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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] Noch bewahrt man zu München Zeichen derselben, z. B. wie hoch er springen konnte, sowie einen grossen Stein, den er mit dem Fusse fortschleuderte. - Herzog Sigismund von Oesterreich war sechzig Jahre alt, als er sich im Jahre 1484 mit der ausgezeichnet schönen Prinzessin Katharina, der sechzehnjährigen Tochter des Herzogs Albrecht von Sachsen verband und mit seiner schönen, jungen Gemahlin sprichwörtlich wurde. - Was den ulmer Muth betrifft, so könnte man ihn für Fröhlichkeit erklären, da man beobachtet haben will, dass gerade in den kleinsten Reichsstädten der meiste Frohsinn geherrscht habe; aber diese Stadt rechtfertigt den sprichwörtlichen Ausdruck in seiner buchstäblichen Bedeutung. Es gehörte Muth dazu, nicht allein den Münster zu begründen, sondern auch zu vollenden; Muth, sich den mächtigen bairischen Fürsten entgegenzusetzen; Muth, 1484 eine gänzliche Reformation der Mönche und Nonnen zu unternehmen und auszuführen; Muth, durch verdeckte Kanäle und Schleusen für die Reinlichkeit der Stadt zu sorgen, Fabriken zu errichten u. s. w. Bekannt ist ferner, welchen Antheil Ulm an der Errichtung des Schwäbischen Bundes gehabt hat. (Vgl. Canzler und Meissner, Für ältere Literatur und neuere Lectüre, Jahrg. 1783-84, Stck. 3, S. 22, wo das Sprichwort, vorzüglich aus dem Fuggerischen Ehrenspiegel, erläutert wird.)

10 Ist Georgi warm und schön, wird man noch rauhes Wetter sehn.

11 Kommt Sanct-Georg auf dem Schimmel geritten, so ist das Frühjahr wohl gelitten. (Memel.) - Boebel, 20.

12 Sanct-Georg bringe statt seines Fahnen alle Leiden Job's (Hiob's) den Ketzern auf den Hals.

13 Sanct-Georg kommt Lork und Stork1. (Oschersleben.) - Boebel, 20.

1) Frosch und Storch.

14 Sanct-Georg und Sanct-Marks drohen uns viel Args. - Boebel, 20; Orakel, 467; Simrock, 3413.

In Luzern: Jeri und Marx dräuen viel Args. - Diese beiden Tage stehen wie Pancratius und Servatius (12. und 13. Mai) in keinem guten Rufe, was keineswegs den Heiligen zur Last gelegt werden darf, sondern vielmehr auf Rechnung der frühen Jahreszeit zu schreiben ist. Auch die Czechen sagen, dass sie durch Frost schrecken. (Orakel, 468.) In der Champagne heisst es: Sanct-Georg, Sanct-Nikolaus und Sanct-Mark sind drei schlimme Burschen. (Reinsberg VIII, 123 u. 124.)

15 Sanct-Georgi Pferd (24. April) tritt den Hafer in die Erd'.

16 Sünte Gurres küemt de Fuorsk in't Water. (Iserlohn.) - Woeste, 60, 43.

17 Um Georgi gehen die Wiesen ins Heu. (S. Jürgen u. Wiese.) - Graf, 69, 50.

D. h. die Schonzeit der Wiesen, in welcher das Servitut des Weiderechts nicht ausgeübt werden darf, beginnt mit dem 23. April. Die Russen bezeichnen das Wachsthum des Grases mit dem Spruch: An Georgi mit dem Korbe, aber an Nikola mit dem Wagen. (Reinsberg VIII, 135.) Die Esten sagen: Georg bläst die Rinde des Laubholzes los (Orakel, 465), um auszudrücken, dass um diese Zeit sich die Rinde dieser Holzarten löse.

18 Vor Georgen (Jorgen) muss der Sommer erworgen.

Die Serben versichern: Es gibt keinen Sommer vor Georgi und keinen Bruder, so lange die Mutter nicht niederkommt. (Orakel, 454; Reinsberg VIII, 122.)

19 Vor Georgi trocken, nach Georgi nass. (Strehlen.) - Boebel, 21.

20 Wann vmb Georgj ein Rab sich im Rocken (Korn) verbergen kann, deutets auf ein gut Jahr. (S. Rabe.) - Henisch, 1501, 66; Orakel, 460-462; Boebel, 20.

In Oberösterreich heisst es: Um Georgi soll das Korn so hoch sein, dass sich eine "Kran" darin verstecken kann. Auch soll man von diesem Tage an nicht mehr ins Wieseland gehen. Man mischt ferner an demselben das erste mal wieder den Rindern etwas Grünes ins Futter. Der Bär geht am Georgitage vom Loche, um nicht mehr in dasselbe zurückzukehren. (Baumgarten, 47.) Die Russen sagen: Wenn Georg mit Wärme kommt, so kommt Nikolaus (9. Mai) mit Futter. Auch: Sanct-Georg füttert die Kühe, Nikolaus die Pferde, der heilige Elias (20. Juli) beginnt den Schnitt, die allerreinste Mutter Gottes (8. Sept.) beendet ihn und die Fürsprecherin Maria (1. Oct.) räumt das Feld. (Orakel, 464.) Sie lassen sich aber auch den Georgitag mit Kälte gefallen, indem sie sagen: Wenn es an Georgi friert, gibt's auch unter den Gebüschen Hafer. (Orakel, 469; Reinsberg VIII, 122 u. 124.)

21 Was bis Sanct-Georgi die Reben treiben, wird ihnen nicht bis Gallus (16. Oct.) bleiben.

In Böhmen sagt man: Was wir bis Georgi am Weine sehen, das lesen wir nicht an Sanct- Galli. (Orakel, 470.)

[Spaltenumbruch] Auch die Franzosen zählen neben Markus, Jakob und Kreuzlein den Georg zu den auf den Weinbau einflussreichen Tagen: Georget, Marquet, Jacquet, Croisset, ces quatre font du vin marche. (Orakel, 471.)

Frz.: Georget, Marquet (25. April), Vitalet (28. April) et Croiset (3. Mai) s'ils sont beaux, font du vin parfait. (Cahier, 810.)

22 Wenn vor Georgi Regen fehlt, wird man nachher damit gequält.

*23 Sie haben H. Georgen zum Gefattern gebeten vnd weil sie jn haben truncken gemacht, so wird er jhnen noch in den Busen speien. - Luther's Tischreden (Leipzig 1577), 248b.

Wenn man mit jemand in geschäftliche oder freundschaftliche Beziehungen tritt, den man später gern wieder los sein möchte.


Georgitag (s. Jürgetag).

1 So mänge Tag vor Jörgetag der Frösch schreit, so mänge Tag dernoh muess er schwyge. (Solothurn.) - Schild, 113, 123; hochdeutsch in Orakel, 556.

So viel warme Tage sich vor Georgi einstellen, so viel kalte sollen nach Georgi noch eintreffen.

2 Wenn am Georgentag die Roggensaat grünt, isst man zu Jakobi (25. Juli) frisches Brot. - Orakel, 459.

3 Wenn am Georgitag die Sonne scheint, werden viel Aepfel. (Oberösterreich.) - Baumgarten, 46.

In Oberitalien sagt man: Will sich Georgi mit Regen zeigen, so verderben die Feigen. (Aqua de San Giorgi, carestia de fich. Orakel, 466.) Die Russen haben das Sprichwort: Georg mit Wärme, Nikolaus (9. Mai) mit Futter. (Orakel, 457.) Und: Georg mit Futter und Nikole mit der Brücke. (Orakel, 458.)

*4 Aem de Gürgendoag. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 327, 1.

Diese Redensart wird zur Bestimmung der Frühlingszeit gebraucht. Für denselben Zweck hat man in Siebenbürgen auch die folgenden Redensarten: Aen Ausdägen, d. h. in den Endtagen des ausgehenden Frühlings. (Vgl. Stalder, I, 258; Grimm, I, 995; Frommann, V, 330, 1.) Won et grän weit (grün wird). Won der Kukuk kreischt. Won de Schwalwe kun (kommen). Won de blesch Nohtegole sangen = wenn die walachischen Nachtigallen (scherzhaft für Frösche) singen.


Gepäck.

1 Für leichtes Gepäck ist wenig nöthig.

2 Klein gepack, gross Gemach. - Henisch, 1481, 14; Lehmann, 45, 60; Körte, 2027; Simrock, 3415.

Wer wenig zu tragen hat, geht gemächlich.

Lat.: Si tibi parva est res, est tibi magna quies. (Henisch, 1481, 15.)

3 Zu viel Gepäck zerreisst den Sack. - Klosterspiegel, 68, 4.


Geplapper.

Das is e Geplapper! Wajjoomer, waj dabber. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 114.

Gegen Wortschwall, wie gegen Geschwätzigkeit überhaupt, gegen jemand gerichtet, der einen nicht zu Worte kommen lässt. Wajjomer, waje dabber (und er sprach und redete) ist der gewöhnliche Anfang der Verse im 3. und 4. Buch Mose.


Geplärr.

Das gemein geplerr ist nicht gar lehr. - Lehmann, 301, 24; Petri, II, 60; Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 8; Graf, 453, 444; Simrock, 3388; Kirchhofer, 153; Eiselein, 226.

Engl.: Common fame 's seldom to blame. (Bohn II, 91; Eiselein, 226.)

Lat.: Fabula non omnis spernenda est. (Binder II, 1059.) - Fama malum est, oritur surgitque facillima, verum difficile hanc perferre, grave est sedere coortam. - Haec passim Dea foeda virum diffudit in ora. - Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Binder I, 1186; II, 2202; Philippi, II, 41; Seybold, 375; Steinmeyer, 57.) - Publica fama non semper vana. (Binder II, 2686; Philippi, II, 113; Schamelius, V, 211; Seybold, 463.) - Rumores hominum cures vitare molestos.


Gepolter.

Auf grosses Gepolter wird's gewöhnlich still.


Geprahl.

Gross Geprahl, schmaler Bissen. - Reinsberg IV, 77.

Engl.: Great boast, small roast. - Much bruit, little fruit.


Gepränge.

Gross gepreng macht, das mancher hernach schmale bissen essen muss. - Petri, II, 357.


Geprassel.

Es ist Geprassel aus Tambour Veit's Trommel. (Pennsylvanien.)

Hohler, bedeutungsloser, nichtssagender Lärm.


[Spaltenumbruch] Noch bewahrt man zu München Zeichen derselben, z. B. wie hoch er springen konnte, sowie einen grossen Stein, den er mit dem Fusse fortschleuderte. – Herzog Sigismund von Oesterreich war sechzig Jahre alt, als er sich im Jahre 1484 mit der ausgezeichnet schönen Prinzessin Katharina, der sechzehnjährigen Tochter des Herzogs Albrecht von Sachsen verband und mit seiner schönen, jungen Gemahlin sprichwörtlich wurde. – Was den ulmer Muth betrifft, so könnte man ihn für Fröhlichkeit erklären, da man beobachtet haben will, dass gerade in den kleinsten Reichsstädten der meiste Frohsinn geherrscht habe; aber diese Stadt rechtfertigt den sprichwörtlichen Ausdruck in seiner buchstäblichen Bedeutung. Es gehörte Muth dazu, nicht allein den Münster zu begründen, sondern auch zu vollenden; Muth, sich den mächtigen bairischen Fürsten entgegenzusetzen; Muth, 1484 eine gänzliche Reformation der Mönche und Nonnen zu unternehmen und auszuführen; Muth, durch verdeckte Kanäle und Schleusen für die Reinlichkeit der Stadt zu sorgen, Fabriken zu errichten u. s. w. Bekannt ist ferner, welchen Antheil Ulm an der Errichtung des Schwäbischen Bundes gehabt hat. (Vgl. Canzler und Meissner, Für ältere Literatur und neuere Lectüre, Jahrg. 1783-84, Stck. 3, S. 22, wo das Sprichwort, vorzüglich aus dem Fuggerischen Ehrenspiegel, erläutert wird.)

10 Ist Georgi warm und schön, wird man noch rauhes Wetter sehn.

11 Kommt Sanct-Georg auf dem Schimmel geritten, so ist das Frühjahr wohl gelitten. (Memel.) – Boebel, 20.

12 Sanct-Georg bringe statt seines Fahnen alle Leiden Job's (Hiob's) den Ketzern auf den Hals.

13 Sanct-Georg kommt Lork und Stork1. (Oschersleben.) – Boebel, 20.

1) Frosch und Storch.

14 Sanct-Georg und Sanct-Marks drohen uns viel Args.Boebel, 20; Orakel, 467; Simrock, 3413.

In Luzern: Jeri und Marx dräuen viel Args. – Diese beiden Tage stehen wie Pancratius und Servatius (12. und 13. Mai) in keinem guten Rufe, was keineswegs den Heiligen zur Last gelegt werden darf, sondern vielmehr auf Rechnung der frühen Jahreszeit zu schreiben ist. Auch die Czechen sagen, dass sie durch Frost schrecken. (Orakel, 468.) In der Champagne heisst es: Sanct-Georg, Sanct-Nikolaus und Sanct-Mark sind drei schlimme Burschen. (Reinsberg VIII, 123 u. 124.)

15 Sanct-Georgi Pferd (24. April) tritt den Hafer in die Erd'.

16 Sünte Gurres küemt de Fuorsk in't Water. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 43.

17 Um Georgi gehen die Wiesen ins Heu. (S. Jürgen u. Wiese.)Graf, 69, 50.

D. h. die Schonzeit der Wiesen, in welcher das Servitut des Weiderechts nicht ausgeübt werden darf, beginnt mit dem 23. April. Die Russen bezeichnen das Wachsthum des Grases mit dem Spruch: An Georgi mit dem Korbe, aber an Nikola mit dem Wagen. (Reinsberg VIII, 135.) Die Esten sagen: Georg bläst die Rinde des Laubholzes los (Orakel, 465), um auszudrücken, dass um diese Zeit sich die Rinde dieser Holzarten löse.

18 Vor Georgen (Jorgen) muss der Sommer erworgen.

Die Serben versichern: Es gibt keinen Sommer vor Georgi und keinen Bruder, so lange die Mutter nicht niederkommt. (Orakel, 454; Reinsberg VIII, 122.)

19 Vor Georgi trocken, nach Georgi nass. (Strehlen.) – Boebel, 21.

20 Wann vmb Georgj ein Rab sich im Rocken (Korn) verbergen kann, deutets auf ein gut Jahr. (S. Rabe.)Henisch, 1501, 66; Orakel, 460-462; Boebel, 20.

In Oberösterreich heisst es: Um Georgi soll das Korn so hoch sein, dass sich eine „Kran“ darin verstecken kann. Auch soll man von diesem Tage an nicht mehr ins Wieseland gehen. Man mischt ferner an demselben das erste mal wieder den Rindern etwas Grünes ins Futter. Der Bär geht am Georgitage vom Loche, um nicht mehr in dasselbe zurückzukehren. (Baumgarten, 47.) Die Russen sagen: Wenn Georg mit Wärme kommt, so kommt Nikolaus (9. Mai) mit Futter. Auch: Sanct-Georg füttert die Kühe, Nikolaus die Pferde, der heilige Elias (20. Juli) beginnt den Schnitt, die allerreinste Mutter Gottes (8. Sept.) beendet ihn und die Fürsprecherin Maria (1. Oct.) räumt das Feld. (Orakel, 464.) Sie lassen sich aber auch den Georgitag mit Kälte gefallen, indem sie sagen: Wenn es an Georgi friert, gibt's auch unter den Gebüschen Hafer. (Orakel, 469; Reinsberg VIII, 122 u. 124.)

21 Was bis Sanct-Georgi die Reben treiben, wird ihnen nicht bis Gallus (16. Oct.) bleiben.

In Böhmen sagt man: Was wir bis Georgi am Weine sehen, das lesen wir nicht an Sanct- Galli. (Orakel, 470.)

[Spaltenumbruch] Auch die Franzosen zählen neben Markus, Jakob und Kreuzlein den Georg zu den auf den Weinbau einflussreichen Tagen: Georget, Marquet, Jacquet, Croisset, ces quatre font du vin marché. (Orakel, 471.)

Frz.: Georget, Marquet (25. April), Vitalet (28. April) et Croiset (3. Mai) s'ils sont beaux, font du vin parfait. (Cahier, 810.)

22 Wenn vor Georgi Regen fehlt, wird man nachher damit gequält.

*23 Sie haben H. Georgen zum Gefattern gebeten vnd weil sie jn haben truncken gemacht, so wird er jhnen noch in den Busen speien.Luther's Tischreden (Leipzig 1577), 248b.

Wenn man mit jemand in geschäftliche oder freundschaftliche Beziehungen tritt, den man später gern wieder los sein möchte.


Georgitag (s. Jürgetag).

1 So mänge Tag vor Jörgetag der Frösch schreit, so mänge Tag dernoh muess er schwyge. (Solothurn.) – Schild, 113, 123; hochdeutsch in Orakel, 556.

So viel warme Tage sich vor Georgi einstellen, so viel kalte sollen nach Georgi noch eintreffen.

2 Wenn am Georgentag die Roggensaat grünt, isst man zu Jakobi (25. Juli) frisches Brot.Orakel, 459.

3 Wenn am Georgitag die Sonne scheint, werden viel Aepfel. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 46.

In Oberitalien sagt man: Will sich Georgi mit Regen zeigen, so verderben die Feigen. (Aqua de San Giorgi, carestia de fich. Orakel, 466.) Die Russen haben das Sprichwort: Georg mit Wärme, Nikolaus (9. Mai) mit Futter. (Orakel, 457.) Und: Georg mit Futter und Nikole mit der Brücke. (Orakel, 458.)

*4 Aem de Gürgendoag. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 1.

Diese Redensart wird zur Bestimmung der Frühlingszeit gebraucht. Für denselben Zweck hat man in Siebenbürgen auch die folgenden Redensarten: Aen Ausdägen, d. h. in den Endtagen des ausgehenden Frühlings. (Vgl. Stalder, I, 258; Grimm, I, 995; Frommann, V, 330, 1.) Won et grän wît (grün wird). Won der Kukuk kreischt. Won de Schwalwe kun (kommen). Won de blésch Nôhtegôle sangen = wenn die walachischen Nachtigallen (scherzhaft für Frösche) singen.


Gepäck.

1 Für leichtes Gepäck ist wenig nöthig.

2 Klein gepack, gross Gemach.Henisch, 1481, 14; Lehmann, 45, 60; Körte, 2027; Simrock, 3415.

Wer wenig zu tragen hat, geht gemächlich.

Lat.: Si tibi parva est res, est tibi magna quies. (Henisch, 1481, 15.)

3 Zu viel Gepäck zerreisst den Sack.Klosterspiegel, 68, 4.


Geplapper.

Das is e Geplapper! Wajjoomer, waj dabber. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 114.

Gegen Wortschwall, wie gegen Geschwätzigkeit überhaupt, gegen jemand gerichtet, der einen nicht zu Worte kommen lässt. Wajjomer, waje dabber (und er sprach und redete) ist der gewöhnliche Anfang der Verse im 3. und 4. Buch Mose.


Geplärr.

Das gemein geplerr ist nicht gar lehr.Lehmann, 301, 24; Petri, II, 60; Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 8; Graf, 453, 444; Simrock, 3388; Kirchhofer, 153; Eiselein, 226.

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Gepolter.

Auf grosses Gepolter wird's gewöhnlich still.


Geprahl.

Gross Geprahl, schmaler Bissen.Reinsberg IV, 77.

Engl.: Great boast, small roast. – Much bruit, little fruit.


Gepränge.

Gross gepreng macht, das mancher hernach schmale bissen essen muss.Petri, II, 357.


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Es ist Geprassel aus Tambour Veit's Trommel. (Pennsylvanien.)

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[[779]/0807] Noch bewahrt man zu München Zeichen derselben, z. B. wie hoch er springen konnte, sowie einen grossen Stein, den er mit dem Fusse fortschleuderte. – Herzog Sigismund von Oesterreich war sechzig Jahre alt, als er sich im Jahre 1484 mit der ausgezeichnet schönen Prinzessin Katharina, der sechzehnjährigen Tochter des Herzogs Albrecht von Sachsen verband und mit seiner schönen, jungen Gemahlin sprichwörtlich wurde. – Was den ulmer Muth betrifft, so könnte man ihn für Fröhlichkeit erklären, da man beobachtet haben will, dass gerade in den kleinsten Reichsstädten der meiste Frohsinn geherrscht habe; aber diese Stadt rechtfertigt den sprichwörtlichen Ausdruck in seiner buchstäblichen Bedeutung. Es gehörte Muth dazu, nicht allein den Münster zu begründen, sondern auch zu vollenden; Muth, sich den mächtigen bairischen Fürsten entgegenzusetzen; Muth, 1484 eine gänzliche Reformation der Mönche und Nonnen zu unternehmen und auszuführen; Muth, durch verdeckte Kanäle und Schleusen für die Reinlichkeit der Stadt zu sorgen, Fabriken zu errichten u. s. w. Bekannt ist ferner, welchen Antheil Ulm an der Errichtung des Schwäbischen Bundes gehabt hat. (Vgl. Canzler und Meissner, Für ältere Literatur und neuere Lectüre, Jahrg. 1783-84, Stck. 3, S. 22, wo das Sprichwort, vorzüglich aus dem Fuggerischen Ehrenspiegel, erläutert wird.) 10 Ist Georgi warm und schön, wird man noch rauhes Wetter sehn. 11 Kommt Sanct-Georg auf dem Schimmel geritten, so ist das Frühjahr wohl gelitten. (Memel.) – Boebel, 20. 12 Sanct-Georg bringe statt seines Fahnen alle Leiden Job's (Hiob's) den Ketzern auf den Hals. 13 Sanct-Georg kommt Lork und Stork1. (Oschersleben.) – Boebel, 20. 1) Frosch und Storch. 14 Sanct-Georg und Sanct-Marks drohen uns viel Args. – Boebel, 20; Orakel, 467; Simrock, 3413. In Luzern: Jeri und Marx dräuen viel Args. – Diese beiden Tage stehen wie Pancratius und Servatius (12. und 13. Mai) in keinem guten Rufe, was keineswegs den Heiligen zur Last gelegt werden darf, sondern vielmehr auf Rechnung der frühen Jahreszeit zu schreiben ist. Auch die Czechen sagen, dass sie durch Frost schrecken. (Orakel, 468.) In der Champagne heisst es: Sanct-Georg, Sanct-Nikolaus und Sanct-Mark sind drei schlimme Burschen. (Reinsberg VIII, 123 u. 124.) 15 Sanct-Georgi Pferd (24. April) tritt den Hafer in die Erd'. 16 Sünte Gurres küemt de Fuorsk in't Water. (Iserlohn.) – Woeste, 60, 43. 17 Um Georgi gehen die Wiesen ins Heu. (S. Jürgen u. Wiese.) – Graf, 69, 50. D. h. die Schonzeit der Wiesen, in welcher das Servitut des Weiderechts nicht ausgeübt werden darf, beginnt mit dem 23. April. Die Russen bezeichnen das Wachsthum des Grases mit dem Spruch: An Georgi mit dem Korbe, aber an Nikola mit dem Wagen. (Reinsberg VIII, 135.) Die Esten sagen: Georg bläst die Rinde des Laubholzes los (Orakel, 465), um auszudrücken, dass um diese Zeit sich die Rinde dieser Holzarten löse. 18 Vor Georgen (Jorgen) muss der Sommer erworgen. Die Serben versichern: Es gibt keinen Sommer vor Georgi und keinen Bruder, so lange die Mutter nicht niederkommt. (Orakel, 454; Reinsberg VIII, 122.) 19 Vor Georgi trocken, nach Georgi nass. (Strehlen.) – Boebel, 21. 20 Wann vmb Georgj ein Rab sich im Rocken (Korn) verbergen kann, deutets auf ein gut Jahr. (S. Rabe.) – Henisch, 1501, 66; Orakel, 460-462; Boebel, 20. In Oberösterreich heisst es: Um Georgi soll das Korn so hoch sein, dass sich eine „Kran“ darin verstecken kann. Auch soll man von diesem Tage an nicht mehr ins Wieseland gehen. Man mischt ferner an demselben das erste mal wieder den Rindern etwas Grünes ins Futter. Der Bär geht am Georgitage vom Loche, um nicht mehr in dasselbe zurückzukehren. (Baumgarten, 47.) Die Russen sagen: Wenn Georg mit Wärme kommt, so kommt Nikolaus (9. Mai) mit Futter. Auch: Sanct-Georg füttert die Kühe, Nikolaus die Pferde, der heilige Elias (20. Juli) beginnt den Schnitt, die allerreinste Mutter Gottes (8. Sept.) beendet ihn und die Fürsprecherin Maria (1. Oct.) räumt das Feld. (Orakel, 464.) Sie lassen sich aber auch den Georgitag mit Kälte gefallen, indem sie sagen: Wenn es an Georgi friert, gibt's auch unter den Gebüschen Hafer. (Orakel, 469; Reinsberg VIII, 122 u. 124.) 21 Was bis Sanct-Georgi die Reben treiben, wird ihnen nicht bis Gallus (16. Oct.) bleiben. In Böhmen sagt man: Was wir bis Georgi am Weine sehen, das lesen wir nicht an Sanct- Galli. (Orakel, 470.) Auch die Franzosen zählen neben Markus, Jakob und Kreuzlein den Georg zu den auf den Weinbau einflussreichen Tagen: Georget, Marquet, Jacquet, Croisset, ces quatre font du vin marché. (Orakel, 471.) Frz.: Georget, Marquet (25. April), Vitalet (28. April) et Croiset (3. Mai) s'ils sont beaux, font du vin parfait. (Cahier, 810.) 22 Wenn vor Georgi Regen fehlt, wird man nachher damit gequält. *23 Sie haben H. Georgen zum Gefattern gebeten vnd weil sie jn haben truncken gemacht, so wird er jhnen noch in den Busen speien. – Luther's Tischreden (Leipzig 1577), 248b. Wenn man mit jemand in geschäftliche oder freundschaftliche Beziehungen tritt, den man später gern wieder los sein möchte. Georgitag (s. Jürgetag). 1 So mänge Tag vor Jörgetag der Frösch schreit, so mänge Tag dernoh muess er schwyge. (Solothurn.) – Schild, 113, 123; hochdeutsch in Orakel, 556. So viel warme Tage sich vor Georgi einstellen, so viel kalte sollen nach Georgi noch eintreffen. 2 Wenn am Georgentag die Roggensaat grünt, isst man zu Jakobi (25. Juli) frisches Brot. – Orakel, 459. 3 Wenn am Georgitag die Sonne scheint, werden viel Aepfel. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 46. In Oberitalien sagt man: Will sich Georgi mit Regen zeigen, so verderben die Feigen. (Aqua de San Giorgi, carestia de fich. Orakel, 466.) Die Russen haben das Sprichwort: Georg mit Wärme, Nikolaus (9. Mai) mit Futter. (Orakel, 457.) Und: Georg mit Futter und Nikole mit der Brücke. (Orakel, 458.) *4 Aem de Gürgendoag. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 327, 1. Diese Redensart wird zur Bestimmung der Frühlingszeit gebraucht. Für denselben Zweck hat man in Siebenbürgen auch die folgenden Redensarten: Aen Ausdägen, d. h. in den Endtagen des ausgehenden Frühlings. (Vgl. Stalder, I, 258; Grimm, I, 995; Frommann, V, 330, 1.) Won et grän wît (grün wird). Won der Kukuk kreischt. Won de Schwalwe kun (kommen). Won de blésch Nôhtegôle sangen = wenn die walachischen Nachtigallen (scherzhaft für Frösche) singen. Gepäck. 1 Für leichtes Gepäck ist wenig nöthig. 2 Klein gepack, gross Gemach. – Henisch, 1481, 14; Lehmann, 45, 60; Körte, 2027; Simrock, 3415. Wer wenig zu tragen hat, geht gemächlich. Lat.: Si tibi parva est res, est tibi magna quies. (Henisch, 1481, 15.) 3 Zu viel Gepäck zerreisst den Sack. – Klosterspiegel, 68, 4. Geplapper. Das is e Geplapper! Wajjoomer, waj dabber. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 114. Gegen Wortschwall, wie gegen Geschwätzigkeit überhaupt, gegen jemand gerichtet, der einen nicht zu Worte kommen lässt. Wajjomer, waje dabber (und er sprach und redete) ist der gewöhnliche Anfang der Verse im 3. und 4. Buch Mose. Geplärr. Das gemein geplerr ist nicht gar lehr. – Lehmann, 301, 24; Petri, II, 60; Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 8; Graf, 453, 444; Simrock, 3388; Kirchhofer, 153; Eiselein, 226. Engl.: Common fame 's seldom to blame. (Bohn II, 91; Eiselein, 226.) Lat.: Fabula non omnis spernenda est. (Binder II, 1059.) – Fama malum est, oritur surgitque facillima, verum difficile hanc perferre, grave est sedere coortam. – Haec passim Dea foeda virum diffudit in ora. – Non omnino temere est, quod vulgo dictitant. (Binder I, 1186; II, 2202; Philippi, II, 41; Seybold, 375; Steinmeyer, 57.) – Publica fama non semper vana. (Binder II, 2686; Philippi, II, 113; Schamelius, V, 211; Seybold, 463.) – Rumores hominum cures vitare molestos. Gepolter. Auf grosses Gepolter wird's gewöhnlich still. Geprahl. Gross Geprahl, schmaler Bissen. – Reinsberg IV, 77. Engl.: Great boast, small roast. – Much bruit, little fruit. Gepränge. Gross gepreng macht, das mancher hernach schmale bissen essen muss. – Petri, II, 357. Geprassel. Es ist Geprassel aus Tambour Veit's Trommel. (Pennsylvanien.) Hohler, bedeutungsloser, nichtssagender Lärm.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [779]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/807>, abgerufen am 22.12.2024.