Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] Schönheit, aus dem andern sei Helena, von gleich gefeierter Schönheit, hervorgegangen.

Lat.: Ex ovo emersit. (Eiselein, 136.) - Ex ovo prodiit. (Binder I, 474; II, 1023; Erasm., 319; Philippi, I, 144; Seybold, 164.)

*340 Wie ein Ei dem andern. - Eiselein, 135.

Lat.: Ex ovo prognatus eodem. - Non tam ovum ovo simile. (Eiselein, 135.)

*341 Wo sind die gelegten Eier?

*342 Zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume.

Er versteht seinen Vortheil.


Eiajuchhei.

Hat as egh altidj "hei hei" - hat het uk willem "o ho!" (Nordfries.) - Firmenich, III, 7, 106.

Es ist nicht allezeit "eiajuchhei", es heisst auch zuweilen "o ho!"


Eiapopeia.

Eiapopeia ist der Kirche Juchheia.


Eichäpfel.

Wenn in den eichäpffelen spinnen wachssen, so kommet tewrung. - Henisch, 820.


Eichbaum.

1 Der Eichbaum für die Herren oder für die Stadt (auch mit dem Zusatz: Eichenlaub stinkt). - Eisenhart, 208; Hillebrand, 60; Simrock, 1893; Eiselein, 137; Graf, 68, 33.

Ein vorzüglich in Lübeck geltendes Sprichwort. Es stellt das harte Holz unter den Schutz der Gesetze und ganz besonders das Eichenholz, da es bei so vielen Bauten wesentlich nothwendig ist. Lübeck bedurfte es ganz besonders zum Schiffsbau und für viele andere Zwecke. Die Stadt behielt sich daher bei Verleihung der Güter ihres Gebiets das auf denselben befindliche harte Holz als Stadteigenthum vor, um es vor Ausrottung zu schützen, woraus das Gewohnheitsrecht entstand, dass Eichen und Buchen auf den Meiergütern nicht den Besitzern gehörten und die Bauern bestraft wurden, wenn sie sich an diesen Bäumen vergriffen hatten. Auch an einigen andern Orten besteht in Betreff des harten Holzes ein ähnliches Verhältniss.

2 Ein Eychbaum hawet man nicht mit Messern vmb. - Lehmann, 50, 37.

3 Einem jungen Eichbaum muss man bei Zeiten den Kopf zurecht rücken. (Wend. Lausitz.)


Eiche.

1 Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.

2 Die Eichen fangen an zu tanzen (schwärmen, rasen). (Altgriech.)

Wenn jemand in Bewegung geräth, der nicht leicht von etwas ergriffen und erregt wird. Von der Mythe, nach der Orpheus mit seiner Zither Eichen bewegte.

3 Die grosse Eiche trägt kleine Früchte.

Die Russen sagen: Eine grosse Eiche, aber leer. (Reinsberg IV, 150.)

Holl.: De geweldige eiken van Bazan dragen vrucht voor de zwijnen. (Harrebomee, I, 179.)

4 Eiche und Fichte sind nicht von gleichem Gewichte.

Dän.: AEg og fyr lader sig ei vel sammenlime. (Prov. dan., 135.)

5 Eichen müssen dem Sturme weichen, aber das Rohr biegt sich und kommt wieder empor.

Holl.: De trotsche eikenboomen ziet men scheuren, een nederig rietje ontgaat het met buigen. (Harrebomee, I, 179.)

6 Ein eych so von einem streych nit fellt, die felt von vilen. - Franck, I, 12a; Petri, II, 175.

7 Eine Eiche fällt nicht von einem Schlage, sagte der Specht, als er getippt einige Tage.

Holl.: Geen eikenboom viel van eenen slag, zei de specht, en hij pikte daarin. (Harrebomee, I, 179.)

8 Eine Eiche wächst langsam, hält aber manchen Sturm aus.

9 Eine gute Eiche wächst durch alles Gestrüpp.

Der grosse Geist weiss Hindernisse zu überwinden.

10 Eken, Böken, Barken sünt der Minsken Warken. (Ostfries.) - Bueren, 442.

11 Es felt kein eych von einem streych. - Franck, II, 58b; Henisch, 820; Eyering, I, 666; Gruter, I, 30; Körte, 1021; Eiselein, 137; Petri, II, 244; Reinsberg III, 51; für Waldeck: Curtze, 337, 285b; für Eifel: Schmitz, 183, 10.

Frz.: D'un seul coup ne s'abat un chene. (Gaal, 338.)

Holl.: Den boom en valt niet ten eersten slaghe. (Tunn., 6, 21.)

It.: Non s'abatte la quercia al primo colpo. (Gaal, 338.)

Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. (Fallersleben, 200.) - Est arbor dura decies ferienda casura.

[Spaltenumbruch] Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. (Bohn I, 213. Aehnlich portugiesisch bei Bohn I, 261.)

Ung.: A fat se lehet egy csapassal levagni. (Gaal, 337.)

12 Es ist keine Eiche so stark, das Beil dringt ihr ins Mark.

Holl.: De bijl velt ook den eikenboom. (Harrebomee, I, 179.)

13 Es ist keine Eiche so stark (hoch), sie hat ihre Wurzeln in der Erde.

Die Letten sagen: Auch die höchste Eiche wächst nicht über ihren Gipfel hinaus. (Reinsberg II, 73.)

14 Für Eichen schafft Gott nur Maiwürmer, für Rosen aber Goldkäfer. (Abyssinien.) - Altmann II.

15 Ist die Eiche zerbrochen, sammelt jeder von ihren Knochen.

16 Leege sick enner gippen enne Eike, öff sei ümme fällt, ohne dat hei se hogget. - Curtze, 337, 286.

17 Man kann lange an einer Eiche schütteln, eh' sie umfällt.

18 Wenn die Eiche fällt, holt sich jeder Reisig.

Engl.: If my beard is burnt others try to light their pipe at it.

19 Wenn die Eiche Nüsse trägt, so sind es Tintennüsse. (Russ.) - Reinsberg II, 60.

Die Galläpfel heissen nämlich im Russischen Tintennüsse.

20 Wenn die Eiche vor Maitag Blätter treibt, so deutet's auf einen fruchtbaren Sommer und ein gutes Weinjahr. (Luzern.)

21 Wenn eine grosse Eiche fellet, schlegt sie viel kleiner bewmlein mit nider. - Petri, II, 651; Henisch, 1063.

22 Wer wird eine Eiche umhauen, um eine Wassersuppe zu kochen.

Die Russen sagen: Einen Eichwald umhauen, um ein Kohlsüpplein zu kochen. (Reinsberg III, 20.)

23 Zu einer harten Eiche muss man scharffe Axt haben. - Petri, II, 823.

*24 Die Eiche verachten, weil sie nur Eicheln trägt.

Auf jemand zürnen, weil er so handelt, wie er zufolge seines Charakters, seiner Grundsätze, seiner Natur nur handeln kann.

*25 Mit der Eiche reden. (Altgriech.)

Die Ehrfurcht, welche die Alten vor der Eiche hatten, gab zu dieser sprichwörtlichen Redensart Veranlassung, die soviel bedeutet, als in aller Sicherheit reden.

*26 Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Altgriech.)

Bei Priene, einer Stadt in Ionien, stand eine Eiche, bei welcher tausend Priener in einer blutigen Schlacht gegen die Milesier gefallen waren, darum sagten die Priener sprichwörtlich, wenn sie von einer unglücklichen Familie redeten: Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Genlis, I, 56.)


Eichel.

1 Aus den Eicheln, welche die Schweine gefressen, werden keine Eichen.

2 Aus einer kleinen Eichel wird ein grosser Baum.

Frz.: D'un petit gland sourd (provient) un grand chene. (Leroux, I, 41.)

3 Braune Eicheln sind die besten. - Blum, 239 Simrock, 1894; Gruter, I, 9.

Blos darum, weil sie die reifsten sind.

4 Es felt kein eichel von eim streich. - Henisch, 820.

5 Fallen die Eicheln vor Michaeli ab, so steigt der Sommer früh ins Grab.

6 Gibt es viel Eicheln um Michaeli, so gibt es um Weihnacht viel Schnee.

7 Man isst keine Eicheln, wenn man Pfirschen hat.

8 Sind die Eicheln (innerlich) gesund und schön, so wird im nächsten Sommer viel Hitze sein.

9 Viel Eicheln im September, viel Schnee im December. - Boebel, 107.

10 Wem die Eicheln sollen gedeihen, der muss leben im Freien.

Die Eichelkost ist sehr nahrhaft, eignet sich aber nicht für eine Lebensweise ohne Bewegung. In der Umgegend der Trinitybai in Californien lebt ein Indianerstamm, die Allequas, der sich ausser von Austern hauptsächlich von Eicheln nährt und dabei kräftig, stark und unternehmend ist.

11 Wenn Eicheln und Bucheckern wohlgedeihen, so ist der Winter kalt und wird viel schneien. (Euskirchen.) - Boebel, 116.

[Spaltenumbruch] Schönheit, aus dem andern sei Helena, von gleich gefeierter Schönheit, hervorgegangen.

Lat.: Ex ovo emersit. (Eiselein, 136.) – Ex ovo prodiit. (Binder I, 474; II, 1023; Erasm., 319; Philippi, I, 144; Seybold, 164.)

*340 Wie ein Ei dem andern.Eiselein, 135.

Lat.: Ex ovo prognatus eodem. – Non tam ovum ovo simile. (Eiselein, 135.)

*341 Wo sind die gelegten Eier?

*342 Zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume.

Er versteht seinen Vortheil.


Eiajuchhei.

Hat as egh altidj „hei hei“ – hat het uk willem „o ho!“ (Nordfries.) – Firmenich, III, 7, 106.

Es ist nicht allezeit „eiajuchhei“, es heisst auch zuweilen „o ho!“


Eiapopeia.

Eiapopeia ist der Kirche Juchheia.


Eichäpfel.

Wenn in den eichäpffelen spinnen wachssen, so kommet tewrung.Henisch, 820.


Eichbaum.

1 Der Eichbaum für die Herren oder für die Stadt (auch mit dem Zusatz: Eichenlaub stinkt).Eisenhart, 208; Hillebrand, 60; Simrock, 1893; Eiselein, 137; Graf, 68, 33.

Ein vorzüglich in Lübeck geltendes Sprichwort. Es stellt das harte Holz unter den Schutz der Gesetze und ganz besonders das Eichenholz, da es bei so vielen Bauten wesentlich nothwendig ist. Lübeck bedurfte es ganz besonders zum Schiffsbau und für viele andere Zwecke. Die Stadt behielt sich daher bei Verleihung der Güter ihres Gebiets das auf denselben befindliche harte Holz als Stadteigenthum vor, um es vor Ausrottung zu schützen, woraus das Gewohnheitsrecht entstand, dass Eichen und Buchen auf den Meiergütern nicht den Besitzern gehörten und die Bauern bestraft wurden, wenn sie sich an diesen Bäumen vergriffen hatten. Auch an einigen andern Orten besteht in Betreff des harten Holzes ein ähnliches Verhältniss.

2 Ein Eychbaum hawet man nicht mit Messern vmb.Lehmann, 50, 37.

3 Einem jungen Eichbaum muss man bei Zeiten den Kopf zurecht rücken. (Wend. Lausitz.)


Eiche.

1 Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.

2 Die Eichen fangen an zu tanzen (schwärmen, rasen). (Altgriech.)

Wenn jemand in Bewegung geräth, der nicht leicht von etwas ergriffen und erregt wird. Von der Mythe, nach der Orpheus mit seiner Zither Eichen bewegte.

3 Die grosse Eiche trägt kleine Früchte.

Die Russen sagen: Eine grosse Eiche, aber leer. (Reinsberg IV, 150.)

Holl.: De geweldige eiken van Bazan dragen vrucht voor de zwijnen. (Harrebomée, I, 179.)

4 Eiche und Fichte sind nicht von gleichem Gewichte.

Dän.: Æg og fyr lader sig ei vel sammenlime. (Prov. dan., 135.)

5 Eichen müssen dem Sturme weichen, aber das Rohr biegt sich und kommt wieder empor.

Holl.: De trotsche eikenboomen ziet men scheuren, een nederig rietje ontgaat het met buigen. (Harrebomée, I, 179.)

6 Ein eych so von einem streych nit fellt, die felt von vilen.Franck, I, 12a; Petri, II, 175.

7 Eine Eiche fällt nicht von einem Schlage, sagte der Specht, als er getippt einige Tage.

Holl.: Geen eikenboom viel van éénen slag, zei de specht, en hij pikte daarin. (Harrebomée, I, 179.)

8 Eine Eiche wächst langsam, hält aber manchen Sturm aus.

9 Eine gute Eiche wächst durch alles Gestrüpp.

Der grosse Geist weiss Hindernisse zu überwinden.

10 Eken, Böken, Barken sünt der Minsken Warken. (Ostfries.) – Bueren, 442.

11 Es felt kein eych von einem streych.Franck, II, 58b; Henisch, 820; Eyering, I, 666; Gruter, I, 30; Körte, 1021; Eiselein, 137; Petri, II, 244; Reinsberg III, 51; für Waldeck: Curtze, 337, 285b; für Eifel: Schmitz, 183, 10.

Frz.: D'un seul coup ne s'abat un chêne. (Gaal, 338.)

Holl.: Den boom en valt niet ten eersten slaghe. (Tunn., 6, 21.)

It.: Non s'abatte la quercia al primo colpo. (Gaal, 338.)

Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. (Fallersleben, 200.) – Est arbor dura decies ferienda casura.

[Spaltenumbruch] Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. (Bohn I, 213. Aehnlich portugiesisch bei Bohn I, 261.)

Ung.: A fát se lehet egy csapással levágni. (Gaal, 337.)

12 Es ist keine Eiche so stark, das Beil dringt ihr ins Mark.

Holl.: De bijl velt ook den eikenboom. (Harrebomée, I, 179.)

13 Es ist keine Eiche so stark (hoch), sie hat ihre Wurzeln in der Erde.

Die Letten sagen: Auch die höchste Eiche wächst nicht über ihren Gipfel hinaus. (Reinsberg II, 73.)

14 Für Eichen schafft Gott nur Maiwürmer, für Rosen aber Goldkäfer. (Abyssinien.) – Altmann II.

15 Ist die Eiche zerbrochen, sammelt jeder von ihren Knochen.

16 Leege sick enner gippen enne Eike, öff sei ümme fällt, ohne dat hei se hogget.Curtze, 337, 286.

17 Man kann lange an einer Eiche schütteln, eh' sie umfällt.

18 Wenn die Eiche fällt, holt sich jeder Reisig.

Engl.: If my beard is burnt others try to light their pipe at it.

19 Wenn die Eiche Nüsse trägt, so sind es Tintennüsse. (Russ.) – Reinsberg II, 60.

Die Galläpfel heissen nämlich im Russischen Tintennüsse.

20 Wenn die Eiche vor Maitag Blätter treibt, so deutet's auf einen fruchtbaren Sommer und ein gutes Weinjahr. (Luzern.)

21 Wenn eine grosse Eiche fellet, schlegt sie viel kleiner bewmlein mit nider.Petri, II, 651; Henisch, 1063.

22 Wer wird eine Eiche umhauen, um eine Wassersuppe zu kochen.

Die Russen sagen: Einen Eichwald umhauen, um ein Kohlsüpplein zu kochen. (Reinsberg III, 20.)

23 Zu einer harten Eiche muss man scharffe Axt haben.Petri, II, 823.

*24 Die Eiche verachten, weil sie nur Eicheln trägt.

Auf jemand zürnen, weil er so handelt, wie er zufolge seines Charakters, seiner Grundsätze, seiner Natur nur handeln kann.

*25 Mit der Eiche reden. (Altgriech.)

Die Ehrfurcht, welche die Alten vor der Eiche hatten, gab zu dieser sprichwörtlichen Redensart Veranlassung, die soviel bedeutet, als in aller Sicherheit reden.

*26 Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Altgriech.)

Bei Priene, einer Stadt in Ionien, stand eine Eiche, bei welcher tausend Priener in einer blutigen Schlacht gegen die Milesier gefallen waren, darum sagten die Priener sprichwörtlich, wenn sie von einer unglücklichen Familie redeten: Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Genlis, I, 56.)


Eichel.

1 Aus den Eicheln, welche die Schweine gefressen, werden keine Eichen.

2 Aus einer kleinen Eichel wird ein grosser Baum.

Frz.: D'un petit gland sourd (provient) un grand chêne. (Leroux, I, 41.)

3 Braune Eicheln sind die besten.Blum, 239 Simrock, 1894; Gruter, I, 9.

Blos darum, weil sie die reifsten sind.

4 Es felt kein eichel von eim streich.Henisch, 820.

5 Fallen die Eicheln vor Michaeli ab, so steigt der Sommer früh ins Grab.

6 Gibt es viel Eicheln um Michaeli, so gibt es um Weihnacht viel Schnee.

7 Man isst keine Eicheln, wenn man Pfirschen hat.

8 Sind die Eicheln (innerlich) gesund und schön, so wird im nächsten Sommer viel Hitze sein.

9 Viel Eicheln im September, viel Schnee im December.Boebel, 107.

10 Wem die Eicheln sollen gedeihen, der muss leben im Freien.

Die Eichelkost ist sehr nahrhaft, eignet sich aber nicht für eine Lebensweise ohne Bewegung. In der Umgegend der Trinitybai in Californien lebt ein Indianerstamm, die Allequas, der sich ausser von Austern hauptsächlich von Eicheln nährt und dabei kräftig, stark und unternehmend ist.

11 Wenn Eicheln und Bucheckern wohlgedeihen, so ist der Winter kalt und wird viel schneien. (Euskirchen.) – Boebel, 116.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"><pb facs="#f0410" n="[382]"/><cb n="763"/>
Schönheit, aus dem andern sei Helena, von gleich gefeierter Schönheit, hervorgegangen.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex ovo emersit. (<hi rendition="#i">Eiselein, 136.</hi>) &#x2013; Ex ovo prodiit. (<hi rendition="#i">Binder I, 474; II, 1023; Erasm., 319; Philippi, I, 144; Seybold, 164.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*340 Wie ein Ei dem andern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 135.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ex ovo prognatus eodem. &#x2013; Non tam ovum ovo simile. (<hi rendition="#i">Eiselein, 135.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*341 Wo sind die gelegten Eier?</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*342 Zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Er versteht seinen Vortheil.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eiajuchhei.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Hat as egh altidj &#x201E;hei hei&#x201C; &#x2013; hat het uk willem &#x201E;o ho!&#x201C;</hi> (<hi rendition="#i">Nordfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, III, 7, 106.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Es ist nicht allezeit &#x201E;eiajuchhei&#x201C;, es heisst auch zuweilen &#x201E;o ho!&#x201C;</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eiapopeia.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Eiapopeia ist der Kirche Juchheia.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eichäpfel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Wenn in den eichäpffelen spinnen wachssen, so kommet tewrung.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 820.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eichbaum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Eichbaum für die Herren oder für die Stadt (auch mit dem Zusatz: Eichenlaub stinkt).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eisenhart, 208; Hillebrand, 60; Simrock, 1893; Eiselein, 137; Graf, 68, 33.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ein vorzüglich in Lübeck geltendes Sprichwort. Es stellt das harte Holz unter den Schutz der Gesetze und ganz besonders das Eichenholz, da es bei so vielen Bauten wesentlich nothwendig ist. Lübeck bedurfte es ganz besonders zum Schiffsbau und für viele andere Zwecke. Die Stadt behielt sich daher bei Verleihung der Güter ihres Gebiets das auf denselben befindliche harte Holz als Stadteigenthum vor, um es vor Ausrottung zu schützen, woraus das Gewohnheitsrecht entstand, dass Eichen und Buchen auf den Meiergütern nicht den Besitzern gehörten und die Bauern bestraft wurden, wenn sie sich an diesen Bäumen vergriffen hatten. Auch an einigen andern Orten besteht in Betreff des harten Holzes ein ähnliches Verhältniss.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Ein Eychbaum hawet man nicht mit Messern vmb.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 50, 37.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Einem jungen Eichbaum muss man bei Zeiten den Kopf zurecht rücken.</hi> (<hi rendition="#i">Wend. Lausitz.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eiche.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Eichen fangen an zu tanzen (schwärmen, rasen).</hi> (<hi rendition="#i">Altgriech.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand in Bewegung geräth, der nicht leicht von etwas ergriffen und erregt wird. Von der Mythe, nach der Orpheus mit seiner Zither Eichen bewegte.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die grosse Eiche trägt kleine Früchte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Eine grosse Eiche, aber leer. (<hi rendition="#i">Reinsberg IV, 150.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De geweldige eiken van Bazan dragen vrucht voor de zwijnen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Eiche und Fichte sind nicht von gleichem Gewichte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Æg og fyr lader sig ei vel sammenlime. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 135.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Eichen müssen dem Sturme weichen, aber das Rohr biegt sich und kommt wieder empor.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De trotsche eikenboomen ziet men scheuren, een nederig rietje ontgaat het met buigen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Ein eych so von einem streych nit fellt, die felt von vilen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, I, 12<hi rendition="#sup">a</hi>; Petri, II, 175.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Eine Eiche fällt nicht von einem Schlage, sagte der Specht, als er getippt einige Tage.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Geen eikenboom viel van éénen slag, zei de specht, en hij pikte daarin. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Eine Eiche wächst langsam, hält aber manchen Sturm aus.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Eine gute Eiche wächst durch alles Gestrüpp.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Der grosse Geist weiss Hindernisse zu überwinden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Eken, Böken, Barken sünt der Minsken Warken.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Bueren, 442.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es felt kein eych von einem streych.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Franck, II, 58<hi rendition="#sup">b</hi>; Henisch, 820; Eyering, I, 666; Gruter, I, 30; Körte, 1021; Eiselein, 137; Petri, II, 244; Reinsberg III, 51;</hi> für Waldeck: <hi rendition="#i">Curtze, 337, 285<hi rendition="#sup">b</hi>;</hi> für Eifel: <hi rendition="#i">Schmitz, 183, 10.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: D'un seul coup ne s'abat un chêne. (<hi rendition="#i">Gaal, 338.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Den boom en valt niet ten eersten slaghe. (<hi rendition="#i">Tunn., 6, 21.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Non s'abatte la quercia al primo colpo. (<hi rendition="#i">Gaal, 338.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. (<hi rendition="#i">Fallersleben, 200.</hi>) &#x2013; Est arbor dura decies ferienda casura.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i"><cb n="764"/>
Span.</hi>: De un solo golpe no se derrueca un roble. (<hi rendition="#i">Bohn I, 213.</hi> Aehnlich portugiesisch bei <hi rendition="#i">Bohn I, 261.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Ung.</hi>: A fát se lehet egy csapással levágni. (<hi rendition="#i">Gaal, 337.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">12 Es ist keine Eiche so stark, das Beil dringt ihr ins Mark.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: De bijl velt ook den eikenboom. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 179.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Es ist keine Eiche so stark (hoch), sie hat ihre Wurzeln in der Erde.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Letten sagen: Auch die höchste Eiche wächst nicht über ihren Gipfel hinaus. (<hi rendition="#i">Reinsberg II, 73.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Für Eichen schafft Gott nur Maiwürmer, für Rosen aber Goldkäfer.</hi> (<hi rendition="#i">Abyssinien.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann II.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Ist die Eiche zerbrochen, sammelt jeder von ihren Knochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Leege sick enner gippen enne Eike, öff sei ümme fällt, ohne dat hei se hogget.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Curtze, 337, 286.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">17 Man kann lange an einer Eiche schütteln, eh' sie umfällt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn die Eiche fällt, holt sich jeder Reisig.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: If my beard is burnt others try to light their pipe at it.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wenn die Eiche Nüsse trägt, so sind es Tintennüsse.</hi> (<hi rendition="#i">Russ.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Reinsberg II, 60.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Galläpfel heissen nämlich im Russischen Tintennüsse.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">20 Wenn die Eiche vor Maitag Blätter treibt, so deutet's auf einen fruchtbaren Sommer und ein gutes Weinjahr.</hi> (<hi rendition="#i">Luzern.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wenn eine grosse Eiche fellet, schlegt sie viel kleiner bewmlein mit nider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 651; Henisch, 1063.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">22 Wer wird eine Eiche umhauen, um eine Wassersuppe zu kochen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Russen sagen: Einen Eichwald umhauen, um ein Kohlsüpplein zu kochen. (<hi rendition="#i">Reinsberg III, 20.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">23 Zu einer harten Eiche muss man scharffe Axt haben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Petri, II, 823.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*24 Die Eiche verachten, weil sie nur Eicheln trägt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Auf jemand zürnen, weil er so handelt, wie er zufolge seines Charakters, seiner Grundsätze, seiner Natur nur handeln kann.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*25 Mit der Eiche reden.</hi> (<hi rendition="#i">Altgriech.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Ehrfurcht, welche die Alten vor der Eiche hatten, gab zu dieser sprichwörtlichen Redensart Veranlassung, die soviel bedeutet, als in aller Sicherheit reden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*26 Sie hat unter der Eiche geschlafen.</hi> (<hi rendition="#i">Altgriech.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Bei Priene, einer Stadt in Ionien, stand eine Eiche, bei welcher tausend Priener in einer blutigen Schlacht gegen die Milesier gefallen waren, darum sagten die Priener sprichwörtlich, wenn sie von einer unglücklichen Familie redeten: Sie hat unter der Eiche geschlafen. (<hi rendition="#i">Genlis, I, 56.</hi>)</p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eichel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus den Eicheln, welche die Schweine gefressen, werden keine Eichen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aus einer kleinen Eichel wird ein grosser Baum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: D'un petit gland sourd (provient) un grand chêne. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 41.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Braune Eicheln sind die besten.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Blum, 239 Simrock, 1894; Gruter, I, 9.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Blos darum, weil sie die reifsten sind.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Es felt kein eichel von eim streich.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 820.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Fallen die Eicheln vor Michaeli ab, so steigt der Sommer früh ins Grab.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Gibt es viel Eicheln um Michaeli, so gibt es um Weihnacht viel Schnee.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Man isst keine Eicheln, wenn man Pfirschen hat.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Sind die Eicheln (innerlich) gesund und schön, so wird im nächsten Sommer viel Hitze sein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">9 Viel Eicheln im September, viel Schnee im December.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 107.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">10 Wem die Eicheln sollen gedeihen, der muss leben im Freien.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Eichelkost ist sehr nahrhaft, eignet sich aber nicht für eine Lebensweise ohne Bewegung. In der Umgegend der Trinitybai in Californien lebt ein Indianerstamm, die Allequas, der sich ausser von Austern hauptsächlich von Eicheln nährt und dabei kräftig, stark und unternehmend ist.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Wenn Eicheln und Bucheckern wohlgedeihen, so ist der Winter kalt und wird viel schneien.</hi> (<hi rendition="#i">Euskirchen.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Boebel, 116.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[382]/0410] Schönheit, aus dem andern sei Helena, von gleich gefeierter Schönheit, hervorgegangen. Lat.: Ex ovo emersit. (Eiselein, 136.) – Ex ovo prodiit. (Binder I, 474; II, 1023; Erasm., 319; Philippi, I, 144; Seybold, 164.) *340 Wie ein Ei dem andern. – Eiselein, 135. Lat.: Ex ovo prognatus eodem. – Non tam ovum ovo simile. (Eiselein, 135.) *341 Wo sind die gelegten Eier? *342 Zwei Eier sind ihm lieber als eine Pflaume. Er versteht seinen Vortheil. Eiajuchhei. Hat as egh altidj „hei hei“ – hat het uk willem „o ho!“ (Nordfries.) – Firmenich, III, 7, 106. Es ist nicht allezeit „eiajuchhei“, es heisst auch zuweilen „o ho!“ Eiapopeia. Eiapopeia ist der Kirche Juchheia. Eichäpfel. Wenn in den eichäpffelen spinnen wachssen, so kommet tewrung. – Henisch, 820. Eichbaum. 1 Der Eichbaum für die Herren oder für die Stadt (auch mit dem Zusatz: Eichenlaub stinkt). – Eisenhart, 208; Hillebrand, 60; Simrock, 1893; Eiselein, 137; Graf, 68, 33. Ein vorzüglich in Lübeck geltendes Sprichwort. Es stellt das harte Holz unter den Schutz der Gesetze und ganz besonders das Eichenholz, da es bei so vielen Bauten wesentlich nothwendig ist. Lübeck bedurfte es ganz besonders zum Schiffsbau und für viele andere Zwecke. Die Stadt behielt sich daher bei Verleihung der Güter ihres Gebiets das auf denselben befindliche harte Holz als Stadteigenthum vor, um es vor Ausrottung zu schützen, woraus das Gewohnheitsrecht entstand, dass Eichen und Buchen auf den Meiergütern nicht den Besitzern gehörten und die Bauern bestraft wurden, wenn sie sich an diesen Bäumen vergriffen hatten. Auch an einigen andern Orten besteht in Betreff des harten Holzes ein ähnliches Verhältniss. 2 Ein Eychbaum hawet man nicht mit Messern vmb. – Lehmann, 50, 37. 3 Einem jungen Eichbaum muss man bei Zeiten den Kopf zurecht rücken. (Wend. Lausitz.) Eiche. 1 Aus alten Eichen lässt sich viel Holz schlagen. 2 Die Eichen fangen an zu tanzen (schwärmen, rasen). (Altgriech.) Wenn jemand in Bewegung geräth, der nicht leicht von etwas ergriffen und erregt wird. Von der Mythe, nach der Orpheus mit seiner Zither Eichen bewegte. 3 Die grosse Eiche trägt kleine Früchte. Die Russen sagen: Eine grosse Eiche, aber leer. (Reinsberg IV, 150.) Holl.: De geweldige eiken van Bazan dragen vrucht voor de zwijnen. (Harrebomée, I, 179.) 4 Eiche und Fichte sind nicht von gleichem Gewichte. Dän.: Æg og fyr lader sig ei vel sammenlime. (Prov. dan., 135.) 5 Eichen müssen dem Sturme weichen, aber das Rohr biegt sich und kommt wieder empor. Holl.: De trotsche eikenboomen ziet men scheuren, een nederig rietje ontgaat het met buigen. (Harrebomée, I, 179.) 6 Ein eych so von einem streych nit fellt, die felt von vilen. – Franck, I, 12a; Petri, II, 175. 7 Eine Eiche fällt nicht von einem Schlage, sagte der Specht, als er getippt einige Tage. Holl.: Geen eikenboom viel van éénen slag, zei de specht, en hij pikte daarin. (Harrebomée, I, 179.) 8 Eine Eiche wächst langsam, hält aber manchen Sturm aus. 9 Eine gute Eiche wächst durch alles Gestrüpp. Der grosse Geist weiss Hindernisse zu überwinden. 10 Eken, Böken, Barken sünt der Minsken Warken. (Ostfries.) – Bueren, 442. 11 Es felt kein eych von einem streych. – Franck, II, 58b; Henisch, 820; Eyering, I, 666; Gruter, I, 30; Körte, 1021; Eiselein, 137; Petri, II, 244; Reinsberg III, 51; für Waldeck: Curtze, 337, 285b; für Eifel: Schmitz, 183, 10. Frz.: D'un seul coup ne s'abat un chêne. (Gaal, 338.) Holl.: Den boom en valt niet ten eersten slaghe. (Tunn., 6, 21.) It.: Non s'abatte la quercia al primo colpo. (Gaal, 338.) Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. (Fallersleben, 200.) – Est arbor dura decies ferienda casura. Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. (Bohn I, 213. Aehnlich portugiesisch bei Bohn I, 261.) Ung.: A fát se lehet egy csapással levágni. (Gaal, 337.) 12 Es ist keine Eiche so stark, das Beil dringt ihr ins Mark. Holl.: De bijl velt ook den eikenboom. (Harrebomée, I, 179.) 13 Es ist keine Eiche so stark (hoch), sie hat ihre Wurzeln in der Erde. Die Letten sagen: Auch die höchste Eiche wächst nicht über ihren Gipfel hinaus. (Reinsberg II, 73.) 14 Für Eichen schafft Gott nur Maiwürmer, für Rosen aber Goldkäfer. (Abyssinien.) – Altmann II. 15 Ist die Eiche zerbrochen, sammelt jeder von ihren Knochen. 16 Leege sick enner gippen enne Eike, öff sei ümme fällt, ohne dat hei se hogget. – Curtze, 337, 286. 17 Man kann lange an einer Eiche schütteln, eh' sie umfällt. 18 Wenn die Eiche fällt, holt sich jeder Reisig. Engl.: If my beard is burnt others try to light their pipe at it. 19 Wenn die Eiche Nüsse trägt, so sind es Tintennüsse. (Russ.) – Reinsberg II, 60. Die Galläpfel heissen nämlich im Russischen Tintennüsse. 20 Wenn die Eiche vor Maitag Blätter treibt, so deutet's auf einen fruchtbaren Sommer und ein gutes Weinjahr. (Luzern.) 21 Wenn eine grosse Eiche fellet, schlegt sie viel kleiner bewmlein mit nider. – Petri, II, 651; Henisch, 1063. 22 Wer wird eine Eiche umhauen, um eine Wassersuppe zu kochen. Die Russen sagen: Einen Eichwald umhauen, um ein Kohlsüpplein zu kochen. (Reinsberg III, 20.) 23 Zu einer harten Eiche muss man scharffe Axt haben. – Petri, II, 823. *24 Die Eiche verachten, weil sie nur Eicheln trägt. Auf jemand zürnen, weil er so handelt, wie er zufolge seines Charakters, seiner Grundsätze, seiner Natur nur handeln kann. *25 Mit der Eiche reden. (Altgriech.) Die Ehrfurcht, welche die Alten vor der Eiche hatten, gab zu dieser sprichwörtlichen Redensart Veranlassung, die soviel bedeutet, als in aller Sicherheit reden. *26 Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Altgriech.) Bei Priene, einer Stadt in Ionien, stand eine Eiche, bei welcher tausend Priener in einer blutigen Schlacht gegen die Milesier gefallen waren, darum sagten die Priener sprichwörtlich, wenn sie von einer unglücklichen Familie redeten: Sie hat unter der Eiche geschlafen. (Genlis, I, 56.) Eichel. 1 Aus den Eicheln, welche die Schweine gefressen, werden keine Eichen. 2 Aus einer kleinen Eichel wird ein grosser Baum. Frz.: D'un petit gland sourd (provient) un grand chêne. (Leroux, I, 41.) 3 Braune Eicheln sind die besten. – Blum, 239 Simrock, 1894; Gruter, I, 9. Blos darum, weil sie die reifsten sind. 4 Es felt kein eichel von eim streich. – Henisch, 820. 5 Fallen die Eicheln vor Michaeli ab, so steigt der Sommer früh ins Grab. 6 Gibt es viel Eicheln um Michaeli, so gibt es um Weihnacht viel Schnee. 7 Man isst keine Eicheln, wenn man Pfirschen hat. 8 Sind die Eicheln (innerlich) gesund und schön, so wird im nächsten Sommer viel Hitze sein. 9 Viel Eicheln im September, viel Schnee im December. – Boebel, 107. 10 Wem die Eicheln sollen gedeihen, der muss leben im Freien. Die Eichelkost ist sehr nahrhaft, eignet sich aber nicht für eine Lebensweise ohne Bewegung. In der Umgegend der Trinitybai in Californien lebt ein Indianerstamm, die Allequas, der sich ausser von Austern hauptsächlich von Eicheln nährt und dabei kräftig, stark und unternehmend ist. 11 Wenn Eicheln und Bucheckern wohlgedeihen, so ist der Winter kalt und wird viel schneien. (Euskirchen.) – Boebel, 116.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/410
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [382]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/410>, abgerufen am 22.12.2024.