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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870.

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[Spaltenumbruch] angezeigt wurde. Die Fassung: "Es kräht kein Hahn über ihn", erinnert aber auch an die Opfergebräuche der alten Griechen und Römer. Von schweren Krankheiten Genesene opferten nämlich dem Aeskulap gewöhnlich einen Hahn. Bei dieser Opferung krähte derselbe ohne Zweifel und machte durch sein Krähen gleichsam die Genesung bekannt. Dadurch wurde mancher, der von der Wiederherstellung des Kranken nichts gehört hatte, aufmerksam gemacht, erkundigte sich danach und sprach gelegentlich davon. Für das grössere Publikum war indessen die Sache von keiner grossen Bedeutung, für dieses hatte der Hahn nicht gekräht. Die Redensart will also vielleicht sagen: Der Mann oder die Sache ist zu unbedeutend, um davon Notiz zu nehmen. "Wua wird unglück hon, wird gewiss ke Hoan über'n krahn." (Keller, 161a.)

*236 Et kreit kene Hahn darno. (Bedburg.)

*237 Et wor 'ne fremde Hahn op der Mess. (S. 238.) (Bedburg.)

*238 Fremde Hähne auf seinem Miste kratzen sehen (lassen).

Bemerken oder zugeben, dass sich andere Eingriffe in unsere Rechte erlauben. Abraham a Sancta Clara wendet die Redensart auf die verletzte eheliche Treue an.

*239 Für jeden Hahn die rechte Henne finden. - Altmann VI, 494.

*240 Han sein af sein Mist. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 93.

Hahn sein auf seinem Miste.

*241 Hahn, dein Pip. (Pommern.)

Soll aus Kammin stammen. Der Mann fährt ins Feld, vergisst aber seine Pfeife. Die Frau weiss, dass er nicht lange ohne zu rauchen aushalten kann, nimmt also die Pfeife und läuft dem Wagen nach, indem sie durch obigen Ruf den Mann zum Stillhalten zu bringen sucht. Peip- Hahn = mentula. (Vgl. Richey, 185.) Bei Stürenburg (175b) Piethahn.

*242 Hahn im Korbe sein (oder auch: Hahn oben im Korbe sein und Herzblatt). - Eiselein, 270.

Es ist Erfahrungssache, dass wenn Hühnervölker, von ihrem gespornten Anführer begleitet, zusammentreffen, nur dem Sieger die Gunstbezeigungen der Hennen zutheil werden, woraus sich die Redensart, auf einen Bevorzugten angewandt, zu erklären scheint.

Frz.: C'est le chien au grand collier.

*243 Hahn un schtagen. - Lohrengel, II, 311.

*244 Ich bin nit der Han, darum man tantzt. - Franz von Sickingen.

*245 Ich lasse meine Hähne 'naus, jeder geb' auf seine Hühner Acht.

Holl.: Ik stuur mijne hanen uit, elk wachte zijne hennen. (Harrebomee, I, 267.)

*246 Iwer doat hun (haben) de Hune (Hähne) gekret. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 325, 254.

*247 Kaum hat man ihm einen Hahn gegeben, so greift er schon nach dem Hammel.

*248 Mit dem Hahne munter sein.

*249 Nah eam krat koan Ha'. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 93.

*250 'Nn ro(d)n Haon up't Dack sett'n. (Altmark.) - Danneil, 277.

Feuer anlegen.

*251 Noch ehe der Hahn gekräht.

"Vor Hanins Hruk." (Wulfila, um das Jahr 400.) - "Noch vor des Hano Chrat." (Notker, um das Jahr 980.)

Holl.: Eer de haan gekraaid heeft. (Harrebomee, I, 266.)

*252 'S hätte kee Hon übern gekräht. - Robinson, 46.

*253 Sein Hahn muss König krähen.

Wer immer recht haben will.

Holl.: Zijn haan moet koning kraaijen. (Harrebomee, I, 267.)

*254 Sein Hahn will immer vorkrähen.

*255 Sich mit dem Han im Bierfass beissen. - Mathesy, 137a.

*256 Sie beisset gerne mit dem Hahne (am Fasse) vnd thut jungen Gesellen bescheid. - Mathesy.

*257 Solche Hähne hab' ich schon viel krähen hören.

Holl.: Ik heb wel meer zulke hanen hooren kraaijen. (Harrebomee, I, 267.)

*258 Vber der Hanen bauch klagen. - Henisch, 1213, 1.

D. i. "gar fresshafftig sein vnd alles verschwenden".

*259 Vom krähenden Hahn zum Esel gehen.

Dieselbe Musik hören.

*260 Wan dat an gaaden Höön as, do krest'r wel ans weder. (Amrum.) - Haupt, VIII, 351, 35.

Wenn das ein guter Hahn ist, so kräht er wol einmal wieder. (S. 64.)

[Spaltenumbruch] *261 Wenn der Hahn Eier legt. (S. Nimmerleinstag.)

Im Jahr 1474 soll sich übrigens ein Hahn dieses Vergehens schuldig gemacht haben. Er wurde deshalb angeklagt und von dem geistlichen Gericht verurtheilt, lebendig verbrannt zu werden, weil aus solchen Eiern Basilisken entstehen. (Vgl. Rossmässler, Aus der Heimat, 1864, S. 784.)

Holl.: Als de haan van kees eijeren legt, dan heb je alle das wat versch. (Harrebomee, I, 265.)

*262 Wenn die Hähne krähen, muss er vor Scham vergehen.

Von einem, der seinen Herrn oft verleugnet oder verrathen hat.

*263 Wie der Hahn über die Kohlen. (S. Darüber 5.) Eiselein, 271.

Hier, wie in einigen andern Redensarten soll, wie Eiselein (271) behauptet, unter Hahn nicht unser bekannter Hühnerbeherrscher, sondern vielmehr die Feuerflamme gemeint sein, welche sich unsere Vorfahren unter dem Bilde des Vogels mit rothem Kamm personificirten. "Wo kämen wol der eigentliche Hahn und Kohlen je miteinander zusammen! Aber so wie die Flamme, welche gleichsam als Zünglein über den Kohlen schwebt und sie leckt, nicht weiter, als über die äusserste Oberfläche hinhüpft, ebenso geht auch die Person, auf welche man obige Redensart anzuwenden pflegt, in eine Sache nicht tiefer ein, sondern berührt sie nur gleichsam mit den Spitzen seiner Finger." Nikolaus Elf gab 1705 in Köln eine Schrift unter dem Titel heraus: Der Hahn über die heissen Kohlen. - "Vnd lauffen drüber unverholen, wie der Han vber d heissen Kolen." (Waldis, IV, 18.)

Frz.: C'est un coq sur son pailler. (Lendroy, 1127.)

Holl.: Hij loopt erover heen als een haan over de heete kolen. - Hij loopt erover heen als een haan over het koorn. (Harrebomee, I, 266.)

*264 Wie ein betrübter Hahn dastehen. (Ostpreuss.)

*265 Wiera Ha' in der Balz. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 93.


Hahnbaum.

* Er is glei(ch) afn Hanbam1. (Oberösterreich.)

1) Baumsprosse für die Hühner im Stall. Um zu sagen, er ist schnell zornig, gleich oben hinaus.


Hähnchen.

Wenn's Hähnchen kratzt und's Hühnchen spart, beim Bettelsack man nicht beharrt. - Horn, Spinnstube (Frankfurt a. M. 1851), S. 99.

*2 Hähnchen im Korbe sein.

Von vielen vorgezogen und begünstigt werden.


Hahnei.

Das sind Hahneier.

Holl.: Het zijn eijeren, die de boeren van roggebrood leggen. (Harrebomee, I, 266.)


Hahnemann.

Hahnemann, geh' du voran, denn du hast grosse Stiefeln an.


Hahnenfuss.

1 Hahnenfuss und Katzenpfötchen stehen (gedeihen) nicht beisammen.

Holl.: Dat zijn hanepooten en kattenklaauwen. (Harrebomee, I, 265.)

2 Hanenfüsse treten hart, vnd scharren vnd kratzen manchen Augen vnd Ohren vol, das er weder sehen noch hören kan. - Petri, II, 371.


Hahnenkräh.

* Einen Hahnenkrich weit. (Nürtingen.) -Hochdeutsch bei Sandvoss, 421.


Hahnenmagen.

* Er hat einen Hahnenmagen, der kann alles vertragen. - Eiselein, 271.

Lat.: Mihi dixerat ventrem esse gallinacei, velociter enim concoquet hoc argentulum. (Eiselein, 271.)


Hahnfeder.

1 Was von Hahnenfedern ist, findet sich bald.

*2 Sie ist eine Hahnfeder.

Von einem wilden, ausgelassenen Mädchen, auch einer sittenlosen, rohen Frauensperson.

Holl.: Zij is eene hane veer. (Harrebomee, I, 267.)


Hahnfreudig.

Er ist Haanfreudig vnd Wolffshart vnd hat ein Löwenhertz. - Mathesy.


Hähnke.

Hähnke vör alle Döre. (S. Pluck und Antk.) (Osnabrück.)


Hähnlein.

1 Die Hähnlein wollen dem Hahn vorkrähen. - Sailer, 190.

Die Frühklugen.

Ung.: Csirke oktattya a' tyukot. (Gaal, 578.)

[Spaltenumbruch] angezeigt wurde. Die Fassung: „Es kräht kein Hahn über ihn“, erinnert aber auch an die Opfergebräuche der alten Griechen und Römer. Von schweren Krankheiten Genesene opferten nämlich dem Aeskulap gewöhnlich einen Hahn. Bei dieser Opferung krähte derselbe ohne Zweifel und machte durch sein Krähen gleichsam die Genesung bekannt. Dadurch wurde mancher, der von der Wiederherstellung des Kranken nichts gehört hatte, aufmerksam gemacht, erkundigte sich danach und sprach gelegentlich davon. Für das grössere Publikum war indessen die Sache von keiner grossen Bedeutung, für dieses hatte der Hahn nicht gekräht. Die Redensart will also vielleicht sagen: Der Mann oder die Sache ist zu unbedeutend, um davon Notiz zu nehmen. „Wua wird unglück hon, wird gewiss ke Hoan über'n krahn.“ (Keller, 161a.)

*236 Et krît kene Hahn darnô. (Bedburg.)

*237 Et wor 'ne fremde Hahn op der Mess. (S. 238.) (Bedburg.)

*238 Fremde Hähne auf seinem Miste kratzen sehen (lassen).

Bemerken oder zugeben, dass sich andere Eingriffe in unsere Rechte erlauben. Abraham a Sancta Clara wendet die Redensart auf die verletzte eheliche Treue an.

*239 Für jeden Hahn die rechte Henne finden.Altmann VI, 494.

*240 Hân sein af sein Mist. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93.

Hahn sein auf seinem Miste.

*241 Hahn, dîn Pip. (Pommern.)

Soll aus Kammin stammen. Der Mann fährt ins Feld, vergisst aber seine Pfeife. Die Frau weiss, dass er nicht lange ohne zu rauchen aushalten kann, nimmt also die Pfeife und läuft dem Wagen nach, indem sie durch obigen Ruf den Mann zum Stillhalten zu bringen sucht. Pîp- Hahn = mentula. (Vgl. Richey, 185.) Bei Stürenburg (175b) Piethahn.

*242 Hahn im Korbe sein (oder auch: Hahn oben im Korbe sein und Herzblatt).Eiselein, 270.

Es ist Erfahrungssache, dass wenn Hühnervölker, von ihrem gespornten Anführer begleitet, zusammentreffen, nur dem Sieger die Gunstbezeigungen der Hennen zutheil werden, woraus sich die Redensart, auf einen Bevorzugten angewandt, zu erklären scheint.

Frz.: C'est le chien au grand collier.

*243 Hahn un schtagen.Lohrengel, II, 311.

*244 Ich bin nit der Han, darum man tantzt.Franz von Sickingen.

*245 Ich lasse meine Hähne 'naus, jeder geb' auf seine Hühner Acht.

Holl.: Ik stuur mijne hanen uit, elk wachte zijne hennen. (Harrebomée, I, 267.)

*246 Iwer doat hun (haben) de Hune (Hähne) gekrêt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 254.

*247 Kaum hat man ihm einen Hahn gegeben, so greift er schon nach dem Hammel.

*248 Mit dem Hahne munter sein.

*249 Nah eam krat koan Ha'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93.

*250 'Nn rô(d)n Haon up't Dack sett'n. (Altmark.) – Danneil, 277.

Feuer anlegen.

*251 Noch ehe der Hahn gekräht.

„Vor Hanins Hruk.“ (Wulfila, um das Jahr 400.) – „Noch vor des Hano Chrat.“ (Notker, um das Jahr 980.)

Holl.: Eer de haan gekraaid heeft. (Harrebomée, I, 266.)

*252 'S hätte kee Hon übern gekräht.Robinson, 46.

*253 Sein Hahn muss König krähen.

Wer immer recht haben will.

Holl.: Zijn haan moet koning kraaijen. (Harrebomée, I, 267.)

*254 Sein Hahn will immer vorkrähen.

*255 Sich mit dem Han im Bierfass beissen.Mathesy, 137a.

*256 Sie beisset gerne mit dem Hahne (am Fasse) vnd thut jungen Gesellen bescheid.Mathesy.

*257 Solche Hähne hab' ich schon viel krähen hören.

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*258 Vber der Hanen bauch klagen.Henisch, 1213, 1.

D. i. „gar fresshafftig sein vnd alles verschwenden“.

*259 Vom krähenden Hahn zum Esel gehen.

Dieselbe Musik hören.

*260 Wan dat an gaaden Höön as, do krêst'r wel ans weder. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 35.

Wenn das ein guter Hahn ist, so kräht er wol einmal wieder. (S. 64.)

[Spaltenumbruch] *261 Wenn der Hahn Eier legt. (S. Nimmerleinstag.)

Im Jahr 1474 soll sich übrigens ein Hahn dieses Vergehens schuldig gemacht haben. Er wurde deshalb angeklagt und von dem geistlichen Gericht verurtheilt, lebendig verbrannt zu werden, weil aus solchen Eiern Basilisken entstehen. (Vgl. Rossmässler, Aus der Heimat, 1864, S. 784.)

Holl.: Als de haan van kees eijeren legt, dan heb je alle das wat versch. (Harrebomée, I, 265.)

*262 Wenn die Hähne krähen, muss er vor Scham vergehen.

Von einem, der seinen Herrn oft verleugnet oder verrathen hat.

*263 Wie der Hahn über die Kohlen. (S. Darüber 5.) Eiselein, 271.

Hier, wie in einigen andern Redensarten soll, wie Eiselein (271) behauptet, unter Hahn nicht unser bekannter Hühnerbeherrscher, sondern vielmehr die Feuerflamme gemeint sein, welche sich unsere Vorfahren unter dem Bilde des Vogels mit rothem Kamm personificirten. „Wo kämen wol der eigentliche Hahn und Kohlen je miteinander zusammen! Aber so wie die Flamme, welche gleichsam als Zünglein über den Kohlen schwebt und sie leckt, nicht weiter, als über die äusserste Oberfläche hinhüpft, ebenso geht auch die Person, auf welche man obige Redensart anzuwenden pflegt, in eine Sache nicht tiefer ein, sondern berührt sie nur gleichsam mit den Spitzen seiner Finger.“ Nikolaus Elf gab 1705 in Köln eine Schrift unter dem Titel heraus: Der Hahn über die heissen Kohlen. – „Vnd lauffen drüber unverholen, wie der Han vber d heissen Kolen.“ (Waldis, IV, 18.)

Frz.: C'est un coq sur son pailler. (Lendroy, 1127.)

Holl.: Hij loopt erover heen als een haan over de heete kolen. – Hij loopt erover heen als een haan over het koorn. (Harrebomée, I, 266.)

*264 Wie ein betrübter Hahn dastehen. (Ostpreuss.)

*265 Wiera Ha' in der Balz. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93.


Hahnbaum.

* Er is glei(ch) afn Hânbam1. (Oberösterreich.)

1) Baumsprosse für die Hühner im Stall. Um zu sagen, er ist schnell zornig, gleich oben hinaus.


Hähnchen.

Wenn's Hähnchen kratzt und's Hühnchen spart, beim Bettelsack man nicht beharrt.Horn, Spinnstube (Frankfurt a. M. 1851), S. 99.

*2 Hähnchen im Korbe sein.

Von vielen vorgezogen und begünstigt werden.


Hahnei.

Das sind Hahneier.

Holl.: Het zijn eijeren, die de boeren van roggebrood leggen. (Harrebomée, I, 266.)


Hahnemann.

Hahnemann, geh' du voran, denn du hast grosse Stiefeln an.


Hahnenfuss.

1 Hahnenfuss und Katzenpfötchen stehen (gedeihen) nicht beisammen.

Holl.: Dat zijn hanepooten en kattenklaauwen. (Harrebomée, I, 265.)

2 Hanenfüsse treten hart, vnd scharren vnd kratzen manchen Augen vnd Ohren vol, das er weder sehen noch hören kan.Petri, II, 371.


Hahnenkräh.

* Einen Hahnenkrich weit. (Nürtingen.) –Hochdeutsch bei Sandvoss, 421.


Hahnenmagen.

* Er hat einen Hahnenmagen, der kann alles vertragen.Eiselein, 271.

Lat.: Mihi dixerat ventrem esse gallinacei, velociter enim concoquet hoc argentulum. (Eiselein, 271.)


Hahnfeder.

1 Was von Hahnenfedern ist, findet sich bald.

*2 Sie ist eine Hahnfeder.

Von einem wilden, ausgelassenen Mädchen, auch einer sittenlosen, rohen Frauensperson.

Holl.: Zij is eene hane veêr. (Harrebomée, I, 267.)


Hahnfreudig.

Er ist Haanfreudig vnd Wolffshart vnd hat ein Löwenhertz.Mathesy.


Hähnke.

Hähnke vör alle Döre. (S. Pluck und Antk.) (Osnabrück.)


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[[136]/0142] angezeigt wurde. Die Fassung: „Es kräht kein Hahn über ihn“, erinnert aber auch an die Opfergebräuche der alten Griechen und Römer. Von schweren Krankheiten Genesene opferten nämlich dem Aeskulap gewöhnlich einen Hahn. Bei dieser Opferung krähte derselbe ohne Zweifel und machte durch sein Krähen gleichsam die Genesung bekannt. Dadurch wurde mancher, der von der Wiederherstellung des Kranken nichts gehört hatte, aufmerksam gemacht, erkundigte sich danach und sprach gelegentlich davon. Für das grössere Publikum war indessen die Sache von keiner grossen Bedeutung, für dieses hatte der Hahn nicht gekräht. Die Redensart will also vielleicht sagen: Der Mann oder die Sache ist zu unbedeutend, um davon Notiz zu nehmen. „Wua wird unglück hon, wird gewiss ke Hoan über'n krahn.“ (Keller, 161a.) *236 Et krît kene Hahn darnô. (Bedburg.) *237 Et wor 'ne fremde Hahn op der Mess. (S. 238.) (Bedburg.) *238 Fremde Hähne auf seinem Miste kratzen sehen (lassen). Bemerken oder zugeben, dass sich andere Eingriffe in unsere Rechte erlauben. Abraham a Sancta Clara wendet die Redensart auf die verletzte eheliche Treue an. *239 Für jeden Hahn die rechte Henne finden. – Altmann VI, 494. *240 Hân sein af sein Mist. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93. Hahn sein auf seinem Miste. *241 Hahn, dîn Pip. (Pommern.) Soll aus Kammin stammen. Der Mann fährt ins Feld, vergisst aber seine Pfeife. Die Frau weiss, dass er nicht lange ohne zu rauchen aushalten kann, nimmt also die Pfeife und läuft dem Wagen nach, indem sie durch obigen Ruf den Mann zum Stillhalten zu bringen sucht. Pîp- Hahn = mentula. (Vgl. Richey, 185.) Bei Stürenburg (175b) Piethahn. *242 Hahn im Korbe sein (oder auch: Hahn oben im Korbe sein und Herzblatt). – Eiselein, 270. Es ist Erfahrungssache, dass wenn Hühnervölker, von ihrem gespornten Anführer begleitet, zusammentreffen, nur dem Sieger die Gunstbezeigungen der Hennen zutheil werden, woraus sich die Redensart, auf einen Bevorzugten angewandt, zu erklären scheint. Frz.: C'est le chien au grand collier. *243 Hahn un schtagen. – Lohrengel, II, 311. *244 Ich bin nit der Han, darum man tantzt. – Franz von Sickingen. *245 Ich lasse meine Hähne 'naus, jeder geb' auf seine Hühner Acht. Holl.: Ik stuur mijne hanen uit, elk wachte zijne hennen. (Harrebomée, I, 267.) *246 Iwer doat hun (haben) de Hune (Hähne) gekrêt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 254. *247 Kaum hat man ihm einen Hahn gegeben, so greift er schon nach dem Hammel. *248 Mit dem Hahne munter sein. *249 Nah eam krat koan Ha'. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93. *250 'Nn rô(d)n Haon up't Dack sett'n. (Altmark.) – Danneil, 277. Feuer anlegen. *251 Noch ehe der Hahn gekräht. „Vor Hanins Hruk.“ (Wulfila, um das Jahr 400.) – „Noch vor des Hano Chrat.“ (Notker, um das Jahr 980.) Holl.: Eer de haan gekraaid heeft. (Harrebomée, I, 266.) *252 'S hätte kee Hon übern gekräht. – Robinson, 46. *253 Sein Hahn muss König krähen. Wer immer recht haben will. Holl.: Zijn haan moet koning kraaijen. (Harrebomée, I, 267.) *254 Sein Hahn will immer vorkrähen. *255 Sich mit dem Han im Bierfass beissen. – Mathesy, 137a. *256 Sie beisset gerne mit dem Hahne (am Fasse) vnd thut jungen Gesellen bescheid. – Mathesy. *257 Solche Hähne hab' ich schon viel krähen hören. Holl.: Ik heb wel meer zulke hanen hooren kraaijen. (Harrebomée, I, 267.) *258 Vber der Hanen bauch klagen. – Henisch, 1213, 1. D. i. „gar fresshafftig sein vnd alles verschwenden“. *259 Vom krähenden Hahn zum Esel gehen. Dieselbe Musik hören. *260 Wan dat an gaaden Höön as, do krêst'r wel ans weder. (Amrum.) – Haupt, VIII, 351, 35. Wenn das ein guter Hahn ist, so kräht er wol einmal wieder. (S. 64.) *261 Wenn der Hahn Eier legt. (S. Nimmerleinstag.) Im Jahr 1474 soll sich übrigens ein Hahn dieses Vergehens schuldig gemacht haben. Er wurde deshalb angeklagt und von dem geistlichen Gericht verurtheilt, lebendig verbrannt zu werden, weil aus solchen Eiern Basilisken entstehen. (Vgl. Rossmässler, Aus der Heimat, 1864, S. 784.) Holl.: Als de haan van kees eijeren legt, dan heb je alle das wat versch. (Harrebomée, I, 265.) *262 Wenn die Hähne krähen, muss er vor Scham vergehen. Von einem, der seinen Herrn oft verleugnet oder verrathen hat. *263 Wie der Hahn über die Kohlen. (S. Darüber 5.) Eiselein, 271. Hier, wie in einigen andern Redensarten soll, wie Eiselein (271) behauptet, unter Hahn nicht unser bekannter Hühnerbeherrscher, sondern vielmehr die Feuerflamme gemeint sein, welche sich unsere Vorfahren unter dem Bilde des Vogels mit rothem Kamm personificirten. „Wo kämen wol der eigentliche Hahn und Kohlen je miteinander zusammen! Aber so wie die Flamme, welche gleichsam als Zünglein über den Kohlen schwebt und sie leckt, nicht weiter, als über die äusserste Oberfläche hinhüpft, ebenso geht auch die Person, auf welche man obige Redensart anzuwenden pflegt, in eine Sache nicht tiefer ein, sondern berührt sie nur gleichsam mit den Spitzen seiner Finger.“ Nikolaus Elf gab 1705 in Köln eine Schrift unter dem Titel heraus: Der Hahn über die heissen Kohlen. – „Vnd lauffen drüber unverholen, wie der Han vber d heissen Kolen.“ (Waldis, IV, 18.) Frz.: C'est un coq sur son pailler. (Lendroy, 1127.) Holl.: Hij loopt erover heen als een haan over de heete kolen. – Hij loopt erover heen als een haan over het koorn. (Harrebomée, I, 266.) *264 Wie ein betrübter Hahn dastehen. (Ostpreuss.) *265 Wiera Ha' in der Balz. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 93. Hahnbaum. * Er is glei(ch) afn Hânbam1. (Oberösterreich.) 1) Baumsprosse für die Hühner im Stall. Um zu sagen, er ist schnell zornig, gleich oben hinaus. Hähnchen. Wenn's Hähnchen kratzt und's Hühnchen spart, beim Bettelsack man nicht beharrt. – Horn, Spinnstube (Frankfurt a. M. 1851), S. 99. *2 Hähnchen im Korbe sein. Von vielen vorgezogen und begünstigt werden. Hahnei. Das sind Hahneier. Holl.: Het zijn eijeren, die de boeren van roggebrood leggen. (Harrebomée, I, 266.) Hahnemann. Hahnemann, geh' du voran, denn du hast grosse Stiefeln an. Hahnenfuss. 1 Hahnenfuss und Katzenpfötchen stehen (gedeihen) nicht beisammen. Holl.: Dat zijn hanepooten en kattenklaauwen. (Harrebomée, I, 265.) 2 Hanenfüsse treten hart, vnd scharren vnd kratzen manchen Augen vnd Ohren vol, das er weder sehen noch hören kan. – Petri, II, 371. Hahnenkräh. * Einen Hahnenkrich weit. (Nürtingen.) –Hochdeutsch bei Sandvoss, 421. Hahnenmagen. * Er hat einen Hahnenmagen, der kann alles vertragen. – Eiselein, 271. Lat.: Mihi dixerat ventrem esse gallinacei, velociter enim concoquet hoc argentulum. (Eiselein, 271.) Hahnfeder. 1 Was von Hahnenfedern ist, findet sich bald. *2 Sie ist eine Hahnfeder. Von einem wilden, ausgelassenen Mädchen, auch einer sittenlosen, rohen Frauensperson. Holl.: Zij is eene hane veêr. (Harrebomée, I, 267.) Hahnfreudig. Er ist Haanfreudig vnd Wolffshart vnd hat ein Löwenhertz. – Mathesy. Hähnke. Hähnke vör alle Döre. (S. Pluck und Antk.) (Osnabrück.) Hähnlein. 1 Die Hähnlein wollen dem Hahn vorkrähen. – Sailer, 190. Die Frühklugen. Ung.: Csirke oktattya a' tyúkot. (Gaal, 578.)

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 2. Leipzig, 1870, S. [136]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon02_1870/142>, abgerufen am 21.11.2024.