Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *57 Er ist auf Erden kommen arm. Aus dem Luther'schen Weihnachtsliede: Gelobet seist du Jesu Christ, V, 6. Sagt man in Schlesien von Armen, oder wenn zu Weihnachten oder an Geburtstagen wenig oder nichts geschenkt wird. Eine sprichwörtlich gewordene Zeile aus einem Weihnachtsliede. *58 Er ist der Erde gediehen. - Eiselein, 148. Zum Grabe reif. *59 Er wächst zur Erde wie eine Zwiebel. - Körte, 1152a. *60 Ich wolt ehe, das mich die erd verschlund. - Franck, II, 37a; Tappius, 162a. *61 Ich wolt nit, dass mich die erd trüg. - Franck, II, 37a. *62 Ich wolte das du so tieffe vnder der erden werest, als du hohe daroben bist. - Tappius, 233a. *63 Lieber wer mir, dz mich die erd gefressen hette. - Tappius, 162a. *64 Macht uns keine Erde unter die Mährte. (Köthen.) Um zu sagen: Mengt euch nicht hinein. *65 Mit der ausgegrabenen Erde den Graben machen. Die Kosten einer Unternehmung vom Gewinn bestreiten. Erdenken. * Ich hab' es von mir selbst erdacht. - Eyering, III, 64. Ich habe keinen Rathgeber und Helfer. Erdkloss. Wer mit Erdklössen anklopft, bekommt Steine zur Antwort. Erdfest. 1 Was erd- und nagelfest ist, bleibt bei der Wehre. - Graf, 65, 14; Grimm, Weisth., III, 206. 2 Was erd- und nagelfest ist, gehöret dazu. - Graf, 65, 15; Göschen, Goslarische Statuten (Berlin 1840), 24, 37; 26, 23. Diese beiden Rechtssprichwörter beziehen sich auf die Unterscheidung von liegendem (festem, unbeweglichem) Gut und Fahrhabe (s. d.) und sagen, dass alles, was auf die genannte Art mit dem Hause und liegendem Gute verbunden ist, nicht als Fahrhabe gelten solle. Erdichten. 1 Erdichtet ist nicht verrichtet. - Parömiakon, 514. Lat.: Ficta non facta. 2 Es ist nit gar dicht, was der böffel zicht. - Franck, I, 16b; Simrock, 7954; Graf, 453, 444. Es ist etwas Wahres daran, was die Leute reden; es ist nicht alles erdichtet. *3 Er hats von jm selbst erdicht. - Franck, II, 11a. Erdreich. 1 Das Erdreich trägt's nicht. (Schwaben.) - Reinsberg V, 69. Man kann nicht mehr beanspruchen als der Natur des Landes oder der Menschen gemäss ist. 2 Wess das Erdreich ist, dess ist auch der Schatz. - Graf, 129, 354; Wackernagel, Das Landrechtsbuch des Schwabenspiegels (Zürich 1840), 203, 281. Dies stellt der Schwabenspiegel als Regel auf; aber die Rechte waren in diesem Punkte sehr verschieden. Nach dem Sachsenspiegel gehörte jeder Schatz (s. d.), worunter überhaupt die in der Erde liegenden edeln Metalle zu verstehen sind, dem Könige, d. h. dem Reiche oder Staate. Andere Rechtsbücher lassen dem Finder ein Drittheil, dem Staate und dem Grundeigenthümer je eins. 3 Zu fettes Erdreich muss man mit Sande vermischen. Erdulden. Wer nicht viel erdulden kann, der wird kein grosser Mann. It.: Chi ben e mal non puo soffrire a grand honor non puo venire. (Pazzaglia, 334, 2.) Ereifern. * Er ereifert sich über eine Nadel und verschlingt selbst Mastbäume. - Burckhardt, 777. Während er sich selbst arge Ungerechtigkeiten zu Schulden kommen lässt, beurtheilt er die Angelegenheiten anderer mit grosser Härte und Lieblosigkeit. Ererben. * Ich hab' es ererbt vnd nicht geraubt. (S. Erbgut.) - Eyering, III, 64. Ereseln. * Er will alles ereseln. - Körte, 1139a. Erfahren. 1 Erfahren deit leeren. (Ostfries.) - Bueren, 420; Hauskalender, I. 2 Erfahren kommt mit den Jahren. - Simrock, 2104; Körte, 1155. [Spaltenumbruch] 3 Erfahren lehrt fahren. - Petri, II, 240; Henisch, 922; Körte, 1153. 4 Erfahren wirs nicht new, so erfahren wirs doch alt. - Agricola I, 450; Gruter, I, 29; Henisch, 921; Lehmann, II, 125, 98; Petri, II, 240; Schottel, 1137a; Simrock, 2105. 5 Erfahrs, so waistus. - Henisch, 922; Petri, II, 240; Simrock, 2110; Sailer, 121. Aber alles kann man nicht erfahren, man muss auch vieles voraussetzen, sonst wird man jenem Bedienten gleich sein, der seinem Herrn ein Bund Zündhölzer mit der Bemerkung übergab: "Sie sind diesmal sehr gut, ich habe sie alle probirt." Engl.: The wind in a man's face makes him wise. Frz.: L'experience fait le maeitre. It.: Chi non prova, non sa. 6 Es ist leicht zu erfahren, wer bei Raben einkehrt, wird wenig sparen. - Parömiakon, 2346. Gegen prellende Gastwirthe. 7 Heut' erfährt man, was man gestern nicht gewusst hat. 8 Ich hab's erfahren, wie grob die Menschen sind, sagte der alte Ochs zum jungen. Frz.: Tu le sauras, dit le boeuf au thorel (taureau). (Leroux, I, 95.) 9 Jeder kann erfahren, dass drei machen einen zum Narren. 10 Lern erfahren, was einer vor einen Hasen im Busen hat, ob mit kurtzen oder langen Ohren. - Oec. rur., 7, 294. 11 Man erfähret alleweg mehr böses denn gutes. - Agricola I, 704; Lehmann, II, 401, 6. 12 Selbst erfahren ist die beste Kunst. - Lehmann, 183, 5. 13 Wer nicht erfährt des Neiders Tück, der hat gewiss ein schlechtes Glück. Frz.: L'envie suit la vertu comme l'ombre suit le corps. It.: Ne fiamma senza fumo, ne virtu senz' invidia. Lat.: Invidia virtutis comes. 14 Wer vil erfährt, muss vil leiden. - Henisch, 922; Petri, II, 772; Simrock, 2113; Körte, 1154. *15 Er hat etwas erfahrn. - Eyering, II, 285. *16 Ich hab's auch erfahren. *17 Man mus erfahren, wer du bist. - Eyering, III, 119. Erfahrene (der). 1 Dem Erfahrenen glaub! Lat.: Experto crede Ruperto. (Philippi, I, 145.) 2 Der erfarne kan fahren. - Lehmann, 183, 14. 3 Ein Erfahrener ist besser als zehn Gelehrte. - Abh., 227; Simrock, 2107; Mayer, I, 101. 4 Ein Erfahrener ist über einen Studirten. - Körte, 1156; Kirchhofer, 227; Simrock, 2108. It.: Chi v'e stato, la puo contare. Lat.: Expertus locupletissimus. Erfahrenheit. Erfahrenheit bringt Wissenschaft. (Luzern.) Erfahrenster. Ich will dem Erfahrensten glauben. - Lehmann, II, 277, 31. Erfahrung. 1 Aus der Erfahrung ist gut schwatzen. 2 Die erfahrung gibts. - Henisch, 922. 3 Die erfahrung ist der Stab, daran mann gehen muss. - Lehmann, 183, 6. 4 Die erfahrung ists alles. - Eyering, I, 657; Gruter, I, 20. 5 Die erfahrung lehrts alles. - Eyering, I, 658 (im Druck steht 660). 6 Die erfarung ist der narrn meister, die vernunfft der weisen. - Franck, I, 46a; Henisch, 922; Petri, II, 248; Lehmann, II, 125, 96; Schottel, 1125b; Simrock, 2112; Körte, 1157. Engl.: Experience is the mistress of fools. (Gaal, 373.) Lat.: Eventus stultorum magister. (Livius.) (Binder I, 454; II, 1010; Philippi, I, 142; Seybold, 159; Wiegand, 167.) - Experientia stultorum magistra, prudentia sapientum. (Gaal, 373.) 7 Eigene Erfahrung ist der rechte Meister. - Luther, 267. Frz.: L'experience qui coute est la meilleure. Lat.: Piscator ictus sapit. (Philippi, II, 96.)
[Spaltenumbruch] *57 Er ist auf Erden kommen arm. Aus dem Luther'schen Weihnachtsliede: Gelobet seist du Jesu Christ, V, 6. Sagt man in Schlesien von Armen, oder wenn zu Weihnachten oder an Geburtstagen wenig oder nichts geschenkt wird. Eine sprichwörtlich gewordene Zeile aus einem Weihnachtsliede. *58 Er ist der Erde gediehen. – Eiselein, 148. Zum Grabe reif. *59 Er wächst zur Erde wie eine Zwiebel. – Körte, 1152a. *60 Ich wolt ehe, das mich die erd verschlund. – Franck, II, 37a; Tappius, 162a. *61 Ich wolt nit, dass mich die erd trüg. – Franck, II, 37a. *62 Ich wolte das du so tieffe vnder der erden werest, als du hohe daroben bist. – Tappius, 233a. *63 Lieber wer mir, dz mich die erd gefressen hette. – Tappius, 162a. *64 Macht uns keine Erde unter die Mährte. (Köthen.) Um zu sagen: Mengt euch nicht hinein. *65 Mit der ausgegrabenen Erde den Graben machen. Die Kosten einer Unternehmung vom Gewinn bestreiten. Erdenken. * Ich hab' es von mir selbst erdacht. – Eyering, III, 64. 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*57 Er ist auf Erden kommen arm. Aus dem Luther'schen Weihnachtsliede: Gelobet seist du Jesu Christ, V, 6.
Sagt man in Schlesien von Armen, oder wenn zu Weihnachten oder an Geburtstagen wenig oder nichts geschenkt wird. Eine sprichwörtlich gewordene Zeile aus einem Weihnachtsliede.
*58 Er ist der Erde gediehen. – Eiselein, 148.
Zum Grabe reif.
*59 Er wächst zur Erde wie eine Zwiebel. – Körte, 1152a.
*60 Ich wolt ehe, das mich die erd verschlund. – Franck, II, 37a; Tappius, 162a.
*61 Ich wolt nit, dass mich die erd trüg. – Franck, II, 37a.
*62 Ich wolte das du so tieffe vnder der erden werest, als du hohe daroben bist. – Tappius, 233a.
*63 Lieber wer mir, dz mich die erd gefressen hette. – Tappius, 162a.
*64 Macht uns keine Erde unter die Mährte. (Köthen.)
Um zu sagen: Mengt euch nicht hinein.
*65 Mit der ausgegrabenen Erde den Graben machen.
Die Kosten einer Unternehmung vom Gewinn bestreiten.
Erdenken.
* Ich hab' es von mir selbst erdacht. – Eyering, III, 64.
Ich habe keinen Rathgeber und Helfer.
Erdkloss.
Wer mit Erdklössen anklopft, bekommt Steine zur Antwort.
Erdfest.
1 Was erd- und nagelfest ist, bleibt bei der Wehre. – Graf, 65, 14; Grimm, Weisth., III, 206.
2 Was erd- und nagelfest ist, gehöret dazu. – Graf, 65, 15; Göschen, Goslarische Statuten (Berlin 1840), 24, 37; 26, 23.
Diese beiden Rechtssprichwörter beziehen sich auf die Unterscheidung von liegendem (festem, unbeweglichem) Gut und Fahrhabe (s. d.) und sagen, dass alles, was auf die genannte Art mit dem Hause und liegendem Gute verbunden ist, nicht als Fahrhabe gelten solle.
Erdichten.
1 Erdichtet ist nicht verrichtet. – Parömiakon, 514.
Lat.: Ficta non facta.
2 Es ist nit gar dicht, was der böffel zicht. – Franck, I, 16b; Simrock, 7954; Graf, 453, 444.
Es ist etwas Wahres daran, was die Leute reden; es ist nicht alles erdichtet.
*3 Er hats von jm selbst erdicht. – Franck, II, 11a.
Erdreich.
1 Das Erdreich trägt's nicht. (Schwaben.) – Reinsberg V, 69.
Man kann nicht mehr beanspruchen als der Natur des Landes oder der Menschen gemäss ist.
2 Wess das Erdreich ist, dess ist auch der Schatz. – Graf, 129, 354; Wackernagel, Das Landrechtsbuch des Schwabenspiegels (Zürich 1840), 203, 281.
Dies stellt der Schwabenspiegel als Regel auf; aber die Rechte waren in diesem Punkte sehr verschieden. Nach dem Sachsenspiegel gehörte jeder Schatz (s. d.), worunter überhaupt die in der Erde liegenden edeln Metalle zu verstehen sind, dem Könige, d. h. dem Reiche oder Staate. Andere Rechtsbücher lassen dem Finder ein Drittheil, dem Staate und dem Grundeigenthümer je eins.
3 Zu fettes Erdreich muss man mit Sande vermischen.
Erdulden.
Wer nicht viel erdulden kann, der wird kein grosser Mann.
It.: Chi ben e mal non può soffrire a grand honor non può venire. (Pazzaglia, 334, 2.)
Ereifern.
* Er ereifert sich über eine Nadel und verschlingt selbst Mastbäume. – Burckhardt, 777.
Während er sich selbst arge Ungerechtigkeiten zu Schulden kommen lässt, beurtheilt er die Angelegenheiten anderer mit grosser Härte und Lieblosigkeit.
Ererben.
* Ich hab' es ererbt vnd nicht geraubt. (S. Erbgut.) – Eyering, III, 64.
Ereseln.
* Er will alles ereseln. – Körte, 1139a.
Erfahren.
1 Erfahren deit leeren. (Ostfries.) – Bueren, 420; Hauskalender, I.
2 Erfahren kommt mit den Jahren. – Simrock, 2104; Körte, 1155.
3 Erfahren lehrt fahren. – Petri, II, 240; Henisch, 922; Körte, 1153.
4 Erfahren wirs nicht new, so erfahren wirs doch alt. – Agricola I, 450; Gruter, I, 29; Henisch, 921; Lehmann, II, 125, 98; Petri, II, 240; Schottel, 1137a; Simrock, 2105.
5 Erfahrs, so waistus. – Henisch, 922; Petri, II, 240; Simrock, 2110; Sailer, 121.
Aber alles kann man nicht erfahren, man muss auch vieles voraussetzen, sonst wird man jenem Bedienten gleich sein, der seinem Herrn ein Bund Zündhölzer mit der Bemerkung übergab: „Sie sind diesmal sehr gut, ich habe sie alle probirt.“
Engl.: The wind in a man's face makes him wise.
Frz.: L'expérience fait le maître.
It.: Chi non prova, non sa.
6 Es ist leicht zu erfahren, wer bei Raben einkehrt, wird wenig sparen. – Parömiakon, 2346.
Gegen prellende Gastwirthe.
7 Heut' erfährt man, was man gestern nicht gewusst hat.
8 Ich hab's erfahren, wie grob die Menschen sind, sagte der alte Ochs zum jungen.
Frz.: Tu le sauras, dit le boeuf au thorel (taureau). (Leroux, I, 95.)
9 Jeder kann erfahren, dass drei machen einen zum Narren.
10 Lern erfahren, was einer vor einen Hasen im Busen hat, ob mit kurtzen oder langen Ohren. – Oec. rur., 7, 294.
11 Man erfähret alleweg mehr böses denn gutes. – Agricola I, 704; Lehmann, II, 401, 6.
12 Selbst erfahren ist die beste Kunst. – Lehmann, 183, 5.
13 Wer nicht erfährt des Neiders Tück, der hat gewiss ein schlechtes Glück.
Frz.: L'envie suit la vertu comme l'ombre suit le corps.
It.: Nè fiamma senza fumo, nè virtù senz' invidia.
Lat.: Invidia virtutis comes.
14 Wer vil erfährt, muss vil leiden. – Henisch, 922; Petri, II, 772; Simrock, 2113; Körte, 1154.
*15 Er hat etwas erfahrn. – Eyering, II, 285.
*16 Ich hab's auch erfahren.
*17 Man mus erfahren, wer du bist. – Eyering, III, 119.
Erfahrene (der).
1 Dem Erfahrenen glaub!
Lat.: Experto crede Ruperto. (Philippi, I, 145.)
2 Der erfarne kan fahren. – Lehmann, 183, 14.
3 Ein Erfahrener ist besser als zehn Gelehrte. – Abh., 227; Simrock, 2107; Mayer, I, 101.
4 Ein Erfahrener ist über einen Studirten. – Körte, 1156; Kirchhofer, 227; Simrock, 2108.
It.: Chi v'è stato, la può contare.
Lat.: Expertus locupletissimus.
Erfahrenheit.
Erfahrenheit bringt Wissenschaft. (Luzern.)
Erfahrenster.
Ich will dem Erfahrensten glauben. – Lehmann, II, 277, 31.
Erfahrung.
1 Aus der Erfahrung ist gut schwatzen.
2 Die erfahrung gibts. – Henisch, 922.
3 Die erfahrung ist der Stab, daran mann gehen muss. – Lehmann, 183, 6.
4 Die erfahrung ists alles. – Eyering, I, 657; Gruter, I, 20.
5 Die erfahrung lehrts alles. – Eyering, I, 658 (im Druck steht 660).
6 Die erfarung ist der narrn meister, die vernunfft der weisen. – Franck, I, 46a; Henisch, 922; Petri, II, 248; Lehmann, II, 125, 96; Schottel, 1125b; Simrock, 2112; Körte, 1157.
Engl.: Experience is the mistress of fools. (Gaal, 373.)
Lat.: Eventus stultorum magister. (Livius.) (Binder I, 454; II, 1010; Philippi, I, 142; Seybold, 159; Wiegand, 167.) – Experientia stultorum magistra, prudentia sapientum. (Gaal, 373.)
7 Eigene Erfahrung ist der rechte Meister. – Luther, 267.
Frz.: L'expérience qui coúte est la meilleure.
Lat.: Piscator ictus sapit. (Philippi, II, 96.)
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [419]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/447>, abgerufen am 22.02.2025. |