Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *33 Das Fest feiert man lange nicht mehr. Frz.: C'est une vieille feste que l'on ne feste plus. (Leroux, I, 19.) *34 Das Fest hat man ihm nicht bereitet. Frz.: C'est pour vous que l'on fait la feste. (Ironisch. Leroux, I, 19.) *35 Die Feste weissagen, wenn sie gewesen sind. Entdecken, was andere schon längst wissen, alte Geschichten als Neuigkeiten erzählen. *36 Er wird das Fest feiern, wenn's kommt. Frz.: Que la feste soit venue nous la chomerons. (Leroux, I, 20.) *37 Recht zum Feste kommen. - Eiselein, 166. *38 Sein grösstes Fest ist am Palmsonntage. - Parömiakon, 1503. Er ist ein Esel; von der Ausschmückung eines Palmesels in früherer Zeit entlehnt. Fest (Adj.). 1 Nichts ist so fest, so gross und hoch, der fleiss gewinnets jmmer doch. - Henisch, 1602. 2 So fest ist nichts, es geht eine goldene Kugel durch. *3 Das ist so fest wie Ziegenhain. Mit dieser Bezeichnung ehrte man im Hessenlande schon lange vor dem Dreissigjährigen Kriege jedes Wort und jedes Werk, auf das man sich in der Noth verlassen konnte. Das Sprichwort geht nicht blos auf die Mauern, Gräben und Wälle der zwischen Marburg und Kassel liegenden starken Festung, deren Einnehmbarkeit noch dadurch erschwert wird, dass das Thal, von dem sie umgeben ist, durch die Schwalm unter Wasser gesetzt werden kann; sondern ebenso auf die Herzen der damaligen Bürger Ziegenhaus. (Vgl. darüber Gartenlaube, 1862, Nr. 30, S. 478.) *4 Dat es so faste as Balve. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 84, 68. *5 Dat es so faste asse Düöpen. (Grafschaft Mark.) - Woeste, 83, 43. *6 Dat is so fast as en Mötzke (Mütze) mit en Kehlbändje. (Kleve.) - Firmenich, I, 382, 48. *7 Er hat es so fest wie eine Hand voll Fliegen. Wenn etwas unsicher ist. Holl.: Hij heeft het zoo vast (zeker) als eene hand vol vliegen. (Harrebomee, II, 391.) *8 Er steht fest wie eine Wiege. - Parömiakon, 2016. Ironisch. *9 Es ist so fest wie Villingen. - Kirchhofer, 121. Die auf dem Schwarzwalde liegende befestigte Stadt Villingen wurde oft vergebens belagert, jedoch einmal von den Franzosen im Jahre 1688 eingenommen. Was aber besonders zu diesem schweizerischen Sprichwort Veranlassung gegeben hat, ist der Umstand, dass sich die Eidgenossen auf ihren Streifzügen ins österreichische Gebiet an diesen Ort nicht wagten. *10 Fest wie der Erde Grund. Diese Redensart stammt aus jener Zeit, in der man die Erde nicht allein für einen feststehenden, sondern auch für einen durch und durch festen (massiven) Körper hielt. Seit in neuerer Zeit uns die Geologie belehrt hat, dass die Dicke der festen Erdrinde kaum 50 Meilen beträgt und alles, was lebt, auf dem dünnen Mantel eines ungeheuern, nie verlöschenden Feuerherdes wandelt, hat sie ihren ursprünglichen Sinn verloren. *11 Fest wie ein Ochsenknopf. Lat.: Herculanus nodus. (Erasm., 940.) *12 Hä is so fäste, wie dät Männche am Owe. (Siegen.) - Firmenich, I, 520, 15. *13 Immer feste auf die Weste. *14 So faste asse Münster. (Westf.) *15 So fest wie die Mauern der Semiramis. Uneinnehmbar, sehr stark befestigt. *16 Zu fest hält nicht, zu los bindet nicht. - Simrock, 2396a. Festhalten. Halt fest, es ist vmb eine böse stundt zu thun, so wirdts besser. - Gruter, I, 47; Franck, I, 141a. Festkuchen. * Er hat schon oft Festkuchen gegessen. Hat ein hohes Alter. (S. Eichel 14.) Feststehen. 1 Sta wiss (fest), Schipper, säd' Hinz, dor smet he em öwer Bord (oder: över 't Gangspill). - Schütze, IV, 53; hochdeutsch bei Simrock, 9010. Stehe fest, Schiffer, sagte Hinz zu ihm, indem er ihn über den Bord ins Wasser warf. Eins von den vielen vortrefflichen apologischen Sprichwörtern der Holsteiner. Wie bezeichnend; denn oft ist es gerade der [Spaltenumbruch] falsche Freund, der, indem er dir räth, dich warnt, dich vor andern in Acht zu nehmen bittet, dir den Dolch hinterrücks ins Herz stösst. *2 Er steht fest in seinen Schuhen. Ueber irgendetwas eine bestimmte Meinung, Ansicht, ein begründetes Urtheil haben. Festtag. 1 Auf einen guten Festtag folgt ein schlechter Werktag. Frz.: Il n'y a pas de bonne fete, sans lendemain. (Lendroy, 1594.) 2 Festdaog sünd Presters er Quäldaog, 't Gesinn' er Wäldaog un Baur er Glaupdaog. (Altmark.) - Danneil, 242. In den Festtagen muss der Prediger sich abquälen, das Gesinde feiert und ist lustig, der Bauer und Landwirth hält Umschau auf Feld und in Wirthschaft. 3 Festtage sind in Klöstern Fasstage, wo es keine Tauben, sondern Dauben kostet. - Klosterspiegel, 78, 10. 4 Je süsser der Festtag, desto sauerer der (folgende) Werktag. It.: Chi fece del seren troppo gran festa havra doppio dolor nella tempesta. (Pazzaglia, 129, 3.) 5 Vor dem Festtage halten die Weiber Schrubbtag. Ehe man einen guten Tag erlangt, muss man erst böse ausstehen. It.: Non far mai la festa prima della vigilia. (Pazzaglia, 129, 5.) 6 Wer den Festtagen alles will geben, hat in der Woche nichts zu leben. Zunächst gegen den übertriebenen Aufwand an Feiertagen; aber auch von denen, die als Jünglinge ihr Vermögen vergeuden und dann im Alter Noth leiden müssen. *7 Aus dem Festtage einen Fresstag machen. - Parömiakon, 1207. *8 Den Festtag zu einem Mästtage machen. - Parömiakon, 3181. *9 Es ist Festtag (jüdisch: Jontev, verdorben aus jom tob) in allen Gassen. - Tendlau, 604. Als Antwort auf die Frage: wie es dem oder jenem geht, um zu sagen: es herrscht überall Lust und Freude. *10 Man sieht ihn nur alle hohen Festtage einmal. Sehr selten. Frz.: On ne le voit qu'aux bonnes festes. (Leroux, I, 20.) *11 Wir wollen Festtag in Frieden halten. Festung. 1 Eine Festung, die unterhandelt, ist halb erobert (verloren). Frz.: Ville qui capitule est a demi rendue. (Lendroy, 267.) - Ville qui parlemente, est bientot rendue. (Lendroy, 1153.) 2 Es ist eine Festung, man könnte sie mit gebratenen Aepfeln erobern. 3 Festung ist nicht mehr als ein Urtheil. - Graf, 443, 371. Spricht die Behauptung aus, man könne niemand in eines andern Herrn Gericht verfesten, denn die Festung oder Verhaftung sei lediglich ein Urtheil und setze Zuständigkeit voraus. Andere Sprichwörter stehen damit in Widerspruch. (S. Verfesten und Verfestung.) 4 Festung1 nimmt dem Manne den Leib und nicht sein Recht. - Graf, 443, 368. 1) Haft. - Es kann jemand verhaftet werden, ohne schuldig zu sein. Das Recht der Vertheidigung bleibt ihm, und er kann seine Unschuld beweisen. 5 Gut bewachte Festung wird nicht leicht überrumpelt. Span.: Castillo apercebido no es decebido. (Bohn I, 208.) 6 Je grösser die Festung, je mehr Besatzung braucht man. 7 Kein Festung ist je so hart belagert, als ein Fürst von Heuchlern (Schmeichlern). - Lehmann, 383, 21. Lat.: Regum opes saepius assentatio, quam hostis evertit. (Philippi, II, 153.) 8 Keine Festung ist so fest, die durch Geld sich nicht erobern lässt. Lat.: Nihil tam munitum est, quod non expugnari pecunia possit. (Cicero.) (Philippi, II, 25.) 9 Kleine Festung, schlechte Festung. (Militärisches Sprichwort.) "Die detachirten Forts sind kleine, sind schlechte Festungen; sie können, militärisch beurtheilt, nicht gebilligt werden." (Vgl. Arago's Sämmtliche Werke, übersetzt von Hankel, Leipzig 1857, VI.) [Spaltenumbruch] *33 Das Fest feiert man lange nicht mehr. Frz.: C'est une vieille feste que l'on ne feste plus. (Leroux, I, 19.) *34 Das Fest hat man ihm nicht bereitet. Frz.: C'est pour vous que l'on fait la feste. (Ironisch. Leroux, I, 19.) *35 Die Feste weissagen, wenn sie gewesen sind. Entdecken, was andere schon längst wissen, alte Geschichten als Neuigkeiten erzählen. *36 Er wird das Fest feiern, wenn's kommt. Frz.: Que la feste soit venue nous la chômerons. (Leroux, I, 20.) *37 Recht zum Feste kommen. – Eiselein, 166. *38 Sein grösstes Fest ist am Palmsonntage. – Parömiakon, 1503. Er ist ein Esel; von der Ausschmückung eines Palmesels in früherer Zeit entlehnt. Fest (Adj.). 1 Nichts ist so fest, so gross und hoch, der fleiss gewinnets jmmer doch. – Henisch, 1602. 2 So fest ist nichts, es geht eine goldene Kugel durch. *3 Das ist so fest wie Ziegenhain. Mit dieser Bezeichnung ehrte man im Hessenlande schon lange vor dem Dreissigjährigen Kriege jedes Wort und jedes Werk, auf das man sich in der Noth verlassen konnte. Das Sprichwort geht nicht blos auf die Mauern, Gräben und Wälle der zwischen Marburg und Kassel liegenden starken Festung, deren Einnehmbarkeit noch dadurch erschwert wird, dass das Thal, von dem sie umgeben ist, durch die Schwalm unter Wasser gesetzt werden kann; sondern ebenso auf die Herzen der damaligen Bürger Ziegenhaus. (Vgl. darüber Gartenlaube, 1862, Nr. 30, S. 478.) *4 Dat es so faste as Balve. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 68. *5 Dat es so faste asse Düöpen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 83, 43. *6 Dat is so fast as en Mötzke (Mütze) mit en Kêhlbändje. 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*33 Das Fest feiert man lange nicht mehr.
Frz.: C'est une vieille feste que l'on ne feste plus. (Leroux, I, 19.)
*34 Das Fest hat man ihm nicht bereitet.
Frz.: C'est pour vous que l'on fait la feste. (Ironisch. Leroux, I, 19.)
*35 Die Feste weissagen, wenn sie gewesen sind.
Entdecken, was andere schon längst wissen, alte Geschichten als Neuigkeiten erzählen.
*36 Er wird das Fest feiern, wenn's kommt.
Frz.: Que la feste soit venue nous la chômerons. (Leroux, I, 20.)
*37 Recht zum Feste kommen. – Eiselein, 166.
*38 Sein grösstes Fest ist am Palmsonntage. – Parömiakon, 1503.
Er ist ein Esel; von der Ausschmückung eines Palmesels in früherer Zeit entlehnt.
Fest (Adj.).
1 Nichts ist so fest, so gross und hoch, der fleiss gewinnets jmmer doch. – Henisch, 1602.
2 So fest ist nichts, es geht eine goldene Kugel durch.
*3 Das ist so fest wie Ziegenhain.
Mit dieser Bezeichnung ehrte man im Hessenlande schon lange vor dem Dreissigjährigen Kriege jedes Wort und jedes Werk, auf das man sich in der Noth verlassen konnte. Das Sprichwort geht nicht blos auf die Mauern, Gräben und Wälle der zwischen Marburg und Kassel liegenden starken Festung, deren Einnehmbarkeit noch dadurch erschwert wird, dass das Thal, von dem sie umgeben ist, durch die Schwalm unter Wasser gesetzt werden kann; sondern ebenso auf die Herzen der damaligen Bürger Ziegenhaus. (Vgl. darüber Gartenlaube, 1862, Nr. 30, S. 478.)
*4 Dat es so faste as Balve. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 84, 68.
*5 Dat es so faste asse Düöpen. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 83, 43.
*6 Dat is so fast as en Mötzke (Mütze) mit en Kêhlbändje. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 48.
*7 Er hat es so fest wie eine Hand voll Fliegen.
Wenn etwas unsicher ist.
Holl.: Hij heeft het zoo vast (zeker) als eene hand vol vliegen. (Harrebomée, II, 391.)
*8 Er steht fest wie eine Wiege. – Parömiakon, 2016.
Ironisch.
*9 Es ist so fest wie Villingen. – Kirchhofer, 121.
Die auf dem Schwarzwalde liegende befestigte Stadt Villingen wurde oft vergebens belagert, jedoch einmal von den Franzosen im Jahre 1688 eingenommen. Was aber besonders zu diesem schweizerischen Sprichwort Veranlassung gegeben hat, ist der Umstand, dass sich die Eidgenossen auf ihren Streifzügen ins österreichische Gebiet an diesen Ort nicht wagten.
*10 Fest wie der Erde Grund.
Diese Redensart stammt aus jener Zeit, in der man die Erde nicht allein für einen feststehenden, sondern auch für einen durch und durch festen (massiven) Körper hielt. Seit in neuerer Zeit uns die Geologie belehrt hat, dass die Dicke der festen Erdrinde kaum 50 Meilen beträgt und alles, was lebt, auf dem dünnen Mantel eines ungeheuern, nie verlöschenden Feuerherdes wandelt, hat sie ihren ursprünglichen Sinn verloren.
*11 Fest wie ein Ochsenknopf.
Lat.: Herculanus nodus. (Erasm., 940.)
*12 Hä is so fäste, wie dät Männche am Owe. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 15.
*13 Immer feste auf die Weste.
*14 So faste asse Münster. (Westf.)
*15 So fest wie die Mauern der Semiramis.
Uneinnehmbar, sehr stark befestigt.
*16 Zu fest hält nicht, zu los bindet nicht. – Simrock, 2396a.
Festhalten.
Halt fest, es ist vmb eine böse stundt zu thun, so wirdts besser. – Gruter, I, 47; Franck, I, 141a.
Festkuchen.
* Er hat schon oft Festkuchen gegessen.
Hat ein hohes Alter. (S. Eichel 14.)
Feststehen.
1 Stâ wiss (fest), Schipper, säd' Hinz, dôr smet he em öwer Bord (oder: över 't Gangspill). – Schütze, IV, 53; hochdeutsch bei Simrock, 9010.
Stehe fest, Schiffer, sagte Hinz zu ihm, indem er ihn über den Bord ins Wasser warf. Eins von den vielen vortrefflichen apologischen Sprichwörtern der Holsteiner. Wie bezeichnend; denn oft ist es gerade der
falsche Freund, der, indem er dir räth, dich warnt, dich vor andern in Acht zu nehmen bittet, dir den Dolch hinterrücks ins Herz stösst.
*2 Er steht fest in seinen Schuhen.
Ueber irgendetwas eine bestimmte Meinung, Ansicht, ein begründetes Urtheil haben.
Festtag.
1 Auf einen guten Festtag folgt ein schlechter Werktag.
Frz.: Il n'y a pas de bonne fête, sans lendemain. (Lendroy, 1594.)
2 Festdaog sünd Prêsters êr Quäldaog, 't Gesinn' êr Wäldaog un Bûr êr Glûpdaog. (Altmark.) – Danneil, 242.
In den Festtagen muss der Prediger sich abquälen, das Gesinde feiert und ist lustig, der Bauer und Landwirth hält Umschau auf Feld und in Wirthschaft.
3 Festtage sind in Klöstern Fasstage, wo es keine Tauben, sondern Dauben kostet. – Klosterspiegel, 78, 10.
4 Je süsser der Festtag, desto sauerer der (folgende) Werktag.
It.: Chi fece del seren troppo gran festa havrà doppio dolor nella tempesta. (Pazzaglia, 129, 3.)
5 Vor dem Festtage halten die Weiber Schrubbtag.
Ehe man einen guten Tag erlangt, muss man erst böse ausstehen.
It.: Non far mai la festa prima della vigilia. (Pazzaglia, 129, 5.)
6 Wer den Festtagen alles will geben, hat in der Woche nichts zu leben.
Zunächst gegen den übertriebenen Aufwand an Feiertagen; aber auch von denen, die als Jünglinge ihr Vermögen vergeuden und dann im Alter Noth leiden müssen.
*7 Aus dem Festtage einen Fresstag machen. – Parömiakon, 1207.
*8 Den Festtag zu einem Mästtage machen. – Parömiakon, 3181.
*9 Es ist Festtag (jüdisch: Jontev, verdorben aus jom tob) in allen Gassen. – Tendlau, 604.
Als Antwort auf die Frage: wie es dem oder jenem geht, um zu sagen: es herrscht überall Lust und Freude.
*10 Man sieht ihn nur alle hohen Festtage einmal.
Sehr selten.
Frz.: On ne le voit qu'aux bonnes festes. (Leroux, I, 20.)
*11 Wir wollen Festtag in Frieden halten.
Festung.
1 Eine Festung, die unterhandelt, ist halb erobert (verloren).
Frz.: Ville qui capitule est à demi rendue. (Lendroy, 267.) – Ville qui parlemente, est bientôt rendue. (Lendroy, 1153.)
2 Es ist eine Festung, man könnte sie mit gebratenen Aepfeln erobern.
3 Festung ist nicht mehr als ein Urtheil. – Graf, 443, 371.
Spricht die Behauptung aus, man könne niemand in eines andern Herrn Gericht verfesten, denn die Festung oder Verhaftung sei lediglich ein Urtheil und setze Zuständigkeit voraus. Andere Sprichwörter stehen damit in Widerspruch. (S. Verfesten und Verfestung.)
4 Festung1 nimmt dem Manne den Leib und nicht sein Recht. – Graf, 443, 368.
1) Haft. – Es kann jemand verhaftet werden, ohne schuldig zu sein. Das Recht der Vertheidigung bleibt ihm, und er kann seine Unschuld beweisen.
5 Gut bewachte Festung wird nicht leicht überrumpelt.
Span.: Castillo apercebido no es decebido. (Bohn I, 208.)
6 Je grösser die Festung, je mehr Besatzung braucht man.
7 Kein Festung ist je so hart belagert, als ein Fürst von Heuchlern (Schmeichlern). – Lehmann, 383, 21.
Lat.: Regum opes saepius assentatio, quam hostis evertit. (Philippi, II, 153.)
8 Keine Festung ist so fest, die durch Geld sich nicht erobern lässt.
Lat.: Nihil tam munitum est, quod non expugnari pecunia possit. (Cicero.) (Philippi, II, 25.)
9 Kleine Festung, schlechte Festung. (Militärisches Sprichwort.)
„Die detachirten Forts sind kleine, sind schlechte Festungen; sie können, militärisch beurtheilt, nicht gebilligt werden.“ (Vgl. Arago's Sämmtliche Werke, übersetzt von Hankel, Leipzig 1857, VI.)
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