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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] einen Ortswechsel nicht entziehen konnte. Halshuhn bezeichnet hier das Huhn, welches von jedem hörigen Halse geliefert werden musste. (S. Leibhuhn.)


Hälslein.

* Sie hat ein Hälslein wie ein Gspahn (Spatz). (Rottenburg.)


Halssachen.

Halssachen haben das Vorgehen.

Eigentlich in strafrechtlicher Bedeutung, dann aber auch scherzhaft in dem Sinne: Erst muss ich essen.


Halsstarrig.

1 Halsstarrig hat wenig Freud' und oft Beulen am Kopf.

Böhm.: Tvrdosijny nikomu nemily. (Celakovsky, 116.)

2 Halsstarrig wie ein polnisch Pferd.

Frz.: Opiniatre comme un asne rouge. (Leroux, I, 90.)

3 Wer halsstarrig ist, wird in die Hölle begraben.

Holl.: De hardnekkigen zijn in de hel begraven. (Harrebomee, I, 299.)


Halsstarrigkeit.

Die Halsstarrigkeit ist blind.

Sie erkennt das Unglück, in das sie sich stürzt, nicht eher, als wenn es zu spät ist.


Halsstreich.

Das ist ein Halsstreich des Teufels.

Von schweren, unerklärlichen Uebeln. - "Das ist nicht eine natürliche Krankheit, sondern ein Halsstreich des Satans." (Luther's Werke, III, 460; Saltzmann, Anh. 38b.)


Halstuch.

*1 Er kauft sich ein braunes Halstuch mit einem weissen Rande. (Samland.) - Frischbier2, 1937.

Ein Glas Braunbier.

*2 Er muss ein Halstuch vom Seiler (s. d.) tragen. - Parömiakon, 872.

Wird gehängt werden. Dies Sprichwort stammt mit vielen andern aus der Blütezeit des Galgenthums, in welcher der Galgen das A und O der Rechtspflege war.


Halsuhr.

* Die Halsuhr stets bei sich tragen. - Parömiakon, 1163.

Einen Kropf.


Halten.

1 Bat es der dann1, dat eiwich hält, hadde mal de Mü'ermann sacht, doa was eam en niggen2 Backowen infallen. (Westf.) - Hoefer, 774a.

1) Was gibt es.

2) Neuer. - In Mecklenburg: Wat sall't ok ewig hollen, sär dei Murer, da full em dei Backawen äwwern Kopp in. (Raabe, 185; Hoefer, 774.) In Holstein: Wat schallt ok ewig hollen, säd' de Maurmann, da full em de Backaben wedder in. (Diermissen, 234.)

2 Besser halten als versprechen.

Frz.: Les effets sont des males, et les paroles sont des femelles.

3 Darnach sich einer helt, darnach wird er wider gehalten. - Lehmann, II, 57, 4; Petri, II, 55.

4 Das wird halten, sagte der Schneider, da machte er seinen Schweinstall mit Zwirnsfäden fest.

Holl.: Dat is een onwankelbare zeil, zei Flip, en hij zag een' zwavelstok overeind staan. (Harrebomee, I, 192.)

5 De ene holt 't mit'n Büdel, de anner holt 't mit 't Geld, war holst du 't mit? Mit de Hand. (Oldenburg.) - Firmenich, I, 232, 45.

6 De wat holt, de wat heft, säd' de gode Mann. (Ovelgönne in Oldenburg.) - Hoefer, 736; Firmenich, III, 25, 24.

7 Ein jeder halte sich nach seinem stand. - Egenolff, 161; Gruter, I, 26; Struve, I, 11; Petri, II, 200.

8 Es hält mich niemand bei meinem Rockzipfel.

Ich bin frei, unabhängig.

9 Es hält so lange geflickt als ganz. - Simrock, 3165.

10 Es halte sich jeder zu den Seinen.

Engl.: Every sheep to her mate.

11 Es helt nichts, ohn was Gott helt. - Petri, II, 252.

12 Es wirt nicht halb gehalten, was am todtbetthe zugesagt wirt. - Henisch, 341, 69.

13 Gut gehalten, ist halb verkauft.

14 Gut g'halte ist am beste. (Luzern.)

G'halte = in den Sack schieben, verbergen, verstecken. So tröstete sich ein Dieb, der die gestohlene Waare so wohl versteckt hatte, dass man sie bei ihm nicht auffinden konnte.

15 Halt Bröring, ik sitt noch nich ordntlich, segt Bäcker Will, as he 'ne Meil fürt wier. (Mecklenburg.) - Hoefer, 1124.

[Spaltenumbruch] 16 Halt dich das dir gut kromen sei. - Franck, I, 148b; Egenolff, 378a; Petri, II, 369.

Franck gibt das Sprichwort ohne Erklärung nur unter Beifügung des lateinischen: Beneficii accepti memor esto.

17 Halt dich nicht so gross, du weist nicht was noch kommen kan. - Petri, II, 369.

18 Halt du dich wohl, ich kann es nicht. - Simrock, 1720.

19 Halt jeder sich selber wie er soll, so steht es allenthalben wohl. - Lohrengel, I, 361.

20 Halt ta, ich halden nit! Halt ta, ich halden nit, soten des Schnigders seinj Schtäch kinenuander. - Schuster, 496.

21 Halt, was du hast, kriegen ist mislich. - Schottel, 1132b.

22 Halt was, sagt Maximilianus. - Mathesy, 55b.

23 Halte dich an gute Bäume, so hast du guten Schatten!

24 Halte dich an gute Leute, so wirst du auch gut!

25 Halte dich nicht (für) klug und lebe für dich, regieren hat viel Müh' auf sich.

26 Halte mich, ich werde wüthend.

27 Halten ist besser als greifen.

Der sichere Besitz ist dem, was man erst erwerben will, vorzuziehen.

Böhm.: Lepsi jest drz ho, nez chyt' ho. (Celakovsky, 256.)

Frz.: Mieux vaut tenir que courir. (Cahier, 1698.)

Krain.: Boljse je derzi ga, kot lovi ga. - Podobne jest. (Celakovsky, 256.)

Poln.: Lepszy harep; niz hu lala. (Celakovsky, 256.)

28 Halten ist ein anderes und Versprechen ein anderes.

Frz.: L'on ne tient pas tousjours ce qu'on promet. (Leroux, II, 255.) - Promettre et tenir sont deux.

29 Halten und Schinden ist eins so viel wie das andere.

Dän.: Han er ikke bedre der holder end den der flaaer. (Bohn I, 373.)

30 Halten und Wagenschmieren halten das Fahren nicht auf.

Dän.: At beede og smöre, sinker ei at kiöre. (Prov. dan., 344.)

31 Help holen (halten), se(de) Gerd, do had(de) he 'n Maus in Tögel (Zügel). - Hagen, 98, 14; Frommann, VI, 282, 683.

32 Help holen, se(de) Gretj, un har en Laus in 'n Tögel. - Hoefer, 400; Schütze, II, 149.

Helft halten, sagte Grete, und hatte eine Laus im Zügel (gleich einem unbändigen Rosse). - Von zu vielem und unnöthigem Aufhebens machen. Sie durfte das Ungeziefer wegthun, wie mancher durch ein Wort ein Unheil dämpfen könnte, wozu er eine ganze Strafpredigt oder Vertheidigungsschrift anwendet.

33 Hoald moal hyr! Kennstu din Mäur nit? sach de Biur, as hä ächter dem Buske sat un dräit un 'n Hasen 'riutsprank. (Hemer in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 255, 22.

34 Hol wiss, wat du to faten hest. (Oldenburg.) - Weserzeitung, 4036.

35 Holl di an 'n Taun, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.)

36 Holt Paust, segt Faust. (Mecklenburg.)

37 Ich halte nichts auf einen, sprach der Mönch, der nit auf eim Fuss ständlings drei Mass kann höhlen. - Klosterspiegel, 70, 11.

38 Ik hol mi an de Mast, sagte der Matrose, als ihm beim Schiffbruch jemand zurief: Hol di an Gott.

39 Jedermann hält's mit dem grossen Haufen.

40 Man hält manchen für böse und manchen für gut, da man doch beiden Unrecht thut.

41 Man sol einen nicht halten, wie man yhn ansihet. - Agricola I, 27; Tappius, 159a; Lehmann, 28, 28; Henisch, 210, 40; Seybold, 664; Simrock, 4241.

Hinter einem wenig versprechenden Aeussern ist oft viel Erfahrung, viel Kunst und grosse Weisheit verborgen.

Lat.: Nemo ex aspectu judicandus est. (Seybold, 339.)

42 Man soll eins gegen das andere halten.

Lat.: Purpura juxta purpuram dijudicanda. (Seybold, 465.)

[Spaltenumbruch] einen Ortswechsel nicht entziehen konnte. Halshuhn bezeichnet hier das Huhn, welches von jedem hörigen Halse geliefert werden musste. (S. Leibhuhn.)


Hälslein.

* Sie hat ein Hälslein wie ein Gspahn (Spatz). (Rottenburg.)


Halssachen.

Halssachen haben das Vorgehen.

Eigentlich in strafrechtlicher Bedeutung, dann aber auch scherzhaft in dem Sinne: Erst muss ich essen.


Halsstarrig.

1 Halsstarrig hat wenig Freud' und oft Beulen am Kopf.

Böhm.: Tvrdośíjný nikomu nemilý. (Čelakovsky, 116.)

2 Halsstarrig wie ein polnisch Pferd.

Frz.: Opiniâtre comme un asne rouge. (Leroux, I, 90.)

3 Wer halsstarrig ist, wird in die Hölle begraben.

Holl.: De hardnekkigen zijn in de hel begraven. (Harrebomée, I, 299.)


Halsstarrigkeit.

Die Halsstarrigkeit ist blind.

Sie erkennt das Unglück, in das sie sich stürzt, nicht eher, als wenn es zu spät ist.


Halsstreich.

Das ist ein Halsstreich des Teufels.

Von schweren, unerklärlichen Uebeln. – „Das ist nicht eine natürliche Krankheit, sondern ein Halsstreich des Satans.“ (Luther's Werke, III, 460; Saltzmann, Anh. 38b.)


Halstuch.

*1 Er kauft sich ein braunes Halstuch mit einem weissen Rande. (Samland.) – Frischbier2, 1937.

Ein Glas Braunbier.

*2 Er muss ein Halstuch vom Seiler (s. d.) tragen.Parömiakon, 872.

Wird gehängt werden. Dies Sprichwort stammt mit vielen andern aus der Blütezeit des Galgenthums, in welcher der Galgen das A und O der Rechtspflege war.


Halsuhr.

* Die Halsuhr stets bei sich tragen.Parömiakon, 1163.

Einen Kropf.


Halten.

1 Bat es der dann1, dat eiwich hält, hadde mâl de Mü'ermann sacht, doa was eam en niggen2 Backowen infallen. (Westf.) – Hoefer, 774a.

1) Was gibt es.

2) Neuer. – In Mecklenburg: Wat sall't ok ewig hollen, sär dei Murer, da full em dei Backawen äwwern Kopp in. (Raabe, 185; Hoefer, 774.) In Holstein: Wat schallt ôk ewig hollen, säd' de Mûrmann, da full em de Backaben wedder in. (Diermissen, 234.)

2 Besser halten als versprechen.

Frz.: Les effets sont des mâles, et les paroles sont des femelles.

3 Darnach sich einer helt, darnach wird er wider gehalten.Lehmann, II, 57, 4; Petri, II, 55.

4 Das wird halten, sagte der Schneider, da machte er seinen Schweinstall mit Zwirnsfäden fest.

Holl.: Dat is een onwankelbare zeil, zei Flip, en hij zag een' zwavelstok overeind staan. (Harrebomée, I, 192.)

5 De êne holt 't mit'n Büdel, de anner holt 't mit 't Geld, war holst du 't mit? Mit de Hand. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 45.

6 De wat holt, de wat heft, säd' de gôde Mann. (Ovelgönne in Oldenburg.) – Hoefer, 736; Firmenich, III, 25, 24.

7 Ein jeder halte sich nach seinem stand.Egenolff, 161; Gruter, I, 26; Struve, I, 11; Petri, II, 200.

8 Es hält mich niemand bei meinem Rockzipfel.

Ich bin frei, unabhängig.

9 Es hält so lange geflickt als ganz.Simrock, 3165.

10 Es halte sich jeder zu den Seinen.

Engl.: Every sheep to her mate.

11 Es helt nichts, ohn was Gott helt.Petri, II, 252.

12 Es wirt nicht halb gehalten, was am todtbetthe zugesagt wirt.Henisch, 341, 69.

13 Gut gehalten, ist halb verkauft.

14 Gut g'halte ist am beste. (Luzern.)

G'halte = in den Sack schieben, verbergen, verstecken. So tröstete sich ein Dieb, der die gestohlene Waare so wohl versteckt hatte, dass man sie bei ihm nicht auffinden konnte.

15 Halt Bröring, ik sitt noch nich ordntlich, segt Bäcker Will, as he 'ne Mîl fürt wier. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1124.

[Spaltenumbruch] 16 Halt dich das dir gut kromen sei.Franck, I, 148b; Egenolff, 378a; Petri, II, 369.

Franck gibt das Sprichwort ohne Erklärung nur unter Beifügung des lateinischen: Beneficii accepti memor esto.

17 Halt dich nicht so gross, du weist nicht was noch kommen kan.Petri, II, 369.

18 Halt du dich wohl, ich kann es nicht.Simrock, 1720.

19 Hâlt jeder sich selber wie er soll, so steht es allenthalben wohl.Lohrengel, I, 361.

20 Hâlt tâ, ich hâlden nit! Hâlt tâ, ich hâlden nit, sôten des Schnigders séinj Schtäch kinenuânder.Schuster, 496.

21 Halt, was du hast, kriegen ist mislich.Schottel, 1132b.

22 Halt was, sagt Maximilianus.Mathesy, 55b.

23 Halte dich an gute Bäume, so hast du guten Schatten!

24 Halte dich an gute Leute, so wirst du auch gut!

25 Halte dich nicht (für) klug und lebe für dich, regieren hat viel Müh' auf sich.

26 Halte mich, ich werde wüthend.

27 Halten ist besser als greifen.

Der sichere Besitz ist dem, was man erst erwerben will, vorzuziehen.

Böhm.: Lepši jest drž ho, nez chyt' ho. (Čelakovsky, 256.)

Frz.: Mieux vaut tenir que courir. (Cahier, 1698.)

Krain.: Boljše je derži ga, kot lovi ga. – Podobné jest. (Čelakovsky, 256.)

Poln.: Lepszy harep; niž hu lala. (Čelakovsky, 256.)

28 Halten ist ein anderes und Versprechen ein anderes.

Frz.: L'on ne tient pas tousjours ce qu'on promet. (Leroux, II, 255.) – Promettre et tenir sont deux.

29 Halten und Schinden ist eins so viel wie das andere.

Dän.: Han er ikke bedre der holder end den der flaaer. (Bohn I, 373.)

30 Halten und Wagenschmieren halten das Fahren nicht auf.

Dän.: At beede og smøre, sinker ei at kiøre. (Prov. dan., 344.)

31 Help hôlen (halten), se(de) Gerd, do had(de) he 'n Mûs in Tögel (Zügel).Hagen, 98, 14; Frommann, VI, 282, 683.

32 Help hôlen, se(de) Gretj, un har en Lûs in 'n Tögel.Hoefer, 400; Schütze, II, 149.

Helft halten, sagte Grete, und hatte eine Laus im Zügel (gleich einem unbändigen Rosse). – Von zu vielem und unnöthigem Aufhebens machen. Sie durfte das Ungeziefer wegthun, wie mancher durch ein Wort ein Unheil dämpfen könnte, wozu er eine ganze Strafpredigt oder Vertheidigungsschrift anwendet.

33 Hoald moal hyr! Kennstu din Mäur nit? sach de Biur, as hä ächter dem Buske sât un dräit un 'n Hâsen 'riutsprank. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255, 22.

34 Hol wiss, wat du to faten hest. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036.

35 Holl di an 'n Tûn, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.)

36 Holt Pûst, segt Fûst. (Mecklenburg.)

37 Ich halte nichts auf einen, sprach der Mönch, der nit auf eim Fuss ständlings drei Mass kann höhlen.Klosterspiegel, 70, 11.

38 Ik hôl mi an de Mast, sagte der Matrose, als ihm beim Schiffbruch jemand zurief: Hôl di an Gott.

39 Jedermann hält's mit dem grossen Haufen.

40 Man hält manchen für böse und manchen für gut, da man doch beiden Unrecht thut.

41 Man sol einen nicht halten, wie man yhn ansihet.Agricola I, 27; Tappius, 159a; Lehmann, 28, 28; Henisch, 210, 40; Seybold, 664; Simrock, 4241.

Hinter einem wenig versprechenden Aeussern ist oft viel Erfahrung, viel Kunst und grosse Weisheit verborgen.

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[[143]/0149] einen Ortswechsel nicht entziehen konnte. Halshuhn bezeichnet hier das Huhn, welches von jedem hörigen Halse geliefert werden musste. (S. Leibhuhn.) Hälslein. * Sie hat ein Hälslein wie ein Gspahn (Spatz). (Rottenburg.) Halssachen. Halssachen haben das Vorgehen. Eigentlich in strafrechtlicher Bedeutung, dann aber auch scherzhaft in dem Sinne: Erst muss ich essen. Halsstarrig. 1 Halsstarrig hat wenig Freud' und oft Beulen am Kopf. Böhm.: Tvrdośíjný nikomu nemilý. (Čelakovsky, 116.) 2 Halsstarrig wie ein polnisch Pferd. Frz.: Opiniâtre comme un asne rouge. (Leroux, I, 90.) 3 Wer halsstarrig ist, wird in die Hölle begraben. Holl.: De hardnekkigen zijn in de hel begraven. (Harrebomée, I, 299.) Halsstarrigkeit. Die Halsstarrigkeit ist blind. Sie erkennt das Unglück, in das sie sich stürzt, nicht eher, als wenn es zu spät ist. Halsstreich. Das ist ein Halsstreich des Teufels. Von schweren, unerklärlichen Uebeln. – „Das ist nicht eine natürliche Krankheit, sondern ein Halsstreich des Satans.“ (Luther's Werke, III, 460; Saltzmann, Anh. 38b.) Halstuch. *1 Er kauft sich ein braunes Halstuch mit einem weissen Rande. (Samland.) – Frischbier2, 1937. Ein Glas Braunbier. *2 Er muss ein Halstuch vom Seiler (s. d.) tragen. – Parömiakon, 872. Wird gehängt werden. Dies Sprichwort stammt mit vielen andern aus der Blütezeit des Galgenthums, in welcher der Galgen das A und O der Rechtspflege war. Halsuhr. * Die Halsuhr stets bei sich tragen. – Parömiakon, 1163. Einen Kropf. Halten. 1 Bat es der dann1, dat eiwich hält, hadde mâl de Mü'ermann sacht, doa was eam en niggen2 Backowen infallen. (Westf.) – Hoefer, 774a. 1) Was gibt es. 2) Neuer. – In Mecklenburg: Wat sall't ok ewig hollen, sär dei Murer, da full em dei Backawen äwwern Kopp in. (Raabe, 185; Hoefer, 774.) In Holstein: Wat schallt ôk ewig hollen, säd' de Mûrmann, da full em de Backaben wedder in. (Diermissen, 234.) 2 Besser halten als versprechen. Frz.: Les effets sont des mâles, et les paroles sont des femelles. 3 Darnach sich einer helt, darnach wird er wider gehalten. – Lehmann, II, 57, 4; Petri, II, 55. 4 Das wird halten, sagte der Schneider, da machte er seinen Schweinstall mit Zwirnsfäden fest. Holl.: Dat is een onwankelbare zeil, zei Flip, en hij zag een' zwavelstok overeind staan. (Harrebomée, I, 192.) 5 De êne holt 't mit'n Büdel, de anner holt 't mit 't Geld, war holst du 't mit? Mit de Hand. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 45. 6 De wat holt, de wat heft, säd' de gôde Mann. (Ovelgönne in Oldenburg.) – Hoefer, 736; Firmenich, III, 25, 24. 7 Ein jeder halte sich nach seinem stand. – Egenolff, 161; Gruter, I, 26; Struve, I, 11; Petri, II, 200. 8 Es hält mich niemand bei meinem Rockzipfel. Ich bin frei, unabhängig. 9 Es hält so lange geflickt als ganz. – Simrock, 3165. 10 Es halte sich jeder zu den Seinen. Engl.: Every sheep to her mate. 11 Es helt nichts, ohn was Gott helt. – Petri, II, 252. 12 Es wirt nicht halb gehalten, was am todtbetthe zugesagt wirt. – Henisch, 341, 69. 13 Gut gehalten, ist halb verkauft. 14 Gut g'halte ist am beste. (Luzern.) G'halte = in den Sack schieben, verbergen, verstecken. So tröstete sich ein Dieb, der die gestohlene Waare so wohl versteckt hatte, dass man sie bei ihm nicht auffinden konnte. 15 Halt Bröring, ik sitt noch nich ordntlich, segt Bäcker Will, as he 'ne Mîl fürt wier. (Mecklenburg.) – Hoefer, 1124. 16 Halt dich das dir gut kromen sei. – Franck, I, 148b; Egenolff, 378a; Petri, II, 369. Franck gibt das Sprichwort ohne Erklärung nur unter Beifügung des lateinischen: Beneficii accepti memor esto. 17 Halt dich nicht so gross, du weist nicht was noch kommen kan. – Petri, II, 369. 18 Halt du dich wohl, ich kann es nicht. – Simrock, 1720. 19 Hâlt jeder sich selber wie er soll, so steht es allenthalben wohl. – Lohrengel, I, 361. 20 Hâlt tâ, ich hâlden nit! Hâlt tâ, ich hâlden nit, sôten des Schnigders séinj Schtäch kinenuânder. – Schuster, 496. 21 Halt, was du hast, kriegen ist mislich. – Schottel, 1132b. 22 Halt was, sagt Maximilianus. – Mathesy, 55b. 23 Halte dich an gute Bäume, so hast du guten Schatten! 24 Halte dich an gute Leute, so wirst du auch gut! 25 Halte dich nicht (für) klug und lebe für dich, regieren hat viel Müh' auf sich. 26 Halte mich, ich werde wüthend. 27 Halten ist besser als greifen. Der sichere Besitz ist dem, was man erst erwerben will, vorzuziehen. Böhm.: Lepši jest drž ho, nez chyt' ho. (Čelakovsky, 256.) Frz.: Mieux vaut tenir que courir. (Cahier, 1698.) Krain.: Boljše je derži ga, kot lovi ga. – Podobné jest. (Čelakovsky, 256.) Poln.: Lepszy harep; niž hu lala. (Čelakovsky, 256.) 28 Halten ist ein anderes und Versprechen ein anderes. Frz.: L'on ne tient pas tousjours ce qu'on promet. (Leroux, II, 255.) – Promettre et tenir sont deux. 29 Halten und Schinden ist eins so viel wie das andere. Dän.: Han er ikke bedre der holder end den der flaaer. (Bohn I, 373.) 30 Halten und Wagenschmieren halten das Fahren nicht auf. Dän.: At beede og smøre, sinker ei at kiøre. (Prov. dan., 344.) 31 Help hôlen (halten), se(de) Gerd, do had(de) he 'n Mûs in Tögel (Zügel). – Hagen, 98, 14; Frommann, VI, 282, 683. 32 Help hôlen, se(de) Gretj, un har en Lûs in 'n Tögel. – Hoefer, 400; Schütze, II, 149. Helft halten, sagte Grete, und hatte eine Laus im Zügel (gleich einem unbändigen Rosse). – Von zu vielem und unnöthigem Aufhebens machen. Sie durfte das Ungeziefer wegthun, wie mancher durch ein Wort ein Unheil dämpfen könnte, wozu er eine ganze Strafpredigt oder Vertheidigungsschrift anwendet. 33 Hoald moal hyr! Kennstu din Mäur nit? sach de Biur, as hä ächter dem Buske sât un dräit un 'n Hâsen 'riutsprank. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 255, 22. 34 Hol wiss, wat du to faten hest. (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4036. 35 Holl di an 'n Tûn, dei Himmel is hoch. (Mecklenburg.) 36 Holt Pûst, segt Fûst. (Mecklenburg.) 37 Ich halte nichts auf einen, sprach der Mönch, der nit auf eim Fuss ständlings drei Mass kann höhlen. – Klosterspiegel, 70, 11. 38 Ik hôl mi an de Mast, sagte der Matrose, als ihm beim Schiffbruch jemand zurief: Hôl di an Gott. 39 Jedermann hält's mit dem grossen Haufen. 40 Man hält manchen für böse und manchen für gut, da man doch beiden Unrecht thut. 41 Man sol einen nicht halten, wie man yhn ansihet. – Agricola I, 27; Tappius, 159a; Lehmann, 28, 28; Henisch, 210, 40; Seybold, 664; Simrock, 4241. Hinter einem wenig versprechenden Aeussern ist oft viel Erfahrung, viel Kunst und grosse Weisheit verborgen. Lat.: Nemo ex aspectu judicandus est. (Seybold, 339.) 42 Man soll eins gegen das andere halten. Lat.: Purpura juxta purpuram dijudicanda. (Seybold, 465.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [143]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/149>, abgerufen am 21.11.2024.