Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] scheint." Was den Geruch selbst betrifft, so meint H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 86), es sei "hinreichend, wenn man hienieden nur nicht übel rieche". *5 In einem guten (schlechten) Geruche stehen. *6 Jemandes Geruch stinkend machen. Gerücht. 1 Das erste Gerücht überwindet man nicht. Böhm.: Chces miti dobrou povest'? O prvni pecuj. (Celakovsky, 105.) Poln.: Chcesz miec dobra slawe? o pierwsza sie staraj. (Celakovsky, 105.) 2 Das Gerücht geht voraus, ehe man verlässt das Haus. Böhm.: Povest' leti jako ptak. - Povest' po usich lidskych lita. - Slova leti, a povest' roste. (Celakovsky, 107.) Dän.: Ry og rygte fölger mand til dör. (Bohn I, 396.) 3 Das Gerücht hat ein gross Maul, aber unter der Haut ist's faul. Böhm.: Povest' nebe naplnila, a prihlednes-li, ano pouchle. (Celakovsky, 107.) 4 Das Gerücht ist blind, aber es läuft schneller als der Wind. Holl.: Het gerucht loopt van Dan tot Berseba. (Harrebomee, I, 231.) 5 Das Gerücht ist der Klage Anfang. (S. Gerüft.) 6 Das Gerücht ist immer grösser als die Wahrheit. - Körte, 2047; Braun, I, 743; Simrock, 3457; Graf, 454, 450. 7 Das Gerücht ist köstlicher als grosser Reichthum. - Spr. Sal., 22, 1; Schulze, 84. Mhd.: Ja, ist der werdikait hail besser den michel gut. (Liedersammlung.) Frz.: Bonne renommee vaut mieux que ceinture doree. Lat.: Melius est nomen bonum, quam divitiae multae. (Schulze, 84.) 8 Das Gerücht lügt oft. Holl.: Gerucht van drie wijven maakt eene kermis. (Harrebomee, I, 233.) 9 Das Gerücht schreit: Wolf, Wolf! und der Fuchs hat die Gans gestohlen. Böhm.: Na vlka hlas, a lisky maso jedi. (Celakovsky, 43.) 10 Das (böss) gerücht tödtet den mann. - Franck, II, 19a; Tappius, 25a; Henisch, 1525, 26; Eyering, I, 280 u. 380; Petri, II, 60; Lehmann, II, 58, 19; Körte, 2046 u. 2520; Simrock, 3456; Braun, I, 742; Graf, 454, 456; Sailer, 183. Engl.: He that has an ill name, is half hanged. (Bohn II, 118.) Frz.: Le bruit pend l'homme. Holl.: Het is kwaad, in een kwaad gerucht te komen. (Harrebomee, I, 131.) - 'T gheruft doot den man. (Tunn., 24, 12; Harrebomee, I, 231.) - Wee hem, die in een quaet gherucht comt. (Tunn., 25, 19; Harrebomee, I, 231.) Lat.: Fama necat virum. (Egeria, 72.) - Sic dicunt gentes: ponit mala fama nocentes. (Fallersleben, 719.) 11 Ehrlich gerücht viel besser klingt, als was der Mammon bringt. - Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 10. 12 Ein böss gerücht hat guten Wind, fleugt wie ein Adler gar geschwind. - Henisch, 1525, 2; Petri, II, 170. Jüd.-deutsch: E böse Schmue fliegt weit. (Tendlau, 773.) Böhm.: Spise se zla novina potvrdi nezli dobra. (Celakovsky, 29.) Poln.: Rychlej sie dobra nowina nizli zla odmieni. (Celakovsky, 29.) Dän.: Rygtet steddes ei i förste huus, ikke end i naeste bye. (Prov. dan., 483.) Lat.: Fama repleta malis velocibus evolat alis. (Gaal, 680.) Ung.: A gonosz hir szarnyon jar, lot, fut, senkit nem var, meg-elozi a mentseget. (Gaal, 680.) 13 Ein Gerücht gebiert das andere. Böhm.: Jedna povest' druhou plodi. (Celakovsky, 107.) 14 Ein gerücht wechst bald. - Petri, II, 189. 15 Ein gut Gerücht in der Welt ist besser als viel Geld. Holl.: Goede faam is beter dan geld of goed. (Harrebomee, I, 219.) Lat.: Fama et vita pari passu ambulant. (Fischer, 89, 12.) 16 Ein gut gerücht macht das gebein fett vnd ist besser denn eine gute Salbe. - Petri, II, 194. Böhm.: Cest' a dobra povest' mnoho na svete muze. (Celakovsky, 105.) 17 Es ist allzeit das gerücht grösser denn die Warheit. - Petri, II, 253. [Spaltenumbruch] 18 Es ist nicht jedes Gerücht ein Evangelium. "Aber im öffentlichen Leben sind Gerüchte oft die Schatten kommender Ereignisse; die Vögel, aus deren Flug der politische Augur das Schicksal der Zukunft zu enträthseln vermag." (Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1843, Nr. 168.) Lat.: Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Erasmus, 764; Philippi, II, 41; Tappius, 50c.) 19 Gemein gerücht ist selten erlogen. - Agricola, I, 389; Franck, I, 144b; II, 52a; Henisch, 1485, 17; Tappius, 50b; Petri, II, 189; Lehmann, II, 222, 32 u. 228, 95; Eyering, II, 76 u. 354; Schottel, 1115a u. 1136a; Latendorf II, 11; Eisenhart, 598; Hillebrand, 236; Blum, 443; Siebenkees, 264; Pistor., IV, 8; Graf, 454, 449; Simrock, 3389. Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran; es wird aber auch oft sehr allgemein von jemand etwas erzählt, und es ist nichts daran. Das gemeine Gerücht lügt wenigstens ebenso oft, als es eine Wahrheit enthält. Und es ist immer sehr gewagt, unbescholtene Personen auf ein blosses Gerücht, sei es auch ein allgemeines, zu verurtheilen. Man erwäge nur stets, wie Gerüchte entstehen. Böhm.: Obecna rec, obecna pravda. (Celakovsky, 353.) Dän.: Rygtet ofte lyver, ofte siger sanden. (Prov. dan., 483.) Engl.: Common fame is a common liar. - Common fame 's seldom to blame. (Bohn I, 434; Gaal, 679.) Holl.: Een gemeen gerucht is zelden gelogen. (Harrebomee, I, 231; Bohn I, 319.) Lat.: Fama non temere spargitur. (Fischer, 89, 15; Gaal, 679.) - Publica fama non semper vana. (Schamelius, 211, 10.) Poln.: Mowa pospolita, pospolicie prawdziwa. (Celakovsky, 353.) 20 Gerücht, Glaub' und Augen zum Scherze nicht taugen. - Körte, 2045. 21 Gerücht schläft nicht. Dän.: Rygtet sover ikke. (Prov. dan., 483.) 22 Gerücht und Schneeball wachsen schnell. Virgil in der Schilderung der Fama: "Und Kräfte bekommt sie durchs Gehen. Klein ist sie bei der ersten Bewegung, dann erhebt sie sich in die Lüfte empor und schreitet fest auf dem Boden, während sie das Haupt in den Wolken verbirgt: Viresque acquirit eundo." (III, 175.) Die Engländer drücken dies durch folgendes Sprichwort aus: Fame, like a river, is narrowest at its source and broadest afar off. (Bohn II, 353.) Dän.: Rygtet voxer medens det löber; thi ingen tager fra, men hver legger til. - Rygtet voxer som sneebolden naar den vaeltes. (Prov. dan., 483.) Holl.: 'T geruchte zwelt, als 't wordt verteld. (Harrebomee, I, 231.) 23 Gerüchte und die Semmeln beim Bäcker sind nicht gleich. Böhm.: Z jednoho mesta, a nestejne povesti. (Celakovsky, 107.) 24 Gut Gerücht ist besser denn Gold. - Moscherosch, 328. 25 Wen das gerücht zum Buben macht, der bleibt sein lebenlang veracht. - Henisch, 1525, 29. 26 Wer in übles Gerücht kommt, ist halb gehangen. Holl.: Die in een kwaad gerucht komt, is half gehangen. (Harrebomee, I, 231; Bohn I, 309.) 27 Wer Gerüchten glaubt, ist geschraubt. Frz.: Ki croit et aime fole fame il gaste avoir, et cors et ame. (Leroux, I, 148.) 28 Wer hat ein gut Gerücht, kann Schurke sein, man glaubt es nicht. Holl.: Die in een goed gerucht staat, kann het meeste kwaad doen. (Harrebomee, I, 231.) 29 Wer will haben ein gut Gerücht, der bringe löbliche Frücht'. - Henisch, 1695, 41. Gerüft. Gerüft (auch: Gerücht) ist der Klage Anfang. - Eisenhart, 584; Pistor., IX, 68; Hillebrand, 233, 342; Simrock, 3454; Eiselein, 228; Graf, 441, 322. Das Sprichwort hat jetzt seine Anwendung verloren. Unter Gerüft oder Gerücht verstand man im Mittelalter den Nothruf eines Menschen, dem Gewalt geschah, das sogenannte Zetergeschrei, das: o Weh, o Wappen, oder ähnlich lautete. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 633 u. 876; Zöpfl, Deutsche Rechtsgeschichte, 3. Aufl., S. 953.) Jeder Erwachsene, der dies Geschrei hörte, sollte zur Hülfe herbeieilen. Die eigentliche Anklage eines Verbrechers, der unter diesem Geschrei ergriffen oder verfolgt worden war, musste ebenfalls durch Gerüft (Gerücht) beginnen. Daraus folgt, dass nicht jede peinliche Klage mit Geschrei anfangen musste. Das Sächsische Landrecht (II, 64, 5) bezeichnet die Fälle, in denen es wegbleibt. Die jetzige Anklage hat damit nichts zu thun. Die Quelle des Sprichworts ist wol im Sachsenspiegel. Ueber Gerüft, Gerücht, Anrüchigkeit vgl. Grimm, Wb., I, 430. Ursprünglich bedeutet klagen (althochdeutsch chlagon) soviel wie schreien, jammern. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 854.) Mhd.: Dat gerüchte is der klage beginn. (Homeyer, Sachsenspiegel, I, 62, 1; Ortloff, IV, 31, 5.) [Spaltenumbruch] scheint.“ Was den Geruch selbst betrifft, so meint H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 86), es sei „hinreichend, wenn man hienieden nur nicht übel rieche“. *5 In einem guten (schlechten) Geruche stehen. *6 Jemandes Geruch stinkend machen. Gerücht. 1 Das erste Gerücht überwindet man nicht. Böhm.: Chceš míti dobrou povĕst'? O první pečuj. (Čelakovský, 105.) Poln.: Chcesz mieć dobrą sławę? o pierwszą się staraj. (Čelakovský, 105.) 2 Das Gerücht geht voraus, ehe man verlässt das Haus. Böhm.: Povĕst' letí jako pták. – Povĕst' po uších lidských lítá. – Slova letí, a povĕst' roste. (Čelakovský, 107.) Dän.: Ry og rygte følger mand til dør. (Bohn I, 396.) 3 Das Gerücht hat ein gross Maul, aber unter der Haut ist's faul. Böhm.: Povĕst' nebe naplnila, a přihlédneš-li, ano pouchle. (Čelakovský, 107.) 4 Das Gerücht ist blind, aber es läuft schneller als der Wind. Holl.: Het gerucht loopt van Dan tot Berseba. (Harrebomée, I, 231.) 5 Das Gerücht ist der Klage Anfang. (S. Gerüft.) 6 Das Gerücht ist immer grösser als die Wahrheit. – Körte, 2047; Braun, I, 743; Simrock, 3457; Graf, 454, 450. 7 Das Gerücht ist köstlicher als grosser Reichthum. – Spr. Sal., 22, 1; Schulze, 84. Mhd.: Ja, ist der werdikait hail besser den michel gut. (Liedersammlung.) Frz.: Bonne renommée vaut mieux que ceinture dorée. Lat.: Melius est nomen bonum, quam divitiae multae. (Schulze, 84.) 8 Das Gerücht lügt oft. Holl.: Gerucht van drie wijven maakt eene kermis. (Harrebomée, I, 233.) 9 Das Gerücht schreit: Wolf, Wolf! und der Fuchs hat die Gans gestohlen. Böhm.: Na vlka hlas, a lišky maso jedí. 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Die Engländer drücken dies durch folgendes Sprichwort aus: Fame, like a river, is narrowest at its source and broadest afar off. (<hi rendition="#i">Bohn II, 353.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Rygtet voxer medens det løber; thi ingen tager fra, men hver legger til. – Rygtet voxer som sneebolden naar den væltes. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 483.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: 'T geruchte zwelt, als 't wordt verteld. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 231.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Gerüchte und die Semmeln beim Bäcker sind nicht gleich.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Böhm.</hi>: Z jednoho mĕsta, a nestejné povĕsti. 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Unter Gerüft oder Gerücht verstand man im Mittelalter den Nothruf eines Menschen, dem Gewalt geschah, das sogenannte Zetergeschrei, das: o Weh, o Wappen, oder ähnlich lautete. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Rechtsalt., 633 u. 876; Zöpfl, Deutsche Rechtsgeschichte, 3. Aufl., S. 953.</hi>) Jeder Erwachsene, der dies Geschrei hörte, sollte zur Hülfe herbeieilen. Die eigentliche Anklage eines Verbrechers, der unter diesem Geschrei ergriffen oder verfolgt worden war, musste ebenfalls durch Gerüft (Gerücht) beginnen. Daraus folgt, dass nicht jede peinliche Klage mit Geschrei anfangen musste. Das <hi rendition="#i">Sächsische Landrecht (II, 64, 5)</hi> bezeichnet die Fälle, in denen es wegbleibt. Die jetzige Anklage hat damit nichts zu thun. Die Quelle des Sprichworts ist wol im <hi rendition="#i">Sachsenspiegel.</hi> Ueber Gerüft, Gerücht, Anrüchigkeit vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Wb., I, 430.</hi> Ursprünglich bedeutet klagen (althochdeutsch chlagon) soviel wie schreien, jammern. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm, Rechtsalt., 854.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Dat gerüchte is der klage beginn. (<hi rendition="#i">Homeyer, Sachsenspiegel, I, 62, 1; Ortloff, IV, 31, 5.</hi>)</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[789]/0817]
scheint.“ Was den Geruch selbst betrifft, so meint H. Heine (Reisebilder, Hamburg 1834, IV, 86), es sei „hinreichend, wenn man hienieden nur nicht übel rieche“.
*5 In einem guten (schlechten) Geruche stehen.
*6 Jemandes Geruch stinkend machen.
Gerücht.
1 Das erste Gerücht überwindet man nicht.
Böhm.: Chceš míti dobrou povĕst'? O první pečuj. (Čelakovský, 105.)
Poln.: Chcesz mieć dobrą sławę? o pierwszą się staraj. (Čelakovský, 105.)
2 Das Gerücht geht voraus, ehe man verlässt das Haus.
Böhm.: Povĕst' letí jako pták. – Povĕst' po uších lidských lítá. – Slova letí, a povĕst' roste. (Čelakovský, 107.)
Dän.: Ry og rygte følger mand til dør. (Bohn I, 396.)
3 Das Gerücht hat ein gross Maul, aber unter der Haut ist's faul.
Böhm.: Povĕst' nebe naplnila, a přihlédneš-li, ano pouchle. (Čelakovský, 107.)
4 Das Gerücht ist blind, aber es läuft schneller als der Wind.
Holl.: Het gerucht loopt van Dan tot Berseba. (Harrebomée, I, 231.)
5 Das Gerücht ist der Klage Anfang. (S. Gerüft.)
6 Das Gerücht ist immer grösser als die Wahrheit. – Körte, 2047; Braun, I, 743; Simrock, 3457; Graf, 454, 450.
7 Das Gerücht ist köstlicher als grosser Reichthum. – Spr. Sal., 22, 1; Schulze, 84.
Mhd.: Ja, ist der werdikait hail besser den michel gut. (Liedersammlung.)
Frz.: Bonne renommée vaut mieux que ceinture dorée.
Lat.: Melius est nomen bonum, quam divitiae multae. (Schulze, 84.)
8 Das Gerücht lügt oft.
Holl.: Gerucht van drie wijven maakt eene kermis. (Harrebomée, I, 233.)
9 Das Gerücht schreit: Wolf, Wolf! und der Fuchs hat die Gans gestohlen.
Böhm.: Na vlka hlas, a lišky maso jedí. (Čelakovský, 43.)
10 Das (böss) gerücht tödtet den mann. – Franck, II, 19a; Tappius, 25a; Henisch, 1525, 26; Eyering, I, 280 u. 380; Petri, II, 60; Lehmann, II, 58, 19; Körte, 2046 u. 2520; Simrock, 3456; Braun, I, 742; Graf, 454, 456; Sailer, 183.
Engl.: He that has an ill name, is half hanged. (Bohn II, 118.)
Frz.: Le bruit pend l'homme.
Holl.: Het is kwaad, in een kwaad gerucht te komen. (Harrebomée, I, 131.) – 'T gheruft doot den man. (Tunn., 24, 12; Harrebomée, I, 231.) – Wee hem, die in een quaet gherucht comt. (Tunn., 25, 19; Harrebomée, I, 231.)
Lat.: Fama necat virum. (Egeria, 72.) – Sic dicunt gentes: ponit mala fama nocentes. (Fallersleben, 719.)
11 Ehrlich gerücht viel besser klingt, als was der Mammon bringt. – Gruter, III, 25; Lehmann, II, 146, 10.
12 Ein böss gerücht hat guten Wind, fleugt wie ein Adler gar geschwind. – Henisch, 1525, 2; Petri, II, 170.
Jüd.-deutsch: E böse Schmue fliegt weit. (Tendlau, 773.)
Böhm.: Spíše se zlá novina potvrdí nežli dobrá. (Čelakovský, 29.)
Poln.: Rychléj się dobra nowina nižłi zła odmieni. (Čelakovský, 29.)
Dän.: Rygtet steddes ei i første huus, ikke end i næste bye. (Prov. dan., 483.)
Lat.: Fama repleta malis velocibus evolat alis. (Gaal, 680.)
Ung.: A gonosz hir szárnyon jár, lót, fut, senkit nem vár, meg-előzi a mentséget. (Gaal, 680.)
13 Ein Gerücht gebiert das andere.
Böhm.: Jedna povĕst' druhou plodí. (Čelakovský, 107.)
14 Ein gerücht wechst bald. – Petri, II, 189.
15 Ein gut Gerücht in der Welt ist besser als viel Geld.
Holl.: Goede faam is beter dan geld of goed. (Harrebomée, I, 219.)
Lat.: Fama et vita pari passu ambulant. (Fischer, 89, 12.)
16 Ein gut gerücht macht das gebein fett vnd ist besser denn eine gute Salbe. – Petri, II, 194.
Böhm.: Čest' a dobrá povĕst' mnoho na svĕtĕ muže. (Čelakovský, 105.)
17 Es ist allzeit das gerücht grösser denn die Warheit. – Petri, II, 253.
18 Es ist nicht jedes Gerücht ein Evangelium.
„Aber im öffentlichen Leben sind Gerüchte oft die Schatten kommender Ereignisse; die Vögel, aus deren Flug der politische Augur das Schicksal der Zukunft zu enträthseln vermag.“ (Sächsische Vaterlandsblätter, Leipzig 1843, Nr. 168.)
Lat.: Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Erasmus, 764; Philippi, II, 41; Tappius, 50c.)
19 Gemein gerücht ist selten erlogen. – Agricola, I, 389; Franck, I, 144b; II, 52a; Henisch, 1485, 17; Tappius, 50b; Petri, II, 189; Lehmann, II, 222, 32 u. 228, 95; Eyering, II, 76 u. 354; Schottel, 1115a u. 1136a; Latendorf II, 11; Eisenhart, 598; Hillebrand, 236; Blum, 443; Siebenkees, 264; Pistor., IV, 8; Graf, 454, 449; Simrock, 3389.
Es wird selten von jemand gesprochen, es ist etwas daran; es wird aber auch oft sehr allgemein von jemand etwas erzählt, und es ist nichts daran. Das gemeine Gerücht lügt wenigstens ebenso oft, als es eine Wahrheit enthält. Und es ist immer sehr gewagt, unbescholtene Personen auf ein blosses Gerücht, sei es auch ein allgemeines, zu verurtheilen. Man erwäge nur stets, wie Gerüchte entstehen.
Böhm.: Obecná řeč, obecná pravda. (Čelakovský, 353.)
Dän.: Rygtet ofte lyver, ofte siger sanden. (Prov. dan., 483.)
Engl.: Common fame is a common liar. – Common fame 's seldom to blame. (Bohn I, 434; Gaal, 679.)
Holl.: Een gemeen gerucht is zelden gelogen. (Harrebomée, I, 231; Bohn I, 319.)
Lat.: Fama non temere spargitur. (Fischer, 89, 15; Gaal, 679.) – Publica fama non semper vana. (Schamelius, 211, 10.)
Poln.: Mowa pospolita, pospolicie prawdziwa. (Čelakovský, 353.)
20 Gerücht, Glaub' und Augen zum Scherze nicht taugen. – Körte, 2045.
21 Gerücht schläft nicht.
Dän.: Rygtet sover ikke. (Prov. dan., 483.)
22 Gerücht und Schneeball wachsen schnell.
Virgil in der Schilderung der Fama: „Und Kräfte bekommt sie durchs Gehen. Klein ist sie bei der ersten Bewegung, dann erhebt sie sich in die Lüfte empor und schreitet fest auf dem Boden, während sie das Haupt in den Wolken verbirgt: Viresque acquirit eundo.“ (III, 175.) Die Engländer drücken dies durch folgendes Sprichwort aus: Fame, like a river, is narrowest at its source and broadest afar off. (Bohn II, 353.)
Dän.: Rygtet voxer medens det løber; thi ingen tager fra, men hver legger til. – Rygtet voxer som sneebolden naar den væltes. (Prov. dan., 483.)
Holl.: 'T geruchte zwelt, als 't wordt verteld. (Harrebomée, I, 231.)
23 Gerüchte und die Semmeln beim Bäcker sind nicht gleich.
Böhm.: Z jednoho mĕsta, a nestejné povĕsti. (Čelakovský, 107.)
24 Gut Gerücht ist besser denn Gold. – Moscherosch, 328.
25 Wen das gerücht zum Buben macht, der bleibt sein lebenlang veracht. – Henisch, 1525, 29.
26 Wer in übles Gerücht kommt, ist halb gehangen.
Holl.: Die in een kwaad gerucht komt, is half gehangen. (Harrebomée, I, 231; Bohn I, 309.)
27 Wer Gerüchten glaubt, ist geschraubt.
Frz.: Ki croit et aime fole fame il gaste avoir, et cors et ame. (Leroux, I, 148.)
28 Wer hat ein gut Gerücht, kann Schurke sein, man glaubt es nicht.
Holl.: Die in een goed gerucht staat, kann het meeste kwaad doen. (Harrebomée, I, 231.)
29 Wer will haben ein gut Gerücht, der bringe löbliche Frücht'. – Henisch, 1695, 41.
Gerüft.
Gerüft (auch: Gerücht) ist der Klage Anfang. – Eisenhart, 584; Pistor., IX, 68; Hillebrand, 233, 342; Simrock, 3454; Eiselein, 228; Graf, 441, 322.
Das Sprichwort hat jetzt seine Anwendung verloren. Unter Gerüft oder Gerücht verstand man im Mittelalter den Nothruf eines Menschen, dem Gewalt geschah, das sogenannte Zetergeschrei, das: o Weh, o Wappen, oder ähnlich lautete. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 633 u. 876; Zöpfl, Deutsche Rechtsgeschichte, 3. Aufl., S. 953.) Jeder Erwachsene, der dies Geschrei hörte, sollte zur Hülfe herbeieilen. Die eigentliche Anklage eines Verbrechers, der unter diesem Geschrei ergriffen oder verfolgt worden war, musste ebenfalls durch Gerüft (Gerücht) beginnen. Daraus folgt, dass nicht jede peinliche Klage mit Geschrei anfangen musste. Das Sächsische Landrecht (II, 64, 5) bezeichnet die Fälle, in denen es wegbleibt. Die jetzige Anklage hat damit nichts zu thun. Die Quelle des Sprichworts ist wol im Sachsenspiegel. Ueber Gerüft, Gerücht, Anrüchigkeit vgl. Grimm, Wb., I, 430. Ursprünglich bedeutet klagen (althochdeutsch chlagon) soviel wie schreien, jammern. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 854.)
Mhd.: Dat gerüchte is der klage beginn. (Homeyer, Sachsenspiegel, I, 62, 1; Ortloff, IV, 31, 5.)
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