Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Gespartes.

Ein Gespartes ist besser als zehn Gedarbte. - Nass. Schulbl., XIV, 5.

"Es ist ein Gespartes allzeit besser denn hunderttausend Gedarbte, haben vor zeiten die Alten gesagt." (Colerus, 215a.)


Gespäss.

Gespäss und Braten sind gern Kameraden. - Parömiakon, 1438.


Gespei.

Wer sich wolt kehren an all gespey, antworten auff vnnutz geschrey, der macht auss einem vnglück zwey. - Henisch, 1566, 30; Schottel, 1144b; Simplic., 100.

Dän.: Slem snak bör ei at höres. (Prov. dan., 512.)


Gespenst.

1 Es ist nicht all ein Gespenst, was inn der Tochter Kammer gehet. - Henisch, 1566, 49; Petri, II, 273.

Die Chinesen sagen: Gespenster wird es immer geben, wo die Dienerschaft sie braucht (oder: damit einverstanden ist). (Cahier, 2103.)

2 Gespenster erscheinen nur den Einfältigen.

Aber auch gescheite Leute haben daran geglaubt. So wird von dem englischen Philosophen Locke erzählt, er habe eine so grosse Furcht vor Gespenstern gehabt, dass er sich nie schlafen gelegt, ohne sich durch eine Art von Beschwörung derselben vor ihrem Besuch gesichert zu haben. (Bresl. Erzähler, 1803, S. 830.) Luther fürchtete zwar die Gespenster so wenig wie den Teufel, aber er glaubte an jene so fest wie an diesen; und wir finden in seinen Werken zerstreut ein vollständiges System über das Verhalten u. s. w. gegen Gespenster. Er beantwortet die Fragen: Warum Gespenster seien? Wie man sich gegen sie bezeugen, z. B. sie anreden solle u. s. w. (Vgl. Saltzmann, S. 312 fg.)

3 Gespenster muss nicht citiren, wer sich nicht selber will vexiren. - Körte, 1095; Simrock, 8544.

4 Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt.

5 Wer sich vor einem Gespenst fürchtet, den darf kein Mensch (Mann) anfassen. - Sutor, 168; Lehmann, 447, 33.

Vom Furchtsamen. Die Chinesen behaupten, dass niemand Gespenster mehr fürchte, als wer nicht an Geister glaube. (Cahier, 2115.)

6 Wo das gespenst ist, ist der Teuffel nicht weit von. - Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 311; Simrock, 3543; Körte, 2094.

Und wo der Teufel ist, da fehlt es nicht an Gespenstern; wo aber Aufklärung herrscht, da sind alle beide nicht. Erleuchtete Regierungen dulden diese Unruhestifter auch in ihrem Lande nicht; daher erschien unter dem 18. Febr. 1728 in Hechingen eine Verordnung, die demjenigen 50 Fl. zusicherte, der einen Kobold, einen Werwolf oder ein Gespenst todt oder lebendig dem fürstlichen Oberjägermeister abliefere.

Frz.: Ou sont fillettes et bon vin, c'est que la hante le lutin.

*7 Er sieht Gespenster bei hellem Tage.

Und die Gespenster sollen nach H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1854, IV, 32) "noch furchtbarer sein, wenn sie den schwarzen Mantel der Nacht abwerfen und sich im hellen Mittagslicht sehen lassen".

*8 Gespenster citiren.

Veraltete, überlebte, überwundene Einrichtungen, Standpunkte, Gesetze u. s. w. wieder hervorrufen, beleben wollen.


Gespensterseher.

* Es ist ein Gespensterseher.

Leidet an krankhaften (besonders politischen) Einbildungen, erblickt Bassermann'sche und andere Schreckgestalten.


Gesper.

Gross gesper, wenig wahr. - Lehmann, 714, 3.


Gespiel.

Gut Gespiel schiesset (zielet) auch zum Ziel. - Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 98.


Gespielschaft.

Böse gespillschaft nimmt zur Ee die Armut und gebirt ein sun, der heisst Gespött, läbt prächtig und kostlich one mass und lasst dir ein letzte, die heisst im alter gen bätteln gon. - Bullinger, 79b.


Gespild.

Gespilt geht dem freundrecht vor. - Statuten der herzogl. sächsischen Residenzstadt Koburg (Koburg 1818), S. 114; Graf, 103, 232.

Es war bei unsern Vorfahren Grundsatz, jedes Gut so lange als möglich ungetheilt in derselben Familie [Spaltenumbruch] im Mannsstamme zu erhalten. Traten Fälle ein, dass von diesem Grundsatze abgewichen werden musste, so gingen doch alle Bestimmungen des Rechts da hinaus, sobald es geschehen konnte, die abgetrennten Theile wieder mit dem Hauptgut in Einer Hand zu vereinigen. Das obige Sprichwort bezieht sich hierauf, indem es eine Regel bei Anwendung des Näherrechts ausspricht. Wenn ein Gut in Kauf kam, so hatte der Freund, wenn er nicht ungünstigere Kaufbedingungen stellte, den Vorkauf vor jedem Fremden, der Gespilde aber oder Getheilte, d. h. der, welcher bereits einen abgetrennten Theil des Guts besass, im Interesse der Wiedervereinigung desselben den Vorkauf vor dem Freunde.


Gespinne.

Die nächste Gespinne nimmt kein Mustheil (s. d.). - Graf, 217, 248.

Mhd.: Die nehist gespinne nympt keyn musteil. (Daniels, 22, 4.)


Gespinst.

1 Wie das Gespinst, so der Gewinst. - Simrock, 3545; Körte, 2096; Gaal, 713.

Lat.: Qualia quisque geret, talia quisque feret. (Gaal, 713.)

Ung.: A ki mint keresi, ugy veszi hasznat. (Gaal, 713.)

*2 Es ist sein Gespinst.


Gespött.

Gespött zerreisst dir kein Bett. - Simrock, 3547; Braun, I, 774; Körte, 2097.


Gespräch.

1 Bei Gespräch und Spiel taugt der Lärm nicht viel (oder: schrei nicht zu viel).

Lat.: Absit clamor in colloquio aut lusu. (Philippi, I, 4.)

2 Böse gespräch verderben gute sitten. - Henisch, 1568, 17.

Lat.: Corrumpunt bonos mores colloquia prava. (Binder I, 202; II, 531; Tappius, 63a; Gaal, 698; Seybold, 80.)

3 Gutes Gespräch kürzet den Weg. - Eiselein, 232; Simrock, 3548.

Von einem angenehmen (süssen) Gespräch sagen die Engländer, es mache angenehme Tage und Nächte. (Reinsberg III, 91.)

Lat.: Comes facundus in via pro vehiculo est. (Eiselein, 232.)

4 Im Gespräch lernt man mehr als aus Büchern.

5 Lange Gespräche machen kurze Tage.

Frz.: Les longs discours font les jours courts. (Kritzinger, 239b.)


Gesselpest.

Es ist von der Gesselpest1 her. (Ostpreuss.) - Frischbier, 256; Frischbier2, 1253.

1) Auch von der Kurrenpest; aus alter Zeit.


Gestade.

Wess Gestade näher ist, dess der Werder. - Graf, 103, 210.

Spricht den Grundsatz aus, dass die Inseln oder Werder, die in einem Fluss durch Abspülen oder Anschwemmen entstehen, dem gehören sollen, dessen Ufer sie am nächsten liegen. (S. Grenzen.)

Mhd.: Welcher stad daz ner ist, der gebord der werder. (Ortloff, V, 3.)


Gestalt.

1 Auf die Gestalt kommt es nicht an, sonst beschämte der Pfau einen Mann. - Parömiakon, 117.

2 Auf schöne Gestalt ist nicht zu bauen.

Böhm.: Nehled' na postavu, ale na podstatu. (Celakovsky, 267.)

Poln.: Niepatrz na postawe, ale na czlowieka sprawe. (Celakovsky, 267.)

3 Die Gestalt ist offt gut, der Kopff ein Narr. - Lehmann, 29, 39.

4 Die gestalt sieht man im Spiegel, aber das Hertz sieht man im Wein. - Henisch, 1572, 39; Petri, II, 129; Lehmann, II, 70, 27; Schottel, 1124a; Eiselein, 233; Simrock, 3551.

Lat.: Ex oculis, loculis, poculis cognoscitur omnis. - Vinum animi speculum. (Gaal, 691.)

5 Die Gestalt verrhet die that. - Eyering, I, 365.

6 Die gestalt zeugt. - Franck, II, 22b.

7 Die schönste Gestalt wird alt und kalt. - Parömiakon, 1118.

Körperreize und äussere Vorzüge wiegen an Gehalt und Ausdauer die geistigen Vorzüge nicht auf.

8 Eine schöne Gestalt ist ein Apfel, der fault bald. - Parömiakon, 1114.

9 Eine schöne Gestalt ist eine Empfehlung von grosser Gewalt.

10 Es kommt nicht auf die Gestalt an. - Parömiakon, 117.

[Spaltenumbruch]
Gespartes.

Ein Gespartes ist besser als zehn Gedarbte.Nass. Schulbl., XIV, 5.

„Es ist ein Gespartes allzeit besser denn hunderttausend Gedarbte, haben vor zeiten die Alten gesagt.“ (Colerus, 215a.)


Gespäss.

Gespäss und Braten sind gern Kameraden.Parömiakon, 1438.


Gespei.

Wer sich wolt kehren an all gespey, antworten auff vnnutz geschrey, der macht auss einem vnglück zwey.Henisch, 1566, 30; Schottel, 1144b; Simplic., 100.

Dän.: Slem snak bør ei at høres. (Prov. dan., 512.)


Gespenst.

1 Es ist nicht all ein Gespenst, was inn der Tochter Kammer gehet.Henisch, 1566, 49; Petri, II, 273.

Die Chinesen sagen: Gespenster wird es immer geben, wo die Dienerschaft sie braucht (oder: damit einverstanden ist). (Cahier, 2103.)

2 Gespenster erscheinen nur den Einfältigen.

Aber auch gescheite Leute haben daran geglaubt. So wird von dem englischen Philosophen Locke erzählt, er habe eine so grosse Furcht vor Gespenstern gehabt, dass er sich nie schlafen gelegt, ohne sich durch eine Art von Beschwörung derselben vor ihrem Besuch gesichert zu haben. (Bresl. Erzähler, 1803, S. 830.) Luther fürchtete zwar die Gespenster so wenig wie den Teufel, aber er glaubte an jene so fest wie an diesen; und wir finden in seinen Werken zerstreut ein vollständiges System über das Verhalten u. s. w. gegen Gespenster. Er beantwortet die Fragen: Warum Gespenster seien? Wie man sich gegen sie bezeugen, z. B. sie anreden solle u. s. w. (Vgl. Saltzmann, S. 312 fg.)

3 Gespenster muss nicht citiren, wer sich nicht selber will vexiren.Körte, 1095; Simrock, 8544.

4 Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt.

5 Wer sich vor einem Gespenst fürchtet, den darf kein Mensch (Mann) anfassen.Sutor, 168; Lehmann, 447, 33.

Vom Furchtsamen. Die Chinesen behaupten, dass niemand Gespenster mehr fürchte, als wer nicht an Geister glaube. (Cahier, 2115.)

6 Wo das gespenst ist, ist der Teuffel nicht weit von.Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 311; Simrock, 3543; Körte, 2094.

Und wo der Teufel ist, da fehlt es nicht an Gespenstern; wo aber Aufklärung herrscht, da sind alle beide nicht. Erleuchtete Regierungen dulden diese Unruhestifter auch in ihrem Lande nicht; daher erschien unter dem 18. Febr. 1728 in Hechingen eine Verordnung, die demjenigen 50 Fl. zusicherte, der einen Kobold, einen Werwolf oder ein Gespenst todt oder lebendig dem fürstlichen Oberjägermeister abliefere.

Frz.: Où sont fillettes et bon vin, c'est que là hante le lutin.

*7 Er sieht Gespenster bei hellem Tage.

Und die Gespenster sollen nach H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1854, IV, 32) „noch furchtbarer sein, wenn sie den schwarzen Mantel der Nacht abwerfen und sich im hellen Mittagslicht sehen lassen“.

*8 Gespenster citiren.

Veraltete, überlebte, überwundene Einrichtungen, Standpunkte, Gesetze u. s. w. wieder hervorrufen, beleben wollen.


Gespensterseher.

* Es ist ein Gespensterseher.

Leidet an krankhaften (besonders politischen) Einbildungen, erblickt Bassermann'sche und andere Schreckgestalten.


Gesper.

Gross gesper, wenig wahr.Lehmann, 714, 3.


Gespiel.

Gut Gespiel schiesset (zielet) auch zum Ziel.Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 98.


Gespielschaft.

Böse gespillschaft nimmt zur Ee die Armut und gebirt ein sun, der heisst Gespött, läbt prächtig und kostlich one mass und lasst dir ein letzte, die heisst im alter gen bätteln gon.Bullinger, 79b.


Gespild.

Gespilt geht dem freundrecht vor.Statuten der herzogl. sächsischen Residenzstadt Koburg (Koburg 1818), S. 114; Graf, 103, 232.

Es war bei unsern Vorfahren Grundsatz, jedes Gut so lange als möglich ungetheilt in derselben Familie [Spaltenumbruch] im Mannsstamme zu erhalten. Traten Fälle ein, dass von diesem Grundsatze abgewichen werden musste, so gingen doch alle Bestimmungen des Rechts da hinaus, sobald es geschehen konnte, die abgetrennten Theile wieder mit dem Hauptgut in Einer Hand zu vereinigen. Das obige Sprichwort bezieht sich hierauf, indem es eine Regel bei Anwendung des Näherrechts ausspricht. Wenn ein Gut in Kauf kam, so hatte der Freund, wenn er nicht ungünstigere Kaufbedingungen stellte, den Vorkauf vor jedem Fremden, der Gespilde aber oder Getheilte, d. h. der, welcher bereits einen abgetrennten Theil des Guts besass, im Interesse der Wiedervereinigung desselben den Vorkauf vor dem Freunde.


Gespinne.

Die nächste Gespinne nimmt kein Mustheil (s. d.).Graf, 217, 248.

Mhd.: Die nehist gespinne nympt keyn musteil. (Daniels, 22, 4.)


Gespinst.

1 Wie das Gespinst, so der Gewinst.Simrock, 3545; Körte, 2096; Gaal, 713.

Lat.: Qualia quisque geret, talia quisque feret. (Gaal, 713.)

Ung.: A ki mint keresi, úgy veszi hasznát. (Gaal, 713.)

*2 Es ist sein Gespinst.


Gespött.

Gespött zerreisst dir kein Bett.Simrock, 3547; Braun, I, 774; Körte, 2097.


Gespräch.

1 Bei Gespräch und Spiel taugt der Lärm nicht viel (oder: schrei nicht zu viel).

Lat.: Absit clamor in colloquio aut lusu. (Philippi, I, 4.)

2 Böse gespräch verderben gute sitten.Henisch, 1568, 17.

Lat.: Corrumpunt bonos mores colloquia prava. (Binder I, 202; II, 531; Tappius, 63a; Gaal, 698; Seybold, 80.)

3 Gutes Gespräch kürzet den Weg.Eiselein, 232; Simrock, 3548.

Von einem angenehmen (süssen) Gespräch sagen die Engländer, es mache angenehme Tage und Nächte. (Reinsberg III, 91.)

Lat.: Comes facundus in via pro vehiculo est. (Eiselein, 232.)

4 Im Gespräch lernt man mehr als aus Büchern.

5 Lange Gespräche machen kurze Tage.

Frz.: Les longs discours font les jours courts. (Kritzinger, 239b.)


Gesselpest.

Es ist von der Gesselpest1 her. (Ostpreuss.) – Frischbier, 256; Frischbier2, 1253.

1) Auch von der Kurrenpest; aus alter Zeit.


Gestade.

Wess Gestade näher ist, dess der Werder.Graf, 103, 210.

Spricht den Grundsatz aus, dass die Inseln oder Werder, die in einem Fluss durch Abspülen oder Anschwemmen entstehen, dem gehören sollen, dessen Ufer sie am nächsten liegen. (S. Grenzen.)

Mhd.: Welcher stad daz ner ist, der gebord der werder. (Ortloff, V, 3.)


Gestalt.

1 Auf die Gestalt kommt es nicht an, sonst beschämte der Pfau einen Mann.Parömiakon, 117.

2 Auf schöne Gestalt ist nicht zu bauen.

Böhm.: Nehled' na postavu, ale na podstatu. (Čelakovský, 267.)

Poln.: Niepatrz na postawę, ale na człowieka sprawę. (Čelakovský, 267.)

3 Die Gestalt ist offt gut, der Kopff ein Narr.Lehmann, 29, 39.

4 Die gestalt sieht man im Spiegel, aber das Hertz sieht man im Wein.Henisch, 1572, 39; Petri, II, 129; Lehmann, II, 70, 27; Schottel, 1124a; Eiselein, 233; Simrock, 3551.

Lat.: Ex oculis, loculis, poculis cognoscitur omnis. – Vinum animi speculum. (Gaal, 691.)

5 Die Gestalt verrhet die that.Eyering, I, 365.

6 Die gestalt zeugt.Franck, II, 22b.

7 Die schönste Gestalt wird alt und kalt.Parömiakon, 1118.

Körperreize und äussere Vorzüge wiegen an Gehalt und Ausdauer die geistigen Vorzüge nicht auf.

8 Eine schöne Gestalt ist ein Apfel, der fault bald.Parömiakon, 1114.

9 Eine schöne Gestalt ist eine Empfehlung von grosser Gewalt.

10 Es kommt nicht auf die Gestalt an.Parömiakon, 117.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0843" n="[815]"/>
        <cb n="1629"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespartes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Ein Gespartes ist besser als zehn Gedarbte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Nass. Schulbl., XIV, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Es ist ein Gespartes allzeit besser denn hunderttausend Gedarbte, haben vor zeiten die Alten gesagt.&#x201C; (<hi rendition="#i">Colerus, 215<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespäss.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gespäss und Braten sind gern Kameraden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1438.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer sich wolt kehren an all gespey, antworten auff vnnutz geschrey, der macht auss einem vnglück zwey.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1566, 30; Schottel, 1144<hi rendition="#sup">b</hi>; Simplic., 100.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Slem snak bør ei at høres. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 512.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespenst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist nicht all ein Gespenst, was inn der Tochter Kammer gehet.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1566, 49; Petri, II, 273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Chinesen sagen: Gespenster wird es immer geben, wo die Dienerschaft sie braucht (oder: damit einverstanden ist). (<hi rendition="#i">Cahier, 2103.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Gespenster erscheinen nur den Einfältigen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Aber auch gescheite Leute haben daran geglaubt. So wird von dem englischen Philosophen Locke erzählt, er habe eine so grosse Furcht vor Gespenstern gehabt, dass er sich nie schlafen gelegt, ohne sich durch eine Art von Beschwörung derselben vor ihrem Besuch gesichert zu haben. (<hi rendition="#i">Bresl. Erzähler, 1803, S. 830.</hi>) Luther fürchtete zwar die Gespenster so wenig wie den Teufel, aber er glaubte an jene so fest wie an diesen; und wir finden in seinen Werken zerstreut ein vollständiges System über das Verhalten u. s. w. gegen Gespenster. Er beantwortet die Fragen: Warum Gespenster seien? Wie man sich gegen sie bezeugen, z. B. sie anreden solle u. s. w. (Vgl. <hi rendition="#i">Saltzmann, S. 312 fg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gespenster muss nicht citiren, wer sich nicht selber will vexiren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1095; Simrock, 8544.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer sich vor einem Gespenst fürchtet, den darf kein Mensch (Mann) anfassen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sutor, 168; Lehmann, 447, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Vom Furchtsamen. Die Chinesen behaupten, dass niemand Gespenster mehr fürchte, als wer nicht an Geister glaube. (<hi rendition="#i">Cahier, 2115.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wo das gespenst ist, ist der Teuffel nicht weit von.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 311; Simrock, 3543; Körte, 2094.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Und wo der Teufel ist, da fehlt es nicht an Gespenstern; wo aber Aufklärung herrscht, da sind alle beide nicht. Erleuchtete Regierungen dulden diese Unruhestifter auch in ihrem Lande nicht; daher erschien unter dem 18. Febr. 1728 in Hechingen eine Verordnung, die demjenigen 50 Fl. zusicherte, der einen Kobold, einen Werwolf oder ein Gespenst todt oder lebendig dem fürstlichen Oberjägermeister abliefere.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Où sont fillettes et bon vin, c'est que là hante le lutin.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*7 Er sieht Gespenster bei hellem Tage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Und die Gespenster sollen nach <hi rendition="#i">H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1854, IV, 32)</hi> &#x201E;noch furchtbarer sein, wenn sie den schwarzen Mantel der Nacht abwerfen und sich im hellen Mittagslicht sehen lassen&#x201C;.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Gespenster citiren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Veraltete, überlebte, überwundene Einrichtungen, Standpunkte, Gesetze u. s. w. wieder hervorrufen, beleben wollen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespensterseher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Es ist ein Gespensterseher.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Leidet an krankhaften (besonders politischen) Einbildungen, erblickt Bassermann'sche und andere Schreckgestalten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gesper.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gross gesper, wenig wahr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 714, 3.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespiel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gut Gespiel schiesset (zielet) auch zum Ziel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 98.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespielschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Böse gespillschaft nimmt zur Ee die Armut und gebirt ein sun, der heisst Gespött, läbt prächtig und kostlich one mass und lasst dir ein letzte, die heisst im alter gen bätteln gon.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bullinger, 79<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespild.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gespilt geht dem freundrecht vor.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Statuten der herzogl. sächsischen Residenzstadt Koburg (Koburg 1818), S. 114; Graf, 103, 232.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es war bei unsern Vorfahren Grundsatz, jedes Gut so lange als möglich ungetheilt in derselben Familie <cb n="1630"/>
im Mannsstamme zu erhalten. Traten Fälle ein, dass von diesem Grundsatze abgewichen werden musste, so gingen doch alle Bestimmungen des Rechts da hinaus, sobald es geschehen konnte, die abgetrennten Theile wieder mit dem Hauptgut in Einer Hand zu vereinigen. Das obige Sprichwort bezieht sich hierauf, indem es eine Regel bei Anwendung des Näherrechts ausspricht. Wenn ein Gut in Kauf kam, so hatte der Freund, wenn er nicht ungünstigere Kaufbedingungen stellte, den Vorkauf vor jedem Fremden, der Gespilde aber oder Getheilte, d. h. der, welcher bereits einen abgetrennten Theil des Guts besass, im Interesse der Wiedervereinigung desselben den Vorkauf vor dem Freunde.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespinne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die nächste Gespinne nimmt kein  Mustheil (s. d.).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 217, 248.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Die nehist gespinne nympt keyn musteil. (<hi rendition="#i">Daniels, 22, 4.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespinst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wie das Gespinst, so der Gewinst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3545; Körte, 2096; Gaal, 713.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qualia quisque geret, talia quisque feret. (<hi rendition="#i">Gaal, 713.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A ki mint keresi, úgy veszi hasznát. (<hi rendition="#i">Gaal, 713.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Es ist sein Gespinst.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespött.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Gespött zerreisst dir kein Bett.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 3547; Braun, I, 774; Körte, 2097.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gespräch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Bei Gespräch und Spiel taugt der Lärm nicht viel (oder: schrei nicht zu viel).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Absit clamor in colloquio aut lusu. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Böse gespräch verderben gute sitten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1568, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Corrumpunt bonos mores colloquia prava. (<hi rendition="#i">Binder I, 202; II, 531; Tappius, 63<hi rendition="#sup">a</hi>; Gaal, 698; Seybold, 80.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Gutes Gespräch kürzet den Weg.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 232; Simrock, 3548.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem angenehmen (süssen) Gespräch sagen die Engländer, es mache angenehme Tage und Nächte. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 91.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Comes facundus in via pro vehiculo est. (<hi rendition="#i">Eiselein, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Im Gespräch lernt man mehr als aus Büchern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Lange Gespräche machen kurze Tage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les longs discours font les jours courts. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 239<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gesselpest.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es ist von der Gesselpest<hi rendition="#sup">1</hi> her.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 256; Frischbier<hi rendition="#sup">2</hi>, 1253.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch von der Kurrenpest; aus alter Zeit.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gestade.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wess Gestade näher ist, dess der Werder.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 103, 210.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spricht den Grundsatz aus, dass die Inseln oder Werder, die in einem Fluss durch Abspülen oder Anschwemmen entstehen, dem gehören sollen, dessen Ufer sie am nächsten liegen. (S.  Grenzen.)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Welcher stad daz ner ist, der gebord der werder. (<hi rendition="#i">Ortloff, V, 3.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gestalt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf die Gestalt kommt es nicht an, sonst beschämte der Pfau einen Mann.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Auf schöne Gestalt ist nicht zu bauen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Nehled' na postavu, ale na podstatu. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 267.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Niepatrz na postaw&#x0119;, ale na cz&#x0142;owieka spraw&#x0119;. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 267.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Die Gestalt ist offt gut, der Kopff ein Narr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 29, 39.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Die gestalt sieht man im Spiegel, aber das Hertz sieht man im Wein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1572, 39; Petri, II, 129; Lehmann, II, 70, 27; Schottel, 1124<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 233; Simrock, 3551.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex oculis, loculis, poculis cognoscitur omnis. &#x2013; Vinum animi speculum. (<hi rendition="#i">Gaal, 691.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Die Gestalt verrhet die that.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, I, 365.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Die gestalt zeugt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 22<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Die schönste Gestalt wird alt und kalt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1118.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Körperreize und äussere Vorzüge wiegen an Gehalt und Ausdauer die geistigen Vorzüge nicht auf.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Eine schöne Gestalt ist ein Apfel, der fault bald.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1114.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Eine schöne Gestalt ist eine Empfehlung von grosser Gewalt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Es kommt nicht auf die Gestalt an.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 117.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[815]/0843] Gespartes. Ein Gespartes ist besser als zehn Gedarbte. – Nass. Schulbl., XIV, 5. „Es ist ein Gespartes allzeit besser denn hunderttausend Gedarbte, haben vor zeiten die Alten gesagt.“ (Colerus, 215a.) Gespäss. Gespäss und Braten sind gern Kameraden. – Parömiakon, 1438. Gespei. Wer sich wolt kehren an all gespey, antworten auff vnnutz geschrey, der macht auss einem vnglück zwey. – Henisch, 1566, 30; Schottel, 1144b; Simplic., 100. Dän.: Slem snak bør ei at høres. (Prov. dan., 512.) Gespenst. 1 Es ist nicht all ein Gespenst, was inn der Tochter Kammer gehet. – Henisch, 1566, 49; Petri, II, 273. Die Chinesen sagen: Gespenster wird es immer geben, wo die Dienerschaft sie braucht (oder: damit einverstanden ist). (Cahier, 2103.) 2 Gespenster erscheinen nur den Einfältigen. Aber auch gescheite Leute haben daran geglaubt. So wird von dem englischen Philosophen Locke erzählt, er habe eine so grosse Furcht vor Gespenstern gehabt, dass er sich nie schlafen gelegt, ohne sich durch eine Art von Beschwörung derselben vor ihrem Besuch gesichert zu haben. (Bresl. Erzähler, 1803, S. 830.) Luther fürchtete zwar die Gespenster so wenig wie den Teufel, aber er glaubte an jene so fest wie an diesen; und wir finden in seinen Werken zerstreut ein vollständiges System über das Verhalten u. s. w. gegen Gespenster. Er beantwortet die Fragen: Warum Gespenster seien? Wie man sich gegen sie bezeugen, z. B. sie anreden solle u. s. w. (Vgl. Saltzmann, S. 312 fg.) 3 Gespenster muss nicht citiren, wer sich nicht selber will vexiren. – Körte, 1095; Simrock, 8544. 4 Wer an Gespenster glaubt, wird leicht von ihnen geneckt. 5 Wer sich vor einem Gespenst fürchtet, den darf kein Mensch (Mann) anfassen. – Sutor, 168; Lehmann, 447, 33. Vom Furchtsamen. Die Chinesen behaupten, dass niemand Gespenster mehr fürchte, als wer nicht an Geister glaube. (Cahier, 2115.) 6 Wo das gespenst ist, ist der Teuffel nicht weit von. – Gruter, III, 115; Lehmann, II, 882, 311; Simrock, 3543; Körte, 2094. Und wo der Teufel ist, da fehlt es nicht an Gespenstern; wo aber Aufklärung herrscht, da sind alle beide nicht. Erleuchtete Regierungen dulden diese Unruhestifter auch in ihrem Lande nicht; daher erschien unter dem 18. Febr. 1728 in Hechingen eine Verordnung, die demjenigen 50 Fl. zusicherte, der einen Kobold, einen Werwolf oder ein Gespenst todt oder lebendig dem fürstlichen Oberjägermeister abliefere. Frz.: Où sont fillettes et bon vin, c'est que là hante le lutin. *7 Er sieht Gespenster bei hellem Tage. Und die Gespenster sollen nach H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1854, IV, 32) „noch furchtbarer sein, wenn sie den schwarzen Mantel der Nacht abwerfen und sich im hellen Mittagslicht sehen lassen“. *8 Gespenster citiren. Veraltete, überlebte, überwundene Einrichtungen, Standpunkte, Gesetze u. s. w. wieder hervorrufen, beleben wollen. Gespensterseher. * Es ist ein Gespensterseher. Leidet an krankhaften (besonders politischen) Einbildungen, erblickt Bassermann'sche und andere Schreckgestalten. Gesper. Gross gesper, wenig wahr. – Lehmann, 714, 3. Gespiel. Gut Gespiel schiesset (zielet) auch zum Ziel. – Gruter, III, 46; Lehmann, II, 239, 98. Gespielschaft. Böse gespillschaft nimmt zur Ee die Armut und gebirt ein sun, der heisst Gespött, läbt prächtig und kostlich one mass und lasst dir ein letzte, die heisst im alter gen bätteln gon. – Bullinger, 79b. Gespild. Gespilt geht dem freundrecht vor. – Statuten der herzogl. sächsischen Residenzstadt Koburg (Koburg 1818), S. 114; Graf, 103, 232. Es war bei unsern Vorfahren Grundsatz, jedes Gut so lange als möglich ungetheilt in derselben Familie im Mannsstamme zu erhalten. Traten Fälle ein, dass von diesem Grundsatze abgewichen werden musste, so gingen doch alle Bestimmungen des Rechts da hinaus, sobald es geschehen konnte, die abgetrennten Theile wieder mit dem Hauptgut in Einer Hand zu vereinigen. Das obige Sprichwort bezieht sich hierauf, indem es eine Regel bei Anwendung des Näherrechts ausspricht. Wenn ein Gut in Kauf kam, so hatte der Freund, wenn er nicht ungünstigere Kaufbedingungen stellte, den Vorkauf vor jedem Fremden, der Gespilde aber oder Getheilte, d. h. der, welcher bereits einen abgetrennten Theil des Guts besass, im Interesse der Wiedervereinigung desselben den Vorkauf vor dem Freunde. Gespinne. Die nächste Gespinne nimmt kein Mustheil (s. d.). – Graf, 217, 248. Mhd.: Die nehist gespinne nympt keyn musteil. (Daniels, 22, 4.) Gespinst. 1 Wie das Gespinst, so der Gewinst. – Simrock, 3545; Körte, 2096; Gaal, 713. Lat.: Qualia quisque geret, talia quisque feret. (Gaal, 713.) Ung.: A ki mint keresi, úgy veszi hasznát. (Gaal, 713.) *2 Es ist sein Gespinst. Gespött. Gespött zerreisst dir kein Bett. – Simrock, 3547; Braun, I, 774; Körte, 2097. Gespräch. 1 Bei Gespräch und Spiel taugt der Lärm nicht viel (oder: schrei nicht zu viel). Lat.: Absit clamor in colloquio aut lusu. (Philippi, I, 4.) 2 Böse gespräch verderben gute sitten. – Henisch, 1568, 17. Lat.: Corrumpunt bonos mores colloquia prava. (Binder I, 202; II, 531; Tappius, 63a; Gaal, 698; Seybold, 80.) 3 Gutes Gespräch kürzet den Weg. – Eiselein, 232; Simrock, 3548. Von einem angenehmen (süssen) Gespräch sagen die Engländer, es mache angenehme Tage und Nächte. (Reinsberg III, 91.) Lat.: Comes facundus in via pro vehiculo est. (Eiselein, 232.) 4 Im Gespräch lernt man mehr als aus Büchern. 5 Lange Gespräche machen kurze Tage. Frz.: Les longs discours font les jours courts. (Kritzinger, 239b.) Gesselpest. Es ist von der Gesselpest1 her. (Ostpreuss.) – Frischbier, 256; Frischbier2, 1253. 1) Auch von der Kurrenpest; aus alter Zeit. Gestade. Wess Gestade näher ist, dess der Werder. – Graf, 103, 210. Spricht den Grundsatz aus, dass die Inseln oder Werder, die in einem Fluss durch Abspülen oder Anschwemmen entstehen, dem gehören sollen, dessen Ufer sie am nächsten liegen. (S. Grenzen.) Mhd.: Welcher stad daz ner ist, der gebord der werder. (Ortloff, V, 3.) Gestalt. 1 Auf die Gestalt kommt es nicht an, sonst beschämte der Pfau einen Mann. – Parömiakon, 117. 2 Auf schöne Gestalt ist nicht zu bauen. Böhm.: Nehled' na postavu, ale na podstatu. (Čelakovský, 267.) Poln.: Niepatrz na postawę, ale na człowieka sprawę. (Čelakovský, 267.) 3 Die Gestalt ist offt gut, der Kopff ein Narr. – Lehmann, 29, 39. 4 Die gestalt sieht man im Spiegel, aber das Hertz sieht man im Wein. – Henisch, 1572, 39; Petri, II, 129; Lehmann, II, 70, 27; Schottel, 1124a; Eiselein, 233; Simrock, 3551. Lat.: Ex oculis, loculis, poculis cognoscitur omnis. – Vinum animi speculum. (Gaal, 691.) 5 Die Gestalt verrhet die that. – Eyering, I, 365. 6 Die gestalt zeugt. – Franck, II, 22b. 7 Die schönste Gestalt wird alt und kalt. – Parömiakon, 1118. Körperreize und äussere Vorzüge wiegen an Gehalt und Ausdauer die geistigen Vorzüge nicht auf. 8 Eine schöne Gestalt ist ein Apfel, der fault bald. – Parömiakon, 1114. 9 Eine schöne Gestalt ist eine Empfehlung von grosser Gewalt. 10 Es kommt nicht auf die Gestalt an. – Parömiakon, 117.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/843
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [815]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/843>, abgerufen am 22.12.2024.