Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] Standpunkte einer höhern Cultur verdoppelt sich der Mensch, sodass er jetzt in und für sich selbst die Rolle des andern spielen kann." (L. Feuerbach, Wesen des Christenthums, Leipzig 1841, S. 102.) - Im besondern enthält das Sprichwort den Rechtsgrundsatz, dass jeder Angeklagte seine Unschuld darthun könne. Die Vertheidigung derselben ist stets von den gesittetsten Völkern als eine Sache betrachtet worden, die niemand, selbst nicht dem gröbsten Verbrecher verweigert werden dürfe. 8 Auf eine scharfe Frage gehört eine scharfe Antwort. 9 Auf eine solche Frage gehört eine solche Antwort. Jüd.-deutsch: Uf so e Kaschje gehört so e Teriz. (Tendlau, 133.) Holl.: Zoo vraag, zoo antwoord. (Harrebomee, II, 408.) 10 Auf schnelle Fragen gib langsam Antwort. - Winckler, XX, 92. Frz.: A prompte demande, reponse lente. (Cahier, 491.) Holl.: Op haastige vragen dient traag geantwoord. (Harrebomee, II, 408; Bohn I, 336.) 11 Auff eine gute frage gehört eine gute antwort. - Agricola II, 17. Frz.: A bon demandeur bon refuseur. (Leroux, II, 162.) 12 Dat is man en vör de Frag', säd' de Wert, un smet den Schoster to'n Haus h'raut. (Holst.) - Hoefer, 1126. 13 E Frag' es ke Klag'. (Henneberg.) - Frommann, II, 407, 7; für München: Firmenich, III, 516, 14. 14 Eene Froge es frigg, hadde jene Mann sägt, Frugge, sin jei'n Deiw? (Lippe.) Holl.: Het is maar eene vraag, boer, mag ik je dochter. (Harrebomee, II, 407.) 15 Eine Frage gibt die andere. - Scheidemünze, II, 65. 16 Ein Frage ist erlaubt. - Eiselein, 178. 17 Eine Frage steht frei. - Pistor., IX, 29; Eisenhart, 498; Simrock, 2580; Estor, II, 995; Hertius, 30; Nopitsch, 82. Hierüber sowie über andere Sprichwörter, welche vom Fragen handeln, vgl. Gedanken von der Freiheit in Fragen, von K. W. Nose (Frankfurt a. M. 1799). Eine Frage ist nur dann nicht übel zu deuten, wenn sie aus unschuldiger Absicht oder aus einem erlaubten Scherz geschieht; sie steht aber nicht frei, wenn sie aus verbotener Neugier entspringt oder wirklich etwas Beleidigendes und Ehrenrühriges enthält, weil es schon eine Beleidigung ist, wenn man anderer Ehre und Tugend auch nur einer Frage unterwirft. 18 Es gehört auf alle fragen nicht antwort. - Agricola II, 9; Henisch, 1189; Egenolff, 285a; Latendorf II, 13; Eiselein, 178; Simrock, 2593. Holl.: Eene verloren vraag is geen antwoord waardig. - Op alle vraag dient geen antwoord. (Harrebomee, II, 407.) - Tsijn vele woorde die gheen antwoort en hebben. (Tunn., 24, 3.) It.: Ogni parola non vuol risposta. Lat.: Non est omnium rerum reddenda ratio. (Philippi, II, 35.) - Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Fallersleben, 705.) 19 Es hat (braucht) nicht jede frag ein antwort. - Lehmann, 200, 14. 20 Es ist eine grosse Frage, was zuerst gewesen, der Hammer oder der Amboss. 21 Es ist eine subtile frag, ob die Hosen an Wammes hencken oder das Wammes an Hosen. - Lehmann, 738, 28. 22 Es ist noch manche Frage, die nicht ihre Antwort hat. - Simrock, 2595; Eiselein, 177. 23 Et get noch mehr as aan Frage (jüdisch: Schaale), uf die es kaan Tschuwe (Antwort) get. - Tendlau, 927. 24 Frag' gibt Folg' und Recht. - Graf, 415, 122. Vom alten Gerichtsverfahren. Der Richter stellte die Frage und forderte einen Schöffen zur Angabe dessen auf, was in diesem Falle Rechtens sei. Nachdem dieser gesprochen, fragte er, Wer dieser Ansicht beiträte. Das Ergebniss dieser Abstimmung war der Rechtsbescheid. 25 Frag vnd antwort lauten offt nicht gleich. - Henisch, 1189; Petri, II, 313. Lat.: Quaerenti propere danda est responsio lenta. 26 Frag vnd antwort sollen zusammen stimmen. - Lehmann, 200, 1. "Pilatus fragte die Hohenpriester und Schriftgelehrten über Jesum, was er Uebels gethan habe, worauf sie die tölpische Antwort gaben: Lass ihn kreuzigen." Kommt auch unter uns noch vor. Lat.: Responsio debet convenire interrogationi. (Lehmann, 200, 2.) [Spaltenumbruch] 27 Gute frag, gute antwort. - Henisch, 1188; Petri, II, 363; Lehmann, II, 133, 194. 28 Man sol auff all fragen nit antworten. - Franck, II, 192b; Henisch, 1189. In Bezug auf Sachen derart sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1829 - 31, VIII, 111): "Darüber können vernünftige Leute nicht urtheilen; diese Frage gehört vor das Tollhaus." 29 Närrische Frag', närrische Antwort. - Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 32; Simrock, 7417. 30 'Ne Froage is friy, hadde jünne Mann sagt, Frugge, siy ji ne Heckse? 31 Wer die Frage nicht versteht, der kann keinen richtige Antwort geben. It.: Chi mal intende peggio risponde. (Pazzaglia, 184, 2.) 32 Wie die frage, so ist auch die antwort. - Agricola II, 18; Lehmann, 200, 15; Petri, II, 790; Henisch, 1190; Körte, 1474; Siebenkees, 119. Dän.: God tiltale, god giensvar. (Prov. dan., 349.) Frz.: A beau jeu, beau retour. - A sotte demande, sotte reponse. - Telle demande, telle reponse. (Gaal, 478; Lendroy, 1307.) Lat.: Responsio secundum interrogationem intelligenda. (Binder II, 2965.) *33 Das ist ain frag in hailigen Gaist. - Agricola II, 26. *34 Das ist ain hohe frage. - Agricola II, 27. *35 Das ist aine rechte, feinn frage. - Agricola II, 30. *36 Das ist ausser Frage. *37 Das ist eine (offene) Frage. Holl.: Dat is de vraag. (Harrebomee, II, 407.) *38 Das ist keine Frage. *39 Das ist noch eine Frage. *40 Die frag gehört für die geleerten. - Agricola II, 29. *41 Die Frage ist mir zu hoch auffzulösen. - Agricola II, 28. *42 Einen zur strengen frag führen. - Zeytbuch, CCXXXVb. Ihn foltern. *43 Es ist noch eine grosse Frage. Die Sache ist zweifelhaft, ungewiss. Frägeln. Wer gern frägelt, schwatzt auch gern. - Simrock, 9344a. Fragen. 1 An vielem Fragen erkennt man einen Narren. "In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen. In der Gesellschaft erkennt man sie an dem vielen Fragen." It.: Chi troppo dimanda ha testa di matto. (Pazzaglia, 88, 3.) 2 Bärr lang frägt, gäet lang ärr. (Henneberg.) 3 Besser einmal fragen, als zweimal irre gehen. (Rottenburg.) 4 Besser zwyr gefragt, denn einmal vnrecht gethon. - Henisch, 1420; Petri, II, 40. 5 Das Fragen hat man umsonst. Dän.: Spörgsmaal koster intet. (Prov. dan., 527.) 6 De der fragt, will nicht geven. - Bueren, 304. 7 De fragt, will nicks geben. - Goldschmidt, 158. 8 De vel fragt, wart vel weis1. (Oldenburg.) - Bueren, 395; Firmenich, I, 232, 8; Eichwald, 561. 1) Gewahr, erfährt viel. 9 Der hat gut fragen, der die Antwort schon in der Tasche hat. - Scheidemünze, II, 192. 10 Der viel fragt, last sich auch fragen. - Franck, I, 78b; Gruter, I, 362. 11 Dorch Fro'n werd ma klugg, sagte der Bauer zum Pastor, woar dar Wein, dann Se hoit verschankt, immgeschloarner (verdorbener) Essig? (Schles.) Die Spitze ist gegen den Abendmahlswein gerichtet, wie er mitunter wol zu sein pflegt. 12 Drey fragen ainen maister. - Agricola II, 65. 13 Durch fragen, behalten, repetiren kompt man fort im studieren. - Henisch, 1189; Kirchhofer, 228. Lat.: Multa rogare, rogata tenere, retenta docere: haec tria discipulum faciunt superare magistrum. (Binder I, 1027; II, 1917; Gartner, 60; Philippi, I, 261; Seybold, 317.) 14 Durch Fragen wird man klug (aber unwerth). Siebenkees, 110; Beyer, I, 44; Gaal, 1479; Simrock, 2590; Nopitsch, 82; für Waldeck: Curtze, 334, 202; ostfriesisch bei Bueren, 196. Dän.: Hvo meget spör, bliver meget viis. (Prov. dan., 526.)
[Spaltenumbruch] Standpunkte einer höhern Cultur verdoppelt sich der Mensch, sodass er jetzt in und für sich selbst die Rolle des andern spielen kann.“ (L. Feuerbach, Wesen des Christenthums, Leipzig 1841, S. 102.) – Im besondern enthält das Sprichwort den Rechtsgrundsatz, dass jeder Angeklagte seine Unschuld darthun könne. Die Vertheidigung derselben ist stets von den gesittetsten Völkern als eine Sache betrachtet worden, die niemand, selbst nicht dem gröbsten Verbrecher verweigert werden dürfe. 8 Auf eine scharfe Frage gehört eine scharfe Antwort. 9 Auf eine solche Frage gehört eine solche Antwort. Jüd.-deutsch: Uf so e Kaschje gehört so e Teriz. (Tendlau, 133.) Holl.: Zoo vraag, zoo antwoord. (Harrebomée, II, 408.) 10 Auf schnelle Fragen gib langsam Antwort. – Winckler, XX, 92. Frz.: A prompte demande, réponse lente. (Cahier, 491.) Holl.: Op haastige vragen dient traag geantwoord. (Harrebomée, II, 408; Bohn I, 336.) 11 Auff eine gute frage gehört eine gute antwort. – Agricola II, 17. Frz.: A bon demandeur bon refuseur. (Leroux, II, 162.) 12 Dat is man ên vör de Frag', säd' de Wert, un smêt den Schôster tô'n Hûs h'rût. (Holst.) – Hoefer, 1126. 13 E Frag' es ke Klag'. (Henneberg.) – Frommann, II, 407, 7; für München: Firmenich, III, 516, 14. 14 Eene Froge es frigg, hadde jene Mann sägt, Frugge, sin jî'n Deiw? (Lippe.) Holl.: Het is maar eene vraag, boer, mag ik je dochter. (Harrebomée, II, 407.) 15 Eine Frage gibt die andere. – Scheidemünze, II, 65. 16 Ein Frage ist erlaubt. – Eiselein, 178. 17 Eine Frage steht frei. – Pistor., IX, 29; Eisenhart, 498; Simrock, 2580; Estor, II, 995; Hertius, 30; Nopitsch, 82. Hierüber sowie über andere Sprichwörter, welche vom Fragen handeln, vgl. Gedanken von der Freiheit in Fragen, von K. W. Nose (Frankfurt a. M. 1799). Eine Frage ist nur dann nicht übel zu deuten, wenn sie aus unschuldiger Absicht oder aus einem erlaubten Scherz geschieht; sie steht aber nicht frei, wenn sie aus verbotener Neugier entspringt oder wirklich etwas Beleidigendes und Ehrenrühriges enthält, weil es schon eine Beleidigung ist, wenn man anderer Ehre und Tugend auch nur einer Frage unterwirft. 18 Es gehört auf alle fragen nicht antwort. – Agricola II, 9; Henisch, 1189; Egenolff, 285a; Latendorf II, 13; Eiselein, 178; Simrock, 2593. Holl.: Eene verloren vraag is geen antwoord waardig. – Op alle vraag dient geen antwoord. (Harrebomée, II, 407.) – Tsijn vele woorde die gheen antwoort en hebben. (Tunn., 24, 3.) It.: Ogni parola non vuol risposta. Lat.: Non est omnium rerum reddenda ratio. (Philippi, II, 35.) – Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Fallersleben, 705.) 19 Es hat (braucht) nicht jede frag ein antwort. – Lehmann, 200, 14. 20 Es ist eine grosse Frage, was zuerst gewesen, der Hammer oder der Amboss. 21 Es ist eine subtile frag, ob die Hosen an Wammes hencken oder das Wammes an Hosen. – Lehmann, 738, 28. 22 Es ist noch manche Frage, die nicht ihre Antwort hat. – Simrock, 2595; Eiselein, 177. 23 Et get noch mehr as aan Frage (jüdisch: Scháale), uf die es kaan Tschuwe (Antwort) get. – Tendlau, 927. 24 Frag' gibt Folg' und Recht. – Graf, 415, 122. Vom alten Gerichtsverfahren. Der Richter stellte die Frage und forderte einen Schöffen zur Angabe dessen auf, was in diesem Falle Rechtens sei. Nachdem dieser gesprochen, fragte er, Wer dieser Ansicht beiträte. Das Ergebniss dieser Abstimmung war der Rechtsbescheid. 25 Frag vnd antwort lauten offt nicht gleich. – Henisch, 1189; Petri, II, 313. Lat.: Quaerenti propere danda est responsio lenta. 26 Frag vnd antwort sollen zusammen stimmen. – Lehmann, 200, 1. „Pilatus fragte die Hohenpriester und Schriftgelehrten über Jesum, was er Uebels gethan habe, worauf sie die tölpische Antwort gaben: Lass ihn kreuzigen.“ Kommt auch unter uns noch vor. Lat.: Responsio debet convenire interrogationi. (Lehmann, 200, 2.) [Spaltenumbruch] 27 Gute frag, gute antwort. – Henisch, 1188; Petri, II, 363; Lehmann, II, 133, 194. 28 Man sol auff all fragen nit antworten. – Franck, II, 192b; Henisch, 1189. In Bezug auf Sachen derart sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1829 – 31, VIII, 111): „Darüber können vernünftige Leute nicht urtheilen; diese Frage gehört vor das Tollhaus.“ 29 Närrische Frag', närrische Antwort. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 32; Simrock, 7417. 30 'Ne Froage is friy, hadde jünne Mann sagt, Frugge, siy ji ne Heckse? 31 Wer die Frage nicht versteht, der kann keinen richtige Antwort geben. It.: Chi mal intende peggio risponde. (Pazzaglia, 184, 2.) 32 Wie die frage, so ist auch die antwort. – Agricola II, 18; Lehmann, 200, 15; Petri, II, 790; Henisch, 1190; Körte, 1474; Siebenkees, 119. Dän.: God tiltale, god giensvar. (Prov. dan., 349.) Frz.: A beau jeu, beau retour. – A sotte demande, sotte réponse. – Telle demande, telle réponse. (Gaal, 478; Lendroy, 1307.) Lat.: Responsio secundum interrogationem intelligenda. (Binder II, 2965.) *33 Das ist ain frag in hailigen Gaist. – Agricola II, 26. *34 Das ist ain hohe frage. – Agricola II, 27. *35 Das ist aine rechte, feinn frage. – Agricola II, 30. *36 Das ist ausser Frage. *37 Das ist eine (offene) Frage. Holl.: Dat is de vraag. (Harrebomée, II, 407.) *38 Das ist keine Frage. *39 Das ist noch eine Frage. *40 Die frag gehört für die geleerten. – Agricola II, 29. *41 Die Frage ist mir zu hoch auffzulösen. – Agricola II, 28. *42 Einen zur strengen frag führen. – Zeytbuch, CCXXXVb. Ihn foltern. *43 Es ist noch eine grosse Frage. 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Standpunkte einer höhern Cultur verdoppelt sich der Mensch, sodass er jetzt in und für sich selbst die Rolle des andern spielen kann.“ (L. Feuerbach, Wesen des Christenthums, Leipzig 1841, S. 102.) – Im besondern enthält das Sprichwort den Rechtsgrundsatz, dass jeder Angeklagte seine Unschuld darthun könne. Die Vertheidigung derselben ist stets von den gesittetsten Völkern als eine Sache betrachtet worden, die niemand, selbst nicht dem gröbsten Verbrecher verweigert werden dürfe.
8 Auf eine scharfe Frage gehört eine scharfe Antwort.
9 Auf eine solche Frage gehört eine solche Antwort.
Jüd.-deutsch: Uf so e Kaschje gehört so e Teriz. (Tendlau, 133.)
Holl.: Zoo vraag, zoo antwoord. (Harrebomée, II, 408.)
10 Auf schnelle Fragen gib langsam Antwort. – Winckler, XX, 92.
Frz.: A prompte demande, réponse lente. (Cahier, 491.)
Holl.: Op haastige vragen dient traag geantwoord. (Harrebomée, II, 408; Bohn I, 336.)
11 Auff eine gute frage gehört eine gute antwort. – Agricola II, 17.
Frz.: A bon demandeur bon refuseur. (Leroux, II, 162.)
12 Dat is man ên vör de Frag', säd' de Wert, un smêt den Schôster tô'n Hûs h'rût. (Holst.) – Hoefer, 1126.
13 E Frag' es ke Klag'. (Henneberg.) – Frommann, II, 407, 7; für München: Firmenich, III, 516, 14.
14 Eene Froge es frigg, hadde jene Mann sägt, Frugge, sin jî'n Deiw? (Lippe.)
Holl.: Het is maar eene vraag, boer, mag ik je dochter. (Harrebomée, II, 407.)
15 Eine Frage gibt die andere. – Scheidemünze, II, 65.
16 Ein Frage ist erlaubt. – Eiselein, 178.
17 Eine Frage steht frei. – Pistor., IX, 29; Eisenhart, 498; Simrock, 2580; Estor, II, 995; Hertius, 30; Nopitsch, 82.
Hierüber sowie über andere Sprichwörter, welche vom Fragen handeln, vgl. Gedanken von der Freiheit in Fragen, von K. W. Nose (Frankfurt a. M. 1799). Eine Frage ist nur dann nicht übel zu deuten, wenn sie aus unschuldiger Absicht oder aus einem erlaubten Scherz geschieht; sie steht aber nicht frei, wenn sie aus verbotener Neugier entspringt oder wirklich etwas Beleidigendes und Ehrenrühriges enthält, weil es schon eine Beleidigung ist, wenn man anderer Ehre und Tugend auch nur einer Frage unterwirft.
18 Es gehört auf alle fragen nicht antwort. – Agricola II, 9; Henisch, 1189; Egenolff, 285a; Latendorf II, 13; Eiselein, 178; Simrock, 2593.
Holl.: Eene verloren vraag is geen antwoord waardig. – Op alle vraag dient geen antwoord. (Harrebomée, II, 407.) – Tsijn vele woorde die gheen antwoort en hebben. (Tunn., 24, 3.)
It.: Ogni parola non vuol risposta.
Lat.: Non est omnium rerum reddenda ratio. (Philippi, II, 35.) – Saepe carent multa responsis verbula stulta. (Fallersleben, 705.)
19 Es hat (braucht) nicht jede frag ein antwort. – Lehmann, 200, 14.
20 Es ist eine grosse Frage, was zuerst gewesen, der Hammer oder der Amboss.
21 Es ist eine subtile frag, ob die Hosen an Wammes hencken oder das Wammes an Hosen. – Lehmann, 738, 28.
22 Es ist noch manche Frage, die nicht ihre Antwort hat. – Simrock, 2595; Eiselein, 177.
23 Et get noch mehr as aan Frage (jüdisch: Scháale), uf die es kaan Tschuwe (Antwort) get. – Tendlau, 927.
24 Frag' gibt Folg' und Recht. – Graf, 415, 122.
Vom alten Gerichtsverfahren. Der Richter stellte die Frage und forderte einen Schöffen zur Angabe dessen auf, was in diesem Falle Rechtens sei. Nachdem dieser gesprochen, fragte er, Wer dieser Ansicht beiträte. Das Ergebniss dieser Abstimmung war der Rechtsbescheid.
25 Frag vnd antwort lauten offt nicht gleich. – Henisch, 1189; Petri, II, 313.
Lat.: Quaerenti propere danda est responsio lenta.
26 Frag vnd antwort sollen zusammen stimmen. – Lehmann, 200, 1.
„Pilatus fragte die Hohenpriester und Schriftgelehrten über Jesum, was er Uebels gethan habe, worauf sie die tölpische Antwort gaben: Lass ihn kreuzigen.“ Kommt auch unter uns noch vor.
Lat.: Responsio debet convenire interrogationi. (Lehmann, 200, 2.)
27 Gute frag, gute antwort. – Henisch, 1188; Petri, II, 363; Lehmann, II, 133, 194.
28 Man sol auff all fragen nit antworten. – Franck, II, 192b; Henisch, 1189.
In Bezug auf Sachen derart sagt Börne (Gesammelte Schriften, Hamburg 1829 – 31, VIII, 111): „Darüber können vernünftige Leute nicht urtheilen; diese Frage gehört vor das Tollhaus.“
29 Närrische Frag', närrische Antwort. – Gruter, III, 71; Lehmann, II, 432, 32; Simrock, 7417.
30 'Ne Froage is friy, hadde jünne Mann sagt, Frugge, siy ji ne Heckse?
31 Wer die Frage nicht versteht, der kann keinen richtige Antwort geben.
It.: Chi mal intende peggio risponde. (Pazzaglia, 184, 2.)
32 Wie die frage, so ist auch die antwort. – Agricola II, 18; Lehmann, 200, 15; Petri, II, 790; Henisch, 1190; Körte, 1474; Siebenkees, 119.
Dän.: God tiltale, god giensvar. (Prov. dan., 349.)
Frz.: A beau jeu, beau retour. – A sotte demande, sotte réponse. – Telle demande, telle réponse. (Gaal, 478; Lendroy, 1307.)
Lat.: Responsio secundum interrogationem intelligenda. (Binder II, 2965.)
*33 Das ist ain frag in hailigen Gaist. – Agricola II, 26.
*34 Das ist ain hohe frage. – Agricola II, 27.
*35 Das ist aine rechte, feinn frage. – Agricola II, 30.
*36 Das ist ausser Frage.
*37 Das ist eine (offene) Frage.
Holl.: Dat is de vraag. (Harrebomée, II, 407.)
*38 Das ist keine Frage.
*39 Das ist noch eine Frage.
*40 Die frag gehört für die geleerten. – Agricola II, 29.
*41 Die Frage ist mir zu hoch auffzulösen. – Agricola II, 28.
*42 Einen zur strengen frag führen. – Zeytbuch, CCXXXVb.
Ihn foltern.
*43 Es ist noch eine grosse Frage.
Die Sache ist zweifelhaft, ungewiss.
Frägeln.
Wer gern frägelt, schwatzt auch gern. – Simrock, 9344a.
Fragen.
1 An vielem Fragen erkennt man einen Narren.
„In den Hospitälern bemerkt man, dass die Narren vorzüglich gern Taback schnupfen. In der Gesellschaft erkennt man sie an dem vielen Fragen.“
It.: Chi troppo dimanda ha testa di matto. (Pazzaglia, 88, 3.)
2 Bärr lang frägt, gäet lang ärr. (Henneberg.)
3 Besser einmal fragen, als zweimal irre gehen. (Rottenburg.)
4 Besser zwyr gefragt, denn einmal vnrecht gethon. – Henisch, 1420; Petri, II, 40.
5 Das Fragen hat man umsonst.
Dän.: Spørgsmaal koster intet. (Prov. dan., 527.)
6 De der fragt, will nicht geven. – Bueren, 304.
7 De fragt, will nicks geben. – Goldschmidt, 158.
8 De vêl fragt, wart vêl wîs1. (Oldenburg.) – Bueren, 395; Firmenich, I, 232, 8; Eichwald, 561.
1) Gewahr, erfährt viel.
9 Der hat gut fragen, der die Antwort schon in der Tasche hat. – Scheidemünze, II, 192.
10 Der viel fragt, last sich auch fragen. – Franck, I, 78b; Gruter, I, 362.
11 Dorch Fro'n werd ma klugg, sagte der Bauer zum Pastor, woar dar Wein, dann Se hoit verschankt, immgeschloarner (verdorbener) Essig? (Schles.)
Die Spitze ist gegen den Abendmahlswein gerichtet, wie er mitunter wol zu sein pflegt.
12 Drey fragen ainen maister. – Agricola II, 65.
13 Durch fragen, behalten, repetiren kompt man fort im studieren. – Henisch, 1189; Kirchhofer, 228.
Lat.: Multa rogare, rogata tenere, retenta docere: haec tria discipulum faciunt superare magistrum. (Binder I, 1027; II, 1917; Gartner, 60; Philippi, I, 261; Seybold, 317.)
14 Durch Fragen wird man klug (aber unwerth).
Siebenkees, 110; Beyer, I, 44; Gaal, 1479; Simrock, 2590; Nopitsch, 82; für Waldeck: Curtze, 334, 202; ostfriesisch bei Bueren, 196.
Dän.: Hvo meget spør, bliver meget viis. (Prov. dan., 526.)
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