Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] *14 Das Aas an die Angel stecken. - Seybold. Einen mit List reizen, fangen. Lat.: Escam hamo circumponere. Aasgeier. 1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.) Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht. 2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.) Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert. 3 Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.) Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente. 4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) - Wullschlägel. Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit. 5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.) 6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.) 7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.) Man richtet sein Verhalten nach der Person ein. Ab. Ab Sephe (Sophie oder Joseph). Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit. Aebär. 1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling). 2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben. 3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche). *4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen. Abbadan. Ueber Abbadan geht kein Dorf. - Burckhardt, 664. Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen. Abbeeren. * Einen abbeeren (abprügeln). Abbeissen. 1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand. - Lappenkorb. Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz. *2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab. *3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt. *4 Er beisst sich lieber einen Finger ab. Der Knauser. Abbitte. 1 Abbitte ist die beste Genugthuung. 2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande. Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an. 3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun. Abbrech. 1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein. *2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende). *3 Nimm die Abbrech! Höre auf! Abbrechen. * Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen. Abbrennen. * Er ist abgebrannt (ist ohne Geld). Abbürsten. 1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.). Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln. *2 Wir wollen einander abbürsten. Abc. 1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh. 2 Das Abc macht das meiste Weh. 3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten. 4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben. 5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan. [Spaltenumbruch] 6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen). *7 Abc, beim x will ich anfangen. - Gomolcke. Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen. *8 Beim Abc anfangen. Lat.: A linea incipere. (Aristid.) *9 Eine Pfarre ohne Abc haben. Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein. *10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen. Ganz von vorn. Frz.: Remettre quelqu'un a l'Abc. *11 Er ist kaum über das Abc hinaus. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) *12 Er ist noch im Abc. *13 Er kommt nun aus dem Abc. *14 Jemand aufs Abc verweisen. Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln. Frz.: Renvoyer quelqu'un a l'Abc. *15 Nicht das Abc können. Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt. Frz.: Ne savoir ni A ni B. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.) Abcschütz. * Er ist noch ein Abcschütz darin. - Grimm, I, 18. Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel. Abcteufel. * Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann. - Luther, Grimm, I, 18. Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern. Abdarben. * Er darbt's am Halse ab und frisst's selber. Abderitenstreiche. * Abderitenstreiche machen. Abdingen. Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn. Abdreschen. * Es ist bereits abgedroschen. - Grimm, I, 20. Schon zu fade. Abel. 1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen. 2 Ist Abel todt, wird Kain roth. Nach der Sünde wacht das Gewissen auf. 3 Jeder Abel hat seinen Kain. Abend. 1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. - Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23. Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen. Frz.: Il sera encore demain soir. - Il n'est pas encore soir pour tous les jours. - Le dernier jour n'est pas encore passe. It.: Non e'ancor sera a Prato. Lat.: Nescis quid serus vesper vehat. - Nondum omnium dierum sol occidit. (Tappius, 140a.) 2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert. 3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht. Dafür gebüsst, gelitten. 4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert. 5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an. 6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird. Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt. 7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben. 8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen. 9 Auf den Abend soll man den Tag loben. Lat.: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. - Diem vesper commendat. 10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.
[Spaltenumbruch] *14 Das Aas an die Angel stecken. – Seybold. Einen mit List reizen, fangen. Lat.: Escam hamo circumponere. Aasgeier. 1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.) Jeder ist auf seinen eigenen Vortheil bedacht. 2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.) Von denen, die den schlechten Ruf ihrer Jugend mit den Jahren gesteigert. 3 Der Aasgeier liebt das Aas. (Surinam.) Jeder bewegt sich gern in seinem Elemente. 4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) – Wullschlägel. Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit. 5 Des Aasgeiers Schimpfreden bringen das Pferd nicht um. (Surinam.) 6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.) 7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.) Man richtet sein Verhalten nach der Person ein. Ab. 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Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an. 3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun. Abbrech. 1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein. *2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende). *3 Nimm die Abbrech! Höre auf! Abbrechen. * Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen. Abbrennen. * Er ist abgebrannt (ist ohne Geld). Abbürsten. 1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.). Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln. *2 Wir wollen einander abbürsten. Abc. 1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh. 2 Das Abc macht das meiste Weh. 3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten. 4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben. 5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan. [Spaltenumbruch] 6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen). *7 Abc, beim x will ich anfangen. – Gomolcke. Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen. *8 Beim Abc anfangen. Lat.: A linea incipere. (Aristid.) *9 Eine Pfarre ohne Abc haben. Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein. *10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen. Ganz von vorn. Frz.: Remettre quelqu'un à l'Abc. *11 Er ist kaum über das Abc hinaus. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) *12 Er ist noch im Abc. *13 Er kommt nun aus dem Abc. *14 Jemand aufs Abc verweisen. Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln. Frz.: Renvoyer quelqu'un à l'Abc. *15 Nicht das Abc können. Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt. Frz.: Ne savoir ni A ni B. Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.) Abcschütz. * Er ist noch ein Abcschütz darin. – Grimm, I, 18. Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel. Abcteufel. * Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann. – Luther, Grimm, I, 18. Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern. Abdarben. * Er darbt's am Halse ab und frisst's selber. Abderitenstreiche. * Abderitenstreiche machen. Abdingen. Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn. Abdreschen. * Es ist bereits abgedroschen. – Grimm, I, 20. Schon zu fade. Abel. 1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen. 2 Ist Abel todt, wird Kain roth. Nach der Sünde wacht das Gewissen auf. 3 Jeder Abel hat seinen Kain. Abend. 1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. – Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23. Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. 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1 Der Aasgeier hat keinen Wunsch, als dass das Pferd sterben möchte. (Surinam.)
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2 Der Aasgeier hatte immer einen übeln Geruch, und nun er todt ist, erst recht. (Surinam.)
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4 Der Aasgeier sieht den Hinrichtungen zu und kommt, abends die Augen auszupicken. (Surinam.) – Wullschlägel.
Der Dieb ersieht sich erst eine günstige Gelegenheit.
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6 Wenn man den Aasgeier schimpft, fühlt sich der Truthahn beleidigt. (Surinam.)
7 Wer den Aasgeier sieht, spuckt aus, wer aber das Tjotjo-Vögelchen (ein Singvogel) sieht, pfeift. (Surinam.)
Man richtet sein Verhalten nach der Person ein.
Ab.
Ab Sephe (Sophie oder Joseph).
Eine sprichwörtliche Redensart in Gera, um zu sagen: Fort, weg damit.
Aebär.
1 De Aebär ( Storch, s. d.) is sin Feddern eben so god nödig, as de Lüning (Sperling).
2 De Aebärs nögt, mutt Poggen hebben.
3 Wor Aebärs sünt, dar sünt ok Poggen (Frösche).
*4 Dar sünt mehr Aebärs as Poggen.
Abbadan.
Ueber Abbadan geht kein Dorf. – Burckhardt, 664.
Von der lächerlichen Eitelkeit mancher Leute, die von ihrem Geburtsort, wäre er auch nur das elendeste Nest, nur mit den grössten Lobeserhebungen sprechen.
Abbeeren.
* Einen abbeeren (abprügeln).
Abbeissen.
1 Bitj a Nöös uf, do as at Aanliat skeand. – Lappenkorb.
Beisse die Nase ab, so ist das Antlitz geschändet. Sinn: Schädige ein Glied deiner Familie, so beschimpfst du sie ganz.
*2 Der beisst dem lieben Gott die Zehen ab.
*3 Er beisst ab, was er in den Mund bekommt.
*4 Er beisst sich lieber einen Finger ab.
Der Knauser.
Abbitte.
1 Abbitte ist die beste Genugthuung.
2 Abbitte nicht, aber Halsstarrigkeit ist Schande.
Jene zeigt ein edles, diese aber ein böses Herz an.
3 Die beste Abbitte ist, nicht mehr thun.
Abbrech.
1 Abbrech und Teufelsabbiss muss sein.
*2 Die Abbrech nicht finden können (das Ende).
*3 Nimm die Abbrech!
Höre auf!
Abbrechen.
* Er hat es zu grün (unreif) abgebrochen.
Abbrennen.
* Er ist abgebrannt (ist ohne Geld).
Abbürsten.
1 Was sich nicht abbürsten lässt, das muss man abstreicheln (s. d.).
Manche Menschen sind wie ihr Rock, man kann nicht alles herunterbürsten, vieles geht nur herunterzustreicheln.
*2 Wir wollen einander abbürsten.
Abc.
1 Das Abc hat nur Ein W, unser Leben hat hundert und meh.
2 Das Abc macht das meiste Weh.
3 Mit dem Abc kann man richten, Krieg und grosse Sachen schlichten.
4 Wer das Abc nicht ertragen kann, dem muss man keine Bibel geben.
5 Wer das Abc recht kann, hat die schwerste Arbeit gethan.
6 Wer selber das Abc nicht kann, muss andere nicht das Buchstabiren (Lesen) lehren (wollen).
*7 Abc, beim x will ich anfangen. – Gomolcke.
Wenn die Schlesier von einem sagen wollen, dass er sehr wenig Lob verdient, so sprechen sie: Man müsste ihn durchs ganze Abc loben und beim x anfangen.
*8 Beim Abc anfangen.
Lat.: A linea incipere. (Aristid.)
*9 Eine Pfarre ohne Abc haben.
Pfarrer in einem Orte ohne Adel, ohne Beamten und ohne Collegen sein.
*10 Einen wieder beim Abc anfangen lassen.
Ganz von vorn.
Frz.: Remettre quelqu'un à l'Abc.
*11 Er ist kaum über das Abc hinaus.
Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.)
*12 Er ist noch im Abc.
*13 Er kommt nun aus dem Abc.
*14 Jemand aufs Abc verweisen.
Ihn unwissend schelten, ihn als Schüler behandeln.
Frz.: Renvoyer quelqu'un à l'Abc.
*15 Nicht das Abc können.
Durchaus unwissend sein. Die Alten sagten von einem Unwissenden, Ungebildeten: Er ist nicht einmal über den Aesop gegangen. Er hat den Aesop nicht einmal gelesen. Die Aesop'schen Fabeln waren jedem bekannt.
Frz.: Ne savoir ni A ni B.
Lat.: Ne Aesopum quidem trivisti. (Suidas.) (Erasm., 361.)
Abcschütz.
* Er ist noch ein Abcschütz darin. – Grimm, I, 18.
Wie Feld- und Bretschütz, welche Feldhüter und Obergesell bedeuten, Feld und Arbreitsbret hüten, so der Abcschütz seine Fibel oder Abctafel.
Abcteufel.
* Er ist (nur) ein junger Abcteufel, der noch nicht buchstabiren kann. – Luther, Grimm, I, 18.
Von unbedeutenden, nicht durch gelehrte Autorität ausgezeichneten Gegnern.
Abdarben.
* Er darbt's am Halse ab und frisst's selber.
Abderitenstreiche.
* Abderitenstreiche machen.
Abdingen.
Abdingen ist auch (ist der erste) Gewinn.
Abdreschen.
* Es ist bereits abgedroschen. – Grimm, I, 20.
Schon zu fade.
Abel.
1 Es ist allezeit ein Abel gewesen zum Leiden und ein Kain zum Peinigen.
2 Ist Abel todt, wird Kain roth.
Nach der Sünde wacht das Gewissen auf.
3 Jeder Abel hat seinen Kain.
Abend.
1 Aller Tage Abend ist noch nicht gekommen. – Beyer, 83; Bücking, 110, 306; Egenolff, 90a; Siebenkees, 260; Grimm, I, 23.
Die Sache ist noch nicht zu Ende, noch nicht abgethan. Man muss den Erfolg abwarten und nicht zu voreilig urtheilen.
Frz.: Il sera encore demain soir. – Il n'est pas encore soir pour tous les jours. – Le dernier jour n'est pas encore passé.
It.: Non e'ancor sera a Prato.
Lat.: Nescis quid serus vesper vehat. – Nondum omnium dierum sol occidit. (Tappius, 140a.)
2 Am Abend gekammert, am Morgen gejammert.
3 Am Abend geschwelgt, am Morgen gekelcht.
Dafür gebüsst, gelitten.
4 Am Abend ist warm der Herd, am Morgen der Steert.
5 Am Abend noch ein Edelmann, am Morgen spricht er die Leute an.
6 Am Abend zeigt es sich, ob die Nacht hell sein wird.
Die Aegypter wollen damit sagen, dass eine Person von ihrer frühesten Jugend Zeichen ihrer künftigen Tugenden gibt.
7 An Einem Abend kann man nicht zwei Räusche haben.
8 Auch noch am Abend kann die Taub' ein Oelblatt bringen.
9 Auf den Abend soll man den Tag loben.
Lat.: A solis occasu, non ab ortu, describe diem. – Diem vesper commendat.
10 Bei hellem Abend und trübem Morgen ist der Wanderer geborgen.
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Zitationshilfe: | Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/31>, abgerufen am 22.02.2025. |