Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 9 Die Geiss kriegt früh einen Bart. - Braun, I, 663; Körte, 1863; Simrock, 3200. 10 Die Geiss will auch einen langen Sterz. - Simrock, 3198. 11 Die Geissen ziehen nicht am Pfluge. - Eiselein, 202. Die Weiber sind des Pflügens ledig. Lat.: Liberae caprae ab aratro. (Eiselein, 202.) 12 Die Geyss muss an dem Ort weiden, da sie angebunden ist. - Lehmann, 555, 11; Eiselein, 202; Simrock, 3195. Häuslichkeit der Hausfrau. 13 Die schlechte Geiss bleibt hängen für den Wolf. 14 E Geiss und es Ching chranket und g'sunget g'schwing. (Solothurn.) - Schild, 60, 54. 15 Ein Geiss gibt keine Milch, man klopfft ihr denn das Milchfass oder Euter. - Lehmann, 235, 40. 16 Ein junge Geiss läckt das Saltz, die alt friste dass Saltz vnd den Sack. - Lehmann, 145, 73 u. 871, 34; Eiselein, 202; Simrock, 3202. It.: La capra giovane mangia il sale, la vecchia il sale e il sacco. (Eiselein, 202.) 17 Eine Geiss ist kein Viehstand, ein Mädchen kein Gesinde. 18 Es is gaut, dass der Göess ir Schwanz net so lank is, es der Kau eirer. (Henneberg.) - Frommann, II, 410, 102. 19 Gemach mit der Geiss, der Markt ist erst morgen. 20 Hätte die Geiss einen Schwanz, sie würde die Welt todtschwänzeln. 21 Ich sinn der Geiss dovun, dat de Schottel1 kapott2 en geit, dann se hät ald 'nen Basch3 an. (Köln.) - Firmenich, I, 472, 33. 1) Schüssel. 2) Entzwei. 3) Riss. 22 Keine Geiss ohne Bart, kein Speck ohne Schwart. Holl.: Geene oude geit zonder baard, of nonne zonder gemompel. (Harrebomee, I, 213.) 23 Man muss die Geiss nicht zu weit in den Garten lassen. - Kirchhofer, 278. 24 Thäten mir Geissen (Weiber) wohl, ich erwirb ihr ein Stadel voll. - Eiselein, 203. 25 Wann(s) der Geiss (zu) wohl1 (auf dem Platz) ist, scharrt sie. - Franck, I, 142a; Gruter, I, 71; Schottel, 1122b; Blum, 532; Eiselein, 202; Kirchhofer, 277; Körte, 1861; Simrock, 196; Auerbach, Dorfgesch., V, 255; für Bern: Zyro, 33. 1) Wenn sie gut im Futter steht. 26 Wär de Geiss em Haus hät, dä moss lick'en1 dat der Bock imm üvver de Gader2 süüt. (Köln.) - Firmenich, I, 471, 1. 1) Leiden. 2) Der untere Theil der wagerecht in zwei Hälften getheilten Hausthür. 27 Wemmer1 di Gäss zu'n Bock'n näth'n muss, kriagt si ner a Gässla. (Franken.) - Frommann, VI, 108, 108. 1) Wenn man. 28 Wenn der Geiss zu wohl ist, so geht sie aufs Eis und bricht ein Bein. - Schweiz, I, 144, 72. In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 168, 110. Lat.: Luxuriant animi rebus plerumque secundis. (Philippi, I, 232.) 29 Wenn die geiss wolstehet, so scharret sie. - Henisch, 1444, 17. 30 Wenn e Geiss stossen will, so muss sie Hörner ha. (Solothurn.) - Schild, 60, 55. 31 Wenn man eine Geiss in den Stall gesperrt hat, kann man keine Kuh herausziehen. 32 Wer die Geiss anbindet (oder: angenommen hat), der muss sie hüten. - Eiselein, 202; Körte, 1862; Simrock, 3193 u. 3194; Braun, I, 662; Kirchhofer, 277. Wer ein Geschäft übernommen hat, soll dessen auch warten. 33 Wer die Geiss im Hause hat, dem kommt der Bock vor die Thür. - Eiselein, 83 u. 202; Simrock, 3199. 34 Wer eine Geiss stiehlt, ist kein Bocksdieb. (Oberpfalz.) Der Richter muss den Fall entscheiden, wie er liegt. 35 Wer mit Geissen umgeht, böckelt bald. - Parömiakon, 335. Womit man umgeht, das hängt einem an. [Spaltenumbruch] *36 Der Beste (Bravste, Schönste) hat die Geiss gestohlen. *37 Der Gais ist g'streut. (Oberösterreich.) - Baumgarten. Die Sache ist gemacht, auch das letzte ist gethan, der Handel ist fertig. *38 Die Geiss sucht das Messer. - Kirchhofer, 277. *39 Er fiele eine Geiss an, die einen Schleier trägt. So verliebt! *40 Er hat auf der Geiss heim müssen. - Eiselein, 202; Stalder. Sein Plan ist mislungen. *41 Er hat die Geiss am Himmel gesehen. (S. Ziege.) - Körte, 1864a. *42 Er ist wie die Geissen, die Kraut fressen und Bohnen scheissen. - Fischart. *43 Er kann die Geiss zwischen die Hörner küssen. - Eiselein, 202. So mager ist er. *44 Er kommt mit der Geiss zu früh (zu spät) auf den Markt. - Kirchhofer, 277. *45 Er lässt die Geiss in den Garten laufen. Holl.: Hij laat de geit in den wijngaard loopen. (Harrebomee, I, 213.) *46 Es ist mit ihm als um eine Geiss, wann die wohl steht, so scharret sie. - Geiler. *47 Es ist Zeit mit der Geiss zu Markt. - Kirchhofer, 277. *48 Nu' iss der Gähs gesträöt, ann ah vürgeläht. (Henneberg.) Auch in Franken: Oetz wär der Gäss a g'strät. (Frommann, VI, 168, 111.) Der Geiss ist nun gestreut und auch vorgelegt, nun ist mir (dir u. s. w.) der Wille gethan, das Geschäft vollendet, die Sache abgemacht, allen beiden zugleich geholfen. *49 Op de Geit reien. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 376. Auf der Ziege reiten. *50 'R het's wie d' Geissa, 'r het d's Weitera leieb'r. (Bern.) - Zyro, 34. *51 'S hilft em uff d' Geiss. (Solothurn.) - Schild, 84, 312. In älterer Zeit bezeichnete das Wort Geiss einen Sattel vorn mit zwei Hörnern. *52 Si hed müsse uf der Geiss sei. (Luzern.) Wenn ein Mädchen ohne Liebhaber vom Tanzplatz kommt. *53 Zu den wilden Geissen. - Eiselein, 202. Lat.: In capras sylvestres. (Eiselein, 202.) Geissbaum. Wenn der Geissbaum1 schön blüejet, so gits vil Wy. (Solothurn.) - Schild, 104, 50. 1) Ligustrum vulgare. Geissbock. 1 E Geisbeack äs det letzt Ross. (Schässburg.) - Firmenich, III, 425, 26. 2 Geissböck' allfurt stinken. (Elsass.) - Körte, 1864. 3 Neunundneunzig Geissböcke gehen auf Einen Schneider. (Rheinhessen.) *4 Der Geissbock von Lambrecht. Die Gemeinde Lambrecht in der bairischen Pfalz besitzt gewisse Streu- und Weideberechtigungen in den Waldungen Deidesheims im Hardtgebirge, deren Anerkennung schon seit dem 14. oder 15. Jahrhundert an die Bedingung geknüpft ist, dass die Gemeinde Lambrecht der Stadt Deidesheim alljährlich einen Geissbock liefert, was aber unter gewissen Förmlichkeiten geschehen muss. Der jüngste Bürger des Orts muss den Bock nämlich am dritten Pfingsttage an einem Stricke über das Gebirge führen und noch vor Sonnenaufgang an das bestimmte Haus in Deidesheim bringen, wofür er dort ein Frühstück erhält. Der Bock wird dann versteigert. Dies Verhältniss hat schon wiederholt zu Klagen und Processen Anlass gegeben. In Lambrecht möchte man gern die Bocklieferung in eine Geldleistung umwandeln, was aber Deidesheim, das lieber die Berechtigung der Lambrechter überhaupt beseitigt sehe, nicht zuliess. Infolge eines Processes fand die Lieferung des Geissbocks in den Jahren 1851-58 nicht statt; es mussten daher am Schluss desselben acht Böcke geliefert werden. (Vgl. Rheinische Blätter, Köln 1858, Nr. 26; Wurzbach III, 24.) Dieser in mittelalterlichen Einrichtungen wurzelnde Fall veranschaulicht die Strenge, mit der die Grundherren die Abgaben von den Zinspflichtigen erzwangen: Abgaben, die oft gar keinen andern Zweck hatten, als das Abhängigkeitsverhältniss der letztern zu bekunden. Denn wie die Gemeinde Lambrecht alljährlich einen Bock in vorgeschriebener Weise abzuführen hatte, so musste an [Spaltenumbruch] 9 Die Geiss kriegt früh einen Bart. – Braun, I, 663; Körte, 1863; Simrock, 3200. 10 Die Geiss will auch einen langen Sterz. – Simrock, 3198. 11 Die Geissen ziehen nicht am Pfluge. – Eiselein, 202. Die Weiber sind des Pflügens ledig. Lat.: Liberae caprae ab aratro. 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(Henneberg.) – Frommann, II, 410, 102. 19 Gemach mit der Geiss, der Markt ist erst morgen. 20 Hätte die Geiss einen Schwanz, sie würde die Welt todtschwänzeln. 21 Ich sinn der Gëiss dovun, dat de Schottel1 kapott2 en geit, dann se hät ald 'nen Basch3 an. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 33. 1) Schüssel. 2) Entzwei. 3) Riss. 22 Keine Geiss ohne Bart, kein Speck ohne Schwart. Holl.: Geene oude geit zonder baard, of nonne zonder gemompel. (Harrebomée, I, 213.) 23 Man muss die Geiss nicht zu weit in den Garten lassen. – Kirchhofer, 278. 24 Thäten mir Geissen (Weiber) wohl, ich erwirb ihr ein Stadel voll. – Eiselein, 203. 25 Wann(s) der Geiss (zu) wohl1 (auf dem Platz) ist, scharrt sie. – Franck, I, 142a; Gruter, I, 71; Schottel, 1122b; Blum, 532; Eiselein, 202; Kirchhofer, 277; Körte, 1861; Simrock, 196; Auerbach, Dorfgesch., V, 255; für Bern: Zyro, 33. 1) Wenn sie gut im Futter steht. 26 Wär de Geiss em Hûs hät, dä môss lick'en1 dat der Bock imm üvver de Gâder2 süüt. 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(Vgl. <hi rendition="#i">Rheinische Blätter, Köln 1858, Nr. 26; Wurzbach III, 24.</hi>) Dieser in mittelalterlichen Einrichtungen wurzelnde Fall veranschaulicht die Strenge, mit der die Grundherren die Abgaben von den Zinspflichtigen erzwangen: Abgaben, die oft gar keinen andern Zweck hatten, als das Abhängigkeitsverhältniss der letztern zu bekunden. Denn wie die Gemeinde Lambrecht alljährlich einen Bock in vorgeschriebener Weise abzuführen hatte, so musste an </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[724]/0752]
9 Die Geiss kriegt früh einen Bart. – Braun, I, 663; Körte, 1863; Simrock, 3200.
10 Die Geiss will auch einen langen Sterz. – Simrock, 3198.
11 Die Geissen ziehen nicht am Pfluge. – Eiselein, 202.
Die Weiber sind des Pflügens ledig.
Lat.: Liberae caprae ab aratro. (Eiselein, 202.)
12 Die Geyss muss an dem Ort weiden, da sie angebunden ist. – Lehmann, 555, 11; Eiselein, 202; Simrock, 3195.
Häuslichkeit der Hausfrau.
13 Die schlechte Geiss bleibt hängen für den Wolf.
14 E Geiss und es Ching chranket und g'sunget g'schwing. (Solothurn.) – Schild, 60, 54.
15 Ein Geiss gibt keine Milch, man klopfft ihr denn das Milchfass oder Euter. – Lehmann, 235, 40.
16 Ein junge Geiss läckt das Saltz, die alt friste dass Saltz vnd den Sack. – Lehmann, 145, 73 u. 871, 34; Eiselein, 202; Simrock, 3202.
It.: La capra giovane mangia il sale, la vecchia il sale e il sacco. (Eiselein, 202.)
17 Eine Geiss ist kein Viehstand, ein Mädchen kein Gesinde.
18 Es is gût, dass der Göess ir Schwanz net so lank is, es der Kû îrer. (Henneberg.) – Frommann, II, 410, 102.
19 Gemach mit der Geiss, der Markt ist erst morgen.
20 Hätte die Geiss einen Schwanz, sie würde die Welt todtschwänzeln.
21 Ich sinn der Gëiss dovun, dat de Schottel1 kapott2 en geit, dann se hät ald 'nen Basch3 an. (Köln.) – Firmenich, I, 472, 33.
1) Schüssel.
2) Entzwei.
3) Riss.
22 Keine Geiss ohne Bart, kein Speck ohne Schwart.
Holl.: Geene oude geit zonder baard, of nonne zonder gemompel. (Harrebomée, I, 213.)
23 Man muss die Geiss nicht zu weit in den Garten lassen. – Kirchhofer, 278.
24 Thäten mir Geissen (Weiber) wohl, ich erwirb ihr ein Stadel voll. – Eiselein, 203.
25 Wann(s) der Geiss (zu) wohl1 (auf dem Platz) ist, scharrt sie. – Franck, I, 142a; Gruter, I, 71; Schottel, 1122b; Blum, 532; Eiselein, 202; Kirchhofer, 277; Körte, 1861; Simrock, 196; Auerbach, Dorfgesch., V, 255; für Bern: Zyro, 33.
1) Wenn sie gut im Futter steht.
26 Wär de Geiss em Hûs hät, dä môss lick'en1 dat der Bock imm üvver de Gâder2 süüt. (Köln.) – Firmenich, I, 471, 1.
1) Leiden.
2) Der untere Theil der wagerecht in zwei Hälften getheilten Hausthür.
27 Wemmer1 di Gäss zu'n Bock'n näth'n muss, kriagt si ner a Gässla. (Franken.) – Frommann, VI, 108, 108.
1) Wenn man.
28 Wenn der Geiss zu wohl ist, so geht sie aufs Eis und bricht ein Bein. – Schweiz, I, 144, 72.
In fränkischer Mundart vgl. Frommann, VI, 168, 110.
Lat.: Luxuriant animi rebus plerumque secundis. (Philippi, I, 232.)
29 Wenn die geiss wolstehet, so scharret sie. – Henisch, 1444, 17.
30 Wenn e Geiss stossen will, so muss sie Hörner ha. (Solothurn.) – Schild, 60, 55.
31 Wenn man eine Geiss in den Stall gesperrt hat, kann man keine Kuh herausziehen.
32 Wer die Geiss anbindet (oder: angenommen hat), der muss sie hüten. – Eiselein, 202; Körte, 1862; Simrock, 3193 u. 3194; Braun, I, 662; Kirchhofer, 277.
Wer ein Geschäft übernommen hat, soll dessen auch warten.
33 Wer die Geiss im Hause hat, dem kommt der Bock vor die Thür. – Eiselein, 83 u. 202; Simrock, 3199.
34 Wer eine Geiss stiehlt, ist kein Bocksdieb. (Oberpfalz.)
Der Richter muss den Fall entscheiden, wie er liegt.
35 Wer mit Geissen umgeht, böckelt bald. – Parömiakon, 335.
Womit man umgeht, das hängt einem an.
*36 Der Beste (Bravste, Schönste) hat die Geiss gestohlen.
*37 Der Gais ist g'streut. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
Die Sache ist gemacht, auch das letzte ist gethan, der Handel ist fertig.
*38 Die Geiss sucht das Messer. – Kirchhofer, 277.
*39 Er fiele eine Geiss an, die einen Schleier trägt.
So verliebt!
*40 Er hat auf der Geiss heim müssen. – Eiselein, 202; Stalder.
Sein Plan ist mislungen.
*41 Er hat die Geiss am Himmel gesehen. (S. Ziege.) – Körte, 1864a.
*42 Er ist wie die Geissen, die Kraut fressen und Bohnen scheissen. – Fischart.
*43 Er kann die Geiss zwischen die Hörner küssen. – Eiselein, 202.
So mager ist er.
*44 Er kommt mit der Geiss zu früh (zu spät) auf den Markt. – Kirchhofer, 277.
*45 Er lässt die Geiss in den Garten laufen.
Holl.: Hij laat de geit in den wijngaard loopen. (Harrebomée, I, 213.)
*46 Es ist mit ihm als um eine Geiss, wann die wohl steht, so scharret sie. – Geiler.
*47 Es ist Zeit mit der Geiss zu Markt. – Kirchhofer, 277.
*48 Nu' iss der Gähs gesträöt, ann ah vürgeläht. (Henneberg.)
Auch in Franken: Oetz wär der Gäss a g'strät. (Frommann, VI, 168, 111.) Der Geiss ist nun gestreut und auch vorgelegt, nun ist mir (dir u. s. w.) der Wille gethan, das Geschäft vollendet, die Sache abgemacht, allen beiden zugleich geholfen.
*49 Op de Geit rîën. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 376.
Auf der Ziege reiten.
*50 'R het's wie d' Geissa, 'r het d's Wîtera lîeb'r. (Bern.) – Zyro, 34.
*51 'S hilft em uff d' Geiss. (Solothurn.) – Schild, 84, 312.
In älterer Zeit bezeichnete das Wort Geiss einen Sattel vorn mit zwei Hörnern.
*52 Si hed müsse uf der Geiss sei. (Luzern.)
Wenn ein Mädchen ohne Liebhaber vom Tanzplatz kommt.
*53 Zu den wilden Geissen. – Eiselein, 202.
Lat.: In capras sylvestres. (Eiselein, 202.)
Geissbaum.
Wenn der Geissbaum1 schön blüejet, so gits vil Wy. (Solothurn.) – Schild, 104, 50.
1) Ligustrum vulgare.
Geissbock.
1 E Gîsbeack äs det lêtzt Rôss. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 26.
2 Geissböck' allfurt stinken. (Elsass.) – Körte, 1864.
3 Neunundneunzig Geissböcke gehen auf Einen Schneider. (Rheinhessen.)
*4 Der Geissbock von Lambrecht.
Die Gemeinde Lambrecht in der bairischen Pfalz besitzt gewisse Streu- und Weideberechtigungen in den Waldungen Deidesheims im Hardtgebirge, deren Anerkennung schon seit dem 14. oder 15. Jahrhundert an die Bedingung geknüpft ist, dass die Gemeinde Lambrecht der Stadt Deidesheim alljährlich einen Geissbock liefert, was aber unter gewissen Förmlichkeiten geschehen muss. Der jüngste Bürger des Orts muss den Bock nämlich am dritten Pfingsttage an einem Stricke über das Gebirge führen und noch vor Sonnenaufgang an das bestimmte Haus in Deidesheim bringen, wofür er dort ein Frühstück erhält. Der Bock wird dann versteigert. Dies Verhältniss hat schon wiederholt zu Klagen und Processen Anlass gegeben. In Lambrecht möchte man gern die Bocklieferung in eine Geldleistung umwandeln, was aber Deidesheim, das lieber die Berechtigung der Lambrechter überhaupt beseitigt sehe, nicht zuliess. Infolge eines Processes fand die Lieferung des Geissbocks in den Jahren 1851-58 nicht statt; es mussten daher am Schluss desselben acht Böcke geliefert werden. (Vgl. Rheinische Blätter, Köln 1858, Nr. 26; Wurzbach III, 24.) Dieser in mittelalterlichen Einrichtungen wurzelnde Fall veranschaulicht die Strenge, mit der die Grundherren die Abgaben von den Zinspflichtigen erzwangen: Abgaben, die oft gar keinen andern Zweck hatten, als das Abhängigkeitsverhältniss der letztern zu bekunden. Denn wie die Gemeinde Lambrecht alljährlich einen Bock in vorgeschriebener Weise abzuführen hatte, so musste an
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