Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Gebäude.

1 Alle Gebäude folgen dem Grunde. - Graf, 103, 207.

Dies dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763, 69, 55) entlehnte Sprichwort spricht den Grundsatz aus, dass in der Kegel dem, der den Grund zu eigen hat, auch das gehört, was daraufsteht. (S. Eignen 1.)

2 Auf ein solches Gebäude gehört ein (kein) solches Dach. - Parömiakon, 1954.

Dieser Mensch verdient diese Behandlung, diese Würde, dies Amt u. s. w., oder er verdient es nicht.

3 Ein Gebäude, das zu schnell aufgeführt wird, besteht nicht lange.

Holl.: Het gebouw stort in als een kaartenhuisje. (Harrebomee, I, 208.)

4 Ein Gebäw, das zu eylend auffgericht wird, bestehet nicht lang. - Lehmann, 161, 11.

5 Hohe Gebäude leiden bald Schaden.

Sie sind bedroht von Wetter, Sturm und Blitz.

6 Man muss das Gebäw der geleisten wolthaten im Dachwerk erhalten. - Lehmann, 911, 55.

7 Manches Gebäude zeigt, wie man kein Geld an ihm gespart, sondern nur Verstand. - Steiger, 451; Eiselein, 211.

8 Wenn das Gebäude steht, fällt das Gerüst.


Gebeine.

1 Hier liegen meine Gebeine, ich wollt' es wären deine. - Eiselein, 211; Grabschrift.

2 Wären die heiligen Gebein so schwer als ein Malter Korn, es blieb keiner ein Pfaffe bis mor'n.

*3 Er kann einem das Gebein (jüdisch: kann Aam die Azomes) herausnehmen. - Tendlau, 302.

So hart und herzlos ist er. Besonders vom Wucherer.

*4 Mit seinem Gebein will ich noch Birnen (Nüsse) abwerfen. - Brandt, Nsch., 94.


Gebell.

1 Das Gebell von alten Hunden ist nicht umsonst.

Holl.: Het gebas van eenen ouden hond behoort men te gelooven. (Harrebomee, I, 208.)

2 Je grösser das Gebell, je grösser das Ansehen.


Geben.

1 Als ich hatte was zu geben, wollten alle bei mir leben; nun mein Beutel worden leer, lässt sich keiner sehen mehr.

2 Bai giät, bat 'e hiät1, ies wärth, dat 'e leäwet. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353, 25; ostfriesisch bei Eichwald, 607.

1) Wer gibt, was er hat.

3 Bald geben, ist doppelt geben. - Henisch, 1382, 7.

Bei Petri (II, 30) mit dem Zusatz: Dreymal geben heist nichts geben.

4 Bald geben, ist viel geben. - Petri, II, 30.

5 Besser gar nichts geben, denn geraubt Almosen geben. - Henisch, 49, 14; Simrock, 174; Sailer, 201; Bohn I, 136.

6 Besser geben, als geben können.

It.: E meglio dare che aver a dare. (Bohn I, 96.)

7 Besser g'gä1 und g'roue2, als g'ha3 un g'roue. (Luzern.) - Kirchhofer, 218.

1) Geben, verkaufen.

2) Bereuen.

3) Behalten.

8 Beyzeit geben macht die gabe wert. - Henisch, 1382, 8; Petri, II, 45.

9 Da ich hatte vnd kund geben, kund ich mit Freunden in Frewden leben; nun mir das Gut ist entrunnen, sind mir auch die Freund entsprungen. - Petri, II, 54.

10 Da wir konden geben, waren wir die besten im Leben; da wir nicht mehr brochten, warn wir, die nichts mehr tochten. - Petri, II, 72.

11 De dar gebn, dat weeren de Leven. - Eichwald, 609.

12 Der einem gibt, dem gibt offt einer widerumb. - Henisch, 1382, 16.

Lat.: Danti aliquis dedit, at non danti non dedit unquam.

13 Der einem gibt, der lehret geben. - Henisch, 1382, 13.

Lat.: Beneficium dare et docere reddere. - Dare est docere reddere.

14 Der gewint mit geben, der wirdigen gibt. - Franck, II, 136a; Henisch, 1382, 18; Petri, II, 90; Gruter, I, 15; Simrock, 3075.


[Spaltenumbruch]

15 Eenmal geben, andermal nich weddernehmen. - Diermissen, 268.

16 Ehe man gibt, muss man haben.

Frz.: Devant faire don avoir doit on. (Leroux, II, 214.)

17 Einest gibt, der gebetten, zweymal, der selb vngebetten gibt. - Henisch, 1386, 56.

18 Einmal gegeben, einmal genommen, den dritten Tag in die Hölle gekommen.

19 Eins geben ist besser als zwei versprechen.

20 En Sticke giwwen armet nit. (Waldeck.) - Curtze, 345, 391.

21 Ens gegewen, twetz1 gegewen, Capell, Capell de Kopp af. (Meurs.) - Firmenich, I, 406, 358.

1) Zum zweiten mal. - Diese Redensart soll von Wesel herstammen, wo ein Commandant, Namens Chapelle, die Festung zweimal dem Feinde übergeben haben soll, wofür er enthauptet worden ist.

22 Erst geben und denn (oder! wedder) nehmen, is eben so god (oder: is slimmer) as stehlen. - Diermissen, 267; Eichwald, 608.

23 Es gibt genug, weil einer lebt. - Agricola I, 439.

Das Handwerk des Stehlens, Betrügens.

24 Es gibt niemand, er wisse denn warumb. - Petri, II, 249.

25 Es gibt offt einer etwas geringers, dass er ein grössers darvon bringe. - Henisch, 1382.

26 Es heisst jetzt: Gatt an batt. (Zobten.)

Gebt und betet! Mit diesem Sprichwort neuern Ursprungs charakterisiren die Landleute in der Gegend des Zobten die jetzige Zeit. Der Volksmund scheint ein kürzeres und treffenderes Bild als mit diesen drei Worten von ihr nicht haben entwerfen zu können. Mit dem "Geben" wird den gesteigerten Abgaben und neuen Steuern gebührende Rechnung getragen, mit dem "Beten", womit hauptsächlich das Hersagen auswendig gelernten kirchlichen Materials gemeint ist, das Bestreben gebucht, kirchlichen Sinn im Volke zu wecken und zu steigern.

27 Es soll ein jeder geben, wie er gern nemen wolt. - Henisch, 1382, 46; Petri, II, 297.

28 Frölich geben haisst, vil und wol geben. - Henisch, 1382, 1.

29 Gä, gä, nimmer gä, g'funden, g'funden, wieder gä. - Kirchhofer, 262.

30 Gahn ist salger as Nahma, sagte der Bauer, als er dem Schulzen eine Ohrfeige gab.

31 Geb ichs dir, so mangelts mir, gib du mir, vnd mangelt dir. - Lehmann, 235, 53.

32 Gebe ich nicht, so gönne ich doch. - Henisch, 1382, 49; Petri, II, 324.

33 Gebe is nix deutsch bei ihm. - Tendlau, 273.

Für den Geizhals hat das Wort keinen Sinn.

34 Gebe offt, doch mit stillschweigen. - Lehmann, II, 234, 9; Gruter, III, 41.

35 Geben erwirbt geben. - Lehmann, 291, 71.

36 Geben es nicht immer thut, abschlagen ist auch gut.

Mhd.: Swer milte und guot hat wil der lobeleichen leben, der sol ze rehter zeite geben, und sol ze rehter zit versagen: die müezen beidiu wol behagen. (Wolf und Hund.) - Wer kan behalten und geben ze reht, der solt iemer leben. (Liedersammlung.) - Wizzet, er ist ein saelic man, der rehte halten und geben kan. (Renner.) (Zingerle, 45.)

37 Geben hat ein weit Loch. - Lehmann, 233, 4.

38 Geben heisst, auf Wucher leihen.

Dän.: Hvo som giver, han aagrer, og givet er tit dyrt folgt. (Prov. dan., 238.)

39 Geben ist doppelt werth, wenn man nicht begehrt.

D. h. wenn unaufgefordert gegeben wird.

Lat.: Gratius est donum, quod venit ante preces. (Gaal, 591.)

40 Geben ist ein Doppelschlüssel.

41 Geben ist leichter als bitten.

Port.: Melhor he dar a ruins, que pedir a bons. (Bohn I, 283.)

42 Geben ist nicht jedermanns Sache.

Lat.: Crede mihi, res est ingeniosa, dare. (Gaal, 590.)

43 Geben ist schwerer als empfangen.

44 Geben ist seliger als nemen. - Gruter, III, 41; Apostelg. 20, 35; Henisch, 1382, 50; Lehmann, II, 234, 10; Pistor., VIII, 87; Körte, 1794 u. 2208; Simrock, 3078; Kirchhofer, 140; Eiselein, 211; Müller, 72, 1; Teller, 447;

[Spaltenumbruch]
Gebäude.

1 Alle Gebäude folgen dem Grunde.Graf, 103, 207.

Dies dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763, 69, 55) entlehnte Sprichwort spricht den Grundsatz aus, dass in der Kegel dem, der den Grund zu eigen hat, auch das gehört, was daraufsteht. (S. Eignen 1.)

2 Auf ein solches Gebäude gehört ein (kein) solches Dach.Parömiakon, 1954.

Dieser Mensch verdient diese Behandlung, diese Würde, dies Amt u. s. w., oder er verdient es nicht.

3 Ein Gebäude, das zu schnell aufgeführt wird, besteht nicht lange.

Holl.: Het gebouw stort in als een kaartenhuisje. (Harrebomée, I, 208.)

4 Ein Gebäw, das zu eylend auffgericht wird, bestehet nicht lang.Lehmann, 161, 11.

5 Hohe Gebäude leiden bald Schaden.

Sie sind bedroht von Wetter, Sturm und Blitz.

6 Man muss das Gebäw der geleisten wolthaten im Dachwerk erhalten.Lehmann, 911, 55.

7 Manches Gebäude zeigt, wie man kein Geld an ihm gespart, sondern nur Verstand.Steiger, 451; Eiselein, 211.

8 Wenn das Gebäude steht, fällt das Gerüst.


Gebeine.

1 Hier liegen meine Gebeine, ich wollt' es wären deine.Eiselein, 211; Grabschrift.

2 Wären die heiligen Gebein so schwer als ein Malter Korn, es blieb keiner ein Pfaffe bis mor'n.

*3 Er kann einem das Gebein (jüdisch: kann Aam die Azómes) herausnehmen.Tendlau, 302.

So hart und herzlos ist er. Besonders vom Wucherer.

*4 Mit seinem Gebein will ich noch Birnen (Nüsse) abwerfen.Brandt, Nsch., 94.


Gebell.

1 Das Gebell von alten Hunden ist nicht umsonst.

Holl.: Het gebas van eenen ouden hond behoort men te gelooven. (Harrebomée, I, 208.)

2 Je grösser das Gebell, je grösser das Ansehen.


Geben.

1 Als ich hatte was zu geben, wollten alle bei mir leben; nun mein Beutel worden leer, lässt sich keiner sehen mehr.

2 Bai giät, bat 'e hiät1, ies wärth, dat 'e leäwet. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 25; ostfriesisch bei Eichwald, 607.

1) Wer gibt, was er hat.

3 Bald geben, ist doppelt geben.Henisch, 1382, 7.

Bei Petri (II, 30) mit dem Zusatz: Dreymal geben heist nichts geben.

4 Bald geben, ist viel geben.Petri, II, 30.

5 Besser gar nichts geben, denn geraubt Almosen geben.Henisch, 49, 14; Simrock, 174; Sailer, 201; Bohn I, 136.

6 Besser geben, als geben können.

It.: È meglio dare che aver a dare. (Bohn I, 96.)

7 Besser g'gä1 und g'roue2, als g'ha3 un g'roue. (Luzern.) – Kirchhofer, 218.

1) Geben, verkaufen.

2) Bereuen.

3) Behalten.

8 Beyzeit geben macht die gabe wert.Henisch, 1382, 8; Petri, II, 45.

9 Da ich hatte vnd kund geben, kund ich mit Freunden in Frewden leben; nun mir das Gut ist entrunnen, sind mir auch die Freund entsprungen.Petri, II, 54.

10 Da wir konden geben, waren wir die besten im Leben; da wir nicht mehr brochten, warn wir, die nichts mehr tochten.Petri, II, 72.

11 De dar gebn, dat weeren de Lêven.Eichwald, 609.

12 Der einem gibt, dem gibt offt einer widerumb.Henisch, 1382, 16.

Lat.: Danti aliquis dedit, at non danti non dedit unquam.

13 Der einem gibt, der lehret geben.Henisch, 1382, 13.

Lat.: Beneficium dare et docere reddere. – Dare est docere reddere.

14 Der gewint mit geben, der wirdigen gibt.Franck, II, 136a; Henisch, 1382, 18; Petri, II, 90; Gruter, I, 15; Simrock, 3075.


[Spaltenumbruch]

15 Eenmal geben, andermal nich weddernehmen.Diermissen, 268.

16 Ehe man gibt, muss man haben.

Frz.: Devant faire don avoir doit on. (Leroux, II, 214.)

17 Einest gibt, der gebetten, zweymal, der selb vngebetten gibt.Henisch, 1386, 56.

18 Einmal gegeben, einmal genommen, den dritten Tag in die Hölle gekommen.

19 Eins geben ist besser als zwei versprechen.

20 En Sticke giwwen ârmet nit. (Waldeck.) – Curtze, 345, 391.

21 Ens gegewen, twetz1 gegewen, Capell, Capell de Kopp af. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 358.

1) Zum zweiten mal. – Diese Redensart soll von Wesel herstammen, wo ein Commandant, Namens Chapelle, die Festung zweimal dem Feinde übergeben haben soll, wofür er enthauptet worden ist.

22 Erst geben und denn (oder! wedder) nehmen, is eben so god (oder: is slimmer) as stehlen.Diermissen, 267; Eichwald, 608.

23 Es gibt genug, weil einer lebt.Agricola I, 439.

Das Handwerk des Stehlens, Betrügens.

24 Es gibt niemand, er wisse denn warumb.Petri, II, 249.

25 Es gibt offt einer etwas geringers, dass er ein grössers darvon bringe.Henisch, 1382.

26 Es heisst jetzt: Gatt an batt. (Zobten.)

Gebt und betet! Mit diesem Sprichwort neuern Ursprungs charakterisiren die Landleute in der Gegend des Zobten die jetzige Zeit. Der Volksmund scheint ein kürzeres und treffenderes Bild als mit diesen drei Worten von ihr nicht haben entwerfen zu können. Mit dem „Geben“ wird den gesteigerten Abgaben und neuen Steuern gebührende Rechnung getragen, mit dem „Beten“, womit hauptsächlich das Hersagen auswendig gelernten kirchlichen Materials gemeint ist, das Bestreben gebucht, kirchlichen Sinn im Volke zu wecken und zu steigern.

27 Es soll ein jeder geben, wie er gern nemen wolt.Henisch, 1382, 46; Petri, II, 297.

28 Frölich geben haisst, vil und wol geben.Henisch, 1382, 1.

29 Gä, gä, nimmer gä, g'funden, g'funden, wieder gä.Kirchhofer, 262.

30 Gahn ist salger as Nahma, sagte der Bauer, als er dem Schulzen eine Ohrfeige gab.

31 Geb ichs dir, so mangelts mir, gib du mir, vnd mangelt dir.Lehmann, 235, 53.

32 Gebe ich nicht, so gönne ich doch.Henisch, 1382, 49; Petri, II, 324.

33 Gebe is nix deutsch bei ihm.Tendlau, 273.

Für den Geizhals hat das Wort keinen Sinn.

34 Gebe offt, doch mit stillschweigen.Lehmann, II, 234, 9; Gruter, III, 41.

35 Geben erwirbt geben.Lehmann, 291, 71.

36 Geben es nicht immer thut, abschlagen ist auch gut.

Mhd.: Swer milte und guot hât wil der lobelîchen leben, der sol ze rehter zîte geben, und sol ze rehter zit versagen: die müezen beidiu wol behagen. (Wolf und Hund.) – Wer kan behalten und geben ze reht, der solt iemer leben. (Liedersammlung.) – Wizzet, er ist ein saelic man, der rehte halten und geben kan. (Renner.) (Zingerle, 45.)

37 Geben hat ein weit Loch.Lehmann, 233, 4.

38 Geben heisst, auf Wucher leihen.

Dän.: Hvo som giver, han aagrer, og givet er tit dyrt folgt. (Prov. dan., 238.)

39 Geben ist doppelt werth, wenn man nicht begehrt.

D. h. wenn unaufgefordert gegeben wird.

Lat.: Gratius est donum, quod venit ante preces. (Gaal, 591.)

40 Geben ist ein Doppelschlüssel.

41 Geben ist leichter als bitten.

Port.: Melhor he dar a ruins, que pedir a bons. (Bohn I, 283.)

42 Geben ist nicht jedermanns Sache.

Lat.: Crede mihi, res est ingeniosa, dare. (Gaal, 590.)

43 Geben ist schwerer als empfangen.

44 Geben ist seliger als nemen.Gruter, III, 41; Apostelg. 20, 35; Henisch, 1382, 50; Lehmann, II, 234, 10; Pistor., VIII, 87; Körte, 1794 u. 2208; Simrock, 3078; Kirchhofer, 140; Eiselein, 211; Müller, 72, 1; Teller, 447;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0712" n="[684]"/>
        <cb n="1367"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebäude.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alle Gebäude folgen dem Grunde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 103, 207.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies dem <hi rendition="#i">Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763, 69, 55)</hi> entlehnte Sprichwort spricht den Grundsatz aus, dass in der Kegel dem, der den Grund zu eigen hat, auch das gehört, was daraufsteht. (S.  Eignen 1.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auf ein solches Gebäude gehört ein (kein) solches Dach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1954.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieser Mensch verdient diese Behandlung, diese Würde, dies Amt u. s. w., oder er verdient es nicht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Gebäude, das zu schnell aufgeführt wird, besteht nicht lange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het gebouw stort in als een kaartenhuisje. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ein Gebäw, das zu eylend auffgericht wird, bestehet nicht lang.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 161, 11.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Hohe Gebäude leiden bald Schaden.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sie sind bedroht von Wetter, Sturm und Blitz.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Man muss das Gebäw der geleisten wolthaten im Dachwerk erhalten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 911, 55.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Manches Gebäude zeigt, wie man kein Geld an ihm gespart, sondern nur Verstand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Steiger, 451; Eiselein, 211.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wenn das Gebäude steht, fällt das Gerüst.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebeine.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Hier liegen meine Gebeine, ich wollt' es wären deine.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 211; Grabschrift.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Wären die heiligen Gebein so schwer als ein Malter Korn, es blieb keiner ein Pfaffe bis mor'n.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er kann einem das Gebein (jüdisch: kann Aam die Azómes) herausnehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 302.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">So hart und herzlos ist er. Besonders vom Wucherer.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Mit seinem Gebein will ich noch Birnen (Nüsse) abwerfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Brandt, Nsch., 94.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Gebell.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das Gebell von alten Hunden ist nicht umsonst.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het gebas van eenen ouden hond behoort men te gelooven. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Je grösser das Gebell, je grösser das Ansehen.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Geben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Als ich hatte was zu geben, wollten alle bei mir leben; nun mein Beutel worden leer, lässt sich keiner sehen mehr.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bai giät, bat 'e hiät<hi rendition="#sup">1</hi>, ies wärth, dat 'e leäwet.</hi> (<hi rendition="#i">Arnsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 353, 25;</hi> ostfriesisch bei <hi rendition="#i">Eichwald, 607.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wer gibt, was er hat.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Bald geben, ist doppelt geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 7.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei <hi rendition="#i">Petri (II, 30)</hi> mit dem Zusatz: Dreymal geben heist nichts geben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Bald geben, ist viel geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 30.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Besser gar nichts geben, denn geraubt Almosen geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 49, 14; Simrock, 174; Sailer, 201; Bohn I, 136.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Besser geben, als geben können.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: È meglio dare che aver a dare. (<hi rendition="#i">Bohn I, 96.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Besser g'gä<hi rendition="#sup">1</hi> und g'roue<hi rendition="#sup">2</hi>, als g'ha<hi rendition="#sup">3</hi> un g'roue.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 218.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Geben, verkaufen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Bereuen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Behalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Beyzeit geben macht die gabe wert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 8; Petri, II, 45.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Da ich hatte vnd kund geben, kund ich mit Freunden in Frewden leben; nun mir das Gut ist entrunnen, sind mir auch die Freund entsprungen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 54.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Da wir konden geben, waren wir die besten im Leben; da wir nicht mehr brochten, warn wir, die nichts mehr tochten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 72.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 De dar gebn, dat weeren de Lêven.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 609.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Der einem gibt, dem gibt offt einer widerumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Danti aliquis dedit, at non danti non dedit unquam.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Der einem gibt, der lehret geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 13.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Beneficium dare et docere reddere. &#x2013; Dare est docere reddere.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Der gewint mit geben, der wirdigen gibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 136<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 1382, 18; Petri, II, 90; Gruter, I, 15; Simrock, 3075.</hi></p><lb/>
          <cb n="1368"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Eenmal geben, andermal nich weddernehmen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 268.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Ehe man gibt, muss man haben.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Devant faire don avoir doit on. (<hi rendition="#i">Leroux, II, 214.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Einest gibt, der gebetten, zweymal, der selb vngebetten gibt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1386, 56.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Einmal gegeben, einmal genommen, den dritten Tag in die Hölle gekommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Eins geben ist besser als zwei versprechen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 En Sticke giwwen ârmet nit.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 345, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Ens gegewen, twetz<hi rendition="#sup">1</hi> gegewen, Capell, Capell de Kopp af.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 406, 358.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Zum zweiten mal. &#x2013; Diese Redensart soll von Wesel herstammen, wo ein Commandant, Namens Chapelle, die Festung zweimal dem Feinde übergeben haben soll, wofür er enthauptet worden ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Erst geben und denn (oder! wedder) nehmen, is eben so god (oder: is slimmer) as stehlen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Diermissen, 267; Eichwald, 608.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Es gibt genug, weil einer lebt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 439.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Das Handwerk des Stehlens, Betrügens.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">24 Es gibt niemand, er wisse denn warumb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 249.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Es gibt offt einer etwas geringers, dass er ein grössers darvon bringe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Es heisst jetzt: Gatt an batt.</hi> (<hi rendition="#i">Zobten.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Gebt und betet! Mit diesem Sprichwort neuern Ursprungs charakterisiren die Landleute in der Gegend des Zobten die jetzige Zeit. Der Volksmund scheint ein kürzeres und treffenderes Bild als mit diesen drei Worten von ihr nicht haben entwerfen zu können. Mit dem &#x201E;Geben&#x201C; wird den gesteigerten Abgaben und neuen Steuern gebührende Rechnung getragen, mit dem &#x201E;Beten&#x201C;, womit hauptsächlich das Hersagen auswendig gelernten kirchlichen Materials gemeint ist, das Bestreben gebucht, kirchlichen Sinn im Volke zu wecken und zu steigern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Es soll ein jeder geben, wie er gern nemen wolt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 46; Petri, II, 297.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Frölich geben haisst, vil und wol geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 1.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Gä, gä, nimmer gä, g'funden, g'funden, wieder gä.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 262.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">30 Gahn ist salger as Nahma, sagte der Bauer, als er dem Schulzen eine Ohrfeige gab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">31 Geb ichs dir, so mangelts mir, gib du mir, vnd mangelt dir.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 235, 53.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">32 Gebe ich nicht, so gönne ich doch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1382, 49; Petri, II, 324.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">33 Gebe is nix deutsch bei ihm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 273.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Für den Geizhals hat das Wort keinen Sinn.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">34 Gebe offt, doch mit stillschweigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 234, 9; Gruter, III, 41.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">35 Geben erwirbt geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 291, 71.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">36 Geben es nicht immer thut, abschlagen ist auch gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Mhd.</hi>: Swer milte und guot hât wil der lobelîchen leben, der sol ze rehter zîte geben, und sol ze rehter zit versagen: die müezen beidiu wol behagen. (<hi rendition="#i">Wolf und Hund.</hi>) &#x2013; Wer kan behalten und geben ze reht, der solt iemer leben. (<hi rendition="#i">Liedersammlung.</hi>) &#x2013; Wizzet, er ist ein saelic man, der rehte halten und geben kan. (<hi rendition="#i">Renner.</hi>) (<hi rendition="#i">Zingerle, 45.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">37 Geben hat ein weit Loch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 233, 4.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">38 Geben heisst, auf Wucher leihen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som giver, han aagrer, og givet er tit dyrt folgt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 238.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">39 Geben ist doppelt werth, wenn man nicht begehrt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. wenn unaufgefordert gegeben wird.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Gratius est donum, quod venit ante preces. (<hi rendition="#i">Gaal, 591.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">40 Geben ist ein Doppelschlüssel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">41 Geben ist leichter als bitten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Melhor he dar a ruins, que pedir a bons. (<hi rendition="#i">Bohn I, 283.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">42 Geben ist nicht jedermanns Sache.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Crede mihi, res est ingeniosa, dare. (<hi rendition="#i">Gaal, 590.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">43 Geben ist schwerer als empfangen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">44 Geben ist seliger als nemen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 41; Apostelg. 20, 35; Henisch, 1382, 50; Lehmann, II, 234, 10; Pistor., VIII, 87; Körte, 1794 u. 2208; Simrock, 3078; Kirchhofer, 140; Eiselein, 211; Müller, 72, 1; Teller, 447;
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[684]/0712] Gebäude. 1 Alle Gebäude folgen dem Grunde. – Graf, 103, 207. Dies dem Holländischen Sachsenspiegel (Frankfurt 1763, 69, 55) entlehnte Sprichwort spricht den Grundsatz aus, dass in der Kegel dem, der den Grund zu eigen hat, auch das gehört, was daraufsteht. (S. Eignen 1.) 2 Auf ein solches Gebäude gehört ein (kein) solches Dach. – Parömiakon, 1954. Dieser Mensch verdient diese Behandlung, diese Würde, dies Amt u. s. w., oder er verdient es nicht. 3 Ein Gebäude, das zu schnell aufgeführt wird, besteht nicht lange. Holl.: Het gebouw stort in als een kaartenhuisje. (Harrebomée, I, 208.) 4 Ein Gebäw, das zu eylend auffgericht wird, bestehet nicht lang. – Lehmann, 161, 11. 5 Hohe Gebäude leiden bald Schaden. Sie sind bedroht von Wetter, Sturm und Blitz. 6 Man muss das Gebäw der geleisten wolthaten im Dachwerk erhalten. – Lehmann, 911, 55. 7 Manches Gebäude zeigt, wie man kein Geld an ihm gespart, sondern nur Verstand. – Steiger, 451; Eiselein, 211. 8 Wenn das Gebäude steht, fällt das Gerüst. Gebeine. 1 Hier liegen meine Gebeine, ich wollt' es wären deine. – Eiselein, 211; Grabschrift. 2 Wären die heiligen Gebein so schwer als ein Malter Korn, es blieb keiner ein Pfaffe bis mor'n. *3 Er kann einem das Gebein (jüdisch: kann Aam die Azómes) herausnehmen. – Tendlau, 302. So hart und herzlos ist er. Besonders vom Wucherer. *4 Mit seinem Gebein will ich noch Birnen (Nüsse) abwerfen. – Brandt, Nsch., 94. Gebell. 1 Das Gebell von alten Hunden ist nicht umsonst. Holl.: Het gebas van eenen ouden hond behoort men te gelooven. (Harrebomée, I, 208.) 2 Je grösser das Gebell, je grösser das Ansehen. Geben. 1 Als ich hatte was zu geben, wollten alle bei mir leben; nun mein Beutel worden leer, lässt sich keiner sehen mehr. 2 Bai giät, bat 'e hiät1, ies wärth, dat 'e leäwet. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 25; ostfriesisch bei Eichwald, 607. 1) Wer gibt, was er hat. 3 Bald geben, ist doppelt geben. – Henisch, 1382, 7. Bei Petri (II, 30) mit dem Zusatz: Dreymal geben heist nichts geben. 4 Bald geben, ist viel geben. – Petri, II, 30. 5 Besser gar nichts geben, denn geraubt Almosen geben. – Henisch, 49, 14; Simrock, 174; Sailer, 201; Bohn I, 136. 6 Besser geben, als geben können. It.: È meglio dare che aver a dare. (Bohn I, 96.) 7 Besser g'gä1 und g'roue2, als g'ha3 un g'roue. (Luzern.) – Kirchhofer, 218. 1) Geben, verkaufen. 2) Bereuen. 3) Behalten. 8 Beyzeit geben macht die gabe wert. – Henisch, 1382, 8; Petri, II, 45. 9 Da ich hatte vnd kund geben, kund ich mit Freunden in Frewden leben; nun mir das Gut ist entrunnen, sind mir auch die Freund entsprungen. – Petri, II, 54. 10 Da wir konden geben, waren wir die besten im Leben; da wir nicht mehr brochten, warn wir, die nichts mehr tochten. – Petri, II, 72. 11 De dar gebn, dat weeren de Lêven. – Eichwald, 609. 12 Der einem gibt, dem gibt offt einer widerumb. – Henisch, 1382, 16. Lat.: Danti aliquis dedit, at non danti non dedit unquam. 13 Der einem gibt, der lehret geben. – Henisch, 1382, 13. Lat.: Beneficium dare et docere reddere. – Dare est docere reddere. 14 Der gewint mit geben, der wirdigen gibt. – Franck, II, 136a; Henisch, 1382, 18; Petri, II, 90; Gruter, I, 15; Simrock, 3075. 15 Eenmal geben, andermal nich weddernehmen. – Diermissen, 268. 16 Ehe man gibt, muss man haben. Frz.: Devant faire don avoir doit on. (Leroux, II, 214.) 17 Einest gibt, der gebetten, zweymal, der selb vngebetten gibt. – Henisch, 1386, 56. 18 Einmal gegeben, einmal genommen, den dritten Tag in die Hölle gekommen. 19 Eins geben ist besser als zwei versprechen. 20 En Sticke giwwen ârmet nit. (Waldeck.) – Curtze, 345, 391. 21 Ens gegewen, twetz1 gegewen, Capell, Capell de Kopp af. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 358. 1) Zum zweiten mal. – Diese Redensart soll von Wesel herstammen, wo ein Commandant, Namens Chapelle, die Festung zweimal dem Feinde übergeben haben soll, wofür er enthauptet worden ist. 22 Erst geben und denn (oder! wedder) nehmen, is eben so god (oder: is slimmer) as stehlen. – Diermissen, 267; Eichwald, 608. 23 Es gibt genug, weil einer lebt. – Agricola I, 439. Das Handwerk des Stehlens, Betrügens. 24 Es gibt niemand, er wisse denn warumb. – Petri, II, 249. 25 Es gibt offt einer etwas geringers, dass er ein grössers darvon bringe. – Henisch, 1382. 26 Es heisst jetzt: Gatt an batt. (Zobten.) Gebt und betet! Mit diesem Sprichwort neuern Ursprungs charakterisiren die Landleute in der Gegend des Zobten die jetzige Zeit. Der Volksmund scheint ein kürzeres und treffenderes Bild als mit diesen drei Worten von ihr nicht haben entwerfen zu können. Mit dem „Geben“ wird den gesteigerten Abgaben und neuen Steuern gebührende Rechnung getragen, mit dem „Beten“, womit hauptsächlich das Hersagen auswendig gelernten kirchlichen Materials gemeint ist, das Bestreben gebucht, kirchlichen Sinn im Volke zu wecken und zu steigern. 27 Es soll ein jeder geben, wie er gern nemen wolt. – Henisch, 1382, 46; Petri, II, 297. 28 Frölich geben haisst, vil und wol geben. – Henisch, 1382, 1. 29 Gä, gä, nimmer gä, g'funden, g'funden, wieder gä. – Kirchhofer, 262. 30 Gahn ist salger as Nahma, sagte der Bauer, als er dem Schulzen eine Ohrfeige gab. 31 Geb ichs dir, so mangelts mir, gib du mir, vnd mangelt dir. – Lehmann, 235, 53. 32 Gebe ich nicht, so gönne ich doch. – Henisch, 1382, 49; Petri, II, 324. 33 Gebe is nix deutsch bei ihm. – Tendlau, 273. Für den Geizhals hat das Wort keinen Sinn. 34 Gebe offt, doch mit stillschweigen. – Lehmann, II, 234, 9; Gruter, III, 41. 35 Geben erwirbt geben. – Lehmann, 291, 71. 36 Geben es nicht immer thut, abschlagen ist auch gut. Mhd.: Swer milte und guot hât wil der lobelîchen leben, der sol ze rehter zîte geben, und sol ze rehter zit versagen: die müezen beidiu wol behagen. (Wolf und Hund.) – Wer kan behalten und geben ze reht, der solt iemer leben. (Liedersammlung.) – Wizzet, er ist ein saelic man, der rehte halten und geben kan. (Renner.) (Zingerle, 45.) 37 Geben hat ein weit Loch. – Lehmann, 233, 4. 38 Geben heisst, auf Wucher leihen. Dän.: Hvo som giver, han aagrer, og givet er tit dyrt folgt. (Prov. dan., 238.) 39 Geben ist doppelt werth, wenn man nicht begehrt. D. h. wenn unaufgefordert gegeben wird. Lat.: Gratius est donum, quod venit ante preces. (Gaal, 591.) 40 Geben ist ein Doppelschlüssel. 41 Geben ist leichter als bitten. Port.: Melhor he dar a ruins, que pedir a bons. (Bohn I, 283.) 42 Geben ist nicht jedermanns Sache. Lat.: Crede mihi, res est ingeniosa, dare. (Gaal, 590.) 43 Geben ist schwerer als empfangen. 44 Geben ist seliger als nemen. – Gruter, III, 41; Apostelg. 20, 35; Henisch, 1382, 50; Lehmann, II, 234, 10; Pistor., VIII, 87; Körte, 1794 u. 2208; Simrock, 3078; Kirchhofer, 140; Eiselein, 211; Müller, 72, 1; Teller, 447;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/712
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [684]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/712>, abgerufen am 22.12.2024.