Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 15 Fröligkeit wehret so lang als der Pfeiffenklang. - Lehmann, 211, 42. 16 Kein Frölichkeit ist ohne Trawrigkeit. - Lehmann, II, 321, 47. 17 Man Kaufft offt die Fröligkeit vom Pfeiffer. - Lehmann, 210, 41. 18 Wer geniesst der Fröhlichkeit halte sich zum Kreuz bereit. - Parömiakon, 2365. *19 Einer an die Fröhlichkeit1 greifen. - Eiselein, 189. 1) Muliebria tangere, Frowelichkeit. Frohlocken. Man muss nicht frohlocken, bis man im Hafen ist. Bei Narwa hat man das Sprichwort: Man kann auch an der Mole noch Schiffbruch leiden. Die Küste, an der Narwa liegt, ist nämlich sehr flach und das Meer dort voller Sandbänke. (Altmann V.) Die Esten sagen: Frohlocke nicht eher, als bis du über den Sumpf bist. (Reinsberg II, 86.) Frohmann. Frohmann - Bravmann. Frohsinn. Mit einem Pfennig Frohsinn vertreibt man ein Pfund Sorge (Kummer). Fromm (Adj.). 1 All to fram is nabers spott. - (Lübben.) hochdeutsch bei Reinsberg III, 143. 2 Besser fromb in deiner Hütten, alss in der Burg mit bösen Sitten. 3 Besser fromm, als berühmt. 4 Bin ich nicht fromm, sagte jene Hure, ab sie die Kirche kehrte. 5 Biss from, got sihets. - Franck, I, 79a; Petri, II, 46; Lehmann, 217, 15; Eyering, I, 223; Gruter, I, 8; Blum, 57; Sprichwörterschatz, 35; Simrock, 2815; Körte, 1614. Dän.: Vaer from, Gud seer det. (Prov. dan., 201.) 6 Biss frumb vnd förcht dir vbel drumb. - Franck, II, 187b; Petri, II, 46; Henisch, 1295; Eyering, I, 223; Gruter, I, 8. 7 Der ist fromb, der alle schalckheit waiss, vnnd thut sie nicht. - Henisch, 1254; Petri, II, 95. Dän.: Den er from som kand skade sin fiende, og giör det ikke. (Prov. dan., 201.) 8 Der ist fromb, der sich mehr zum guten als zum bösen lenkt. - Lehmann, 219, 49. 9 Der ist Fromb, der thut, was Gott vnnd Menschen lieb ist vnnd läst, was Gott vnnd den Nächsten beleidigt. - Lehmann, 219, 44. 10 Der ist from, der vngezehlet gelt widergibt. - Franck, II, 147b; Petri, II, 95; Gruter, I, 16; Eisenhart, IV, 11, 6; Simrock, 2822; Eiselein, 190. Bei den alten Deutschen war zwar ein Wort so gut wie heute ein Actenstück; dennoch suchten sie ihren Verträgen dadurch noch mehr Festigkeit zu geben, dass man sich auf deren Erfüllung einen Handschlag gab, dem man Eideskraft beilegte. Solche Verträge hiessen "die treue Hand". Das vorstehende Sprichwort handelt nun von der Niederlegung ungezählten Geldes zur "treuen Hand", und empfiehlt dabei die gehörige Vorsicht, da die Versuchung, sich an ungezähltem Gelde zu vergreifen, für den Depositar sehr gross ist. 11 Der ist nicht fromb, der von sein selbs wegen fromb ist. - Franck, I, 148b; Petri, II, 96; Henisch, 1254. Des Vortheils wegen; aber der, wie die Dänen sagen, auch nicht, der sich mit seiner Frömmigkeit schadet: Det er en grum fromhed, at vaere god, sig selv til skade. (Prov. dan., 202.) 12 Der ist nicht fromm, der besser ist als ein Schalk. Dän.: Det er ei fromhed at vaere bedre end de vaerste. (Prov. dan., 202.) 13 Der ist nicht fromm, der nicht unter Bösen fromm bleibt. Dän.: En laege bliver ei syg fordi han omgaaes med syge. - Loth var from blandt Sodomiterne. (Prov. dan., 201.) 14 Der nicht denn fromm kan sein, der muss bettlen. - Henisch, 1253; Franck, I 28a; Schottel, 1142b; Simrock, 2840. 15 Der nit fromm1 ist, kan auch nicht klug seyn. - Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 106. 1) Das Wort fromm hat weder im Althochdeutschen noch Mittelhochdeutschen die ihm erst in neuerer Zeit verliehene Bedeutung kirchlicher Gläubigkeit, sondern die von brav, rechtschaffen, tapfer, tüchtig, vortrefflich. Ein frumber Ritter war kein moderner Betbruder,[Spaltenumbruch] sondern ein tapferer Mann. Damit vertrug sich auch die Klugheit. Daher die Fromme, mittelhochdeutsch vrume =Vortheil, Nutzen, ein Wort, das nur noch in der Dativform der Mehrzahl: zu (Nutz und) Frommen vorhanden ist. Um die meisten der unter dem Begriff "fromm" aufgeführten Sprichwörter richtig zu verstehen, darf man nicht die geschichtliche oder Grundbedeutung des Wortes aus dem Auge verlieren. (Vgl. Grimm, IV, 240, und Weigand, Wb., 371.) 16 Die gar zu fromm sind, wollen mit Schuhen und Strümpfen in den Himmel kommen. 17 Die ist fromm, die man bit mit fug vnnd zeit, vnnd nit vbers böglin schreit. - Franck, II, 147b; Henisch, 1254; Gruter, III, 21; Eiselein, 190. 18 Die sich fromm stellen, sind doppelte Schälke. Dän.: Ondt er ei vaerre end naar man stiller sig from. (Prov. dan., 201.) Lat.: Simulata probitas, duplex nequitia. (Philippi, II, 187.) 19 Ein jeder will fromm gesehen, niemand aber fromb sein. - Henisch, 1553. 20 Es ist keiner so fromm, er fehlt bisweilen. Frz.: Il n'y a si bon qui ne peche, ni si sage (qui ne fasse quelque folie). (Kritzinger, 77.) 21 Es ist keyner so from, das er vor dem hencker sicher sei. - Franck, I, 84b; Gruter, I, 34. 22 Es ist nicht jeder fromm, den das Beten fett macht. 23 Es ist niemals keiner so fromm vnd heilig gewest, er hat ein schalck im kleid angezogen. - Lehmann, 223, 90. 24 Es ist nit genug, dass du from seyest, du werdest dann auch dafür gehalten. - Gruter, I, 36; Schottel, 1123b. 25 Es kann keiner frömmer sein, als wie es jhme Gott zugemessen. - Lehmann, 223, 94. 26 Es kommt keiner so fromm wieder, als er ausgereist ist. 27 Es sind nicht alle fromm, die in die Kirche gehen. Lat.: Non omnes sancti, qui calcant limina templi. (Binder I, 1184; II, 2198; Gartner, 93; Philippi, II, 41; Schonheim, N, 28; Seybold, 375.) 28 Es wer offt einer fromm, wenn man jhn fromb sein liesse. - Henisch, 1255; Gruter, III, 37; Lehmann, II, 159, 194; Simrock, 2819; Körte, 1612. 29 Es will niemand gern vmbsonst fromm sein. - Henisch, 1255. Dän.: Ingen er gierne from forgieves. (Prov. dan., 201.) Lat.: Gratis poenitet esse pium. (Philippi, I, 171.) - Gratis poenitet esse probum. 30 Es wird keiner zu früh fromm. Dän.: Ingen bliver for tilig from. (Prov. dan., 187.) 31 From sein wird schier ein schand im obern vnd nidern stand. - Petri, II, 318. 32 Fromb, doch nicht gar zu fromb, damit man auch durchkom. - Gruter, III, 40; Lehmann, II, 177, 49. 33 Fromb sein ist alleyn gewin. - Franck, I, 54a; Lehmann, II, 173, 41; Simrock, 2816. 34 Fromb sein ist böse Wort vnnd böse Werck meiden. - Lehmann, 219, 39. 35 Fromb sein ist das best Heyratgut einer Tochter. - Henisch, 327, 21. 36 Fromb sein ist nit mit worten aussgericht. - Franck, I, 112b; Petri, II, 318; Henisch, 1255; Gruter, I, 41; Schottel, 1144a; Mayer, II, 149. 37 Fromb sein schadt nit, gar Fromb reichet (gedeihet) nit, halb fromb, halb ein Schalck, nehrt wohl vnnd verdirbt nicht bald. - Lehmann, 219, 38; Petri, II, 318; Henisch, 1253; Eiselein, 190; Körte, 1616. 38 Fromb sein studirt mann nicht auss Büchern. - Lehmann, 218, 22. Lat.: Postquam docti surrexerunt viri desierunt. (Lehmann, 218, 22.) 39 Fromb sein vnd Beten nehrt nicht; Martha muss der Schwester Marien helffen. - Lehmann, 220, 56. 40 Fromb sein wird mit worten aussgericht. - Lehmann, 217, 8. D. h. die ganze Frömmigkeit mancher Leute besteht blos in Worten; sie glauben, es sei mit Worten abgemacht.
[Spaltenumbruch] 15 Fröligkeit wehret so lang als der Pfeiffenklang. – Lehmann, 211, 42. 16 Kein Frölichkeit ist ohne Trawrigkeit. – Lehmann, II, 321, 47. 17 Man Kaufft offt die Fröligkeit vom Pfeiffer. – Lehmann, 210, 41. 18 Wer geniesst der Fröhlichkeit halte sich zum Kreuz bereit. – Parömiakon, 2365. *19 Einer an die Fröhlichkeit1 greifen. – Eiselein, 189. 1) Muliebria tangere, Frowelichkeit. Frohlocken. Man muss nicht frohlocken, bis man im Hafen ist. Bei Narwa hat man das Sprichwort: Man kann auch an der Mole noch Schiffbruch leiden. Die Küste, an der Narwa liegt, ist nämlich sehr flach und das Meer dort voller Sandbänke. (Altmann V.) Die Esten sagen: Frohlocke nicht eher, als bis du über den Sumpf bist. (Reinsberg II, 86.) Frohmann. Frohmann – Bravmann. Frohsinn. Mit einem Pfennig Frohsinn vertreibt man ein Pfund Sorge (Kummer). 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(Prov. dan., 201.) 8 Der ist fromb, der sich mehr zum guten als zum bösen lenkt. – Lehmann, 219, 49. 9 Der ist Fromb, der thut, was Gott vnnd Menschen lieb ist vnnd läst, was Gott vnnd den Nächsten beleidigt. – Lehmann, 219, 44. 10 Der ist from, der vngezehlet gelt widergibt. – Franck, II, 147b; Petri, II, 95; Gruter, I, 16; Eisenhart, IV, 11, 6; Simrock, 2822; Eiselein, 190. Bei den alten Deutschen war zwar ein Wort so gut wie heute ein Actenstück; dennoch suchten sie ihren Verträgen dadurch noch mehr Festigkeit zu geben, dass man sich auf deren Erfüllung einen Handschlag gab, dem man Eideskraft beilegte. Solche Verträge hiessen „die treue Hand“. Das vorstehende Sprichwort handelt nun von der Niederlegung ungezählten Geldes zur „treuen Hand“, und empfiehlt dabei die gehörige Vorsicht, da die Versuchung, sich an ungezähltem Gelde zu vergreifen, für den Depositar sehr gross ist. 11 Der ist nicht fromb, der von sein selbs wegen fromb ist. – Franck, I, 148b; Petri, II, 96; Henisch, 1254. 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(Prov. dan., 187.) 31 From sein wird schier ein schand im obern vnd nidern stand. – Petri, II, 318. 32 Fromb, doch nicht gar zu fromb, damit man auch durchkom. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 177, 49. 33 Fromb sein ist alleyn gewin. – Franck, I, 54a; Lehmann, II, 173, 41; Simrock, 2816. 34 Fromb sein ist böse Wort vnnd böse Werck meiden. – Lehmann, 219, 39. 35 Fromb sein ist das best Heyratgut einer Tochter. – Henisch, 327, 21. 36 Fromb sein ist nit mit worten aussgericht. – Franck, I, 112b; Petri, II, 318; Henisch, 1255; Gruter, I, 41; Schottel, 1144a; Mayer, II, 149. 37 Fromb sein schadt nit, gar Fromb reichet (gedeihet) nit, halb fromb, halb ein Schalck, nehrt wohl vnnd verdirbt nicht bald. – Lehmann, 219, 38; Petri, II, 318; Henisch, 1253; Eiselein, 190; Körte, 1616. 38 Fromb sein studirt mann nicht auss Büchern. – Lehmann, 218, 22. Lat.: Postquam docti surrexerunt viri desierunt. 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15 Fröligkeit wehret so lang als der Pfeiffenklang. – Lehmann, 211, 42.
16 Kein Frölichkeit ist ohne Trawrigkeit. – Lehmann, II, 321, 47.
17 Man Kaufft offt die Fröligkeit vom Pfeiffer. – Lehmann, 210, 41.
18 Wer geniesst der Fröhlichkeit halte sich zum Kreuz bereit. – Parömiakon, 2365.
*19 Einer an die Fröhlichkeit1 greifen. – Eiselein, 189.
1) Muliebria tangere, Frowelichkeit.
Frohlocken.
Man muss nicht frohlocken, bis man im Hafen ist.
Bei Narwa hat man das Sprichwort: Man kann auch an der Mole noch Schiffbruch leiden. Die Küste, an der Narwa liegt, ist nämlich sehr flach und das Meer dort voller Sandbänke. (Altmann V.) Die Esten sagen: Frohlocke nicht eher, als bis du über den Sumpf bist. (Reinsberg II, 86.)
Frohmann.
Frohmann – Bravmann.
Frohsinn.
Mit einem Pfennig Frohsinn vertreibt man ein Pfund Sorge (Kummer).
Fromm (Adj.).
1 All to fram is nabers spott. – (Lübben.) hochdeutsch bei Reinsberg III, 143.
2 Besser fromb in deiner Hütten, alss in der Burg mit bösen Sitten.
3 Besser fromm, als berühmt.
4 Bin ich nicht fromm, sagte jene Hure, ab sie die Kirche kehrte.
5 Biss from, got sihets. – Franck, I, 79a; Petri, II, 46; Lehmann, 217, 15; Eyering, I, 223; Gruter, I, 8; Blum, 57; Sprichwörterschatz, 35; Simrock, 2815; Körte, 1614.
Dän.: Vær from, Gud seer det. (Prov. dan., 201.)
6 Biss frumb vnd förcht dir vbel drumb. – Franck, II, 187b; Petri, II, 46; Henisch, 1295; Eyering, I, 223; Gruter, I, 8.
7 Der ist fromb, der alle schalckheit waiss, vnnd thut sie nicht. – Henisch, 1254; Petri, II, 95.
Dän.: Den er from som kand skade sin fiende, og giør det ikke. (Prov. dan., 201.)
8 Der ist fromb, der sich mehr zum guten als zum bösen lenkt. – Lehmann, 219, 49.
9 Der ist Fromb, der thut, was Gott vnnd Menschen lieb ist vnnd läst, was Gott vnnd den Nächsten beleidigt. – Lehmann, 219, 44.
10 Der ist from, der vngezehlet gelt widergibt. – Franck, II, 147b; Petri, II, 95; Gruter, I, 16; Eisenhart, IV, 11, 6; Simrock, 2822; Eiselein, 190.
Bei den alten Deutschen war zwar ein Wort so gut wie heute ein Actenstück; dennoch suchten sie ihren Verträgen dadurch noch mehr Festigkeit zu geben, dass man sich auf deren Erfüllung einen Handschlag gab, dem man Eideskraft beilegte. Solche Verträge hiessen „die treue Hand“. Das vorstehende Sprichwort handelt nun von der Niederlegung ungezählten Geldes zur „treuen Hand“, und empfiehlt dabei die gehörige Vorsicht, da die Versuchung, sich an ungezähltem Gelde zu vergreifen, für den Depositar sehr gross ist.
11 Der ist nicht fromb, der von sein selbs wegen fromb ist. – Franck, I, 148b; Petri, II, 96; Henisch, 1254.
Des Vortheils wegen; aber der, wie die Dänen sagen, auch nicht, der sich mit seiner Frömmigkeit schadet: Det er en grum fromhed, at være god, sig selv til skade. (Prov. dan., 202.)
12 Der ist nicht fromm, der besser ist als ein Schalk.
Dän.: Det er ei fromhed at være bedre end de værste. (Prov. dan., 202.)
13 Der ist nicht fromm, der nicht unter Bösen fromm bleibt.
Dän.: En læge bliver ei syg fordi han omgaaes med syge. – Loth var from blandt Sodomiterne. (Prov. dan., 201.)
14 Der nicht denn fromm kan sein, der muss bettlen. – Henisch, 1253; Franck, I 28a; Schottel, 1142b; Simrock, 2840.
15 Der nit fromm1 ist, kan auch nicht klug seyn. – Gruter, III, 18; Lehmann, II, 81, 106.
1) Das Wort fromm hat weder im Althochdeutschen noch Mittelhochdeutschen die ihm erst in neuerer Zeit verliehene Bedeutung kirchlicher Gläubigkeit, sondern die von brav, rechtschaffen, tapfer, tüchtig, vortrefflich. Ein frumber Ritter war kein moderner Betbruder,
sondern ein tapferer Mann. Damit vertrug sich auch die Klugheit. Daher die Fromme, mittelhochdeutsch vrume =Vortheil, Nutzen, ein Wort, das nur noch in der Dativform der Mehrzahl: zu (Nutz und) Frommen vorhanden ist. Um die meisten der unter dem Begriff „fromm“ aufgeführten Sprichwörter richtig zu verstehen, darf man nicht die geschichtliche oder Grundbedeutung des Wortes aus dem Auge verlieren. (Vgl. Grimm, IV, 240, und Weigand, Wb., 371.)
16 Die gar zu fromm sind, wollen mit Schuhen und Strümpfen in den Himmel kommen.
17 Die ist fromm, die man bit mit fug vnnd zeit, vnnd nit vbers böglin schreit. – Franck, II, 147b; Henisch, 1254; Gruter, III, 21; Eiselein, 190.
18 Die sich fromm stellen, sind doppelte Schälke.
Dän.: Ondt er ei værre end naar man stiller sig from. (Prov. dan., 201.)
Lat.: Simulata probitas, duplex nequitia. (Philippi, II, 187.)
19 Ein jeder will fromm gesehen, niemand aber fromb sein. – Henisch, 1553.
20 Es ist keiner so fromm, er fehlt bisweilen.
Frz.: Il n'y a si bon qui ne pêche, ni si sage (qui ne fasse quelque folie). (Kritzinger, 77.)
21 Es ist keyner so from, das er vor dem hencker sicher sei. – Franck, I, 84b; Gruter, I, 34.
22 Es ist nicht jeder fromm, den das Beten fett macht.
23 Es ist niemals keiner so fromm vnd heilig gewest, er hat ein schalck im kleid angezogen. – Lehmann, 223, 90.
24 Es ist nit genug, dass du from seyest, du werdest dann auch dafür gehalten. – Gruter, I, 36; Schottel, 1123b.
25 Es kann keiner frömmer sein, als wie es jhme Gott zugemessen. – Lehmann, 223, 94.
26 Es kommt keiner so fromm wieder, als er ausgereist ist.
27 Es sind nicht alle fromm, die in die Kirche gehen.
Lat.: Non omnes sancti, qui calcant limina templi. (Binder I, 1184; II, 2198; Gartner, 93; Philippi, II, 41; Schonheim, N, 28; Seybold, 375.)
28 Es wer offt einer fromm, wenn man jhn fromb sein liesse. – Henisch, 1255; Gruter, III, 37; Lehmann, II, 159, 194; Simrock, 2819; Körte, 1612.
29 Es will niemand gern vmbsonst fromm sein. – Henisch, 1255.
Dän.: Ingen er gierne from forgieves. (Prov. dan., 201.)
Lat.: Gratis poenitet esse pium. (Philippi, I, 171.) – Gratis poenitet esse probum.
30 Es wird keiner zu früh fromm.
Dän.: Ingen bliver for tilig from. (Prov. dan., 187.)
31 From sein wird schier ein schand im obern vnd nidern stand. – Petri, II, 318.
32 Fromb, doch nicht gar zu fromb, damit man auch durchkom. – Gruter, III, 40; Lehmann, II, 177, 49.
33 Fromb sein ist alleyn gewin. – Franck, I, 54a; Lehmann, II, 173, 41; Simrock, 2816.
34 Fromb sein ist böse Wort vnnd böse Werck meiden. – Lehmann, 219, 39.
35 Fromb sein ist das best Heyratgut einer Tochter. – Henisch, 327, 21.
36 Fromb sein ist nit mit worten aussgericht. – Franck, I, 112b; Petri, II, 318; Henisch, 1255; Gruter, I, 41; Schottel, 1144a; Mayer, II, 149.
37 Fromb sein schadt nit, gar Fromb reichet (gedeihet) nit, halb fromb, halb ein Schalck, nehrt wohl vnnd verdirbt nicht bald. – Lehmann, 219, 38; Petri, II, 318; Henisch, 1253; Eiselein, 190; Körte, 1616.
38 Fromb sein studirt mann nicht auss Büchern. – Lehmann, 218, 22.
Lat.: Postquam docti surrexerunt viri desierunt. (Lehmann, 218, 22.)
39 Fromb sein vnd Beten nehrt nicht; Martha muss der Schwester Marien helffen. – Lehmann, 220, 56.
40 Fromb sein wird mit worten aussgericht. – Lehmann, 217, 8.
D. h. die ganze Frömmigkeit mancher Leute besteht blos in Worten; sie glauben, es sei mit Worten abgemacht.
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