Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *3 Fahen und gefahen werden. - Eiselein, 157.

Lat.: Captantes capti sumus. - Graecia capta ferum victorem cepit. - Jam cautor ipse captus est. - Scito quod tenens teneris. (Eiselein, 157.)


Fahevielan.

Fahevielan bächt lützel1. - Eiselein, 157.

1) Beendigt wenig.

Lat.: Multa aggressus omnibus frustrabitur. - Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam. (Eiselein, 157.)


Fähig.

* Er wäre fähig, Spermöl zu verfälschen. (Nordamerika.)

In New-Bedford (Massachusetts) sagt man dies von einem Menschen, den man als durchaus schlecht bezeichnen will. Da Spermöl und Thran im gereinigten Zustande schwer voneinander zu unterscheiden, aber im Preise sehr verschieden sind - jenes der Gallon 1 Dollar 45 Cents, dieser 45 Cents -, so wird das erstere häufig durch Thran verfälscht. New-Bedford hat es sich aber zur Ehrensache gemacht, das Spermöl rein und unverfälscht zu liefern, sodass man dort einen Menschen, der es fälscht, jeder andern Schlechtigkeit für fähig hält. (Vgl. Unsere Tage, Braunschweig 1860, Heft 15, S. 114.)


Fähnchen.

Dat Fentchen upn Hot steckn. - Eichwald, 473.

Fröhlich, vergnügt, ausgelassen sein.


Fahne.

1 Die Fahne bleibt nicht stets in einer Hand.

Frz.: Cent ans banniere et cent ans civiere. (Lendroy, 438.)

2 Ein alter Fahn ist seines Hauptmans Ehr. - Henisch, 997; Winckler, XV, 17.

It.: Bandiera vecchia honor di Capitano. (Pazzaglia, 26, 2; Bohn I, 74.)

3 Eine zerrissene1 Fahne ehrt mehr als eine ganze. - Scheidemünze, I, 488.

1) Im Kampfe zerschossene, zerfetzte.

4 Je mehr die Fahnen von Kugeln durchfetzt sind, desto mehr ehrt man sie. - Scheidemünze, I, 1197.

5 Man kann eine Fahne mit einem Schnürlein anbinden, aber es kostet viel tausend Thaler sie wieder abzulösen. - Henisch, 947.

Krieg ist bald angefangen, aber langsam geendet.

6 Man muss seine Fahne nicht verlassen.

Holl.: Men moet het vaantje niet laten liggen. (Harrebomee, II, 354.)

7 Nimm du die Fahne, der Sigrist das Weihwasser und der Teufel den Pfaffen, so haben wir alle zu schaffen. - Fischart.

8 Wenn die Fahn' auf dem Thurme sich dreht, gibt's manchen Affen, der es ihr nachmacht.

9 Wenn die Fahne gerettet, so ist die Ehre gewonnen.

Man muss sehr oft zufrieden sein, wenn man mit Ehren davonkommt.

It.: Bandiera franca honor di guerra. ( Pazzaglia, 26, 1.)

10 Wenn die Fanen fliegen im Feldt, zum vnfried in aller welt, so ist Hoffart ein Ehr' vnd sonst nimmermehr. - Gruter, III, 94; Lehmann, II, 860, 14.

*11 Die Fahne nach dem Winde hängen.

*12 Er hat seine Fahne verlassen.

Holl.: Hij laat het vaantje liggen, eer hij de vijanden ziet. (Harrebomee, II, 354.)

*13 Unter Einer Fahne mit einem fechten.


Fahnenführer.

* Er ist ein Fähnkeführer. - Frischbier, 169; Hennig, 62.

In dem Sinne von Rädelsführer (s. d.), ein Aufwiegler, Anführer, der gleichsam die Fahne führt.


Fahnenstange.

* Er ist eine Fahnenstange.

Lange, dürre, hagere Person.


Fahnlehn.

1 Fahnlehen und Bischofgut muss der König ganz leihen und nicht zweien. - Graf, 448, 40.

Gegen Zerstückelung der Länder, deren Untheilbarkeit schon früh als Grundgesetz galt.

2 Kein Fahnlehn, man empfange es denn vom Könige. - Graf, 33, 81.

3 Nur Fahnlehn erhöhet des Mannes Schild. - Eisenhart, 42.

Fahnlehen sind solche weltliche Lehen, die mit landesherrlicher Hoheit verbunden sind. Die Belehnung damit geschah früher mit einer Fahne, die dem Fürsten, der sie empfing, übergeben wurde, ist aber seit [Spaltenumbruch] dem 10. Jahrhundert ausser Brauch. Das Sprichwort sagt, dass, wenn ein Glied des niedern Adels ein Fahnlehn erlangt habe, er dadurch, ohne einer besondern Standeserhöhung zu bedürfen, zu der damit verbundenen höhern Würde eines Grafen oder Fürsten gelangt sei.


Fähnlein.

1 An den Fähnlein sieht man, wer den Sieg davongetragen. - Eiselein, 158.

Lat.: Victrices turbae victricia signa tulere. (Eiselein, 158.)

2 Ein Fähnlein ist leicht an eine Stange geheftet, aber schwer losgenommen.

*3 Er ist wie das Fähnlein auf dem Dach. - Kirchhofer, 176.


Fähnskeding.

Die Fähnskedinger backen nicht mehr. (Schles.)

Es genügt nicht zu sagen: Teller, so liegt die Wurst darauf, man muss selbst Hand und Fuss rühren; über- oder unterirdische Wesen besorgen es nicht mehr. Die Redensart bezieht sich auf eine schlesische Sage. Noch vor etwa funfzig Jahren erzählte man in der Umgegend des im falkenberger Kreise liegenden molwitzer Bergs, es hätten in demselben früher besondere Wesen gewohnt, zwar von menschlicher Gestalt, aber zwerghaft, mit gewaltig grossen Köpfen und einer Sprache, ähnlich der von Kindern, die erst sprechen lernen. Obgleich sie im allgemeinen nicht im besten Rufe standen - sie sollten unter anderm gern Kinder stehlen oder austauschen - waren sie bisweilen guter Laune. So hörte einst ein in der Nähe ackernder Knecht, dass die kleinen Leute im Berge mit Backen beschäftigt waren, da rief er: "Backt mir eine Vorbacke" (wol, was man in andern Gegenden Schlesiens Rauchkuchen nennt). - "Du sollst sie haben", wurde ihm geantwortet. Es dauerte nicht lange, so brachte ein Weiblein auf silberner Schüssel, mit seidenem Tuche bedeckt, das gewünschte Gebäck, das dem Knecht vortrefflich mundete. (Neue Schles. Provinzialblätter, 1863, S. 425.)


Fahnträger.

Wenn der Fahnträger fortgeht, so folgt die ganze Procession. - Parömiakon, 777.


Fähr.

Wer ob (auf) de Fähr1 leben kann, sall ob Stück ni plögen2. (Rendsburg.)

1) Wende beim Pfluge.

2) Pflügen.


Fähre.

Auf der Fähre gilt kein Gotteslohn. - Burckhardt, 665.

Jeder muss sein Fährgeld zahlen.


Fahre (Furche).

1 Eine Fahre, eine Ahre. - Simrock, 2243; Blum, 226.

Wer gut pflügt, gewinnt viel Aehren. Manche Getreidearten erfordern ein mehrmaliges Umpflügen.

Holl.: Eene vore, eene aar. (Harrebomee, II, 405.)

2 Jede Fahr eine Ahr. (S. Furche.) (Heilsberg.) - Boebel, 131.

3 Klein Foarn, grot Aorn. (Seehausen in der Altmark.)

Je enger man pflügt, je enger man die Furchen macht, um so besser gedeiht die Saat, was auch der Sinn des folgenden Sprichworts ist. (Firmenich, III, 123, 3.)

4 So viel Fahren, so viel Ahren. - Körte, 1279.


Fahren.

1 Bäter armsälig förn as grotherrsch gahn. (Süderdithmarschen.)

2 Bäurisch gefahren ist besser als herrisch gelaufen.

Dän.: Bedre er at kiöre end at trave. (Prov. dan., 56.)

3 Demüthig gefahren ist besser als hochmüthig gegangen. - Grimm, I, 1729; plattdeutsch bei Petri, II, 218; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 18; Curtze, 338, 303; für Rheinland: Firmenich, I, 285, 9; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Elsass: Stöber, 67.

Nur in gewissem Umfange wahr. Wer auf seinen eigenen Füssen fortkommt, thut stets besser, wenn er sich ihrer statt fremder Kräfte bedient.

4 Der fährt sanft, den Gottes Gnade trägt. - Sailer, 382.

5 Der kan fahren, der es hat erfahren. - Lehmann, 883, 37.

6 Es fahren viele auf der Oder, aber es sehen nicht alle das Meer.

In Nishnij-Nowgorod sagt man: Hundert fahren ihr Leben lang auf der Wolga, einer fährt auch wol ins Kaspische Meer. (Altmann V.)

7 Es fahren vil Leuth für grosser andacht zum Teuffel. - Henisch, 976.

"Die Gottlosen haben auch Andacht."

8 Es fehret je einer dem andern nach zum Grabe. - Henisch, 1041; Petri, II, 244.

[Spaltenumbruch] *3 Fahen und gefahen werden.Eiselein, 157.

Lat.: Captantes capti sumus. – Graecia capta ferum victorem cepit. – Jam cautor ipse captus est. – Scito quod tenens teneris. (Eiselein, 157.)


Fahevielan.

Fahevielan bächt lützel1.Eiselein, 157.

1) Beendigt wenig.

Lat.: Multa aggressus omnibus frustrabitur. – Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam. (Eiselein, 157.)


Fähig.

* Er wäre fähig, Spermöl zu verfälschen. (Nordamerika.)

In New-Bedford (Massachusetts) sagt man dies von einem Menschen, den man als durchaus schlecht bezeichnen will. Da Spermöl und Thran im gereinigten Zustande schwer voneinander zu unterscheiden, aber im Preise sehr verschieden sind – jenes der Gallon 1 Dollar 45 Cents, dieser 45 Cents –, so wird das erstere häufig durch Thran verfälscht. New-Bedford hat es sich aber zur Ehrensache gemacht, das Spermöl rein und unverfälscht zu liefern, sodass man dort einen Menschen, der es fälscht, jeder andern Schlechtigkeit für fähig hält. (Vgl. Unsere Tage, Braunschweig 1860, Heft 15, S. 114.)


Fähnchen.

Dat Fentchen upn Hot steckn.Eichwald, 473.

Fröhlich, vergnügt, ausgelassen sein.


Fahne.

1 Die Fahne bleibt nicht stets in einer Hand.

Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Lendroy, 438.)

2 Ein alter Fahn ist seines Hauptmans Ehr.Henisch, 997; Winckler, XV, 17.

It.: Bandiera vecchia honor di Capitano. (Pazzaglia, 26, 2; Bohn I, 74.)

3 Eine zerrissene1 Fahne ehrt mehr als eine ganze.Scheidemünze, I, 488.

1) Im Kampfe zerschossene, zerfetzte.

4 Je mehr die Fahnen von Kugeln durchfetzt sind, desto mehr ehrt man sie.Scheidemünze, I, 1197.

5 Man kann eine Fahne mit einem Schnürlein anbinden, aber es kostet viel tausend Thaler sie wieder abzulösen.Henisch, 947.

Krieg ist bald angefangen, aber langsam geendet.

6 Man muss seine Fahne nicht verlassen.

Holl.: Men moet het vaantje niet laten liggen. (Harrebomée, II, 354.)

7 Nimm du die Fahne, der Sigrist das Weihwasser und der Teufel den Pfaffen, so haben wir alle zu schaffen.Fischart.

8 Wenn die Fahn' auf dem Thurme sich dreht, gibt's manchen Affen, der es ihr nachmacht.

9 Wenn die Fahne gerettet, so ist die Ehre gewonnen.

Man muss sehr oft zufrieden sein, wenn man mit Ehren davonkommt.

It.: Bandiera franca honor di guerra. ( Pazzaglia, 26, 1.)

10 Wenn die Fanen fliegen im Feldt, zum vnfried in aller welt, so ist Hoffart ein Ehr' vnd sonst nimmermehr.Gruter, III, 94; Lehmann, II, 860, 14.

*11 Die Fahne nach dem Winde hängen.

*12 Er hat seine Fahne verlassen.

Holl.: Hij laat het vaantje liggen, eer hij de vijanden ziet. (Harrebomée, II, 354.)

*13 Unter Einer Fahne mit einem fechten.


Fahnenführer.

* Er ist ein Fähnkeführer.Frischbier, 169; Hennig, 62.

In dem Sinne von Rädelsführer (s. d.), ein Aufwiegler, Anführer, der gleichsam die Fahne führt.


Fahnenstange.

* Er ist eine Fahnenstange.

Lange, dürre, hagere Person.


Fahnlehn.

1 Fahnlehen und Bischofgut muss der König ganz leihen und nicht zweien.Graf, 448, 40.

Gegen Zerstückelung der Länder, deren Untheilbarkeit schon früh als Grundgesetz galt.

2 Kein Fahnlehn, man empfange es denn vom Könige.Graf, 33, 81.

3 Nur Fahnlehn erhöhet des Mannes Schild.Eisenhart, 42.

Fahnlehen sind solche weltliche Lehen, die mit landesherrlicher Hoheit verbunden sind. Die Belehnung damit geschah früher mit einer Fahne, die dem Fürsten, der sie empfing, übergeben wurde, ist aber seit [Spaltenumbruch] dem 10. Jahrhundert ausser Brauch. Das Sprichwort sagt, dass, wenn ein Glied des niedern Adels ein Fahnlehn erlangt habe, er dadurch, ohne einer besondern Standeserhöhung zu bedürfen, zu der damit verbundenen höhern Würde eines Grafen oder Fürsten gelangt sei.


Fähnlein.

1 An den Fähnlein sieht man, wer den Sieg davongetragen.Eiselein, 158.

Lat.: Victrices turbae victricia signa tulere. (Eiselein, 158.)

2 Ein Fähnlein ist leicht an eine Stange geheftet, aber schwer losgenommen.

*3 Er ist wie das Fähnlein auf dem Dach.Kirchhofer, 176.


Fähnskeding.

Die Fähnskedinger backen nicht mehr. (Schles.)

Es genügt nicht zu sagen: Teller, so liegt die Wurst darauf, man muss selbst Hand und Fuss rühren; über- oder unterirdische Wesen besorgen es nicht mehr. Die Redensart bezieht sich auf eine schlesische Sage. Noch vor etwa funfzig Jahren erzählte man in der Umgegend des im falkenberger Kreise liegenden molwitzer Bergs, es hätten in demselben früher besondere Wesen gewohnt, zwar von menschlicher Gestalt, aber zwerghaft, mit gewaltig grossen Köpfen und einer Sprache, ähnlich der von Kindern, die erst sprechen lernen. Obgleich sie im allgemeinen nicht im besten Rufe standen – sie sollten unter anderm gern Kinder stehlen oder austauschen – waren sie bisweilen guter Laune. So hörte einst ein in der Nähe ackernder Knecht, dass die kleinen Leute im Berge mit Backen beschäftigt waren, da rief er: „Backt mir eine Vorbacke“ (wol, was man in andern Gegenden Schlesiens Rauchkuchen nennt). – „Du sollst sie haben“, wurde ihm geantwortet. Es dauerte nicht lange, so brachte ein Weiblein auf silberner Schüssel, mit seidenem Tuche bedeckt, das gewünschte Gebäck, das dem Knecht vortrefflich mundete. (Neue Schles. Provinzialblätter, 1863, S. 425.)


Fahnträger.

Wenn der Fahnträger fortgeht, so folgt die ganze Procession.Parömiakon, 777.


Fähr.

Wer ob (auf) de Fähr1 leben kann, sall ob Stück ni plögen2. (Rendsburg.)

1) Wende beim Pfluge.

2) Pflügen.


Fähre.

Auf der Fähre gilt kein Gotteslohn.Burckhardt, 665.

Jeder muss sein Fährgeld zahlen.


Fahre (Furche).

1 Eine Fahre, eine Ahre.Simrock, 2243; Blum, 226.

Wer gut pflügt, gewinnt viel Aehren. Manche Getreidearten erfordern ein mehrmaliges Umpflügen.

Holl.: Eene vore, ééne aar. (Harrebomée, II, 405.)

2 Jede Fahr eine Ahr. (S. Furche.) (Heilsberg.) – Boebel, 131.

3 Klein Foarn, grôt Aorn. (Seehausen in der Altmark.)

Je enger man pflügt, je enger man die Furchen macht, um so besser gedeiht die Saat, was auch der Sinn des folgenden Sprichworts ist. (Firmenich, III, 123, 3.)

4 So viel Fahren, so viel Ahren.Körte, 1279.


Fahren.

1 Bäter armsälig förn as grôtherrsch gahn. (Süderdithmarschen.)

2 Bäurisch gefahren ist besser als herrisch gelaufen.

Dän.: Bedre er at kiøre end at trave. (Prov. dan., 56.)

3 Demüthig gefahren ist besser als hochmüthig gegangen.Grimm, I, 1729; plattdeutsch bei Petri, II, 218; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 18; Curtze, 338, 303; für Rheinland: Firmenich, I, 285, 9; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Elsass: Stöber, 67.

Nur in gewissem Umfange wahr. Wer auf seinen eigenen Füssen fortkommt, thut stets besser, wenn er sich ihrer statt fremder Kräfte bedient.

4 Der fährt sanft, den Gottes Gnade trägt.Sailer, 382.

5 Der kan fahren, der es hat erfahren.Lehmann, 883, 37.

6 Es fahren viele auf der Oder, aber es sehen nicht alle das Meer.

In Nishnij-Nowgorod sagt man: Hundert fahren ihr Leben lang auf der Wolga, einer fährt auch wol ins Kaspische Meer. (Altmann V.)

7 Es fahren vil Leuth für grosser andacht zum Teuffel.Henisch, 976.

„Die Gottlosen haben auch Andacht.“

8 Es fehret je einer dem andern nach zum Grabe.Henisch, 1041; Petri, II, 244.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0486" n="[458]"/><cb n="915"/>
*3 Fahen und gefahen werden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Captantes capti sumus. &#x2013; Graecia capta ferum victorem cepit. &#x2013; Jam cautor ipse captus est. &#x2013; Scito quod tenens teneris. (<hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahevielan.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Fahevielan bächt lützel<hi rendition="#sup">1</hi>.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Beendigt wenig.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multa aggressus omnibus frustrabitur. &#x2013; Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam. (<hi rendition="#i">Eiselein, 157.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er wäre fähig, Spermöl zu verfälschen.</hi> (<hi rendition="#i">Nordamerika.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">In New-Bedford (Massachusetts) sagt man dies von einem Menschen, den man als durchaus schlecht bezeichnen will. Da Spermöl und Thran im gereinigten Zustande schwer voneinander zu unterscheiden, aber im Preise sehr verschieden sind &#x2013; jenes der Gallon 1 Dollar 45 Cents, dieser 45 Cents &#x2013;, so wird das erstere häufig durch Thran verfälscht. New-Bedford hat es sich aber zur Ehrensache gemacht, das Spermöl rein und unverfälscht zu liefern, sodass man dort einen Menschen, der es fälscht, jeder andern Schlechtigkeit für fähig hält. (Vgl. <hi rendition="#i">Unsere Tage, Braunschweig 1860, Heft 15, S. 114.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähnchen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Dat Fentchen upn Hot steckn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 473.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Fröhlich, vergnügt, ausgelassen sein.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahne.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Die Fahne bleibt nicht stets in einer Hand.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Cent ans bannière et cent ans civière. (<hi rendition="#i">Lendroy, 438.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein alter Fahn ist seines Hauptmans Ehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 997; Winckler, XV, 17.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Bandiera vecchia honor di Capitano. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 26, 2; Bohn I, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eine zerrissene<hi rendition="#sup">1</hi> Fahne ehrt mehr als eine ganze.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 488.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Im Kampfe zerschossene, zerfetzte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Je mehr die Fahnen von Kugeln durchfetzt sind, desto mehr ehrt man sie.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Scheidemünze, I, 1197.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Man kann eine Fahne mit einem Schnürlein anbinden, aber es kostet viel tausend Thaler sie wieder abzulösen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 947.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Krieg ist bald angefangen, aber langsam geendet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Man muss seine Fahne nicht verlassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Men moet het vaantje niet laten liggen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 354.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Nimm du die Fahne, der Sigrist das Weihwasser und der Teufel den Pfaffen, so haben wir alle zu schaffen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wenn die Fahn' auf dem Thurme sich dreht, gibt's manchen Affen, der es ihr nachmacht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Wenn die Fahne gerettet, so ist die Ehre gewonnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Man muss sehr oft zufrieden sein, wenn man mit Ehren davonkommt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Bandiera franca honor di guerra. ( <hi rendition="#i">Pazzaglia, 26, 1.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Wenn die Fanen fliegen im Feldt, zum vnfried in aller welt, so ist Hoffart ein Ehr' vnd sonst nimmermehr.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Gruter, III, 94; Lehmann, II, 860, 14.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*11 Die Fahne nach dem Winde hängen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*12 Er hat seine Fahne verlassen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij laat het vaantje liggen, eer hij de vijanden ziet. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 354.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*13 Unter Einer Fahne mit einem fechten.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahnenführer.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er ist ein Fähnkeführer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 169; Hennig, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">In dem Sinne von  Rädelsführer (s. d.), ein Aufwiegler, Anführer, der gleichsam die Fahne führt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahnenstange.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist eine Fahnenstange.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Lange, dürre, hagere Person.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahnlehn.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Fahnlehen und Bischofgut muss der König ganz leihen und nicht zweien.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 448, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Gegen Zerstückelung der Länder, deren Untheilbarkeit schon früh als Grundgesetz galt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Kein Fahnlehn, man empfange es denn vom Könige.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 33, 81.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Nur Fahnlehn erhöhet des Mannes Schild.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 42.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Fahnlehen sind solche weltliche Lehen, die mit landesherrlicher Hoheit verbunden sind. Die Belehnung damit geschah früher mit einer Fahne, die dem Fürsten, der sie empfing, übergeben wurde, ist aber seit <cb n="916"/>
dem 10. Jahrhundert ausser Brauch. Das Sprichwort sagt, dass, wenn ein Glied des niedern Adels ein Fahnlehn erlangt habe, er dadurch, ohne einer besondern Standeserhöhung zu bedürfen, zu der damit verbundenen höhern Würde eines Grafen oder Fürsten gelangt sei.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähnlein.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 An den Fähnlein sieht man, wer den Sieg davongetragen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 158.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Victrices turbae victricia signa tulere. (<hi rendition="#i">Eiselein, 158.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Ein Fähnlein ist leicht an eine Stange geheftet, aber schwer losgenommen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er ist wie das Fähnlein auf dem Dach.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 176.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähnskeding.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Die Fähnskedinger backen nicht mehr.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Es genügt nicht zu sagen: Teller, so liegt die Wurst darauf, man muss selbst Hand und Fuss rühren; über- oder unterirdische Wesen besorgen es nicht mehr. Die Redensart bezieht sich auf eine schlesische Sage. Noch vor etwa funfzig Jahren erzählte man in der Umgegend des im falkenberger Kreise liegenden molwitzer Bergs, es hätten in demselben früher besondere Wesen gewohnt, zwar von menschlicher Gestalt, aber zwerghaft, mit gewaltig grossen Köpfen und einer Sprache, ähnlich der von Kindern, die erst sprechen lernen. Obgleich sie im allgemeinen nicht im besten Rufe standen &#x2013; sie sollten unter anderm gern Kinder stehlen oder austauschen &#x2013; waren sie bisweilen guter Laune. So hörte einst ein in der Nähe ackernder Knecht, dass die kleinen Leute im Berge mit Backen beschäftigt waren, da rief er: &#x201E;Backt mir eine Vorbacke&#x201C; (wol, was man in andern Gegenden Schlesiens Rauchkuchen nennt). &#x2013; &#x201E;Du sollst sie haben&#x201C;, wurde ihm geantwortet. Es dauerte nicht lange, so brachte ein Weiblein auf silberner Schüssel, mit seidenem Tuche bedeckt, das gewünschte Gebäck, das dem Knecht vortrefflich mundete. (<hi rendition="#i">Neue Schles. Provinzialblätter, 1863, S. 425.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahnträger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn der Fahnträger fortgeht, so folgt die ganze Procession.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 777.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähr.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wer ob (auf) de Fähr<hi rendition="#sup">1</hi> leben kann, sall ob Stück ni plögen<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Wende beim Pfluge.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Pflügen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fähre.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Auf der Fähre gilt kein Gotteslohn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 665.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Jeder muss sein Fährgeld zahlen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Fahre</hi> (Furche).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eine Fahre, eine Ahre.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 2243; Blum, 226.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wer gut pflügt, gewinnt viel Aehren. Manche Getreidearten erfordern ein mehrmaliges Umpflügen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eene vore, ééne aar. (<hi rendition="#i">Harrebomée, II, 405.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Jede Fahr eine Ahr. (S.  Furche.)</hi> (<hi rendition="#i">Heilsberg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 131.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Klein Foarn, grôt Aorn.</hi> (<hi rendition="#i">Seehausen in der Altmark.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Je enger man pflügt, je enger man die Furchen macht, um so besser gedeiht die Saat, was auch der Sinn des folgenden Sprichworts ist. (<hi rendition="#i">Firmenich, III, 123, 3.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 So viel Fahren, so viel Ahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Körte, 1279.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Fahren.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Bäter armsälig förn as grôtherrsch gahn.</hi> (<hi rendition="#i">Süderdithmarschen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Bäurisch gefahren ist besser als herrisch gelaufen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Bedre er at kiøre end at trave. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 56.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Demüthig gefahren ist besser als hochmüthig gegangen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Grimm, I, 1729;</hi> plattdeutsch bei <hi rendition="#i">Petri, II, 218;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 325, 18; Curtze, 338, 303;</hi> für Rheinland: <hi rendition="#i">Firmenich, I, 285, 9;</hi> für Strasburg: <hi rendition="#i">Firmenich, II, 527;</hi> für Elsass: <hi rendition="#i">Stöber, 67.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nur in gewissem Umfange wahr. Wer auf seinen eigenen Füssen fortkommt, thut stets besser, wenn er sich ihrer statt fremder Kräfte bedient.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Der fährt sanft, den Gottes Gnade trägt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 382.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Der kan fahren, der es hat erfahren.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 883, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Es fahren viele auf der Oder, aber es sehen nicht alle das Meer.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">In Nishnij-Nowgorod sagt man: Hundert fahren ihr Leben lang auf der Wolga, einer fährt auch wol ins Kaspische Meer. (<hi rendition="#i">Altmann V.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Es fahren vil Leuth für grosser andacht zum Teuffel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 976.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Die Gottlosen haben auch Andacht.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Es fehret je einer dem andern nach zum Grabe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 1041; Petri, II, 244.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[458]/0486] *3 Fahen und gefahen werden. – Eiselein, 157. Lat.: Captantes capti sumus. – Graecia capta ferum victorem cepit. – Jam cautor ipse captus est. – Scito quod tenens teneris. (Eiselein, 157.) Fahevielan. Fahevielan bächt lützel1. – Eiselein, 157. 1) Beendigt wenig. Lat.: Multa aggressus omnibus frustrabitur. – Plurima qui aggreditur, nil apte perficit unquam. (Eiselein, 157.) Fähig. * Er wäre fähig, Spermöl zu verfälschen. (Nordamerika.) In New-Bedford (Massachusetts) sagt man dies von einem Menschen, den man als durchaus schlecht bezeichnen will. Da Spermöl und Thran im gereinigten Zustande schwer voneinander zu unterscheiden, aber im Preise sehr verschieden sind – jenes der Gallon 1 Dollar 45 Cents, dieser 45 Cents –, so wird das erstere häufig durch Thran verfälscht. New-Bedford hat es sich aber zur Ehrensache gemacht, das Spermöl rein und unverfälscht zu liefern, sodass man dort einen Menschen, der es fälscht, jeder andern Schlechtigkeit für fähig hält. (Vgl. Unsere Tage, Braunschweig 1860, Heft 15, S. 114.) Fähnchen. Dat Fentchen upn Hot steckn. – Eichwald, 473. Fröhlich, vergnügt, ausgelassen sein. Fahne. 1 Die Fahne bleibt nicht stets in einer Hand. Frz.: Cent ans bannière et cent ans civière. (Lendroy, 438.) 2 Ein alter Fahn ist seines Hauptmans Ehr. – Henisch, 997; Winckler, XV, 17. It.: Bandiera vecchia honor di Capitano. (Pazzaglia, 26, 2; Bohn I, 74.) 3 Eine zerrissene1 Fahne ehrt mehr als eine ganze. – Scheidemünze, I, 488. 1) Im Kampfe zerschossene, zerfetzte. 4 Je mehr die Fahnen von Kugeln durchfetzt sind, desto mehr ehrt man sie. – Scheidemünze, I, 1197. 5 Man kann eine Fahne mit einem Schnürlein anbinden, aber es kostet viel tausend Thaler sie wieder abzulösen. – Henisch, 947. Krieg ist bald angefangen, aber langsam geendet. 6 Man muss seine Fahne nicht verlassen. Holl.: Men moet het vaantje niet laten liggen. (Harrebomée, II, 354.) 7 Nimm du die Fahne, der Sigrist das Weihwasser und der Teufel den Pfaffen, so haben wir alle zu schaffen. – Fischart. 8 Wenn die Fahn' auf dem Thurme sich dreht, gibt's manchen Affen, der es ihr nachmacht. 9 Wenn die Fahne gerettet, so ist die Ehre gewonnen. Man muss sehr oft zufrieden sein, wenn man mit Ehren davonkommt. It.: Bandiera franca honor di guerra. ( Pazzaglia, 26, 1.) 10 Wenn die Fanen fliegen im Feldt, zum vnfried in aller welt, so ist Hoffart ein Ehr' vnd sonst nimmermehr. – Gruter, III, 94; Lehmann, II, 860, 14. *11 Die Fahne nach dem Winde hängen. *12 Er hat seine Fahne verlassen. Holl.: Hij laat het vaantje liggen, eer hij de vijanden ziet. (Harrebomée, II, 354.) *13 Unter Einer Fahne mit einem fechten. Fahnenführer. * Er ist ein Fähnkeführer. – Frischbier, 169; Hennig, 62. In dem Sinne von Rädelsführer (s. d.), ein Aufwiegler, Anführer, der gleichsam die Fahne führt. Fahnenstange. * Er ist eine Fahnenstange. Lange, dürre, hagere Person. Fahnlehn. 1 Fahnlehen und Bischofgut muss der König ganz leihen und nicht zweien. – Graf, 448, 40. Gegen Zerstückelung der Länder, deren Untheilbarkeit schon früh als Grundgesetz galt. 2 Kein Fahnlehn, man empfange es denn vom Könige. – Graf, 33, 81. 3 Nur Fahnlehn erhöhet des Mannes Schild. – Eisenhart, 42. Fahnlehen sind solche weltliche Lehen, die mit landesherrlicher Hoheit verbunden sind. Die Belehnung damit geschah früher mit einer Fahne, die dem Fürsten, der sie empfing, übergeben wurde, ist aber seit dem 10. Jahrhundert ausser Brauch. Das Sprichwort sagt, dass, wenn ein Glied des niedern Adels ein Fahnlehn erlangt habe, er dadurch, ohne einer besondern Standeserhöhung zu bedürfen, zu der damit verbundenen höhern Würde eines Grafen oder Fürsten gelangt sei. Fähnlein. 1 An den Fähnlein sieht man, wer den Sieg davongetragen. – Eiselein, 158. Lat.: Victrices turbae victricia signa tulere. (Eiselein, 158.) 2 Ein Fähnlein ist leicht an eine Stange geheftet, aber schwer losgenommen. *3 Er ist wie das Fähnlein auf dem Dach. – Kirchhofer, 176. Fähnskeding. Die Fähnskedinger backen nicht mehr. (Schles.) Es genügt nicht zu sagen: Teller, so liegt die Wurst darauf, man muss selbst Hand und Fuss rühren; über- oder unterirdische Wesen besorgen es nicht mehr. Die Redensart bezieht sich auf eine schlesische Sage. Noch vor etwa funfzig Jahren erzählte man in der Umgegend des im falkenberger Kreise liegenden molwitzer Bergs, es hätten in demselben früher besondere Wesen gewohnt, zwar von menschlicher Gestalt, aber zwerghaft, mit gewaltig grossen Köpfen und einer Sprache, ähnlich der von Kindern, die erst sprechen lernen. Obgleich sie im allgemeinen nicht im besten Rufe standen – sie sollten unter anderm gern Kinder stehlen oder austauschen – waren sie bisweilen guter Laune. So hörte einst ein in der Nähe ackernder Knecht, dass die kleinen Leute im Berge mit Backen beschäftigt waren, da rief er: „Backt mir eine Vorbacke“ (wol, was man in andern Gegenden Schlesiens Rauchkuchen nennt). – „Du sollst sie haben“, wurde ihm geantwortet. Es dauerte nicht lange, so brachte ein Weiblein auf silberner Schüssel, mit seidenem Tuche bedeckt, das gewünschte Gebäck, das dem Knecht vortrefflich mundete. (Neue Schles. Provinzialblätter, 1863, S. 425.) Fahnträger. Wenn der Fahnträger fortgeht, so folgt die ganze Procession. – Parömiakon, 777. Fähr. Wer ob (auf) de Fähr1 leben kann, sall ob Stück ni plögen2. (Rendsburg.) 1) Wende beim Pfluge. 2) Pflügen. Fähre. Auf der Fähre gilt kein Gotteslohn. – Burckhardt, 665. Jeder muss sein Fährgeld zahlen. Fahre (Furche). 1 Eine Fahre, eine Ahre. – Simrock, 2243; Blum, 226. Wer gut pflügt, gewinnt viel Aehren. Manche Getreidearten erfordern ein mehrmaliges Umpflügen. Holl.: Eene vore, ééne aar. (Harrebomée, II, 405.) 2 Jede Fahr eine Ahr. (S. Furche.) (Heilsberg.) – Boebel, 131. 3 Klein Foarn, grôt Aorn. (Seehausen in der Altmark.) Je enger man pflügt, je enger man die Furchen macht, um so besser gedeiht die Saat, was auch der Sinn des folgenden Sprichworts ist. (Firmenich, III, 123, 3.) 4 So viel Fahren, so viel Ahren. – Körte, 1279. Fahren. 1 Bäter armsälig förn as grôtherrsch gahn. (Süderdithmarschen.) 2 Bäurisch gefahren ist besser als herrisch gelaufen. Dän.: Bedre er at kiøre end at trave. (Prov. dan., 56.) 3 Demüthig gefahren ist besser als hochmüthig gegangen. – Grimm, I, 1729; plattdeutsch bei Petri, II, 218; für Waldeck: Firmenich, I, 325, 18; Curtze, 338, 303; für Rheinland: Firmenich, I, 285, 9; für Strasburg: Firmenich, II, 527; für Elsass: Stöber, 67. Nur in gewissem Umfange wahr. Wer auf seinen eigenen Füssen fortkommt, thut stets besser, wenn er sich ihrer statt fremder Kräfte bedient. 4 Der fährt sanft, den Gottes Gnade trägt. – Sailer, 382. 5 Der kan fahren, der es hat erfahren. – Lehmann, 883, 37. 6 Es fahren viele auf der Oder, aber es sehen nicht alle das Meer. In Nishnij-Nowgorod sagt man: Hundert fahren ihr Leben lang auf der Wolga, einer fährt auch wol ins Kaspische Meer. (Altmann V.) 7 Es fahren vil Leuth für grosser andacht zum Teuffel. – Henisch, 976. „Die Gottlosen haben auch Andacht.“ 8 Es fehret je einer dem andern nach zum Grabe. – Henisch, 1041; Petri, II, 244.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/486
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [458]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/486>, abgerufen am 21.11.2024.