Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 18 Glücklich ist, wer nicht begehrt, was das Schicksal ihm verwehrt.

Lat.: Felicem scivi, non qui, quod vellet, haberet, sed qui, per fatum non data, non cuperet. (Philippi, I, 152.)

19 Glücklich ist, wer nichts schuldig ist.

Was ist demüthigender, als so oft zu erröthen, so oft sich hinter den Ohren kratzen, sich flüchten, sich verbergen, sich verstellen, lügen u. s. w. Dies und vieles andere bringen die Schulden mit sich. Plutarch sagt: "Wer Schulden hat, muss auch lügen."

Frz.: Heureux est celui qui n'en rien doit a autrui. (Kritzinger, 375a.)

Lat.: Felix qui nihil debet. (Binder II, 1118; Faselius, 87; Wiegand, 288.)

20 Glücklich ist, wer ohne Schuld. - Eiselein, 245.

21 Glücklich ist, wer reich und klug ist.

Dän.: Den er lyksalig, som veed det han skal vide. (Prov. dan., 404.)

22 Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern (oder: was doch nicht zu erlangen) ist. - Müller, 25, 3; Simrock, 3815; Braun, I, 888; Körte, 2285; Lohrengel, I, 325.

Lat.: Feras, non culpes, quod vitari non potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1122.) - Quae non mutari, sunt toleranda, queunt.

23 Glücklich ist, wer wenig bedarf.

Lat.: Felix, qui didicit contentus vivere parco. (Binder II, 2471.)

24 Glücklich kannst du werden, wenn du Schlosser wirst, welcher den Schlüssel zu der Menschen Herzen machen und gebrauchen kann.

25 Glücklich über die Bruck, verlacht man den Sanct-Nepomuk.

26 Glücklich, wer beim Rückweg die Stadt nicht sieht.

Dies Sprichwort bezieht sich auf die Gefangenen Venedigs, welche aus dem Gefängniss über die Seufzerbrücke vor den Richter und wieder zurückgebracht wurden. Die Brücke besteht aus einem breiten Gewölbe, welches von oben nach unten und von vorn nach hinten durch eine Mauer in zwei Gänge geschieden ist, die durch Sandsteingitter an einigen Stellen durchbrochen sind, aus denen man im innern Gange einen Blick auf die Stadt, im äussern über die Lagunen ins Freie hat. Die schweren, zum Tode verurtheilten oder damit bedrohten Verbrecher wurden nun stets auf dem innern Gange zurückgeführt, auf dem sie durch jenes Gitter die Stadt sehen konnten, woraus sich obiges Sprichwort erklärt. (Vgl. Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 39, S. 599.)

27 Glücklich wer im Dunkel bleibt. - Simrock, 3814; Eiselein, 245.

Lat.: Beatus ille qui procul negotiis. (Horaz.) (Büchmann, 118.) - Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit, et intra fortunam debet quisque manere suam. (Ovid.) (Kruse, 138; Philippi, I, 96; Seybold, 93.) - Nec vixit male, qui natus moriensque fefellit. (Horaz.) (Eiselein, 245.) - Qui latuit vivens.

28 Glücklicher ist, der gern ässe und hat je nichts, als der so's hat und mag's nicht. - Körte, 2286.

29 Man muss niemand glücklich nennen, bis er gestorben ist.

Dän.: Roos ingen for enden. (Prov. dan., 479.)

Span.: No me llames bien hadada, hasta que me veas enterrada. (Cahier, 3501.) - No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.)

30 Niemand ist immer glücklich.

Kroat.: Nitko nemoze ovoga sveta u savcem srecan biti.

31 Niemand ist so glücklich, dass ihm nicht etwas fehle. - Parömiakon, 2856.

Lat.: Nihil est ab omni parte beatum. (Egeria, 158.)

32 Um glücklich zu sein, muss man ein Narr sein.

Vgl. Das Glück der Narren im Bresl. Erzähler, 1806, S. 68.

33 Wenn es einem allzu glücklich gehet, so macht's einen zum Narren. - Luther's Tischreden, 442a.

34 Willst du glücklich sein, so trinke Wasser für Wein.

35 Wiu glücklich sinn ik doch, had de Kahlkopp segt, däu har hei en Kamm funnen. (Soest.)

*36 Er ist so glücklich wie ein Hund, der sich ersäuft.

Frz.: Aussi chanceux que Cognefestu, qui se tue faisant rien. (Leroux, II, 31.) - Heureux comme le chien le Brusquet qui alla au bois et le loup le mangea. (Leroux, I, 141.)

*37 Er ist so glücklich wie ein Pilz, der in einer Nacht wächst und bald in silbernen Schüsseln aufgetischt wird.

Frz.: Heureux comme un sot. (Cahier, 857.)

[Spaltenumbruch] *38 He is so glücklich als Gott in Frankreich. (Holst.) - Schütze, II, 56.

Sehr glücklich.

Frz.: Heureux comme un roi. (Leroux, II, 73.) - Il est heureux comme un enfant legitime. (Leroux, I, 141.) - Soyez plus heureux que Auguste, meilleur que Trajan. (Leroux, II, 27.)

Lat.: Sis felicior Augusto, melior Traiano. (Bovill, II, 91.)

*39 He is vil gelückiger, dann he wyss is. - Tappius, 214b.

*40 Wenn ich so glücklich wäre, ich dächte, 's hätte mich ein Hasel geleckt.

Frz.: Si ce bonheur m'arrivait, le roi ne serait pas mon cousin. (Lendroy, 53.)


Glücklicher.

1 Dem Glücklichen scheint die Sonne auch des Nachts.

In Aegypten sagt man: Dem Glücklichen schmeckt die Coloquinte süss. Dem Unglücklichen hat auch die Paradiesfeige einen herben Nachgeschmack.

2 Dem Glücklichen schlägt keine Stunde. - Eiselein, 244; Simrock, 3819.

3 Dem Glücklichen schnellen die Fische ins Netz.

Die Russen: Wenn der Glückliche das Netz über den Teich auswirft, springen die Karpfen aus dem Teiche hinein. (Altmann VI, 438.) Ferner: Dem Glücklichen ist alles möglich, er kann aus Pilzsamen Palmen ziehen. (Altmann VI, 472.)

4 Dem Glücklichen werden Dreimonatskinder. (S. Frau 452.)

5 Der Glückliche fliegt, der Unglückliche kriecht.

Böhm.: St'astni na konich skaci, a nest'astny pesky se vlaci. - St'astny na koni, a nest'astny pod konem. (Celakovsky, 153.)

6 Der Glückliche kennt den Unglücklichen nicht.

Die Russen: Des Glücklichen Tag hat nur zehn Stunden, aber der Tag des Unglücklichen vierzig. (Altmann VI, 420.)

It.: Raramente vedesi il felice voler ben all' infelice. (Pazzaglia, 118, 4.)

7 Der Glückliche verliert das Gedächtniss.

Böhm.: Kdo stestim oplyva, na mnohe se nepamatuje. - Lide v stesti pamei trati. (Celakovsky, 152.)

Frz.: Les heureux n'apprennent rien. (Cahier, 856.)

Poln.: Kto w szczesciu plywa, malo dba o drugie. - W szczesciu ludzie sie zapominaja. (Celakovsky, 152.)

8 Der Glückliche wird beneidet.

Böhm.: Tezko st'astnym byti, a zavist' nevzbuditi. (Celakovsky, 150.)

Lat.: Digito coelum attingit. (Cicero.) (Binder II, 780.)

9 Die Glücklichen und Unglücklichen sind einander die Hälfte des Lebens gleich. - Eiselein, 245.

Nämlich im Schlaf. Schon Aristoteles sagt: "Der grosse Haufe braucht das Sprichwort: Die Hälfte des Lebens hindurch ist der Glückliche vom Elenden in nichts unterschieden."

Dän.: Lyksalige skilles kun i det halve levnet fra andre. (Prov. dan., 404.)

Lat.: Dimidio vitae nihil differunt felices ab infelicibus. (Eiselein, 245.)

10 Einem Glücklichen fehlt's an Freunden (Vettern) nicht.

Böhm.: Za stestim jdou pratele. (Celakovsky, 234.)

Dän.: Lykke har mange venner, ulykke faae eller ingen. (Prov. dan., 200.)

Lat.: Felicitas multos habet amicos. (Tappius, 194a; Erasmus, 64.) - Felicium multi cognati. (Binder I, 534; II, 1114; Philippi, I, 153; Seybold, 177.)

Poln.: Przyjaciele za szczesciem jida. (Celakovsky, 234.)

11 Wenn der Glückliche fällt, so stösst er mit seiner Nase auf Geld.

Ein indisches Sprichwort sagt: Es ist ein Glück, zu Boden zu fallen, und wenn ihr daliegt, eure Hand einen Diamanten findet. (Cahier, 2225.)

12 Wo der Glückliche hinkommt, da findet er einbeschert.

Die Russen sagen: Wenn der Glückliche durchs Meer will, findet er es trocken; wenn der Elende durch die Steppe will, findet er sie nass. (Altmann VI, 472.)

Engl.: Happy man, happy dole. (Gaal, 748.)


Glücksauster.

*1 Er hat die Glücksauster geöffnet.

*2 Er kann die Glücksauster nicht finden (nicht öffnen).


Glücksbrot.

* Das Glücksbrot reichen. (Oberösterreich.)

Wird ein verkauftes Stück Vieh aus dem Hause gebracht, so nimmt die Person, welche es forttreibt, aus der Tischlade ein Stück Brot, besprengt es mit Weihwasser und streut auch etwas Salz darauf. Dies Brot

[Spaltenumbruch] 18 Glücklich ist, wer nicht begehrt, was das Schicksal ihm verwehrt.

Lat.: Felicem scivi, non qui, quod vellet, haberet, sed qui, per fatum non data, non cuperet. (Philippi, I, 152.)

19 Glücklich ist, wer nichts schuldig ist.

Was ist demüthigender, als so oft zu erröthen, so oft sich hinter den Ohren kratzen, sich flüchten, sich verbergen, sich verstellen, lügen u. s. w. Dies und vieles andere bringen die Schulden mit sich. Plutarch sagt: „Wer Schulden hat, muss auch lügen.“

Frz.: Heureux est celui qui n'en rien doit à autrui. (Kritzinger, 375a.)

Lat.: Felix qui nihil debet. (Binder II, 1118; Faselius, 87; Wiegand, 288.)

20 Glücklich ist, wer ohne Schuld.Eiselein, 245.

21 Glücklich ist, wer reich und klug ist.

Dän.: Den er lyksalig, som veed det han skal vide. (Prov. dan., 404.)

22 Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern (oder: was doch nicht zu erlangen) ist.Müller, 25, 3; Simrock, 3815; Braun, I, 888; Körte, 2285; Lohrengel, I, 325.

Lat.: Feras, non culpes, quod vitari non potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1122.) – Quae non mutari, sunt toleranda, queunt.

23 Glücklich ist, wer wenig bedarf.

Lat.: Felix, qui didicit contentus vivere parco. (Binder II, 2471.)

24 Glücklich kannst du werden, wenn du Schlosser wirst, welcher den Schlüssel zu der Menschen Herzen machen und gebrauchen kann.

25 Glücklich über die Bruck, verlacht man den Sanct-Nepomuk.

26 Glücklich, wer beim Rückweg die Stadt nicht sieht.

Dies Sprichwort bezieht sich auf die Gefangenen Venedigs, welche aus dem Gefängniss über die Seufzerbrücke vor den Richter und wieder zurückgebracht wurden. Die Brücke besteht aus einem breiten Gewölbe, welches von oben nach unten und von vorn nach hinten durch eine Mauer in zwei Gänge geschieden ist, die durch Sandsteingitter an einigen Stellen durchbrochen sind, aus denen man im innern Gange einen Blick auf die Stadt, im äussern über die Lagunen ins Freie hat. Die schweren, zum Tode verurtheilten oder damit bedrohten Verbrecher wurden nun stets auf dem innern Gange zurückgeführt, auf dem sie durch jenes Gitter die Stadt sehen konnten, woraus sich obiges Sprichwort erklärt. (Vgl. Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 39, S. 599.)

27 Glücklich wer im Dunkel bleibt.Simrock, 3814; Eiselein, 245.

Lat.: Beatus ille qui procul negotiis. (Horaz.) (Büchmann, 118.) – Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit, et intra fortunam debet quisque manere suam. (Ovid.) (Kruse, 138; Philippi, I, 96; Seybold, 93.) – Nec vixit male, qui natus moriensque fefellit. (Horaz.) (Eiselein, 245.) – Qui latuit vivens.

28 Glücklicher ist, der gern ässe und hat je nichts, als der so's hat und mag's nicht.Körte, 2286.

29 Man muss niemand glücklich nennen, bis er gestorben ist.

Dän.: Roos ingen for enden. (Prov. dan., 479.)

Span.: No me llames bien hadada, hasta que me veas enterrada. (Cahier, 3501.) – No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.)

30 Niemand ist immer glücklich.

Kroat.: Nitko nemože ovoga sveta u savčem srĕćan biti.

31 Niemand ist so glücklich, dass ihm nicht etwas fehle.Parömiakon, 2856.

Lat.: Nihil est ab omni parte beatum. (Egeria, 158.)

32 Um glücklich zu sein, muss man ein Narr sein.

Vgl. Das Glück der Narren im Bresl. Erzähler, 1806, S. 68.

33 Wenn es einem allzu glücklich gehet, so macht's einen zum Narren.Luther's Tischreden, 442a.

34 Willst du glücklich sein, so trinke Wasser für Wein.

35 Wiu glücklich sinn ik doch, had de Kahlkopp segt, däu har héi en Kamm funnen. (Soest.)

*36 Er ist so glücklich wie ein Hund, der sich ersäuft.

Frz.: Aussi chanceux que Cognefestu, qui se tue faisant rien. (Leroux, II, 31.) – Heureux comme le chien le Brusquet qui alla au bois et le loup le mangea. (Leroux, I, 141.)

*37 Er ist so glücklich wie ein Pilz, der in einer Nacht wächst und bald in silbernen Schüsseln aufgetischt wird.

Frz.: Heureux comme un sot. (Cahier, 857.)

[Spaltenumbruch] *38 He is so glücklich als Gott in Frankreich. (Holst.) – Schütze, II, 56.

Sehr glücklich.

Frz.: Heureux comme un roi. (Leroux, II, 73.) – Il est heureux comme un enfant légitime. (Leroux, I, 141.) – Soyez plus heureux que Auguste, meilleur que Trajan. (Leroux, II, 27.)

Lat.: Sis felicior Augusto, melior Traiano. (Bovill, II, 91.)

*39 He is vil gelückiger, dann he wyss is.Tappius, 214b.

*40 Wenn ich so glücklich wäre, ich dächte, 's hätte mich ein Hasel geleckt.

Frz.: Si ce bonheur m'arrivait, le roi ne serait pas mon cousin. (Lendroy, 53.)


Glücklicher.

1 Dem Glücklichen scheint die Sonne auch des Nachts.

In Aegypten sagt man: Dem Glücklichen schmeckt die Coloquinte süss. Dem Unglücklichen hat auch die Paradiesfeige einen herben Nachgeschmack.

2 Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.Eiselein, 244; Simrock, 3819.

3 Dem Glücklichen schnellen die Fische ins Netz.

Die Russen: Wenn der Glückliche das Netz über den Teich auswirft, springen die Karpfen aus dem Teiche hinein. (Altmann VI, 438.) Ferner: Dem Glücklichen ist alles möglich, er kann aus Pilzsamen Palmen ziehen. (Altmann VI, 472.)

4 Dem Glücklichen werden Dreimonatskinder. (S. Frau 452.)

5 Der Glückliche fliegt, der Unglückliche kriecht.

Böhm.: Št'astní na koních skáči, a nešt'astný pĕšky se vláčí. – Št'astný na koni, a nešt'astný pod konĕm. (Čelakovský, 153.)

6 Der Glückliche kennt den Unglücklichen nicht.

Die Russen: Des Glücklichen Tag hat nur zehn Stunden, aber der Tag des Unglücklichen vierzig. (Altmann VI, 420.)

It.: Raramente vedesi il felice voler ben all' infelice. (Pazzaglia, 118, 4.)

7 Der Glückliche verliert das Gedächtniss.

Böhm.: Kdo štĕstím oplývá, na mnohé se nepamatuje. – Lidé v štĕstí pamĕí tratí. (Čelakovský, 152.)

Frz.: Les heureux n'apprennent rien. (Cahier, 856.)

Poln.: Kto w szczęściu pływa, mało dba o drugie. – W szczęściu ludzie się zapominają. (Čelakovský, 152.)

8 Der Glückliche wird beneidet.

Böhm.: Tĕžko št'astným býti, a závist' nevzbuditi. (Čelakovský, 150.)

Lat.: Digito coelum attingit. (Cicero.) (Binder II, 780.)

9 Die Glücklichen und Unglücklichen sind einander die Hälfte des Lebens gleich.Eiselein, 245.

Nämlich im Schlaf. Schon Aristoteles sagt: „Der grosse Haufe braucht das Sprichwort: Die Hälfte des Lebens hindurch ist der Glückliche vom Elenden in nichts unterschieden.“

Dän.: Lyksalige skilles kun i det halve levnet fra andre. (Prov. dan., 404.)

Lat.: Dimidio vitae nihil differunt felices ab infelicibus. (Eiselein, 245.)

10 Einem Glücklichen fehlt's an Freunden (Vettern) nicht.

Böhm.: Za štĕstím jdou přátelé. (Čelakovský, 234.)

Dän.: Lykke har mange venner, ulykke faae eller ingen. (Prov. dan., 200.)

Lat.: Felicitas multos habet amicos. (Tappius, 194a; Erasmus, 64.) – Felicium multi cognati. (Binder I, 534; II, 1114; Philippi, I, 153; Seybold, 177.)

Poln.: Przyjaciele za szczęściem jidą. (Čelakovský, 234.)

11 Wenn der Glückliche fällt, so stösst er mit seiner Nase auf Geld.

Ein indisches Sprichwort sagt: Es ist ein Glück, zu Boden zu fallen, und wenn ihr daliegt, eure Hand einen Diamanten findet. (Cahier, 2225.)

12 Wo der Glückliche hinkommt, da findet er einbeschert.

Die Russen sagen: Wenn der Glückliche durchs Meer will, findet er es trocken; wenn der Elende durch die Steppe will, findet er sie nass. (Altmann VI, 472.)

Engl.: Happy man, happy dole. (Gaal, 748.)


Glücksauster.

*1 Er hat die Glücksauster geöffnet.

*2 Er kann die Glücksauster nicht finden (nicht öffnen).


Glücksbrot.

* Das Glücksbrot reichen. (Oberösterreich.)

Wird ein verkauftes Stück Vieh aus dem Hause gebracht, so nimmt die Person, welche es forttreibt, aus der Tischlade ein Stück Brot, besprengt es mit Weihwasser und streut auch etwas Salz darauf. Dies Brot

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0917" n="[889]"/><cb n="1777"/>
18 Glücklich ist, wer nicht begehrt, was das Schicksal ihm verwehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felicem scivi, non qui, quod vellet, haberet, sed qui, per fatum non data, non cuperet. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 152.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Glücklich ist, wer nichts schuldig ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Was ist demüthigender, als so oft zu erröthen, so oft sich hinter den Ohren kratzen, sich flüchten, sich verbergen, sich verstellen, lügen u. s. w. Dies und vieles andere bringen die Schulden mit sich. <hi rendition="#i">Plutarch</hi> sagt: &#x201E;Wer Schulden hat, muss auch lügen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Heureux est celui qui n'en rien doit à autrui. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 375<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felix qui nihil debet. (<hi rendition="#i">Binder II, 1118; Faselius, 87; Wiegand, 288.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Glücklich ist, wer ohne Schuld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 245.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">21 Glücklich ist, wer reich und klug ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den er lyksalig, som veed det han skal vide. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 404.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern (oder: was doch nicht zu erlangen) ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Müller, 25, 3; Simrock, 3815; Braun, I, 888; Körte, 2285; Lohrengel, I, 325.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Feras, non culpes, quod vitari non potest. (<hi rendition="#i">Publ. Syr.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 1122.</hi>) &#x2013; Quae non mutari, sunt toleranda, queunt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Glücklich ist, wer wenig bedarf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felix, qui didicit contentus vivere parco. (<hi rendition="#i">Binder II, 2471.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Glücklich kannst du werden, wenn du Schlosser wirst, welcher den Schlüssel zu der Menschen Herzen machen und gebrauchen kann.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Glücklich über die Bruck, verlacht man den Sanct-Nepomuk.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Glücklich, wer beim Rückweg die Stadt nicht sieht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort bezieht sich auf die Gefangenen Venedigs, welche aus dem Gefängniss über die Seufzerbrücke vor den Richter und wieder zurückgebracht wurden. Die Brücke besteht aus einem breiten Gewölbe, welches von oben nach unten und von vorn nach hinten durch eine Mauer in zwei Gänge geschieden ist, die durch Sandsteingitter an einigen Stellen durchbrochen sind, aus denen man im innern Gange einen Blick auf die Stadt, im äussern über die Lagunen ins Freie hat. Die schweren, zum Tode verurtheilten oder damit bedrohten Verbrecher wurden nun stets auf dem innern Gange zurückgeführt, auf dem sie durch jenes Gitter die Stadt sehen konnten, woraus sich obiges Sprichwort erklärt. (Vgl. <hi rendition="#i">Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 39, S. 599.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Glücklich wer im Dunkel bleibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3814; Eiselein, 245.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Beatus ille qui procul negotiis. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Büchmann, 118.</hi>) &#x2013; Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit, et intra fortunam debet quisque manere suam. (<hi rendition="#i">Ovid.</hi>) (<hi rendition="#i">Kruse, 138; Philippi, I, 96; Seybold, 93.</hi>) &#x2013; Nec vixit male, qui natus moriensque fefellit. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Eiselein, 245.</hi>) &#x2013; Qui latuit vivens.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Glücklicher ist, der gern ässe und hat je nichts, als der so's hat und mag's nicht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2286.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">29 Man muss niemand glücklich nennen, bis er gestorben ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Roos ingen for enden. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 479.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: No me llames bien hadada, hasta que me veas enterrada. (<hi rendition="#i">Cahier, 3501.</hi>) &#x2013; No me digas oliva hasta que me veas cogida. (<hi rendition="#i">Bohn I, 236.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Niemand ist immer glücklich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Kroat.</hi>: Nitko nemo&#x017E;e ovoga sveta u sav&#x010D;em sr&#x0115;&#x0107;an biti.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Niemand ist so glücklich, dass ihm nicht etwas fehle.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2856.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nihil est ab omni parte beatum. (<hi rendition="#i">Egeria, 158.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Um glücklich zu sein, muss man ein Narr sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Vgl. <hi rendition="#i">Das Glück der Narren im Bresl. Erzähler, 1806, S. 68.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Wenn es einem allzu glücklich gehet, so macht's einen zum Narren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Tischreden, 442<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">34 Willst du glücklich sein, so trinke Wasser für Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Wiu glücklich sinn ik doch, had de Kahlkopp segt, däu har héi en Kamm funnen.</hi> (<hi rendition="#i">Soest.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Er ist so glücklich wie ein Hund, der sich ersäuft.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Aussi chanceux que Cognefestu, qui se tue faisant rien. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 31.</hi>) &#x2013; Heureux comme le chien le Brusquet qui alla au bois et le loup le mangea. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 141.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*37 Er ist so glücklich wie ein Pilz, der in einer Nacht wächst und bald in silbernen Schüsseln aufgetischt wird.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Heureux comme un sot. (<hi rendition="#i">Cahier, 857.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1778"/>
*38 He is so glücklich als Gott in Frankreich.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schütze, II, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sehr glücklich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Heureux comme un roi. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 73.</hi>) &#x2013; Il est heureux comme un enfant légitime. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 141.</hi>) &#x2013; Soyez plus heureux que Auguste, meilleur que Trajan. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 27.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Sis felicior Augusto, melior Traiano. (<hi rendition="#i">Bovill, II, 91.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 He is vil gelückiger, dann he wyss is.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 214<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Wenn ich so glücklich wäre, ich dächte, 's hätte mich ein Hasel geleckt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Si ce bonheur m'arrivait, le roi ne serait pas mon cousin. (<hi rendition="#i">Lendroy, 53.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glücklicher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Dem Glücklichen scheint die Sonne auch des Nachts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Aegypten sagt man: Dem Glücklichen schmeckt die Coloquinte süss. Dem Unglücklichen hat auch die Paradiesfeige einen herben Nachgeschmack.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 244; Simrock, 3819.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Dem Glücklichen schnellen die Fische ins Netz.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Wenn der Glückliche das Netz über den Teich auswirft, springen die Karpfen aus dem Teiche hinein. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 438.</hi>) Ferner: Dem Glücklichen ist alles möglich, er kann aus Pilzsamen Palmen ziehen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 472.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Dem Glücklichen werden Dreimonatskinder. (S.  Frau 452.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Glückliche fliegt, der Unglückliche kriecht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: &#x0160;t'astní na koních ská&#x010D;i, a ne&#x0161;t'astný p&#x0115;&#x0161;ky se vlá&#x010D;í. &#x2013; &#x0160;t'astný na koni, a ne&#x0161;t'astný pod kon&#x0115;m. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 153.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Der Glückliche kennt den Unglücklichen nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen: Des Glücklichen Tag hat nur zehn Stunden, aber der Tag des Unglücklichen vierzig. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 420.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Raramente vedesi il felice voler ben all' infelice. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 118, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der Glückliche verliert das Gedächtniss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Kdo &#x0161;t&#x0115;stím oplývá, na mnohé se nepamatuje. &#x2013; Lidé v &#x0161;t&#x0115;stí pam&#x0115;í tratí. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 152.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les heureux n'apprennent rien. (<hi rendition="#i">Cahier, 856.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kto w szcz&#x0119;&#x015B;ciu p&#x0142;ywa, ma&#x0142;o dba o drugie. &#x2013; W szcz&#x0119;&#x015B;ciu ludzie si&#x0119; zapominaj&#x0105;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 152.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der Glückliche wird beneidet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: T&#x0115;&#x017E;ko &#x0161;t'astným býti, a závist' nevzbuditi. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 150.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Digito coelum attingit. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 780.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Die Glücklichen und Unglücklichen sind einander die Hälfte des Lebens gleich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 245.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich im Schlaf. Schon <hi rendition="#i">Aristoteles</hi> sagt: &#x201E;Der grosse Haufe braucht das Sprichwort: Die Hälfte des Lebens hindurch ist der Glückliche vom Elenden in nichts unterschieden.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lyksalige skilles kun i det halve levnet fra andre. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 404.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Dimidio vitae nihil differunt felices ab infelicibus. (<hi rendition="#i">Eiselein, 245.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Einem Glücklichen fehlt's an Freunden (Vettern) nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Za &#x0161;t&#x0115;stím jdou p&#x0159;átelé. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Lykke har mange venner, ulykke faae eller ingen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 200.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Felicitas multos habet amicos. (<hi rendition="#i">Tappius, 194<hi rendition="#sup">a</hi>; Erasmus, 64.</hi>) &#x2013; Felicium multi cognati. (<hi rendition="#i">Binder I, 534; II, 1114; Philippi, I, 153; Seybold, 177.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Przyjaciele za szcz&#x0119;&#x015B;ciem jid&#x0105;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 234.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Wenn der Glückliche fällt, so stösst er mit seiner Nase auf Geld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein indisches Sprichwort sagt: Es ist ein Glück, zu Boden zu fallen, und wenn ihr daliegt, eure Hand einen Diamanten findet. (<hi rendition="#i">Cahier, 2225.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Wo der Glückliche hinkommt, da findet er einbeschert.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Wenn der Glückliche durchs Meer will, findet er es trocken; wenn der Elende durch die Steppe will, findet er sie nass. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 472.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Happy man, happy dole. (<hi rendition="#i">Gaal, 748.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glücksauster.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er hat die Glücksauster geöffnet.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er kann die Glücksauster nicht finden (nicht öffnen).</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Glücksbrot.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Das Glücksbrot reichen.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wird ein verkauftes Stück Vieh aus dem Hause gebracht, so nimmt die Person, welche es forttreibt, aus der Tischlade ein Stück Brot, besprengt es mit Weihwasser und streut auch etwas Salz darauf. Dies Brot
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[889]/0917] 18 Glücklich ist, wer nicht begehrt, was das Schicksal ihm verwehrt. Lat.: Felicem scivi, non qui, quod vellet, haberet, sed qui, per fatum non data, non cuperet. (Philippi, I, 152.) 19 Glücklich ist, wer nichts schuldig ist. Was ist demüthigender, als so oft zu erröthen, so oft sich hinter den Ohren kratzen, sich flüchten, sich verbergen, sich verstellen, lügen u. s. w. Dies und vieles andere bringen die Schulden mit sich. Plutarch sagt: „Wer Schulden hat, muss auch lügen.“ Frz.: Heureux est celui qui n'en rien doit à autrui. (Kritzinger, 375a.) Lat.: Felix qui nihil debet. (Binder II, 1118; Faselius, 87; Wiegand, 288.) 20 Glücklich ist, wer ohne Schuld. – Eiselein, 245. 21 Glücklich ist, wer reich und klug ist. Dän.: Den er lyksalig, som veed det han skal vide. (Prov. dan., 404.) 22 Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern (oder: was doch nicht zu erlangen) ist. – Müller, 25, 3; Simrock, 3815; Braun, I, 888; Körte, 2285; Lohrengel, I, 325. Lat.: Feras, non culpes, quod vitari non potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1122.) – Quae non mutari, sunt toleranda, queunt. 23 Glücklich ist, wer wenig bedarf. Lat.: Felix, qui didicit contentus vivere parco. (Binder II, 2471.) 24 Glücklich kannst du werden, wenn du Schlosser wirst, welcher den Schlüssel zu der Menschen Herzen machen und gebrauchen kann. 25 Glücklich über die Bruck, verlacht man den Sanct-Nepomuk. 26 Glücklich, wer beim Rückweg die Stadt nicht sieht. Dies Sprichwort bezieht sich auf die Gefangenen Venedigs, welche aus dem Gefängniss über die Seufzerbrücke vor den Richter und wieder zurückgebracht wurden. Die Brücke besteht aus einem breiten Gewölbe, welches von oben nach unten und von vorn nach hinten durch eine Mauer in zwei Gänge geschieden ist, die durch Sandsteingitter an einigen Stellen durchbrochen sind, aus denen man im innern Gange einen Blick auf die Stadt, im äussern über die Lagunen ins Freie hat. Die schweren, zum Tode verurtheilten oder damit bedrohten Verbrecher wurden nun stets auf dem innern Gange zurückgeführt, auf dem sie durch jenes Gitter die Stadt sehen konnten, woraus sich obiges Sprichwort erklärt. (Vgl. Volksgarten, Berlin 1864, Nr. 39, S. 599.) 27 Glücklich wer im Dunkel bleibt. – Simrock, 3814; Eiselein, 245. Lat.: Beatus ille qui procul negotiis. (Horaz.) (Büchmann, 118.) – Crede mihi, bene qui latuit, bene vixit, et intra fortunam debet quisque manere suam. (Ovid.) (Kruse, 138; Philippi, I, 96; Seybold, 93.) – Nec vixit male, qui natus moriensque fefellit. (Horaz.) (Eiselein, 245.) – Qui latuit vivens. 28 Glücklicher ist, der gern ässe und hat je nichts, als der so's hat und mag's nicht. – Körte, 2286. 29 Man muss niemand glücklich nennen, bis er gestorben ist. Dän.: Roos ingen for enden. (Prov. dan., 479.) Span.: No me llames bien hadada, hasta que me veas enterrada. (Cahier, 3501.) – No me digas oliva hasta que me veas cogida. (Bohn I, 236.) 30 Niemand ist immer glücklich. Kroat.: Nitko nemože ovoga sveta u savčem srĕćan biti. 31 Niemand ist so glücklich, dass ihm nicht etwas fehle. – Parömiakon, 2856. Lat.: Nihil est ab omni parte beatum. (Egeria, 158.) 32 Um glücklich zu sein, muss man ein Narr sein. Vgl. Das Glück der Narren im Bresl. Erzähler, 1806, S. 68. 33 Wenn es einem allzu glücklich gehet, so macht's einen zum Narren. – Luther's Tischreden, 442a. 34 Willst du glücklich sein, so trinke Wasser für Wein. 35 Wiu glücklich sinn ik doch, had de Kahlkopp segt, däu har héi en Kamm funnen. (Soest.) *36 Er ist so glücklich wie ein Hund, der sich ersäuft. Frz.: Aussi chanceux que Cognefestu, qui se tue faisant rien. (Leroux, II, 31.) – Heureux comme le chien le Brusquet qui alla au bois et le loup le mangea. (Leroux, I, 141.) *37 Er ist so glücklich wie ein Pilz, der in einer Nacht wächst und bald in silbernen Schüsseln aufgetischt wird. Frz.: Heureux comme un sot. (Cahier, 857.) *38 He is so glücklich als Gott in Frankreich. (Holst.) – Schütze, II, 56. Sehr glücklich. Frz.: Heureux comme un roi. (Leroux, II, 73.) – Il est heureux comme un enfant légitime. (Leroux, I, 141.) – Soyez plus heureux que Auguste, meilleur que Trajan. (Leroux, II, 27.) Lat.: Sis felicior Augusto, melior Traiano. (Bovill, II, 91.) *39 He is vil gelückiger, dann he wyss is. – Tappius, 214b. *40 Wenn ich so glücklich wäre, ich dächte, 's hätte mich ein Hasel geleckt. Frz.: Si ce bonheur m'arrivait, le roi ne serait pas mon cousin. (Lendroy, 53.) Glücklicher. 1 Dem Glücklichen scheint die Sonne auch des Nachts. In Aegypten sagt man: Dem Glücklichen schmeckt die Coloquinte süss. Dem Unglücklichen hat auch die Paradiesfeige einen herben Nachgeschmack. 2 Dem Glücklichen schlägt keine Stunde. – Eiselein, 244; Simrock, 3819. 3 Dem Glücklichen schnellen die Fische ins Netz. Die Russen: Wenn der Glückliche das Netz über den Teich auswirft, springen die Karpfen aus dem Teiche hinein. (Altmann VI, 438.) Ferner: Dem Glücklichen ist alles möglich, er kann aus Pilzsamen Palmen ziehen. (Altmann VI, 472.) 4 Dem Glücklichen werden Dreimonatskinder. (S. Frau 452.) 5 Der Glückliche fliegt, der Unglückliche kriecht. Böhm.: Št'astní na koních skáči, a nešt'astný pĕšky se vláčí. – Št'astný na koni, a nešt'astný pod konĕm. (Čelakovský, 153.) 6 Der Glückliche kennt den Unglücklichen nicht. Die Russen: Des Glücklichen Tag hat nur zehn Stunden, aber der Tag des Unglücklichen vierzig. (Altmann VI, 420.) It.: Raramente vedesi il felice voler ben all' infelice. (Pazzaglia, 118, 4.) 7 Der Glückliche verliert das Gedächtniss. Böhm.: Kdo štĕstím oplývá, na mnohé se nepamatuje. – Lidé v štĕstí pamĕí tratí. (Čelakovský, 152.) Frz.: Les heureux n'apprennent rien. (Cahier, 856.) Poln.: Kto w szczęściu pływa, mało dba o drugie. – W szczęściu ludzie się zapominają. (Čelakovský, 152.) 8 Der Glückliche wird beneidet. Böhm.: Tĕžko št'astným býti, a závist' nevzbuditi. (Čelakovský, 150.) Lat.: Digito coelum attingit. (Cicero.) (Binder II, 780.) 9 Die Glücklichen und Unglücklichen sind einander die Hälfte des Lebens gleich. – Eiselein, 245. Nämlich im Schlaf. Schon Aristoteles sagt: „Der grosse Haufe braucht das Sprichwort: Die Hälfte des Lebens hindurch ist der Glückliche vom Elenden in nichts unterschieden.“ Dän.: Lyksalige skilles kun i det halve levnet fra andre. (Prov. dan., 404.) Lat.: Dimidio vitae nihil differunt felices ab infelicibus. (Eiselein, 245.) 10 Einem Glücklichen fehlt's an Freunden (Vettern) nicht. Böhm.: Za štĕstím jdou přátelé. (Čelakovský, 234.) Dän.: Lykke har mange venner, ulykke faae eller ingen. (Prov. dan., 200.) Lat.: Felicitas multos habet amicos. (Tappius, 194a; Erasmus, 64.) – Felicium multi cognati. (Binder I, 534; II, 1114; Philippi, I, 153; Seybold, 177.) Poln.: Przyjaciele za szczęściem jidą. (Čelakovský, 234.) 11 Wenn der Glückliche fällt, so stösst er mit seiner Nase auf Geld. Ein indisches Sprichwort sagt: Es ist ein Glück, zu Boden zu fallen, und wenn ihr daliegt, eure Hand einen Diamanten findet. (Cahier, 2225.) 12 Wo der Glückliche hinkommt, da findet er einbeschert. Die Russen sagen: Wenn der Glückliche durchs Meer will, findet er es trocken; wenn der Elende durch die Steppe will, findet er sie nass. (Altmann VI, 472.) Engl.: Happy man, happy dole. (Gaal, 748.) Glücksauster. *1 Er hat die Glücksauster geöffnet. *2 Er kann die Glücksauster nicht finden (nicht öffnen). Glücksbrot. * Das Glücksbrot reichen. (Oberösterreich.) Wird ein verkauftes Stück Vieh aus dem Hause gebracht, so nimmt die Person, welche es forttreibt, aus der Tischlade ein Stück Brot, besprengt es mit Weihwasser und streut auch etwas Salz darauf. Dies Brot

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/917
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [889]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/917>, abgerufen am 22.12.2024.