Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 6 'N woll'k, dat die niegen en niegentsich Duenerwiärs in de Hacken slaügen, datte möchs Galopp lopen. - Woeste, 83, 38. 7 Vil donnerwetter machen fruchtbar Jar. - Henisch, 729. *8 Dunnerwetter, Hehrle, bi kohst de gereit. (Meiningen.) Donnerwetter, Grossvater, wie (gut) kannst du reiten. Eine in Ritschenhausen bei Meiningen durch einen (zur Zeit noch lebenden) Spassvogel aufgebrachte, jetzt häufig dort angewandte Redensart, um Verwunderung über einen unvermutheten Vorfall auszudrücken. *9 He is wie en Donnerwehr gerackt1. (Meurs.) - Firmenich, I, 402, 127. 1) Getroffen, beleidigt. *10 Nun schlag ein Donnerwetter drein. - Sandvoss, 613. Sämmtliche Verbindungen des Worts mit Blitz, Kreuz, Hagel, Himmel, Tausend, Schock, Millionen u. s. w. aufzuführen, welche man auf Exercirplätzen und verwandten Stätten vernimmt, gestattet der Raum nicht. Donnerwolke. Jede Donnerwolke schlägt in ein böses Gewissen. Doppeln. Wer im finstern doppelt, dee verleuret die würffel. - Henisch, 730. Doppelrock. Doppelröcke (auch im Sommer) tragen. - Murner, Nb., 15. Jedem nach dem Munde reden. Doppelspiel. Auff doppelspiel muss man leib, gut und alles wagen. - Henisch, 730. Doppelt. 1 Doppelt genäht hält gut. - Simrock, 1660. Lat.: Fortius adstringunt duo vincula simplice nodo. (Binder II, 1185.) 2 Doppelt hält besser. 3 Doppelt reisst nicht. 4 Nimm's doppelt, kannst du's einfach nicht fassen. 5 Wo's doppelt nicht hält, nimm's dreifach. 6 Wozu doppelt Ki-tov. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 79. Um den Ueberfluss einer Wiederholung in Wort, That und Gegenstand zu bezeichnen. Am dritten Schöpfungstage heisst es nämlich zweimal: Und der Herr sah, dass es gut sei (ki tob). *7 Alles doppelt sehen. Betrunken sein. (S. Ansehen 29 und Boden 38.) Bei Pauli, Schimpf, XXVIb, heisst es: "Es daucht jhn, was er siehet wer zweyfeltig." Doppelzüngler. 1 Einem Doppelzüngler muss man nicht trauen. *2 Er ist ein Doppelzüngler. Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Wiegand, 639.) Doppler. Kein Doppler verliert mehr, als er zum Spiele bringt. - Graf, 228, 36. Dorant. 1 Dorant1 un Dust2, dat heat die Hekse nit en wusst; hädde't Dust un Dorant nit doan, soll de Kopp imme Nacken stoahn. (Westf.) - Grimm, Mythol., 632. 1)Achillea ptarmida. 2) Doste, Origanum vulgaris L. 2 Dorthan un Dust1 jagt den Düwel dör den Busk. (Westf.) 1) Doste hat in Westfalen auch den Namen Jag- den-Düwel, doch wird auch das Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) so genannt. Dorf. 1 Auf dem Dorfe ist gut predigen. - Eiselein, 123; Simrock, 1661. 2 Besser der erste im Dorfe, als der letzte in der Stadt. 3 Dörfer haben auch Weichbildrecht. - Eisenhart, 6; Pistor., I, 97; Eiselein, 123; Hillebrand, 37; Graf, 21, 239. D. h. sie haben das Recht, von dem Urtheil der Dorfgerichte an ein Weichbild, d. i. hier an städtische Gerichtsbarkeit, zu appelliren. Da sich besonders viel Dörfer des magdeburgischen Weichbildes dieses Rechts bedienten, so gab dies den dasigen Schöppen zur Erfindung dieses Sprichworts Veranlassung. Ueber die Ableitung des Wortes Weichbild, am richtigsten wol [Spaltenumbruch] von dem althochdeutschen wih, gothisch veihs, altsächsisch wik, holländisch wyk, d. i. vicus, oppidum, und "Bild" vgl. J. Grimm, Deutsche Grammatik, II, 641; III, 418 u. 428. 4 Ein kleines Dorf hat auch wol gute Glocken. Die Russen sagen: Es kann nicht jedes Dorf (so gross wie) Bor sein. (Altmann V.) Bor ist ein durch seinen Handel mit Nishnij-Nowgorod wie durch Industrie ausgezeichneter Ort unterhalb der genannten Stadt am linken Ufer der Wolga. Frz.: Voila bonne sonnerie pour un petit village. (Leroux, I, 35.) 5 Es ist gut auff eim dorff predigen. - Henisch, 732. Holl.: Het is goed, om op een dorp den boeren te preken. (Harrebomee, I, 70.) Lat.: Inter coecos regnat strabus. (Philippi, I, 205.) 6 Es ist leichter ein Dorff zu verthun, als ein Hauss (ein Hütte) zu gewinnen. - Gruter, III, 25; Lehmann, 371, 111; Simrock, 1667; Müller, 67, 1. Holl.: Het is gemakkelijker, een dorp te verdoen, dan een huis te winnen. (Harrebomee, I, 149.) 7 Gemach ins dorff, die Bawren seind truncken. - Henisch, 732; Agricola I, 426; Lehmann, 565, 1; Eiselein, 61. Berauschten muss man aus dem Wege gehen. Holl.: Vrienden, maakt u van de kermis, de boeren zijn dronken. (Harrebomee, II, 414.) Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Binder II, 3313.) 8 Ich komme doch noch ins Dorf, sagte der Wolf, da hatten sie ihn hinausgejagt. - Sailer, 127; Simrock, 1668. Zur Charakterisirung des Listig-Gewaltsamen. 9 Im Dorfe Frieden ist besser, als Krieg in der Stadt. - Simrock, 1663. 10 Im Dorfe muss man sich mit Türken messen, im Felde wird man vom Wolfe gefressen. 11 In meinem Dorffe, sagte der Bauer, sind die Bauern all so Fromb wie ich. - Lehmann, 218, 36. 12 Jedes Dörp hät sein Wis' un jeder Baur hät sein Speis. (Mecklenburg.) - Latendorf, 225. 13 Kein Dorf so klein, es hat jährlich seine Kirmes. - Simrock, 1665. 14 Oenn jedem Derp öss andre Lehr, önn jedem Krog öss ander Beer. - Frischbier. 15 So viel Dörfer, so viel Sitten. Aehnlich sagen die Walachen: So viel Dörfer, so viel Hütten; so viel Hütten, so viel Sitten. (Reinsberg II, 69.) 16 Vmb eines Dorffs (oder einer Statt) willen soll man kein Land verderben. - Lehmann, 435, 34. 17 Wann das Dorff brennt, so geht des Pfaffen Hauss mit. - Lehmann, 260, 27. 18 Wenn das Dorf abgebrannt ist, kommt der Regen (Wolkenbruch). 19 Wenn das Dorf brennt, so steht des Pfaffen Haus im Rauch. - Eiselein, 123; Simrock, 1662. 20 Wenn das ganze Dorf deinen Affen einen Löwen nennt, dann nenne ihn auch so. (Abyssinien.) - Altmann II. 21 Wenn schon ein gantzes Dorff verbrennet, wenn nur dess Pfaffen Hauss vffrecht stehen bleibt, so gehts noch wol ab. - Lehmann, 152, 103; Gruter, III, 31. 22 Wenn't ganze Dörp lacht, lach ick mit, segt de Niegendörper Kohhierd. 23 Wer vil dörffer hat, der ist edel. - Henisch, 732; Lehmann, II, 67, 189; Simrock, 1666; Graf, 32, 57. Lat.: Nobilis est ille, quem nobilitant bene villae. 24 Wie das Dorf, so sind die Bauern. 25 Wie viel Dörfer sein, wie der Hund' am Bein, Zöckel, Tschöpel, Tschau, Heinzendorf und Reichenau? Oder: Wie viel Dörfer sind unter Einem Wind: Zöckel, Tschöpel, Tschau, Heinzendorf und Reichenau? - Schles. Provinzialblätter, 1862, S. 569. Mehr Neck- und Räthsel-, als Sprichwort. Unter den fünf kleinen 1-11/2 Meilen von Freistadt (Regierungsbezirk Liegnitz) liegenden Ortschaften (Alt- und Neu-) Schau, Reichenau, Tschöplau und Zecklau ist nur eins, das als Dorf bezeichnet wird, und das, obwol es wie alle übrigen von todtem Sande umgeben ist, vorzüglicher sein will als diese, nämlich Heinzendorf. Auch die Franzosen haben ähnliche Neckereien. So sollen die Dörfer Athies, Fourques und Ennemain zusammen so [Spaltenumbruch] 6 'N woll'k, dat die niegen en niegentsich Duenerwiärs in de Hacken slaügen, datte möchs Galopp lopen. – Woeste, 83, 38. 7 Vil donnerwetter machen fruchtbar Jar. – Henisch, 729. *8 Dunnerwetter, Hehrle, bi kohst de gereit. (Meiningen.) Donnerwetter, Grossvater, wie (gut) kannst du reiten. 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6 'N woll'k, dat die niegen en niegentsich Duenerwiärs in de Hacken slaügen, datte möchs Galopp lopen. – Woeste, 83, 38.
7 Vil donnerwetter machen fruchtbar Jar. – Henisch, 729.
*8 Dunnerwetter, Hehrle, bi kohst de gereit. (Meiningen.)
Donnerwetter, Grossvater, wie (gut) kannst du reiten. Eine in Ritschenhausen bei Meiningen durch einen (zur Zeit noch lebenden) Spassvogel aufgebrachte, jetzt häufig dort angewandte Redensart, um Verwunderung über einen unvermutheten Vorfall auszudrücken.
*9 He is wie en Donnerwehr gerackt1. (Meurs.) – Firmenich, I, 402, 127.
1) Getroffen, beleidigt.
*10 Nun schlag ein Donnerwetter drein. – Sandvoss, 613.
Sämmtliche Verbindungen des Worts mit Blitz, Kreuz, Hagel, Himmel, Tausend, Schock, Millionen u. s. w. aufzuführen, welche man auf Exercirplätzen und verwandten Stätten vernimmt, gestattet der Raum nicht.
Donnerwolke.
Jede Donnerwolke schlägt in ein böses Gewissen.
Doppeln.
Wer im finstern doppelt, dee verleuret die würffel. – Henisch, 730.
Doppelrock.
Doppelröcke (auch im Sommer) tragen. – Murner, Nb., 15.
Jedem nach dem Munde reden.
Doppelspiel.
Auff doppelspiel muss man leib, gut und alles wagen. – Henisch, 730.
Doppelt.
1 Doppelt genäht hält gut. – Simrock, 1660.
Lat.: Fortius adstringunt duo vincula simplice nodo. (Binder II, 1185.)
2 Doppelt hält besser.
3 Doppelt reisst nicht.
4 Nimm's doppelt, kannst du's einfach nicht fassen.
5 Wo's doppelt nicht hält, nimm's dreifach.
6 Wozu doppelt Ki-tov. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 79.
Um den Ueberfluss einer Wiederholung in Wort, That und Gegenstand zu bezeichnen. Am dritten Schöpfungstage heisst es nämlich zweimal: Und der Herr sah, dass es gut sei (ki tob).
*7 Alles doppelt sehen.
Betrunken sein. (S. Ansehen 29 und Boden 38.) Bei Pauli, Schimpf, XXVIb, heisst es: „Es daucht jhn, was er siehet wer zweyfeltig.“
Doppelzüngler.
1 Einem Doppelzüngler muss man nicht trauen.
*2 Er ist ein Doppelzüngler.
Lat.: Aliud stans, aliud sedens loquitur. (Faselius, 9; Wiegand, 639.)
Doppler.
Kein Doppler verliert mehr, als er zum Spiele bringt. – Graf, 228, 36.
Dorant.
1 Dorant1 un Dust2, dat heat die Hekse nit en wusst; hädde't Dust un Dorant nit doan, soll de Kopp imme Nacken stoahn. (Westf.) – Grimm, Mythol., 632.
1)Achillea ptarmida.
2) Doste, Origanum vulgaris L.
2 Dorthan un Dust1 jagt den Düwel dör den Busk. (Westf.)
1) Doste hat in Westfalen auch den Namen Jag- den-Düwel, doch wird auch das Johanniskraut (Hypericum perforatum L.) so genannt.
Dorf.
1 Auf dem Dorfe ist gut predigen. – Eiselein, 123; Simrock, 1661.
2 Besser der erste im Dorfe, als der letzte in der Stadt.
3 Dörfer haben auch Weichbildrecht. – Eisenhart, 6; Pistor., I, 97; Eiselein, 123; Hillebrand, 37; Graf, 21, 239.
D. h. sie haben das Recht, von dem Urtheil der Dorfgerichte an ein Weichbild, d. i. hier an städtische Gerichtsbarkeit, zu appelliren. Da sich besonders viel Dörfer des magdeburgischen Weichbildes dieses Rechts bedienten, so gab dies den dasigen Schöppen zur Erfindung dieses Sprichworts Veranlassung. Ueber die Ableitung des Wortes Weichbild, am richtigsten wol
von dem althochdeutschen wih, gothisch veihs, altsächsisch wik, holländisch wyk, d. i. vicus, oppidum, und „Bild“ vgl. J. Grimm, Deutsche Grammatik, II, 641; III, 418 u. 428.
4 Ein kleines Dorf hat auch wol gute Glocken.
Die Russen sagen: Es kann nicht jedes Dorf (so gross wie) Bor sein. (Altmann V.) Bor ist ein durch seinen Handel mit Nishnij-Nowgorod wie durch Industrie ausgezeichneter Ort unterhalb der genannten Stadt am linken Ufer der Wolga.
Frz.: Voilà bonne sonnerie pour un petit village. (Leroux, I, 35.)
5 Es ist gut auff eim dorff predigen. – Henisch, 732.
Holl.: Het is goed, om op een dorp den boeren te preken. (Harrebomée, I, 70.)
Lat.: Inter coecos regnat strabus. (Philippi, I, 205.)
6 Es ist leichter ein Dorff zu verthun, als ein Hauss (ein Hütte) zu gewinnen. – Gruter, III, 25; Lehmann, 371, 111; Simrock, 1667; Müller, 67, 1.
Holl.: Het is gemakkelijker, een dorp te verdoen, dan een huis te winnen. (Harrebomée, I, 149.)
7 Gemach ins dorff, die Bawren seind truncken. – Henisch, 732; Agricola I, 426; Lehmann, 565, 1; Eiselein, 61.
Berauschten muss man aus dem Wege gehen.
Holl.: Vrienden, maakt u van de kermis, de boeren zijn dronken. (Harrebomée, II, 414.)
Lat.: Temulentus dormiens non est excitandus. (Binder II, 3313.)
8 Ich komme doch noch ins Dorf, sagte der Wolf, da hatten sie ihn hinausgejagt. – Sailer, 127; Simrock, 1668.
Zur Charakterisirung des Listig-Gewaltsamen.
9 Im Dorfe Frieden ist besser, als Krieg in der Stadt. – Simrock, 1663.
10 Im Dorfe muss man sich mit Türken messen, im Felde wird man vom Wolfe gefressen.
11 In meinem Dorffe, sagte der Bauer, sind die Bauern all so Fromb wie ich. – Lehmann, 218, 36.
12 Jedes Dörp hät sîn Wis' un jeder Bûr hät sîn Spîs. (Mecklenburg.) – Latendorf, 225.
13 Kein Dorf so klein, es hat jährlich seine Kirmes. – Simrock, 1665.
14 Oenn jedem Derp öss andre Lehr, önn jedem Krog öss ander Beer. – Frischbier.
15 So viel Dörfer, so viel Sitten.
Aehnlich sagen die Walachen: So viel Dörfer, so viel Hütten; so viel Hütten, so viel Sitten. (Reinsberg II, 69.)
16 Vmb eines Dorffs (oder einer Statt) willen soll man kein Land verderben. – Lehmann, 435, 34.
17 Wann das Dorff brennt, so geht des Pfaffen Hauss mit. – Lehmann, 260, 27.
18 Wenn das Dorf abgebrannt ist, kommt der Regen (Wolkenbruch).
19 Wenn das Dorf brennt, so steht des Pfaffen Haus im Rauch. – Eiselein, 123; Simrock, 1662.
20 Wenn das ganze Dorf deinen Affen einen Löwen nennt, dann nenne ihn auch so. (Abyssinien.) – Altmann II.
21 Wenn schon ein gantzes Dorff verbrennet, wenn nur dess Pfaffen Hauss vffrecht stehen bleibt, so gehts noch wol ab. – Lehmann, 152, 103; Gruter, III, 31.
22 Wenn't ganze Dörp lacht, lach ick mit, segt de Niegendörper Kohhierd.
23 Wer vil dörffer hat, der ist edel. – Henisch, 732; Lehmann, II, 67, 189; Simrock, 1666; Graf, 32, 57.
Lat.: Nobilis est ille, quem nobilitant bene villae.
24 Wie das Dorf, so sind die Bauern.
25 Wie viel Dörfer sein, wie der Hund' am Bein, Zöckel, Tschöpel, Tschau, Heinzendorf und Reichenau? Oder: Wie viel Dörfer sind unter Einem Wind: Zöckel, Tschöpel, Tschau, Heinzendorf und Reichenau? – Schles. Provinzialblätter, 1862, S. 569.
Mehr Neck- und Räthsel-, als Sprichwort. Unter den fünf kleinen 1-11/2 Meilen von Freistadt (Regierungsbezirk Liegnitz) liegenden Ortschaften (Alt- und Neu-) Schau, Reichenau, Tschöplau und Zecklau ist nur eins, das als Dorf bezeichnet wird, und das, obwol es wie alle übrigen von todtem Sande umgeben ist, vorzüglicher sein will als diese, nämlich Heinzendorf. Auch die Franzosen haben ähnliche Neckereien. So sollen die Dörfer Athies, Fourques und Ennemain zusammen so
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