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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] die Glocken wie bei einem Leichenbegängniss geläutet. Zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch die Strassen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg folgte, auf dem mit grossen Buchstaben geschrieben stand: "Freiheit." Am Begräbnissorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch kaum war dies geschehen, so hob man die Leiche in die Höhe, weil man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrzunehmen glaubte. Sogleich ward die Inschrift in die Worte verändert: "Die wiederaufgelebte Freiheit!" L. Börne sagt in seinem zweiten pariser Briefe: "Die Freiheit lebt auch im Grabe fort und wächst, bis sie den Sarg sprengt. Das sollten sich die Todtengräber merken."

56 Niemand hat mehr Freyheit als ein Muck, die setzt sich auf eines jeden Stirn. - Lehmann, 203, 31.

Dän.: Hvo haver större frihed end fluen, der saetter sig paa enhvers pande. (Prov. dan., 199.)

57 Schöffenbare Freiheit adelt keinen schnöden Mann. - Graf, 34, 85.

Das Heerschild bezeichnet den lehnrechtlichen Rang. Im fünften Heerschild befanden sich die den niedern Adel bildenden Schöffenbarfreien, aber kein schnöder Mann, es waren vielmehr die vollberechtigten Glieder der alten Volksgemeinden.

58 Schöffenbare Freiheit ist die genügendste Freiheit. - Graf, 41, 130.

Die volle Freiheit duldet keine Verbindlichkeit in Ansehung der Person oder des Guts, keine Beschränkung in der Ortswahl zu häuslicher Niederlassung oder Vorschriften in Bezug auf die Ehe. Diese volle Freiheit vertrug sich aber sehr gut mit gewissen Diensten, die der niedere Adel zu leisten hatte und die sich nur auf Aussenverhältnisse bezogen.

59 Vbermässige Freyheit ist der Tugend ärgster Feind. - Lehmann, II, 172, 17.

60 Wenn freyheit nicht hat eygenen schutz, so ist sie in noth wenig nutz. - Lehmann, 202, 10.

61 Wenn keine Freiheit wäre, so könntest du vor mir nicht klagen.

Worte Kaiser Sigismund's.

62 Wenn sich die Freiheit anmeldet, muss sie keinen Sklaven schicken.

63 Wer die Freiheit nicht ehrt, ist ihrer nicht werth.

Dän.: Misbruged frihed er vaerd at mistes. (Prov. dan., 199.)

64 Wer die Freiheit verkauft, muss sie theuer anschlagen. - Scheidemünze, II, 192.

65 Wer die Freiheit verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren.

It.: Chi di libertad' e privo ha in odio d'esser vivo. (Pazzaglia, 196, 3.)

66 Wer die Freiheit will, muss die Hände rühren, sagte der Kyffhäuser, und schlief wieder ein.

Findet seine Erklärung in der Volkssage vom Kaiser Friedrich I., der in der Burgruine Kyffhausen tief unter der Erde an einem steinernen Tische seiner Erlösung harrt.

67 Wer die Freiheit zur Amme gehabt hat, der stirbt in Gräberluft.

68 Wer für die Freiheit streitet, hat zwanzig Hände und noch so viel Herzen. - Simrock, 2656; Sailer, 162.

Unüberwindlich stark ist der Kämpfer für Freiheit und Vaterland.

Lat.: Fortem facit vicina libertas senem. (Philippi, I, 159.)

69 Wer sein Freyheit nit werth helt, ist sein eygen feind. - Lehmann, 203, 40.

Dän.: Hvo som agter sin frihed ringe, agter sig selv ringe. (Prov. dan., 199.)

70 Wer seine Freiheit nicht bewahren kann, wird andern füglich unterthan.

Dän.: Den skal vaere en andens, som ei kand vaere sin egen. (Prov. dan., 28.)

*71 Er liebt die Freiheit, wie der Teufel das Weihwasser.


Freiheitshut.

Aus einem Freiheitshute wird oft eine Sklavenmütze.


Freikauf.

Freikauf kann Erbmiethe abtreiben. - Graf, 77, 94 u. 280, 318; Michelsen, 50, 149.

Das bestehende Abhängigkeitsverhältniss kann durch Ablösung der auf der Erbmiethe haftenden Lasten aufgehoben und so das Gut selbst zum freien Eigen(thum) erhoben werden.


Freimann.

* Freimann war sein Brautführer. - Parömiakon, 2721.

Er starb am Galgen.


[Spaltenumbruch]
Freimuth.

Freimuth hasst Uebermuth.


Freistadt.

Hätten die Freistädter Wasser und Holz, so wären sie noch einmal so stolz.

Nach einem alten Chronisten sollen die Bewohner der schlesischen, in einer holz- und wasserarmen Gegend liegenden Stadt Freistadt in dem Geruche eines "ganz absonderlichen Hanges zur Gelehrsamkeit und Poeterei" stehen. Das Selbstgefühl, welches von dem obigen Sprichwort hervorgehoben wird, scheint übrigens ein sehr achtungswerthes zu sein und sich auf die mit der Friedenskirche ins Leben gerufene Lateinische Schule zu gründen, durch welche dieselbe länger als ein Jahrhundert bildend auf Stadt und Kreis gewirkt hat, während in andern Kreisen das Schulwesen und folgerecht die Bildung zurückstand. (Vgl. Neue Schles. Provinzialbl., 1863, S. 453.)


Freistatt.

Wer die Freistätte verletzt, hat den Bischof heimgesucht. - Graf, 497, 92; Augsburger Stadtrecht (Mainz 1828), 12, 4.

Stadtmauern, Dorfzäune, Kirchen und Kirchhöfe standen unter Königs- und Gottesfrieden; und es war ein schweres Verbrechen, diese Freistätten zu verletzen.


Freistehen.

Freistehen

Es steht jedem frei, sich in die Hosen zu machen.


Freitag.

1 Der Freitag hält es nicht mit der Woche. - Baumgarten, 57, 5.

2 En rugen (rauhen) Fridach - 'ne gladde Woch, en gladden Moandach - 'ne ruge Woch. (Strelitz.) - Firmenich, III, 71, 38.

3 Es ist kein Freitag so höh, er ist auch ein halber Tag schö. - Kirchhofer, 318.

4 Freitag würde lieber crepiren, als einem andern Tag pariren (folgen, ähnlich sein).

Der Freitag wird vom Volksglauben nicht blos für wetterbestimmend gehalten, es werden ihm auch noch andere Einflüsse zugeschrieben. So heisst es in Oberösterreich: Wenn man an einem Freitag ein frisches Hemd anzieht und es kommt zufällig ein Donnerwetter, so kann dieses nicht vorbei. Ferner: An einem Freitag soll man weder Wäsche bläuen, noch ein frisches Hemd anziehen, sonst erschlägt einen der Blitz. Und: Wer an einem "neuen" Freitag ein frisches Hemd anzieht, den trifft der Blitz. Zieht er aber bei herannahendem Gewitter das Hemd aus und wirft's in ein Wasser, so fährt der Blitz dahin. - Der Verbindung, in welche mehrfach der Freitag mit dem Gewitter gebracht wird, liegen wol die Vorstellungen zu Grunde, nach welchen Frigg, Freia, von welcher schon im 4. Jahrhundert der sechste Wochentag seinen Namen erhielt, mit dem Donnergotte in Beziehung steht. (Vgl. Baumgarten, 59, 60.)

Frz.: Vendredi de la semaine est le plus beau ou le plus laid. (Leroux, I, 85.)

Frz. Schweiz: Le devindro l'amerey mei creva, ey-s-autrou dzoua reschimblia.

5 Freitags Mittag prägt uns ein, wie Sonntags wird das Wetter sein. - Bair. Hauskalender.

6 Freitags wunderlich, Samstags absunderlich. (Eifel.) - Schmitz, 174, 63.

7 Friedag is de bäste Dag tau der Hogeteit (Hochzeit). (Büren.) - Firmenich, I, 361, 3.

8 Friydag heat sin eigen Bedriyw1, Sunndag schient emme de Sunne op't Liyw. (Büren.)

1) Betrieb, Wesen.

9 Friydag heat sin eigen Wear1, Saderdag schint emme de Sunne op't Lear2. (Büren.)

1) Wetter.

2) Leder.

10 Fruidägg hiäd suin aigen Wäär. (Delbrück.) - Firmenich, I, 361, 2; für Iserlohn: Woeste, 59, 25.

Der Freitag hat sein eigen sonderlich Wetter. (Henisch, 1207; Petri, II, 88.)

11 Wer Freitags lacht, wird Sonntags weinen.

Frz.: Tel qui rit vendredi, qui dimanche pleurera. (Leroux, I, 85; Lendroy, 1322; Bohn I, 58; Gaal, 499; Cahier, 1555.)

Dieses besonders in Frankreich übliche Sprichwort findet darin seine Erklärung, dass man sehr allgemein annimmt, der Freitag sei der feierlichste und ernsteste unter allen Wochentagen, weil Jesus an diesem Tage gestorben ist. Dieser Glaube ist noch so mächtig, dass sich z. B. ein Seemann sehr schwer entschliesst, an diesem Tage in einer wichtigen Expedition unter Segel zu gehen, oder ein Speculant, ein wichtiges Geschäft anzufangen. Was die Franzosen in diesem Aberglauben bestärkt, ist, dass sie an diesem Tage zwei Schlachten verloren haben, beide in Italien, zwei Freitage nacheinander und zwar in demselben Monate, nämlich die

[Spaltenumbruch] die Glocken wie bei einem Leichenbegängniss geläutet. Zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch die Strassen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg folgte, auf dem mit grossen Buchstaben geschrieben stand: „Freiheit.“ Am Begräbnissorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch kaum war dies geschehen, so hob man die Leiche in die Höhe, weil man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrzunehmen glaubte. Sogleich ward die Inschrift in die Worte verändert: „Die wiederaufgelebte Freiheit!“ L. Börne sagt in seinem zweiten pariser Briefe: „Die Freiheit lebt auch im Grabe fort und wächst, bis sie den Sarg sprengt. Das sollten sich die Todtengräber merken.“

56 Niemand hat mehr Freyheit als ein Muck, die setzt sich auf eines jeden Stirn.Lehmann, 203, 31.

Dän.: Hvo haver større frihed end fluen, der sætter sig paa enhvers pande. (Prov. dan., 199.)

57 Schöffenbare Freiheit adelt keinen schnöden Mann.Graf, 34, 85.

Das Heerschild bezeichnet den lehnrechtlichen Rang. Im fünften Heerschild befanden sich die den niedern Adel bildenden Schöffenbarfreien, aber kein schnöder Mann, es waren vielmehr die vollberechtigten Glieder der alten Volksgemeinden.

58 Schöffenbare Freiheit ist die genügendste Freiheit.Graf, 41, 130.

Die volle Freiheit duldet keine Verbindlichkeit in Ansehung der Person oder des Guts, keine Beschränkung in der Ortswahl zu häuslicher Niederlassung oder Vorschriften in Bezug auf die Ehe. Diese volle Freiheit vertrug sich aber sehr gut mit gewissen Diensten, die der niedere Adel zu leisten hatte und die sich nur auf Aussenverhältnisse bezogen.

59 Vbermässige Freyheit ist der Tugend ärgster Feind.Lehmann, II, 172, 17.

60 Wenn freyheit nicht hat eygenen schutz, so ist sie in noth wenig nutz.Lehmann, 202, 10.

61 Wenn keine Freiheit wäre, so könntest du vor mir nicht klagen.

Worte Kaiser Sigismund's.

62 Wenn sich die Freiheit anmeldet, muss sie keinen Sklaven schicken.

63 Wer die Freiheit nicht ehrt, ist ihrer nicht werth.

Dän.: Misbruged frihed er værd at mistes. (Prov. dan., 199.)

64 Wer die Freiheit verkauft, muss sie theuer anschlagen.Scheidemünze, II, 192.

65 Wer die Freiheit verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren.

It.: Chi di libertad' è privo ha in odio d'esser vivo. (Pazzaglia, 196, 3.)

66 Wer die Freiheit will, muss die Hände rühren, sagte der Kyffhäuser, und schlief wieder ein.

Findet seine Erklärung in der Volkssage vom Kaiser Friedrich I., der in der Burgruine Kyffhausen tief unter der Erde an einem steinernen Tische seiner Erlösung harrt.

67 Wer die Freiheit zur Amme gehabt hat, der stirbt in Gräberluft.

68 Wer für die Freiheit streitet, hat zwanzig Hände und noch so viel Herzen.Simrock, 2656; Sailer, 162.

Unüberwindlich stark ist der Kämpfer für Freiheit und Vaterland.

Lat.: Fortem facit vicina libertas senem. (Philippi, I, 159.)

69 Wer sein Freyheit nit werth helt, ist sein eygen feind.Lehmann, 203, 40.

Dän.: Hvo som agter sin frihed ringe, agter sig selv ringe. (Prov. dan., 199.)

70 Wer seine Freiheit nicht bewahren kann, wird andern füglich unterthan.

Dän.: Den skal være en andens, som ei kand være sin egen. (Prov. dan., 28.)

*71 Er liebt die Freiheit, wie der Teufel das Weihwasser.


Freiheitshut.

Aus einem Freiheitshute wird oft eine Sklavenmütze.


Freikauf.

Freikauf kann Erbmiethe abtreiben.Graf, 77, 94 u. 280, 318; Michelsen, 50, 149.

Das bestehende Abhängigkeitsverhältniss kann durch Ablösung der auf der Erbmiethe haftenden Lasten aufgehoben und so das Gut selbst zum freien Eigen(thum) erhoben werden.


Freimann.

* Freimann war sein Brautführer.Parömiakon, 2721.

Er starb am Galgen.


[Spaltenumbruch]
Freimuth.

Freimuth hasst Uebermuth.


Freistadt.

Hätten die Freistädter Wasser und Holz, so wären sie noch einmal so stolz.

Nach einem alten Chronisten sollen die Bewohner der schlesischen, in einer holz- und wasserarmen Gegend liegenden Stadt Freistadt in dem Geruche eines „ganz absonderlichen Hanges zur Gelehrsamkeit und Poeterei“ stehen. Das Selbstgefühl, welches von dem obigen Sprichwort hervorgehoben wird, scheint übrigens ein sehr achtungswerthes zu sein und sich auf die mit der Friedenskirche ins Leben gerufene Lateinische Schule zu gründen, durch welche dieselbe länger als ein Jahrhundert bildend auf Stadt und Kreis gewirkt hat, während in andern Kreisen das Schulwesen und folgerecht die Bildung zurückstand. (Vgl. Neue Schles. Provinzialbl., 1863, S. 453.)


Freistatt.

Wer die Freistätte verletzt, hat den Bischof heimgesucht.Graf, 497, 92; Augsburger Stadtrecht (Mainz 1828), 12, 4.

Stadtmauern, Dorfzäune, Kirchen und Kirchhöfe standen unter Königs- und Gottesfrieden; und es war ein schweres Verbrechen, diese Freistätten zu verletzen.


Freistehen.

Freistehen

Es steht jedem frei, sich in die Hosen zu machen.


Freitag.

1 Der Freitag hält es nicht mit der Woche.Baumgarten, 57, 5.

2 En rugen (rauhen) Fridach – 'ne gladde Woch, en gladden Moandach – 'ne ruge Woch. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 38.

3 Es ist kein Freitag so höh, er ist auch ein halber Tag schö.Kirchhofer, 318.

4 Freitag würde lieber crepiren, als einem andern Tag pariren (folgen, ähnlich sein).

Der Freitag wird vom Volksglauben nicht blos für wetterbestimmend gehalten, es werden ihm auch noch andere Einflüsse zugeschrieben. So heisst es in Oberösterreich: Wenn man an einem Freitag ein frisches Hemd anzieht und es kommt zufällig ein Donnerwetter, so kann dieses nicht vorbei. Ferner: An einem Freitag soll man weder Wäsche bläuen, noch ein frisches Hemd anziehen, sonst erschlägt einen der Blitz. Und: Wer an einem „neuen“ Freitag ein frisches Hemd anzieht, den trifft der Blitz. Zieht er aber bei herannahendem Gewitter das Hemd aus und wirft's in ein Wasser, so fährt der Blitz dahin. – Der Verbindung, in welche mehrfach der Freitag mit dem Gewitter gebracht wird, liegen wol die Vorstellungen zu Grunde, nach welchen Frigg, Frîa, von welcher schon im 4. Jahrhundert der sechste Wochentag seinen Namen erhielt, mit dem Donnergotte in Beziehung steht. (Vgl. Baumgarten, 59, 60.)

Frz.: Vendredi de la semaine est le plus beau ou le plus laid. (Leroux, I, 85.)

Frz. Schweiz: Le devindro l'amerey mî crévâ, ey-s-autrou dzoua reschimbliâ.

5 Freitags Mittag prägt uns ein, wie Sonntags wird das Wetter sein.Bair. Hauskalender.

6 Freitags wunderlich, Samstags absunderlich. (Eifel.) – Schmitz, 174, 63.

7 Friedag is de bäste Dag tau der Hogetît (Hochzeit). (Büren.) – Firmenich, I, 361, 3.

8 Friydag heat sin eigen Bedriyw1, Sunndag schient emme de Sunne op't Liyw. (Büren.)

1) Betrieb, Wesen.

9 Friydag heat sin eigen Wear1, Saderdag schint emme de Sunne op't Lear2. (Büren.)

1) Wetter.

2) Leder.

10 Fruidägg hiäd suin aigen Wäär. (Delbrück.) – Firmenich, I, 361, 2; für Iserlohn: Woeste, 59, 25.

Der Freitag hat sein eigen sonderlich Wetter. (Henisch, 1207; Petri, II, 88.)

11 Wer Freitags lacht, wird Sonntags weinen.

Frz.: Tel qui rit vendredi, qui dimanche pleurera. (Leroux, I, 85; Lendroy, 1322; Bohn I, 58; Gaal, 499; Cahier, 1555.)

Dieses besonders in Frankreich übliche Sprichwort findet darin seine Erklärung, dass man sehr allgemein annimmt, der Freitag sei der feierlichste und ernsteste unter allen Wochentagen, weil Jesus an diesem Tage gestorben ist. Dieser Glaube ist noch so mächtig, dass sich z. B. ein Seemann sehr schwer entschliesst, an diesem Tage in einer wichtigen Expedition unter Segel zu gehen, oder ein Speculant, ein wichtiges Geschäft anzufangen. Was die Franzosen in diesem Aberglauben bestärkt, ist, dass sie an diesem Tage zwei Schlachten verloren haben, beide in Italien, zwei Freitage nacheinander und zwar in demselben Monate, nämlich die

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[[579]/0607] die Glocken wie bei einem Leichenbegängniss geläutet. Zu Portsmouth folgte darauf ein förmlicher Leichenzug durch die Strassen, mit zwei gedämpften Trommeln voraus, denen ein Sarg folgte, auf dem mit grossen Buchstaben geschrieben stand: „Freiheit.“ Am Begräbnissorte wurde der Verstorbenen eine Leichenrede gehalten; doch kaum war dies geschehen, so hob man die Leiche in die Höhe, weil man noch einige Spuren von Leben an ihr wahrzunehmen glaubte. Sogleich ward die Inschrift in die Worte verändert: „Die wiederaufgelebte Freiheit!“ L. Börne sagt in seinem zweiten pariser Briefe: „Die Freiheit lebt auch im Grabe fort und wächst, bis sie den Sarg sprengt. Das sollten sich die Todtengräber merken.“ 56 Niemand hat mehr Freyheit als ein Muck, die setzt sich auf eines jeden Stirn. – Lehmann, 203, 31. Dän.: Hvo haver større frihed end fluen, der sætter sig paa enhvers pande. (Prov. dan., 199.) 57 Schöffenbare Freiheit adelt keinen schnöden Mann. – Graf, 34, 85. Das Heerschild bezeichnet den lehnrechtlichen Rang. Im fünften Heerschild befanden sich die den niedern Adel bildenden Schöffenbarfreien, aber kein schnöder Mann, es waren vielmehr die vollberechtigten Glieder der alten Volksgemeinden. 58 Schöffenbare Freiheit ist die genügendste Freiheit. – Graf, 41, 130. Die volle Freiheit duldet keine Verbindlichkeit in Ansehung der Person oder des Guts, keine Beschränkung in der Ortswahl zu häuslicher Niederlassung oder Vorschriften in Bezug auf die Ehe. Diese volle Freiheit vertrug sich aber sehr gut mit gewissen Diensten, die der niedere Adel zu leisten hatte und die sich nur auf Aussenverhältnisse bezogen. 59 Vbermässige Freyheit ist der Tugend ärgster Feind. – Lehmann, II, 172, 17. 60 Wenn freyheit nicht hat eygenen schutz, so ist sie in noth wenig nutz. – Lehmann, 202, 10. 61 Wenn keine Freiheit wäre, so könntest du vor mir nicht klagen. Worte Kaiser Sigismund's. 62 Wenn sich die Freiheit anmeldet, muss sie keinen Sklaven schicken. 63 Wer die Freiheit nicht ehrt, ist ihrer nicht werth. Dän.: Misbruged frihed er værd at mistes. (Prov. dan., 199.) 64 Wer die Freiheit verkauft, muss sie theuer anschlagen. – Scheidemünze, II, 192. 65 Wer die Freiheit verloren hat, der hat nichts mehr zu verlieren. It.: Chi di libertad' è privo ha in odio d'esser vivo. (Pazzaglia, 196, 3.) 66 Wer die Freiheit will, muss die Hände rühren, sagte der Kyffhäuser, und schlief wieder ein. Findet seine Erklärung in der Volkssage vom Kaiser Friedrich I., der in der Burgruine Kyffhausen tief unter der Erde an einem steinernen Tische seiner Erlösung harrt. 67 Wer die Freiheit zur Amme gehabt hat, der stirbt in Gräberluft. 68 Wer für die Freiheit streitet, hat zwanzig Hände und noch so viel Herzen. – Simrock, 2656; Sailer, 162. Unüberwindlich stark ist der Kämpfer für Freiheit und Vaterland. Lat.: Fortem facit vicina libertas senem. (Philippi, I, 159.) 69 Wer sein Freyheit nit werth helt, ist sein eygen feind. – Lehmann, 203, 40. Dän.: Hvo som agter sin frihed ringe, agter sig selv ringe. (Prov. dan., 199.) 70 Wer seine Freiheit nicht bewahren kann, wird andern füglich unterthan. Dän.: Den skal være en andens, som ei kand være sin egen. (Prov. dan., 28.) *71 Er liebt die Freiheit, wie der Teufel das Weihwasser. Freiheitshut. Aus einem Freiheitshute wird oft eine Sklavenmütze. Freikauf. Freikauf kann Erbmiethe abtreiben. – Graf, 77, 94 u. 280, 318; Michelsen, 50, 149. Das bestehende Abhängigkeitsverhältniss kann durch Ablösung der auf der Erbmiethe haftenden Lasten aufgehoben und so das Gut selbst zum freien Eigen(thum) erhoben werden. Freimann. * Freimann war sein Brautführer. – Parömiakon, 2721. Er starb am Galgen. Freimuth. Freimuth hasst Uebermuth. Freistadt. Hätten die Freistädter Wasser und Holz, so wären sie noch einmal so stolz. Nach einem alten Chronisten sollen die Bewohner der schlesischen, in einer holz- und wasserarmen Gegend liegenden Stadt Freistadt in dem Geruche eines „ganz absonderlichen Hanges zur Gelehrsamkeit und Poeterei“ stehen. Das Selbstgefühl, welches von dem obigen Sprichwort hervorgehoben wird, scheint übrigens ein sehr achtungswerthes zu sein und sich auf die mit der Friedenskirche ins Leben gerufene Lateinische Schule zu gründen, durch welche dieselbe länger als ein Jahrhundert bildend auf Stadt und Kreis gewirkt hat, während in andern Kreisen das Schulwesen und folgerecht die Bildung zurückstand. (Vgl. Neue Schles. Provinzialbl., 1863, S. 453.) Freistatt. Wer die Freistätte verletzt, hat den Bischof heimgesucht. – Graf, 497, 92; Augsburger Stadtrecht (Mainz 1828), 12, 4. Stadtmauern, Dorfzäune, Kirchen und Kirchhöfe standen unter Königs- und Gottesfrieden; und es war ein schweres Verbrechen, diese Freistätten zu verletzen. Freistehen. Freistehen Es steht jedem frei, sich in die Hosen zu machen. Freitag. 1 Der Freitag hält es nicht mit der Woche. – Baumgarten, 57, 5. 2 En rugen (rauhen) Fridach – 'ne gladde Woch, en gladden Moandach – 'ne ruge Woch. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 38. 3 Es ist kein Freitag so höh, er ist auch ein halber Tag schö. – Kirchhofer, 318. 4 Freitag würde lieber crepiren, als einem andern Tag pariren (folgen, ähnlich sein). Der Freitag wird vom Volksglauben nicht blos für wetterbestimmend gehalten, es werden ihm auch noch andere Einflüsse zugeschrieben. So heisst es in Oberösterreich: Wenn man an einem Freitag ein frisches Hemd anzieht und es kommt zufällig ein Donnerwetter, so kann dieses nicht vorbei. Ferner: An einem Freitag soll man weder Wäsche bläuen, noch ein frisches Hemd anziehen, sonst erschlägt einen der Blitz. Und: Wer an einem „neuen“ Freitag ein frisches Hemd anzieht, den trifft der Blitz. Zieht er aber bei herannahendem Gewitter das Hemd aus und wirft's in ein Wasser, so fährt der Blitz dahin. – Der Verbindung, in welche mehrfach der Freitag mit dem Gewitter gebracht wird, liegen wol die Vorstellungen zu Grunde, nach welchen Frigg, Frîa, von welcher schon im 4. Jahrhundert der sechste Wochentag seinen Namen erhielt, mit dem Donnergotte in Beziehung steht. (Vgl. Baumgarten, 59, 60.) Frz.: Vendredi de la semaine est le plus beau ou le plus laid. (Leroux, I, 85.) Frz. Schweiz: Le devindro l'amerey mî crévâ, ey-s-autrou dzoua reschimbliâ. 5 Freitags Mittag prägt uns ein, wie Sonntags wird das Wetter sein. – Bair. Hauskalender. 6 Freitags wunderlich, Samstags absunderlich. (Eifel.) – Schmitz, 174, 63. 7 Friedag is de bäste Dag tau der Hogetît (Hochzeit). (Büren.) – Firmenich, I, 361, 3. 8 Friydag heat sin eigen Bedriyw1, Sunndag schient emme de Sunne op't Liyw. (Büren.) 1) Betrieb, Wesen. 9 Friydag heat sin eigen Wear1, Saderdag schint emme de Sunne op't Lear2. (Büren.) 1) Wetter. 2) Leder. 10 Fruidägg hiäd suin aigen Wäär. (Delbrück.) – Firmenich, I, 361, 2; für Iserlohn: Woeste, 59, 25. Der Freitag hat sein eigen sonderlich Wetter. (Henisch, 1207; Petri, II, 88.) 11 Wer Freitags lacht, wird Sonntags weinen. Frz.: Tel qui rit vendredi, qui dimanche pleurera. (Leroux, I, 85; Lendroy, 1322; Bohn I, 58; Gaal, 499; Cahier, 1555.) Dieses besonders in Frankreich übliche Sprichwort findet darin seine Erklärung, dass man sehr allgemein annimmt, der Freitag sei der feierlichste und ernsteste unter allen Wochentagen, weil Jesus an diesem Tage gestorben ist. Dieser Glaube ist noch so mächtig, dass sich z. B. ein Seemann sehr schwer entschliesst, an diesem Tage in einer wichtigen Expedition unter Segel zu gehen, oder ein Speculant, ein wichtiges Geschäft anzufangen. Was die Franzosen in diesem Aberglauben bestärkt, ist, dass sie an diesem Tage zwei Schlachten verloren haben, beide in Italien, zwei Freitage nacheinander und zwar in demselben Monate, nämlich die

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [579]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/607>, abgerufen am 21.11.2024.