Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] mehr als vier blosse Beine in einem Bette. In Hindostan heisst es: Vor der Heirath waren nur zwei Füsse zu waschen und jetzt sind ihrer vier. Und in Estland: Von Holze macht man nicht Hochzeit, Ehre nicht von Zaunstecken. (Reinsberg I, 95.) 64 Ungefreit, unverworren. - Simrock, 2679. Der Unverheirathete lernt die Unannehmlichkeiten der Ehe nicht kennen; aber er muss auch die günstigen Seiten den ehelichen und häuslichen Lebens entbehren. 65 Unklug gefreit, gar selten gedeiht. 66 Viele zum Freien, wenig zum Heirathen. (Wend. Lausitz.) 67 Vorschnell gefreit, hat oft gereut. Engl.: Marry in haste, repent at leisure. (Gaal, 493.) Frz.: Qui se marie a la hate, languit doucement. (Gaal, 493.) It.: Chi si marita in fretta, stenta adagio. (Gaal, 493.) 68 Wan zwei sich freien onger1 en Dach, dat brengt kleng Ihr2 en gruss Gemach3. (Aachen) - Firmenich, I, 491, 9. 1) Unter. 2) Bringt kleine Ehre. 3) Gemächlichkeit, Bequemlichkeit. 69 Wenn das freyen vbel gereth, so hat einer das Fegfewr sein lebenlang im Hauss. - Henisch, 1207; Petri, II, 629. 70 Wenn einer freyet eine alte, die alle gute schöne farbe hat, aber nicht am rechten Ort, die röte in den augen, die gelbe an den zänen, die weisse an den Haaren, an der Stirn gerunzelt vnd an der Haut geschupen ist, da wirdt kein gute Ehe auss. (S. Frau 647.) - Henisch, 1207. 71 Wenn einer freyet, so hat er die besten Tag gehabt. - Henisch, 1208; Petri, II, 650. 72 Wer an to frien fank1, bruk2 vor Schnak3 ni to sorg'n. (Rendsburg.) 1) Fängt. 2) Braucht. 3) Gerede. 73 Wer da denkt ans Freien, muss sich selbst erneuen. Dän.: En frier maa holde sig vel. (Prov. dan., 199.) Lat.: Cuicunque est uxor, mores mutare necesse est. (Philippi, I, 100.) 74 Wer freien will, der neme seins gleichen. - Tappius, 127a; Petri, II, 708; Henisch, 1208; Lehmann, II, 841, 270; Gruter, III, 106; Sailer, 258; Graf, 141, 37. "Aus Liebe zum Contrast geschieht es häufig, dass kleine magere Männchen nach grossen und dicken Weibern, Schwarzköpfe nach Blondinen und Dummköpfe nach gescheiten und gelehrten Weibern fahnden, und umgekehrt." (J. Weber.) 75 Wer freien will, hat vier Scheffel über dem Gesicht. - Simrock, 2669; Gaal, 495. 76 Wer freien will in die Fern', der wäre betrogen gern. Dän.: Man kiöber ei en hest som har en lyde. Men man tager tit en hustrue langt bort med to lyder, naar man kunde faae en hiemme med en lyde. (Prov. dan., 286.) Span.: Quien lejos va a casar, o va engannado o va a engannar. (Bohn I, 249.) 77 Wer freien will, muss erst ausdienen. - Eisenhart, 117; Weserzeitung, 4057; Simrock, 2674; Hassl., 24; Hertius, I, 47; Eiselein, 182; Pistor., I, 25; Estor, I, 347; II, 640 u. 727; Hillebrand, 110; Graf, 179, 212. Nach diesem Sprichwort wird das Heirathen nicht als eine die Aufhebung des Miethcontracts herbeiführende Ursache angesehen. (S. Ehe 24 und Freien 22.) In Polen fordert man statt des Ausdienens das Austoben: Vor dem Heirathen muss jeder tollen. (Reinsberg I, 72.) 78 Wer freien will, muss nicht lange wählen. 79 Wer freiet vor der Thür, hat Wechsel und Kür; wer freiet über Feld, das kostet Schuh' und Geld. - Bücking, 148. 80 Wer freit den Narren um seinen Barren, verliert leicht die Barren und behält den Narren. 81 Wer freit die Maid um das Kleid, verliert das Kleid und behält die Maid. 82 Wer freit im Mai des Jahr, der hat kein gutes Haar. 83 Wer freit, ist nicht gescheit. Holl.: Een ezel, die vrijt, die pist (schopt) of hij smijt. (Harrebomee, I, 188.) 84 Wer freit ohn' Gott und guten Rath, den reut gar bald sein' That. 85 Wer freit und siehet nicht aufs Herz, hat hintennach viel Reue und Schmerz. (Kurhessen.) [Spaltenumbruch] 86 Wer freyen will, der soll für der beredung rathfragen. - Henisch, 1208; Petri, II, 708. Der Mailänder sagt: Um eine Frau zu nehmen, sind zwei Köpfe nicht genug. Denn, sagen die Neger in Surinam, es sind nicht alle Früchte gut zu essen. (Reinsberg I, 104.) Lat.: Par pari jugato conjux, dissidet quod impar est. (Philippi, II, 82.) 87 Wer freyt nach grossem Gut, nicht stets wol freyen thut. - Petri, II, 708; Henisch, 1208. 88 Wer frigen will, do de ogen up, freigen is ken Peirkop. (Mecklenburg.) 89 Wer geht zu freien, wird's sicher bereuen. 90 Wer sich freijt e Nobberschkenk (Nachbarskind), de weess auch wat he fengt. (Aachen.) - Hochdeutsch bei Simrock, 7239; Reinsberg, I, 105. 91 Wer sucht zu freien ohne Weh, nehm' seinesgleichen zu der Eh'. 92 Wer vbel freyet, der hat vnselige Kleider angezogen. - Petri, II, 770. 93 Wer will freye', darf nit scheue'. - Tendlau, 736. Als Entgegnung auf den Einwurf, dass eine gewisse Person oder deren Verhältnisse nicht ganz nach Wunsch sind. 94 Wer will freien, hett väl Scheperien, is dei Frei, erworben, sünd de Schap verdorben. (S. Freier 1 u. 2.) (Mecklenburg.) 95 Zu freyen oder nicht, keinem gewalt geschicht. - Henisch, 1208; Petri, II, 823. 96 Zu früh gefreit, hat oft (manchen) gereut. - Simrock, 2665; Körte, 1584. Engl.: He that weds, before he's wise, shall die before he thrives. (Gaal, 493.) Frz.: Qui se marie a la hate se repent a loisir. 97 Zum Freien und Testamentmachen gehört freier Wille und gesunder Verstand. *98 Du freihest das gelt mehr dan die person. - Tappius, 51a; Eyering, II, 239. *99 Er freiet mit den Augen. - Henisch, 1207. Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Eyering, II, 239.) *100 Er freit die Person und meint das Geld. - Simrock, 3304. Freier. 1 Alle Freers reik un alle Bedlers arm. - Eichwald, 570; Goldschmidt, 160; Bueren, 22; Frommann, II, 388, 14. 2 Alle Freier sind reich, alle Gefangenen arm. - Eisenhart, 105; Petri, II, 5; Pistor., II, 46; Simrock, 2675; Eiselein, 182; Hassl., 39; Hertius, 66; Estor, I, 346; Sailer, 251; Latendorf II, 5. Freier pflegen sich gern für reich auszugeben, um des guten Erfolgs ihrer Anwerbung desto gewisser zu sein, wenn sich auch nach geschlossener Verbindung oft das Gegentheil von Reichthum zeigt. Die praktischen Engländer machen übrigens in Betreff des Eroberungsgeschützes zwischen Frauen und Mädchen einen Unterschied, indem sie sagen: Wer sich um ein Mädchen bewirbt, lüge artig und munter; wer um eine Witwe freit, rasch die Hosen herunter. (Reinsberg I, 74.) Gefangene dagegen geben sich für arm aus, um dadurch das Mitleid anderer für sich anzuregen. Oft mag aber durch dies Sprichwort die glückliche Lage der Freier, sowie der traurige Zustand der Gefangenen im allgemeinen bezeichnet werden. Dän.: Alle ere beilere rige, og fanger fattige. (Prov. dan., 63.) Holl.: Alle vrijers rijk en alle gevangenen arm. (Harrebomee, II, 416.) 3 Alle freyer fromm, es wehre so lang es kan. Petri, II, 5. Die Dänen dagegen behaupten: Wie man einem Todten alles Gute, so sagt man einem Freier alles Schlimme nach: Ingen er ond förend han frier, og god förend handöer. (Prov. dan., 199.) 4 Alle friggers sind keine neämers. (Arnsberg.) - Firmenich, I, 353, 19; niederdeutsch bei Eichwald, 569. 5 Arme Freier werden nicht eingelassen. 6 Auf Freiers Schwören ist wenig zu hören. Dän.: Det boleren svaer dig ei om keer. - Frieriens eed er rum og bred. (Prov. dan., 134.) Holl.: Vrijers eed en minneklagten moet men niets dan grillen achten. (Harrebomee, I, 170.) Lat.: Amantium perjuria ridet Jupiter. (Prov. dan., 134.) 7 Blöde Freier, dreiste Bräute. Holl.: Beschaamde vrijers maken onbeschaamde vrijsters. (Harrebomee, II, 416.)
[Spaltenumbruch] mehr als vier blosse Beine in einem Bette. In Hindostan heisst es: Vor der Heirath waren nur zwei Füsse zu waschen und jetzt sind ihrer vier. Und in Estland: Von Holze macht man nicht Hochzeit, Ehre nicht von Zaunstecken. (Reinsberg I, 95.) 64 Ungefreit, unverworren. – Simrock, 2679. Der Unverheirathete lernt die Unannehmlichkeiten der Ehe nicht kennen; aber er muss auch die günstigen Seiten den ehelichen und häuslichen Lebens entbehren. 65 Unklug gefreit, gar selten gedeiht. 66 Viele zum Freien, wenig zum Heirathen. (Wend. Lausitz.) 67 Vorschnell gefreit, hat oft gereut. Engl.: Marry in haste, repent at leisure. (Gaal, 493.) Frz.: Qui se marie à la hâte, languit doucement. (Gaal, 493.) It.: Chi si marita in fretta, stenta adagio. (Gaal, 493.) 68 Wan zwei sich freien onger1 ên Dâch, dat brengt kleng Ihr2 en gruss Gemach3. 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[Spaltenumbruch] 86 Wer freyen will, der soll für der beredung rathfragen. – Henisch, 1208; Petri, II, 708. Der Mailänder sagt: Um eine Frau zu nehmen, sind zwei Köpfe nicht genug. Denn, sagen die Neger in Surinam, es sind nicht alle Früchte gut zu essen. (Reinsberg I, 104.) Lat.: Par pari jugato conjux, dissidet quod impar est. (Philippi, II, 82.) 87 Wer freyt nach grossem Gut, nicht stets wol freyen thut. – Petri, II, 708; Henisch, 1208. 88 Wer frigen will, dô de ôgen up, frîgen is ken Pîrkôp. (Mecklenburg.) 89 Wer geht zu freien, wird's sicher bereuen. 90 Wer sich freijt e Nobberschkenk (Nachbarskind), de weess auch wat he fengt. (Aachen.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7239; Reinsberg, I, 105. 91 Wer sucht zu freien ohne Weh, nehm' seinesgleichen zu der Eh'. 92 Wer vbel freyet, der hat vnselige Kleider angezogen. – Petri, II, 770. 93 Wer will freye', darf nit scheue'. – Tendlau, 736. 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mehr als vier blosse Beine in einem Bette. In Hindostan heisst es: Vor der Heirath waren nur zwei Füsse zu waschen und jetzt sind ihrer vier. Und in Estland: Von Holze macht man nicht Hochzeit, Ehre nicht von Zaunstecken. (Reinsberg I, 95.)
64 Ungefreit, unverworren. – Simrock, 2679.
Der Unverheirathete lernt die Unannehmlichkeiten der Ehe nicht kennen; aber er muss auch die günstigen Seiten den ehelichen und häuslichen Lebens entbehren.
65 Unklug gefreit, gar selten gedeiht.
66 Viele zum Freien, wenig zum Heirathen. (Wend. Lausitz.)
67 Vorschnell gefreit, hat oft gereut.
Engl.: Marry in haste, repent at leisure. (Gaal, 493.)
Frz.: Qui se marie à la hâte, languit doucement. (Gaal, 493.)
It.: Chi si marita in fretta, stenta adagio. (Gaal, 493.)
68 Wan zwei sich freien onger1 ên Dâch, dat brengt kleng Ihr2 en gruss Gemach3. (Aachen) – Firmenich, I, 491, 9.
1) Unter.
2) Bringt kleine Ehre.
3) Gemächlichkeit, Bequemlichkeit.
69 Wenn das freyen vbel gereth, so hat einer das Fegfewr sein lebenlang im Hauss. – Henisch, 1207; Petri, II, 629.
70 Wenn einer freyet eine alte, die alle gute schöne farbe hat, aber nicht am rechten Ort, die röte in den augen, die gelbe an den zänen, die weisse an den Haaren, an der Stirn gerunzelt vnd an der Haut geschupen ist, da wirdt kein gute Ehe auss. (S. Frau 647.) – Henisch, 1207.
71 Wenn einer freyet, so hat er die besten Tag gehabt. – Henisch, 1208; Petri, II, 650.
72 Wer an to frien fank1, bruk2 vor Schnak3 ni to sorg'n. (Rendsburg.)
1) Fängt.
2) Braucht.
3) Gerede.
73 Wer da denkt ans Freien, muss sich selbst erneuen.
Dän.: En frier maa holde sig vel. (Prov. dan., 199.)
Lat.: Cuicunque est uxor, mores mutare necesse est. (Philippi, I, 100.)
74 Wer freien will, der neme seins gleichen. – Tappius, 127a; Petri, II, 708; Henisch, 1208; Lehmann, II, 841, 270; Gruter, III, 106; Sailer, 258; Graf, 141, 37.
„Aus Liebe zum Contrast geschieht es häufig, dass kleine magere Männchen nach grossen und dicken Weibern, Schwarzköpfe nach Blondinen und Dummköpfe nach gescheiten und gelehrten Weibern fahnden, und umgekehrt.“ (J. Weber.)
75 Wer freien will, hat vier Scheffel über dem Gesicht. – Simrock, 2669; Gaal, 495.
76 Wer freien will in die Fern', der wäre betrogen gern.
Dän.: Man kiøber ei en hest som har en lyde. Men man tager tit en hustrue langt bort med to lyder, naar man kunde faae en hiemme med en lyde. (Prov. dan., 286.)
Span.: Quien lejos va á casar, ó va engañado ó va á engañar. (Bohn I, 249.)
77 Wer freien will, muss erst ausdienen. – Eisenhart, 117; Weserzeitung, 4057; Simrock, 2674; Hassl., 24; Hertius, I, 47; Eiselein, 182; Pistor., I, 25; Estor, I, 347; II, 640 u. 727; Hillebrand, 110; Graf, 179, 212.
Nach diesem Sprichwort wird das Heirathen nicht als eine die Aufhebung des Miethcontracts herbeiführende Ursache angesehen. (S. Ehe 24 und Freien 22.) In Polen fordert man statt des Ausdienens das Austoben: Vor dem Heirathen muss jeder tollen. (Reinsberg I, 72.)
78 Wer freien will, muss nicht lange wählen.
79 Wer freiet vor der Thür, hat Wechsel und Kür; wer freiet über Feld, das kostet Schuh' und Geld. – Bücking, 148.
80 Wer freit den Narren um seinen Barren, verliert leicht die Barren und behält den Narren.
81 Wer freit die Maid um das Kleid, verliert das Kleid und behält die Maid.
82 Wer freit im Mai des Jahr, der hat kein gutes Haar.
83 Wer freit, ist nicht gescheit.
Holl.: Een ezel, die vrijt, die pist (schopt) of hij smijt. (Harrebomée, I, 188.)
84 Wer freit ohn' Gott und guten Rath, den reut gar bald sein' That.
85 Wer freit und siehet nicht aufs Herz, hat hintennach viel Reue und Schmerz. (Kurhessen.)
86 Wer freyen will, der soll für der beredung rathfragen. – Henisch, 1208; Petri, II, 708.
Der Mailänder sagt: Um eine Frau zu nehmen, sind zwei Köpfe nicht genug. Denn, sagen die Neger in Surinam, es sind nicht alle Früchte gut zu essen. (Reinsberg I, 104.)
Lat.: Par pari jugato conjux, dissidet quod impar est. (Philippi, II, 82.)
87 Wer freyt nach grossem Gut, nicht stets wol freyen thut. – Petri, II, 708; Henisch, 1208.
88 Wer frigen will, dô de ôgen up, frîgen is ken Pîrkôp. (Mecklenburg.)
89 Wer geht zu freien, wird's sicher bereuen.
90 Wer sich freijt e Nobberschkenk (Nachbarskind), de weess auch wat he fengt. (Aachen.) – Hochdeutsch bei Simrock, 7239; Reinsberg, I, 105.
91 Wer sucht zu freien ohne Weh, nehm' seinesgleichen zu der Eh'.
92 Wer vbel freyet, der hat vnselige Kleider angezogen. – Petri, II, 770.
93 Wer will freye', darf nit scheue'. – Tendlau, 736.
Als Entgegnung auf den Einwurf, dass eine gewisse Person oder deren Verhältnisse nicht ganz nach Wunsch sind.
94 Wer will frîen, hett väl Schêperien, is dei Frî, erworben, sünd de Schâp verdorben. (S. Freier 1 u. 2.) (Mecklenburg.)
95 Zu freyen oder nicht, keinem gewalt geschicht. – Henisch, 1208; Petri, II, 823.
96 Zu früh gefreit, hat oft (manchen) gereut. – Simrock, 2665; Körte, 1584.
Engl.: He that weds, before he's wise, shall die before he thrives. (Gaal, 493.)
Frz.: Qui se marie à la hâte se repent à loisir.
97 Zum Freien und Testamentmachen gehört freier Wille und gesunder Verstand.
*98 Du freihest das gelt mehr dan die person. – Tappius, 51a; Eyering, II, 239.
*99 Er freiet mit den Augen. – Henisch, 1207.
Lat.: Ex aspectu nascitur amor. (Eyering, II, 239.)
*100 Er freit die Person und meint das Geld. – Simrock, 3304.
Freier.
1 Alle Frêers rîk un alle Bedlers arm. – Eichwald, 570; Goldschmidt, 160; Bueren, 22; Frommann, II, 388, 14.
2 Alle Freier sind reich, alle Gefangenen arm. – Eisenhart, 105; Petri, II, 5; Pistor., II, 46; Simrock, 2675; Eiselein, 182; Hassl., 39; Hertius, 66; Estor, I, 346; Sailer, 251; Latendorf II, 5.
Freier pflegen sich gern für reich auszugeben, um des guten Erfolgs ihrer Anwerbung desto gewisser zu sein, wenn sich auch nach geschlossener Verbindung oft das Gegentheil von Reichthum zeigt. Die praktischen Engländer machen übrigens in Betreff des Eroberungsgeschützes zwischen Frauen und Mädchen einen Unterschied, indem sie sagen: Wer sich um ein Mädchen bewirbt, lüge artig und munter; wer um eine Witwe freit, rasch die Hosen herunter. (Reinsberg I, 74.) Gefangene dagegen geben sich für arm aus, um dadurch das Mitleid anderer für sich anzuregen. Oft mag aber durch dies Sprichwort die glückliche Lage der Freier, sowie der traurige Zustand der Gefangenen im allgemeinen bezeichnet werden.
Dän.: Alle ere beilere rige, og fanger fattige. (Prov. dan., 63.)
Holl.: Alle vrijers rijk en alle gevangenen arm. (Harrebomée, II, 416.)
3 Alle freyer fromm, es wehre so lang es kan. Petri, II, 5.
Die Dänen dagegen behaupten: Wie man einem Todten alles Gute, so sagt man einem Freier alles Schlimme nach: Ingen er ond førend han frier, og god førend handøer. (Prov. dan., 199.)
4 Alle friggers sind keine neämers. (Arnsberg.) – Firmenich, I, 353, 19; niederdeutsch bei Eichwald, 569.
5 Arme Freier werden nicht eingelassen.
6 Auf Freiers Schwören ist wenig zu hören.
Dän.: Det boleren svær dig ei om keer. – Frieriens eed er rum og bred. (Prov. dan., 134.)
Holl.: Vrijers eed en minneklagten moet men niets dan grillen achten. (Harrebomée, I, 170.)
Lat.: Amantium perjuria ridet Jupiter. (Prov. dan., 134.)
7 Blöde Freier, dreiste Bräute.
Holl.: Beschaamde vrijers maken onbeschaamde vrijsters. (Harrebomée, II, 416.)
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