Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 2 Der Gescheite(re) gibt (dem Narren) nach. - Mayer, II, 18; Simrock, 3476; Steiger, 484; Kirchhofer, 238; Eiselein, 229; Frischbier, 1239.

Frz.: Le plus sage se tait. (Eiselein, 229.)

3 Der Gescheite soll den Narren auf dem Rücken tragen. - Körte, 2052; Simrock, 3476a; Braun, I, 745.

Dann ist er sicher, dass ihm von demselben der Weg verlaufen oder die Schuhe ausgetreten werden.

4 Der Gescheite weiss mehr in einem Item, als der Geck in Summa Summarum. - Eiselein, 229.

5 Der G'schider gid noh1, sagte der Entlebucher, Muni2 gib du noh. (Luzern.)

1) Nohgä = ablassen, nachgeben.

2) Hier als Eigenname eines Bullen, Ochsen, Stiers, sonst auch der eines Katers, männlichen Kaninchens, auch Bezeichnung eines Wollüstlings. Eigentlich bezeichnet das Wort üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch närrisches Schweigen und Betragen äussert. Man sagt von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält: Es hat den Muni oder ist ein Muni. (Stalder, II, 220.)

6 Es ist besser mit einem Gescheiten zu verlieren, als mit einem Dummen zu finden (triumphiren).

Es kommt hierbei sehr stark darauf an, was man verliert, was man findet und worüber man triumphirt.

7 Inbel (manchmal) lässt's einen Gscheidt'n auch sitzen. (Oberösterreich.)

8 Mach den Gescheiten.

D. h. gib nach.

9 Wenn ein Gescheiter nach Troppau kommt, muss er fort. (Troppau.)


Gescheitester.

1 Der Gescheiteste gibt nach. - Volksbote, IX, 157.

2 Er ist der Gescheiteste (in der Stadt, am Orte, in der Gesellschaft) wie der Thorwächter in Mecheln. (S. Brühe 18.)

Mecheln wird wegen der Dummheit seiner Bewohner verspottet. Auf die Frage, wer dort am gescheitesten sei, wurde einmal geantwortet: die Thorwächter, weil diese die Einfältigen zu bewachen hätten. Eine Anzahl belgischer Städte werden im Verse geschildert:

Brüssel ist adelsberühmt und Antwerpen mächtig durch Reichthum,

Gent durch Stricke bekannt und Brügge durch reizende Mädchen,

Löwen gelehrtenerfüllt, doch Mecheln gesegnet mit Dummheit.

3 Ich will nicht der Gescheiteste sein, sagte die Frau, als der Pfarrer verlangte, sie solle ihrem Manne gegenüber nachgeben.


Gescheitheit.

*1 Er hat die Gescheitheit mit Löffeln gefressen. (Thüringen.)

*2 Er ist über die Gescheitheit hinausgefallen.


Gescheitigkeit.

* Der hat die G'scheidigkeit oa nit mit'n Löff'l g'frass'n. (Franken.) - Frommann, VI, 168, 113.

Er ist nicht der Klügste.


Geschell.

Das Geschell ist nicht gar fehl. - Petri, II, 61; Eiselein, 229.

Lat.: Nam non ulla quidem prorsum perit irrita fama, per populos quaecunque volat, quia numen et ipsa est.


Geschenk.

1 Auf neues Geschenk gehört kein alter Dank. - Winckler, XVI, 54.

Die Russen sagen: Alte Geschenke begehren neue Danksagung. (Altmann, VI, 428.)

2 Das geschencke des menschen macht jm raum, vnd bringet für die grossen Herren. - Agricola II, 269.

3 Der geschenck will haben über d' mass, zu dem hat jederman ein hass. - Henisch, 1533, 1.

Lat.: Illum nullus amat, qui semper da mihi clamat. (Henisch, 1533, 3.)

4 Der verdient kein grosses Geschenk, der an die kleinen nicht gedenkt. - Brandt, Nsch., 59.

5 Die Geschenke des Feindes sind Galläpfel.

6 Ehrliche Geschenk bringen lieb vnd machen guten willen. - Petri, II, 160.

7 Ein Geschenk, auf das man lange warten muss, ist halb bezahlt.

It.: Don differito, e troppo aspettato, non e donato, men caro venduto. (Bohn I, 93.)


[Spaltenumbruch]

8 Ein Geschenk, durch das man die Freiheit verliert, ist theuer bezahlt.

It.: Dannoso e il dono che toglie la liberta. (Pazzaglia, 96, 11.)

9 Ein Geschenk ist bald vergessen.

Ein ägyptisches Sprichwort gibt sogar Anweisung dazu, es rasch zu vergessen, indem es sagt: Das Geschenk (das dir geschickt wird) iss und den Teller (auf dem es dir gebracht wurde) zerbrich. (Burckhardt, 556.) Der Teller möchte sonst an das Geschenk mahnen und an die Pflicht der Dankbarkeit oder an ein Gegengeschenk.

10 Ein Geschenk ist ein Geschenk und ein Kauf ist ein Kauf, aber niemand dankt dir für einen billigen Verkauf.

11 Ein kleines Geschenk ist besser als eine grosse Hoffnung (Versprechung).

12 Es ist manch Geschenk verloren.

It.: Spesso i doni sono danni. (Bohn I, 127.)

13 Es nimpt einer geschenck vnd thut doch nichts, dass des schenckens werth ist. - Lehmann, 292, 84.

14 Geschenck, furcht, lieb vnd neyd verkehren das gericht. - Henisch, 1533, 18.

15 Geschenck lässt sich mit schlechtem gelt nicht bezahlen. - Henisch, 1533, 25; Petri, II, 335.

16 Geschenck macht Schmeichler vnd Verächter. - Henisch, 1533, 26; Petri, II, 335.

17 Geschenck verblenden die weisen. - Henisch, 415, 36.

18 Geschenck verweissen ist grob vnd bewrisch. - Petri, II, 335.

19 Geschenck vnd gaben, die will ich haben. - Henisch, 1533, 32; Petri, II, 335.

20 Geschenck vnd Gaben legen dem Weisen ein Zaum ins Maul. - Petri, II, 335.

21 Geschenck vnd gaben verrichten alle ding. - Henisch, 1533, 35; Eyering, II, 651.

Holl.: Giften en gaven breken zelfs de steenrotsen. (Harrebomee, I, 238.)

22 Geschencke machen die Weisen (Sehenden) blind. - Henisch, 1533, 29.

Böhm.: Dary oslepuji oci. (Celakovsky, 48.)

Engl.: Gifts blind men's eyes. (Gaal, 685.)

Poln.: Podarki oczy zaslepiaja. (Celakovsky, 48.)

Ung.: Ajandek a szemest is meg vakittia. (Gaal, 685.)

23 Geschencke machen eigen. - Henisch, 1533, 27; Kirchhofer, 339; Körte, 2059; Simrock, 3483; Braun, I, 749.

Frz.: Qui prend, se rend. - Qui prend, s'engage. (Lendroy, 1609.)

It.: Chi beneficio riceve perde la liberta. (Pazzaglia, 30, 1.) - La lepre ha preso il leone col laccio d'ore.

Lat.: Beneficium accipere est libertatem vendere. (Gaal, 684; Henisch, 1533, 28.)

24 Geschenk machen die Herren blind. - Eyering, II, 651.

25 Geschenke binden die Gelenke.

Frz.: Qui prend, se vend. (Cahier, 1456.)

26 Geschenke blenden selbst den Augenarzt.

Dän.: Skienke kand forblinde öyne paa de viise. (Prov. dan., 506.)

27 Geschenke brechen die härtesten Steine entzwei. - Winckler, XII, 17.

Was man mit Geschenken ausrichten kann, ist sicher in Russland nicht unbekannt, und doch sagt ein dortiges Sprichwort: Geschenke tragen keine Zinsen. (Altmann VI, 436.)

Frz.: Le don humilie rochier et mont. (Leroux, II, 248.)

It.: Doni e presenti rompono rocche e monti. (Pazzaglia, 96, 6.)

Port.: Dadivas quebrantao penhas. (Bohn I, 273.)

Span.: Dadivas quebrantan pennas. (Bohn I, 210; Cahier, 3359.)

28 Geschenke bringen Ränke. - Eiselein, 229; Simrock, 3480.

29 Geschenke dürfen nicht anklopfen. - Winckler, XVI, 54.

Sie öffnen jede Thür. Die Türken sagen: Wenn du mit leeren Händen kommst, sagt man: Der Herr schläft; wenn du mit einem Geschenk kommst, sagt man: Der Herr lässt Sie bitten, einzutreten.

30 Geschenke empfangen, macht gefangen.

Ung.: Ajandekkal mindent meg lehet rontani. (Gaal, 684.)

31 Geschenke geben muss mit geschickligkeit geschehen. - Lehmann, 288, 5.

32 Geschenke gelten so viel, wie hoch man sie schätzt.

Dän.: Gaver staaer, mens venner ville. (Prov. dan., 219.)

[Spaltenumbruch] 2 Der Gescheite(re) gibt (dem Narren) nach.Mayer, II, 18; Simrock, 3476; Steiger, 484; Kirchhofer, 238; Eiselein, 229; Frischbier, 1239.

Frz.: Le plus sage se tait. (Eiselein, 229.)

3 Der Gescheite soll den Narren auf dem Rücken tragen.Körte, 2052; Simrock, 3476a; Braun, I, 745.

Dann ist er sicher, dass ihm von demselben der Weg verlaufen oder die Schuhe ausgetreten werden.

4 Der Gescheite weiss mehr in einem Item, als der Geck in Summa Summarum.Eiselein, 229.

5 Der G'schider gid noh1, sagte der Entlebucher, Muni2 gib du noh. (Luzern.)

1) Nohgä = ablassen, nachgeben.

2) Hier als Eigenname eines Bullen, Ochsen, Stiers, sonst auch der eines Katers, männlichen Kaninchens, auch Bezeichnung eines Wollüstlings. Eigentlich bezeichnet das Wort üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch närrisches Schweigen und Betragen äussert. Man sagt von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält: Es hat den Muni oder ist ein Muni. (Stalder, II, 220.)

6 Es ist besser mit einem Gescheiten zu verlieren, als mit einem Dummen zu finden (triumphiren).

Es kommt hierbei sehr stark darauf an, was man verliert, was man findet und worüber man triumphirt.

7 Inbel (manchmal) lässt's einen Gscheidt'n auch sitzen. (Oberösterreich.)

8 Mach den Gescheiten.

D. h. gib nach.

9 Wenn ein Gescheiter nach Troppau kommt, muss er fort. (Troppau.)


Gescheitester.

1 Der Gescheiteste gibt nach.Volksbote, IX, 157.

2 Er ist der Gescheiteste (in der Stadt, am Orte, in der Gesellschaft) wie der Thorwächter in Mecheln. (S. Brühe 18.)

Mecheln wird wegen der Dummheit seiner Bewohner verspottet. Auf die Frage, wer dort am gescheitesten sei, wurde einmal geantwortet: die Thorwächter, weil diese die Einfältigen zu bewachen hätten. Eine Anzahl belgischer Städte werden im Verse geschildert:

Brüssel ist adelsberühmt und Antwerpen mächtig durch Reichthum,

Gent durch Stricke bekannt und Brügge durch reizende Mädchen,

Löwen gelehrtenerfüllt, doch Mecheln gesegnet mit Dummheit.

3 Ich will nicht der Gescheiteste sein, sagte die Frau, als der Pfarrer verlangte, sie solle ihrem Manne gegenüber nachgeben.


Gescheitheit.

*1 Er hat die Gescheitheit mit Löffeln gefressen. (Thüringen.)

*2 Er ist über die Gescheitheit hinausgefallen.


Gescheitigkeit.

* Der hat die G'scheidigkeit oa nit mit'n Löff'l g'frass'n. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 113.

Er ist nicht der Klügste.


Geschell.

Das Geschell ist nicht gar fehl.Petri, II, 61; Eiselein, 229.

Lat.: Nam non ulla quidem prorsum perit irrita fama, per populos quaecunque volat, quia numen et ipsa est.


Geschenk.

1 Auf neues Geschenk gehört kein alter Dank.Winckler, XVI, 54.

Die Russen sagen: Alte Geschenke begehren neue Danksagung. (Altmann, VI, 428.)

2 Das geschencke des menschen macht jm raum, vnd bringet für die grossen Herren.Agricola II, 269.

3 Der geschenck will haben über d' mass, zu dem hat jederman ein hass.Henisch, 1533, 1.

Lat.: Illum nullus amat, qui semper da mihi clamat. (Henisch, 1533, 3.)

4 Der verdient kein grosses Geschenk, der an die kleinen nicht gedenkt.Brandt, Nsch., 59.

5 Die Geschenke des Feindes sind Galläpfel.

6 Ehrliche Geschenk bringen lieb vnd machen guten willen.Petri, II, 160.

7 Ein Geschenk, auf das man lange warten muss, ist halb bezahlt.

It.: Don differito, e troppo aspettato, non è donato, men caro venduto. (Bohn I, 93.)


[Spaltenumbruch]

8 Ein Geschenk, durch das man die Freiheit verliert, ist theuer bezahlt.

It.: Dannoso è il dono che toglie la libertà. (Pazzaglia, 96, 11.)

9 Ein Geschenk ist bald vergessen.

Ein ägyptisches Sprichwort gibt sogar Anweisung dazu, es rasch zu vergessen, indem es sagt: Das Geschenk (das dir geschickt wird) iss und den Teller (auf dem es dir gebracht wurde) zerbrich. (Burckhardt, 556.) Der Teller möchte sonst an das Geschenk mahnen und an die Pflicht der Dankbarkeit oder an ein Gegengeschenk.

10 Ein Geschenk ist ein Geschenk und ein Kauf ist ein Kauf, aber niemand dankt dir für einen billigen Verkauf.

11 Ein kleines Geschenk ist besser als eine grosse Hoffnung (Versprechung).

12 Es ist manch Geschenk verloren.

It.: Spesso i doni sono danni. (Bohn I, 127.)

13 Es nimpt einer geschenck vnd thut doch nichts, dass des schenckens werth ist.Lehmann, 292, 84.

14 Geschenck, furcht, lieb vnd neyd verkehren das gericht.Henisch, 1533, 18.

15 Geschenck lässt sich mit schlechtem gelt nicht bezahlen.Henisch, 1533, 25; Petri, II, 335.

16 Geschenck macht Schmeichler vnd Verächter.Henisch, 1533, 26; Petri, II, 335.

17 Geschenck verblenden die weisen.Henisch, 415, 36.

18 Geschenck verweissen ist grob vnd bewrisch.Petri, II, 335.

19 Geschenck vnd gaben, die will ich haben.Henisch, 1533, 32; Petri, II, 335.

20 Geschenck vnd Gaben legen dem Weisen ein Zaum ins Maul.Petri, II, 335.

21 Geschenck vnd gaben verrichten alle ding.Henisch, 1533, 35; Eyering, II, 651.

Holl.: Giften en gaven breken zelfs de steenrotsen. (Harrebomée, I, 238.)

22 Geschencke machen die Weisen (Sehenden) blind.Henisch, 1533, 29.

Böhm.: Dary oslepují oči. (Čelakovský, 48.)

Engl.: Gifts blind men's eyes. (Gaal, 685.)

Poln.: Podarki oczy zaślepiaja. (Čelakovský, 48.)

Ung.: Ajándék a szemest ís meg vakittia. (Gaal, 685.)

23 Geschencke machen eigen.Henisch, 1533, 27; Kirchhofer, 339; Körte, 2059; Simrock, 3483; Braun, I, 749.

Frz.: Qui prend, se rend. – Qui prend, s'engage. (Lendroy, 1609.)

It.: Chi beneficio riceve perde la libertà. (Pazzaglia, 30, 1.) – La lepre ha preso il leone col laccio d'ore.

Lat.: Beneficium accipere est libertatem vendere. (Gaal, 684; Henisch, 1533, 28.)

24 Geschenk machen die Herren blind.Eyering, II, 651.

25 Geschenke binden die Gelenke.

Frz.: Qui prend, se vend. (Cahier, 1456.)

26 Geschenke blenden selbst den Augenarzt.

Dän.: Skienke kand forblinde øyne paa de viise. (Prov. dan., 506.)

27 Geschenke brechen die härtesten Steine entzwei.Winckler, XII, 17.

Was man mit Geschenken ausrichten kann, ist sicher in Russland nicht unbekannt, und doch sagt ein dortiges Sprichwort: Geschenke tragen keine Zinsen. (Altmann VI, 436.)

Frz.: Le don humilie rochier et mont. (Leroux, II, 248.)

It.: Doni e presenti rompono rocche e monti. (Pazzaglia, 96, 6.)

Port.: Dadivas quebrantão penhas. (Bohn I, 273.)

Span.: Dádivas quebrantan peñas. (Bohn I, 210; Cahier, 3359.)

28 Geschenke bringen Ränke.Eiselein, 229; Simrock, 3480.

29 Geschenke dürfen nicht anklopfen.Winckler, XVI, 54.

Sie öffnen jede Thür. Die Türken sagen: Wenn du mit leeren Händen kommst, sagt man: Der Herr schläft; wenn du mit einem Geschenk kommst, sagt man: Der Herr lässt Sie bitten, einzutreten.

30 Geschenke empfangen, macht gefangen.

Ung.: Ajándékkal mindent meg lehet rontani. (Gaal, 684.)

31 Geschenke geben muss mit geschickligkeit geschehen.Lehmann, 288, 5.

32 Geschenke gelten so viel, wie hoch man sie schätzt.

Dän.: Gaver staaer, mens venner ville. (Prov. dan., 219.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0823" n="[795]"/><cb n="1589"/>
2 Der Gescheite(re) gibt (dem Narren) nach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 18; Simrock, 3476; Steiger, 484; Kirchhofer, 238; Eiselein, 229; Frischbier, 1239.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le plus sage se tait. (<hi rendition="#i">Eiselein, 229.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Gescheite soll den Narren auf dem Rücken tragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 2052; Simrock, 3476<hi rendition="#sup">a</hi>; Braun, I, 745.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dann ist er sicher, dass ihm von demselben der Weg verlaufen oder die Schuhe ausgetreten werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der Gescheite weiss mehr in einem Item, als der Geck in Summa Summarum.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 229.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der G'schider gid noh<hi rendition="#sup">1</hi>, sagte der Entlebucher, Muni<hi rendition="#sup">2</hi> gib du noh.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Nohgä = ablassen, nachgeben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Hier als Eigenname eines Bullen, Ochsen, Stiers, sonst auch der eines Katers, männlichen Kaninchens, auch Bezeichnung eines Wollüstlings. Eigentlich bezeichnet das Wort üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch närrisches Schweigen und Betragen äussert. Man sagt von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält: Es hat den Muni oder ist ein Muni. (<hi rendition="#i">Stalder, II, 220.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es ist besser mit einem Gescheiten zu verlieren, als mit einem Dummen zu finden (triumphiren).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Es kommt hierbei sehr stark darauf an, was man verliert, was man findet und worüber man triumphirt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Inbel (manchmal) lässt's einen Gscheidt'n auch sitzen.</hi> (<hi rendition="#i">Oberösterreich.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Mach den Gescheiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. gib nach.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wenn ein Gescheiter nach Troppau kommt, muss er fort.</hi> (<hi rendition="#i">Troppau.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gescheitester.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Gescheiteste gibt nach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Volksbote, IX, 157.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Er ist der Gescheiteste (in der Stadt, am Orte, in der Gesellschaft) wie der Thorwächter in Mecheln. (S.  Brühe 18.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Mecheln wird wegen der Dummheit seiner Bewohner verspottet. Auf die Frage, wer dort am gescheitesten sei, wurde einmal geantwortet: die Thorwächter, weil diese die Einfältigen zu bewachen hätten. Eine Anzahl belgischer Städte werden im Verse geschildert:</p><lb/>
          <p rendition="#et">Brüssel ist adelsberühmt und Antwerpen mächtig durch Reichthum,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gent durch Stricke bekannt und Brügge durch reizende Mädchen,</p><lb/>
          <p rendition="#et">Löwen gelehrtenerfüllt, doch Mecheln gesegnet mit Dummheit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ich will nicht der Gescheiteste sein, sagte die Frau, als der Pfarrer verlangte, sie solle ihrem Manne gegenüber nachgeben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gescheitheit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Er hat die Gescheitheit mit Löffeln gefressen.</hi> (<hi rendition="#i">Thüringen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Er ist über die Gescheitheit hinausgefallen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gescheitigkeit.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Der hat die G'scheidigkeit oa nit mit'n Löff'l g'frass'n.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, VI, 168, 113.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er ist nicht der Klügste.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geschell.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Das Geschell ist nicht gar fehl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 61; Eiselein, 229.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nam non ulla quidem prorsum perit irrita fama, per populos quaecunque volat, quia numen et ipsa est.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geschenk.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Auf neues Geschenk gehört kein alter Dank.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Alte Geschenke begehren neue Danksagung. (<hi rendition="#i">Altmann, VI, 428.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Das geschencke des menschen macht jm raum, vnd bringet für die grossen Herren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola II, 269.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der geschenck will haben über d' mass, zu dem hat jederman ein hass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Illum nullus amat, qui semper da mihi clamat. (<hi rendition="#i">Henisch, 1533, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der verdient kein grosses Geschenk, der an die kleinen nicht gedenkt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Brandt, Nsch., 59.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Die Geschenke des Feindes sind Galläpfel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ehrliche Geschenk bringen lieb vnd machen guten willen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 160.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Ein Geschenk, auf das man lange warten muss, ist halb bezahlt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Don differito, e troppo aspettato, non è donato, men caro venduto. (<hi rendition="#i">Bohn I, 93.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="1590"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Ein Geschenk, durch das man die Freiheit verliert, ist theuer bezahlt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Dannoso è il dono che toglie la libertà. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 96, 11.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ein Geschenk ist bald vergessen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein ägyptisches Sprichwort gibt sogar Anweisung dazu, es rasch zu vergessen, indem es sagt: Das Geschenk (das dir geschickt wird) iss und den Teller (auf dem es dir gebracht wurde) zerbrich. (<hi rendition="#i">Burckhardt, 556.</hi>) Der Teller möchte sonst an das Geschenk mahnen und an die Pflicht der Dankbarkeit oder an ein Gegengeschenk.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Ein Geschenk ist ein Geschenk und ein Kauf ist ein Kauf, aber niemand dankt dir für einen billigen Verkauf.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Ein kleines Geschenk ist besser als eine grosse Hoffnung (Versprechung).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Es ist manch Geschenk verloren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Spesso i doni sono danni. (<hi rendition="#i">Bohn I, 127.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Es nimpt einer geschenck vnd thut doch nichts, dass des schenckens werth ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 292, 84.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Geschenck, furcht, lieb vnd neyd verkehren das gericht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Geschenck lässt sich mit schlechtem gelt nicht bezahlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 25; Petri, II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Geschenck macht Schmeichler vnd Verächter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 26; Petri, II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Geschenck verblenden die weisen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 415, 36.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Geschenck verweissen ist grob vnd bewrisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Geschenck vnd gaben, die will ich haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 32; Petri, II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Geschenck vnd Gaben legen dem Weisen ein Zaum ins Maul.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 335.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Geschenck vnd gaben verrichten alle ding.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 35; Eyering, II, 651.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Giften en gaven breken zelfs de steenrotsen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 238.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Geschencke machen die Weisen (Sehenden) blind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 29.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Dary oslepují o&#x010D;i. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Gifts blind men's eyes. (<hi rendition="#i">Gaal, 685.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Podarki oczy za&#x015B;lepiaja. (<hi rendition="#i">&#x010C;elakovský, 48.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Ajándék a szemest ís meg vakittia. (<hi rendition="#i">Gaal, 685.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Geschencke machen eigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1533, 27; Kirchhofer, 339; Körte, 2059; Simrock, 3483; Braun, I, 749.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui prend, se rend. &#x2013; Qui prend, s'engage. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1609.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi beneficio riceve perde la libertà. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 30, 1.</hi>) &#x2013; La lepre ha preso il leone col laccio d'ore.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Beneficium accipere est libertatem vendere. (<hi rendition="#i">Gaal, 684; Henisch, 1533, 28.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Geschenk machen die Herren blind.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eyering, II, 651.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Geschenke binden die Gelenke.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Qui prend, se vend. (<hi rendition="#i">Cahier, 1456.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Geschenke blenden selbst den Augenarzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Skienke kand forblinde øyne paa de viise. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 506.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Geschenke brechen die härtesten Steine entzwei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XII, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was man mit Geschenken ausrichten kann, ist sicher in Russland nicht unbekannt, und doch sagt ein dortiges Sprichwort: Geschenke tragen keine Zinsen. (<hi rendition="#i">Altmann VI, 436.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le don humilie rochier et mont. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 248.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Doni e presenti rompono rocche e monti. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 96, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Dadivas quebrantão penhas. (<hi rendition="#i">Bohn I, 273.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Dádivas quebrantan peñas. (<hi rendition="#i">Bohn I, 210; Cahier, 3359.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Geschenke bringen Ränke.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 229; Simrock, 3480.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Geschenke dürfen nicht anklopfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, XVI, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie öffnen jede Thür. Die Türken sagen: Wenn du mit leeren Händen kommst, sagt man: Der Herr schläft; wenn du mit einem Geschenk kommst, sagt man: Der Herr lässt Sie bitten, einzutreten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Geschenke empfangen, macht gefangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Ajándékkal mindent meg lehet rontani. (<hi rendition="#i">Gaal, 684.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Geschenke geben muss mit geschickligkeit geschehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 288, 5.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">32 Geschenke gelten so viel, wie hoch man sie schätzt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Gaver staaer, mens venner ville. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 219.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[795]/0823] 2 Der Gescheite(re) gibt (dem Narren) nach. – Mayer, II, 18; Simrock, 3476; Steiger, 484; Kirchhofer, 238; Eiselein, 229; Frischbier, 1239. Frz.: Le plus sage se tait. (Eiselein, 229.) 3 Der Gescheite soll den Narren auf dem Rücken tragen. – Körte, 2052; Simrock, 3476a; Braun, I, 745. Dann ist er sicher, dass ihm von demselben der Weg verlaufen oder die Schuhe ausgetreten werden. 4 Der Gescheite weiss mehr in einem Item, als der Geck in Summa Summarum. – Eiselein, 229. 5 Der G'schider gid noh1, sagte der Entlebucher, Muni2 gib du noh. (Luzern.) 1) Nohgä = ablassen, nachgeben. 2) Hier als Eigenname eines Bullen, Ochsen, Stiers, sonst auch der eines Katers, männlichen Kaninchens, auch Bezeichnung eines Wollüstlings. Eigentlich bezeichnet das Wort üble Laune, eigensinniges Wesen, sofern es sich durch närrisches Schweigen und Betragen äussert. Man sagt von einem Kinde, das in seinem Unwillen lange anhält: Es hat den Muni oder ist ein Muni. (Stalder, II, 220.) 6 Es ist besser mit einem Gescheiten zu verlieren, als mit einem Dummen zu finden (triumphiren). Es kommt hierbei sehr stark darauf an, was man verliert, was man findet und worüber man triumphirt. 7 Inbel (manchmal) lässt's einen Gscheidt'n auch sitzen. (Oberösterreich.) 8 Mach den Gescheiten. D. h. gib nach. 9 Wenn ein Gescheiter nach Troppau kommt, muss er fort. (Troppau.) Gescheitester. 1 Der Gescheiteste gibt nach. – Volksbote, IX, 157. 2 Er ist der Gescheiteste (in der Stadt, am Orte, in der Gesellschaft) wie der Thorwächter in Mecheln. (S. Brühe 18.) Mecheln wird wegen der Dummheit seiner Bewohner verspottet. Auf die Frage, wer dort am gescheitesten sei, wurde einmal geantwortet: die Thorwächter, weil diese die Einfältigen zu bewachen hätten. Eine Anzahl belgischer Städte werden im Verse geschildert: Brüssel ist adelsberühmt und Antwerpen mächtig durch Reichthum, Gent durch Stricke bekannt und Brügge durch reizende Mädchen, Löwen gelehrtenerfüllt, doch Mecheln gesegnet mit Dummheit. 3 Ich will nicht der Gescheiteste sein, sagte die Frau, als der Pfarrer verlangte, sie solle ihrem Manne gegenüber nachgeben. Gescheitheit. *1 Er hat die Gescheitheit mit Löffeln gefressen. (Thüringen.) *2 Er ist über die Gescheitheit hinausgefallen. Gescheitigkeit. * Der hat die G'scheidigkeit oa nit mit'n Löff'l g'frass'n. (Franken.) – Frommann, VI, 168, 113. Er ist nicht der Klügste. Geschell. Das Geschell ist nicht gar fehl. – Petri, II, 61; Eiselein, 229. Lat.: Nam non ulla quidem prorsum perit irrita fama, per populos quaecunque volat, quia numen et ipsa est. Geschenk. 1 Auf neues Geschenk gehört kein alter Dank. – Winckler, XVI, 54. Die Russen sagen: Alte Geschenke begehren neue Danksagung. (Altmann, VI, 428.) 2 Das geschencke des menschen macht jm raum, vnd bringet für die grossen Herren. – Agricola II, 269. 3 Der geschenck will haben über d' mass, zu dem hat jederman ein hass. – Henisch, 1533, 1. Lat.: Illum nullus amat, qui semper da mihi clamat. (Henisch, 1533, 3.) 4 Der verdient kein grosses Geschenk, der an die kleinen nicht gedenkt. – Brandt, Nsch., 59. 5 Die Geschenke des Feindes sind Galläpfel. 6 Ehrliche Geschenk bringen lieb vnd machen guten willen. – Petri, II, 160. 7 Ein Geschenk, auf das man lange warten muss, ist halb bezahlt. It.: Don differito, e troppo aspettato, non è donato, men caro venduto. (Bohn I, 93.) 8 Ein Geschenk, durch das man die Freiheit verliert, ist theuer bezahlt. It.: Dannoso è il dono che toglie la libertà. (Pazzaglia, 96, 11.) 9 Ein Geschenk ist bald vergessen. Ein ägyptisches Sprichwort gibt sogar Anweisung dazu, es rasch zu vergessen, indem es sagt: Das Geschenk (das dir geschickt wird) iss und den Teller (auf dem es dir gebracht wurde) zerbrich. (Burckhardt, 556.) Der Teller möchte sonst an das Geschenk mahnen und an die Pflicht der Dankbarkeit oder an ein Gegengeschenk. 10 Ein Geschenk ist ein Geschenk und ein Kauf ist ein Kauf, aber niemand dankt dir für einen billigen Verkauf. 11 Ein kleines Geschenk ist besser als eine grosse Hoffnung (Versprechung). 12 Es ist manch Geschenk verloren. It.: Spesso i doni sono danni. (Bohn I, 127.) 13 Es nimpt einer geschenck vnd thut doch nichts, dass des schenckens werth ist. – Lehmann, 292, 84. 14 Geschenck, furcht, lieb vnd neyd verkehren das gericht. – Henisch, 1533, 18. 15 Geschenck lässt sich mit schlechtem gelt nicht bezahlen. – Henisch, 1533, 25; Petri, II, 335. 16 Geschenck macht Schmeichler vnd Verächter. – Henisch, 1533, 26; Petri, II, 335. 17 Geschenck verblenden die weisen. – Henisch, 415, 36. 18 Geschenck verweissen ist grob vnd bewrisch. – Petri, II, 335. 19 Geschenck vnd gaben, die will ich haben. – Henisch, 1533, 32; Petri, II, 335. 20 Geschenck vnd Gaben legen dem Weisen ein Zaum ins Maul. – Petri, II, 335. 21 Geschenck vnd gaben verrichten alle ding. – Henisch, 1533, 35; Eyering, II, 651. Holl.: Giften en gaven breken zelfs de steenrotsen. (Harrebomée, I, 238.) 22 Geschencke machen die Weisen (Sehenden) blind. – Henisch, 1533, 29. Böhm.: Dary oslepují oči. (Čelakovský, 48.) Engl.: Gifts blind men's eyes. (Gaal, 685.) Poln.: Podarki oczy zaślepiaja. (Čelakovský, 48.) Ung.: Ajándék a szemest ís meg vakittia. (Gaal, 685.) 23 Geschencke machen eigen. – Henisch, 1533, 27; Kirchhofer, 339; Körte, 2059; Simrock, 3483; Braun, I, 749. Frz.: Qui prend, se rend. – Qui prend, s'engage. (Lendroy, 1609.) It.: Chi beneficio riceve perde la libertà. (Pazzaglia, 30, 1.) – La lepre ha preso il leone col laccio d'ore. Lat.: Beneficium accipere est libertatem vendere. (Gaal, 684; Henisch, 1533, 28.) 24 Geschenk machen die Herren blind. – Eyering, II, 651. 25 Geschenke binden die Gelenke. Frz.: Qui prend, se vend. (Cahier, 1456.) 26 Geschenke blenden selbst den Augenarzt. Dän.: Skienke kand forblinde øyne paa de viise. (Prov. dan., 506.) 27 Geschenke brechen die härtesten Steine entzwei. – Winckler, XII, 17. Was man mit Geschenken ausrichten kann, ist sicher in Russland nicht unbekannt, und doch sagt ein dortiges Sprichwort: Geschenke tragen keine Zinsen. (Altmann VI, 436.) Frz.: Le don humilie rochier et mont. (Leroux, II, 248.) It.: Doni e presenti rompono rocche e monti. (Pazzaglia, 96, 6.) Port.: Dadivas quebrantão penhas. (Bohn I, 273.) Span.: Dádivas quebrantan peñas. (Bohn I, 210; Cahier, 3359.) 28 Geschenke bringen Ränke. – Eiselein, 229; Simrock, 3480. 29 Geschenke dürfen nicht anklopfen. – Winckler, XVI, 54. Sie öffnen jede Thür. Die Türken sagen: Wenn du mit leeren Händen kommst, sagt man: Der Herr schläft; wenn du mit einem Geschenk kommst, sagt man: Der Herr lässt Sie bitten, einzutreten. 30 Geschenke empfangen, macht gefangen. Ung.: Ajándékkal mindent meg lehet rontani. (Gaal, 684.) 31 Geschenke geben muss mit geschickligkeit geschehen. – Lehmann, 288, 5. 32 Geschenke gelten so viel, wie hoch man sie schätzt. Dän.: Gaver staaer, mens venner ville. (Prov. dan., 219.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/823
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [795]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/823>, abgerufen am 22.12.2024.