Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 15 Franzosen und Spatze fliehen die Einsamkeit, wie Mäuse die Katze.


Franzosen (Lustseuche).

1 Die Franzosen und ein ledern Koller sind eine ewige Tracht. - Simrock, 2605.

2 Franzosen und Mangel an Geld sind zwei schwere Krankheiten in der Welt.

Frz.: Verole et faute d'argent sont deux maladies nonpareilles. (Kritzinger, 709.)

3 Keiner ist von den Franzosen geheilt, der die drei Worte nicht (fein geschwind, hell und überlaut) sprechen kann; Abraham, Reichard und Reinhold.

Frz.: Nul n'est gueri de la verole, qui ne dira ces trois paroles, bien veite, bien clair et bien haut: Abraham, Richard et Renaud. (Kritzinger, 709.)

*4 Dass dich die Franzosen ankomen! - Agricola I, 477.

"Dieser fluch", sagt Agricola "ist new, vnd bei Keyser Maximilians zeytten auff kommen. Denn vor diser zeyt war diese kranckheyt vnd plattern vngehoret ynn deutschen landen. Da aber Maximilian kriegte mit dem Ludouico Gibboso, Konig ynn Franckreich, vnd mit den Venedigern, brachten die vnseren dise platern aus Lombardien ynn Deutsche land, davon sie auch noch heuttigs tages den namen haben vnd heyssen Frantzosen."


Franzosenfresser.

* Er ist ein Franzosenfresser.

D. h. er bekämpft die Franzosen über das richtige Mass hinaus; nicht blos soweit es für unsere eigene nationale Freiheit nothwendig ist, sondern auch durch Angriffe auf ihren Charakter, durch Verkennung ihrer guten Eigenschaften. H. Heine (Vermischte Schriften, Hamburg 1854, I, 25,) nennt Görres, Jahn und E. M. Arndt die drei berühmtesten Franzosenfresser. Durch L. Börne ist auch W. Menzel dazugekommen.


Französisch.

*1 Et es fransösch. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 92.

Um zu sagen: es taugt nicht viel.

*2 He sprekt fransch, wie de Kuh spansch. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 116.

Frz.: Parler francais comme une vache espagnole. (Lendroy, 1474.)

Holl.: Hij kent Fransch, als eene koe Spaansch. (Harrebomee, I, 195.)


Frass.

1 Der Frass bringt mehr vmb als das Schwert. - Lehmann, II, 62, 106; Henisch, 1184; Petri, II, 313; Eiselein, 178; Körte, 1481; Simrock, 2606.

Engl.: Gluttony and drunkeness destroy more than the sword.

Frz.: La gourmandise a tue plus de gens que l'epee. (Bohn I, 29.)

It.: N' ammazza piu la gola che la spada. (Bohn I, 111; Pazzaglia, 157, 1.)

Span.: Mas mato cena, que sano Avicena. (Cahier, 3311.)

2 Der frass kriegt nie volles vass. - Franck, II, 157a; Henisch, 1184; Petri, II, 87; Gruter, 1, 14; Sutor, 152.

3 Der Frass richt jhm mit den zehnen sein Grab zu. - Petri, II, 87; Simrock, 2607; Sailer, 158.

Folge der Unmässigkeit.

4 Du solt dem frass nit nachgeben. - Tappius, 114b.

5 Ein Frass wird an zwei Tischen erzogen.

6 Ein voller Frass studirt nicht was.

7 En Frat wärt nitt gebuoren, hä wärt emaket. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 68, 80.

8 Es werd koan Frass gebohrn, er werd nur erzogn. - Zaupser, 89; Kirchhofer, 252.

Gefrässigkeit wird als ein Fehler der Erziehung bezeichnet.

9 Fehlt der Frass dem Gaumen, dann sauget man am Daumen.

10 Frass ohne Mass lässt selten etwas Gutes in den Kopf. - Parömiakon, 2213.

11 Frass tödtet mehr, als des Feindes Heer.

12 Frass und Frauen sitzen beisammen im besten Vertrauen. - Parömiakon, 936.

Ueberfüllung mit Speise und Trank fördert die Herrschaft der Begierden.

13 Frass und Völlerei sind des Teufels Gasterei. - Parömiakon, 1433.

14 Je grösser Frass, je gesprecher fass. - Henisch, 1184; Petri, II, 391.

15 Man sol dem Frass nicht nachgehen. - Lehmann, II, 74, 106.


[Spaltenumbruch]

16 Voller Frass studirt nicht was.

Lat.: Pinguis venter non gignit sensum tenuem. (Philippi, II, 96.)

*17 Er geht dem Frasse nach.

Von einem Schmarotzer.

Lat.: Mores in morem vivit. (Philippi, I, 265.)

*18 In Frass und Quas leben.


Fratschlergosche.

* Es ist eine Fratschlergosche. - Idioticon Austr., 70.

Von einem Weibe, die ein sehr loses Maul hat. - Eine Fratschlerin ist eine Frau, die Kleinhandel mit Küchengewächsen treibt; eine Hökerin. I kenn schon dein Fratschlergoschen. Du bist ein wahres Fratschlerweib. Fratscheln oder ausfratscheln = jemand auf listige, schlaue Weise ausforschen. Du wirst mich nicht ausfratscheln.


Fratze.

1 Solche Fratzen kosten (vertragen) Batzen. - Parömiakon, 709; 2323.

Es kostet Geld, leichtfertige Dirnen zu unterhalten.

*2 A hoht an Frotze wie's berliner Stenpflaster. (Schles.)

Von stark Pockennarbigen.


Frau.

1 Alle Frauen sind Eva's Tochter.

Dän.: Alle mandfolk ere Adams sönner og quindfolk Evae döttre. (Prov. dan., 6.)

2 Alle Frauen sind gut.

Die Engländer fügen boshaft hinzu: zu etwas oder nichts. (Reinsberg I, 59.)

3 Alte Frau - Liebe lau.

In Bezug auf das Alter sagt der Spanier: Wähle die Frau nicht so alt, dass sie beim Essen mit dem Munde wackelt, noch so jung, dass sie nichts als schäkern will. Man weiss sich jedoch auch über ein etwas vorgeschrittenes Alter wegzusetzen. Der Italiener meint, im Dunkeln seien alle Frauen gleich, bei Nacht seien alle Kühe schwarz. Der Perser: Bei Nacht sehe ein Eselsfüllen wie ein Pfauhahn aus. Oder: Die Katze wie ein Marder, eine junge Aethiopierin wie eine Jungfrau des Paradieses. (Reinsberg I, 112.)

Frz.: Les vieilles savent faire bonne soupe. (Cahier, 1808.)

4 Alte Frauen und Hühner, die täglich zwei Eier legen, sind seltene Vögel.

Die Frauen sind nicht gern alt und der Mailänder empfiehlt, einer Frau ihre Jahre nicht nachzuzählen. (Reinsberg I, 4.) Dennoch behauptet Jochmann (Reliquien): "Die Frauen werden heutzutage früh alte Weiber und - die Männer dazu." Und V. Roqueplan beklagt die Nachtheile für den geselligen Umgang, dass es so wenig Frauen mehr gibt, die sich entschliessen, alte Frauen zu sein.

5 An einer Frau und an einer Mühle gibt's immer was zu basseln und zu flicken. - Eiselein, 180; Simrock, 2635.

6 An Frauen und Steuern ist kein Mangel.

It.: Moglie, e malami non manciano mai. (Pazzaglia, 229, 7.)

7 An 're junge Frau und e Mühle gits immer z' verbessern. (Aargau.) - Schweiz, 184, 18.

Holl.: Die een oud huis heeft en eene jonge vrouw, heeft werk genoeg. - Een jonge vrouw en molenrad, daaran ontbreekt gemeenlijk wat. (Harrebomee, II, 419 u. 420.)

8 Auch eine fromme Frau zeucht wol ein Hürlein. - Eiselein, 180.

9 Auf der Frauen Weinen und der Krämer Schwören muss ein kluger Mann nicht hören.

Die Basken sagen: Man muss sich nicht auf eine Frau, die weint, verlassen. (Reinsberg I, 22.)

10 Auf eine Frau muss man immer eine Stunde warten. (S. 75.)

Die Frauen stehen in dem Rufe, nie zur bestimmten Zeit fertig zu sein. In Toscana sagt man daher: Die Frauen sind Töchter des Zauderns. In Mailand: Warte einmal, warte zehnmal, immer kommt die Frau nachher. In Venetien: Wer mit einer Frau geht und einen Esel treibt, meint zu Mittag dort zu sein und kommt kaum zum Abendessen. (Reinsberg I, 8.) - Die Neugriechen haben das Sprichwort: Wann ist eine Frau flink? Am Sonnabend Abend. - Nur in dem einen Falle soll ihre Langsamkeit einem raschern Tempo weichen, nämlich wenn das Vergnügen naht. (S. Fest 25.) - Um zum Feste zu laufen, sagen die Sardinier, findet selbst die Träge Füsse. Eine Frau mit Geflecht, meinen die Venetier, sei ein Pferd mit Geschirr. (Reinsberg I, 8.)

11 Auss frommen1 Frawen werden Huren. - Gruter, III, 7; Lehmann, II, 36, 75.

1) Vielleicht aus frömmelnden.

12 Bei junger Frau und altem Wein ist es gut fröhlich sein.

Holl.: Een jonge vrouw en oude wijn, die zijn bekwaam tot vrolijk zijn. (Harrebomee, II, 420.)

[Spaltenumbruch] 15 Franzosen und Spatze fliehen die Einsamkeit, wie Mäuse die Katze.


Franzosen (Lustseuche).

1 Die Franzosen und ein ledern Koller sind eine ewige Tracht.Simrock, 2605.

2 Franzosen und Mangel an Geld sind zwei schwere Krankheiten in der Welt.

Frz.: Vérole et faute d'argent sont deux maladies nonpareilles. (Kritzinger, 709.)

3 Keiner ist von den Franzosen geheilt, der die drei Worte nicht (fein geschwind, hell und überlaut) sprechen kann; Abraham, Reichard und Reinhold.

Frz.: Nul n'est guéri de la vérole, qui ne dira ces trois paroles, bien vîte, bien clair et bien haut: Abraham, Richard et Renaud. (Kritzinger, 709.)

*4 Dass dich die Franzosen ankomen!Agricola I, 477.

„Dieser fluch“, sagt Agricola „ist new, vnd bei Keyser Maximilians zeytten auff kommen. Denn vor diser zeyt war diese kranckheyt vnd plattern vngehoret ynn deutschen landen. Da aber Maximilian kriegte mit dem Ludouico Gibboso, Konig ynn Franckreich, vnd mit den Venedigern, brachten die vnseren dise platern aus Lombardien ynn Deutsche land, davon sie auch noch heuttigs tages den namen haben vnd heyssen Frantzosen.“


Franzosenfresser.

* Er ist ein Franzosenfresser.

D. h. er bekämpft die Franzosen über das richtige Mass hinaus; nicht blos soweit es für unsere eigene nationale Freiheit nothwendig ist, sondern auch durch Angriffe auf ihren Charakter, durch Verkennung ihrer guten Eigenschaften. H. Heine (Vermischte Schriften, Hamburg 1854, I, 25,) nennt Görres, Jahn und E. M. Arndt die drei berühmtesten Franzosenfresser. Durch L. Börne ist auch W. Menzel dazugekommen.


Französisch.

*1 Et es fransösch. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 92.

Um zu sagen: es taugt nicht viel.

*2 He sprekt fransch, wie de Kuh spansch. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 116.

Frz.: Parler français comme une vache espagnole. (Lendroy, 1474.)

Holl.: Hij kent Fransch, als eene koe Spaansch. (Harrebomée, I, 195.)


Frass.

1 Der Frass bringt mehr vmb als das Schwert.Lehmann, II, 62, 106; Henisch, 1184; Petri, II, 313; Eiselein, 178; Körte, 1481; Simrock, 2606.

Engl.: Gluttony and drunkeness destroy more than the sword.

Frz.: La gourmandise a tué plus de gens que l'épée. (Bohn I, 29.)

It.: N' ammazza più la gola che la spada. (Bohn I, 111; Pazzaglia, 157, 1.)

Span.: Mas mató cena, que sanó Avicena. (Cahier, 3311.)

2 Der frass kriegt nie volles vass.Franck, II, 157a; Henisch, 1184; Petri, II, 87; Gruter, 1, 14; Sutor, 152.

3 Der Frass richt jhm mit den zehnen sein Grab zu.Petri, II, 87; Simrock, 2607; Sailer, 158.

Folge der Unmässigkeit.

4 Du solt dem frass nit nachgeben.Tappius, 114b.

5 Ein Frass wird an zwei Tischen erzogen.

6 Ein voller Frass studirt nicht was.

7 En Frat wärt nitt gebuoren, hä wärt emaket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 80.

8 Es werd koan Frass gebohrn, er werd nur erzogn.Zaupser, 89; Kirchhofer, 252.

Gefrässigkeit wird als ein Fehler der Erziehung bezeichnet.

9 Fehlt der Frass dem Gaumen, dann sauget man am Daumen.

10 Frass ohne Mass lässt selten etwas Gutes in den Kopf.Parömiakon, 2213.

11 Frass tödtet mehr, als des Feindes Heer.

12 Frass und Frauen sitzen beisammen im besten Vertrauen.Parömiakon, 936.

Ueberfüllung mit Speise und Trank fördert die Herrschaft der Begierden.

13 Frass und Völlerei sind des Teufels Gasterei.Parömiakon, 1433.

14 Je grösser Frass, je gesprecher fass.Henisch, 1184; Petri, II, 391.

15 Man sol dem Frass nicht nachgehen.Lehmann, II, 74, 106.


[Spaltenumbruch]

16 Voller Frass studirt nicht was.

Lat.: Pinguis venter non gignit sensum tenuem. (Philippi, II, 96.)

*17 Er geht dem Frasse nach.

Von einem Schmarotzer.

Lat.: Mores in morem vivit. (Philippi, I, 265.)

*18 In Frass und Quas leben.


Fratschlergosche.

* Es ist eine Fratschlergosche.Idioticon Austr., 70.

Von einem Weibe, die ein sehr loses Maul hat. – Eine Fratschlerin ist eine Frau, die Kleinhandel mit Küchengewächsen treibt; eine Hökerin. I kenn schon dein Fratschlergoschen. Du bist ein wahres Fratschlerweib. Fratscheln oder ausfratscheln = jemand auf listige, schlaue Weise ausforschen. Du wirst mich nicht ausfratscheln.


Fratze.

1 Solche Fratzen kosten (vertragen) Batzen.Parömiakon, 709; 2323.

Es kostet Geld, leichtfertige Dirnen zu unterhalten.

*2 A hoht an Frotze wie's berliner Stênpflaster. (Schles.)

Von stark Pockennarbigen.


Frau.

1 Alle Frauen sind Eva's Tochter.

Dän.: Alle mandfolk ere Adams sönner og quindfolk Evæ døttre. (Prov. dan., 6.)

2 Alle Frauen sind gut.

Die Engländer fügen boshaft hinzu: zu etwas oder nichts. (Reinsberg I, 59.)

3 Alte Frau – Liebe lau.

In Bezug auf das Alter sagt der Spanier: Wähle die Frau nicht so alt, dass sie beim Essen mit dem Munde wackelt, noch so jung, dass sie nichts als schäkern will. Man weiss sich jedoch auch über ein etwas vorgeschrittenes Alter wegzusetzen. Der Italiener meint, im Dunkeln seien alle Frauen gleich, bei Nacht seien alle Kühe schwarz. Der Perser: Bei Nacht sehe ein Eselsfüllen wie ein Pfauhahn aus. Oder: Die Katze wie ein Marder, eine junge Aethiopierin wie eine Jungfrau des Paradieses. (Reinsberg I, 112.)

Frz.: Les vieilles savent faire bonne soupe. (Cahier, 1808.)

4 Alte Frauen und Hühner, die täglich zwei Eier legen, sind seltene Vögel.

Die Frauen sind nicht gern alt und der Mailänder empfiehlt, einer Frau ihre Jahre nicht nachzuzählen. (Reinsberg I, 4.) Dennoch behauptet Jochmann (Reliquien): „Die Frauen werden heutzutage früh alte Weiber und – die Männer dazu.“ Und V. Roqueplan beklagt die Nachtheile für den geselligen Umgang, dass es so wenig Frauen mehr gibt, die sich entschliessen, alte Frauen zu sein.

5 An einer Frau und an einer Mühle gibt's immer was zu basseln und zu flicken.Eiselein, 180; Simrock, 2635.

6 An Frauen und Steuern ist kein Mangel.

It.: Moglie, e malami non manciano mai. (Pazzaglia, 229, 7.)

7 An 're junge Frau und e Mühle gits immer z' verbessern. (Aargau.) – Schweiz, 184, 18.

Holl.: Die een oud huis heeft en eene jonge vrouw, heeft werk genoeg. – Een jonge vrouw en molenrad, daaran ontbreekt gemeenlijk wat. (Harrebomée, II, 419 u. 420.)

8 Auch eine fromme Frau zeucht wol ein Hürlein.Eiselein, 180.

9 Auf der Frauen Weinen und der Krämer Schwören muss ein kluger Mann nicht hören.

Die Basken sagen: Man muss sich nicht auf eine Frau, die weint, verlassen. (Reinsberg I, 22.)

10 Auf eine Frau muss man immer eine Stunde warten. (S. 75.)

Die Frauen stehen in dem Rufe, nie zur bestimmten Zeit fertig zu sein. In Toscana sagt man daher: Die Frauen sind Töchter des Zauderns. In Mailand: Warte einmal, warte zehnmal, immer kommt die Frau nachher. In Venetien: Wer mit einer Frau geht und einen Esel treibt, meint zu Mittag dort zu sein und kommt kaum zum Abendessen. (Reinsberg I, 8.) – Die Neugriechen haben das Sprichwort: Wann ist eine Frau flink? Am Sonnabend Abend. – Nur in dem einen Falle soll ihre Langsamkeit einem raschern Tempo weichen, nämlich wenn das Vergnügen naht. (S. Fest 25.) – Um zum Feste zu laufen, sagen die Sardinier, findet selbst die Träge Füsse. Eine Frau mit Geflecht, meinen die Venetier, sei ein Pferd mit Geschirr. (Reinsberg I, 8.)

11 Auss frommen1 Frawen werden Huren.Gruter, III, 7; Lehmann, II, 36, 75.

1) Vielleicht aus frömmelnden.

12 Bei junger Frau und altem Wein ist es gut fröhlich sein.

Holl.: Een jonge vrouw en oude wijn, die zijn bekwaam tot vrolijk zijn. (Harrebomée, II, 420.)

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0580" n="[552]"/><cb n="1103"/>
15 Franzosen und Spatze fliehen die Einsamkeit, wie Mäuse die Katze.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Franzosen</hi> (Lustseuche).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Die Franzosen und ein ledern Koller sind eine ewige Tracht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2605.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Franzosen und Mangel an Geld sind zwei schwere Krankheiten in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vérole et faute d'argent sont deux maladies nonpareilles. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 709.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Keiner ist von den Franzosen geheilt, der die drei Worte nicht (fein geschwind, hell und überlaut) sprechen kann; Abraham, Reichard und Reinhold.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Nul n'est guéri de la vérole, qui ne dira ces trois paroles, bien vîte, bien clair et bien haut: Abraham, Richard et Renaud. (<hi rendition="#i">Kritzinger, 709.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Dass dich die Franzosen ankomen!</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola I, 477.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Dieser fluch&#x201C;, sagt <hi rendition="#i">Agricola</hi> &#x201E;ist new, vnd bei Keyser Maximilians zeytten auff kommen. Denn vor diser zeyt war diese kranckheyt vnd plattern vngehoret ynn deutschen landen. Da aber Maximilian kriegte mit dem Ludouico Gibboso, Konig ynn Franckreich, vnd mit den Venedigern, brachten die vnseren dise platern aus Lombardien ynn Deutsche land, davon sie auch noch heuttigs tages den namen haben vnd heyssen Frantzosen.&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Franzosenfresser.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist ein Franzosenfresser.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. er bekämpft die Franzosen über das richtige Mass hinaus; nicht blos soweit es für unsere eigene nationale Freiheit nothwendig ist, sondern auch durch Angriffe auf ihren Charakter, durch Verkennung ihrer guten Eigenschaften. <hi rendition="#i">H. Heine</hi> (<hi rendition="#i">Vermischte Schriften, Hamburg 1854, I, 25,</hi>) nennt Görres, Jahn und E. M. Arndt die drei berühmtesten Franzosenfresser. Durch <hi rendition="#i">L. Börne</hi> ist auch W. Menzel dazugekommen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Französisch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Et es fransösch.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 92.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: es taugt nicht viel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 He sprekt fransch, wie de Kuh spansch.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 402, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Parler français comme une vache espagnole. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1474.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij kent Fransch, als eene koe Spaansch. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 195.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frass.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Frass bringt mehr vmb als das Schwert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 62, 106; Henisch, 1184; Petri, II, 313; Eiselein, 178; Körte, 1481; Simrock, 2606.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Gluttony and drunkeness destroy more than the sword.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: La gourmandise a tué plus de gens que l'épée. (<hi rendition="#i">Bohn I, 29.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: N' ammazza più la gola che la spada. (<hi rendition="#i">Bohn I, 111; Pazzaglia, 157, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Span.</hi>: Mas mató cena, que sanó Avicena. (<hi rendition="#i">Cahier, 3311.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der frass kriegt nie volles vass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 157<hi rendition="#sup">a</hi>; Henisch, 1184; Petri, II, 87; Gruter, 1, 14; Sutor, 152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Der Frass richt jhm mit den zehnen sein Grab zu.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 87; Simrock, 2607; Sailer, 158.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Folge der Unmässigkeit.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Du solt dem frass nit nachgeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tappius, 114<hi rendition="#sup">b</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein Frass wird an zwei Tischen erzogen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Ein voller Frass studirt nicht was.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 En Frat wärt nitt gebuoren, hä wärt emaket.</hi> (<hi rendition="#i">Grafschaft Mark.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Woeste, 68, 80.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es werd koan Frass gebohrn, er werd nur erzogn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Zaupser, 89; Kirchhofer, 252.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gefrässigkeit wird als ein Fehler der Erziehung bezeichnet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Fehlt der Frass dem Gaumen, dann sauget man am Daumen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Frass ohne Mass lässt selten etwas Gutes in den Kopf.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 2213.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Frass tödtet mehr, als des Feindes Heer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Frass und Frauen sitzen beisammen im besten Vertrauen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 936.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueberfüllung mit Speise und Trank fördert die Herrschaft der Begierden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Frass und Völlerei sind des Teufels Gasterei.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 1433.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Je grösser Frass, je gesprecher fass.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1184; Petri, II, 391.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Man sol dem Frass nicht nachgehen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, II, 74, 106.</hi></p><lb/>
          <cb n="1104"/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Voller Frass studirt nicht was.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Pinguis venter non gignit sensum tenuem. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 96.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*17 Er geht dem Frasse nach.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Schmarotzer.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Mores in morem vivit. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 265.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*18 In Frass und Quas leben.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fratschlergosche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist eine Fratschlergosche.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Idioticon Austr., 70.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Weibe, die ein sehr loses Maul hat. &#x2013; Eine Fratschlerin ist eine Frau, die Kleinhandel mit Küchengewächsen treibt; eine Hökerin. I kenn schon dein Fratschlergoschen. Du bist ein wahres Fratschlerweib. Fratscheln oder ausfratscheln = jemand auf listige, schlaue Weise ausforschen. Du wirst mich nicht ausfratscheln.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fratze.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Solche Fratzen kosten (vertragen) Batzen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 709; 2323.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es kostet Geld, leichtfertige Dirnen zu unterhalten.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 A hoht an Frotze wie's berliner Stênpflaster.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Von stark Pockennarbigen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Frau.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alle Frauen sind Eva's Tochter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Alle mandfolk ere Adams sönner og quindfolk Evæ døttre. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Alle Frauen sind gut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Engländer fügen boshaft hinzu: zu etwas oder nichts. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 59.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Alte Frau &#x2013; Liebe lau.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Bezug auf das Alter sagt der Spanier: Wähle die Frau nicht so alt, dass sie beim Essen mit dem Munde wackelt, noch so jung, dass sie nichts als schäkern will. Man weiss sich jedoch auch über ein etwas vorgeschrittenes Alter wegzusetzen. Der Italiener meint, im Dunkeln seien alle Frauen gleich, bei Nacht seien alle Kühe schwarz. Der Perser: Bei Nacht sehe ein Eselsfüllen wie ein Pfauhahn aus. Oder: Die Katze wie ein Marder, eine junge Aethiopierin wie eine Jungfrau des Paradieses. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 112.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les vieilles savent faire bonne soupe. (<hi rendition="#i">Cahier, 1808.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Alte Frauen und Hühner, die täglich zwei Eier legen, sind seltene Vögel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Frauen sind nicht gern alt und der Mailänder empfiehlt, einer Frau ihre Jahre nicht nachzuzählen. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 4.</hi>) Dennoch behauptet <hi rendition="#i">Jochmann</hi> (<hi rendition="#i">Reliquien</hi>): &#x201E;Die Frauen werden heutzutage früh alte Weiber und &#x2013; die Männer dazu.&#x201C; Und <hi rendition="#i">V. Roqueplan</hi> beklagt die Nachtheile für den geselligen Umgang, dass es so wenig Frauen mehr gibt, die sich entschliessen, alte Frauen zu sein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 An einer Frau und an einer Mühle gibt's immer was zu basseln und zu flicken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 180; Simrock, 2635.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 An Frauen und Steuern ist kein Mangel.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Moglie, e malami non manciano mai. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 229, 7.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 An 're junge Frau und e Mühle gits immer z' verbessern.</hi> (<hi rendition="#i">Aargau.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Schweiz, 184, 18.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die een oud huis heeft en eene jonge vrouw, heeft werk genoeg. &#x2013; Een jonge vrouw en molenrad, daaran ontbreekt gemeenlijk wat. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 419 u. 420.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Auch eine fromme Frau zeucht wol ein Hürlein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 180.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Auf der Frauen Weinen und der Krämer Schwören muss ein kluger Mann nicht hören.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Basken sagen: Man muss sich nicht auf eine Frau, die weint, verlassen. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 22.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Auf eine Frau muss man immer eine Stunde warten. (S. 75.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Frauen stehen in dem Rufe, nie zur bestimmten Zeit fertig zu sein. In Toscana sagt man daher: Die Frauen sind Töchter des Zauderns. In Mailand: Warte einmal, warte zehnmal, immer kommt die Frau nachher. In Venetien: Wer mit einer Frau geht und einen Esel treibt, meint zu Mittag dort zu sein und kommt kaum zum Abendessen. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 8.</hi>) &#x2013; Die Neugriechen haben das Sprichwort: Wann ist eine Frau flink? Am Sonnabend Abend. &#x2013; Nur in dem einen Falle soll ihre Langsamkeit einem raschern Tempo weichen, nämlich wenn das Vergnügen naht. (S.  Fest 25.) &#x2013; Um zum Feste zu laufen, sagen die Sardinier, findet selbst die Träge Füsse. Eine Frau mit Geflecht, meinen die Venetier, sei ein Pferd mit Geschirr. (<hi rendition="#i">Reinsberg I, 8.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Auss frommen<hi rendition="#sup">1</hi> Frawen werden Huren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 7; Lehmann, II, 36, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Vielleicht aus frömmelnden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Bei junger Frau und altem Wein ist es gut fröhlich sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Een jonge vrouw en oude wijn, die zijn bekwaam tot vrolijk zijn. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 420.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[552]/0580] 15 Franzosen und Spatze fliehen die Einsamkeit, wie Mäuse die Katze. Franzosen (Lustseuche). 1 Die Franzosen und ein ledern Koller sind eine ewige Tracht. – Simrock, 2605. 2 Franzosen und Mangel an Geld sind zwei schwere Krankheiten in der Welt. Frz.: Vérole et faute d'argent sont deux maladies nonpareilles. (Kritzinger, 709.) 3 Keiner ist von den Franzosen geheilt, der die drei Worte nicht (fein geschwind, hell und überlaut) sprechen kann; Abraham, Reichard und Reinhold. Frz.: Nul n'est guéri de la vérole, qui ne dira ces trois paroles, bien vîte, bien clair et bien haut: Abraham, Richard et Renaud. (Kritzinger, 709.) *4 Dass dich die Franzosen ankomen! – Agricola I, 477. „Dieser fluch“, sagt Agricola „ist new, vnd bei Keyser Maximilians zeytten auff kommen. Denn vor diser zeyt war diese kranckheyt vnd plattern vngehoret ynn deutschen landen. Da aber Maximilian kriegte mit dem Ludouico Gibboso, Konig ynn Franckreich, vnd mit den Venedigern, brachten die vnseren dise platern aus Lombardien ynn Deutsche land, davon sie auch noch heuttigs tages den namen haben vnd heyssen Frantzosen.“ Franzosenfresser. * Er ist ein Franzosenfresser. D. h. er bekämpft die Franzosen über das richtige Mass hinaus; nicht blos soweit es für unsere eigene nationale Freiheit nothwendig ist, sondern auch durch Angriffe auf ihren Charakter, durch Verkennung ihrer guten Eigenschaften. H. Heine (Vermischte Schriften, Hamburg 1854, I, 25,) nennt Görres, Jahn und E. M. Arndt die drei berühmtesten Franzosenfresser. Durch L. Börne ist auch W. Menzel dazugekommen. Französisch. *1 Et es fransösch. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 92. Um zu sagen: es taugt nicht viel. *2 He sprekt fransch, wie de Kuh spansch. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 116. Frz.: Parler français comme une vache espagnole. (Lendroy, 1474.) Holl.: Hij kent Fransch, als eene koe Spaansch. (Harrebomée, I, 195.) Frass. 1 Der Frass bringt mehr vmb als das Schwert. – Lehmann, II, 62, 106; Henisch, 1184; Petri, II, 313; Eiselein, 178; Körte, 1481; Simrock, 2606. Engl.: Gluttony and drunkeness destroy more than the sword. Frz.: La gourmandise a tué plus de gens que l'épée. (Bohn I, 29.) It.: N' ammazza più la gola che la spada. (Bohn I, 111; Pazzaglia, 157, 1.) Span.: Mas mató cena, que sanó Avicena. (Cahier, 3311.) 2 Der frass kriegt nie volles vass. – Franck, II, 157a; Henisch, 1184; Petri, II, 87; Gruter, 1, 14; Sutor, 152. 3 Der Frass richt jhm mit den zehnen sein Grab zu. – Petri, II, 87; Simrock, 2607; Sailer, 158. Folge der Unmässigkeit. 4 Du solt dem frass nit nachgeben. – Tappius, 114b. 5 Ein Frass wird an zwei Tischen erzogen. 6 Ein voller Frass studirt nicht was. 7 En Frat wärt nitt gebuoren, hä wärt emaket. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 68, 80. 8 Es werd koan Frass gebohrn, er werd nur erzogn. – Zaupser, 89; Kirchhofer, 252. Gefrässigkeit wird als ein Fehler der Erziehung bezeichnet. 9 Fehlt der Frass dem Gaumen, dann sauget man am Daumen. 10 Frass ohne Mass lässt selten etwas Gutes in den Kopf. – Parömiakon, 2213. 11 Frass tödtet mehr, als des Feindes Heer. 12 Frass und Frauen sitzen beisammen im besten Vertrauen. – Parömiakon, 936. Ueberfüllung mit Speise und Trank fördert die Herrschaft der Begierden. 13 Frass und Völlerei sind des Teufels Gasterei. – Parömiakon, 1433. 14 Je grösser Frass, je gesprecher fass. – Henisch, 1184; Petri, II, 391. 15 Man sol dem Frass nicht nachgehen. – Lehmann, II, 74, 106. 16 Voller Frass studirt nicht was. Lat.: Pinguis venter non gignit sensum tenuem. (Philippi, II, 96.) *17 Er geht dem Frasse nach. Von einem Schmarotzer. Lat.: Mores in morem vivit. (Philippi, I, 265.) *18 In Frass und Quas leben. Fratschlergosche. * Es ist eine Fratschlergosche. – Idioticon Austr., 70. Von einem Weibe, die ein sehr loses Maul hat. – Eine Fratschlerin ist eine Frau, die Kleinhandel mit Küchengewächsen treibt; eine Hökerin. I kenn schon dein Fratschlergoschen. Du bist ein wahres Fratschlerweib. Fratscheln oder ausfratscheln = jemand auf listige, schlaue Weise ausforschen. Du wirst mich nicht ausfratscheln. Fratze. 1 Solche Fratzen kosten (vertragen) Batzen. – Parömiakon, 709; 2323. Es kostet Geld, leichtfertige Dirnen zu unterhalten. *2 A hoht an Frotze wie's berliner Stênpflaster. (Schles.) Von stark Pockennarbigen. Frau. 1 Alle Frauen sind Eva's Tochter. Dän.: Alle mandfolk ere Adams sönner og quindfolk Evæ døttre. (Prov. dan., 6.) 2 Alle Frauen sind gut. Die Engländer fügen boshaft hinzu: zu etwas oder nichts. (Reinsberg I, 59.) 3 Alte Frau – Liebe lau. In Bezug auf das Alter sagt der Spanier: Wähle die Frau nicht so alt, dass sie beim Essen mit dem Munde wackelt, noch so jung, dass sie nichts als schäkern will. Man weiss sich jedoch auch über ein etwas vorgeschrittenes Alter wegzusetzen. Der Italiener meint, im Dunkeln seien alle Frauen gleich, bei Nacht seien alle Kühe schwarz. Der Perser: Bei Nacht sehe ein Eselsfüllen wie ein Pfauhahn aus. Oder: Die Katze wie ein Marder, eine junge Aethiopierin wie eine Jungfrau des Paradieses. (Reinsberg I, 112.) Frz.: Les vieilles savent faire bonne soupe. (Cahier, 1808.) 4 Alte Frauen und Hühner, die täglich zwei Eier legen, sind seltene Vögel. Die Frauen sind nicht gern alt und der Mailänder empfiehlt, einer Frau ihre Jahre nicht nachzuzählen. (Reinsberg I, 4.) Dennoch behauptet Jochmann (Reliquien): „Die Frauen werden heutzutage früh alte Weiber und – die Männer dazu.“ Und V. Roqueplan beklagt die Nachtheile für den geselligen Umgang, dass es so wenig Frauen mehr gibt, die sich entschliessen, alte Frauen zu sein. 5 An einer Frau und an einer Mühle gibt's immer was zu basseln und zu flicken. – Eiselein, 180; Simrock, 2635. 6 An Frauen und Steuern ist kein Mangel. It.: Moglie, e malami non manciano mai. (Pazzaglia, 229, 7.) 7 An 're junge Frau und e Mühle gits immer z' verbessern. (Aargau.) – Schweiz, 184, 18. Holl.: Die een oud huis heeft en eene jonge vrouw, heeft werk genoeg. – Een jonge vrouw en molenrad, daaran ontbreekt gemeenlijk wat. (Harrebomée, II, 419 u. 420.) 8 Auch eine fromme Frau zeucht wol ein Hürlein. – Eiselein, 180. 9 Auf der Frauen Weinen und der Krämer Schwören muss ein kluger Mann nicht hören. Die Basken sagen: Man muss sich nicht auf eine Frau, die weint, verlassen. (Reinsberg I, 22.) 10 Auf eine Frau muss man immer eine Stunde warten. (S. 75.) Die Frauen stehen in dem Rufe, nie zur bestimmten Zeit fertig zu sein. In Toscana sagt man daher: Die Frauen sind Töchter des Zauderns. In Mailand: Warte einmal, warte zehnmal, immer kommt die Frau nachher. In Venetien: Wer mit einer Frau geht und einen Esel treibt, meint zu Mittag dort zu sein und kommt kaum zum Abendessen. (Reinsberg I, 8.) – Die Neugriechen haben das Sprichwort: Wann ist eine Frau flink? Am Sonnabend Abend. – Nur in dem einen Falle soll ihre Langsamkeit einem raschern Tempo weichen, nämlich wenn das Vergnügen naht. (S. Fest 25.) – Um zum Feste zu laufen, sagen die Sardinier, findet selbst die Träge Füsse. Eine Frau mit Geflecht, meinen die Venetier, sei ein Pferd mit Geschirr. (Reinsberg I, 8.) 11 Auss frommen1 Frawen werden Huren. – Gruter, III, 7; Lehmann, II, 36, 75. 1) Vielleicht aus frömmelnden. 12 Bei junger Frau und altem Wein ist es gut fröhlich sein. Holl.: Een jonge vrouw en oude wijn, die zijn bekwaam tot vrolijk zijn. (Harrebomée, II, 420.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/580
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [552]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/580>, abgerufen am 22.12.2024.