Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] 7 Eigen ist unterscheiden. - Graf, 103, 205; Ortloff, Rechtsbuch nach Distinctionen (Jena 1836), I, 7, 22.

Nach deutschem Recht bestand das wahre Eigen nur in liegendem Gut, was in Erbgut und gewonnenes Gut unterschieden wurde. Jenes war völlig unveräusserlich, weil auf dem Grundbesitze die ganze politische Stellung des freien Mannes ruhte, die auch den Erben gewahrt bleiben musste. Das letztere, was im Gegensatz zu Erbe das Eigen genannt wurde, konnte die besitzende Hand verändern.

8 Eigen und Erbe sollen gleichen Tag haben. - Graf, 441, 331.

Von dem Gerichtsverfahren.

9 Mit Eigen darf der Erbe keine Schuld gelten. - Graf, 222, 282.

Die liegenden Güter waren unveräusserlich. Nach dem Sachsenspiegel war der Erbe nur insoweit für die Schulden des Erblassers verpflichtet, als die Fahrhabe langte. Erbeigen und Lehen boten den Gläubigern keine Deckungsmittel.

10 Seinem eigen stehet einer selbst am besten für. - Henisch, 831; Petri, II, 518.

11 Ungetheiltes Eigen leidet keinen Zaun. - Graf, 85, 121; Grimm, Rechtsalt., 528.

Der Zaun dient seinem Wesen nach nur zur Abgrenzung und zum Einschluss des Sondereigenthums gegenüber der Almende, dem gemeinsamen Gut der Gemeinde, der Markgenossen.

12 Wer ein Eigen kauft, thut damit, was er will. - Graf, 103, 212.

Eigen bezeichnet hier den gewonnenen Grundbesitz im Gegensatz zum Erbgut. (S. Eigen 7.)

13 Wo das Eigen liegt, soll man darüber richten. - Graf, 437, 303.

Bei dinglichen Klagen bestimmt der Ort der belegenen Sache den Gerichtsstand.

14 Wohlgewonnen Eigen mag man wohl vergeben. - Graf, 205, 167.

Die erbeigenen Liegenschaften gingen unveräusserlich und ungetheilt an den bestimmten Erben der Familie über; darüber aber, was der Besitzer gewonnen (s. Eigen 7), konnte er nach seinem Ermessen verfügen. "Alle gewonnenen und gekauften Güter sind freundtheilig." (von Kamptz, Provinzialrechte in der preuss. Monarchie, Berlin 1826, III, 52.)

*15 In sein Eigen und Erbe kommen. - Otfried.


Eigen (Adj.).

1 Eegen deit eegen ken Schaden. (Holst.) - Bueren, 441.

Wenn z. B. eigenes Vieh dem Eigenthümer das Kornfeld zertritt.

2 Egen as Johann Fink, säd de oll Mann, mügt in'n Mandschin 1 nich allen pinkeln gan. - Hoefer, 721.

1) Mondschein.

3 Eigen ist näher dem, der es hat, als dem, der danach spricht. - Graf, 93, 144.

Von den grossen Rechtsvortheilen, die der wirkliche Besitzer eines Guts vor dem hat, der den Besitz beansprucht.

4 Eigen was, wie gut ist das. - Henisch, 831; Petri, II, 162; Erklärung, 10; Körte, 1032; Robinson, III, 108.

Holl.: Bestond er geen eigendom in de wereld, zoo werd de hel te klein. (Harrebomee, I, 179.)

It.: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu mi pari una badia.

5 Eigen mein, wo kan mir bass gesein. - Mathesy, 54a.

6 Er ist mein eigen, ich mag ihn sieden oder braten. - Hillebrand, 15; Graf, 42, 152.

Aus der Zeit, in der die Unfreien den Hausthieren gleichgeachtet wurden, die man verkaufen, verschenken u. s. w., selbst ungestraft tödten konnte. Das letztere ist aber schon zur Zeit des Sachsenspiegel unzulässig; denn eine Glosse zum Sachsenspiegel (II, 82) sagt: "Wisse aber, duos kein herr seinen knecht toedten mag." (Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer, S. 345.)

7 He is egen as Hans, säd' de oll Mann, de sull an'n Galgen un wull nich. - Hoefer, 726.

8 Ik bin wat eigen, Herr Amtsschreiwer, sä jünt Mäken ok, Sönndags sta ik nich geren an'n Schandpal. (Lüneburg.) - Hoefer, 700.

9 Wer sein selbst eigen ist, der ist dess Teuffels knecht. - Henisch, 831.

Dän.: Hvo som er sin egen, er tit Satans egen. (Prov. dan., 137.)

*10 Er ist eigen wie der Bäcker Plaat, wenn er kein Mehl hat, backt er nicht, aber he schött en ne Trog und backt doch. - Frischbier, 150.


[Spaltenumbruch]

*11 Er ist eigen wie ein landsberger Bäcker, wenn der kein Mehl hat, bäckt er nicht. (Ostpreuss.) - Frischbier, 147-151.

Landsberg ist eine der unfruchtbarsten Gegenden der Provinz Preussen. - In Bartenstein sagt man: wie der Bäcker Schink; in Tapiau: wie der Meister Beek; in Fischhausen: wie der Bäcker Schnege.

*12 He is eegen as Johann Fink, de wull nig an'n Kaak (Pranger) stehn. - Hagen, 8, 15; Körte, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 1930.

Er musste aber doch daran, so eigen er war.


Eigendünkel.

1 Eigendunckel verderbt alle ding. - Henisch, 828; Petri, II, 161.

2 Eigendünkel ist überall zu Hause.

"Der Eigendünkel ist zu nennen Geheimerath der ganzen Welt; er findet in der ärmsten Hütte für sich ein Cabinet bestellt." (W. Müller.)


Eigener.

1 Der Eigene dient um nichts. - Graf, 42, 140; von Kamptz, Provinzialrechte d. preuss. Monarchie, III, 40.

Der Leibeigene dient ohne jeden andern Lohn als um sein Leben; was er erwirbt, wie was von ihm geboren wird, gehört seinem Herrn; er ist nur Gegenstand des Sachenrechts.

2 Der Eigene und sein Gut haben immer den nämlichen Herrn. - Graf, 42, 143.

Weil das, was der Eigene erwirbt, immer dessen Herrn zufällt.

3 Eigene kommen von den Müttern. - Graf, 58, 228.

Spricht den Grundsatz aus, dass, wenn die Mutter unfrei (eigen) sei, die von ihr geborenen Kinder demselben Stande angehören. Darüber haben übrigens zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Theilen Deutschlands nicht übereinstimmende Bestimmungen geherrscht, die bei den betreffenden Sprichwörtern ihre Erwähnung finden werden.

4 Was des Eigenen wird, ist des Herrn. - Graf, 42, 142; Kamptz, a. a. O., III, 27.

5 Was ein Eigener hat und was vom Eigenen geht, wird wieder eigen. - Graf, 42, 144; Klingen, Sechsisch Landrecht, 231, a, 2.


Eigenes.

1 Das Eigene verachten wir und lieben das Fremde. - Simrock, 1913.

2 Die jhr eigens versaumen, haben vil zu regieren in ander leut häusern. - Henisch, 831; Petri, II, 132.

3 Es wirt vil eigens gesucht vnter Gottes namen, vnd der gemein mantel verkaufft. - Henisch, 831; Petri, II, 306.

4 Etwas eigens ist gut für den zorn. - Henisch, 831; Petri, II, 307.

5 In diesem leben haben wir nichts eigens, nur glauben vnd gut gewissen. - Henisch, 831; Petri, II, 132.

6 Wer was eygens hat, greiff drein wie ein saltzmeste. - Luther's Ms., S. 2.


Eigenleute.

Eigenleute verstehlen sich selbst. - Graf, 60, 250; Lappenberg, Alterth. d. Hamburgerrechts, 186, 12.

Leibeigene suchten sich zuweilen dadurch frei zu machen, dass sie sich in die Städte flüchteten, von denen sie nach einer gewissen Zeit nicht ausgeliefert wurden.


Eigenliebe.

1 Eigenlieb ist blind.

Holl.: Eigenliefde maakt blind. (Harrebomee, I, 179.)

2 Eigenlieb ist ein Dieb. - Simrock, 1922; Körte, 1033; Petri, II, 161.

3 Eigenlieb ist niemand lieb. - Simrock, 1920; Körte, 1034.

4 Eigenlieb und Selbstgefallen macht das Land voller Narren.

5 Eigenliebe macht die Augen trübe. - Simrock, 1921; Eiselein, 138; Günther, 99; Egenolff, 316.

Lat.: Coecus amor sui. (Eiselein, 138.)

6 Eigenliebe weckt des Hasses Triebe. - Simrock, 1919; Eiselein, 139.

Lat.: Multi te oderint, si temet ipse diligis. - Nemo erit amicus, ipse si te amas nimis. (Eiselein, 139.)


Eigenlob.

1 Eichin laub stinckt, Freunde lob hinckt. - Henisch, 829; Müller, 5, 3; Pistor., IV, 24; Körte, 1036;

[Spaltenumbruch] 7 Eigen ist unterscheiden.Graf, 103, 205; Ortloff, Rechtsbuch nach Distinctionen (Jena 1836), I, 7, 22.

Nach deutschem Recht bestand das wahre Eigen nur in liegendem Gut, was in Erbgut und gewonnenes Gut unterschieden wurde. Jenes war völlig unveräusserlich, weil auf dem Grundbesitze die ganze politische Stellung des freien Mannes ruhte, die auch den Erben gewahrt bleiben musste. Das letztere, was im Gegensatz zu Erbe das Eigen genannt wurde, konnte die besitzende Hand verändern.

8 Eigen und Erbe sollen gleichen Tag haben.Graf, 441, 331.

Von dem Gerichtsverfahren.

9 Mit Eigen darf der Erbe keine Schuld gelten.Graf, 222, 282.

Die liegenden Güter waren unveräusserlich. Nach dem Sachsenspiegel war der Erbe nur insoweit für die Schulden des Erblassers verpflichtet, als die Fahrhabe langte. Erbeigen und Lehen boten den Gläubigern keine Deckungsmittel.

10 Seinem eigen stehet einer selbst am besten für.Henisch, 831; Petri, II, 518.

11 Ungetheiltes Eigen leidet keinen Zaun.Graf, 85, 121; Grimm, Rechtsalt., 528.

Der Zaun dient seinem Wesen nach nur zur Abgrenzung und zum Einschluss des Sondereigenthums gegenüber der Almende, dem gemeinsamen Gut der Gemeinde, der Markgenossen.

12 Wer ein Eigen kauft, thut damit, was er will.Graf, 103, 212.

Eigen bezeichnet hier den gewonnenen Grundbesitz im Gegensatz zum Erbgut. (S. Eigen 7.)

13 Wo das Eigen liegt, soll man darüber richten.Graf, 437, 303.

Bei dinglichen Klagen bestimmt der Ort der belegenen Sache den Gerichtsstand.

14 Wohlgewonnen Eigen mag man wohl vergeben.Graf, 205, 167.

Die erbeigenen Liegenschaften gingen unveräusserlich und ungetheilt an den bestimmten Erben der Familie über; darüber aber, was der Besitzer gewonnen (s. Eigen 7), konnte er nach seinem Ermessen verfügen. „Alle gewonnenen und gekauften Güter sind freundtheilig.“ (von Kamptz, Provinzialrechte in der preuss. Monarchie, Berlin 1826, III, 52.)

*15 In sein Eigen und Erbe kommen.Otfried.


Eigen (Adj.).

1 Eegen deit eegen kên Schaden. (Holst.) – Bueren, 441.

Wenn z. B. eigenes Vieh dem Eigenthümer das Kornfeld zertritt.

2 Egen as Johann Fink, säd de oll Mann, mügt in'n Mândschin 1 nich allên pinkeln gân.Hoefer, 721.

1) Mondschein.

3 Eigen ist näher dem, der es hat, als dem, der danach spricht.Graf, 93, 144.

Von den grossen Rechtsvortheilen, die der wirkliche Besitzer eines Guts vor dem hat, der den Besitz beansprucht.

4 Eigen was, wie gut ist das.Henisch, 831; Petri, II, 162; Erklärung, 10; Körte, 1032; Robinson, III, 108.

Holl.: Bestond er geen eigendom in de wereld, zoo werd de hel te klein. (Harrebomée, I, 179.)

It.: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu mi pari una badia.

5 Eigen mein, wo kan mir bass gesein.Mathesy, 54a.

6 Er ist mein eigen, ich mag ihn sieden oder braten.Hillebrand, 15; Graf, 42, 152.

Aus der Zeit, in der die Unfreien den Hausthieren gleichgeachtet wurden, die man verkaufen, verschenken u. s. w., selbst ungestraft tödten konnte. Das letztere ist aber schon zur Zeit des Sachsenspiegel unzulässig; denn eine Glosse zum Sachsenspiegel (II, 82) sagt: „Wisse aber, duos kein herr seinen knecht toedten mag.“ (Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer, S. 345.)

7 He is êgen as Hans, säd' de oll Mann, de sull an'n Galgen un wull nich.Hoefer, 726.

8 Ik bin wat eigen, Herr Amtsschrîwer, sä jünt Mäken ôk, Sönndags stâ ik nich gêren an'n Schandpâl. (Lüneburg.) – Hoefer, 700.

9 Wer sein selbst eigen ist, der ist dess Teuffels knecht.Henisch, 831.

Dän.: Hvo som er sin egen, er tit Satans egen. (Prov. dan., 137.)

*10 Er ist eigen wie der Bäcker Plaat, wenn er kein Mehl hat, backt er nicht, aber he schött en ne Trog und backt doch.Frischbier, 150.


[Spaltenumbruch]

*11 Er ist eigen wie ein landsberger Bäcker, wenn der kein Mehl hat, bäckt er nicht. (Ostpreuss.) – Frischbier, 147-151.

Landsberg ist eine der unfruchtbarsten Gegenden der Provinz Preussen. – In Bartenstein sagt man: wie der Bäcker Schink; in Tapiau: wie der Meister Beek; in Fischhausen: wie der Bäcker Schnêge.

*12 He is eegen as Johann Fink, de wull nig an'n Kaak (Pranger) stehn.Hagen, 8, 15; Körte, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 1930.

Er musste aber doch daran, so eigen er war.


Eigendünkel.

1 Eigendunckel verderbt alle ding.Henisch, 828; Petri, II, 161.

2 Eigendünkel ist überall zu Hause.

„Der Eigendünkel ist zu nennen Geheimerath der ganzen Welt; er findet in der ärmsten Hütte für sich ein Cabinet bestellt.“ (W. Müller.)


Eigener.

1 Der Eigene dient um nichts.Graf, 42, 140; von Kamptz, Provinzialrechte d. preuss. Monarchie, III, 40.

Der Leibeigene dient ohne jeden andern Lohn als um sein Leben; was er erwirbt, wie was von ihm geboren wird, gehört seinem Herrn; er ist nur Gegenstand des Sachenrechts.

2 Der Eigene und sein Gut haben immer den nämlichen Herrn.Graf, 42, 143.

Weil das, was der Eigene erwirbt, immer dessen Herrn zufällt.

3 Eigene kommen von den Müttern.Graf, 58, 228.

Spricht den Grundsatz aus, dass, wenn die Mutter unfrei (eigen) sei, die von ihr geborenen Kinder demselben Stande angehören. Darüber haben übrigens zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Theilen Deutschlands nicht übereinstimmende Bestimmungen geherrscht, die bei den betreffenden Sprichwörtern ihre Erwähnung finden werden.

4 Was des Eigenen wird, ist des Herrn.Graf, 42, 142; Kamptz, a. a. O., III, 27.

5 Was ein Eigener hat und was vom Eigenen geht, wird wieder eigen.Graf, 42, 144; Klingen, Sechsisch Landrecht, 231, a, 2.


Eigenes.

1 Das Eigene verachten wir und lieben das Fremde.Simrock, 1913.

2 Die jhr eigens versaumen, haben vil zu regieren in ander leut häusern.Henisch, 831; Petri, II, 132.

3 Es wirt vil eigens gesucht vnter Gottes namen, vnd der gemein mantel verkaufft.Henisch, 831; Petri, II, 306.

4 Etwas eigens ist gut für den zorn.Henisch, 831; Petri, II, 307.

5 In diesem leben haben wir nichts eigens, nur glauben vnd gut gewissen.Henisch, 831; Petri, II, 132.

6 Wer was eygens hat, greiff drein wie ein saltzmeste.Luther's Ms., S. 2.


Eigenleute.

Eigenleute verstehlen sich selbst.Graf, 60, 250; Lappenberg, Alterth. d. Hamburgerrechts, 186, 12.

Leibeigene suchten sich zuweilen dadurch frei zu machen, dass sie sich in die Städte flüchteten, von denen sie nach einer gewissen Zeit nicht ausgeliefert wurden.


Eigenliebe.

1 Eigenlieb ist blind.

Holl.: Eigenliefde maakt blind. (Harrebomée, I, 179.)

2 Eigenlieb ist ein Dieb.Simrock, 1922; Körte, 1033; Petri, II, 161.

3 Eigenlieb ist niemand lieb.Simrock, 1920; Körte, 1034.

4 Eigenlieb und Selbstgefallen macht das Land voller Narren.

5 Eigenliebe macht die Augen trübe.Simrock, 1921; Eiselein, 138; Günther, 99; Egenolff, 316.

Lat.: Coecus amor sui. (Eiselein, 138.)

6 Eigenliebe weckt des Hasses Triebe.Simrock, 1919; Eiselein, 139.

Lat.: Multi te oderint, si temet ipse diligis. – Nemo erit amicus, ipse si te amas nimis. (Eiselein, 139.)


Eigenlob.

1 Eichin laub stinckt, Freunde lob hinckt.Henisch, 829; Müller, 5, 3; Pistor., IV, 24; Körte, 1036;

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0414" n="[386]"/><cb n="771"/>
7 Eigen ist unterscheiden.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 103, 205; Ortloff, Rechtsbuch nach Distinctionen (Jena 1836), I, 7, 22.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Nach deutschem Recht bestand das wahre Eigen nur in liegendem Gut, was in Erbgut und gewonnenes Gut unterschieden wurde. Jenes war völlig unveräusserlich, weil auf dem Grundbesitze die ganze politische Stellung des freien Mannes ruhte, die auch den Erben gewahrt bleiben musste. Das letztere, was im Gegensatz zu Erbe das Eigen genannt wurde, konnte die besitzende Hand verändern.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Eigen und Erbe sollen gleichen Tag haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 441, 331.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von dem Gerichtsverfahren.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Mit Eigen darf der Erbe keine Schuld gelten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 222, 282.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die liegenden Güter waren unveräusserlich. Nach dem <hi rendition="#i">Sachsenspiegel</hi> war der Erbe nur insoweit für die Schulden des Erblassers verpflichtet, als die Fahrhabe langte. Erbeigen und Lehen boten den Gläubigern keine Deckungsmittel.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Seinem eigen stehet einer selbst am besten für.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 518.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Ungetheiltes Eigen leidet keinen Zaun.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 85, 121; Grimm, Rechtsalt., 528.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Zaun dient seinem Wesen nach nur zur Abgrenzung und zum Einschluss des Sondereigenthums gegenüber der Almende, dem gemeinsamen Gut der Gemeinde, der Markgenossen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Wer ein Eigen kauft, thut damit, was er will.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 103, 212.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Eigen bezeichnet hier den gewonnenen Grundbesitz im Gegensatz zum Erbgut. (S.  Eigen 7.)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Wo das Eigen liegt, soll man darüber richten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 437, 303.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei dinglichen Klagen bestimmt der Ort der belegenen Sache den Gerichtsstand.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Wohlgewonnen Eigen mag man wohl vergeben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 205, 167.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die erbeigenen Liegenschaften gingen unveräusserlich und ungetheilt an den bestimmten Erben der Familie über; darüber aber, was der Besitzer gewonnen (s.  Eigen 7), konnte er nach seinem Ermessen verfügen. &#x201E;Alle gewonnenen und gekauften Güter sind freundtheilig.&#x201C; (<hi rendition="#i">von Kamptz, Provinzialrechte in der preuss. Monarchie, Berlin 1826, III, 52.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*15 In sein Eigen und Erbe kommen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Otfried.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head><hi rendition="#b">Eigen</hi> (Adj.).</head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eegen deit eegen kên Schaden.</hi> (<hi rendition="#i">Holst.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 441.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn z. B. eigenes Vieh dem Eigenthümer das Kornfeld zertritt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Egen as Johann Fink, säd de oll Mann, mügt in'n Mândschin <hi rendition="#sup">1</hi> nich allên pinkeln gân.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 721.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Mondschein.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eigen ist näher dem, der es hat, als dem, der danach spricht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 93, 144.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von den grossen Rechtsvortheilen, die der wirkliche Besitzer eines Guts vor dem hat, der den Besitz beansprucht.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Eigen was, wie gut ist das.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 162; Erklärung, 10; Körte, 1032; Robinson, III, 108.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Bestond er geen eigendom in de wereld, zoo werd de hel te klein. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu mi pari una badia.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Eigen mein, wo kan mir bass gesein.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Mathesy, 54<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Er ist mein eigen, ich mag ihn sieden oder braten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hillebrand, 15; Graf, 42, 152.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Aus der Zeit, in der die Unfreien den Hausthieren gleichgeachtet wurden, die man verkaufen, verschenken u. s. w., selbst ungestraft tödten konnte. Das letztere ist aber schon zur Zeit des <hi rendition="#i">Sachsenspiegel</hi> unzulässig; denn eine <hi rendition="#i">Glosse zum Sachsenspiegel (II, 82)</hi> sagt: &#x201E;Wisse aber, duos kein herr seinen knecht toedten mag.&#x201C; (<hi rendition="#i">Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer, S. 345.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 He is êgen as Hans, säd' de oll Mann, de sull an'n Galgen un wull nich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 726.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">8 Ik bin wat eigen, Herr Amtsschrîwer, sä jünt Mäken ôk, Sönndags stâ ik nich gêren an'n Schandpâl.</hi> (<hi rendition="#i">Lüneburg.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Hoefer, 700.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Wer sein selbst eigen ist, der ist dess Teuffels knecht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Hvo som er sin egen, er tit Satans egen. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 137.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*10 Er ist eigen wie der Bäcker Plaat, wenn er kein Mehl hat, backt er nicht, aber he schött en ne Trog und backt doch.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 150.</hi></p><lb/>
          <cb n="772"/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Er ist eigen wie ein landsberger Bäcker, wenn der kein Mehl hat, bäckt er nicht.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frischbier, 147-151.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Landsberg ist eine der unfruchtbarsten Gegenden der Provinz Preussen. &#x2013; In Bartenstein sagt man: wie der Bäcker Schink; in Tapiau: wie der Meister Beek; in Fischhausen: wie der Bäcker Schnêge.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*12 He is eegen as Johann Fink, de wull nig an'n Kaak (Pranger) stehn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Hagen, 8, 15; Körte, 1137;</hi> hochdeutsch bei <hi rendition="#i">Simrock, 1930.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er musste aber doch daran, so eigen er war.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigendünkel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eigendunckel verderbt alle ding.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 828; Petri, II, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Eigendünkel ist überall zu Hause.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">&#x201E;Der Eigendünkel ist zu nennen Geheimerath der ganzen Welt; er findet in der ärmsten Hütte für sich ein Cabinet bestellt.&#x201C; (<hi rendition="#i">W. Müller.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigener.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Eigene dient um nichts.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 140; von Kamptz, Provinzialrechte d. preuss. Monarchie, III, 40.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Der Leibeigene dient ohne jeden andern Lohn als um sein Leben; was er erwirbt, wie was von ihm geboren wird, gehört seinem Herrn; er ist nur Gegenstand des Sachenrechts.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Eigene und sein Gut haben immer den nämlichen Herrn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 143.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil das, was der Eigene erwirbt, immer dessen Herrn zufällt.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eigene kommen von den Müttern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 58, 228.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Spricht den Grundsatz aus, dass, wenn die Mutter unfrei (eigen) sei, die von ihr geborenen Kinder demselben Stande angehören. Darüber haben übrigens zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Theilen Deutschlands nicht übereinstimmende Bestimmungen geherrscht, die bei den betreffenden Sprichwörtern ihre Erwähnung finden werden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Was des Eigenen wird, ist des Herrn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 142; Kamptz, a. a. O., III, 27.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Was ein Eigener hat und was vom Eigenen geht, wird wieder eigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 42, 144; Klingen, Sechsisch Landrecht, 231, a, 2.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigenes.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Das Eigene verachten wir und lieben das Fremde.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1913.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die jhr eigens versaumen, haben vil zu regieren in ander leut häusern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Es wirt vil eigens gesucht vnter Gottes namen, vnd der gemein mantel verkaufft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 306.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Etwas eigens ist gut für den zorn.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 307.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 In diesem leben haben wir nichts eigens, nur glauben vnd gut gewissen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 831; Petri, II, 132.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Wer was eygens hat, greiff drein wie ein saltzmeste.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Luther's Ms., S. 2.</hi></p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigenleute.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Eigenleute verstehlen sich selbst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Graf, 60, 250; Lappenberg, Alterth. d. Hamburgerrechts, 186, 12.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Leibeigene suchten sich zuweilen dadurch frei zu machen, dass sie sich in die Städte flüchteten, von denen sie nach einer gewissen Zeit nicht ausgeliefert wurden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigenliebe.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Eigenlieb ist blind.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Eigenliefde maakt blind. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Eigenlieb ist ein Dieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1922; Körte, 1033; Petri, II, 161.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Eigenlieb ist niemand lieb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1920; Körte, 1034.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eigenlieb und Selbstgefallen macht das Land voller Narren.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Eigenliebe macht die Augen trübe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1921; Eiselein, 138; Günther, 99; Egenolff, 316.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Coecus amor sui. (<hi rendition="#i">Eiselein, 138.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Eigenliebe weckt des Hasses Triebe.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1919; Eiselein, 139.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multi te oderint, si temet ipse diligis. &#x2013; Nemo erit amicus, ipse si te amas nimis. (<hi rendition="#i">Eiselein, 139.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eigenlob.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Eichin laub stinckt, Freunde lob hinckt.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 829; Müller, 5, 3; Pistor., IV, 24; Körte, 1036</hi>; <hi rendition="#i">
</hi></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[386]/0414] 7 Eigen ist unterscheiden. – Graf, 103, 205; Ortloff, Rechtsbuch nach Distinctionen (Jena 1836), I, 7, 22. Nach deutschem Recht bestand das wahre Eigen nur in liegendem Gut, was in Erbgut und gewonnenes Gut unterschieden wurde. Jenes war völlig unveräusserlich, weil auf dem Grundbesitze die ganze politische Stellung des freien Mannes ruhte, die auch den Erben gewahrt bleiben musste. Das letztere, was im Gegensatz zu Erbe das Eigen genannt wurde, konnte die besitzende Hand verändern. 8 Eigen und Erbe sollen gleichen Tag haben. – Graf, 441, 331. Von dem Gerichtsverfahren. 9 Mit Eigen darf der Erbe keine Schuld gelten. – Graf, 222, 282. Die liegenden Güter waren unveräusserlich. Nach dem Sachsenspiegel war der Erbe nur insoweit für die Schulden des Erblassers verpflichtet, als die Fahrhabe langte. Erbeigen und Lehen boten den Gläubigern keine Deckungsmittel. 10 Seinem eigen stehet einer selbst am besten für. – Henisch, 831; Petri, II, 518. 11 Ungetheiltes Eigen leidet keinen Zaun. – Graf, 85, 121; Grimm, Rechtsalt., 528. Der Zaun dient seinem Wesen nach nur zur Abgrenzung und zum Einschluss des Sondereigenthums gegenüber der Almende, dem gemeinsamen Gut der Gemeinde, der Markgenossen. 12 Wer ein Eigen kauft, thut damit, was er will. – Graf, 103, 212. Eigen bezeichnet hier den gewonnenen Grundbesitz im Gegensatz zum Erbgut. (S. Eigen 7.) 13 Wo das Eigen liegt, soll man darüber richten. – Graf, 437, 303. Bei dinglichen Klagen bestimmt der Ort der belegenen Sache den Gerichtsstand. 14 Wohlgewonnen Eigen mag man wohl vergeben. – Graf, 205, 167. Die erbeigenen Liegenschaften gingen unveräusserlich und ungetheilt an den bestimmten Erben der Familie über; darüber aber, was der Besitzer gewonnen (s. Eigen 7), konnte er nach seinem Ermessen verfügen. „Alle gewonnenen und gekauften Güter sind freundtheilig.“ (von Kamptz, Provinzialrechte in der preuss. Monarchie, Berlin 1826, III, 52.) *15 In sein Eigen und Erbe kommen. – Otfried. Eigen (Adj.). 1 Eegen deit eegen kên Schaden. (Holst.) – Bueren, 441. Wenn z. B. eigenes Vieh dem Eigenthümer das Kornfeld zertritt. 2 Egen as Johann Fink, säd de oll Mann, mügt in'n Mândschin 1 nich allên pinkeln gân. – Hoefer, 721. 1) Mondschein. 3 Eigen ist näher dem, der es hat, als dem, der danach spricht. – Graf, 93, 144. Von den grossen Rechtsvortheilen, die der wirkliche Besitzer eines Guts vor dem hat, der den Besitz beansprucht. 4 Eigen was, wie gut ist das. – Henisch, 831; Petri, II, 162; Erklärung, 10; Körte, 1032; Robinson, III, 108. Holl.: Bestond er geen eigendom in de wereld, zoo werd de hel te klein. (Harrebomée, I, 179.) It.: Casa mia, casa mia, per piccina che tu sia, tu mi pari una badia. 5 Eigen mein, wo kan mir bass gesein. – Mathesy, 54a. 6 Er ist mein eigen, ich mag ihn sieden oder braten. – Hillebrand, 15; Graf, 42, 152. Aus der Zeit, in der die Unfreien den Hausthieren gleichgeachtet wurden, die man verkaufen, verschenken u. s. w., selbst ungestraft tödten konnte. Das letztere ist aber schon zur Zeit des Sachsenspiegel unzulässig; denn eine Glosse zum Sachsenspiegel (II, 82) sagt: „Wisse aber, duos kein herr seinen knecht toedten mag.“ (Grimm, Deutsche Rechtsalterthümer, S. 345.) 7 He is êgen as Hans, säd' de oll Mann, de sull an'n Galgen un wull nich. – Hoefer, 726. 8 Ik bin wat eigen, Herr Amtsschrîwer, sä jünt Mäken ôk, Sönndags stâ ik nich gêren an'n Schandpâl. (Lüneburg.) – Hoefer, 700. 9 Wer sein selbst eigen ist, der ist dess Teuffels knecht. – Henisch, 831. Dän.: Hvo som er sin egen, er tit Satans egen. (Prov. dan., 137.) *10 Er ist eigen wie der Bäcker Plaat, wenn er kein Mehl hat, backt er nicht, aber he schött en ne Trog und backt doch. – Frischbier, 150. *11 Er ist eigen wie ein landsberger Bäcker, wenn der kein Mehl hat, bäckt er nicht. (Ostpreuss.) – Frischbier, 147-151. Landsberg ist eine der unfruchtbarsten Gegenden der Provinz Preussen. – In Bartenstein sagt man: wie der Bäcker Schink; in Tapiau: wie der Meister Beek; in Fischhausen: wie der Bäcker Schnêge. *12 He is eegen as Johann Fink, de wull nig an'n Kaak (Pranger) stehn. – Hagen, 8, 15; Körte, 1137; hochdeutsch bei Simrock, 1930. Er musste aber doch daran, so eigen er war. Eigendünkel. 1 Eigendunckel verderbt alle ding. – Henisch, 828; Petri, II, 161. 2 Eigendünkel ist überall zu Hause. „Der Eigendünkel ist zu nennen Geheimerath der ganzen Welt; er findet in der ärmsten Hütte für sich ein Cabinet bestellt.“ (W. Müller.) Eigener. 1 Der Eigene dient um nichts. – Graf, 42, 140; von Kamptz, Provinzialrechte d. preuss. Monarchie, III, 40. Der Leibeigene dient ohne jeden andern Lohn als um sein Leben; was er erwirbt, wie was von ihm geboren wird, gehört seinem Herrn; er ist nur Gegenstand des Sachenrechts. 2 Der Eigene und sein Gut haben immer den nämlichen Herrn. – Graf, 42, 143. Weil das, was der Eigene erwirbt, immer dessen Herrn zufällt. 3 Eigene kommen von den Müttern. – Graf, 58, 228. Spricht den Grundsatz aus, dass, wenn die Mutter unfrei (eigen) sei, die von ihr geborenen Kinder demselben Stande angehören. Darüber haben übrigens zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Theilen Deutschlands nicht übereinstimmende Bestimmungen geherrscht, die bei den betreffenden Sprichwörtern ihre Erwähnung finden werden. 4 Was des Eigenen wird, ist des Herrn. – Graf, 42, 142; Kamptz, a. a. O., III, 27. 5 Was ein Eigener hat und was vom Eigenen geht, wird wieder eigen. – Graf, 42, 144; Klingen, Sechsisch Landrecht, 231, a, 2. Eigenes. 1 Das Eigene verachten wir und lieben das Fremde. – Simrock, 1913. 2 Die jhr eigens versaumen, haben vil zu regieren in ander leut häusern. – Henisch, 831; Petri, II, 132. 3 Es wirt vil eigens gesucht vnter Gottes namen, vnd der gemein mantel verkaufft. – Henisch, 831; Petri, II, 306. 4 Etwas eigens ist gut für den zorn. – Henisch, 831; Petri, II, 307. 5 In diesem leben haben wir nichts eigens, nur glauben vnd gut gewissen. – Henisch, 831; Petri, II, 132. 6 Wer was eygens hat, greiff drein wie ein saltzmeste. – Luther's Ms., S. 2. Eigenleute. Eigenleute verstehlen sich selbst. – Graf, 60, 250; Lappenberg, Alterth. d. Hamburgerrechts, 186, 12. Leibeigene suchten sich zuweilen dadurch frei zu machen, dass sie sich in die Städte flüchteten, von denen sie nach einer gewissen Zeit nicht ausgeliefert wurden. Eigenliebe. 1 Eigenlieb ist blind. Holl.: Eigenliefde maakt blind. (Harrebomée, I, 179.) 2 Eigenlieb ist ein Dieb. – Simrock, 1922; Körte, 1033; Petri, II, 161. 3 Eigenlieb ist niemand lieb. – Simrock, 1920; Körte, 1034. 4 Eigenlieb und Selbstgefallen macht das Land voller Narren. 5 Eigenliebe macht die Augen trübe. – Simrock, 1921; Eiselein, 138; Günther, 99; Egenolff, 316. Lat.: Coecus amor sui. (Eiselein, 138.) 6 Eigenliebe weckt des Hasses Triebe. – Simrock, 1919; Eiselein, 139. Lat.: Multi te oderint, si temet ipse diligis. – Nemo erit amicus, ipse si te amas nimis. (Eiselein, 139.) Eigenlob. 1 Eichin laub stinckt, Freunde lob hinckt. – Henisch, 829; Müller, 5, 3; Pistor., IV, 24; Körte, 1036;

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/414
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [386]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/414>, abgerufen am 21.11.2024.