Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
9 Was du an andern hass'st, damit auch andere nicht überlast'. 10 Was du andern angethan, nimm auch von andern willig an. Lat.: Ab alio expectes, alteri quod feceris. (Publ. Syr.) 11 Was du andern thust, das erwarte auch von andern. 12 Was du von andern ungern hast, damit thu' keinem Ueberlast. Engl.: Do as you would be done by. Frz.: Il faut prendre son coeur par autrui. Lat.: Ne facias aliis quidquid tibi fieri non vis. - Quod sibi quis nolit fieri, non inferat ulli. 13 Was eines andern ist, danach hat man Gelüst. Steiger, 174. 14 Was man andern schuld gibt, muss man nicht selber thun - und das nicht selbst gethan haben, was man an andern verdammen will. Lat.: Quod aliis vitio vertas ipse ne feceris. (Homer.) (Erasm., 531.) 15 Was soll der andern Gutes thun, der es sich selbst nicht thut? 16 Wer andere betrügt, klage nicht über Untreue. 17 Wer andere ehrt, ist selber Ehre werth. Lat.: Honor est honorantis, non honorati. 18 Wer andere jagt, wird selber müde. Willst du einen andern hin und wider jagen, musst auch selber Müdigkeit ertragen. (Castelli.) 19 Wer andere mit Koth wirft, beschmuzt sich selbst. - Sprichwörtergarten, 437. 20 Wer andere soll putzen, muss selber rein sein und nicht schmuzen. Abraham a Sancta Clara sagt zu den Lehrern, Aeltern u. s. w.: "Ihr sollt sein wie ein Spiegel, worin sich alle können ersehen und die Tugend erlernen; wie ein Spiegel, sag' ich, und nicht wie eine Spiegelfechterei, wodurch das Volk verblendet und betrogen wird." Engl.: Meddle with your old shoes! 21 Wer andere strafen will, muss selbst unsträflich sein. Lat.: Censor omni careat culpa. 22 Wer andere tadeln will, muss selbst ohne Mängel sein. 23 Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. - Müller, 54, 1. Lat.: Qui struit insidias ali, sibi damnum dat ipsi. - Sibi parat malum, qui alteri parat. 24 Wer andern givt un litt sülvst Noot, den sall man slaan mit der Külen dod. - Schütze. Gegen falsche Wohlthätigkeit. 25 Wer andern Gutes thut, dem thut man wieder Gutes. 26 Wer andern nicht hilft, ist selber nicht in Noth gewesen. - Bertram. 27 Wer andern viel will reden ein, muss selber ohne Tadel sein. 28 Wer des andern vermag, der steckt ihn in den Sack. Andreas Eberhard Rauber, Hofkriegsrath Kaiser Maximilian's II., von diesem nebst seiner Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben, ein ebenso gelehrter als stattlicher Mann, war mit einer ausserordentlichen Leibesstärke begabt. Die Länge seines Bartes ging bis an die Füsse und wieder hinauf bis zum Gürtel. Wenn er in vollem Staate nach Hofe ging, liess er denselben wie ein Fähnlein um sich fliegen. Seine Stärke bewies er in dem merkwürdigen Kampfe um seine Braut. Maximilian hatte in seiner Jugend ein schönes österreichisches Fräulein geliebt, die ihm eine Tochter geboren. Helena, das Pfand dieser Liebe, wuchs schön und lustig heran. Geschmückt mit allen Reizen weiblicher Schönheit, fehlte es ihr nicht an Bewerbern. Die hervorragendsten waren ein vornehmer und reicher Spanier und unser Rauber. Den Spanier begleitete der Ruhm eines kühnen Helden; er war ein wohlgebildeter, starker und rüstiger Mann. Zwar kannte man auch Rauber's Stärke, aber man wusste nicht zu entscheiden, welcher der Stärkere von beiden sei. Der Kaiser versprach die Hand dem, der sie erkämpfen werde. Beiden Kämpfern wurde ein Sack nach der Grösse seines Gegners gereicht, und der Kaiser erklärte, dass derjenige, welcher den andern in den Sack stecken werde, der beglückte Bräutigam sein werde. Der Kampf begann im Angesicht des Kaisers und des ganzen Hofs und wurde lange mit gleichem Glück fortgesetzt, bis es endlich Rauber gelang, den Spanier in den Sack zu schieben. Dies gab Veranlassung zu obigem Sprichwort. [Spaltenumbruch] 29 Wer sich an andern spiegelt, spiegelt sich sanft (gut). Frz.: Il se chatie bien, qui se chatie par d'autrui. It.: Savio e colui, ch'impara a spese d'altri. Lat.: Felix quem faciunt aliena pericula cautum. Ung.: Boldog ember, a ki mas' veszedelmein tanul. 30 Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen genug. Engl.: For what thou canst do thyself, rely not on another. Frz.: Qui s'attend a l'ecuelle d'autrui, a souvent mal deine. 31 Wer sich mit anderer Unthat will schön machen, wäscht sich in einer Mistlache. 32 Wer sik op Anre ferlet, un sölbs nix het, de is op ewich bedragen. (Süderdithmarschen.) 33 Willst du andere strafen und lehren, musst du dich erst selbst bekehren. It.: Chi non sa far i fatti suoi, peggio sa far quei d'altri. Lat.: Qui sibi semitam non sapiunt, aliis monstrant viam. Anderes. 1 Dat is 'n anders, see de Müller, bet (biss) up'n Musekötel. (Ostfries.) 2 Ein anderes ist in den Brunnen fallen, ein anderes in den Brunnen steigen. 3 Ein anderes ist versprechen, ein anderes halten. Frz.: Promettre et tenir sont deux. 4 Eins nach dem andern, sagte Hans und verkauft Haus und Kuh zugleich. 5 Es ist ein anderes, wenn Homer schlummert und wenn Chörilus schnarcht. (Altgr.) 6 Es ist etwas anderes - küssen oder Ohren abschneiden, sagte das Mädchen. 7 Was anderes ist des Schulzen Kuh. Philipp Melanchthon hörte zu Tübingen bei einem Professor der Rechte Collegia, der bei einem jeden Falle, wo das Recht des Niedern zu Gunsten des Mächtigen gebeugt wurde, zu sagen pflegte: "Das ist des Schultheissen Kuh!" Einst erklärte er den Zuhörern den Grund dieser Redensart nach Erasmus. - Unter dem Titel: "Der Richter und der TeufelI", hat K. Simrock den Vorgang, der zu dieser Redensart veranlasst hat, in einer Legende nach einem alten Gedicht in Freiherrn von Lassberg's "Liedersaal" (II, 348) sehr anziehend behandelt. Sie ist abgedruckt im "Berliner Conversationsblatt" von F. Förster und W. Häring, 1827, Nr. 119 und 120. (Vgl. über dies Sprichwort auch "Breslauer Erzähler", 1807, S. 655.) *8 Thu mir was anders! - Meisner, 19. Aenderle. Ich möcht' Aenderle hecken. - Schles. Provinzialblatt, August 1786, S. 133. Um das Aengstliche und Lästige der Langeweile auszudrücken, wenn man auf etwas sehr lange warten muss, ohne weggehen oder sich während der Zeit mit etwas beschäftigen zu können. Mit dem Worte "Aenderle" soll, wie a. a. O. bemerkt wird, der Landmann in einigen Gegenden Schlesiens eine grosse weisse, in der Erde sich aufhaltende Made (Engerling?) bezeichnen. Ich habe die Redensart weder selbst je gehört, noch aus irgendeinem Kreise handschriftlich mitgetheilt erhalten. Andermann. Beter Andermanns God as ken God. (Oldenburg.) Aendern. 1 Aendern ist nicht bessern. 2 Aendern und bessern ist zweierlei; viel wird in der Welt geändert, aber wenig gebessert. 3 Es kann sich ändern, sagt Bredero. - Magazijn, 83; Verzameling, 19. 4 Man ändert sich oft und bessert sich selten. Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris. 5 Schnell ändern ist mit Gefahr verbunden. Zuweilen wahr, und stürmischen Reformatoren zur Beachtung zu empfehlen; aber nur zuweilen, weil sich manches nur dann aus- und durchführen lässt, wenn es rasch geschieht. 6 Viel wird geändert, wenig gebessert. 7 Was ich nicht ändern kan, seh' ich gelassen an. (Sagan in Schlesien.) 8 Was man ändert, bessert man selten. 9 Was man nicht ändern kann, muss man nichändern wollen. Lat.: Durum sed levius fit patientia, quidquid corrigere est nefas. - Stultum est timere, quod vitari non potest. (Publ. Syr.) 10 Was man nicht ändern kann, nehme man geduldig an. [Spaltenumbruch]
9 Was du an andern hass'st, damit auch andere nicht überlast'. 10 Was du andern angethan, nimm auch von andern willig an. Lat.: Ab alio expectes, alteri quod feceris. (Publ. Syr.) 11 Was du andern thust, das erwarte auch von andern. 12 Was du von andern ungern hast, damit thu' keinem Ueberlast. Engl.: Do as you would be done by. Frz.: Il faut prendre son coeur par autrui. Lat.: Ne facias aliis quidquid tibi fieri non vis. – Quod sibi quis nolit fieri, non inferat ulli. 13 Was eines andern ist, danach hat man Gelüst. Steiger, 174. 14 Was man andern schuld gibt, muss man nicht selber thun – und das nicht selbst gethan haben, was man an andern verdammen will. Lat.: Quod aliis vitio vertas ipse ne feceris. (Homer.) (Erasm., 531.) 15 Was soll der andern Gutes thun, der es sich selbst nicht thut? 16 Wer andere betrügt, klage nicht über Untreue. 17 Wer andere ehrt, ist selber Ehre werth. Lat.: Honor est honorantis, non honorati. 18 Wer andere jagt, wird selber müde. 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19 Wer andere mit Koth wirft, beschmuzt sich selbst. – Sprichwörtergarten, 437.
20 Wer andere soll putzen, muss selber rein sein und nicht schmuzen.
Abraham a Sancta Clara sagt zu den Lehrern, Aeltern u. s. w.: „Ihr sollt sein wie ein Spiegel, worin sich alle können ersehen und die Tugend erlernen; wie ein Spiegel, sag' ich, und nicht wie eine Spiegelfechterei, wodurch das Volk verblendet und betrogen wird.“
Engl.: Meddle with your old shoes!
21 Wer andere strafen will, muss selbst unsträflich sein.
Lat.: Censor omni careat culpa.
22 Wer andere tadeln will, muss selbst ohne Mängel sein.
23 Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. – Müller, 54, 1.
Lat.: Qui struit insidias ali, sibi damnum dat ipsi. – Sibi parat malum, qui alteri parat.
24 Wer andern givt un litt sülvst Noot, den sall man slaan mit der Külen dod. – Schütze.
Gegen falsche Wohlthätigkeit.
25 Wer andern Gutes thut, dem thut man wieder Gutes.
26 Wer andern nicht hilft, ist selber nicht in Noth gewesen. – Bertram.
27 Wer andern viel will reden ein, muss selber ohne Tadel sein.
28 Wer des andern vermag, der steckt ihn in den Sack.
Andreas Eberhard Rauber, Hofkriegsrath Kaiser Maximilian's II., von diesem nebst seiner Familie in den Reichsfreiherrenstand erhoben, ein ebenso gelehrter als stattlicher Mann, war mit einer ausserordentlichen Leibesstärke begabt. Die Länge seines Bartes ging bis an die Füsse und wieder hinauf bis zum Gürtel. Wenn er in vollem Staate nach Hofe ging, liess er denselben wie ein Fähnlein um sich fliegen. Seine Stärke bewies er in dem merkwürdigen Kampfe um seine Braut. Maximilian hatte in seiner Jugend ein schönes österreichisches Fräulein geliebt, die ihm eine Tochter geboren. Helena, das Pfand dieser Liebe, wuchs schön und lustig heran. Geschmückt mit allen Reizen weiblicher Schönheit, fehlte es ihr nicht an Bewerbern. Die hervorragendsten waren ein vornehmer und reicher Spanier und unser Rauber. Den Spanier begleitete der Ruhm eines kühnen Helden; er war ein wohlgebildeter, starker und rüstiger Mann. Zwar kannte man auch Rauber's Stärke, aber man wusste nicht zu entscheiden, welcher der Stärkere von beiden sei. Der Kaiser versprach die Hand dem, der sie erkämpfen werde. Beiden Kämpfern wurde ein Sack nach der Grösse seines Gegners gereicht, und der Kaiser erklärte, dass derjenige, welcher den andern in den Sack stecken werde, der beglückte Bräutigam sein werde. Der Kampf begann im Angesicht des Kaisers und des ganzen Hofs und wurde lange mit gleichem Glück fortgesetzt, bis es endlich Rauber gelang, den Spanier in den Sack zu schieben. Dies gab Veranlassung zu obigem Sprichwort.
29 Wer sich an andern spiegelt, spiegelt sich sanft (gut).
Frz.: Il se châtie bien, qui se châtie par d'autrui.
It.: Savio è colui, ch'impara a spese d'altri.
Lat.: Felix quem faciunt aliena pericula cautum.
Ung.: Boldog ember, a ki más' veszedelmein tanul.
30 Wer sich auf andere verlässt, der ist verlassen genug.
Engl.: For what thou canst do thyself, rely not on another.
Frz.: Qui s'attend à l'écuelle d'autrui, a souvent mal dîné.
31 Wer sich mit anderer Unthat will schön machen, wäscht sich in einer Mistlache.
32 Wer sik op Anre ferlet, un sölbs nix het, de is op ewich bedragen. (Süderdithmarschen.)
33 Willst du andere strafen und lehren, musst du dich erst selbst bekehren.
It.: Chi non sa far i fatti suoi, peggio sa far quei d'altri.
Lat.: Qui sibi semitam non sapiunt, aliis monstrant viam.
Anderes.
1 Dat is 'n anders, see de Müller, bet (biss) up'n Musekötel. (Ostfries.)
2 Ein anderes ist in den Brunnen fallen, ein anderes in den Brunnen steigen.
3 Ein anderes ist versprechen, ein anderes halten.
Frz.: Promettre et tenir sont deux.
4 Eins nach dem andern, sagte Hans und verkauft Haus und Kuh zugleich.
5 Es ist ein anderes, wenn Homer schlummert und wenn Chörilus schnarcht. (Altgr.)
6 Es ist etwas anderes – küssen oder Ohren abschneiden, sagte das Mädchen.
7 Was anderes ist des Schulzen Kuh.
Philipp Melanchthon hörte zu Tübingen bei einem Professor der Rechte Collegia, der bei einem jeden Falle, wo das Recht des Niedern zu Gunsten des Mächtigen gebeugt wurde, zu sagen pflegte: „Das ist des Schultheissen Kuh!“ Einst erklärte er den Zuhörern den Grund dieser Redensart nach Erasmus. – Unter dem Titel: „Der Richter und der TeufelÍ“, hat K. Simrock den Vorgang, der zu dieser Redensart veranlasst hat, in einer Legende nach einem alten Gedicht in Freiherrn von Lassberg's „Liedersaal“ (II, 348) sehr anziehend behandelt. Sie ist abgedruckt im „Berliner Conversationsblatt“ von F. Förster und W. Häring, 1827, Nr. 119 und 120. (Vgl. über dies Sprichwort auch „Breslauer Erzähler“, 1807, S. 655.)
*8 Thu mir was anders! – Meisner, 19.
Aenderle.
Ich möcht' Aenderle hecken. – Schles. Provinzialblatt, August 1786, S. 133.
Um das Aengstliche und Lästige der Langeweile auszudrücken, wenn man auf etwas sehr lange warten muss, ohne weggehen oder sich während der Zeit mit etwas beschäftigen zu können. Mit dem Worte „Aenderle“ soll, wie a. a. O. bemerkt wird, der Landmann in einigen Gegenden Schlesiens eine grosse weisse, in der Erde sich aufhaltende Made (Engerling?) bezeichnen. Ich habe die Redensart weder selbst je gehört, noch aus irgendeinem Kreise handschriftlich mitgetheilt erhalten.
Andermann.
Beter Andermanns Gôd as kên Gôd. (Oldenburg.)
Aendern.
1 Aendern ist nicht bessern.
2 Aendern und bessern ist zweierlei; viel wird in der Welt geändert, aber wenig gebessert.
3 Es kann sich ändern, sagt Bredero. – Magazijn, 83; Verzameling, 19.
4 Man ändert sich oft und bessert sich selten.
Lat.: Maritimus cum sis, ne velis fieri terrestris.
5 Schnell ändern ist mit Gefahr verbunden.
Zuweilen wahr, und stürmischen Reformatoren zur Beachtung zu empfehlen; aber nur zuweilen, weil sich manches nur dann aus- und durchführen lässt, wenn es rasch geschieht.
6 Viel wird geändert, wenig gebessert.
7 Was ich nicht ändern kân, seh' ich gelassen ân. (Sagan in Schlesien.)
8 Was man ändert, bessert man selten.
9 Was man nicht ändern kann, muss man nichändern wollen.
Lat.: Durum sed levius fit patientia, quidquid corrigere est nefas. – Stultum est timere, quod vitari non potest. (Publ. Syr.)
10 Was man nicht ändern kann, nehme man geduldig an.
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