Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Böcklein. 1 Das Böcklein spielt schon im Garten, aber die Ziege hat noch nicht geworfen. Wenn jemand von Dingen prahlerisch redet, zu denen noch nicht einmal der Grund gelegt ist. Bockmelker. * Ein Bockmelker sein. - Luther, III. Bockpfeifer. Zwei Bockpfeifer taugen nicht in Ein Gelag. Die Bockpfeife, eine Art Dudelsack. Lat.: Una domus non alit duos canes. (Philippi, II, 232.) Bocksbart. * Einen Bocksbart haben. Nur unter dem Kinn Barthaare haben oder tragen. Bocksbeutel. *1 Ein alter Bocksbeutel. - Körte, 668; Wurzbach, II, 43. Ein in ganz Niedersachsen, Mecklenburg und Pommnern gebräuchliches Wort, womit man verächtlich altes Herkommen, schwerfälligen Gebrauch, das steife Anhangen an alten lächerlichen Gewohnheiten und Formen, wie jeden Schlendrian bezeichnet. Das Wort ist eine Verstümmelung von Booksbüdel, d. i. Buchbeutel, weil früher vornehme Bürgerfrauen, wenn sie in die Kirche gingen, das Gesangbuch in einem schönen Beutel trugen, welcher der Bookbüdel hiess. (Chronik, Hamburgs, S. 384.) In einem ähnlichen Beutel nahmen auch die hamburger Rathsherren die Statuten mit aufs Rathhaus. Manches Statut musste nun wol im Laufe der Zeit als sinnlos und zweckwidrig erscheinen. Es war eine blosse Bookbüdelie (Buchbeutelei), woraus dann Bockbeutelei entstanden ist. (Vgl. Richey, 21; Hamburger Patriot, II, 247; Schütze, I, 126; Grimm, II, 206.) *2 Einem den Bocksbeutel anhangen. Ihn lächerlich machen, seine Albernheiten darstellen. Bocksbeutelei. * Es ist blosse Bocksbeutelei. - Wurzbach, II, 43; Eiselein, 88. Steifes Anhangen an veralteten lächerlichen Gebräuchen, überlebten Einrichtungen, Gewohnheiten (Observanzen) u. s. w. Bockshorn. 1 Wer sich in ein Bockshorn lässt treiben, den thut man hinein verleiben. - Lehmann, II, 877, 237. Frz.: Il est aise a s'intimider. *2 Einen ins Bockshorn jagen. - Kirchhofer, 271; Eiselein, 88; Körte, 668. Ihn zaghaft machen, in die Enge treiben: weil der Bock mit den Hörnern schreckt. Da ein Bockshorn eine nur unbedeutende Oeffnung hat, so muss jemand von Angst, Furcht, Schreck u. s. w. sehr zusammengepresst sein, wenn er hinein soll. Andere wollen das Sprichwort von dem Gelehrten Markus Zubrius Boxhorn herleiten, welcher anmassende, sehr gelehrt sein wollende Burschen oft gehörig in die Enge getrieben haben soll, sodass man sie wol fragte, ob sie ins Boxhorn gejagt worden wären. Noch auf andere, aber kaum überzeugendere Weise sucht Wurzbach (II, 45) die Redensart zu erklären, indem er annimmt, dass die Zusammensetzung der schwäbischen Mundart angehöre, in welcher Bock einen Fehler und Horn soviel als Winkel bedeute, wonach ins Bockhorn jagen soviel heissen würde, als in den Fehlerwinkel treiben. (Vgl. auch Grimm, II, 207.) *3 Fur (wegen) oich krich ich in kee Buxhurn. - Robinson, 899. *4 In das Bockshorn blasen. Lärm blasen. *5 Ins Bockshorn kriechen. Zaghaft, furchtsam sein. (Vgl. Grimm.) *6 Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Einschüchtern, in die Enge treiben. Lat.: Ne quid moveare verborum strepitu. (Seybold, 344; Binder I, 1105.) Bocksnase. * Einem eine Bocksnase drehen. - Grimm, II, 208. "Ich will ihr ein Bocksnasen drehen, sie soll nicht wissen wie ihr geschehen." Bockssprünge. * Er macht Bockssprünge. - Kirchhofer, 272. Komische Streiche, lebt unregelmässig. Holl.: Hij maakt bokkensprongen. (Harrebomee, I, 74.) Bockstod. * Durch Bockstod trink! D. i. des Teufels Tod. Boden. 1 Der Boden ist nass, eh' der Blinde verstopft das Fass. 2 Der Boden trägt gut, wenn der Herr selber das Beste thut. Dän.: Den jord bliver frugtbar hvor huusbonden selv viiser hvad der skal giöres. (Prov. dan., 327.) [Spaltenumbruch] 3 Die auf einem Boden in der See sind, die sind gleich, reich. - Pistor., IV, 1; Eisenhart, IV, 45. Auf dem Meere ist kein Eigenthum. Den Bettler und den Millionär kann Eine Welle verschlingen. 4 Ein Boden bringt nicht immer gutes Korn. 5 Ein Boden, der nicht bebaut wird, bringt keine gute Frucht. Dän.: Udyrket jord baerer torn og tidsel. (Prov. dan., 327.) 6 Fetter Boden treibt ins Laub. Ein fetter Grund und Boden bringt nicht allemal die schönsten Früchte. Die Aloe gedeiht in einem heissen und dürren Erdreich; von so mancher Tugend gilt dasselbe. 7 Fremder Boden macht alten Lein jung. Auch der Mensch lebt zuweilen wieder auf, wenn er aus dem tödtenden Einerlei alter Verhältnisse herausgerissen und in eine neue Lebenslage gebracht wird. Aber nur in seltenen Fällen. 8 Guter Boden macht den Bauer reich, aber nicht sogleich. Frz.: Noir terrien porte gain et bien, et le blanc ne porte rien. (Leroux, I, 59.) 9 Je besser der Boden, je schlechter der Weg. Dän.: Jo bedre jord, jo slemmere vei; jo bedre land, jo vaerre folk. (Prov. dan., 327.) - Ond jord, god vei; god jord, ond vei. (Prov. dan., 327.) 10 Je fetter der Boden, desto mehr Unkraut. - Sprichwörtergarten, 387. Dän.: Je bedre jord, jo meere ukrud. (Prov. dan., 327.) 11 Je mehr man den Boden pflügt, desto furchtbarer wird er. - Scheidemünze, II, 171. 12 Je schlechter der Boden, desto besser muss man ihn pflügen. - Scheidemünze, II, 173. Denn im wüsten Boden schlägt nur Unkraut Wurzel. 13 Nicht jeder Boden kann jedes tragen. 14 Sein Boden und sein Keller haben nicht für einen Heller. Frz.: Ni grain au granier, ni vin au cellier. (Leroux, I, 50.) 15 Vom eigenen Boden kommt das Beste. - Eiselein, 85. 16 Wenn der Boden für Menschen zu glatt ist, so ist er noch nicht zu glatt für den Frosch. (Surinam.) Was für den einen nicht passt, passt für den andern. 17 Wenn der Boden heiss ist, bleibt der Wurm in der Erde. (Surinam.) Im Unglück halten sich die Freunde fern. 18 Wenn der Boden ruht, gedeiht das Unkraut gut. Dän.: Den jord der ligger meest i hvile, den baerer meest ukrud. (Prov. dan., 327.) 19 Wenn der Boden zu fett ist, so erstickt die Frucht. - Simrock, 1188. 20 Wenn man auf dem Boden ist, dann ist das Sparen zu spät. 21 Wenn man zu Boden gehen soll, so muss es sich danach schicken. - Henisch, 445; Grimm, II, 212, 5. 22 Wenn's auf dem trockenen Boden donnert, dann blüht eine Hitz, und wenn's auf dem nassen Boden donnert, so blüht ein Regen. - Kirchhofer, 320. 23 Wer am Boden liegt, auf dem tritt jeder herum. Wer heruntergekommen oder ins Unglück gerathen ist, wird noch obendrein getadelt und mit Vorwürfen überschüttet. 24 Wer auf heiligen Boden treten will, muss die Weltschuhe ausziehen. Geschichte Moses'. 25 Wer auffem boden bleibt, der darf sich keines fals besorgen. - Lehmann, 118, 6. Dän.: Flye ei for högt. - Fölg jorden efter, hun er gammel. - Hvo som bliver ved jorden falder ei dybt. (Prov. dan., 327.) 26 Wer auffem boden bleibt, der feld nicht hoch. - Lehmann, 118, 6. 27 Wer den Boden im Wasser nit sieht, der lasse den Fuss heraus. - Simrock, 1187; Eiselein, 85. 28 Wer den Boden mit eigenem Schweiss düngt, dem wächst Gottes Segen darauf. - Scheidemünze, II, 171. Wer auf und von der Welt lebt, muss auch für die Welt wirken. "Säulenheilige stehen wie Oelgötzen im Wege, Klöster beten für den Himmel und wirken für die Hölle, Domherren und Stiftsleute tragen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es dem Verdienst sauer." (L. Jahn.)
[Spaltenumbruch]
Böcklein. 1 Das Böcklein spielt schon im Garten, aber die Ziege hat noch nicht geworfen. Wenn jemand von Dingen prahlerisch redet, zu denen noch nicht einmal der Grund gelegt ist. Bockmelker. * Ein Bockmelker sein. – Luther, III. Bockpfeifer. Zwei Bockpfeifer taugen nicht in Ein Gelag. Die Bockpfeife, eine Art Dudelsack. Lat.: Una domus non alit duos canes. (Philippi, II, 232.) Bocksbart. * Einen Bocksbart haben. Nur unter dem Kinn Barthaare haben oder tragen. Bocksbeutel. *1 Ein alter Bocksbeutel. – Körte, 668; Wurzbach, II, 43. Ein in ganz Niedersachsen, Mecklenburg und Pommnern gebräuchliches Wort, womit man verächtlich altes Herkommen, schwerfälligen Gebrauch, das steife Anhangen an alten lächerlichen Gewohnheiten und Formen, wie jeden Schlendrian bezeichnet. Das Wort ist eine Verstümmelung von Booksbüdel, d. i. Buchbeutel, weil früher vornehme Bürgerfrauen, wenn sie in die Kirche gingen, das Gesangbuch in einem schönen Beutel trugen, welcher der Bookbüdel hiess. (Chronik, Hamburgs, S. 384.) In einem ähnlichen Beutel nahmen auch die hamburger Rathsherren die Statuten mit aufs Rathhaus. Manches Statut musste nun wol im Laufe der Zeit als sinnlos und zweckwidrig erscheinen. Es war eine blosse Bookbüdelie (Buchbeutelei), woraus dann Bockbeutelei entstanden ist. (Vgl. Richey, 21; Hamburger Patriot, II, 247; Schütze, I, 126; Grimm, II, 206.) *2 Einem den Bocksbeutel anhangen. Ihn lächerlich machen, seine Albernheiten darstellen. Bocksbeutelei. * Es ist blosse Bocksbeutelei. – Wurzbach, II, 43; Eiselein, 88. Steifes Anhangen an veralteten lächerlichen Gebräuchen, überlebten Einrichtungen, Gewohnheiten (Observanzen) u. s. w. Bockshorn. 1 Wer sich in ein Bockshorn lässt treiben, den thut man hinein verleiben. – Lehmann, II, 877, 237. Frz.: Il est aisé à s'intimider. *2 Einen ins Bockshorn jagen. – Kirchhofer, 271; Eiselein, 88; Körte, 668. Ihn zaghaft machen, in die Enge treiben: weil der Bock mit den Hörnern schreckt. Da ein Bockshorn eine nur unbedeutende Oeffnung hat, so muss jemand von Angst, Furcht, Schreck u. s. w. sehr zusammengepresst sein, wenn er hinein soll. Andere wollen das Sprichwort von dem Gelehrten Markus Zubrius Boxhorn herleiten, welcher anmassende, sehr gelehrt sein wollende Burschen oft gehörig in die Enge getrieben haben soll, sodass man sie wol fragte, ob sie ins Boxhorn gejagt worden wären. Noch auf andere, aber kaum überzeugendere Weise sucht Wurzbach (II, 45) die Redensart zu erklären, indem er annimmt, dass die Zusammensetzung der schwäbischen Mundart angehöre, in welcher Bock einen Fehler und Horn soviel als Winkel bedeute, wonach ins Bockhorn jagen soviel heissen würde, als in den Fehlerwinkel treiben. (Vgl. auch Grimm, II, 207.) *3 Fur (wegen) oich krich ich in kee Buxhurn. – Robinson, 899. *4 In das Bockshorn blasen. Lärm blasen. *5 Ins Bockshorn kriechen. Zaghaft, furchtsam sein. (Vgl. Grimm.) *6 Lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Einschüchtern, in die Enge treiben. Lat.: Ne quid moveare verborum strepitu. (Seybold, 344; Binder I, 1105.) Bocksnase. * Einem eine Bocksnase drehen. – Grimm, II, 208. „Ich will ihr ein Bocksnasen drehen, sie soll nicht wissen wie ihr geschehen.“ Bockssprünge. * Er macht Bockssprünge. – Kirchhofer, 272. Komische Streiche, lebt unregelmässig. Holl.: Hij maakt bokkensprongen. (Harrebomée, I, 74.) Bockstod. * Durch Bockstod trink! D. i. des Teufels Tod. Boden. 1 Der Boden ist nass, eh' der Blinde verstopft das Fass. 2 Der Boden trägt gut, wenn der Herr selber das Beste thut. Dän.: Den jord bliver frugtbar hvor huusbonden selv viiser hvad der skal giøres. (Prov. dan., 327.) [Spaltenumbruch] 3 Die auf einem Boden in der See sind, die sind gleich, reich. – Pistor., IV, 1; Eisenhart, IV, 45. Auf dem Meere ist kein Eigenthum. Den Bettler und den Millionär kann Eine Welle verschlingen. 4 Ein Boden bringt nicht immer gutes Korn. 5 Ein Boden, der nicht bebaut wird, bringt keine gute Frucht. Dän.: Udyrket jord bærer torn og tidsel. (Prov. dan., 327.) 6 Fetter Boden treibt ins Laub. Ein fetter Grund und Boden bringt nicht allemal die schönsten Früchte. Die Aloë gedeiht in einem heissen und dürren Erdreich; von so mancher Tugend gilt dasselbe. 7 Fremder Boden macht alten Lein jung. Auch der Mensch lebt zuweilen wieder auf, wenn er aus dem tödtenden Einerlei alter Verhältnisse herausgerissen und in eine neue Lebenslage gebracht wird. Aber nur in seltenen Fällen. 8 Guter Boden macht den Bauer reich, aber nicht sogleich. Frz.: Noir terrien porte gain et bien, et le blanc ne porte rien. (Leroux, I, 59.) 9 Je besser der Boden, je schlechter der Weg. Dän.: Jo bedre jord, jo slemmere vei; jo bedre land, jo værre folk. (Prov. dan., 327.) – Ond jord, god vei; god jord, ond vei. (Prov. dan., 327.) 10 Je fetter der Boden, desto mehr Unkraut. – Sprichwörtergarten, 387. Dän.: Je bedre jord, jo meere ukrud. (Prov. dan., 327.) 11 Je mehr man den Boden pflügt, desto furchtbarer wird er. – Scheidemünze, II, 171. 12 Je schlechter der Boden, desto besser muss man ihn pflügen. – Scheidemünze, II, 173. Denn im wüsten Boden schlägt nur Unkraut Wurzel. 13 Nicht jeder Boden kann jedes tragen. 14 Sein Boden und sein Keller haben nicht für einen Heller. Frz.: Ni grain au granier, ni vin au cellier. (Leroux, I, 50.) 15 Vom eigenen Boden kommt das Beste. – Eiselein, 85. 16 Wenn der Boden für Menschen zu glatt ist, so ist er noch nicht zu glatt für den Frosch. (Surinam.) Was für den einen nicht passt, passt für den andern. 17 Wenn der Boden heiss ist, bleibt der Wurm in der Erde. (Surinam.) Im Unglück halten sich die Freunde fern. 18 Wenn der Boden ruht, gedeiht das Unkraut gut. Dän.: Den jord der ligger meest i hvile, den bærer meest ukrud. (Prov. dan., 327.) 19 Wenn der Boden zu fett ist, so erstickt die Frucht. – Simrock, 1188. 20 Wenn man auf dem Boden ist, dann ist das Sparen zu spät. 21 Wenn man zu Boden gehen soll, so muss es sich danach schicken. – Henisch, 445; Grimm, II, 212, 5. 22 Wenn's auf dem trockenen Boden donnert, dann blüht eine Hitz, und wenn's auf dem nassen Boden donnert, so blüht ein Regen. – Kirchhofer, 320. 23 Wer am Boden liegt, auf dem tritt jeder herum. Wer heruntergekommen oder ins Unglück gerathen ist, wird noch obendrein getadelt und mit Vorwürfen überschüttet. 24 Wer auf heiligen Boden treten will, muss die Weltschuhe ausziehen. Geschichte Moses'. 25 Wer auffem boden bleibt, der darf sich keines fals besorgen. – Lehmann, 118, 6. Dän.: Flye ei for høgt. – Følg jorden efter, hun er gammel. – Hvo som bliver ved jorden falder ei dybt. (Prov. dan., 327.) 26 Wer auffem boden bleibt, der feld nicht hoch. – Lehmann, 118, 6. 27 Wer den Boden im Wasser nit sieht, der lasse den Fuss heraus. – Simrock, 1187; Eiselein, 85. 28 Wer den Boden mit eigenem Schweiss düngt, dem wächst Gottes Segen darauf. – Scheidemünze, II, 171. Wer auf und von der Welt lebt, muss auch für die Welt wirken. „Säulenheilige stehen wie Oelgötzen im Wege, Klöster beten für den Himmel und wirken für die Hölle, Domherren und Stiftsleute tragen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es dem Verdienst sauer.“ (L. Jahn.)
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <pb facs="#f0238" n="[210]"/> <cb n="419"/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Böcklein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Das Böcklein spielt schon im Garten, aber die Ziege hat noch nicht geworfen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wenn jemand von Dingen prahlerisch redet, zu denen noch nicht einmal der Grund gelegt ist.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bockmelker.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Ein Bockmelker sein.</hi> – <hi rendition="#i">Luther, III.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bockpfeifer.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Zwei Bockpfeifer taugen nicht in Ein Gelag.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Die Bockpfeife, eine Art Dudelsack.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Una domus non alit duos canes. (<hi rendition="#i">Philippi, II, 232.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bocksbart.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Einen Bocksbart haben.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Nur unter dem Kinn Barthaare haben oder tragen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bocksbeutel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Ein alter Bocksbeutel.</hi> – <hi rendition="#i">Körte, 668; Wurzbach, II, 43.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ein in ganz Niedersachsen, Mecklenburg und Pommnern gebräuchliches Wort, womit man verächtlich altes Herkommen, schwerfälligen Gebrauch, das steife Anhangen an alten lächerlichen Gewohnheiten und Formen, wie jeden Schlendrian bezeichnet. Das Wort ist eine Verstümmelung von Booksbüdel, d. i. Buchbeutel, weil früher vornehme Bürgerfrauen, wenn sie in die Kirche gingen, das Gesangbuch in einem schönen Beutel trugen, welcher der Bookbüdel hiess. (<hi rendition="#i">Chronik, Hamburgs, S. 384.</hi>) In einem ähnlichen Beutel nahmen auch die hamburger Rathsherren die Statuten mit aufs Rathhaus. Manches Statut musste nun wol im Laufe der Zeit als sinnlos und zweckwidrig erscheinen. Es war eine blosse Bookbüdelie (Buchbeutelei), woraus dann Bockbeutelei entstanden ist. (Vgl. <hi rendition="#i">Richey, 21; Hamburger Patriot, II, 247; Schütze, I, 126; Grimm, II, 206.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Einem den Bocksbeutel anhangen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ihn lächerlich machen, seine Albernheiten darstellen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bocksbeutelei.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist blosse Bocksbeutelei.</hi> – <hi rendition="#i">Wurzbach, II, 43; Eiselein, 88.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Steifes Anhangen an veralteten lächerlichen Gebräuchen, überlebten Einrichtungen, Gewohnheiten (Observanzen) u. s. w.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bockshorn.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Wer sich in ein Bockshorn lässt treiben, den thut man hinein verleiben.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 877, 237.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il est aisé à s'intimider.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Einen ins Bockshorn jagen.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 271; Eiselein, 88; Körte, 668.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Ihn zaghaft machen, in die Enge treiben: weil der Bock mit den Hörnern schreckt. Da ein Bockshorn eine nur unbedeutende Oeffnung hat, so muss jemand von Angst, Furcht, Schreck u. s. w. sehr zusammengepresst sein, wenn er hinein soll. Andere wollen das Sprichwort von dem Gelehrten Markus Zubrius Boxhorn herleiten, welcher anmassende, sehr gelehrt sein wollende Burschen oft gehörig in die Enge getrieben haben soll, sodass man sie wol fragte, ob sie ins Boxhorn gejagt worden wären. Noch auf andere, aber kaum überzeugendere Weise sucht <hi rendition="#i">Wurzbach (II, 45)</hi> die Redensart zu erklären, indem er annimmt, dass die Zusammensetzung der schwäbischen Mundart angehöre, in welcher Bock einen Fehler und Horn soviel als Winkel bedeute, wonach ins Bockhorn jagen soviel heissen würde, als in den Fehlerwinkel treiben. (Vgl. auch <hi rendition="#i">Grimm, II, 207.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Fur (wegen) oich krich ich in kee Buxhurn.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 899.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*4 In das Bockshorn blasen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Lärm blasen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*5 Ins Bockshorn kriechen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Zaghaft, furchtsam sein. (Vgl. <hi rendition="#i">Grimm.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Lass dich nicht ins Bockshorn jagen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Einschüchtern, in die Enge treiben.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne quid moveare verborum strepitu. (<hi rendition="#i">Seybold, 344; Binder I, 1105.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bocksnase.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Einem eine Bocksnase drehen.</hi> – <hi rendition="#i">Grimm, II, 208.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Ich will ihr ein Bocksnasen drehen, sie soll nicht wissen wie ihr geschehen.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bockssprünge.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Er macht Bockssprünge.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 272.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Komische Streiche, lebt unregelmässig.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Hij maakt bokkensprongen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 74.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bockstod.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Durch Bockstod trink!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">D. i. des Teufels Tod.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Boden.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Der Boden ist nass, eh' der Blinde verstopft das Fass.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Boden trägt gut, wenn der Herr selber das Beste thut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den jord bliver frugtbar hvor huusbonden selv viiser hvad der skal giøres. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><cb n="420"/><hi rendition="#larger">3 Die auf einem Boden in der See sind, die sind gleich, reich.</hi> – <hi rendition="#i">Pistor., IV, 1; Eisenhart, IV, 45.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Auf dem Meere ist kein Eigenthum. Den Bettler und den Millionär kann Eine Welle verschlingen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Ein Boden bringt nicht immer gutes Korn.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Ein Boden, der nicht bebaut wird, bringt keine gute Frucht.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Udyrket jord bærer torn og tidsel. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Fetter Boden treibt ins Laub.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ein fetter Grund und Boden bringt nicht allemal die schönsten Früchte. Die Aloë gedeiht in einem heissen und dürren Erdreich; von so mancher Tugend gilt dasselbe.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Fremder Boden macht alten Lein jung.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Auch der Mensch lebt zuweilen wieder auf, wenn er aus dem tödtenden Einerlei alter Verhältnisse herausgerissen und in eine neue Lebenslage gebracht wird. Aber nur in seltenen Fällen.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Guter Boden macht den Bauer reich, aber nicht sogleich.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Noir terrien porte gain et bien, et le blanc ne porte rien. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 59.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Je besser der Boden, je schlechter der Weg.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Jo bedre jord, jo slemmere vei; jo bedre land, jo værre folk. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>) – Ond jord, god vei; god jord, ond vei. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Je fetter der Boden, desto mehr Unkraut.</hi> – <hi rendition="#i">Sprichwörtergarten, 387.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Je bedre jord, jo meere ukrud. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Je mehr man den Boden pflügt, desto furchtbarer wird er.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 171.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Je schlechter der Boden, desto besser muss man ihn pflügen.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 173.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Denn im wüsten Boden schlägt nur Unkraut Wurzel.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">13 Nicht jeder Boden kann jedes tragen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">14 Sein Boden und sein Keller haben nicht für einen Heller.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Ni grain au granier, ni vin au cellier. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 50.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">15 Vom eigenen Boden kommt das Beste.</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">16 Wenn der Boden für Menschen zu glatt ist, so ist er noch nicht zu glatt für den Frosch.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Was für den einen nicht passt, passt für den andern.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wenn der Boden heiss ist, bleibt der Wurm in der Erde.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Im Unglück halten sich die Freunde fern.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Wenn der Boden ruht, gedeiht das Unkraut gut.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Den jord der ligger meest i hvile, den bærer meest ukrud. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">19 Wenn der Boden zu fett ist, so erstickt die Frucht.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 1188.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Wenn man auf dem Boden ist, dann ist das Sparen zu spät.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">21 Wenn man zu Boden gehen soll, so muss es sich danach schicken.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 445; Grimm, II, 212, 5.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">22 Wenn's auf dem trockenen Boden donnert, dann blüht eine Hitz, und wenn's auf dem nassen Boden donnert, so blüht ein Regen.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 320.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">23 Wer am Boden liegt, auf dem tritt jeder herum.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Wer heruntergekommen oder ins Unglück gerathen ist, wird noch obendrein getadelt und mit Vorwürfen überschüttet.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">24 Wer auf heiligen Boden treten will, muss die Weltschuhe ausziehen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Geschichte Moses'.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">25 Wer auffem boden bleibt, der darf sich keines fals besorgen.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 118, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Dän.</hi>: Flye ei for høgt. – Følg jorden efter, hun er gammel. – Hvo som bliver ved jorden falder ei dybt. (<hi rendition="#i">Prov. dan., 327.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">26 Wer auffem boden bleibt, der feld nicht hoch.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, 118, 6.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">27 Wer den Boden im Wasser nit sieht, der lasse den Fuss heraus.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 1187; Eiselein, 85.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">28 Wer den Boden mit eigenem Schweiss düngt, dem wächst Gottes Segen darauf.</hi> – <hi rendition="#i">Scheidemünze, II, 171.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wer auf und von der Welt lebt, muss auch für die Welt wirken. „Säulenheilige stehen wie Oelgötzen im Wege, Klöster beten für den Himmel und wirken für die Hölle, Domherren und Stiftsleute tragen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es dem Verdienst sauer.“ (<hi rendition="#i">L. Jahn.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[210]/0238]
Böcklein.
1 Das Böcklein spielt schon im Garten, aber die Ziege hat noch nicht geworfen.
Wenn jemand von Dingen prahlerisch redet, zu denen noch nicht einmal der Grund gelegt ist.
Bockmelker.
* Ein Bockmelker sein. – Luther, III.
Bockpfeifer.
Zwei Bockpfeifer taugen nicht in Ein Gelag.
Die Bockpfeife, eine Art Dudelsack.
Lat.: Una domus non alit duos canes. (Philippi, II, 232.)
Bocksbart.
* Einen Bocksbart haben.
Nur unter dem Kinn Barthaare haben oder tragen.
Bocksbeutel.
*1 Ein alter Bocksbeutel. – Körte, 668; Wurzbach, II, 43.
Ein in ganz Niedersachsen, Mecklenburg und Pommnern gebräuchliches Wort, womit man verächtlich altes Herkommen, schwerfälligen Gebrauch, das steife Anhangen an alten lächerlichen Gewohnheiten und Formen, wie jeden Schlendrian bezeichnet. Das Wort ist eine Verstümmelung von Booksbüdel, d. i. Buchbeutel, weil früher vornehme Bürgerfrauen, wenn sie in die Kirche gingen, das Gesangbuch in einem schönen Beutel trugen, welcher der Bookbüdel hiess. (Chronik, Hamburgs, S. 384.) In einem ähnlichen Beutel nahmen auch die hamburger Rathsherren die Statuten mit aufs Rathhaus. Manches Statut musste nun wol im Laufe der Zeit als sinnlos und zweckwidrig erscheinen. Es war eine blosse Bookbüdelie (Buchbeutelei), woraus dann Bockbeutelei entstanden ist. (Vgl. Richey, 21; Hamburger Patriot, II, 247; Schütze, I, 126; Grimm, II, 206.)
*2 Einem den Bocksbeutel anhangen.
Ihn lächerlich machen, seine Albernheiten darstellen.
Bocksbeutelei.
* Es ist blosse Bocksbeutelei. – Wurzbach, II, 43; Eiselein, 88.
Steifes Anhangen an veralteten lächerlichen Gebräuchen, überlebten Einrichtungen, Gewohnheiten (Observanzen) u. s. w.
Bockshorn.
1 Wer sich in ein Bockshorn lässt treiben, den thut man hinein verleiben. – Lehmann, II, 877, 237.
Frz.: Il est aisé à s'intimider.
*2 Einen ins Bockshorn jagen. – Kirchhofer, 271; Eiselein, 88; Körte, 668.
Ihn zaghaft machen, in die Enge treiben: weil der Bock mit den Hörnern schreckt. Da ein Bockshorn eine nur unbedeutende Oeffnung hat, so muss jemand von Angst, Furcht, Schreck u. s. w. sehr zusammengepresst sein, wenn er hinein soll. Andere wollen das Sprichwort von dem Gelehrten Markus Zubrius Boxhorn herleiten, welcher anmassende, sehr gelehrt sein wollende Burschen oft gehörig in die Enge getrieben haben soll, sodass man sie wol fragte, ob sie ins Boxhorn gejagt worden wären. Noch auf andere, aber kaum überzeugendere Weise sucht Wurzbach (II, 45) die Redensart zu erklären, indem er annimmt, dass die Zusammensetzung der schwäbischen Mundart angehöre, in welcher Bock einen Fehler und Horn soviel als Winkel bedeute, wonach ins Bockhorn jagen soviel heissen würde, als in den Fehlerwinkel treiben. (Vgl. auch Grimm, II, 207.)
*3 Fur (wegen) oich krich ich in kee Buxhurn. – Robinson, 899.
*4 In das Bockshorn blasen.
Lärm blasen.
*5 Ins Bockshorn kriechen.
Zaghaft, furchtsam sein. (Vgl. Grimm.)
*6 Lass dich nicht ins Bockshorn jagen.
Einschüchtern, in die Enge treiben.
Lat.: Ne quid moveare verborum strepitu. (Seybold, 344; Binder I, 1105.)
Bocksnase.
* Einem eine Bocksnase drehen. – Grimm, II, 208.
„Ich will ihr ein Bocksnasen drehen, sie soll nicht wissen wie ihr geschehen.“
Bockssprünge.
* Er macht Bockssprünge. – Kirchhofer, 272.
Komische Streiche, lebt unregelmässig.
Holl.: Hij maakt bokkensprongen. (Harrebomée, I, 74.)
Bockstod.
* Durch Bockstod trink!
D. i. des Teufels Tod.
Boden.
1 Der Boden ist nass, eh' der Blinde verstopft das Fass.
2 Der Boden trägt gut, wenn der Herr selber das Beste thut.
Dän.: Den jord bliver frugtbar hvor huusbonden selv viiser hvad der skal giøres. (Prov. dan., 327.)
3 Die auf einem Boden in der See sind, die sind gleich, reich. – Pistor., IV, 1; Eisenhart, IV, 45.
Auf dem Meere ist kein Eigenthum. Den Bettler und den Millionär kann Eine Welle verschlingen.
4 Ein Boden bringt nicht immer gutes Korn.
5 Ein Boden, der nicht bebaut wird, bringt keine gute Frucht.
Dän.: Udyrket jord bærer torn og tidsel. (Prov. dan., 327.)
6 Fetter Boden treibt ins Laub.
Ein fetter Grund und Boden bringt nicht allemal die schönsten Früchte. Die Aloë gedeiht in einem heissen und dürren Erdreich; von so mancher Tugend gilt dasselbe.
7 Fremder Boden macht alten Lein jung.
Auch der Mensch lebt zuweilen wieder auf, wenn er aus dem tödtenden Einerlei alter Verhältnisse herausgerissen und in eine neue Lebenslage gebracht wird. Aber nur in seltenen Fällen.
8 Guter Boden macht den Bauer reich, aber nicht sogleich.
Frz.: Noir terrien porte gain et bien, et le blanc ne porte rien. (Leroux, I, 59.)
9 Je besser der Boden, je schlechter der Weg.
Dän.: Jo bedre jord, jo slemmere vei; jo bedre land, jo værre folk. (Prov. dan., 327.) – Ond jord, god vei; god jord, ond vei. (Prov. dan., 327.)
10 Je fetter der Boden, desto mehr Unkraut. – Sprichwörtergarten, 387.
Dän.: Je bedre jord, jo meere ukrud. (Prov. dan., 327.)
11 Je mehr man den Boden pflügt, desto furchtbarer wird er. – Scheidemünze, II, 171.
12 Je schlechter der Boden, desto besser muss man ihn pflügen. – Scheidemünze, II, 173.
Denn im wüsten Boden schlägt nur Unkraut Wurzel.
13 Nicht jeder Boden kann jedes tragen.
14 Sein Boden und sein Keller haben nicht für einen Heller.
Frz.: Ni grain au granier, ni vin au cellier. (Leroux, I, 50.)
15 Vom eigenen Boden kommt das Beste. – Eiselein, 85.
16 Wenn der Boden für Menschen zu glatt ist, so ist er noch nicht zu glatt für den Frosch. (Surinam.)
Was für den einen nicht passt, passt für den andern.
17 Wenn der Boden heiss ist, bleibt der Wurm in der Erde. (Surinam.)
Im Unglück halten sich die Freunde fern.
18 Wenn der Boden ruht, gedeiht das Unkraut gut.
Dän.: Den jord der ligger meest i hvile, den bærer meest ukrud. (Prov. dan., 327.)
19 Wenn der Boden zu fett ist, so erstickt die Frucht. – Simrock, 1188.
20 Wenn man auf dem Boden ist, dann ist das Sparen zu spät.
21 Wenn man zu Boden gehen soll, so muss es sich danach schicken. – Henisch, 445; Grimm, II, 212, 5.
22 Wenn's auf dem trockenen Boden donnert, dann blüht eine Hitz, und wenn's auf dem nassen Boden donnert, so blüht ein Regen. – Kirchhofer, 320.
23 Wer am Boden liegt, auf dem tritt jeder herum.
Wer heruntergekommen oder ins Unglück gerathen ist, wird noch obendrein getadelt und mit Vorwürfen überschüttet.
24 Wer auf heiligen Boden treten will, muss die Weltschuhe ausziehen.
Geschichte Moses'.
25 Wer auffem boden bleibt, der darf sich keines fals besorgen. – Lehmann, 118, 6.
Dän.: Flye ei for høgt. – Følg jorden efter, hun er gammel. – Hvo som bliver ved jorden falder ei dybt. (Prov. dan., 327.)
26 Wer auffem boden bleibt, der feld nicht hoch. – Lehmann, 118, 6.
27 Wer den Boden im Wasser nit sieht, der lasse den Fuss heraus. – Simrock, 1187; Eiselein, 85.
28 Wer den Boden mit eigenem Schweiss düngt, dem wächst Gottes Segen darauf. – Scheidemünze, II, 171.
Wer auf und von der Welt lebt, muss auch für die Welt wirken. „Säulenheilige stehen wie Oelgötzen im Wege, Klöster beten für den Himmel und wirken für die Hölle, Domherren und Stiftsleute tragen zum Schmuck das Kreuz, dafür wird es dem Verdienst sauer.“ (L. Jahn.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |