Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.[Spaltenumbruch] die lateinische: Sutorio atramento absolutus, noch folgende verwandte beigefügt: "Ein blütögen sig daruon bringen. Er hat dannoch die schellen dauon bracht. Er must in die büchs blasen. Cis Rhenum schied den krieg. Er ist mit halber ehr davon kommen. Es ist dannoch besser, dann gar in die hend geschissen. Es ist erwerdt, iedermann hat drei lesse." Man kann noch hinzufügen; Er ist mit einem blauen Auge davonkommen. 2 Es ist böss zu heilen, was der Wolff oder Pfaff beiss. - Petri, III, 6. 3 Geheilt ist nicht so schnell als verwundet. Frz.: La guerison n'est jamais si prompte que la blessure. (Cahier, 225.) 4 Mancher will andere heilen und ist selbst voller Beulen. Arzt, hilf dir selber. 5 Was der eine geheilt hat, beisst der andere wieder auf. 6 Was nicht ist zu heilen, muss man nicht beheulen. 7 Was nicht zu heilen ist, muss man verschmerzen. Port.: 0 que nao pode al ser, deves soffrer. (Bohn I, 290.) 8 Was nicht zu heilen, schneide weg. Lat.: Immedicabile vulnus excidendum est, ne pars sincera trahatur. (Seybold, 230.) 9 Wer nicht heilen kann, soll nicht verwunden. Dän.: Hvad som du ei kand laege, see til du intet saarer. (Prov. dan., 372.) 10 Wer heilen will, muss wehe thun. 11 Wer sich nicht selbst heilen kann, bedarf einen Arzt. 12 Wer umsonst heilt, hat selten die beste Arznei. *13 Er heilt seinen Schaden mit Lecken wie die Hunde. *14 Et helt, kehlt on titt de Hott af. - Frischbier2, 1544. Von irgendetwas, das wohlthuend wirkt, z. B. einem Pflaster, einer Salbe, dem Blatt des Wegerichs (Plantago). Heilig. 1 Die sich so heilig stellen, seynd gemeiniglich doppelte Schälke. - Parömiakon, 2211. Lat.: Personata sanctimonia, duplex nequitia. (Seybold, 438.) 2 Es ist keiner so heilig, er hat einen beschissenen Arsch. Dän.: Ingen saa hellig, at han er frie fra onde tanker. (Prov. dan., 278.) 3 Es ist nichts so heilig, das nicht mit Gold verunreinigt werde. - Körte, 1916a. 4 Es sind nicht alle heilig, die in aller Heiligen Kirchen gehen. - Petri, II, 523; Eiselein, 294. In Aegypten sagt man: Der Heilige des Dorfes ist ein Betrüger (Verrückter). (Burckhardt, 139.) Aegypten ist mit solchen Gesellen angefüllt; und es iet merkwürdig genug, dass die Heiligen auch in Afrika in einem schlechten Credit stehen. It.: Non e santo chiunque va in chiesa. (Cahier, 3094.) 5 Es war noch keiner so heilig, er habe denn dem Schalk ein Kleid angezogen. - Eiselein, 294. 6 Je heiliger1, je teuflischer. (Niederösterreich.) 1) D. h. je scheinheiliger. 7 Halb heilig und halb Sünder ist aller Heiligen Klag'. 8 Ich wolte, daa du so heilig werest, das man dir ein Creutz fürtrüge. - Tappius, 233b. 9 Ist's nicht heilig, ist's nur heimlich. 10 Sie sind nicht alle heylig, die sich andächtig stellen. - Lehmann, II, 569. 76. 11 Was heilig ist, wird geehrt. Frz.: La chose qui est sacree, doit estre bien honnoree. (Leroux, II, 243.) 12 Wir sind alle nicht gar heilig. - Eiselein, 294. 13 Wu hilliger de Tit, wu glursker1 der Düwel. (Büren.) 1) Glursk=hintertückisch, boshaft lauernd. *14 Du bist nit heylig. - Tappius, 126b. Lat.: Nihil sacri es. (Tappius, 128b.) *15 Er ist nicht gar so heilig, wenn er schon so thut. - Eiselein, 294. [Spaltenumbruch] *16 Er ist so heilig, dass man ihm ein Kreuz vorträgt. Wird begraben. Holl.: Ik wilde wel, dat gij zoo heilig waart, dat men een kruis voor u droeg. (Harrebomee, I, 298.) *17 Er ist (nicht) so heilig wie jener Einsiedler, der den Hintern von Hornissen fressen liess. - Klosterspiegel, 55, 4. Dän.: Han er saa hellig som Guddum muuke. (Prov. dan., 278.) *18 Er will noch heilig werden bei lebendigem Leibe. (Oberösterreich.) Spott auf einen Frömmler und Scheinheiligen. *19 Es ist heilig wie eine Wolfsklaue. Ironisch. Heiligelindisch. * Er ist heiligelindisch. - Frischbier2, 1545. Aus Heilige Linde, ein Kloster bei Rössel. Um zu sagen, er ist ungeschickt. Heiligen. Was einmal geheiligt ist, kann nicht wieder geschmäht werden. - Graf, 537, 41. Von Gebäuden oder Gegenständen, die durch feierliche Weihe für heilige Zwecke bestimmt sind. Altfries.: Haet ter eens helliged is, dat mey deer eefter naet byg mit wirds. (Hettema, LXXV, 7, 248.) Heiligenfresser. * Ein Heiligenfresser sein. Spott auf ungemessene Heiligenverehrer oder auffallend mit äusserer Heiligkeit prunkende Personen. Heiligenschein. * Er hat einen Heiligenschein. - Klosterspiegel, 22, 18. Ursprünglich von einem trunkenen Ordensmann, später auch von weniger heiligen Trinkern. Der Heiligenschein macht den Heiligen nicht. Er ist ja von Rubens dem Kopfe der ruchlosen Maria von Medici, und von einem neuern Künstler sogar dem Kopfe des neben dem heiligen Lukas stehenden Ochsen gegeben worden. (Vgl. W. Ranke, Verirrungen der christlichen Kunst, Breslau 1855.) Heiligenschlucker. * Hei is en Hilligenslüker. (Büren.) Von einem Scheinheiligen. Heiliger. 1 Aller Hilgen stigt de Winter up de Willgen. (S.Allerheiligen.) - Bueren, 33. 2 Arme Heilige haben arme Gefälle und können nicht viel geben. Die Russen: Ein Helliger, der in kupfernen Särgen ruht, gibt nicht viel. (Altmann V, 104.) 3 Auch die Heiligen haben ihre schwachen Augenblicke. Die Russen: Auch der Heilige wendet das Haupt um, wenn die schmucke Dirne nackt bei ihm vorübergeht. (Altmaan V, 85, u. VI, 434.) Böhm.: I svati jsou hresili, jen ze se odhreresli. (Celakovsky, 27.) 4 Auch von Heiligen hat man falsche Dinge gesagt. 5 Bey allen Heiligen gilts gleich, wer hinterm Offen thut vnd wer es aussfegt. - Lehmann, 570, 56; Eiselein, 294. 6 Bey den Heiligen ist gott heilig, bey den frommen from, bey den reinen rein, bey den verkherten verkhert. - Henisch, 1709, 62. 7 Deme de Hilligen holt sindt, de heft guth knebedent1. - Stralsunder Chronika von Mohnike, 1833, I, 87. 1) Kniebeten; beten, indem man auf den Knien liegt. 8 Den Heiligen zu Ehren küsst man die Reliquien. Frz.: Pour amour du saint baise on les reliques. (Leroux, 28.) 9 Der beste Heilige ist der, so vier Hinterbacken hat. - Klosterspiegel, 53, 13. "Welcher-Heilige hat vier Hinterbachen", fragte ein Kapuziner. Alles schwieg. "I nun, der heilige Ehestand", erwiderte er. 10 Der Heilige nimmt auch mit Talgkerzen fürlieb, wenn ihm keine Wachskerzen angezündet werden. - Altmann V, 103. 11 Der Heilige thut die Wunder und der Priester nimmt die Kerzen. (S. Hase 12.) 12 Der Heiligen Gut hat der Wehre nicht. - Simrock, 12325a. 13 Der heiligen Muth sihet nicht auff zeitlich gut. - Petri, I, 16. Es ist nämlich zwischen Heiligen und Heiligen ein grosser Unterschied, zu denen, welche das Sanct vor sich zu haben pflegen, darf man in der Regel nicht mit leeren Händen kommen.
[Spaltenumbruch] die lateinische: Sutorio atramento absolutus, noch folgende verwandte beigefügt: „Ein blütögen sig daruon bringen. Er hat dannoch die schellen dauon bracht. Er must in die büchs blasen. Cis Rhenum schied den krieg. Er ist mit halber ehr davon kommen. Es ist dannoch besser, dann gar in die hend geschissen. Es ist erwerdt, iedermann hat drei lesse.“ Man kann noch hinzufügen; Er ist mit einem blauen Auge davonkommen. 2 Es ist böss zu heilen, was der Wolff oder Pfaff beiss. – Petri, III, 6. 3 Geheilt ist nicht so schnell als verwundet. Frz.: La guérison n'est jamais si prompte que la blessure. (Cahier, 225.) 4 Mancher will andere heilen und ist selbst voller Beulen. Arzt, hilf dir selber. 5 Was der eine geheilt hat, beisst der andere wieder auf. 6 Was nicht ist zu heilen, muss man nicht beheulen. 7 Was nicht zu heilen ist, muss man verschmerzen. Port.: 0 que naõ pòde al ser, deves soffrer. (Bohn I, 290.) 8 Was nicht zu heilen, schneide weg. 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die lateinische: Sutorio atramento absolutus, noch folgende verwandte beigefügt: „Ein blütögen sig daruon bringen. Er hat dannoch die schellen dauon bracht. Er must in die büchs blasen. Cis Rhenum schied den krieg. Er ist mit halber ehr davon kommen. Es ist dannoch besser, dann gar in die hend geschissen. Es ist erwerdt, iedermann hat drei lesse.“ Man kann noch hinzufügen; Er ist mit einem blauen Auge davonkommen.
2 Es ist böss zu heilen, was der Wolff oder Pfaff beiss. – Petri, III, 6.
3 Geheilt ist nicht so schnell als verwundet.
Frz.: La guérison n'est jamais si prompte que la blessure. (Cahier, 225.)
4 Mancher will andere heilen und ist selbst voller Beulen.
Arzt, hilf dir selber.
5 Was der eine geheilt hat, beisst der andere wieder auf.
6 Was nicht ist zu heilen, muss man nicht beheulen.
7 Was nicht zu heilen ist, muss man verschmerzen.
Port.: 0 que naõ pòde al ser, deves soffrer. (Bohn I, 290.)
8 Was nicht zu heilen, schneide weg.
Lat.: Immedicabile vulnus excidendum est, ne pars sincera trahatur. (Seybold, 230.)
9 Wer nicht heilen kann, soll nicht verwunden.
Dän.: Hvad som du ei kand læge, see til du intet saarer. (Prov. dan., 372.)
10 Wer heilen will, muss wehe thun.
11 Wer sich nicht selbst heilen kann, bedarf einen Arzt.
12 Wer umsonst heilt, hat selten die beste Arznei.
*13 Er heilt seinen Schaden mit Lecken wie die Hunde.
*14 Et hêlt, kehlt on titt de Hott af. – Frischbier2, 1544.
Von irgendetwas, das wohlthuend wirkt, z. B. einem Pflaster, einer Salbe, dem Blatt des Wegerichs (Plantago).
Heilig.
1 Die sich so heilig stellen, seynd gemeiniglich doppelte Schälke. – Parömiakon, 2211.
Lat.: Personata sanctimonia, duplex nequitia. (Seybold, 438.)
2 Es ist keiner so heilig, er hat einen beschissenen Arsch.
Dän.: Ingen saa hellig, at han er frie fra onde tanker. (Prov. dan., 278.)
3 Es ist nichts so heilig, das nicht mit Gold verunreinigt werde. – Körte, 1916a.
4 Es sind nicht alle heilig, die in aller Heiligen Kirchen gehen. – Petri, II, 523; Eiselein, 294.
In Aegypten sagt man: Der Heilige des Dorfes ist ein Betrüger (Verrückter). (Burckhardt, 139.) Aegypten ist mit solchen Gesellen angefüllt; und es iet merkwürdig genug, dass die Heiligen auch in Afrika in einem schlechten Credit stehen.
It.: Non è santo chiunque va in chiesa. (Cahier, 3094.)
5 Es war noch keiner so heilig, er habe denn dem Schalk ein Kleid angezogen. – Eiselein, 294.
6 Je heiliger1, je teuflischer. (Niederösterreich.)
1) D. h. je scheinheiliger.
7 Halb heilig und halb Sünder ist aller Heiligen Klag'.
8 Ich wolte, daa du so heilig werest, das man dir ein Creutz fürtrüge. – Tappius, 233b.
9 Ist's nicht heilig, ist's nur heimlich.
10 Sie sind nicht alle heylig, die sich andächtig stellen. – Lehmann, II, 569. 76.
11 Was heilig ist, wird geehrt.
Frz.: La chose qui est sacrée, doit estre bien honnorée. (Leroux, II, 243.)
12 Wir sind alle nicht gar heilig. – Eiselein, 294.
13 Wu hilliger de Tit, wu glursker1 der Düwel. (Büren.)
1) Glursk=hintertückisch, boshaft lauernd.
*14 Du bist nit heylig. – Tappius, 126b.
Lat.: Nihil sacri es. (Tappius, 128b.)
*15 Er ist nicht gar so heilig, wenn er schon so thut. – Eiselein, 294.
*16 Er ist so heilig, dass man ihm ein Kreuz vorträgt.
Wird begraben.
Holl.: Ik wilde wel, dat gij zoo heilig waart, dat men een kruis voor u droeg. (Harrebomée, I, 298.)
*17 Er ist (nicht) so heilig wie jener Einsiedler, der den Hintern von Hornissen fressen liess. – Klosterspiegel, 55, 4.
Dän.: Han er saa hellig som Guddum muuke. (Prov. dan., 278.)
*18 Er will noch heilig werden bei lebendigem Leibe. (Oberösterreich.)
Spott auf einen Frömmler und Scheinheiligen.
*19 Es ist heilig wie eine Wolfsklaue.
Ironisch.
Heiligelindisch.
* Er ist heiligelindisch. – Frischbier2, 1545.
Aus Heilige Linde, ein Kloster bei Rössel. Um zu sagen, er ist ungeschickt.
Heiligen.
Was einmal geheiligt ist, kann nicht wieder geschmäht werden. – Graf, 537, 41.
Von Gebäuden oder Gegenständen, die durch feierliche Weihe für heilige Zwecke bestimmt sind.
Altfries.: Haet ter eens helliged is, dat mey deèr eefter naet byg mit wirds. (Hettema, LXXV, 7, 248.)
Heiligenfresser.
* Ein Heiligenfresser sein.
Spott auf ungemessene Heiligenverehrer oder auffallend mit äusserer Heiligkeit prunkende Personen.
Heiligenschein.
* Er hat einen Heiligenschein. – Klosterspiegel, 22, 18.
Ursprünglich von einem trunkenen Ordensmann, später auch von weniger heiligen Trinkern.
Der Heiligenschein macht den Heiligen nicht.
Er ist ja von Rubens dem Kopfe der ruchlosen Maria von Medici, und von einem neuern Künstler sogar dem Kopfe des neben dem heiligen Lukas stehenden Ochsen gegeben worden. (Vgl. W. Ranke, Verirrungen der christlichen Kunst, Breslau 1855.)
Heiligenschlucker.
* Hei is en Hilligenslüker. (Büren.)
Von einem Scheinheiligen.
Heiliger.
1 Aller Hilgen stigt de Winter up de Willgen. (S.Allerheiligen.) – Bueren, 33.
2 Arme Heilige haben arme Gefälle und können nicht viel geben.
Die Russen: Ein Helliger, der in kupfernen Särgen ruht, gibt nicht viel. (Altmann V, 104.)
3 Auch die Heiligen haben ihre schwachen Augenblicke.
Die Russen: Auch der Heilige wendet das Haupt um, wenn die schmucke Dirne nackt bei ihm vorübergeht. (Altmaan V, 85, u. VI, 434.)
Böhm.: I svatí jsou hřešili, jen že se odhreřešli. (Čelakovsky, 27.)
4 Auch von Heiligen hat man falsche Dinge gesagt.
5 Bey allen Heiligen gilts gleich, wer hinterm Offen thut vnd wer es aussfegt. – Lehmann, 570, 56; Eiselein, 294.
6 Bey den Heiligen ist gott heilig, bey den frommen from, bey den reinen rein, bey den verkherten verkhert. – Henisch, 1709, 62.
7 Deme de Hilligen holt sindt, de heft guth knêbedent1. – Stralsunder Chronika von Mohnike, 1833, I, 87.
1) Kniebeten; beten, indem man auf den Knien liegt.
8 Den Heiligen zu Ehren küsst man die Reliquien.
Frz.: Pour amour du saint baise on les reliques. (Leroux, 28.)
9 Der beste Heilige ist der, so vier Hinterbacken hat. – Klosterspiegel, 53, 13.
„Welcher-Heilige hat vier Hinterbachen“, fragte ein Kapuziner. Alles schwieg. „I nun, der heilige Ehestand“, erwiderte er.
10 Der Heilige nimmt auch mit Talgkerzen fürlieb, wenn ihm keine Wachskerzen angezündet werden. – Altmann V, 103.
11 Der Heilige thut die Wunder und der Priester nimmt die Kerzen. (S. Hase 12.)
12 Der Heiligen Gut hat der Wehre nicht. – Simrock, 12325a.
13 Der heiligen Muth sihet nicht auff zeitlich gut. – Petri, I, 16.
Es ist nämlich zwischen Heiligen und Heiligen ein grosser Unterschied, zu denen, welche das Sanct vor sich zu haben pflegen, darf man in der Regel nicht mit leeren Händen kommen.
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