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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] 149 Wer Armen gibt, wird nimmer arm. - Simrock, 485.

150 Wer bei den Armen will zu Tische gehn, muss sich selber mit Brot und Wein versehn.

151 Wer bittet den Armen zur Hochzeit?

152 Wer dem Armen das Brot nimmt, dem wird es zu Kieselsteinen.

153 Wer dem Armen die Decke nimmt, wird bald im Doppelpelz frieren.

154 Wer dem Armen gibt, dem wird sein Korn zu Weizen.

155 Wer dem Armen gibt, dem wird's nicht mangeln. - Spr. Sal.. 28, 27; Schulze, 102.

156 Wer dem Armen gibt, der leihet Gott auf Wucher.

Lat.: Foeneratur domino, qui miseretur pauperis.

157 Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. - Simrock, 481.

Engl.: Never be weary of well-doing.

158 Wer dem Armen schenkt, leiht dem Reichen (d. h. Gott). - Schweiz.

It.: Chi donna al povero, presta al ricco.

159 Wer dem Armen sein Ohr verstopft, den hört Sanct-Peter nicht, wenn er klopft. - Simrock, 486; Schulze, 82.

160 Wer den Armen gait, der petlet nicht. - Mone's Anz., VIII.

161 Wer den Armen gibt, wird einen Schatz im Himmel haben. - Matth., 19, 21; Schulze, 224.

Engl.: Giving to the poor increases the store.

162 Wer den Armen verachtet, der verachtet Gott.

163 Wer die Armen liebt, schafft böse Hunde aus seinem Hause fort.

164 Wer einem Armen hilft, gedenkt an sich selbst. Körte, 253.

Lat.: Homo, qui in hominem calamitosum est misericors, meminit sui.

165 Wer einen Armen speist, dessen Schüsseln werden nicht leer.

166 Wer für die Armen sorgt, der ist Gottes Helfer. - Bertram.

167 Wer gern den Armen gibt, da wuchert Gottes Segen.

168 Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn. - Spr. Sal., 19, 17 und 28, 27; Härlin, 34.

Lat.: Qui dat pauperis non indigebit.

169 Wer sich des Armen erbarmet, dess erbarmet sich Gott wieder. - Matth., 5, 7; Schulze, 183.

170 Wer stillt der Armen Begehren, dem wird's Gott wieder bescheren.

171 Wie Arme was verdienen, das lehrt die Armuth ihnen.

172 Wie sich der Arme legt, liegt er nit gut. - Tendlau, 789.

173 Willige Armen wollen nicht darben.

174 Wo de Arme sat, was et kald un nat. (Westf.)

175 Zehn Arme können wohnen in Einem Hause zugleich, aber nicht zwei Könige in Einem Reich.

*176 He hett ok eens 'n poar Aarmen 'n Drier (Dreier) gäben wullt. (Strelitz.) - Firmenich, III, 72.


Arme (die).

1 Besser eine Arme heirathen, als mit einer Reichen zanken. (Russ.)

2 Eine Arme oder Reiche, gilt mir gleich, wenn sie nur Geld hat.


Armee.

* Zur grossen Armee gehen.

D. h. sterben.


Aermel.

1 Der bedarf eines weiten Aermels wol, der manlichem den Mund verschieben soll. - Boner.

2 Man muss den Aermel nicht länger machen, als der Arm ist. (S. Decke.)

Frz.: Il faut faire la manche selon le bras.

3 Niemand will Aermel und Rock zugleich verlieren.

*4 Da weiss ich keinen Aermel anzusetzen. - Simrock, 461.

[Spaltenumbruch] *5 Den Aermel länger machen als den Arm.

*6 Einem bald die Aermel zerreissen, dass er bleiben soll.

Lat.: Penulam scindere. (Cicero.)

*7 Einem etwas auf den Aermel binden (heften, malen). - Grimm, I, 557.

Seine Leichtgläubigkeit misbrauchen.

Lat.: Convicium convicio regerere.

*8 Einen am Aermel zupfen (fassen, ziehen). - Grimm, I, 557.

Ihn leise auffordern oder in irgendeiner Beziehung warnen.

*9 Einen auf den Aermel einladen.

Frz.: Donner des canards a quelqu'un.

*10 Einen papiernen Aermel anhaben.

*11 Er hat es hinter dem Aermel.

Ist zurückhaltend, hinterlistig, weiss seine Gesinnung, seinen Charakter zu verbergen. Viele Redensarten mit "Aermel" sind daher entstanden, dass man früher sehr weite Aermel trug, in denen man bequem etwas verbergen konnte.

*12 Er hat rothe Aermel. (S. Hüten.)

*13 Er wird den Aermel einzupassen wissen. - Sprenger I.

Die Sache in Ordnung zu bringen verstehen.

*14 Etwas aus dem Aermel schütteln.

Sorglos und leichtsinnig in einer Sache verfahren, mit etwas umgehen; auch ohne Vorbereitung predigen, Verse machen u. s. w.

Frz.: Cela ne se jette pas en moule. - Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval.

*15 Ich kann die Aermel aufstreifen.

D. h. ich kann selber die Hände rühren, ich scheue keine Arbeit. Aus der Zeit, in der die nicht arbeitenden Klassen Handmanschetten trugen, die bei den meisten Arbeiten hinderlich waren.

*16 Man darf ihn nicht mit dem Aermel dazu ziehen.

Er lässt sich nicht nöthigen hinzugehen, er geht gern.

Frz.: Il ne se fera pas tirer par la manche.

*17 Man hat ihm den Aermel nicht ausgerissen.

Von Gästen, die man eben nicht sehr zum Dableiben genöthigt hat.

*18 Ma wird nich lange Ermel mit em moachen. - Gomolcke, 770.

Auch in der Fassung: Wir warn orste lange Ermel mietem machen. (Gomolcke, 1117.) Oder: Ber warn irschte longe ärmel meidem mochen. (Frommann, III, 243, 67.) - Wenig Umstände, man wird ohne zarte Rücksichten gegen ihn vorgehen.


Armenbüchse.

Wer die Armenbüchse trägt, muss sie nicht verrosten lassen.


Armengeschlecht.

Wer will in das Armengeschlechte, der maure, baue viel und - rechte. - Pistor., III, 15.


Armenhaus.

En Armhius, en Larmhius. (Westf.)

Auch in Holstein: Armhuus - Larmhuus. - Dies Sprichwort trifft besonders da zu, wo, wie noch sehr häufig der Fall, die Armenhäuser die elendesten und schmuzigsten Baracken im ganzen Dorfe sind, in welchen alles Gesindel zusammengesperrt wird, das keine Arbeit bekommt, weil es nicht arbeiten mag, keine Herberge findet und das weder von der Landespolizei in Corrections-, noch von den Staatsanwalten in Strafanstalten aus formellen Gründen untergebracht werden kann. Das Armenwesen, besonders in den Landgemeinden, ist im allgemeinen noch im beklagenswerthesten Zustande.


Armenkasse.

Einem etwas aus der Armenkasse geben. (Ostpreuss.)

Ihm einige aufzählen.


Armenseelkutscher.

Liaber als das war' i' Armeseal'ngutsche'. - Frommann, VI, 37.

Wird im Unterinnthal gesagt, wenn man irgendetwas sehr ungern verrichtet.


Aermeres.

Es ist nichts Aermeres als der Bettelsack, den kann man nicht füllen.


Arminian.

Es ist ein umgekehrter Arminian. - Sprenger III.

Wird in Holland von einem Barsch in bestimmter Zubereitungsform gebraucht, der aufgespalten und gestopft zu den Leckereien gezählt wird. Vielleicht mag zur Zeit des remonstrantischen Streits ein Anhänger des Arminius damit verglichen worden sein, der zur Partei des Gomarus überging und für diese ein Leckerbissen war. (Sprenger IV, 40.)


Aermlich.

Aermlich zehrt, wer betteln fährt.


[Spaltenumbruch] 149 Wer Armen gibt, wird nimmer arm.Simrock, 485.

150 Wer bei den Armen will zu Tische gehn, muss sich selber mit Brot und Wein versehn.

151 Wer bittet den Armen zur Hochzeit?

152 Wer dem Armen das Brot nimmt, dem wird es zu Kieselsteinen.

153 Wer dem Armen die Decke nimmt, wird bald im Doppelpelz frieren.

154 Wer dem Armen gibt, dem wird sein Korn zu Weizen.

155 Wer dem Armen gibt, dem wird's nicht mangeln.Spr. Sal.. 28, 27; Schulze, 102.

156 Wer dem Armen gibt, der leihet Gott auf Wucher.

Lat.: Foeneratur domino, qui miseretur pauperis.

157 Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen.Simrock, 481.

Engl.: Never be weary of well-doing.

158 Wer dem Armen schenkt, leiht dem Reichen (d. h. Gott).Schweiz.

It.: Chi donna al povero, presta al ricco.

159 Wer dem Armen sein Ohr verstopft, den hört Sanct-Peter nicht, wenn er klopft.Simrock, 486; Schulze, 82.

160 Wer den Armen gait, der petlet nicht.Mone's Anz., VIII.

161 Wer den Armen gibt, wird einen Schatz im Himmel haben.Matth., 19, 21; Schulze, 224.

Engl.: Giving to the poor increases the store.

162 Wer den Armen verachtet, der verachtet Gott.

163 Wer die Armen liebt, schafft böse Hunde aus seinem Hause fort.

164 Wer einem Armen hilft, gedenkt an sich selbst. Körte, 253.

Lat.: Homo, qui in hominem calamitosum est misericors, meminit sui.

165 Wer einen Armen speist, dessen Schüsseln werden nicht leer.

166 Wer für die Armen sorgt, der ist Gottes Helfer.Bertram.

167 Wer gern den Armen gibt, da wuchert Gottes Segen.

168 Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn.Spr. Sal., 19, 17 und 28, 27; Härlin, 34.

Lat.: Qui dat pauperis non indigebit.

169 Wer sich des Armen erbarmet, dess erbarmet sich Gott wieder.Matth., 5, 7; Schulze, 183.

170 Wer stillt der Armen Begehren, dem wird's Gott wieder bescheren.

171 Wie Arme was verdienen, das lehrt die Armuth ihnen.

172 Wie sich der Arme legt, liegt er nit gut.Tendlau, 789.

173 Willige Armen wollen nicht darben.

174 Wo de Arme sât, was et kâld un nat. (Westf.)

175 Zehn Arme können wohnen in Einem Hause zugleich, aber nicht zwei Könige in Einem Reich.

*176 He hett ok eens 'n poar Aarmen 'n Drier (Dreier) gäben wullt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72.


Arme (die).

1 Besser eine Arme heirathen, als mit einer Reichen zanken. (Russ.)

2 Eine Arme oder Reiche, gilt mir gleich, wenn sie nur Geld hat.


Armee.

* Zur grossen Armee gehen.

D. h. sterben.


Aermel.

1 Der bedarf eines weiten Aermels wol, der manlichem den Mund verschieben soll.Boner.

2 Man muss den Aermel nicht länger machen, als der Arm ist. (S. Decke.)

Frz.: Il faut faire la manche selon le bras.

3 Niemand will Aermel und Rock zugleich verlieren.

*4 Da weiss ich keinen Aermel anzusetzen.Simrock, 461.

[Spaltenumbruch] *5 Den Aermel länger machen als den Arm.

*6 Einem bald die Aermel zerreissen, dass er bleiben soll.

Lat.: Penulam scindere. (Cicero.)

*7 Einem etwas auf den Aermel binden (heften, malen).Grimm, I, 557.

Seine Leichtgläubigkeit misbrauchen.

Lat.: Convicium convicio regerere.

*8 Einen am Aermel zupfen (fassen, ziehen).Grimm, I, 557.

Ihn leise auffordern oder in irgendeiner Beziehung warnen.

*9 Einen auf den Aermel einladen.

Frz.: Donner des canards à quelqu'un.

*10 Einen papiernen Aermel anhaben.

*11 Er hat es hinter dem Aermel.

Ist zurückhaltend, hinterlistig, weiss seine Gesinnung, seinen Charakter zu verbergen. Viele Redensarten mit „Aermel“ sind daher entstanden, dass man früher sehr weite Aermel trug, in denen man bequem etwas verbergen konnte.

*12 Er hat rothe Aermel. (S. Hüten.)

*13 Er wird den Aermel einzupassen wissen.Sprenger I.

Die Sache in Ordnung zu bringen verstehen.

*14 Etwas aus dem Aermel schütteln.

Sorglos und leichtsinnig in einer Sache verfahren, mit etwas umgehen; auch ohne Vorbereitung predigen, Verse machen u. s. w.

Frz.: Cela ne se jette pas en moule. – Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval.

*15 Ich kann die Aermel aufstreifen.

D. h. ich kann selber die Hände rühren, ich scheue keine Arbeit. Aus der Zeit, in der die nicht arbeitenden Klassen Handmanschetten trugen, die bei den meisten Arbeiten hinderlich waren.

*16 Man darf ihn nicht mit dem Aermel dazu ziehen.

Er lässt sich nicht nöthigen hinzugehen, er geht gern.

Frz.: Il ne se fera pas tirer par la manche.

*17 Man hat ihm den Aermel nicht ausgerissen.

Von Gästen, die man eben nicht sehr zum Dableiben genöthigt hat.

*18 Ma wird nich lange Ermel mit em moachen.Gomolcke, 770.

Auch in der Fassung: Wir warn orste lange Ermel mietem machen. (Gomolcke, 1117.) Oder: Ber warn irschte longe ärmel mîdem mochen. (Frommann, III, 243, 67.) – Wenig Umstände, man wird ohne zarte Rücksichten gegen ihn vorgehen.


Armenbüchse.

Wer die Armenbüchse trägt, muss sie nicht verrosten lassen.


Armengeschlecht.

Wer will in das Armengeschlechte, der maure, baue viel und – rechte.Pistor., III, 15.


Armenhaus.

En Armhius, en Larmhius. (Westf.)

Auch in Holstein: Armhuus – Larmhuus. – Dies Sprichwort trifft besonders da zu, wo, wie noch sehr häufig der Fall, die Armenhäuser die elendesten und schmuzigsten Baracken im ganzen Dorfe sind, in welchen alles Gesindel zusammengesperrt wird, das keine Arbeit bekommt, weil es nicht arbeiten mag, keine Herberge findet und das weder von der Landespolizei in Corrections-, noch von den Staatsanwalten in Strafanstalten aus formellen Gründen untergebracht werden kann. Das Armenwesen, besonders in den Landgemeinden, ist im allgemeinen noch im beklagenswerthesten Zustande.


Armenkasse.

Einem etwas aus der Armenkasse geben. (Ostpreuss.)

Ihm einige aufzählen.


Armenseelkutscher.

Liaber als das wâr' i' Armeseal'ngutsche'.Frommann, VI, 37.

Wird im Unterinnthal gesagt, wenn man irgendetwas sehr ungern verrichtet.


Aermeres.

Es ist nichts Aermeres als der Bettelsack, den kann man nicht füllen.


Arminian.

Es ist ein umgekehrter Arminian.Sprenger III.

Wird in Holland von einem Barsch in bestimmter Zubereitungsform gebraucht, der aufgespalten und gestopft zu den Leckereien gezählt wird. Vielleicht mag zur Zeit des remonstrantischen Streits ein Anhänger des Arminius damit verglichen worden sein, der zur Partei des Gomarus überging und für diese ein Leckerbissen war. (Sprenger IV, 40.)


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[[69]/0097] 149 Wer Armen gibt, wird nimmer arm. – Simrock, 485. 150 Wer bei den Armen will zu Tische gehn, muss sich selber mit Brot und Wein versehn. 151 Wer bittet den Armen zur Hochzeit? 152 Wer dem Armen das Brot nimmt, dem wird es zu Kieselsteinen. 153 Wer dem Armen die Decke nimmt, wird bald im Doppelpelz frieren. 154 Wer dem Armen gibt, dem wird sein Korn zu Weizen. 155 Wer dem Armen gibt, dem wird's nicht mangeln. – Spr. Sal.. 28, 27; Schulze, 102. 156 Wer dem Armen gibt, der leihet Gott auf Wucher. Lat.: Foeneratur domino, qui miseretur pauperis. 157 Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. – Simrock, 481. Engl.: Never be weary of well-doing. 158 Wer dem Armen schenkt, leiht dem Reichen (d. h. Gott). – Schweiz. It.: Chi donna al povero, presta al ricco. 159 Wer dem Armen sein Ohr verstopft, den hört Sanct-Peter nicht, wenn er klopft. – Simrock, 486; Schulze, 82. 160 Wer den Armen gait, der petlet nicht. – Mone's Anz., VIII. 161 Wer den Armen gibt, wird einen Schatz im Himmel haben. – Matth., 19, 21; Schulze, 224. Engl.: Giving to the poor increases the store. 162 Wer den Armen verachtet, der verachtet Gott. 163 Wer die Armen liebt, schafft böse Hunde aus seinem Hause fort. 164 Wer einem Armen hilft, gedenkt an sich selbst. Körte, 253. Lat.: Homo, qui in hominem calamitosum est misericors, meminit sui. 165 Wer einen Armen speist, dessen Schüsseln werden nicht leer. 166 Wer für die Armen sorgt, der ist Gottes Helfer. – Bertram. 167 Wer gern den Armen gibt, da wuchert Gottes Segen. 168 Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn. – Spr. Sal., 19, 17 und 28, 27; Härlin, 34. Lat.: Qui dat pauperis non indigebit. 169 Wer sich des Armen erbarmet, dess erbarmet sich Gott wieder. – Matth., 5, 7; Schulze, 183. 170 Wer stillt der Armen Begehren, dem wird's Gott wieder bescheren. 171 Wie Arme was verdienen, das lehrt die Armuth ihnen. 172 Wie sich der Arme legt, liegt er nit gut. – Tendlau, 789. 173 Willige Armen wollen nicht darben. 174 Wo de Arme sât, was et kâld un nat. (Westf.) 175 Zehn Arme können wohnen in Einem Hause zugleich, aber nicht zwei Könige in Einem Reich. *176 He hett ok eens 'n poar Aarmen 'n Drier (Dreier) gäben wullt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72. Arme (die). 1 Besser eine Arme heirathen, als mit einer Reichen zanken. (Russ.) 2 Eine Arme oder Reiche, gilt mir gleich, wenn sie nur Geld hat. Armee. * Zur grossen Armee gehen. D. h. sterben. Aermel. 1 Der bedarf eines weiten Aermels wol, der manlichem den Mund verschieben soll. – Boner. 2 Man muss den Aermel nicht länger machen, als der Arm ist. (S. Decke.) Frz.: Il faut faire la manche selon le bras. 3 Niemand will Aermel und Rock zugleich verlieren. *4 Da weiss ich keinen Aermel anzusetzen. – Simrock, 461. *5 Den Aermel länger machen als den Arm. *6 Einem bald die Aermel zerreissen, dass er bleiben soll. Lat.: Penulam scindere. (Cicero.) *7 Einem etwas auf den Aermel binden (heften, malen). – Grimm, I, 557. Seine Leichtgläubigkeit misbrauchen. Lat.: Convicium convicio regerere. *8 Einen am Aermel zupfen (fassen, ziehen). – Grimm, I, 557. Ihn leise auffordern oder in irgendeiner Beziehung warnen. *9 Einen auf den Aermel einladen. Frz.: Donner des canards à quelqu'un. *10 Einen papiernen Aermel anhaben. *11 Er hat es hinter dem Aermel. Ist zurückhaltend, hinterlistig, weiss seine Gesinnung, seinen Charakter zu verbergen. Viele Redensarten mit „Aermel“ sind daher entstanden, dass man früher sehr weite Aermel trug, in denen man bequem etwas verbergen konnte. *12 Er hat rothe Aermel. (S. Hüten.) *13 Er wird den Aermel einzupassen wissen. – Sprenger I. Die Sache in Ordnung zu bringen verstehen. *14 Etwas aus dem Aermel schütteln. Sorglos und leichtsinnig in einer Sache verfahren, mit etwas umgehen; auch ohne Vorbereitung predigen, Verse machen u. s. w. Frz.: Cela ne se jette pas en moule. – Cela ne se trouve pas dans le pas d'un cheval. *15 Ich kann die Aermel aufstreifen. D. h. ich kann selber die Hände rühren, ich scheue keine Arbeit. Aus der Zeit, in der die nicht arbeitenden Klassen Handmanschetten trugen, die bei den meisten Arbeiten hinderlich waren. *16 Man darf ihn nicht mit dem Aermel dazu ziehen. Er lässt sich nicht nöthigen hinzugehen, er geht gern. Frz.: Il ne se fera pas tirer par la manche. *17 Man hat ihm den Aermel nicht ausgerissen. Von Gästen, die man eben nicht sehr zum Dableiben genöthigt hat. *18 Ma wird nich lange Ermel mit em moachen. – Gomolcke, 770. Auch in der Fassung: Wir warn orste lange Ermel mietem machen. (Gomolcke, 1117.) Oder: Ber warn irschte longe ärmel mîdem mochen. (Frommann, III, 243, 67.) – Wenig Umstände, man wird ohne zarte Rücksichten gegen ihn vorgehen. Armenbüchse. Wer die Armenbüchse trägt, muss sie nicht verrosten lassen. Armengeschlecht. Wer will in das Armengeschlechte, der maure, baue viel und – rechte. – Pistor., III, 15. Armenhaus. En Armhius, en Larmhius. (Westf.) Auch in Holstein: Armhuus – Larmhuus. – Dies Sprichwort trifft besonders da zu, wo, wie noch sehr häufig der Fall, die Armenhäuser die elendesten und schmuzigsten Baracken im ganzen Dorfe sind, in welchen alles Gesindel zusammengesperrt wird, das keine Arbeit bekommt, weil es nicht arbeiten mag, keine Herberge findet und das weder von der Landespolizei in Corrections-, noch von den Staatsanwalten in Strafanstalten aus formellen Gründen untergebracht werden kann. Das Armenwesen, besonders in den Landgemeinden, ist im allgemeinen noch im beklagenswerthesten Zustande. Armenkasse. Einem etwas aus der Armenkasse geben. (Ostpreuss.) Ihm einige aufzählen. Armenseelkutscher. Liaber als das wâr' i' Armeseal'ngutsche'. – Frommann, VI, 37. Wird im Unterinnthal gesagt, wenn man irgendetwas sehr ungern verrichtet. Aermeres. Es ist nichts Aermeres als der Bettelsack, den kann man nicht füllen. Arminian. Es ist ein umgekehrter Arminian. – Sprenger III. Wird in Holland von einem Barsch in bestimmter Zubereitungsform gebraucht, der aufgespalten und gestopft zu den Leckereien gezählt wird. Vielleicht mag zur Zeit des remonstrantischen Streits ein Anhänger des Arminius damit verglichen worden sein, der zur Partei des Gomarus überging und für diese ein Leckerbissen war. (Sprenger IV, 40.) Aermlich. Aermlich zehrt, wer betteln fährt.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [69]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/97>, abgerufen am 21.11.2024.