 191.

Es kommt wieder herum, sagt der Windmüller. Wird von einem Gemishandelten gebraucht, um die nicht ausbleibende Vergeltung drohend anzukündigen.

*2 He kummt herom asn Spolrad.Eichwald, 1811.

*3 Olles kümmet rümme osse dat Rüddebieten nit. (Waldeck.) – Curtze, 353, 478.

Rüdde = der Hund, angelsächsisch hrydda, althochdeutsch rudeo, mittelhochdeutsch rüde. (Frommann, III, 263, 87; Schneller, III, 58.)

*4 Wann't rümme un dümme kümmet. (Waldeck.) – Curtze, 359.


Herumlaufen.

*1 A leefft rüm wie e strumzoiliger(?) Hund.Robinson, 568; Gomolcke, 163. Zu dem mit einem Fragezeichen versehenen Worte „strumzoilig“, das sich bei Robinson findet und das bei Gomolcke „strumzalig“ lautet, bemerkt Fr. Hasenow: „Sollte es nicht stummelschwänzig bedeuten? Ein Hund mit gestutztem Schwanze, zoilig = zagelig.“

*2 Er läuft herum wie ein Hund ohne Schwanz.

*3 Er lauft herum wie eine Windmühle.Geiler, Nsch., 66.

*4 Er läuft herum, wie mit der Wolfshaut um Weihnachten.

Diese Redensart wird jetzt nur angewandt, wenn jemand in eigennütziger Absicht eine Nachricht oder sonst ein Gerücht unter die Leute bringt. Ihren Ursprung hat sie in der seit dem 16. Jahrhundert in Polen herrschenden Sitte, am Weihnachtsabende als Wolf verkleidet in die Häuser zu gehen. Früher führten zwei Knechte einen dritten, der in einen Auerochsen verkleidet war, an einem Seile. Der Kopf des Auerochsen war aus Holz geschnitzt und so eingerichtet, dass er geöffnet und geschlossen werden konnte. Aus dem Munde hing eine Zunge aus rothem Tuche. Der Zug begab sich unter Gesang und Spiel in die einzelnen Häuser, wo er bewirthet wurde. Die Stelle des Auerochsen wurde manchmal durch die Maske eines Wolfs vertreten, indem einer eine Wolfshaut über den Kopf wirft. (Wurzbach I, 55.)

*5 He löpt darbî herum as de küper um de tunn.Lübben.

*6 He löppt herum as en kopplos Hân.Richey, 134; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 151.

Von einem unruhigen, unsteten Menschen.

*7 He löppt um as en Krüselding (Kreisel). (Holst.)

Von einem närrischen Menschen, der im Laufen brummt.

*8 Hi lêpt'r trinjam, üüs an Kât am an hiaten Brei. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 98.

*9 Sie läuft herum wie eine Henne, die verlegen will. (Nürtingen.)


Herumreichen.

* Reck mêr in ens eröm, dat ich inn och ens bütze. (Köln.) – Firmemch, I, 477, 280.

Scherzwort beim Abschiednehmen.


Herumrennen.

*1 Er rennt herum, wie der Hirsch in der Brunst.

*2 Er rennt herum, wie der Teufel in der Scheune. (Lit.)

Nach dem Volksglauben der Litauer wohnt der Teufel vorzugsweise in alten Weiden. (S. „Verlieben“.) Ausserdem soll er sich aber noch gern in verwittertem Holze, in dem Flachsbrechraume und in alten Scheunen aufhalten. In den letztern treibt er besonders sein Unwesen, spannt Pferde aus, streut Heu und Getreide herum, schreckt die Herbeieilenden durch ein durchdringendes Pfeifen und spielt jedem einen Schabernack. Man wendet das Sprichwort auf diejenigen an, welche durch blinden Hass und Mangel an Ueberlegung andern Verdruss veranlassen. (Wurzbach I, 69.)

*3 Sie rannte herum, als wenn sie sich den Arsch abbeissen wollte. (Hirschberg.)

Die Redensart wurde auf eine Person, die in grosser Aufregung umherlief und vor Zorn nicht wusste, was sie machen sollte. Das Bild scheint von Hunden entlehnt, die sich oft im Kreise herumdrehen und sich in den Schwanz zu beissen suchen.


Herumrutschen.

*1 Vil erämrutsche' macht den Morsch bliss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 834c.

*2 Vil erämrutschen macht Hosen raissen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 834b.


Herumschiessen.

* Herumschiesse wie der Fist ün der Blattern. (Oberösterreich.)

Ueberhastig, bald da, bald dort sein, wie der Fist in der Schweins- oder andern Blase.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0306" n="[300]"/><cb n="599"/>
*3 Der dreht sich herum, wie der Forz in der Laterne.</hi> (<hi rendition="#i">Breslau.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem tappigen, ungelenken, unbehülflichen Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er dreht sich herum wie ein Mörserstössel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer immer in Bewegung ist, und nichts vor sich bringt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Ma dreht's rim, ma dreht's nimm, 's hôt hinda an vurne kê Ende.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumfahren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A fährt rim, wie der Furz ei der Laterne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Braun, II, 447.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Unstete, der nicht weiss wohin.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Der fahrt herum wie der Büssende (jüdisch: Bal-tschuwe).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 433.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem unruhigen, unsteten Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er fährt drin herum wie e Fuz (Furz) im Sieb (in der Reiter<hi rendition="#sup">1</hi>).</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Stehendes Getreidesieb. (Vgl. <hi rendition="#i">Campe, Wb., III, 812.</hi>) &#x2013; In ängstlicher, kopfloser Hast.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Er fährt herum wie der Teufel im Buche Hiob.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 589; Jer. Gotthelf, Pächter, S. 310.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Hi fêrt ambi üüs't iarag Jil.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 368, 299.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er fährt herum wie 's arge Feuer.</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumfliegen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He flog herum as 'n Hahn sünder Kopp.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hauskalender, IV.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumgehen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A gît rem wi a Läamtrater.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 A gît rem wî a Toanoalp.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 A gît rem wi Poat Lähmsâk.</hi> (<hi rendition="#i">Oesterr.-Schles.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gedankenlos, betrübt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 A gît rem wi Tripstrill.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Peter, I, 446.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Blöde, betrübt, gedankenlos.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er gehet darumb her, wie die katze vmb einen heissen Brei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 202<hi rendition="#sup">b</hi>; Seybold, 65; Mayer, I, 109; Körte, 3298<hi rendition="#sup">n</hi>;</hi> für Siegen: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 520, 21;</hi> für Steiermark: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 770, 152;</hi> für Oberösterreich: <hi rendition="#i">Baumgarten, 82.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In der Altmark: He geit rümm as d' Katt ümm 'n hêten Brî. (<hi rendition="#i">Danneil, 25.</hi>) In Schlesien: A gieth rum, wie de Kotze um a heese Brey. (<hi rendition="#i">Robinson, 90; Gomolcke, 30; Frommann, III, 244, 82.</hi>) Sich nicht herangetrauen, die Sache nicht anzugreifen wissen oder wagen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Jüd.-deutsch</hi>: Geht immer um die Máaroche herum. (<hi rendition="#i">Tendlau, 184.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Tourner autour du pot. (<hi rendition="#i">Körte, 3298; Starschedel, 407.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Canis circurn intestina. (<hi rendition="#i">Binder I, 160; II, 416; Erasm., 804; Seybold, 65.</hi>) &#x2013; Lupus circa puteum saltat. (<hi rendition="#i">Apostol., XII; Binder II, 1714.</hi>) &#x2013; Lupus circum puteum chorum agit. (<hi rendition="#i">Erasm., 337; Tappius, 202<hi rendition="#sup">b</hi>; Seybold, 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er geht herum wie der dresdner Mönch.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der nach einer Sage mit dem Kopfe unter dem linken Arme und einer Laterne in der rechten Hand umherspuken soll. <hi rendition="#i">M. Hilscher</hi> sagt über den dresdner Mönch: &#x201E;Er ist bei den Furchtsamen ein Gespenst, bei den Einfältigen eine geglaubte Sache, bei den Verständigen eine Fabel und bei denen, welche den Leuten gern was Neues zu schwatzen pflegen, eine Vexirerei.&#x201C; Ob diese Sage mit dem Mönchsstein auf dem Frauenkirchhof, einem dresdener Wahrzeichen, im Zusammenhange steht, ist bisher nicht nachgewiesen. (Vgl. darüber <hi rendition="#i">Illustrirte Zeitung, Nr. 723 vom 9. Mai 1857.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er geht herum, wie eine Maus im Bettelsack.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er geht herum zu Gast fressen, wie der Hirt im Dorfe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 He geit'r herum as de Flêge um den hêten Brî.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 526.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 He geit'r um to as der Kuper um de Tünne.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Herumgehen wie der Schatt an der wand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zeytbuch, XL.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 Sie geht herum, wie nasses Heu um die Schuyte.</hi> (<hi rendition="#i">Fries.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist seht verliebt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumhüpfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* He hüppt herum as en Heister<hi rendition="#sup">1</hi> up en Kopanns<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 174.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Elster.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Kuheingeweide. &#x2013; Von alberner Geschäftigkeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumkluckern.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Um Een herumkluckern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1045.</hi></p><lb/>
        </div>
        <cb n="600"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumkommen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Et kümt wêer rüm, segt de Windmüller.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Schambach, II, 191.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es kommt wieder herum, sagt der Windmüller. Wird von einem Gemishandelten gebraucht, um die nicht ausbleibende Vergeltung drohend anzukündigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He kummt herom asn Spolrad.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 1811.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Olles kümmet rümme osse dat Rüddebieten nit.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 353, 478.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Rüdde = der Hund, angelsächsisch hrydda, althochdeutsch rudeo, mittelhochdeutsch rüde. (<hi rendition="#i">Frommann, III, 263, 87; Schneller, III, 58.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Wann't rümme un dümme kümmet.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 359.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumlaufen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 A leefft rüm wie e strumzoiliger(?) Hund.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 568; Gomolcke, 163.</hi> Zu dem mit einem Fragezeichen versehenen Worte &#x201E;strumzoilig&#x201C;, das sich bei Robinson findet und das bei Gomolcke &#x201E;strumzalig&#x201C; lautet, bemerkt Fr. Hasenow: &#x201E;Sollte es nicht stummelschwänzig bedeuten? Ein Hund mit gestutztem Schwanze, zoilig = zagelig.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er läuft herum wie ein Hund ohne Schwanz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er lauft herum wie eine Windmühle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Geiler, Nsch., 66.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 Er läuft herum, wie mit der Wolfshaut um Weihnachten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Diese Redensart wird jetzt nur angewandt, wenn jemand in eigennütziger Absicht eine Nachricht oder sonst ein Gerücht unter die Leute bringt. Ihren Ursprung hat sie in der seit dem 16. Jahrhundert in Polen herrschenden Sitte, am Weihnachtsabende als Wolf verkleidet in die Häuser zu gehen. Früher führten zwei Knechte einen dritten, der in einen Auerochsen verkleidet war, an einem Seile. Der Kopf des Auerochsen war aus Holz geschnitzt und so eingerichtet, dass er geöffnet und geschlossen werden konnte. Aus dem Munde hing eine Zunge aus rothem Tuche. Der Zug begab sich unter Gesang und Spiel in die einzelnen Häuser, wo er bewirthet wurde. Die Stelle des Auerochsen wurde manchmal durch die Maske eines Wolfs vertreten, indem einer eine Wolfshaut über den Kopf wirft. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 55.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 He löpt darbî herum as de küper um de tunn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lübben.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*6 He löppt herum as en kopplos Hân.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Richey, 134;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Reinsberg IV, 151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem unruhigen, unsteten Menschen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 He löppt um as en Krüselding (Kreisel).</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem närrischen Menschen, der im Laufen brummt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Hi lêpt'r trinjam, üüs an Kât am an hiaten Brei.</hi> (<hi rendition="#i">Amrum.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Haupt, VIII, 357, 98.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Sie läuft herum wie eine Henne, die verlegen will.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumreichen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Reck mêr in ens eröm, dat ich inn och ens bütze.</hi> (<hi rendition="#i">Köln.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmemch, I, 477, 280.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Scherzwort beim Abschiednehmen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumrennen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er rennt herum, wie der Hirsch in der Brunst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er rennt herum, wie der Teufel in der Scheune.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach dem Volksglauben der Litauer wohnt der Teufel vorzugsweise in alten Weiden. (S.  &#x201E;Verlieben&#x201C;.) Ausserdem soll er sich aber noch gern in verwittertem Holze, in dem Flachsbrechraume und in alten Scheunen aufhalten. In den letztern treibt er besonders sein Unwesen, spannt Pferde aus, streut Heu und Getreide herum, schreckt die Herbeieilenden durch ein durchdringendes Pfeifen und spielt jedem einen Schabernack. Man wendet das Sprichwort auf diejenigen an, welche durch blinden Hass und Mangel an Ueberlegung andern Verdruss veranlassen. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 69.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Sie rannte herum, als wenn sie sich den Arsch abbeissen wollte.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Redensart wurde auf eine Person, die in grosser Aufregung umherlief und vor Zorn nicht wusste, was sie machen sollte. Das Bild scheint von Hunden entlehnt, die sich oft im Kreise herumdrehen und sich in den Schwanz zu beissen suchen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumrutschen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Vil erämrutsche' macht den Morsch bliss.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 834<hi rendition="#sup">c</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Vil erämrutschen macht Hosen raissen.</hi> (<hi rendition="#i">Siebenbürg.-sächs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schuster, 834<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Herumschiessen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Herumschiesse wie der Fist ün der Blattern.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueberhastig, bald da, bald dort sein, wie der Fist in der Schweins- oder andern Blase.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[300]/0306] *3 Der dreht sich herum, wie der Forz in der Laterne. (Breslau.) Von einem tappigen, ungelenken, unbehülflichen Menschen. *4 Er dreht sich herum wie ein Mörserstössel. Wer immer in Bewegung ist, und nichts vor sich bringt. *5 Ma dreht's rim, ma dreht's nimm, 's hôt hinda an vurne kê Ende. (Hirschberg.) Herumfahren. *1 A fährt rim, wie der Furz ei der Laterne. – Braun, II, 447. Der Unstete, der nicht weiss wohin. *2 Der fahrt herum wie der Büssende (jüdisch: Bal-tschuwe). – Tendlau, 433. Von einem unruhigen, unsteten Menschen. *3 Er fährt drin herum wie e Fuz (Furz) im Sieb (in der Reiter1). (Rottenburg.) 1) Stehendes Getreidesieb. (Vgl. Campe, Wb., III, 812.) – In ängstlicher, kopfloser Hast. *4 Er fährt herum wie der Teufel im Buche Hiob. – Eiselein, 589; Jer. Gotthelf, Pächter, S. 310. *5 Hi fêrt ambi üüs't iarag Jil. (Amrum.) – Haupt, VIII, 368, 299. Er fährt herum wie 's arge Feuer. Herumfliegen. * He flog herum as 'n Hahn sünder Kopp. (Ostfries.) – Hauskalender, IV. Herumgehen. *1 A gît rem wi a Läamtrater. – Peter, I, 446. *2 A gît rem wî a Toanoalp. – Peter, I, 446. *3 A gît rem wi Poat Lähmsâk. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 446. Gedankenlos, betrübt. *4 A gît rem wi Tripstrill. – Peter, I, 446. Blöde, betrübt, gedankenlos. *5 Er gehet darumb her, wie die katze vmb einen heissen Brei. – Tappius, 202b; Seybold, 65; Mayer, I, 109; Körte, 3298n; für Siegen: Firmenich, I, 520, 21; für Steiermark: Firmenich, II, 770, 152; für Oberösterreich: Baumgarten, 82. In der Altmark: He geit rümm as d' Katt ümm 'n hêten Brî. (Danneil, 25.) In Schlesien: A gieth rum, wie de Kotze um a heese Brey. (Robinson, 90; Gomolcke, 30; Frommann, III, 244, 82.) Sich nicht herangetrauen, die Sache nicht anzugreifen wissen oder wagen. Jüd.-deutsch: Geht immer um die Máaroche herum. (Tendlau, 184.) Frz.: Tourner autour du pot. (Körte, 3298; Starschedel, 407.) Lat.: Canis circurn intestina. (Binder I, 160; II, 416; Erasm., 804; Seybold, 65.) – Lupus circa puteum saltat. (Apostol., XII; Binder II, 1714.) – Lupus circum puteum chorum agit. (Erasm., 337; Tappius, 202b; Seybold, 283.) *6 Er geht herum wie der dresdner Mönch. Der nach einer Sage mit dem Kopfe unter dem linken Arme und einer Laterne in der rechten Hand umherspuken soll. M. Hilscher sagt über den dresdner Mönch: „Er ist bei den Furchtsamen ein Gespenst, bei den Einfältigen eine geglaubte Sache, bei den Verständigen eine Fabel und bei denen, welche den Leuten gern was Neues zu schwatzen pflegen, eine Vexirerei.“ Ob diese Sage mit dem Mönchsstein auf dem Frauenkirchhof, einem dresdener Wahrzeichen, im Zusammenhange steht, ist bisher nicht nachgewiesen. (Vgl. darüber Illustrirte Zeitung, Nr. 723 vom 9. Mai 1857.) *7 Er geht herum, wie eine Maus im Bettelsack. *8 Er geht herum zu Gast fressen, wie der Hirt im Dorfe. *9 He geit'r herum as de Flêge um den hêten Brî. – Eichwald, 526. *10 He geit'r um to as der Kuper um de Tünne. – Eichwald, 1144. *11 Herumgehen wie der Schatt an der wand. – Zeytbuch, XL. *12 Sie geht herum, wie nasses Heu um die Schuyte. (Fries.) Ist seht verliebt. Herumhüpfen. * He hüppt herum as en Heister1 up en Kopanns2. (Holst.) – Schütze, II, 174. 1) Elster. 2) Kuheingeweide. – Von alberner Geschäftigkeit. Herumkluckern. * Um Een herumkluckern. – Eichwald, 1045. Herumkommen. *1 Et kümt wêer rüm, segt de Windmüller. – Schambach, II, 191. Es kommt wieder herum, sagt der Windmüller. Wird von einem Gemishandelten gebraucht, um die nicht ausbleibende Vergeltung drohend anzukündigen. *2 He kummt herom asn Spolrad. – Eichwald, 1811. *3 Olles kümmet rümme osse dat Rüddebieten nit. (Waldeck.) – Curtze, 353, 478. Rüdde = der Hund, angelsächsisch hrydda, althochdeutsch rudeo, mittelhochdeutsch rüde. (Frommann, III, 263, 87; Schneller, III, 58.) *4 Wann't rümme un dümme kümmet. (Waldeck.) – Curtze, 359. Herumlaufen. *1 A leefft rüm wie e strumzoiliger(?) Hund. – Robinson, 568; Gomolcke, 163. Zu dem mit einem Fragezeichen versehenen Worte „strumzoilig“, das sich bei Robinson findet und das bei Gomolcke „strumzalig“ lautet, bemerkt Fr. Hasenow: „Sollte es nicht stummelschwänzig bedeuten? Ein Hund mit gestutztem Schwanze, zoilig = zagelig.“ *2 Er läuft herum wie ein Hund ohne Schwanz. *3 Er lauft herum wie eine Windmühle. – Geiler, Nsch., 66. *4 Er läuft herum, wie mit der Wolfshaut um Weihnachten. Diese Redensart wird jetzt nur angewandt, wenn jemand in eigennütziger Absicht eine Nachricht oder sonst ein Gerücht unter die Leute bringt. Ihren Ursprung hat sie in der seit dem 16. Jahrhundert in Polen herrschenden Sitte, am Weihnachtsabende als Wolf verkleidet in die Häuser zu gehen. Früher führten zwei Knechte einen dritten, der in einen Auerochsen verkleidet war, an einem Seile. Der Kopf des Auerochsen war aus Holz geschnitzt und so eingerichtet, dass er geöffnet und geschlossen werden konnte. Aus dem Munde hing eine Zunge aus rothem Tuche. Der Zug begab sich unter Gesang und Spiel in die einzelnen Häuser, wo er bewirthet wurde. Die Stelle des Auerochsen wurde manchmal durch die Maske eines Wolfs vertreten, indem einer eine Wolfshaut über den Kopf wirft. (Wurzbach I, 55.) *5 He löpt darbî herum as de küper um de tunn. – Lübben. *6 He löppt herum as en kopplos Hân. – Richey, 134; hochdeutsch bei Reinsberg IV, 151. Von einem unruhigen, unsteten Menschen. *7 He löppt um as en Krüselding (Kreisel). (Holst.) Von einem närrischen Menschen, der im Laufen brummt. *8 Hi lêpt'r trinjam, üüs an Kât am an hiaten Brei. (Amrum.) – Haupt, VIII, 357, 98. *9 Sie läuft herum wie eine Henne, die verlegen will. (Nürtingen.) Herumreichen. * Reck mêr in ens eröm, dat ich inn och ens bütze. (Köln.) – Firmemch, I, 477, 280. Scherzwort beim Abschiednehmen. Herumrennen. *1 Er rennt herum, wie der Hirsch in der Brunst. *2 Er rennt herum, wie der Teufel in der Scheune. (Lit.) Nach dem Volksglauben der Litauer wohnt der Teufel vorzugsweise in alten Weiden. (S. „Verlieben“.) Ausserdem soll er sich aber noch gern in verwittertem Holze, in dem Flachsbrechraume und in alten Scheunen aufhalten. In den letztern treibt er besonders sein Unwesen, spannt Pferde aus, streut Heu und Getreide herum, schreckt die Herbeieilenden durch ein durchdringendes Pfeifen und spielt jedem einen Schabernack. Man wendet das Sprichwort auf diejenigen an, welche durch blinden Hass und Mangel an Ueberlegung andern Verdruss veranlassen. (Wurzbach I, 69.) *3 Sie rannte herum, als wenn sie sich den Arsch abbeissen wollte. (Hirschberg.) Die Redensart wurde auf eine Person, die in grosser Aufregung umherlief und vor Zorn nicht wusste, was sie machen sollte. Das Bild scheint von Hunden entlehnt, die sich oft im Kreise herumdrehen und sich in den Schwanz zu beissen suchen. Herumrutschen. *1 Vil erämrutsche' macht den Morsch bliss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 834c. *2 Vil erämrutschen macht Hosen raissen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 834b. Herumschiessen. * Herumschiesse wie der Fist ün der Blattern. (Oberösterreich.) Ueberhastig, bald da, bald dort sein, wie der Fist in der Schweins- oder andern Blase.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:47Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:47Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/306
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [300]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/306>, abgerufen am 22.12.2024.