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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *2 Das hat er nicht in seinem Gebetbuch gefunden.

Holl.: Het stond zeker niet in zijn gebedenboekje. (Harrebomee, I, 208.)

*3 Er ist mit seinem Gebetbuch zu Ende.

Frz.: Cela est comme le Breviaire de messire Jean. (Leroux, II, 39.)

*4 Er liebt das Gebetbuch mit den vier Königen.

Spielt gern.

*5 I wött lieber si Betbuech se, as (z. B.) si Ross. - Tobler, 27.

Von einem rauhen Menschen, der mit den ihm untergeordneten Wesen (Menschen oder Thieren) sehr hart verfährt.


Gebetsthür.

Die Gebetsthür ist keinem verschlossen.

Dän.: Det var ei godt at bönne-dören stod altid aaben. (Prov. dan., 86.)


Gebhart.

1 Er Gebhart1 vnd er süesse wort, die bringen jetzt vil dinge forth. - Henisch, 1388, 47; Petri, I, 240.

1) Ueber den sprichwörtlichen Namen Gebhart vgl. Germania, IV, 132 u. V, 295.

2 Wenn Gebhart anklopft, thut Nemhart auf.

Mhd.: Swa her Gebhart kumt in d' schrangen, da her Nemhart rihter is. (Teichner.) (Zingerle, 45.)


Gebhausen.

Der Herr von Gebhausen ist todt und Schenkenberg hat sich die Hand verrenkt. - Sailer, 104.

Dän.: Giveren er död og skienkeren er död. (Prov. dan., 112.)


Gebiet.

So manch Gebieth, so manch Recht. - Hartknoch, Altes und neues Preussen (Frankfurt 1684), 572; Graf, 21, 238.

Von der grossen Verschiedenheit der Rechte an verschiedenen Orten.


Gebieten.

1 Gebeut, hersch oder lad den knechten auff, als seiest selbs ein knecht. - Franck, I, 73b.

2 Gebieten ohn straff vnd ohn macht, macht Herren vnd yhr gebot veracht't. - Henisch, 1389, 52; Petri, II, 324; Pistor., X, 43; Simrock, 3118; Graf, 286, 21.

3 Wer vernünftig gepieten kan, dem ist gut dienen. - Lehmann, 368, 65; Simrock, 1607.

4 Wie man's gebeut, so muss man's halten. - Graf, 3, 51.

Gesetze sollen in dem Sinne, in dem sie gegeben, befolgt und ausgelegt werden.

Mhd.: Wy man is do gebeut, zo sal man is halden. (Daniels und Gruben, Rechtsdenkmäler des deutschen Mittelalters, 367, 41.)

*5 Er gebietet vm sich, als were er der schultheiss. - Comedia Vgolini.


Gebildet.

*1 Er ist gebildet, aber nur eingebildet.

*2 Er ist gebildet wie ein Grönländer.


Gebimmel.

Besser klein Gebimmel als gar kein Geläut.

Nicht wenige werden sich für das gerade Gegentheil entscheiden.


Gebingen.

Er ist nicht von Gebingen, sondern von Nehmingen. (S. Gebersdorf u. Gibenach.) - Simrock, 3090.


Gebirge.

*1 Et üs ener, wä e jeang Geberg. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 31, 1.

Er ist sehr gross, wie ein junges Gebirge.

*2 Nicht jedes Gebirge ist ein Erzgebirge.

*3 'S Gebirge ist weiss. (Oberlausitz.)

Wenn der Kopf graue Haare zeigt.


Gebiss.

1 Ein hart (oder golden) Gebiss macht das Pferdt nicht besser. - Lehmann, 130, 21; Rugenroth, I, 15; Körte, 1810; Simrock, 3111; Braun, I, 648.

Dän.: Haart bidsel giör ikkc hesten bedre. (Bohn I, 372; Prov. dan., 69.)

It.: Freno indorato non megliora il cavallo. (Bohn I, 99; Gaal, 600.)

2 Golden Gebiss macht 's Pferd nicht besser und in der Kutte wird der Wolf kein Lamm. - Klosterspiegel, 8, 19.

*3 Ein Gebiss inlegen. - Murner, Nb., 65.

[Spaltenumbruch] *4 Einem ein gebiss ins Maul legen. - Henisch, 1389, 6.

Ihn bändigen, zäumen.

Holl.: Iemand een gebit in den mond leggen. (Harrebomee, I, 208.)

*5 Er hat ein gut Gebiss im Maul.

Holl.: Hij heeft een goed gebit in den mond. (Harrebomee, I, 208.)

*6 Man muss ihm ein Gebiss ins Maul thun.

Holl.: Het is noodig, dat men hem een gebit in den mond doet. (Harrebomee, I, 208.)


Geblök.

Am Geblök erkennt man die Schafe.

Holl.: Het schaap en het lam herkennen elkander aan hun geblaat. (Harrebomee, I, 208.)


Geblüt.

1 Das geblüt leugt (treugt) nicht. - Gruter, III, 12.

2 Dat Geblaüte tüd, sag de Sneider, doa sprank 'e in 'n Deik un trok den Zeienbok weier heraut. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) - Frommann, III, 257, 63; Schiller, III, 9b.

3 Edelleben Geblüt liebt (oder: hasst nie) Edelreben Geblüt. - Fischart.

4 Ein frei edel geblüt vor den hurn sich hüt. - Gruter, I, 24.

5 Fröhlich Geblüt gibt gesund Gemüth.


Geboren.

1 Als was einer geboren, als das wird er sterben. (Lit.)

2 Alsbald wir werden geboren, so sind wir schon verloren. - Henisch, 1391, 65.

"Die grösste Sünd' ist das Geborensein." (Calderon, Das Leben ein Traum.)

3 Besser ist nimmer gebor'n, denn ewig sein verlor'n. - Pauli, Postilla, I, 544a; Henisch, 1391, 57.

4 Besser nicht geboren, als nicht wiedergeboren. - Ramann, II. Pred., I, 470.

5 De möt noch eierst gebauren warden, säd de Mann mit'n Esel, de jeden allens recht makt.(Mecklenburg.)

6 Der ist noch nicht geborn, den jederman zu danck thun sol (mag). - Petri, II, 96.

7 Der soll noch geboren werden, dem es allenthalben wohl ging. - Henisch, 1391, 58.

Dän.: Den skal endnu födes som er lyksalig i alt. (Prov. dan., 491.)

8 Der soll noch geboren werden, der es allen recht machen kann. - Ramann, II. Pred., I, 37; Siebenkees, 163; Eiselein, 213; Kirchhofer, 235.

Dän.: Den skal endnu födes, der kan befalde alle. (Bohn I, 355; Prov. dan., 21.)

Engl.: He does not live in this world that can skin a grindstone. (Bohn I, 354.) - One cannot please every one.

Frz.: On ne peut contenter tout le monde et son pere. (Bohn I, 42.)

Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. - Nec summus cunctis Jupiter ipse placet.

9 Der zunächst geboren ist, ist der nächste Erbe zu nehmen. - Graf, 200, 117.

In Lappenberg's Hamburger Stadtrecht (III, 12): Sve negest is geboren de is negest erp up to nemende. (S. Erben 3 u. 4, Glied, Grad, Nächste, Sippe.)

10 Die gleich geboren sind, sollen gleich theilen. - Graf, 216, 228.

Mhd.: De der like gheboren sind, de sulen like delen. (Kraut, Grundriss zu Vorlesungen, S. 19.)

11 Es ist nicht jeder geboren, um nach Rom zu gehen.

12 Es sind noch nicht alle geboren, die gen Himmel gehören. - Lehmann, 384, 1.

13 Gut geboren is nit verloren. - Tendlau, 731.

14 Ich bin zu früh gebor'n, mein Glück das kommt erst mor'n.

A. Herzen in seinem Epilog auf das Jahr 1849 sagt: "Es ist ein Unglück zu einer Zeit geboren zu werden, wo eine ganze Welt im Absterben begriffen ist." (Neuyorker Abendzeitung vom 27. Sept. 1850.)

15 Mancher ist hoch geboren, aber nicht hoch erkoren.

16 Nichts ward so gross vnd hoch geboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vntertruckt vnd schlug zu thal. - Gruter, III, 72.

17 Niedrig geboren ist oft hoch erkoren.

[Spaltenumbruch] *2 Das hat er nicht in seinem Gebetbuch gefunden.

Holl.: Het stond zeker niet in zijn gebedenboekje. (Harrebomée, I, 208.)

*3 Er ist mit seinem Gebetbuch zu Ende.

Frz.: Cela est comme le Bréviaire de messire Jean. (Leroux, II, 39.)

*4 Er liebt das Gebetbuch mit den vier Königen.

Spielt gern.

*5 I wött lieber si Betbuech se, as (z. B.) si Ross.Tobler, 27.

Von einem rauhen Menschen, der mit den ihm untergeordneten Wesen (Menschen oder Thieren) sehr hart verfährt.


Gebetsthür.

Die Gebetsthür ist keinem verschlossen.

Dän.: Det var ei godt at bønne-døren stod altid aaben. (Prov. dan., 86.)


Gebhart.

1 Er Gebhart1 vnd er süesse wort, die bringen jetzt vil dinge forth.Henisch, 1388, 47; Petri, I, 240.

1) Ueber den sprichwörtlichen Namen Gebhart vgl. Germania, IV, 132 u. V, 295.

2 Wenn Gebhart anklopft, thut Nemhart auf.

Mhd.: Swâ her Gebhart kumt in d' schrangen, dâ her Nemhart rihter is. (Teichner.) (Zingerle, 45.)


Gebhausen.

Der Herr von Gebhausen ist todt und Schenkenberg hat sich die Hand verrenkt.Sailer, 104.

Dän.: Giveren er død og skienkeren er død. (Prov. dan., 112.)


Gebiet.

So manch Gebieth, so manch Recht.Hartknoch, Altes und neues Preussen (Frankfurt 1684), 572; Graf, 21, 238.

Von der grossen Verschiedenheit der Rechte an verschiedenen Orten.


Gebieten.

1 Gebeut, hersch oder lad den knechten auff, als seiest selbs ein knecht.Franck, I, 73b.

2 Gebieten ohn straff vnd ohn macht, macht Herren vnd yhr gebot veracht't.Henisch, 1389, 52; Petri, II, 324; Pistor., X, 43; Simrock, 3118; Graf, 286, 21.

3 Wer vernünftig gepieten kan, dem ist gut dienen.Lehmann, 368, 65; Simrock, 1607.

4 Wie man's gebeut, so muss man's halten.Graf, 3, 51.

Gesetze sollen in dem Sinne, in dem sie gegeben, befolgt und ausgelegt werden.

Mhd.: Wy man is do gebeut, zo sal man is halden. (Daniels und Gruben, Rechtsdenkmäler des deutschen Mittelalters, 367, 41.)

*5 Er gebietet vm sich, als were er der schultheiss.Comedia Vgolini.


Gebildet.

*1 Er ist gebildet, aber nur eingebildet.

*2 Er ist gebildet wie ein Grönländer.


Gebimmel.

Besser klein Gebimmel als gar kein Geläut.

Nicht wenige werden sich für das gerade Gegentheil entscheiden.


Gebingen.

Er ist nicht von Gebingen, sondern von Nehmingen. (S. Gebersdorf u. Gibenach.)Simrock, 3090.


Gebirge.

*1 Et üs éner, wä e jeang Geberg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 1.

Er ist sehr gross, wie ein junges Gebirge.

*2 Nicht jedes Gebirge ist ein Erzgebirge.

*3 'S Gebirge ist weiss. (Oberlausitz.)

Wenn der Kopf graue Haare zeigt.


Gebiss.

1 Ein hart (oder golden) Gebiss macht das Pferdt nicht besser.Lehmann, 130, 21; Rugenroth, I, 15; Körte, 1810; Simrock, 3111; Braun, I, 648.

Dän.: Haart bidsel giør ikkc hesten bedre. (Bohn I, 372; Prov. dan., 69.)

It.: Freno indorato non megliora il cavallo. (Bohn I, 99; Gaal, 600.)

2 Golden Gebiss macht 's Pferd nicht besser und in der Kutte wird der Wolf kein Lamm.Klosterspiegel, 8, 19.

*3 Ein Gebiss inlegen.Murner, Nb., 65.

[Spaltenumbruch] *4 Einem ein gebiss ins Maul legen.Henisch, 1389, 6.

Ihn bändigen, zäumen.

Holl.: Iemand een gebit in den mond leggen. (Harrebomée, I, 208.)

*5 Er hat ein gut Gebiss im Maul.

Holl.: Hij heeft een goed gebit in den mond. (Harrebomée, I, 208.)

*6 Man muss ihm ein Gebiss ins Maul thun.

Holl.: Het is noodig, dat men hem een gebit in den mond doet. (Harrebomée, I, 208.)


Geblök.

Am Geblök erkennt man die Schafe.

Holl.: Het schaap en het lam herkennen elkander aan hun geblaat. (Harrebomée, I, 208.)


Geblüt.

1 Das geblüt leugt (treugt) nicht.Gruter, III, 12.

2 Dat Geblaüte tüd, sag de Snîder, doa sprank 'e in 'n Dîk un trok den Zîënbok wîër herût. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 63; Schiller, III, 9b.

3 Edelleben Geblüt liebt (oder: hasst nie) Edelreben Geblüt.Fischart.

4 Ein frei edel geblüt vor den hurn sich hüt.Gruter, I, 24.

5 Fröhlich Geblüt gibt gesund Gemüth.


Geboren.

1 Als was einer geboren, als das wird er sterben. (Lit.)

2 Alsbald wir werden geboren, so sind wir schon verloren.Henisch, 1391, 65.

„Die grösste Sünd' ist das Geborensein.“ (Calderon, Das Leben ein Traum.)

3 Besser ist nimmer gebor'n, denn ewig sein verlor'n.Pauli, Postilla, I, 544a; Henisch, 1391, 57.

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5 De möt noch îerst gebûren wârden, säd de Mann mit'n Esel, de jeden allens recht mâkt.(Mecklenburg.)

6 Der ist noch nicht geborn, den jederman zu danck thun sol (mag).Petri, II, 96.

7 Der soll noch geboren werden, dem es allenthalben wohl ging.Henisch, 1391, 58.

Dän.: Den skal endnu fødes som er lyksalig i alt. (Prov. dan., 491.)

8 Der soll noch geboren werden, der es allen recht machen kann.Ramann, II. Pred., I, 37; Siebenkees, 163; Eiselein, 213; Kirchhofer, 235.

Dän.: Den skal endnu fødes, der kan befalde alle. (Bohn I, 355; Prov. dan., 21.)

Engl.: He does not live in this world that can skin a grindstone. (Bohn I, 354.) – One cannot please every one.

Frz.: On ne peut contenter tout le monde et son père. (Bohn I, 42.)

Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. – Nec summus cunctis Jupiter ipse placet.

9 Der zunächst geboren ist, ist der nächste Erbe zu nehmen.Graf, 200, 117.

In Lappenberg's Hamburger Stadtrecht (III, 12): Sve negest is geboren de is negest erp up to nemende. (S. Erben 3 u. 4, Glied, Grad, Nächste, Sippe.)

10 Die gleich geboren sind, sollen gleich theilen.Graf, 216, 228.

Mhd.: De der like gheboren sind, de sulen like delen. (Kraut, Grundriss zu Vorlesungen, S. 19.)

11 Es ist nicht jeder geboren, um nach Rom zu gehen.

12 Es sind noch nicht alle geboren, die gen Himmel gehören.Lehmann, 384, 1.

13 Gut geboren is nit verloren.Tendlau, 731.

14 Ich bin zu früh gebor'n, mein Glück das kommt erst mor'n.

A. Herzen in seinem Epilog auf das Jahr 1849 sagt: „Es ist ein Unglück zu einer Zeit geboren zu werden, wo eine ganze Welt im Absterben begriffen ist.“ (Neuyorker Abendzeitung vom 27. Sept. 1850.)

15 Mancher ist hoch geboren, aber nicht hoch erkoren.

16 Nichts ward so gross vnd hoch geboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vntertruckt vnd schlug zu thal.Gruter, III, 72.

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[[692]/0720] *2 Das hat er nicht in seinem Gebetbuch gefunden. Holl.: Het stond zeker niet in zijn gebedenboekje. (Harrebomée, I, 208.) *3 Er ist mit seinem Gebetbuch zu Ende. Frz.: Cela est comme le Bréviaire de messire Jean. (Leroux, II, 39.) *4 Er liebt das Gebetbuch mit den vier Königen. Spielt gern. *5 I wött lieber si Betbuech se, as (z. B.) si Ross. – Tobler, 27. Von einem rauhen Menschen, der mit den ihm untergeordneten Wesen (Menschen oder Thieren) sehr hart verfährt. Gebetsthür. Die Gebetsthür ist keinem verschlossen. Dän.: Det var ei godt at bønne-døren stod altid aaben. (Prov. dan., 86.) Gebhart. 1 Er Gebhart1 vnd er süesse wort, die bringen jetzt vil dinge forth. – Henisch, 1388, 47; Petri, I, 240. 1) Ueber den sprichwörtlichen Namen Gebhart vgl. Germania, IV, 132 u. V, 295. 2 Wenn Gebhart anklopft, thut Nemhart auf. Mhd.: Swâ her Gebhart kumt in d' schrangen, dâ her Nemhart rihter is. (Teichner.) (Zingerle, 45.) Gebhausen. Der Herr von Gebhausen ist todt und Schenkenberg hat sich die Hand verrenkt. – Sailer, 104. Dän.: Giveren er død og skienkeren er død. (Prov. dan., 112.) Gebiet. So manch Gebieth, so manch Recht. – Hartknoch, Altes und neues Preussen (Frankfurt 1684), 572; Graf, 21, 238. Von der grossen Verschiedenheit der Rechte an verschiedenen Orten. Gebieten. 1 Gebeut, hersch oder lad den knechten auff, als seiest selbs ein knecht. – Franck, I, 73b. 2 Gebieten ohn straff vnd ohn macht, macht Herren vnd yhr gebot veracht't. – Henisch, 1389, 52; Petri, II, 324; Pistor., X, 43; Simrock, 3118; Graf, 286, 21. 3 Wer vernünftig gepieten kan, dem ist gut dienen. – Lehmann, 368, 65; Simrock, 1607. 4 Wie man's gebeut, so muss man's halten. – Graf, 3, 51. Gesetze sollen in dem Sinne, in dem sie gegeben, befolgt und ausgelegt werden. Mhd.: Wy man is do gebeut, zo sal man is halden. (Daniels und Gruben, Rechtsdenkmäler des deutschen Mittelalters, 367, 41.) *5 Er gebietet vm sich, als were er der schultheiss. – Comedia Vgolini. Gebildet. *1 Er ist gebildet, aber nur eingebildet. *2 Er ist gebildet wie ein Grönländer. Gebimmel. Besser klein Gebimmel als gar kein Geläut. Nicht wenige werden sich für das gerade Gegentheil entscheiden. Gebingen. Er ist nicht von Gebingen, sondern von Nehmingen. (S. Gebersdorf u. Gibenach.) – Simrock, 3090. Gebirge. *1 Et üs éner, wä e jeang Geberg. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 31, 1. Er ist sehr gross, wie ein junges Gebirge. *2 Nicht jedes Gebirge ist ein Erzgebirge. *3 'S Gebirge ist weiss. (Oberlausitz.) Wenn der Kopf graue Haare zeigt. Gebiss. 1 Ein hart (oder golden) Gebiss macht das Pferdt nicht besser. – Lehmann, 130, 21; Rugenroth, I, 15; Körte, 1810; Simrock, 3111; Braun, I, 648. Dän.: Haart bidsel giør ikkc hesten bedre. (Bohn I, 372; Prov. dan., 69.) It.: Freno indorato non megliora il cavallo. (Bohn I, 99; Gaal, 600.) 2 Golden Gebiss macht 's Pferd nicht besser und in der Kutte wird der Wolf kein Lamm. – Klosterspiegel, 8, 19. *3 Ein Gebiss inlegen. – Murner, Nb., 65. *4 Einem ein gebiss ins Maul legen. – Henisch, 1389, 6. Ihn bändigen, zäumen. Holl.: Iemand een gebit in den mond leggen. (Harrebomée, I, 208.) *5 Er hat ein gut Gebiss im Maul. Holl.: Hij heeft een goed gebit in den mond. (Harrebomée, I, 208.) *6 Man muss ihm ein Gebiss ins Maul thun. Holl.: Het is noodig, dat men hem een gebit in den mond doet. (Harrebomée, I, 208.) Geblök. Am Geblök erkennt man die Schafe. Holl.: Het schaap en het lam herkennen elkander aan hun geblaat. (Harrebomée, I, 208.) Geblüt. 1 Das geblüt leugt (treugt) nicht. – Gruter, III, 12. 2 Dat Geblaüte tüd, sag de Snîder, doa sprank 'e in 'n Dîk un trok den Zîënbok wîër herût. (Plettenberg in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 63; Schiller, III, 9b. 3 Edelleben Geblüt liebt (oder: hasst nie) Edelreben Geblüt. – Fischart. 4 Ein frei edel geblüt vor den hurn sich hüt. – Gruter, I, 24. 5 Fröhlich Geblüt gibt gesund Gemüth. Geboren. 1 Als was einer geboren, als das wird er sterben. (Lit.) 2 Alsbald wir werden geboren, so sind wir schon verloren. – Henisch, 1391, 65. „Die grösste Sünd' ist das Geborensein.“ (Calderon, Das Leben ein Traum.) 3 Besser ist nimmer gebor'n, denn ewig sein verlor'n. – Pauli, Postilla, I, 544a; Henisch, 1391, 57. 4 Besser nicht geboren, als nicht wiedergeboren. – Ramann, II. Pred., I, 470. 5 De möt noch îerst gebûren wârden, säd de Mann mit'n Esel, de jeden allens recht mâkt.(Mecklenburg.) 6 Der ist noch nicht geborn, den jederman zu danck thun sol (mag). – Petri, II, 96. 7 Der soll noch geboren werden, dem es allenthalben wohl ging. – Henisch, 1391, 58. Dän.: Den skal endnu fødes som er lyksalig i alt. (Prov. dan., 491.) 8 Der soll noch geboren werden, der es allen recht machen kann. – Ramann, II. Pred., I, 37; Siebenkees, 163; Eiselein, 213; Kirchhofer, 235. Dän.: Den skal endnu fødes, der kan befalde alle. (Bohn I, 355; Prov. dan., 21.) Engl.: He does not live in this world that can skin a grindstone. (Bohn I, 354.) – One cannot please every one. Frz.: On ne peut contenter tout le monde et son père. (Bohn I, 42.) Lat.: Multum deliro, si cuique placere requiro. – Nec summus cunctis Jupiter ipse placet. 9 Der zunächst geboren ist, ist der nächste Erbe zu nehmen. – Graf, 200, 117. In Lappenberg's Hamburger Stadtrecht (III, 12): Sve negest is geboren de is negest erp up to nemende. (S. Erben 3 u. 4, Glied, Grad, Nächste, Sippe.) 10 Die gleich geboren sind, sollen gleich theilen. – Graf, 216, 228. Mhd.: De der like gheboren sind, de sulen like delen. (Kraut, Grundriss zu Vorlesungen, S. 19.) 11 Es ist nicht jeder geboren, um nach Rom zu gehen. 12 Es sind noch nicht alle geboren, die gen Himmel gehören. – Lehmann, 384, 1. 13 Gut geboren is nit verloren. – Tendlau, 731. 14 Ich bin zu früh gebor'n, mein Glück das kommt erst mor'n. A. Herzen in seinem Epilog auf das Jahr 1849 sagt: „Es ist ein Unglück zu einer Zeit geboren zu werden, wo eine ganze Welt im Absterben begriffen ist.“ (Neuyorker Abendzeitung vom 27. Sept. 1850.) 15 Mancher ist hoch geboren, aber nicht hoch erkoren. 16 Nichts ward so gross vnd hoch geboren, dass nit etwan dess Glückes Zoren vntertruckt vnd schlug zu thal. – Gruter, III, 72. 17 Niedrig geboren ist oft hoch erkoren.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [692]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/720>, abgerufen am 21.11.2024.