Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 18 Zu vil frey bringt offt rew. - Franck, I, 29a; Henisch, 1205; Gruter, I, 88; Petri, II, 828; Körte, 1509; Schottel, 1124a; Sailer, 87; Mayer, I, 120. *19 E äs froa dervue wä Abraham vun Zendersch. (Siebenbürg.-sächs.) - Frommann, V, 179, 156. Zendersch ist ein sächsisches Dorf. Vielleicht mag ein sächsischer Schul- oder Pfarramtscandidat Namens Abraham die Amtsstelle daselbst, nach der er gestrebt, nicht erhalten haben. *20 Er ist so frei wie einer, der Dreimännerwein trinkt. Der, wie behauptet wird, nur dergestalt getrunken werden kann, dass zwei Männer den Trinker halten, während ihn der dritte eingiesst. *21 Frei wie zu Korcyra, pisse, wohin du willst. (Altgr.) Freiheit, alles zu thun, wo Bösewichter unbestraft bleiben. *22 So frei wie der Vogel auf den Zweigen (oder: in den Lüften). - Eiselein, 182. *23 Un wie frei, vogelfrei! - Tendlau, 1054. Als Spott über gewisse Emancipationsversuche, die als Fortschritt gelten möchten, aber nur versteckte Hemmschuhe sind. "Der hat uns frei gemacht", sagte jemand. "Un wie frei", erwiderte ein anderer, "vogelfrei!" Er wollte sagen: frei, wie der Vogel. Freiburg. 1 Freiburg hat nur einen Heller mehr Einkünfte als Altenryf. - Kirchhofer, 75. Das Kloster Altenryf, das ungefähr ein halbes Jahrhundert vor Erbauung der Stadt Freiburg gestiftet wurde, wetteiferte mit der Stadt an Wohlhabenheit und seine Einkünfte kamen denen der Stadt ziemlich gleich. 2 Freiburg stirbt, aber ergibt sich nicht. Wahlspruch der freiburger Sonderbündler unter Fournier im Kampfe gegen die Schweiz im Jahre 1847-48. Indess war nicht viel dahinter; Fournier war einer der ersten, die sich in Sicherheit brachten; und ungefähr so tapfer wie er, benahm sich Siegwart Müller. *3 Das hat er zu Freiburg im Faulen Pelz erlernt. - Eiselein, 182; Wurzbach III, 21. Von Th. Murner, dem bekannten Satiriker des 16. Jahrhunderts, sagte man, dass er, als er sich in der Schweiz aufhielt, seine Kunst in Freiburg im Faulen Pelz, einer Kneipe, erschnappt habe, wie denn auch heutzutage noch in Heidelberg, wie Eiselein bemerkt, eine Brauerei zum Faulen Pelz besteht, wo man allerlei profane Kunst erlernen mag. Freide (Freite). 1 Die Freite lobt man erst übers Jahr. - Simrock, 2671. 2 Freyde (freien) geht vor (der) Miethe. - Graf, 179, 214; Hillebrand, 109, 145; Körte, 1580; Gengler, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, S. 84. An manchen Orten muss erst der Dienstpflicht Genüge gethan sein, ehe das Heirathen gestattet ist, an andern werden Vertragspflichten durch den Entschluss, eine Ehe einzugehen, aufgehoben. (S. Ehe 24 und Freien 77.) 3 Wer weit geht auf die Freit, will betrügen oder betrogen werden. Freie (der). 1 Alle freye reich, alle gefangene arm. - Henisch, 1417. 2 Der Freie ist reich, der Bettler arm. 3 Für den Freien gibt es keinen Kerker (Mauern). - Scheidemünze, I, 3213; II, 13. 4 Für den Freien spinnt kein Seiler Stricke. - Scheidemünze, I, 3199. 5 Wenn den Freien ein Dorn (Schiefer) sticht, zieht er ihn am Sklaven heraus. (Surinam.) Wenn dem Vornehmen etwas widerfährt, hat's der Geringe zu büssen. Grosse Leute lassen ihren Unmuth an ihren Untergebenen aus. Freie (die). 1 Freye (Heirath) nach behage, ein Hauss nach der lage kompt nicht alle tage. - Henisch, 1207; Petri, II, 313. 2 Wer en gode Fre'1 deit, deit en god Dagwark. - Schütze, III, 345. 1) Eine gute Frei = Heirath; gut gefreit hat niemand gereut. Freien. 1 Am freyen liegt eines Mannes gedeyen. - Henisch, 1207; Petri, II, 13. D. h. von der Wahl seiner Gattin ist sein häusliches Glück abhängig. [Spaltenumbruch] 2 Bar lang freit, kreigt zeletzt noch'n Gigak1. (Meiningen.) - Frommann, II, 415, 134. 1) Zunächst in der Kindersprache eine Gans, dann ein dummer Mensch, besonders ein dummes Mädchen. 3 Bar sich beim Freie betrügt, dar muss Heppelesmelech1 trenk. (Henneberg.) - Frommann, II, 414, 103. 1) Ziegenmilch. Heppela, Hepp heisst die Ziege von dem bekannten Lockruf; aber auch Mädchen, die sich dem mannbaren Alter nähern, werden so genannt. 4 Beim Freien ist oben das Mehl und unten sind die Kleien. 5 Besser freien, denn Brunst leiden. - 1 Kor. 7, 9; Schulze, 260; Henisch, 537. Lat.: Melius est nubere, quam uri. 6 Bi Frien un Peerköäpen mot man sik vorseien. (Hannover.) - Schambach, 1; Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4. Beim Heirathen und Pferdekaufen ist grosse Vorsicht nothwendig. 7 Dat Freien het wol Moie, et bringet awer ak Bedde un Koie. (Göttingen.) - Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4. Macht das Freien den Männern auch Mühe, so werden sie doch durch das Heirathsgut (Bett und Kühe u. s. w.) reich entschädigt. 8 De freen will, mut erst autdenen. - Goldschmidt, 114; Frommann, III, 298; Bueren, 133; Eichwald, 571; Weserzeitung, 4057. 9 De freigen will, hett seben Hüd äwer de Ogen. (Mecklenburg.) - Günther III. Wer freien will, hat sieben Häute über den Augen. Liebe macht blind. 10 De ut is op dat Freien, hett vele Schäpereien; is de Frei erworben, sünd de Schap verdorben. - Diermissen, 265. 11 Die da freien, verderben oder gedeihen. 12 Elk1 free sein Nabers2 Kind, denn wet he3 wat he find. (S. Nachbar.) (Ostfries.) - Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443; Frommann, IV, 287, 420; Eichwald, 57, 1375; Köster, 253. 1) Jeder. 2) Nachbars. 3) Weiss er. 13 Es freiet sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. - Simrock, 2672; Venedey, 97; Körte, 1586. Heirathen in eingerichtete Wirthschaften hinein sind die vortheilhaftesten. Man ist dann der Mühe überhoben, für eine Wohnung zu sorgen, die doch vor dem Eingehen einer Ehe besorgt werden muss. Der Franzose sagt in Bezug hierauf: Das Haus gemacht, die Frau zu machen. Der Engländer: Bevor du heirathest, sei eines Hauses sicher, wo du wohnen kannst. Aehnlich heisst es in Toscana: Vor dem Heirathen habe die Wohnung. Und in Mailand: Ehe du ein Weib nimmst, suche den Ort, wo du bleiben willst. (Reinsberg I, 95.) 14 Es freyet sich niemand reich. - Petri, II, 245; Henisch, 1207. 15 Es hat noch keiner je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut. - Gaal, 493. 16 Freen mak't Arbeit un Möhe, aber et gift Linnen un Köhe. (Bremen.) - Köster, 252. 17 Freen under en Dak1 is grot Gemack2. (Ostfries.) - Bueren, 466; Frommann, V, 430, 465; Eichwald, 572; Goldschmidt, 161. 1) Dach. 2) Bequemlichkeit, Gemächlichheit. Holl.: Vrijen onder een dak, is een groot gemak. (Harrebomee, I, 228.) 18 Frei über den Meist, ze wäste ba de kriegst. (Henneberg.) Das spanische Sprichwort empfiehlt, die Tochter an den Nachbar zu verheirathen: Con buen vezino casaras tu hija, y venderas tu vino. (Zeiller.) 19 Freie um die Witwe, weil sie noch trauert. 20 Freien bringt Verderben oder Gedeihen. - Simrock, 2678; Körte, 1581; Venedey, 97. 21 Freien geht vor Leihen. - Estor, II, 4670; Graf, 179, 215; Hamburger Stadtrecht, II, 8, 4. 22 Freien geht vor Miethe. - Eisenhart, 118; Hillebrand, 109; Graf, 179, 213; Eiselein, 182; Sachsenspiegel, II, 33. Gilt in den Ländern, in welchen das Heirathen zu den einen Miethcontract rechtmässig aufhebenden Ursachen gehört, wie dies z. B. nach dem sächsischen Landrecht, [Spaltenumbruch] 18 Zu vil frey bringt offt rew. – Franck, I, 29a; Henisch, 1205; Gruter, I, 88; Petri, II, 828; Körte, 1509; Schottel, 1124a; Sailer, 87; Mayer, I, 120. *19 E äs froa dervue wä Abraham vun Zendersch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 179, 156. Zendersch ist ein sächsisches Dorf. 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Das Kloster Altenryf, das ungefähr ein halbes Jahrhundert vor Erbauung der Stadt Freiburg gestiftet wurde, wetteiferte mit der Stadt an Wohlhabenheit und seine Einkünfte kamen denen der Stadt ziemlich gleich. 2 Freiburg stirbt, aber ergibt sich nicht. Wahlspruch der freiburger Sonderbündler unter Fournier im Kampfe gegen die Schweiz im Jahre 1847-48. Indess war nicht viel dahinter; Fournier war einer der ersten, die sich in Sicherheit brachten; und ungefähr so tapfer wie er, benahm sich Siegwart Müller. *3 Das hat er zu Freiburg im Faulen Pelz erlernt. – Eiselein, 182; Wurzbach III, 21. Von Th. Murner, dem bekannten Satiriker des 16. Jahrhunderts, sagte man, dass er, als er sich in der Schweiz aufhielt, seine Kunst in Freiburg im Faulen Pelz, einer Kneipe, erschnappt habe, wie denn auch heutzutage noch in Heidelberg, wie Eiselein bemerkt, eine Brauerei zum Faulen Pelz besteht, wo man allerlei profane Kunst erlernen mag. Freide (Freite). 1 Die Freite lobt man erst übers Jahr. – Simrock, 2671. 2 Freyde (freien) geht vor (der) Miethe. – Graf, 179, 214; Hillebrand, 109, 145; Körte, 1580; Gengler, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, S. 84. An manchen Orten muss erst der Dienstpflicht Genüge gethan sein, ehe das Heirathen gestattet ist, an andern werden Vertragspflichten durch den Entschluss, eine Ehe einzugehen, aufgehoben. (S. Ehe 24 und Freien 77.) 3 Wer weit geht auf die Freit, will betrügen oder betrogen werden. Freie (der). 1 Alle freye reich, alle gefangene arm. – Henisch, 1417. 2 Der Freie ist reich, der Bettler arm. 3 Für den Freien gibt es keinen Kerker (Mauern). – Scheidemünze, I, 3213; II, 13. 4 Für den Freien spinnt kein Seiler Stricke. – Scheidemünze, I, 3199. 5 Wenn den Freien ein Dorn (Schiefer) sticht, zieht er ihn am Sklaven heraus. (Surinam.) Wenn dem Vornehmen etwas widerfährt, hat's der Geringe zu büssen. Grosse Leute lassen ihren Unmuth an ihren Untergebenen aus. 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(Ostfries.) – Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443; Frommann, IV, 287, 420; Eichwald, 57, 1375; Köster, 253. 1) Jeder. 2) Nachbars. 3) Weiss er. 13 Es freiet sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. – Simrock, 2672; Venedey, 97; Körte, 1586. Heirathen in eingerichtete Wirthschaften hinein sind die vortheilhaftesten. Man ist dann der Mühe überhoben, für eine Wohnung zu sorgen, die doch vor dem Eingehen einer Ehe besorgt werden muss. Der Franzose sagt in Bezug hierauf: Das Haus gemacht, die Frau zu machen. Der Engländer: Bevor du heirathest, sei eines Hauses sicher, wo du wohnen kannst. Aehnlich heisst es in Toscana: Vor dem Heirathen habe die Wohnung. Und in Mailand: Ehe du ein Weib nimmst, suche den Ort, wo du bleiben willst. (Reinsberg I, 95.) 14 Es freyet sich niemand reich. – Petri, II, 245; Henisch, 1207. 15 Es hat noch keiner je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut. – Gaal, 493. 16 Freen mak't Arbeit un Möhe, aber et gift Linnen un Köhe. 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18 Zu vil frey bringt offt rew. – Franck, I, 29a; Henisch, 1205; Gruter, I, 88; Petri, II, 828; Körte, 1509; Schottel, 1124a; Sailer, 87; Mayer, I, 120.
*19 E äs froa dervue wä Abraham vun Zendersch. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 179, 156.
Zendersch ist ein sächsisches Dorf. Vielleicht mag ein sächsischer Schul- oder Pfarramtscandidat Namens Abraham die Amtsstelle daselbst, nach der er gestrebt, nicht erhalten haben.
*20 Er ist so frei wie einer, der Dreimännerwein trinkt.
Der, wie behauptet wird, nur dergestalt getrunken werden kann, dass zwei Männer den Trinker halten, während ihn der dritte eingiesst.
*21 Frei wie zu Korcyra, pisse, wohin du willst. (Altgr.)
Freiheit, alles zu thun, wo Bösewichter unbestraft bleiben.
*22 So frei wie der Vogel auf den Zweigen (oder: in den Lüften). – Eiselein, 182.
*23 Un wie frei, vogelfrei! – Tendlau, 1054.
Als Spott über gewisse Emancipationsversuche, die als Fortschritt gelten möchten, aber nur versteckte Hemmschuhe sind. „Der hat uns frei gemacht“, sagte jemand. „Un wie frei“, erwiderte ein anderer, „vogelfrei!“ Er wollte sagen: frei, wie der Vogel.
Freiburg.
1 Freiburg hat nur einen Heller mehr Einkünfte als Altenryf. – Kirchhofer, 75.
Das Kloster Altenryf, das ungefähr ein halbes Jahrhundert vor Erbauung der Stadt Freiburg gestiftet wurde, wetteiferte mit der Stadt an Wohlhabenheit und seine Einkünfte kamen denen der Stadt ziemlich gleich.
2 Freiburg stirbt, aber ergibt sich nicht.
Wahlspruch der freiburger Sonderbündler unter Fournier im Kampfe gegen die Schweiz im Jahre 1847-48. Indess war nicht viel dahinter; Fournier war einer der ersten, die sich in Sicherheit brachten; und ungefähr so tapfer wie er, benahm sich Siegwart Müller.
*3 Das hat er zu Freiburg im Faulen Pelz erlernt. – Eiselein, 182; Wurzbach III, 21.
Von Th. Murner, dem bekannten Satiriker des 16. Jahrhunderts, sagte man, dass er, als er sich in der Schweiz aufhielt, seine Kunst in Freiburg im Faulen Pelz, einer Kneipe, erschnappt habe, wie denn auch heutzutage noch in Heidelberg, wie Eiselein bemerkt, eine Brauerei zum Faulen Pelz besteht, wo man allerlei profane Kunst erlernen mag.
Freide (Freite).
1 Die Freite lobt man erst übers Jahr. – Simrock, 2671.
2 Freyde (freien) geht vor (der) Miethe. – Graf, 179, 214; Hillebrand, 109, 145; Körte, 1580; Gengler, Lehrbuch des deutschen Privatrechts, S. 84.
An manchen Orten muss erst der Dienstpflicht Genüge gethan sein, ehe das Heirathen gestattet ist, an andern werden Vertragspflichten durch den Entschluss, eine Ehe einzugehen, aufgehoben. (S. Ehe 24 und Freien 77.)
3 Wer weit geht auf die Freit, will betrügen oder betrogen werden.
Freie (der).
1 Alle freye reich, alle gefangene arm. – Henisch, 1417.
2 Der Freie ist reich, der Bettler arm.
3 Für den Freien gibt es keinen Kerker (Mauern). – Scheidemünze, I, 3213; II, 13.
4 Für den Freien spinnt kein Seiler Stricke. – Scheidemünze, I, 3199.
5 Wenn den Freien ein Dorn (Schiefer) sticht, zieht er ihn am Sklaven heraus. (Surinam.)
Wenn dem Vornehmen etwas widerfährt, hat's der Geringe zu büssen. Grosse Leute lassen ihren Unmuth an ihren Untergebenen aus.
Freie (die).
1 Freye (Heirath) nach behage, ein Hauss nach der lage kompt nicht alle tage. – Henisch, 1207; Petri, II, 313.
2 Wer en gode Frê'1 deit, deit en god Dagwark. – Schütze, III, 345.
1) Eine gute Frei = Heirath; gut gefreit hat niemand gereut.
Freien.
1 Am freyen liegt eines Mannes gedeyen. – Henisch, 1207; Petri, II, 13.
D. h. von der Wahl seiner Gattin ist sein häusliches Glück abhängig.
2 Bâr lang freit, krîgt zeletzt noch'n Gigak1. (Meiningen.) – Frommann, II, 415, 134.
1) Zunächst in der Kindersprache eine Gans, dann ein dummer Mensch, besonders ein dummes Mädchen.
3 Bar sich beim Freie betrügt, dâr muss Heppelesmelech1 trenk. (Henneberg.) – Frommann, II, 414, 103.
1) Ziegenmilch. Heppela, Hepp heisst die Ziege von dem bekannten Lockruf; aber auch Mädchen, die sich dem mannbaren Alter nähern, werden so genannt.
4 Beim Freien ist oben das Mehl und unten sind die Kleien.
5 Besser freien, denn Brunst leiden. – 1 Kor. 7, 9; Schulze, 260; Henisch, 537.
Lat.: Melius est nubere, quam uri.
6 Bi Frien un Peerköäpen mot man sik vorseien. (Hannover.) – Schambach, 1; Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4.
Beim Heirathen und Pferdekaufen ist grosse Vorsicht nothwendig.
7 Dat Frîen het wol Moie, et bringet awer ak Bedde un Koie. (Göttingen.) – Brem. Sonntagsbl., 1855, Nr. 4.
Macht das Freien den Männern auch Mühe, so werden sie doch durch das Heirathsgut (Bett und Kühe u. s. w.) reich entschädigt.
8 De freen will, mut erst ûtdenen. – Goldschmidt, 114; Frommann, III, 298; Bueren, 133; Eichwald, 571; Weserzeitung, 4057.
9 De frîgen will, hett seben Hüd äwer de Ogen. (Mecklenburg.) – Günther III.
Wer freien will, hat sieben Häute über den Augen. Liebe macht blind.
10 De ut is op dat Frîen, hett vêle Schäperîen; is de Frî erworben, sünd de Schâp verdorben. – Diermissen, 265.
11 Die da freien, verderben oder gedeihen.
12 Elk1 frêe sîn Nâbers2 Kind, denn wêt he3 wat he find. (S. Nachbar.) (Ostfries.) – Firmenich, I, 18, 17; Bueren, 443; Frommann, IV, 287, 420; Eichwald, 57, 1375; Köster, 253.
1) Jeder.
2) Nachbars.
3) Weiss er.
13 Es freiet sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. – Simrock, 2672; Venedey, 97; Körte, 1586.
Heirathen in eingerichtete Wirthschaften hinein sind die vortheilhaftesten. Man ist dann der Mühe überhoben, für eine Wohnung zu sorgen, die doch vor dem Eingehen einer Ehe besorgt werden muss. Der Franzose sagt in Bezug hierauf: Das Haus gemacht, die Frau zu machen. Der Engländer: Bevor du heirathest, sei eines Hauses sicher, wo du wohnen kannst. Aehnlich heisst es in Toscana: Vor dem Heirathen habe die Wohnung. Und in Mailand: Ehe du ein Weib nimmst, suche den Ort, wo du bleiben willst. (Reinsberg I, 95.)
14 Es freyet sich niemand reich. – Petri, II, 245; Henisch, 1207.
15 Es hat noch keiner je gefreit, der's nicht manchmal schwer bereut. – Gaal, 493.
16 Freen mak't Arbeit un Möhe, aber et gift Linnen un Köhe. (Bremen.) – Köster, 252.
17 Frêen under ên Dak1 is grôt Gemack2. (Ostfries.) – Bueren, 466; Frommann, V, 430, 465; Eichwald, 572; Goldschmidt, 161.
1) Dach.
2) Bequemlichkeit, Gemächlichheit.
Holl.: Vrijen onder één dak, is een groot gemak. (Harrebomée, I, 228.)
18 Frei über den Mîst, ze wäste bâ de kriegst. (Henneberg.)
Das spanische Sprichwort empfiehlt, die Tochter an den Nachbar zu verheirathen: Con buen vezino casarás tu hija, y venderás tu vino. (Zeiller.)
19 Freie um die Witwe, weil sie noch trauert.
20 Freien bringt Verderben oder Gedeihen. – Simrock, 2678; Körte, 1581; Venedey, 97.
21 Freien geht vor Leihen. – Estor, II, 4670; Graf, 179, 215; Hamburger Stadtrecht, II, 8, 4.
22 Freien geht vor Miethe. – Eisenhart, 118; Hillebrand, 109; Graf, 179, 213; Eiselein, 182; Sachsenspiegel, II, 33.
Gilt in den Ländern, in welchen das Heirathen zu den einen Miethcontract rechtmässig aufhebenden Ursachen gehört, wie dies z. B. nach dem sächsischen Landrecht,
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