Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 18 Niemand wird ihm allein geboren. 19 Roth geboren hat das Fegefeuer schon auf der Welt. (Schweiz.) 20 Schwarz geboren, hat 's Waschen verloren. 21 Vil besser nie geboren sein, denn ewig leiden noth vnd pein. - Henisch, 1392, 19. 22 Was ich geboren, macht mich verloren. - Parömiakon, 214. Klage einer Mutter über ihre Kinder. 23 Was krumm geboren ist, das macht kein Winkelmass gerade. - Sprichwörtergarten, 339. 24 Weiss geboren, b'schisst. (Schweiz.) 25 Wer geboren ist, fängt an zu sterben. Die Litauer drängen die Geschichte des menschlichen Lebens in die wenigen Worte zusammen: Geboren, herangewachsen, verdorben, gestorben. (Reinsberg VII, 26.) Dän.: Milene ere alt gierde for at vi kunde hverken giöre dem laengere eller staekkere. - Saa snart föd, saa snart paa veyen til döden. (Prov. dan., 189.) - Vi födes til at döe, og er ei under at den döer som var dödelig. (Prov. dan., 191.) Lat.: Nascimur hac omnes lege, ut moriamur. (Binder II, 1971.) 26 Wer geboren wird, ist vom Tode geworben. - Gaal, 1530. Alles, was geboren wird, muss sterben, sagen die Polen. Alle gehen mit ihrem Sack zur Mühle, die Venetier. (Reinsberg II, 153.) Dän.: Alt det som födes skal engang döe. (Prov. dan., 26.) It.: Chi nasce, convien morire. (Gaal, 1530.) Lat.: Lex universi est, quae jubet nasci et mori. (Publ. Syr.) (Binder II, 1659; Philippi, I, 225.) - Omne quod exoritur, fit et moritur. (Binder II, 2375; Neander, 297.) 27 Wer nicht geboren ward, dem ward der Tod erspart. 28 Wer zu spät geboren wird und zu früh stirbt, hat wenig vom Leben. Dän.: Det er ondt at vaere sildig föd, og aarle doed. (Prov. dan., 189.) 29 Wie einer ist geboren, so wird er geschoren. - Simrock, 3120; Eiselein, 212. 30 Wir werden alle auf Eine Weise geboren, aber der Tod ist verschieden. Der Pole: Eine ist die Weise des Geborenwerdens, tausendfach die des Sterbens. Aehnlich der Serbe. (Reinsberg II, 53.) 31 Wohl geboren ist etwas, wohl erzogen mehr, wohl verheirathet viel, wohl gestorben alles. Dän.: Vel föd, er vel en tröst, men bedre vel opdragen, vel gift, er livets lyst, vel död er heele sagen. (Prov. dan., 113.) 32 Wohl geboren, wohl geheirathet, wohl gestorben. - Kirchhofer, 205. Die drei irdischen Glückseligkeiten. *33 Besser, du wärest nie geboren. - Eiselein, 212. Lat.: Optimum non nasci. (Eiselein, 212.) *34 Er ist noch nicht geboren und niest schon. Von ausserordentlicher Begabung oder früher Entwickelung; ironisch von widerwärtiger Frühklugheit. *35 Er ist zu früh geboren. (S. 14.) - Eiselein, 212. Von jemand, der kein Glück hat. "Ich bin zu früe geboren; wa ich hüt nur hinkumm, min Glück das kummt erst morn." (Volkslied.) (Eiselein, 212.) *36 Is mersch doch hoite, as wenn ich noi geburen wär. (Schles.) - Frommann, III, 248, 234. *37 Sie ist noch nicht geboren und schon an den Mann gebracht. - Reinsberg I, 87. Geborgen. Erst selber geborgen, dann für andere sorgen. Lat.: Aliena sic nobis tractanda sunt, ut nostrorum non obliviscamur. (Philippi, I, 19.) Gebot. 1 Baireuther Gebot, Selb'er Brot, Thiersteiner Bier währet nur ein Wochen vier. (S.7 u. 14.) Riehl in Land und Leute leitet dies Wort der Fuchtelberger "aus der Zeit der haltlosen baireuthischen Wirthschaft" her. 2 Das alte Gebot geht vor. - Graf, 281, 330. Die früher erworbenen Rechte, es sei in Käufen, Miethen, Darlehen u. s. w. haben stets den Vorzug. Mhd.: Daz alte bot get vor. (Zöpfl, Das alte Bamberger Recht als Quelle der Carolina, Heidelberg 1839, §. 407.) 3 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht erwischen. - Simrock, 3114; Braun, II, 467. [Spaltenumbruch] 4 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht verblüffen (oder: Lass dich nicht bange machen). - Simrock, 3115; Eiselein, 212; Körte, 1811. Holl.: Dat staat in het elfte gebod. - Wisse wasjes, zei besje, flikflooijen en duim draaijen is het elfte gebod. (Harrebomee, I, 208.) 5 Das gebot der liebe ist ein kurtz gebot vnnd lang gebot, ein einig gebot vnnd vil gebot, es ist kein gebot vnd alle gebot. - Henisch, 1393, 14. 6 Ein Gebot muss man nicht mit dem guten Willen, sondern mit der That erfüllen. 7 En einbecksch Bod (Gebot) un en fredelsch Pot, de halt glik lange. Fredelsloh ist ein zwei Stunden von Eimbeck gelegenes Dorf im hannoverischen Amte Moringen-Hardegsen mit bedeutenden Töpfereien. Nach dem Sprichwort scheint die eimbecksche Bevölkerung den Gesetzen und Verordnungen ihres Raths wenig Beachtung geschenkt und Einfluss gestattet zu haben. Die fredelsloher Töpfe müssten denn von ausserordentlicher Haltbarkeit gewesen sein. 8 Frembde gebot gehet über Gottes gebot inn der Welt. - Henisch, 1393, 1. 9 Gebot machen niemand besser vnd jederman ärger. - Petri, II, 325. 10 Gebot ohne glauben lehren macht Heuchler. - Henisch, 1634, 1; Petri, I, 41. 11 Hildburghauser Gebot geht bis nach Roth1, da hat's ä Krömm, da kehrt's wieder öm. 1) Kleiner Ort in der Nähe der Stadt. 12 Hol(de) di an't elfte Gebot: Lat di nich verblüffen!1 - Frommann, VI, 282, 695; Firmenich, I, 19, 21; Schütze, I, 118; Bueren, 512; Hausfreund, I; Richey, 320; Eichwald, 612; Körte, 1812; hochdeutsch bei Eiselein, 212. 1) Einschüchtern, bestürzt machen, übertölpeln, von bluffen = durch Worte oder Geberden Furcht und Schrecken einjagen. (Vgl. Brem. Wb., I, 105; Schambach, 259; Dähnert, 518.) 13 Nürnberger gebot ist halb ab, das macht rechte keuff. (S. 25.) - Franck, II, 37a. D. i. halb soviel geben als gefordert wird. "Also muss man etwa der vnbillicheyt begeren, dass man zur billicheyt komm. Die krämer bieten ein ding offt vmb zwey gelt, wol wissende, dass man mit jn kramen vnd markten wirt, vnnd begert was vnrecht, dass er halb ab zum rechten komme." 14 Nürnberger Gebot währt drei Tage. - Kirchhofer, 92; Reinsberg V, 97. Von den Gesetzen Mailands sagt man gar, sie dauern nur von heute bis morgen. (Reinsberg IV, 20.) 15 Unzeitlich Gebot erkennt der Schöffe nicht für Recht. - Graf, 6, 112. Mhd.: Unzitlich gebott erkent der scheffen nit fur recht. (Grimm, Weisth., II, 674.) 16 Unzeitlich Gebot weist man nicht für Recht. - Graf, 6, 111. Mhd.: Unzitlich gebot wist neit mit recht. (Grimm, Weisth., II, 736.) 17 Vil gebot, wenig gute werck. - Franck, II, 188a; Henisch, 1393, 21; Petri, II, 571; Gruter, I, 68; Lehmann, 265, 5; Sailer, 248. 18 Wu het dat elfte Gebot? Laot di nich verblüff'n. - Danneil, 236. *19 Den hat das sechste Gebot gefressen. (Leipzig.) *20 Einem die zehn Gebote (Finger) ins Gesicht schreiben. *21 Er hat das sechste Gebot schon siebenmal abgeschafft. *22 Er hat schon in der Schule das siebente Gebot überhüpft. (Leipzig.) *23 Es ist ein meininger Gebot. (Henneberg.) Ein Gesetz in scharfen Ausdrücken, das ausser dem nicht gehalten wird. Besonders von Polizeiverordnungen. Auch andere Städte klagen ihre Polizeigesetzgebung an. *24 He geit in't söste Gebot. (Hamburg.) - Schütze, IV, 160. Uebertritt dasselbe. *25 Ich wil eyn colnisch gebot thun vnd will die halbstheit bieten. (S. Köln.) - Tappius, 162b; Körte, 807; Reinsberg V, 89. [Spaltenumbruch] 18 Niemand wird ihm allein geboren. 19 Roth geboren hat das Fegefeuer schon auf der Welt. (Schweiz.) 20 Schwarz geboren, hat 's Waschen verloren. 21 Vil besser nie geboren sein, denn ewig leiden noth vnd pein. – Henisch, 1392, 19. 22 Was ich geboren, macht mich verloren. – Parömiakon, 214. Klage einer Mutter über ihre Kinder. 23 Was krumm geboren ist, das macht kein Winkelmass gerade. – Sprichwörtergarten, 339. 24 Weiss geboren, b'schisst. (Schweiz.) 25 Wer geboren ist, fängt an zu sterben. Die Litauer drängen die Geschichte des menschlichen Lebens in die wenigen Worte zusammen: Geboren, herangewachsen, verdorben, gestorben. (Reinsberg VII, 26.) Dän.: Milene ere alt gierde for at vi kunde hverken giøre dem længere eller staekkere. – Saa snart fød, saa snart paa veyen til døden. (Prov. dan., 189.) – Vi fødes til at døe, og er ei under at den døer som var dødelig. (Prov. dan., 191.) Lat.: Nascimur hac omnes lege, ut moriamur. (Binder II, 1971.) 26 Wer geboren wird, ist vom Tode geworben. – Gaal, 1530. Alles, was geboren wird, muss sterben, sagen die Polen. Alle gehen mit ihrem Sack zur Mühle, die Venetier. (Reinsberg II, 153.) Dän.: Alt det som fødes skal engang døe. (Prov. dan., 26.) It.: Chi nasce, convien morire. (Gaal, 1530.) 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Riehl in Land und Leute leitet dies Wort der Fuchtelberger „aus der Zeit der haltlosen baireuthischen Wirthschaft“ her. 2 Das alte Gebot geht vor. – Graf, 281, 330. Die früher erworbenen Rechte, es sei in Käufen, Miethen, Darlehen u. s. w. haben stets den Vorzug. Mhd.: Daz alte bot get vor. (Zöpfl, Das alte Bamberger Recht als Quelle der Carolina, Heidelberg 1839, §. 407.) 3 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht erwischen. – Simrock, 3114; Braun, II, 467. [Spaltenumbruch] 4 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht verblüffen (oder: Lass dich nicht bange machen). – Simrock, 3115; Eiselein, 212; Körte, 1811. Holl.: Dat staat in het elfte gebod. – Wisse wasjes, zei besje, flikflooijen en duim draaijen is het elfte gebod. (Harrebomée, I, 208.) 5 Das gebot der liebe ist ein kurtz gebot vnnd lang gebot, ein einig gebot vnnd vil gebot, es ist kein gebot vnd alle gebot. – Henisch, 1393, 14. 6 Ein Gebot muss man nicht mit dem guten Willen, sondern mit der That erfüllen. 7 En einbecksch Bod (Gebot) un en fredelsch Pot, de halt glik lange. Fredelsloh ist ein zwei Stunden von Eimbeck gelegenes Dorf im hannoverischen Amte Moringen-Hardegsen mit bedeutenden Töpfereien. Nach dem Sprichwort scheint die eimbecksche Bevölkerung den Gesetzen und Verordnungen ihres Raths wenig Beachtung geschenkt und Einfluss gestattet zu haben. 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18 Niemand wird ihm allein geboren.
19 Roth geboren hat das Fegefeuer schon auf der Welt. (Schweiz.)
20 Schwarz geboren, hat 's Waschen verloren.
21 Vil besser nie geboren sein, denn ewig leiden noth vnd pein. – Henisch, 1392, 19.
22 Was ich geboren, macht mich verloren. – Parömiakon, 214.
Klage einer Mutter über ihre Kinder.
23 Was krumm geboren ist, das macht kein Winkelmass gerade. – Sprichwörtergarten, 339.
24 Weiss geboren, b'schisst. (Schweiz.)
25 Wer geboren ist, fängt an zu sterben.
Die Litauer drängen die Geschichte des menschlichen Lebens in die wenigen Worte zusammen: Geboren, herangewachsen, verdorben, gestorben. (Reinsberg VII, 26.)
Dän.: Milene ere alt gierde for at vi kunde hverken giøre dem længere eller staekkere. – Saa snart fød, saa snart paa veyen til døden. (Prov. dan., 189.) – Vi fødes til at døe, og er ei under at den døer som var dødelig. (Prov. dan., 191.)
Lat.: Nascimur hac omnes lege, ut moriamur. (Binder II, 1971.)
26 Wer geboren wird, ist vom Tode geworben. – Gaal, 1530.
Alles, was geboren wird, muss sterben, sagen die Polen. Alle gehen mit ihrem Sack zur Mühle, die Venetier. (Reinsberg II, 153.)
Dän.: Alt det som fødes skal engang døe. (Prov. dan., 26.)
It.: Chi nasce, convien morire. (Gaal, 1530.)
Lat.: Lex universi est, quae jubet nasci et mori. (Publ. Syr.) (Binder II, 1659; Philippi, I, 225.) – Omne quod exoritur, fit et moritur. (Binder II, 2375; Neander, 297.)
27 Wer nicht geboren ward, dem ward der Tod erspart.
28 Wer zu spät geboren wird und zu früh stirbt, hat wenig vom Leben.
Dän.: Det er ondt at være sildig fød, og aarle dœd. (Prov. dan., 189.)
29 Wie einer ist geboren, so wird er geschoren. – Simrock, 3120; Eiselein, 212.
30 Wir werden alle auf Eine Weise geboren, aber der Tod ist verschieden.
Der Pole: Eine ist die Weise des Geborenwerdens, tausendfach die des Sterbens. Aehnlich der Serbe. (Reinsberg II, 53.)
31 Wohl geboren ist etwas, wohl erzogen mehr, wohl verheirathet viel, wohl gestorben alles.
Dän.: Vel fød, er vel en trøst, men bedre vel opdragen, vel gift, er livets lyst, vel død er heele sagen. (Prov. dan., 113.)
32 Wohl geboren, wohl geheirathet, wohl gestorben. – Kirchhofer, 205.
Die drei irdischen Glückseligkeiten.
*33 Besser, du wärest nie geboren. – Eiselein, 212.
Lat.: Optimum non nasci. (Eiselein, 212.)
*34 Er ist noch nicht geboren und niest schon.
Von ausserordentlicher Begabung oder früher Entwickelung; ironisch von widerwärtiger Frühklugheit.
*35 Er ist zu früh geboren. (S. 14.) – Eiselein, 212.
Von jemand, der kein Glück hat. „Ich bin zu früe geboren; wa ich hüt nur hinkumm, min Glück das kummt erst morn.“ (Volkslied.) (Eiselein, 212.)
*36 Is mersch doch hoite, as wenn ich noi geburen wär. (Schles.) – Frommann, III, 248, 234.
*37 Sie ist noch nicht geboren und schon an den Mann gebracht. – Reinsberg I, 87.
Geborgen.
Erst selber geborgen, dann für andere sorgen.
Lat.: Aliena sic nobis tractanda sunt, ut nostrorum non obliviscamur. (Philippi, I, 19.)
Gebot.
1 Baireuther Gebot, Selb'er Brot, Thiersteiner Bier währet nur ein Wochen vier. (S.7 u. 14.)
Riehl in Land und Leute leitet dies Wort der Fuchtelberger „aus der Zeit der haltlosen baireuthischen Wirthschaft“ her.
2 Das alte Gebot geht vor. – Graf, 281, 330.
Die früher erworbenen Rechte, es sei in Käufen, Miethen, Darlehen u. s. w. haben stets den Vorzug.
Mhd.: Daz alte bot get vor. (Zöpfl, Das alte Bamberger Recht als Quelle der Carolina, Heidelberg 1839, §. 407.)
3 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht erwischen. – Simrock, 3114; Braun, II, 467.
4 Das elfte Gebot heisst: Lass dich nicht verblüffen (oder: Lass dich nicht bange machen). – Simrock, 3115; Eiselein, 212; Körte, 1811.
Holl.: Dat staat in het elfte gebod. – Wisse wasjes, zei besje, flikflooijen en duim draaijen is het elfte gebod. (Harrebomée, I, 208.)
5 Das gebot der liebe ist ein kurtz gebot vnnd lang gebot, ein einig gebot vnnd vil gebot, es ist kein gebot vnd alle gebot. – Henisch, 1393, 14.
6 Ein Gebot muss man nicht mit dem guten Willen, sondern mit der That erfüllen.
7 En einbecksch Bod (Gebot) un en fredelsch Pot, de halt glik lange.
Fredelsloh ist ein zwei Stunden von Eimbeck gelegenes Dorf im hannoverischen Amte Moringen-Hardegsen mit bedeutenden Töpfereien. Nach dem Sprichwort scheint die eimbecksche Bevölkerung den Gesetzen und Verordnungen ihres Raths wenig Beachtung geschenkt und Einfluss gestattet zu haben. Die fredelsloher Töpfe müssten denn von ausserordentlicher Haltbarkeit gewesen sein.
8 Frembde gebot gehet über Gottes gebot inn der Welt. – Henisch, 1393, 1.
9 Gebot machen niemand besser vnd jederman ärger. – Petri, II, 325.
10 Gebot ohne glauben lehren macht Heuchler. – Henisch, 1634, 1; Petri, I, 41.
11 Hildburghauser Gebot geht bis nach Roth1, da hat's ä Krömm, da kehrt's wieder öm.
1) Kleiner Ort in der Nähe der Stadt.
12 Hol(de) di an't elfte Gebot: Lât di nich verblüffen!1 – Frommann, VI, 282, 695; Firmenich, I, 19, 21; Schütze, I, 118; Bueren, 512; Hausfreund, I; Richey, 320; Eichwald, 612; Körte, 1812; hochdeutsch bei Eiselein, 212.
1) Einschüchtern, bestürzt machen, übertölpeln, von bluffen = durch Worte oder Geberden Furcht und Schrecken einjagen. (Vgl. Brem. Wb., I, 105; Schambach, 259; Dähnert, 518.)
13 Nürnberger gebot ist halb ab, das macht rechte keuff. (S. 25.) – Franck, II, 37a.
D. i. halb soviel geben als gefordert wird. „Also muss man etwa der vnbillicheyt begeren, dass man zur billicheyt komm. Die krämer bieten ein ding offt vmb zwey gelt, wol wissende, dass man mit jn kramen vnd markten wirt, vnnd begert was vnrecht, dass er halb ab zum rechten komme.“
14 Nürnberger Gebot währt drei Tage. – Kirchhofer, 92; Reinsberg V, 97.
Von den Gesetzen Mailands sagt man gar, sie dauern nur von heute bis morgen. (Reinsberg IV, 20.)
15 Unzeitlich Gebot erkennt der Schöffe nicht für Recht. – Graf, 6, 112.
Mhd.: Unzitlich gebott erkent der scheffen nit fur recht. (Grimm, Weisth., II, 674.)
16 Unzeitlich Gebot weist man nicht für Recht. – Graf, 6, 111.
Mhd.: Unzitlich gebot wist neit mit recht. (Grimm, Weisth., II, 736.)
17 Vil gebot, wenig gute werck. – Franck, II, 188a; Henisch, 1393, 21; Petri, II, 571; Gruter, I, 68; Lehmann, 265, 5; Sailer, 248.
18 Wu hêt dat elfte Gebot? Laot di nich verblüff'n. – Danneil, 236.
*19 Den hat das sechste Gebot gefressen. (Leipzig.)
*20 Einem die zehn Gebote (Finger) ins Gesicht schreiben.
*21 Er hat das sechste Gebot schon siebenmal abgeschafft.
*22 Er hat schon in der Schule das siebente Gebot überhüpft. (Leipzig.)
*23 Es ist ein meininger Gebot. (Henneberg.)
Ein Gesetz in scharfen Ausdrücken, das ausser dem nicht gehalten wird. Besonders von Polizeiverordnungen. Auch andere Städte klagen ihre Polizeigesetzgebung an.
*24 He geit in't söste Gebot. (Hamburg.) – Schütze, IV, 160.
Uebertritt dasselbe.
*25 Ich wil eyn colnisch gebot thun vnd will die halbstheit bieten. (S. Köln.) – Tappius, 162b; Körte, 807; Reinsberg V, 89.
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