Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 19 Fehlen ist Menschlich, verthädigen ist Teufflisch. - Henisch, 1040; Petri, II, 310; Latendorf II, 14.

20 Fehlet einer im nutzen, so trifft er zu schaden. - Lehmann, 756, 20.

21 Nicht fehlen ist Englisch, sein fehl nicht wöllen erkennen ist Teufflisch. - Henisch, 1040.

22 Was man heut hat gefehlet, das treff man morgen. - Lehmann, 756, 19.

23 Wer fehlt, lernt!

24 Wer fehlt, wird gequält.

Muss büssen; jeder ist für seine Fehler verantwortlich.

Frz.: Les fautes sont personnelles.

25 Wer nicht gefehlt, hat nicht gelebt.

26 Wer noch nicht gefehlt, war noch nicht auf der Jagd.

27 Wer selten fehlt, dem wird leicht verziehen.

Lat.: Impune peccat, cum quis peccat rarior. (Philippi, I, 190.)

28 Wir fehlen alle mannichfalt, sprach die Aebtissin, als ihr der Bauch anschwoll. - Klosterspiegel, 27, 17; Simrock, 2335; Eiselein, 163.

Lat.: Quando tumet venter, produntur facta latenter. (Binder II, 2735; Eiselein, 57.)

29 Wir fehlen alle mannichfaltig. - Jac. 3, 2; Schulze, 287.

Holl.: Fouten zijn menschelijk. (Harrebomee, I, 195.)

Lat.: Suus cuique attributus est error. (Catull.) (Philippi, II, 208.)

*30 Da fehlt nicht das Tüpfli aufs i. (Nürtingen.)

*31 Der fehlt's nicht am Ellenbogen, sondern da (auf den Kopf zeigend). (Rottenburg.)

*32 Doas fehlt ok noch! (Schles.)

Wenn einem etwas Ungebührliches zugemuthet wird, z. B. dem Beleidigten, seinem Beleidiger Abbitte zu thun.

*33 Er fehlte der Thür.

Um das Mislingen irgendeiner Bestrebung zu bezeichnen.

*34 Es fehlt ihm am Besten. - Frischbier, 173.

Was man nämlich fürs Beste hält - an Geld. Man sagt dafür auch: Es fehlt ihm an Eisen, an Kies. (Frischbier, 174.)

*35 Es fehlt ihm an einem andern Ort. - Eiselein, 163.

Nämlich im Kopfe.

*36 Es fehlt ihm, wie dem Hunde die Flöhe.

*37 Es fehlt ihm, wo es dem Goliath fehlte. - Parömiakon, 821.

Nämlich am Kopf, weil Goliath überall wohl bepanzert war, die Stirn ausgenommen.

*38 Es fehlt ihm, wo man die Ochsen hinschlägt. - Mayer, II, 66 u. 187.

*39 Es fehlt ihm zwei Finger hoch über der Nase. - Simrock, 7427.

An Verstande.

*40 Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst).

Lat.: Curtae semper abest nescio quid rei. (Horaz.) (Binder II, 679.)

*41 Es fehlt noch weit (oder: Weit gefehlt!).

Frz.: Vous en etes a cent lieues. - Vous n'en approchez pas de cent lieues. (Lendroy, 910.)

Lat.: Aberras a janua. (Sutor, 165.) - Tota vita errat. (Sutor, 232.)

*42 Es fehlte eher einem an Holz, der ins Schiff fällt. (Altgr.)

Sprichwörtliche Uebertreibung, um einen solchen Vorrath einer Sache zu bezeichnen, dass man überall, wohin man sich wendet, davon findet. Da das Schiff selbst von Holz ist, so muss auch der, welcher hineinfällt, auf Holz fallen.

*43 Es kann nicht fehlen, sie müssen stehlen.

Von denen, die einen ihre Einnahme weit übersteigenden Aufwand machen.

*44 'S fahlt em nischte ass anne rutzige Nose. - Robinson, 658; Gomolcke, 944.


Fehler.

1 Alte Fehler halten fest.

Lat.: Inveterata vitia non facile corriguntur. (Philippi, I, 208.)

2 An fremden Fehlern erkennt man die eigenen.

It.: Con l' error d'altri il proprio si conosce. (Pazzaglia, 109, 4.)

3 Anderer Fehler sind unsere (gute) Lehrer. - Simrock, 2331; Körte, 1326; Sutor, 187.

Lat.: Optimum est, aliena insania frui.

[Spaltenumbruch] 4 Aus kleinen Fehlern werden grosse.

Holl.: Die met kleine fouten begint, leert haast groote. (Harrebomee, I, 195.)

5 Besser die eigenen Fehler beherrschen, als fremde annehmen.

Frz.: Il est plus catholique nourrir ses passions que d'en prendre d'autruy. (Leroux, I, 4.)

6 Der Fehler des Trunkenboldes ist nicht der des Weines, sondern sein eigener. (Chin.)

7 Der Fehler ist oft besser als das Flickwerk.

8 Der Fehler ist so gross, wie der, der ihm begeht.

9 Die Fehler der Aerzte bedeckt man mit Erde.

Holl.: De misslagen der geneesheeren worden met aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomee, I, 6.)

10 Eigene Fehler sieht man nicht.

Holl.: Op de gebreken van anderen zien de menschen als de losch; maar op die van zich zelven als de mol. (Harrebomee, I, 210.)

Lat.: Non videmus id manticae, quod in tergo est. (Sutor, 208.)

11 Ein Fehler aus Versehen ist leicht geschehen (auch: verziehen).

Frz.: Faire des pas de clerc. (Lendroy, 1165.)

12 Ein Fehler, den man er(be)kennt, ist schon halb verbessert. - Müller, 56, 2.

Frz.: Faute confessee est a demi pardonnee. (Lendroy, 484.)

Port.: Peccado confessado, he meio perdoado. (Bohn I, 291.)

13 Ein Fehler gibt dem andern die Schnalle in die Hand. - Parömiakon, 453.

14 Ein verborgener Fehler ist zur Hälfte verziehen.

Weil er andern weder Aergerniss gibt, noch sie zum Bösen verleitet.

15 Eines andern fehler ist ein guter lehrer. - Lehmann, 405, 17.

16 Es ist ein Fehler von dem Wein, dass er abnimmt (zu Ende geht), sagte Neumann; aber ich trink' ihn doch gern.

Engl.: With all thy faults I love thee still, as the Alderman said to the decayed Chester. (Hagen 105, 38.)

17 Es ist kein Fehl' und Laster, man find't dafür ein Pflaster.

18 Es ist kein fehler so böss, er ist zu etwas gut. - Lehmann, 407, 46.

19 Es ist niemand ohne fehl. - Henisch, 1040.

Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Cato.) (Binder I, 1097; II, 2057; Philippi, II, 16; Schonheim, N, 14.) - Nemo sine vitiis nascitur. (Horaz.) (Faselius, 162; Wiegand, 864.)

20 Es ist schlimm, einen Fehler leugnen, aber noch viel schlimmer ist es, mit ihm prahlen.

21 Es mus einer des andern feler entgelten. - Lehmann, 108, 31.

"Wass ein teil misshandelt, muss der andre büssen."

22 Fehler erkennt man nicht, biss sie begangen sindt. - Lehmann, 407, 52.

23 Für eigene Fehler sind wir Maulwürfe, für fremde Luchse.

24 Jeder Fehler hat seine Ausrede.

Poln.: Kazdy blad ma swoje wymowke. (Wurzbach I, 125.)

25 Jeder hat seine Fehler. - Tendlau, 934.

Engl.: Every man has his feeble. - He is lifeless, that is faultless.

Frz.: Chacun a ses defauts.

Lat.: Homo sum, nihil humani a me alienum puto. (Terenz.) (Philippi, I, 181.) - Pastillos Rufillus olet, Gorgonius hircum. (Horaz.) (Binder I, 1330; II, 2491; Philippi, II, 84; Seybold, 429.) - Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Philippi, II, 233; Seybold, 650.)

Ung.: Senki sincsen fogyatkozas nelkül.

26 Kleine Fehler räumt man ein, um sich von grossen zu befreien.

D. h. man gesteht kleine zu, um zu sagen, daas man grosse habe.

Russ.: My priznajemsja w malych pogrjesznostjach tolko dlja toga daby pokazat', czto my ne imjejem welikich. (Wurzbach I, 395.)

27 Kleine Fehler sieht man weit, grosse deckt das Kleid.

It.: La veste copre di gran difetti. (Pazzaglia, 86, 4.)

28 Man muss verborgene Fehler nicht auf dem Markte ausbreiten.

Holl.: Huiselijke feilen moeten niet op den drempel komen. (Harrebomee, I, 191.)

29 Seine eigenen Fehler sieht niemand. - Simrock, 2323.

[Spaltenumbruch] 19 Fehlen ist Menschlich, verthädigen ist Teufflisch.Henisch, 1040; Petri, II, 310; Latendorf II, 14.

20 Fehlet einer im nutzen, so trifft er zu schaden.Lehmann, 756, 20.

21 Nicht fehlen ist Englisch, sein fehl nicht wöllen erkennen ist Teufflisch.Henisch, 1040.

22 Was man heut hat gefehlet, das treff man morgen.Lehmann, 756, 19.

23 Wer fehlt, lernt!

24 Wer fehlt, wird gequält.

Muss büssen; jeder ist für seine Fehler verantwortlich.

Frz.: Les fautes sont personnelles.

25 Wer nicht gefehlt, hat nicht gelebt.

26 Wer noch nicht gefehlt, war noch nicht auf der Jagd.

27 Wer selten fehlt, dem wird leicht verziehen.

Lat.: Impune peccat, cum quis peccat rarior. (Philippi, I, 190.)

28 Wir fehlen alle mannichfalt, sprach die Aebtissin, als ihr der Bauch anschwoll.Klosterspiegel, 27, 17; Simrock, 2335; Eiselein, 163.

Lat.: Quando tumet venter, produntur facta latenter. (Binder II, 2735; Eiselein, 57.)

29 Wir fehlen alle mannichfaltig.Jac. 3, 2; Schulze, 287.

Holl.: Fouten zijn menschelijk. (Harrebomée, I, 195.)

Lat.: Suus cuique attributus est error. (Catull.) (Philippi, II, 208.)

*30 Da fehlt nicht das Tüpfli aufs i. (Nürtingen.)

*31 Der fehlt's nicht am Ellenbogen, sondern da (auf den Kopf zeigend). (Rottenburg.)

*32 Doas fehlt ok nôch! (Schles.)

Wenn einem etwas Ungebührliches zugemuthet wird, z. B. dem Beleidigten, seinem Beleidiger Abbitte zu thun.

*33 Er fehlte der Thür.

Um das Mislingen irgendeiner Bestrebung zu bezeichnen.

*34 Es fehlt ihm am Besten.Frischbier, 173.

Was man nämlich fürs Beste hält – an Geld. Man sagt dafür auch: Es fehlt ihm an Eisen, an Kies. (Frischbier, 174.)

*35 Es fehlt ihm an einem andern Ort.Eiselein, 163.

Nämlich im Kopfe.

*36 Es fehlt ihm, wie dem Hunde die Flöhe.

*37 Es fehlt ihm, wo es dem Goliath fehlte.Parömiakon, 821.

Nämlich am Kopf, weil Goliath überall wohl bepanzert war, die Stirn ausgenommen.

*38 Es fehlt ihm, wo man die Ochsen hinschlägt.Mayer, II, 66 u. 187.

*39 Es fehlt ihm zwei Finger hoch über der Nase.Simrock, 7427.

An Verstande.

*40 Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst).

Lat.: Curtae semper abest nescio quid rei. (Horaz.) (Binder II, 679.)

*41 Es fehlt noch weit (oder: Weit gefehlt!).

Frz.: Vous en êtes à cent lieues. – Vous n'en approchez pas de cent lieues. (Lendroy, 910.)

Lat.: Aberras a janua. (Sutor, 165.) – Tota vita errat. (Sutor, 232.)

*42 Es fehlte eher einem an Holz, der ins Schiff fällt. (Altgr.)

Sprichwörtliche Uebertreibung, um einen solchen Vorrath einer Sache zu bezeichnen, dass man überall, wohin man sich wendet, davon findet. Da das Schiff selbst von Holz ist, so muss auch der, welcher hineinfällt, auf Holz fallen.

*43 Es kann nicht fehlen, sie müssen stehlen.

Von denen, die einen ihre Einnahme weit übersteigenden Aufwand machen.

*44 'S fahlt em nischte ass anne rutzige Nose.Robinson, 658; Gomolcke, 944.


Fehler.

1 Alte Fehler halten fest.

Lat.: Inveterata vitia non facile corriguntur. (Philippi, I, 208.)

2 An fremden Fehlern erkennt man die eigenen.

It.: Con l' error d'altri il proprio si conosce. (Pazzaglia, 109, 4.)

3 Anderer Fehler sind unsere (gute) Lehrer.Simrock, 2331; Körte, 1326; Sutor, 187.

Lat.: Optimum est, aliena insania frui.

[Spaltenumbruch] 4 Aus kleinen Fehlern werden grosse.

Holl.: Die met kleine fouten begint, leert haast groote. (Harrebomée, I, 195.)

5 Besser die eigenen Fehler beherrschen, als fremde annehmen.

Frz.: Il est plus catholique nourrir ses passions que d'en prendre d'autruy. (Leroux, I, 4.)

6 Der Fehler des Trunkenboldes ist nicht der des Weines, sondern sein eigener. (Chin.)

7 Der Fehler ist oft besser als das Flickwerk.

8 Der Fehler ist so gross, wie der, der ihm begeht.

9 Die Fehler der Aerzte bedeckt man mit Erde.

Holl.: De misslagen der geneesheeren worden met aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomée, I, 6.)

10 Eigene Fehler sieht man nicht.

Holl.: Op de gebreken van anderen zien de menschen als de losch; maar op die van zich zelven als de mol. (Harrebomée, I, 210.)

Lat.: Non videmus id manticae, quod in tergo est. (Sutor, 208.)

11 Ein Fehler aus Versehen ist leicht geschehen (auch: verziehen).

Frz.: Faire des pas de clerc. (Lendroy, 1165.)

12 Ein Fehler, den man er(be)kennt, ist schon halb verbessert.Müller, 56, 2.

Frz.: Faute confessée est à demi pardonnée. (Lendroy, 484.)

Port.: Peccado confessado, he meio perdoado. (Bohn I, 291.)

13 Ein Fehler gibt dem andern die Schnalle in die Hand.Parömiakon, 453.

14 Ein verborgener Fehler ist zur Hälfte verziehen.

Weil er andern weder Aergerniss gibt, noch sie zum Bösen verleitet.

15 Eines andern fehler ist ein guter lehrer.Lehmann, 405, 17.

16 Es ist ein Fehler von dem Wein, dass er abnimmt (zu Ende geht), sagte Neumann; aber ich trink' ihn doch gern.

Engl.: With all thy faults I love thee still, as the Alderman said to the decayed Chester. (Hagen 105, 38.)

17 Es ist kein Fehl' und Laster, man find't dafür ein Pflaster.

18 Es ist kein fehler so böss, er ist zu etwas gut.Lehmann, 407, 46.

19 Es ist niemand ohne fehl.Henisch, 1040.

Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Cato.) (Binder I, 1097; II, 2057; Philippi, II, 16; Schonheim, N, 14.) – Nemo sine vitiis nascitur. (Horaz.) (Faselius, 162; Wiegand, 864.)

20 Es ist schlimm, einen Fehler leugnen, aber noch viel schlimmer ist es, mit ihm prahlen.

21 Es mus einer des andern feler entgelten.Lehmann, 108, 31.

„Wass ein teil misshandelt, muss der andre büssen.“

22 Fehler erkennt man nicht, biss sie begangen sindt.Lehmann, 407, 52.

23 Für eigene Fehler sind wir Maulwürfe, für fremde Luchse.

24 Jeder Fehler hat seine Ausrede.

Poln.: Kazdy blad ma swoje wymówke. (Wurzbach I, 125.)

25 Jeder hat seine Fehler.Tendlau, 934.

Engl.: Every man has his feeble. – He is lifeless, that is faultless.

Frz.: Chacun a ses défauts.

Lat.: Homo sum, nihil humani a me alienum puto. (Terenz.) (Philippi, I, 181.) – Pastillos Rufillus olet, Gorgonius hircum. (Horaz.) (Binder I, 1330; II, 2491; Philippi, II, 84; Seybold, 429.) – Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Philippi, II, 233; Seybold, 650.)

Ung.: Senki sincsen fogyatkozás nélkül.

26 Kleine Fehler räumt man ein, um sich von grossen zu befreien.

D. h. man gesteht kleine zu, um zu sagen, daas man grosse habe.

Russ.: My priznajemsja w malych pogrjesznostjach tolko dlja toga daby pokazat', czto my ne imjejem welikich. (Wurzbach I, 395.)

27 Kleine Fehler sieht man weit, grosse deckt das Kleid.

It.: La veste copre di gran difetti. (Pazzaglia, 86, 4.)

28 Man muss verborgene Fehler nicht auf dem Markte ausbreiten.

Holl.: Huiselijke feilen moeten niet op den drempel komen. (Harrebomée, I, 191.)

29 Seine eigenen Fehler sieht niemand.Simrock, 2323.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0507" n="[479]"/><cb n="957"/>
19 Fehlen ist Menschlich, verthädigen ist Teufflisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1040; Petri, II, 310; Latendorf II, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Fehlet einer im nutzen, so trifft er zu schaden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 756, 20.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Nicht fehlen ist Englisch, sein fehl nicht wöllen erkennen ist Teufflisch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1040.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Was man heut hat gefehlet, das treff man morgen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 756, 19.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer fehlt, lernt!</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wer fehlt, wird gequält.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Muss büssen; jeder ist für seine Fehler verantwortlich.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Les fautes sont personnelles.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">25 Wer nicht gefehlt, hat nicht gelebt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Wer noch nicht gefehlt, war noch nicht auf der Jagd.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Wer selten fehlt, dem wird leicht verziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Impune peccat, cum quis peccat rarior. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 190.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Wir fehlen alle mannichfalt, sprach die Aebtissin, als ihr der Bauch anschwoll.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Klosterspiegel, 27, 17; Simrock, 2335; Eiselein, 163.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Quando tumet venter, produntur facta latenter. (<hi rendition="#i">Binder II, 2735; Eiselein, 57.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Wir fehlen alle mannichfaltig.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Jac. 3, 2; Schulze, 287.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Fouten zijn menschelijk. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Suus cuique attributus est error. (<hi rendition="#i">Catull.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*30 Da fehlt nicht das Tüpfli aufs i.</hi> (<hi rendition="#i">Nürtingen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*31 Der fehlt's nicht am Ellenbogen, sondern da (auf den Kopf zeigend).</hi> (<hi rendition="#i">Rottenburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*32 Doas fehlt ok nôch!</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn einem etwas Ungebührliches zugemuthet wird, z. B. dem Beleidigten, seinem Beleidiger Abbitte zu thun.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*33 Er fehlte der Thür.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Um das Mislingen irgendeiner Bestrebung zu bezeichnen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*34 Es fehlt ihm am Besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 173.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Was man nämlich fürs Beste hält &#x2013; an Geld. Man sagt dafür auch: Es fehlt ihm an Eisen, an Kies. (<hi rendition="#i">Frischbier, 174.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*35 Es fehlt ihm an einem andern Ort.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 163.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich im Kopfe.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*36 Es fehlt ihm, wie dem Hunde die Flöhe.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*37 Es fehlt ihm, wo es dem Goliath fehlte.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 821.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nämlich am Kopf, weil Goliath überall wohl bepanzert war, die Stirn ausgenommen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*38 Es fehlt ihm, wo man die Ochsen hinschlägt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mayer, II, 66 u. 187.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*39 Es fehlt ihm zwei Finger hoch über der Nase.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 7427.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">An Verstande.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*40 Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Curtae semper abest nescio quid rei. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder II, 679.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*41 Es fehlt noch weit (oder: Weit gefehlt!).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Vous en êtes à cent lieues. &#x2013; Vous n'en approchez pas de cent lieues. (<hi rendition="#i">Lendroy, 910.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Aberras a janua. (<hi rendition="#i">Sutor, 165.</hi>) &#x2013; Tota vita errat. (<hi rendition="#i">Sutor, 232.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*42 Es fehlte eher einem an Holz, der ins Schiff fällt.</hi> (<hi rendition="#i">Altgr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwörtliche Uebertreibung, um einen solchen Vorrath einer Sache zu bezeichnen, dass man überall, wohin man sich wendet, davon findet. Da das Schiff selbst von Holz ist, so muss auch der, welcher hineinfällt, auf Holz fallen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*43 Es kann nicht fehlen, sie müssen stehlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Von denen, die einen ihre Einnahme weit übersteigenden Aufwand machen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*44 'S fahlt em nischte ass anne rutzige Nose.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Robinson, 658; Gomolcke, 944.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fehler.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Alte Fehler halten fest.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Inveterata vitia non facile corriguntur. (<hi rendition="#i">Philippi, I, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 An fremden Fehlern erkennt man die eigenen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Con l' error d'altri il proprio si conosce. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 109, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Anderer Fehler sind unsere (gute) Lehrer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2331; Körte, 1326; Sutor, 187.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Optimum est, aliena insania frui.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><cb n="958"/>
4 Aus kleinen Fehlern werden grosse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Die met kleine fouten begint, leert haast groote. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Besser die eigenen Fehler beherrschen, als fremde annehmen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est plus catholique nourrir ses passions que d'en prendre d'autruy. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Fehler des Trunkenboldes ist nicht der des Weines, sondern sein eigener.</hi> (<hi rendition="#i">Chin.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der Fehler ist oft besser als das Flickwerk.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Der Fehler ist so gross, wie der, der ihm begeht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Die Fehler der Aerzte bedeckt man mit Erde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De misslagen der geneesheeren worden met aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 6.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Eigene Fehler sieht man nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Op de gebreken van anderen zien de menschen als de losch; maar op die van zich zelven als de mol. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 210.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non videmus id manticae, quod in tergo est. (<hi rendition="#i">Sutor, 208.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">11 Ein Fehler aus Versehen ist leicht geschehen (auch: verziehen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faire des pas de clerc. (<hi rendition="#i">Lendroy, 1165.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Ein Fehler, den man er(be)kennt, ist schon halb verbessert.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Müller, 56, 2.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Faute confessée est à demi pardonnée. (<hi rendition="#i">Lendroy, 484.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Port.</hi>: Peccado confessado, he meio perdoado. (<hi rendition="#i">Bohn I, 291.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ein Fehler gibt dem andern die Schnalle in die Hand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 453.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Ein verborgener Fehler ist zur Hälfte verziehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil er andern weder Aergerniss gibt, noch sie zum Bösen verleitet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Eines andern fehler ist ein guter lehrer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 405, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Es ist ein Fehler von dem Wein, dass er abnimmt (zu Ende geht), sagte Neumann; aber ich trink' ihn doch gern.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: With all thy faults I love thee still, as the Alderman said to the decayed Chester. (<hi rendition="#i">Hagen 105, 38.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Es ist kein Fehl' und Laster, man find't dafür ein Pflaster.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">18 Es ist kein fehler so böss, er ist zu etwas gut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 407, 46.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Es ist niemand ohne fehl.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1040.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Nemo sine crimine vivit. (<hi rendition="#i">Cato.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1097; II, 2057; Philippi, II, 16; Schonheim, N, 14.</hi>) &#x2013; Nemo sine vitiis nascitur. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Faselius, 162; Wiegand, 864.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Es ist schlimm, einen Fehler leugnen, aber noch viel schlimmer ist es, mit ihm prahlen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Es mus einer des andern feler entgelten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 108, 31.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Wass ein teil misshandelt, muss der andre büssen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Fehler erkennt man nicht, biss sie begangen sindt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 407, 52.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Für eigene Fehler sind wir Maulwürfe, für fremde Luchse.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Jeder Fehler hat seine Ausrede.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Poln.</hi>: Kazdy blad ma swoje wymówke. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 125.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Jeder hat seine Fehler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 934.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Every man has his feeble. &#x2013; He is lifeless, that is faultless.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Chacun a ses défauts.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Homo sum, nihil humani a me alienum puto. (<hi rendition="#i">Terenz.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 181.</hi>) &#x2013; Pastillos Rufillus olet, Gorgonius hircum. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1330; II, 2491; Philippi, II, 84; Seybold, 429.</hi>) &#x2013; Unicuique dedit vitium natura creato. (<hi rendition="#i">Properz.</hi>) (<hi rendition="#i">Binder I, 1796; II, 3412; Philippi, II, 233; Seybold, 650.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: Senki sincsen fogyatkozás nélkül.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">26 Kleine Fehler räumt man ein, um sich von grossen zu befreien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. man gesteht kleine zu, um zu sagen, daas man grosse habe.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Russ.</hi>: My priznajemsja w malych pogrjesznostjach tolko dlja toga daby pokazat', czto my ne imjejem welikich. (<hi rendition="#i">Wurzbach I, 395.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">27 Kleine Fehler sieht man weit, grosse deckt das Kleid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La veste copre di gran difetti. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 86, 4.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">28 Man muss verborgene Fehler nicht auf dem Markte ausbreiten.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Huiselijke feilen moeten niet op den drempel komen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 191.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">29 Seine eigenen Fehler sieht niemand.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2323.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[479]/0507] 19 Fehlen ist Menschlich, verthädigen ist Teufflisch. – Henisch, 1040; Petri, II, 310; Latendorf II, 14. 20 Fehlet einer im nutzen, so trifft er zu schaden. – Lehmann, 756, 20. 21 Nicht fehlen ist Englisch, sein fehl nicht wöllen erkennen ist Teufflisch. – Henisch, 1040. 22 Was man heut hat gefehlet, das treff man morgen. – Lehmann, 756, 19. 23 Wer fehlt, lernt! 24 Wer fehlt, wird gequält. Muss büssen; jeder ist für seine Fehler verantwortlich. Frz.: Les fautes sont personnelles. 25 Wer nicht gefehlt, hat nicht gelebt. 26 Wer noch nicht gefehlt, war noch nicht auf der Jagd. 27 Wer selten fehlt, dem wird leicht verziehen. Lat.: Impune peccat, cum quis peccat rarior. (Philippi, I, 190.) 28 Wir fehlen alle mannichfalt, sprach die Aebtissin, als ihr der Bauch anschwoll. – Klosterspiegel, 27, 17; Simrock, 2335; Eiselein, 163. Lat.: Quando tumet venter, produntur facta latenter. (Binder II, 2735; Eiselein, 57.) 29 Wir fehlen alle mannichfaltig. – Jac. 3, 2; Schulze, 287. Holl.: Fouten zijn menschelijk. (Harrebomée, I, 195.) Lat.: Suus cuique attributus est error. (Catull.) (Philippi, II, 208.) *30 Da fehlt nicht das Tüpfli aufs i. (Nürtingen.) *31 Der fehlt's nicht am Ellenbogen, sondern da (auf den Kopf zeigend). (Rottenburg.) *32 Doas fehlt ok nôch! (Schles.) Wenn einem etwas Ungebührliches zugemuthet wird, z. B. dem Beleidigten, seinem Beleidiger Abbitte zu thun. *33 Er fehlte der Thür. Um das Mislingen irgendeiner Bestrebung zu bezeichnen. *34 Es fehlt ihm am Besten. – Frischbier, 173. Was man nämlich fürs Beste hält – an Geld. Man sagt dafür auch: Es fehlt ihm an Eisen, an Kies. (Frischbier, 174.) *35 Es fehlt ihm an einem andern Ort. – Eiselein, 163. Nämlich im Kopfe. *36 Es fehlt ihm, wie dem Hunde die Flöhe. *37 Es fehlt ihm, wo es dem Goliath fehlte. – Parömiakon, 821. Nämlich am Kopf, weil Goliath überall wohl bepanzert war, die Stirn ausgenommen. *38 Es fehlt ihm, wo man die Ochsen hinschlägt. – Mayer, II, 66 u. 187. *39 Es fehlt ihm zwei Finger hoch über der Nase. – Simrock, 7427. An Verstande. *40 Es fehlt noch ein Knopf, ehe der Rock fertig ist (oder: schliesst). Lat.: Curtae semper abest nescio quid rei. (Horaz.) (Binder II, 679.) *41 Es fehlt noch weit (oder: Weit gefehlt!). Frz.: Vous en êtes à cent lieues. – Vous n'en approchez pas de cent lieues. (Lendroy, 910.) Lat.: Aberras a janua. (Sutor, 165.) – Tota vita errat. (Sutor, 232.) *42 Es fehlte eher einem an Holz, der ins Schiff fällt. (Altgr.) Sprichwörtliche Uebertreibung, um einen solchen Vorrath einer Sache zu bezeichnen, dass man überall, wohin man sich wendet, davon findet. Da das Schiff selbst von Holz ist, so muss auch der, welcher hineinfällt, auf Holz fallen. *43 Es kann nicht fehlen, sie müssen stehlen. Von denen, die einen ihre Einnahme weit übersteigenden Aufwand machen. *44 'S fahlt em nischte ass anne rutzige Nose. – Robinson, 658; Gomolcke, 944. Fehler. 1 Alte Fehler halten fest. Lat.: Inveterata vitia non facile corriguntur. (Philippi, I, 208.) 2 An fremden Fehlern erkennt man die eigenen. It.: Con l' error d'altri il proprio si conosce. (Pazzaglia, 109, 4.) 3 Anderer Fehler sind unsere (gute) Lehrer. – Simrock, 2331; Körte, 1326; Sutor, 187. Lat.: Optimum est, aliena insania frui. 4 Aus kleinen Fehlern werden grosse. Holl.: Die met kleine fouten begint, leert haast groote. (Harrebomée, I, 195.) 5 Besser die eigenen Fehler beherrschen, als fremde annehmen. Frz.: Il est plus catholique nourrir ses passions que d'en prendre d'autruy. (Leroux, I, 4.) 6 Der Fehler des Trunkenboldes ist nicht der des Weines, sondern sein eigener. (Chin.) 7 Der Fehler ist oft besser als das Flickwerk. 8 Der Fehler ist so gross, wie der, der ihm begeht. 9 Die Fehler der Aerzte bedeckt man mit Erde. Holl.: De misslagen der geneesheeren worden met aarde, de gebreken der rijken worden met geld bedekt. (Harrebomée, I, 6.) 10 Eigene Fehler sieht man nicht. Holl.: Op de gebreken van anderen zien de menschen als de losch; maar op die van zich zelven als de mol. (Harrebomée, I, 210.) Lat.: Non videmus id manticae, quod in tergo est. (Sutor, 208.) 11 Ein Fehler aus Versehen ist leicht geschehen (auch: verziehen). Frz.: Faire des pas de clerc. (Lendroy, 1165.) 12 Ein Fehler, den man er(be)kennt, ist schon halb verbessert. – Müller, 56, 2. Frz.: Faute confessée est à demi pardonnée. (Lendroy, 484.) Port.: Peccado confessado, he meio perdoado. (Bohn I, 291.) 13 Ein Fehler gibt dem andern die Schnalle in die Hand. – Parömiakon, 453. 14 Ein verborgener Fehler ist zur Hälfte verziehen. Weil er andern weder Aergerniss gibt, noch sie zum Bösen verleitet. 15 Eines andern fehler ist ein guter lehrer. – Lehmann, 405, 17. 16 Es ist ein Fehler von dem Wein, dass er abnimmt (zu Ende geht), sagte Neumann; aber ich trink' ihn doch gern. Engl.: With all thy faults I love thee still, as the Alderman said to the decayed Chester. (Hagen 105, 38.) 17 Es ist kein Fehl' und Laster, man find't dafür ein Pflaster. 18 Es ist kein fehler so böss, er ist zu etwas gut. – Lehmann, 407, 46. 19 Es ist niemand ohne fehl. – Henisch, 1040. Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Cato.) (Binder I, 1097; II, 2057; Philippi, II, 16; Schonheim, N, 14.) – Nemo sine vitiis nascitur. (Horaz.) (Faselius, 162; Wiegand, 864.) 20 Es ist schlimm, einen Fehler leugnen, aber noch viel schlimmer ist es, mit ihm prahlen. 21 Es mus einer des andern feler entgelten. – Lehmann, 108, 31. „Wass ein teil misshandelt, muss der andre büssen.“ 22 Fehler erkennt man nicht, biss sie begangen sindt. – Lehmann, 407, 52. 23 Für eigene Fehler sind wir Maulwürfe, für fremde Luchse. 24 Jeder Fehler hat seine Ausrede. Poln.: Kazdy blad ma swoje wymówke. (Wurzbach I, 125.) 25 Jeder hat seine Fehler. – Tendlau, 934. Engl.: Every man has his feeble. – He is lifeless, that is faultless. Frz.: Chacun a ses défauts. Lat.: Homo sum, nihil humani a me alienum puto. (Terenz.) (Philippi, I, 181.) – Pastillos Rufillus olet, Gorgonius hircum. (Horaz.) (Binder I, 1330; II, 2491; Philippi, II, 84; Seybold, 429.) – Unicuique dedit vitium natura creato. (Properz.) (Binder I, 1796; II, 3412; Philippi, II, 233; Seybold, 650.) Ung.: Senki sincsen fogyatkozás nélkül. 26 Kleine Fehler räumt man ein, um sich von grossen zu befreien. D. h. man gesteht kleine zu, um zu sagen, daas man grosse habe. Russ.: My priznajemsja w malych pogrjesznostjach tolko dlja toga daby pokazat', czto my ne imjejem welikich. (Wurzbach I, 395.) 27 Kleine Fehler sieht man weit, grosse deckt das Kleid. It.: La veste copre di gran difetti. (Pazzaglia, 86, 4.) 28 Man muss verborgene Fehler nicht auf dem Markte ausbreiten. Holl.: Huiselijke feilen moeten niet op den drempel komen. (Harrebomée, I, 191.) 29 Seine eigenen Fehler sieht niemand. – Simrock, 2323.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/507
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [479]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/507>, abgerufen am 22.12.2024.