Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *2 'S Födlech1 volla Scholda ha. - Tobler, 197. 1) Auch Födla, Füdli, Fütlein; Mehrzahl: Födlecher. - Tief in Schulden stecken. Föen (auch fäuen, föden = sich füttern, gedeihen). Du föst di, as de Buer üm Sünte Märten1. (Westf.) 1) Sanct-Martin. Fohlen. 1 Am Fohlen erkennt man das Pferd. Man sieht, was aus ihm werden wird, oder auch was die sind, von denen es abstammt. Diesen Sinn hat auch ein spanisches Sprichwort. (Vgl. Reinsberg VII, 37.) 2 Auss den klattrigen Fahlen werden die schönste Hengst. - Lehmann, II, 31, 58; Simrock, 2576; Reinsberg VII, 38. 3 Das Fohlen wird faul, wenn es geht mit dem alten Gaul. 4 De rugste (klattrigen) Falen werden (gevt) de beste (glattste) Perde. (Ostfries.) - Firmenich, I, 233, 57; Eichwald, 461; Schütze, III, 319; Köster, 250. Junge, offene, muntere Kinder gerathen besser als junge, glatte Heuchler. 5 Es ist ein schlechtes Fohlen, das nicht einen Schwengel zerschlagen hat. - Reinsberg VII, 70. 6 Es ist oft das beste Fohlen, das die Halfter zerreisst. - Winckler, IX, 7. 7 Man kan ken Fole im Erse beholen. - Richey, 51. Es wird einem alles abgezwackt. 8 Man muss kein Fohlen reiten und seine Frau nicht loben, dass es andere hören. *9 He hett en Fahl uptagen, de em vör de Schene1 sleit. - Eichwald, 462. 1) Schienbein. Föhn. Der Föhn1 macht das Wetter schön; wenn er vergohd, fällt er ins Koth. (Luzern.) 1) Südwind, besonders der, welcher den Schnee im Frühling plötzlich auflöst. In Bündten sagt man Pfön, Tobler (48) schreibt Pfähn, in Glarus Fün. (Stalder, I, 390.) Ueber die Etymologie des Worts vgl. Weigand, Wb., II, 357, und Grimm, III, 1869. In einer Predigt des Balthasar Philgus vom Windsturm lautet das Sprichwort nach Frisch, I, 285a: Die Pföhn macht schön, wenn sie vergaht, fällt sie ins Kaht. Föhringer. Di gud Ferrang sin iarst Wiif sliawart, jü öödar reampt, jü trad leat ham me't nagalt Luragh gung. (Föhr.) - Johansen, 66. Des guten Föhringers erste Frau machte lange Stiche (wenn sie ihres Mannes Kleider flickte), die zweite noch längere, die dritte liess ihn mit blossem Schenkel (Lende) laufen. Folge. 1 Die schlimmen Folgen kommen nach. Frz.: Au bout du fosse la culbute. (Cahier, 754.) 2 Wer die meiste Folge hat, behält das Urtheil. - Graf, 415, 126. Einfache Mehrheit bestimmt das Urtheil. *3 Das kann Folgen haben. Holl.: Die zaak kan gevolgen hebben. (Harrebomee, I, 234.) Folgen. 1 Folg, so bistu selig. - Franck, I, 35a; Simrock, 2577; Körte, 1463. 2 Folge der Noth, willst du nicht, so musst du doch. 3 'T ene folget aut'n annern, as 't Kalw ut'r Koh. (Münster.) - Frommann, VI, 428, 117; hochdeutsch bei Simrock, 5372a; Reinsberg VII, 8. 4 Wer nicht folgen will der Seinen Rath, der gehe zuletzt den Galgenpfad. - Lehmann, II, 857, 212. 5 Wer nicht folgen will, muss fühlen. - Struve, II, 34. 6 Wer nit folgen wil den seinen, der esse zuletzt mit den Schweinen (oder: esse mit Anderleutens Schweinen). - Gruter, III, 108; Lehmann, II, 875, 211; Schmitz, 184, 21. 7 Wer selber folgt, ist leicht zu ziehen. Dän.: Den er snart dragen som hopper selv med. (Prov. dan., 118.) *8 Er folgt ihm wie der Hund dem Hasen. Wenn man jemandes Spur nachgeht, ihn spionsweise beobachtet. *9 Er folgt ihm, wie der Schatten dem Körper. Wer einem andern nicht von der Seite geht. [Spaltenumbruch] *10 Er will nicht folgen. - Agricola I, 221. Von denen früher gebraucht, die guten Rath verschmähen. Foliant. 1 Folianten, Quartanten und Tanten sind eine langweilige Gesellschaft. "Folianten bilden Gelehrte, Broschüren Menschen." (L. Weckherlin im Grauen Ungeheuer.) *2 Folianten gehören nicht zu seinen Verwandten. Er ist kein Freund des ernsten Studirens. Folkspott. Alles es gued in 'n Folkspot1, mär2 niene3 witte Fiksebounen4, hadde de gneädige Frau saght. (Hagen.) - Frommann, III, 263, 84. 1) Folk = Gesinde; Folkspot = Topf für das Gesinde, Gesindetisch. 2) Aber, nur. 3) Keine. 4) Fikse-, Fitze- Fisebonen, d. i. die gefeset werden müssen, um sie grün (mit den Schoten) zu essen. Folter. 1 Die Folter macht aus zweimal drei sieben. Keppler's Mutter, die man in Verdacht hatte, eine Hexe zu sein, erklärte, als man ihr die Marterwerkzeuge zeigte: "Unter diesen Martern würde ich mich wol als Hexe bekennen, aber trotzdem würde es doch nur eine Lüge sein." (Arago's Werke, Leipzig 1855, III, 166.) *2 Auf der Folter sein. Grosse Marter, Pein und Angst ausstehen. Entlehnt von den Marterwerkzeugen früherer Gerichtsbarkeit. *3 Einen auf die Folter spannen. Folterseil. Sich selbst ans Folterseil begeben. - Henisch, 1172. Foppen. 1 Wer andere foppt, kommt auch an die Reihe. 2 Wer foppt, wird wiedergefoppt. - Gaal, 477. "Die in der Absicht ausgehen, andere zu foppen, kommen oft selbst, ohne es zu wissen, gefoppt zurück." (Welt und Zeit, V, 206.) *3 Fopp du einen Bauern, er schenkt dir eine Kuh. (Steiermark.) Fordern. 1 Et is better en Stücke af 'e foddert, osse' stollen. (Waldeck.) - Curtze, 351, 463. 2 Födern un Beien maket Kaplüe (Kaufleute). - Schambach, 330; Graf, 259, 196. Fordern und Bieten macht Kaufleute. Die Uebereinstimmung bei jedem einzelnen Kaufsgeschäft ist durch Nachfrage und Angebot bedingt. 3 Forder vil, oder was vnrecht, so gedeihet dir recht. - Frank, II, 37a. 4 Man fordert auch die Wehre. - Graf, 511, 190; Normann, 135, 107. Beiträge zu den gemeinen Lasten, zu denen jeder nach Massgabe seines Grundbesitzes beitragen musste. 5 Man muss nicht von andern fordern, was man selbst verweigern würde. 6 Wer andere fordert, muss sich selbst stellen. - Scheidemünze, II, 191. 7 Wer nicht dreist fordert, bekommt nichts. Die Russen sagen: Fordern kann man ein Pfund, aber man mag sich freuen, wenn man den zehnten Theil eines Pfundes erhält. (Altmann V.) It.: A rifiutar insegna, chi con timor dimanda. (Pazzaglia, 94, 1.) 8 Wer nichts fordert als das Seine, thut nicht unrecht. Frz.: Demander le sien, n'est pas trop exiger. (Cahier, 494.) 9 Wer zu viel fordert, dem wird viel verweigert. Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. (Cahier, 495.) 10 Zu fordern stehet jedem frei. Er muss sich aber auch das Abschlagen und Verweigern gefallen lassen. Fördern. 1 Was man nicht fördern kann, soll man doch nicht hindern. Slow.: Ce ne mo?es pomagati, saj ne zaviraj. 2 Wer fördern will eines andern Karr vnd hindert sich, der ist ein Narr. - Petri, II, 708. 3 Wer nicht fördert, hindert genug. Holl.: Hij hindert wael, die niet ghehelpen en can. (Tunn., 14, 1.) Lat.: Ille nocet facile qui nescit valde prodesse. (Fallersleben, 395.) Forelle. 1 Es waren nicht nur Forellen in Petri Netz, sondern auch Stockfische. - Parömiakon, 91. Forellen wol überhaupt nicht. Die Natur hat kein Einerlei gewollt; es ist thöricht, wenn jemand alles über einen Leisten gemacht haben will.
[Spaltenumbruch] *2 'S Födlech1 volla Scholda hâ. – Tobler, 197. 1) Auch Födla, Füdli, Fütlîn; Mehrzahl: Födlecher. – Tief in Schulden stecken. Föen (auch fäuen, föden = sich füttern, gedeihen). Du föst di, as de Buer üm Sünte Märten1. (Westf.) 1) Sanct-Martin. Fohlen. 1 Am Fohlen erkennt man das Pferd. Man sieht, was aus ihm werden wird, oder auch was die sind, von denen es abstammt. Diesen Sinn hat auch ein spanisches Sprichwort. (Vgl. Reinsberg VII, 37.) 2 Auss den klattrigen Fahlen werden die schönste Hengst. – Lehmann, II, 31, 58; Simrock, 2576; Reinsberg VII, 38. 3 Das Fohlen wird faul, wenn es geht mit dem alten Gaul. 4 De rugste (klattrigen) Fâlen werden (gevt) de beste (glattste) Perde. (Ostfries.) – Firmenich, I, 233, 57; Eichwald, 461; Schütze, III, 319; Köster, 250. Junge, offene, muntere Kinder gerathen besser als junge, glatte Heuchler. 5 Es ist ein schlechtes Fohlen, das nicht einen Schwengel zerschlagen hat. – Reinsberg VII, 70. 6 Es ist oft das beste Fohlen, das die Halfter zerreisst. – Winckler, IX, 7. 7 Man kan kên Fôle im Èrse beholen. – Richey, 51. Es wird einem alles abgezwackt. 8 Man muss kein Fohlen reiten und seine Frau nicht loben, dass es andere hören. *9 He hett en Fahl uptagen, de em vör de Schene1 sleit. – Eichwald, 462. 1) Schienbein. Föhn. Der Föhn1 macht das Wetter schön; wenn er vergohd, fällt er ins Koth. (Luzern.) 1) Südwind, besonders der, welcher den Schnee im Frühling plötzlich auflöst. In Bündten sagt man Pfön, Tobler (48) schreibt Pfähn, in Glarus Fün. (Stalder, I, 390.) Ueber die Etymologie des Worts vgl. Weigand, Wb., II, 357, und Grimm, III, 1869. In einer Predigt des Balthasar Philgus vom Windsturm lautet das Sprichwort nach Frisch, I, 285a: Die Pföhn macht schön, wenn sie vergaht, fällt sie ins Kaht. Föhringer. Di gud Ferrang sin iarst Wiif sliawart, jü öödar reampt, jü trâd leat ham me't nâgalt Luragh gung. (Föhr.) – Johansen, 66. Des guten Föhringers erste Frau machte lange Stiche (wenn sie ihres Mannes Kleider flickte), die zweite noch längere, die dritte liess ihn mit blossem Schenkel (Lende) laufen. Folge. 1 Die schlimmen Folgen kommen nach. Frz.: Au bout du fossé la culbute. (Cahier, 754.) 2 Wer die meiste Folge hat, behält das Urtheil. – Graf, 415, 126. Einfache Mehrheit bestimmt das Urtheil. *3 Das kann Folgen haben. Holl.: Die zaak kan gevolgen hebben. (Harrebomée, I, 234.) Folgen. 1 Folg, so bistu selig. – Franck, I, 35a; Simrock, 2577; Körte, 1463. 2 Folge der Noth, willst du nicht, so musst du doch. 3 'T êne folget ût'n annern, as 't Kalw ut'r Kôh. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 117; hochdeutsch bei Simrock, 5372a; Reinsberg VII, 8. 4 Wer nicht folgen will der Seinen Rath, der gehe zuletzt den Galgenpfad. – Lehmann, II, 857, 212. 5 Wer nicht folgen will, muss fühlen. – Struve, II, 34. 6 Wer nit folgen wil den seinen, der esse zuletzt mit den Schweinen (oder: esse mit Anderleutens Schweinen). – Gruter, III, 108; Lehmann, II, 875, 211; Schmitz, 184, 21. 7 Wer selber folgt, ist leicht zu ziehen. Dän.: Den er snart dragen som hopper selv med. (Prov. dan., 118.) *8 Er folgt ihm wie der Hund dem Hasen. Wenn man jemandes Spur nachgeht, ihn spionsweise beobachtet. *9 Er folgt ihm, wie der Schatten dem Körper. Wer einem andern nicht von der Seite geht. [Spaltenumbruch] *10 Er will nicht folgen. – Agricola I, 221. Von denen früher gebraucht, die guten Rath verschmähen. Foliant. 1 Folianten, Quartanten und Tanten sind eine langweilige Gesellschaft. „Folianten bilden Gelehrte, Broschüren Menschen.“ (L. Weckherlin im Grauen Ungeheuer.) *2 Folianten gehören nicht zu seinen Verwandten. Er ist kein Freund des ernsten Studirens. Folkspott. Alles es gued in 'n Folkspot1, mär2 niene3 witte Fiksebounen4, hadde de gneädige Frau saght. (Hagen.) – Frommann, III, 263, 84. 1) Folk = Gesinde; Folkspot = Topf für das Gesinde, Gesindetisch. 2) Aber, nur. 3) Keine. 4) Fikse-, Fitze- Fisebônen, d. i. die gefeset werden müssen, um sie grün (mit den Schoten) zu essen. Folter. 1 Die Folter macht aus zweimal drei sieben. Keppler's Mutter, die man in Verdacht hatte, eine Hexe zu sein, erklärte, als man ihr die Marterwerkzeuge zeigte: „Unter diesen Martern würde ich mich wol als Hexe bekennen, aber trotzdem würde es doch nur eine Lüge sein.“ (Arago's Werke, Leipzig 1855, III, 166.) *2 Auf der Folter sein. Grosse Marter, Pein und Angst ausstehen. Entlehnt von den Marterwerkzeugen früherer Gerichtsbarkeit. *3 Einen auf die Folter spannen. Folterseil. Sich selbst ans Folterseil begeben. – Henisch, 1172. Foppen. 1 Wer andere foppt, kommt auch an die Reihe. 2 Wer foppt, wird wiedergefoppt. – Gaal, 477. „Die in der Absicht ausgehen, andere zu foppen, kommen oft selbst, ohne es zu wissen, gefoppt zurück.“ (Welt und Zeit, V, 206.) *3 Fopp du einen Bauern, er schenkt dir eine Kuh. (Steiermark.) Fordern. 1 Et is better en Stücke af 'e foddert, osse' stollen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 463. 2 Födern un Beien mâket Kâplüe (Kaufleute). – Schambach, 330; Graf, 259, 196. Fordern und Bieten macht Kaufleute. Die Uebereinstimmung bei jedem einzelnen Kaufsgeschäft ist durch Nachfrage und Angebot bedingt. 3 Forder vil, oder was vnrecht, so gedeihet dir recht. – Frank, II, 37a. 4 Man fordert auch die Wehre. – Graf, 511, 190; Normann, 135, 107. Beiträge zu den gemeinen Lasten, zu denen jeder nach Massgabe seines Grundbesitzes beitragen musste. 5 Man muss nicht von andern fordern, was man selbst verweigern würde. 6 Wer andere fordert, muss sich selbst stellen. – Scheidemünze, II, 191. 7 Wer nicht dreist fordert, bekommt nichts. Die Russen sagen: Fordern kann man ein Pfund, aber man mag sich freuen, wenn man den zehnten Theil eines Pfundes erhält. (Altmann V.) It.: A rifiutar insegna, chi con timor dimanda. (Pazzaglia, 94, 1.) 8 Wer nichts fordert als das Seine, thut nicht unrecht. Frz.: Demander le sien, n'est pas trop exiger. (Cahier, 494.) 9 Wer zu viel fordert, dem wird viel verweigert. Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. (Cahier, 495.) 10 Zu fordern stehet jedem frei. Er muss sich aber auch das Abschlagen und Verweigern gefallen lassen. Fördern. 1 Was man nicht fördern kann, soll man doch nicht hindern. Slow.: Ce ne mo?eš pomagati, saj ne zaviraj. 2 Wer fördern will eines andern Karr vnd hindert sich, der ist ein Narr. – Petri, II, 708. 3 Wer nicht fördert, hindert genug. Holl.: Hij hindert wael, die niet ghehelpen en can. (Tunn., 14, 1.) Lat.: Ille nocet facile qui nescit valde prodesse. (Fallersleben, 395.) Forelle. 1 Es waren nicht nur Forellen in Petri Netz, sondern auch Stockfische. – Parömiakon, 91. Forellen wol überhaupt nicht. Die Natur hat kein Einerlei gewollt; es ist thöricht, wenn jemand alles über einen Leisten gemacht haben will.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0572" n="[544]"/><cb n="1087"/> *2 'S Födlech<hi rendition="#sup">1</hi> volla Scholda hâ.</hi> – <hi rendition="#i">Tobler, 197.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Auch Födla, Füdli, Fütlîn; Mehrzahl: Födlecher. – Tief in Schulden stecken.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head><hi rendition="#b">Föen</hi> (auch fäuen, föden = sich füttern, gedeihen).</head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Du föst di, as de Buer üm Sünte Märten<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Westf.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Sanct-Martin.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fohlen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Am Fohlen erkennt man das Pferd.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Man sieht, was aus ihm werden wird, oder auch was die sind, von denen es abstammt. Diesen Sinn hat auch ein spanisches Sprichwort. (Vgl. <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 37.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auss den klattrigen Fahlen werden die schönste Hengst.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 31, 58; Simrock, 2576; Reinsberg VII, 38.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Das Fohlen wird faul, wenn es geht mit dem alten Gaul.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 De rugste (klattrigen) Fâlen werden (gevt) de beste (glattste) Perde.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) – <hi rendition="#i">Firmenich, I, 233, 57; Eichwald, 461; Schütze, III, 319; Köster, 250.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Junge, offene, muntere Kinder gerathen besser als junge, glatte Heuchler.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Es ist ein schlechtes Fohlen, das nicht einen Schwengel zerschlagen hat.</hi> – <hi rendition="#i">Reinsberg VII, 70.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist oft das beste Fohlen, das die Halfter zerreisst.</hi> – <hi rendition="#i">Winckler, IX, 7.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Man kan kên Fôle im Èrse beholen.</hi> – <hi rendition="#i">Richey, 51.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Es wird einem alles abgezwackt.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Man muss kein Fohlen reiten und seine Frau nicht loben, dass es andere hören.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 He hett en Fahl uptagen, de em vör de Schene<hi rendition="#sup">1</hi> sleit.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 462.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Schienbein.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Föhn.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Föhn<hi rendition="#sup">1</hi> macht das Wetter schön; wenn er vergohd, fällt er ins Koth.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Südwind, besonders der, welcher den Schnee im Frühling plötzlich auflöst. In Bündten sagt man Pfön, <hi rendition="#i">Tobler (48)</hi> schreibt Pfähn, in Glarus Fün. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 390.</hi>) Ueber die Etymologie des Worts vgl. <hi rendition="#i">Weigand, Wb., II, 357,</hi> und <hi rendition="#i">Grimm, III, 1869.</hi> In einer Predigt des Balthasar Philgus vom Windsturm lautet das Sprichwort nach <hi rendition="#i">Frisch, I, 285<hi rendition="#sup">a</hi></hi>: Die Pföhn macht schön, wenn sie vergaht, fällt sie ins Kaht.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Föhringer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Di gud Ferrang sin iarst Wiif sliawart, jü öödar reampt, jü trâd leat ham me't nâgalt Luragh gung.</hi> (<hi rendition="#i">Föhr.</hi>) – <hi rendition="#i">Johansen, 66.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Des guten Föhringers erste Frau machte lange Stiche (wenn sie ihres Mannes Kleider flickte), die zweite noch längere, die dritte liess ihn mit blossem Schenkel (Lende) laufen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Folge.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die schlimmen Folgen kommen nach.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Au bout du fossé la culbute. (<hi rendition="#i">Cahier, 754.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer die meiste Folge hat, behält das Urtheil.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 415, 126.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Einfache Mehrheit bestimmt das Urtheil.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Das kann Folgen haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die zaak kan gevolgen hebben. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 234.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Folgen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Folg, so bistu selig.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 35<hi rendition="#sup">a</hi>; Simrock, 2577; Körte, 1463.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Folge der Noth, willst du nicht, so musst du doch.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 'T êne folget ût'n annern, as 't Kalw ut'r Kôh.</hi> (<hi rendition="#i">Münster.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, VI, 428, 117;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 5372<hi rendition="#sup">a</hi>; Reinsberg VII, 8.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Wer nicht folgen will der Seinen Rath, der gehe zuletzt den Galgenpfad.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 857, 212.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Wer nicht folgen will, muss fühlen.</hi> – <hi rendition="#i">Struve, II, 34.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer nit folgen wil den seinen, der esse zuletzt mit den Schweinen (oder: esse mit Anderleutens Schweinen).</hi> – <hi rendition="#i">Gruter, III, 108; Lehmann, II, 875, 211; Schmitz, 184, 21.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer selber folgt, ist leicht zu ziehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den er snart dragen som hopper selv med. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 118.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*8 Er folgt ihm wie der Hund dem Hasen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn man jemandes Spur nachgeht, ihn spionsweise beobachtet.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*9 Er folgt ihm, wie der Schatten dem Körper.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wer einem andern nicht von der Seite geht.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><cb n="1088"/> *10 Er will nicht folgen.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola I, 221.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von denen früher gebraucht, die guten Rath verschmähen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Foliant.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Folianten, Quartanten und Tanten sind eine langweilige Gesellschaft.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">„Folianten bilden Gelehrte, Broschüren Menschen.“ (<hi rendition="#i">L. Weckherlin im Grauen Ungeheuer.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Folianten gehören nicht zu seinen Verwandten.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er ist kein Freund des ernsten Studirens.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Folkspott.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Alles es gued in 'n Folkspot<hi rendition="#sup">1</hi>, mär<hi rendition="#sup">2</hi> niene<hi rendition="#sup">3</hi> witte Fiksebounen<hi rendition="#sup">4</hi>, hadde de gneädige Frau saght.</hi> (<hi rendition="#i">Hagen.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, III, 263, 84.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Folk = Gesinde; Folkspot = Topf für das Gesinde, Gesindetisch.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Aber, nur.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">3</hi>) Keine.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">4</hi>) Fikse-, Fitze- Fisebônen, d. i. die gefeset werden müssen, um sie grün (mit den Schoten) zu essen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Folter.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Folter macht aus zweimal drei sieben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Keppler's Mutter, die man in Verdacht hatte, eine Hexe zu sein, erklärte, als man ihr die Marterwerkzeuge zeigte: „Unter diesen Martern würde ich mich wol als Hexe bekennen, aber trotzdem würde es doch nur eine Lüge sein.“ (<hi rendition="#i">Arago's Werke, Leipzig 1855, III, 166.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Auf der Folter sein.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Grosse Marter, Pein und Angst ausstehen. Entlehnt von den Marterwerkzeugen früherer Gerichtsbarkeit.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Einen auf die Folter spannen.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Folterseil.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Sich selbst ans Folterseil begeben.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 1172.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Foppen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Wer andere foppt, kommt auch an die Reihe.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer foppt, wird wiedergefoppt.</hi> – <hi rendition="#i">Gaal, 477.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Die in der Absicht ausgehen, andere zu foppen, kommen oft selbst, ohne es zu wissen, gefoppt zurück.“ (<hi rendition="#i">Welt und Zeit, V, 206.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Fopp du einen Bauern, er schenkt dir eine Kuh.</hi> (<hi rendition="#i">Steiermark.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fordern.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Et is better en Stücke af 'e foddert, osse' stollen.</hi> (<hi rendition="#i">Waldeck.</hi>) – <hi rendition="#i">Curtze, 351, 463.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Födern un Beien mâket Kâplüe (Kaufleute).</hi> – <hi rendition="#i">Schambach, 330; Graf, 259, 196.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Fordern und Bieten macht Kaufleute. Die Uebereinstimmung bei jedem einzelnen Kaufsgeschäft ist durch Nachfrage und Angebot bedingt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Forder vil, oder was vnrecht, so gedeihet dir recht.</hi> – <hi rendition="#i">Frank, II, 37<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Man fordert auch die Wehre.</hi> – <hi rendition="#i">Graf, 511, 190; Normann, 135, 107.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Beiträge zu den gemeinen Lasten, zu denen jeder nach Massgabe seines Grundbesitzes beitragen musste.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Man muss nicht von andern fordern, was man selbst verweigern würde.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer andere fordert, muss sich selbst stellen.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 191.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Wer nicht dreist fordert, bekommt nichts.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Russen sagen: Fordern kann man ein Pfund, aber man mag sich freuen, wenn man den zehnten Theil eines Pfundes erhält. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: A rifiutar insegna, chi con timor dimanda. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 94, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer nichts fordert als das Seine, thut nicht unrecht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Demander le sien, n'est pas trop exiger. (<hi rendition="#i">Cahier, 494.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wer zu viel fordert, dem wird viel verweigert.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: A beau demandeur, beau refuseur. (<hi rendition="#i">Cahier, 495.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Zu fordern stehet jedem frei.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er muss sich aber auch das Abschlagen und Verweigern gefallen lassen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Fördern.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Was man nicht fördern kann, soll man doch nicht hindern.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Slow.</hi>: Ce ne mo?eš pomagati, saj ne zaviraj.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wer fördern will eines andern Karr vnd hindert sich, der ist ein Narr.</hi> – <hi rendition="#i">Petri, II, 708.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Wer nicht fördert, hindert genug.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij hindert wael, die niet ghehelpen en can. (<hi rendition="#i">Tunn., 14, 1.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ille nocet facile qui nescit valde prodesse. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 395.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Forelle.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es waren nicht nur Forellen in Petri Netz, sondern auch Stockfische.</hi> – <hi rendition="#i">Parömiakon, 91.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Forellen wol überhaupt nicht. Die Natur hat kein Einerlei gewollt; es ist thöricht, wenn jemand alles über einen Leisten gemacht haben will.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[544]/0572]
*2 'S Födlech1 volla Scholda hâ. – Tobler, 197.
1) Auch Födla, Füdli, Fütlîn; Mehrzahl: Födlecher. – Tief in Schulden stecken.
Föen (auch fäuen, föden = sich füttern, gedeihen).
Du föst di, as de Buer üm Sünte Märten1. (Westf.)
1) Sanct-Martin.
Fohlen.
1 Am Fohlen erkennt man das Pferd.
Man sieht, was aus ihm werden wird, oder auch was die sind, von denen es abstammt. Diesen Sinn hat auch ein spanisches Sprichwort. (Vgl. Reinsberg VII, 37.)
2 Auss den klattrigen Fahlen werden die schönste Hengst. – Lehmann, II, 31, 58; Simrock, 2576; Reinsberg VII, 38.
3 Das Fohlen wird faul, wenn es geht mit dem alten Gaul.
4 De rugste (klattrigen) Fâlen werden (gevt) de beste (glattste) Perde. (Ostfries.) – Firmenich, I, 233, 57; Eichwald, 461; Schütze, III, 319; Köster, 250.
Junge, offene, muntere Kinder gerathen besser als junge, glatte Heuchler.
5 Es ist ein schlechtes Fohlen, das nicht einen Schwengel zerschlagen hat. – Reinsberg VII, 70.
6 Es ist oft das beste Fohlen, das die Halfter zerreisst. – Winckler, IX, 7.
7 Man kan kên Fôle im Èrse beholen. – Richey, 51.
Es wird einem alles abgezwackt.
8 Man muss kein Fohlen reiten und seine Frau nicht loben, dass es andere hören.
*9 He hett en Fahl uptagen, de em vör de Schene1 sleit. – Eichwald, 462.
1) Schienbein.
Föhn.
Der Föhn1 macht das Wetter schön; wenn er vergohd, fällt er ins Koth. (Luzern.)
1) Südwind, besonders der, welcher den Schnee im Frühling plötzlich auflöst. In Bündten sagt man Pfön, Tobler (48) schreibt Pfähn, in Glarus Fün. (Stalder, I, 390.) Ueber die Etymologie des Worts vgl. Weigand, Wb., II, 357, und Grimm, III, 1869. In einer Predigt des Balthasar Philgus vom Windsturm lautet das Sprichwort nach Frisch, I, 285a: Die Pföhn macht schön, wenn sie vergaht, fällt sie ins Kaht.
Föhringer.
Di gud Ferrang sin iarst Wiif sliawart, jü öödar reampt, jü trâd leat ham me't nâgalt Luragh gung. (Föhr.) – Johansen, 66.
Des guten Föhringers erste Frau machte lange Stiche (wenn sie ihres Mannes Kleider flickte), die zweite noch längere, die dritte liess ihn mit blossem Schenkel (Lende) laufen.
Folge.
1 Die schlimmen Folgen kommen nach.
Frz.: Au bout du fossé la culbute. (Cahier, 754.)
2 Wer die meiste Folge hat, behält das Urtheil. – Graf, 415, 126.
Einfache Mehrheit bestimmt das Urtheil.
*3 Das kann Folgen haben.
Holl.: Die zaak kan gevolgen hebben. (Harrebomée, I, 234.)
Folgen.
1 Folg, so bistu selig. – Franck, I, 35a; Simrock, 2577; Körte, 1463.
2 Folge der Noth, willst du nicht, so musst du doch.
3 'T êne folget ût'n annern, as 't Kalw ut'r Kôh. (Münster.) – Frommann, VI, 428, 117; hochdeutsch bei Simrock, 5372a; Reinsberg VII, 8.
4 Wer nicht folgen will der Seinen Rath, der gehe zuletzt den Galgenpfad. – Lehmann, II, 857, 212.
5 Wer nicht folgen will, muss fühlen. – Struve, II, 34.
6 Wer nit folgen wil den seinen, der esse zuletzt mit den Schweinen (oder: esse mit Anderleutens Schweinen). – Gruter, III, 108; Lehmann, II, 875, 211; Schmitz, 184, 21.
7 Wer selber folgt, ist leicht zu ziehen.
Dän.: Den er snart dragen som hopper selv med. (Prov. dan., 118.)
*8 Er folgt ihm wie der Hund dem Hasen.
Wenn man jemandes Spur nachgeht, ihn spionsweise beobachtet.
*9 Er folgt ihm, wie der Schatten dem Körper.
Wer einem andern nicht von der Seite geht.
*10 Er will nicht folgen. – Agricola I, 221.
Von denen früher gebraucht, die guten Rath verschmähen.
Foliant.
1 Folianten, Quartanten und Tanten sind eine langweilige Gesellschaft.
„Folianten bilden Gelehrte, Broschüren Menschen.“ (L. Weckherlin im Grauen Ungeheuer.)
*2 Folianten gehören nicht zu seinen Verwandten.
Er ist kein Freund des ernsten Studirens.
Folkspott.
Alles es gued in 'n Folkspot1, mär2 niene3 witte Fiksebounen4, hadde de gneädige Frau saght. (Hagen.) – Frommann, III, 263, 84.
1) Folk = Gesinde; Folkspot = Topf für das Gesinde, Gesindetisch.
2) Aber, nur.
3) Keine.
4) Fikse-, Fitze- Fisebônen, d. i. die gefeset werden müssen, um sie grün (mit den Schoten) zu essen.
Folter.
1 Die Folter macht aus zweimal drei sieben.
Keppler's Mutter, die man in Verdacht hatte, eine Hexe zu sein, erklärte, als man ihr die Marterwerkzeuge zeigte: „Unter diesen Martern würde ich mich wol als Hexe bekennen, aber trotzdem würde es doch nur eine Lüge sein.“ (Arago's Werke, Leipzig 1855, III, 166.)
*2 Auf der Folter sein.
Grosse Marter, Pein und Angst ausstehen. Entlehnt von den Marterwerkzeugen früherer Gerichtsbarkeit.
*3 Einen auf die Folter spannen.
Folterseil.
Sich selbst ans Folterseil begeben. – Henisch, 1172.
Foppen.
1 Wer andere foppt, kommt auch an die Reihe.
2 Wer foppt, wird wiedergefoppt. – Gaal, 477.
„Die in der Absicht ausgehen, andere zu foppen, kommen oft selbst, ohne es zu wissen, gefoppt zurück.“ (Welt und Zeit, V, 206.)
*3 Fopp du einen Bauern, er schenkt dir eine Kuh. (Steiermark.)
Fordern.
1 Et is better en Stücke af 'e foddert, osse' stollen. (Waldeck.) – Curtze, 351, 463.
2 Födern un Beien mâket Kâplüe (Kaufleute). – Schambach, 330; Graf, 259, 196.
Fordern und Bieten macht Kaufleute. Die Uebereinstimmung bei jedem einzelnen Kaufsgeschäft ist durch Nachfrage und Angebot bedingt.
3 Forder vil, oder was vnrecht, so gedeihet dir recht. – Frank, II, 37a.
4 Man fordert auch die Wehre. – Graf, 511, 190; Normann, 135, 107.
Beiträge zu den gemeinen Lasten, zu denen jeder nach Massgabe seines Grundbesitzes beitragen musste.
5 Man muss nicht von andern fordern, was man selbst verweigern würde.
6 Wer andere fordert, muss sich selbst stellen. – Scheidemünze, II, 191.
7 Wer nicht dreist fordert, bekommt nichts.
Die Russen sagen: Fordern kann man ein Pfund, aber man mag sich freuen, wenn man den zehnten Theil eines Pfundes erhält. (Altmann V.)
It.: A rifiutar insegna, chi con timor dimanda. (Pazzaglia, 94, 1.)
8 Wer nichts fordert als das Seine, thut nicht unrecht.
Frz.: Demander le sien, n'est pas trop exiger. (Cahier, 494.)
9 Wer zu viel fordert, dem wird viel verweigert.
Frz.: A beau demandeur, beau refuseur. (Cahier, 495.)
10 Zu fordern stehet jedem frei.
Er muss sich aber auch das Abschlagen und Verweigern gefallen lassen.
Fördern.
1 Was man nicht fördern kann, soll man doch nicht hindern.
Slow.: Ce ne mo?eš pomagati, saj ne zaviraj.
2 Wer fördern will eines andern Karr vnd hindert sich, der ist ein Narr. – Petri, II, 708.
3 Wer nicht fördert, hindert genug.
Holl.: Hij hindert wael, die niet ghehelpen en can. (Tunn., 14, 1.)
Lat.: Ille nocet facile qui nescit valde prodesse. (Fallersleben, 395.)
Forelle.
1 Es waren nicht nur Forellen in Petri Netz, sondern auch Stockfische. – Parömiakon, 91.
Forellen wol überhaupt nicht. Die Natur hat kein Einerlei gewollt; es ist thöricht, wenn jemand alles über einen Leisten gemacht haben will.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |