Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch] *59 Das macht böses Blut.

Holl.: Het zet kwaad bloed. (Harrebomee, I, 63.)

*60 Der kann einem Blut (Aam Dam) reden. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 279.

Einen durch Reden bis aufs Blut verwunden.

*61 Ein junges Blut.

Ueber armes, frommes, gutes, redliches, unschuldiges u. s. w. Blut vgl. Grimm, II, 171 fg.

*62 Einem das Blut unter den Nägeln aussaugen.

Ganz, bis aufs Aeusserste. Von äusserster Erpressung.

*63 Einen bis aufs Blut ärgern. - Sandvoss, 137.

*64 Er hat in Blut und Leben nichts.

Lat.: Ne in pelle quidem. (Suidas.) (Philippi, I, 14.)

*65 Er redet einem unreines Blut und Brot (Aam Dam Lechem Megorel). (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 380.

Er spricht eine schwere Beschuldigung aus, wie die, unreines Blut u. s. w. auf den Altar gebracht zu haben.

*66 Er ward wie ein blut unter äugen. - Agricola, 615; Campen, 74; Latendorf, 105.

*67 Es regnet blut. - Agricola, 740; Henisch, 432.

Wenn jemand übertreibt, in Hyperbeln redet.

*68 Immer kalt Blut, Kusau! (Ostpreuss.)

*69 Kalt Blut und warm angezogen. (Königsberg.)

D. h. nicht so hitzig, sondern ruhig, sachte, besonnen!

*70 So lange das Blut in meinen Adern rinnt -

werd' ich der eingegangenen Verpflichtung treu bleiben, die Gesinnungen der Liebe und Freundschaft bewahren u. s. w.


Blutarm.

Er ist blutarm.

Lat.: Omnia praeter animam debet. (Erasm., 719; Philippi, I, 70; Seybold, 410.)


Blüte.

1 An der Blüte erkennt man die Frucht.

2 Auf gute Blüte folgt gute Frucht. - Winckler, X, 88.

Frz.: Le fruict ensuit la belle fleur et la bonne vie grand honneur. (Leroux, I, 49.)

It.: Il frutto siegue il fiore, e buona vita honore. (Pazzaglia, 382.)

3 Blüten sind noch keine Früchte.

Holl.: Bloemen zijn geene vruchten. (Harrebomee, I, 63.)

4 Ist die Blüte abgefallen, so haut man doch den Baum nit um. - Simrock, 1165; Eiselein, 85.

5 Viel Blüten, wenig Früchte.

Wir machen sehr häufig die Erfahrung, dass ein über und über blühender Baum sehr wenig Früchte bringt. So gehen die Erwartungen, welche hoffnungsvolle Kinder erregen, nicht selten schlecht in Erfüllung.

6 Wie die Blüte, so die Frucht.

Wie Leben, Charakter, Handlungen, Wirksamkeit, so Nachruhm.

*7 Die Blüte vom Kürbis oder den Kürbis selbst. (Altgr.)

Entweder Tod oder Leben, Nutzen oder Schaden, da es ungewiss ist, ob die Blüte abfallen oder einen Kürbis hervorbringen werde.

*8 Es wird ihm in die Blüten regnen. - Eiselein, 85; Simrock, 1166; Körte, 660.

Wider thörichte Hoffnungen.


Blutegel.

1 Blutegel lieben den Schwamm.

2 Der Blutegel will nicht anbeissen, sagte Doctor Schluckmeier, als er ihn an die Lederhosen gesetzt hatte.

3 Ein Blutegel lässt nicht nach, bis er voll ist.

Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo. (Horaz.) (Seybold, 374; Faselius, 172; Binder II, 2193; Philippi, II, 39; Wiegand, 1065.)


Bluten.

1 Er blutet wie ein Schwein. (Meiningen.)

2 Er soll dem Bluten nicht entrinnen. - Henisch, 430.

3 Jemes bluen loten. (Meurs.) - Firmenich, I, 401, 59.


Blütenknospen.

Es sind nicht alles Blütenknospen, es muss auch Blattknospen geben. - Altmann V.


Blütentage.

Der Blütentage sind nicht viel. (Schles.)


Blutgeld.

Das ist Blutgeld.

Holl.: Het is bloedgeld eischen. (Harrebomee, I, 63.)


Bluthund.

Er ist ein Bluthund.

Holl.: Het zijn regte bloedhonden. (Harrebomee, I, 63.)


[Spaltenumbruch]
Blutig.

1 Es geht so blutig her wie im Fladenkriege. - Wurzbach II, 109.

Zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz war wegen des Stifts Wurzen bei Leipzig ein Krieg ausgebrochen. Der erstere eröffnete die Feindseligkeiten damit, dass er am Palmsonntage 1542 die Stadt Wurzen besetzte. Durch Luther's und des Landgrafen Philipp von Hessen Vermittelung ward der Streit noch am Ostersonnabend beigelegt. Die Truppen hatten nichts zu thun, als Osterfladen zu vernichten. Nach andern fanden sie beim Nachhausekommen die Hausfrauen mit dem Backen von Fladen beschäftigt. Daher der Name Fladenkrieg.


Blutiger.

Den Blutigen scheut, den Milchigen beleckt jeder. (Lit.)


Blutsfreund.

1 Blutsfreunde sind oft die ärgsten Herzeleider. - Henisch, 434.

2 Der Blutsfreund macht oft das meiste Herzeleid.


Blutsfreundschaft.

Je näher Blutsfreundschaft, je bitterer Feindschaft. - Sailer, 261.

Frz.: Plus etroite est la parente, plus amere est l'inimitie. (Cahier, 3965.)


Blutstropfen.

*1 Es fällt ihm ein Blutstropfen vom Herzen, so oft er einen Heller ausgibt (oder: so oft man zum Munde fährt, so oft er etwas gibt). - Sailer, 296.

Von sehr Genauen, Geizigen.

*2 Es is kä Blutstroppen su gering, har quillt. (Oberharz.) - Lohrengel, I, 257.


Blutwurst.

* Sie bilden zusammen eine Blutwurst. - Eiselein, 85.


Blutzger.

1 Es ist besser ein guter Blutzger1 als ein falscher Thaler. - Kirchhofer, 246.

1) Eine kleine bündtnerische Scheidemünze. (Stalder, I, 195.)

*2 Den Blutzger zählen und den Batzen verwerfen. - Kirchhofer, 246.

*3 Er ist keinen Blutzger werth. - Stalder, I, 195.

Von einem Taugenichts.


Blutzgerspalter.

Er ist ein Blutzgerspalter. - Stalder, I, 195.

Soviel wie Pfennig- und Kümmelspalter, Erbsenzähler, d. h. ein Knicker, karg bis auf die unbeträchtlichste Unterabtheilung einer Sache, die kaum noch einen Werth besitzt.


B-moll.

* B-moll singen. (Ostpreuss.)

Soviel als klein beigeben oder Abbitte thun. Der thorner Rath entschied im Jahre 1605 in Injuriensachen zwischen dem Schulcollegen Andres und dem Cantor: Der Magister solle sein Maul eine andere Zeit besser in Acht nehmen und der Cantor künftig auch B-moll singen, sonst würde ein etc. Rath das Finale halten. (Vgl. Neue preuss. Provinzialblätter, 1853, III, 270.)


Boasie.

Du bist die Boasie, du liebst mich, schneidst mir aber die Finger ab. (Surinam.)

Die Boasie ist eine Krankheit, bei welcher der Kranke, wenn sie fortschreitet, die Finger verliert. Von Freundschaften und Verbindungen, die ins Unglück bringen.


Boasiekranke.

1 Boasiekranke erkennt man an ihren Fusstapfen.

Weil die Krankheit, wie die Finger, so wahrscheinlich auch die Zehen raubt. Die Neger in Surinam wollen damit sagen: Wir brauchen uns voreinander nicht zu verstellen, wir kennen uns.

2 Der Boasiekranke schmückt sich in dunkler Nacht. (Surinam.) - Wullschlägel.

Um zu sagen: Nur bei Einfältigen giltst du für einen klugen Mann.


Bock.

1 Alte Böcke haben harte (steife) Hörner. - Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206.

Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn gestärkt.

Holl.: Oude bokken hebben harde horens. (Harrebomee, I, 74.)

2 Alte böcke lecken auch gern saltz. - Henisch, 441.

3 Barbati praecedant, sagte Magister Fuchs, da stiess er den Bock die Treppe hinunter.

[Spaltenumbruch] *59 Das macht böses Blut.

Holl.: Het zet kwaad bloed. (Harrebomée, I, 63.)

*60 Der kann einem Blut (Aam Dam) reden. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 279.

Einen durch Reden bis aufs Blut verwunden.

*61 Ein junges Blut.

Ueber armes, frommes, gutes, redliches, unschuldiges u. s. w. Blut vgl. Grimm, II, 171 fg.

*62 Einem das Blut unter den Nägeln aussaugen.

Ganz, bis aufs Aeusserste. Von äusserster Erpressung.

*63 Einen bis aufs Blut ärgern.Sandvoss, 137.

*64 Er hat in Blut und Leben nichts.

Lat.: Ne in pelle quidem. (Suidas.) (Philippi, I, 14.)

*65 Er redet einem unreines Blut und Brot (Aam Dam Lechem Megorel). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 380.

Er spricht eine schwere Beschuldigung aus, wie die, unreines Blut u. s. w. auf den Altar gebracht zu haben.

*66 Er ward wie ein blut unter äugen.Agricola, 615; Campen, 74; Latendorf, 105.

*67 Es regnet blut.Agricola, 740; Henisch, 432.

Wenn jemand übertreibt, in Hyperbeln redet.

*68 Immer kalt Blut, Kusau! (Ostpreuss.)

*69 Kalt Blut und warm angezogen. (Königsberg.)

D. h. nicht so hitzig, sondern ruhig, sachte, besonnen!

*70 So lange das Blut in meinen Adern rinnt –

werd' ich der eingegangenen Verpflichtung treu bleiben, die Gesinnungen der Liebe und Freundschaft bewahren u. s. w.


Blutarm.

Er ist blutarm.

Lat.: Omnia praeter animam debet. (Erasm., 719; Philippi, I, 70; Seybold, 410.)


Blüte.

1 An der Blüte erkennt man die Frucht.

2 Auf gute Blüte folgt gute Frucht.Winckler, X, 88.

Frz.: Le fruict ensuit la belle fleur et la bonne vie grand honneur. (Leroux, I, 49.)

It.: Il frutto siegue il fiore, e buona vita honore. (Pazzaglia, 382.)

3 Blüten sind noch keine Früchte.

Holl.: Bloemen zijn geene vruchten. (Harrebomée, I, 63.)

4 Ist die Blüte abgefallen, so haut man doch den Baum nit um.Simrock, 1165; Eiselein, 85.

5 Viel Blüten, wenig Früchte.

Wir machen sehr häufig die Erfahrung, dass ein über und über blühender Baum sehr wenig Früchte bringt. So gehen die Erwartungen, welche hoffnungsvolle Kinder erregen, nicht selten schlecht in Erfüllung.

6 Wie die Blüte, so die Frucht.

Wie Leben, Charakter, Handlungen, Wirksamkeit, so Nachruhm.

*7 Die Blüte vom Kürbis oder den Kürbis selbst. (Altgr.)

Entweder Tod oder Leben, Nutzen oder Schaden, da es ungewiss ist, ob die Blüte abfallen oder einen Kürbis hervorbringen werde.

*8 Es wird ihm in die Blüten regnen.Eiselein, 85; Simrock, 1166; Körte, 660.

Wider thörichte Hoffnungen.


Blutegel.

1 Blutegel lieben den Schwamm.

2 Der Blutegel will nicht anbeissen, sagte Doctor Schluckmeier, als er ihn an die Lederhosen gesetzt hatte.

3 Ein Blutegel lässt nicht nach, bis er voll ist.

Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo. (Horaz.) (Seybold, 374; Faselius, 172; Binder II, 2193; Philippi, II, 39; Wiegand, 1065.)


Bluten.

1 Er blutet wie ein Schwein. (Meiningen.)

2 Er soll dem Bluten nicht entrinnen.Henisch, 430.

3 Jemes bluen loten. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 59.


Blütenknospen.

Es sind nicht alles Blütenknospen, es muss auch Blattknospen geben.Altmann V.


Blütentage.

Der Blütentage sind nicht viel. (Schles.)


Blutgeld.

Das ist Blutgeld.

Holl.: Het is bloedgeld eischen. (Harrebomée, I, 63.)


Bluthund.

Er ist ein Bluthund.

Holl.: Het zijn regte bloedhonden. (Harrebomée, I, 63.)


[Spaltenumbruch]
Blutig.

1 Es geht so blutig her wie im Fladenkriege.Wurzbach II, 109.

Zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz war wegen des Stifts Wurzen bei Leipzig ein Krieg ausgebrochen. Der erstere eröffnete die Feindseligkeiten damit, dass er am Palmsonntage 1542 die Stadt Wurzen besetzte. Durch Luther's und des Landgrafen Philipp von Hessen Vermittelung ward der Streit noch am Ostersonnabend beigelegt. Die Truppen hatten nichts zu thun, als Osterfladen zu vernichten. Nach andern fanden sie beim Nachhausekommen die Hausfrauen mit dem Backen von Fladen beschäftigt. Daher der Name Fladenkrieg.


Blutiger.

Den Blutigen scheut, den Milchigen beleckt jeder. (Lit.)


Blutsfreund.

1 Blutsfreunde sind oft die ärgsten Herzeleider.Henisch, 434.

2 Der Blutsfreund macht oft das meiste Herzeleid.


Blutsfreundschaft.

Je näher Blutsfreundschaft, je bitterer Feindschaft.Sailer, 261.

Frz.: Plus étroite est la parenté, plus amère est l'inimitié. (Cahier, 3965.)


Blutstropfen.

*1 Es fällt ihm ein Blutstropfen vom Herzen, so oft er einen Heller ausgibt (oder: so oft man zum Munde fährt, so oft er etwas gibt).Sailer, 296.

Von sehr Genauen, Geizigen.

*2 Es is kä Blutstroppen su gering, har quillt. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 257.


Blutwurst.

* Sie bilden zusammen eine Blutwurst.Eiselein, 85.


Blutzger.

1 Es ist besser ein guter Blutzger1 als ein falscher Thaler.Kirchhofer, 246.

1) Eine kleine bündtnerische Scheidemünze. (Stalder, I, 195.)

*2 Den Blutzger zählen und den Batzen verwerfen.Kirchhofer, 246.

*3 Er ist keinen Blutzger werth.Stalder, I, 195.

Von einem Taugenichts.


Blutzgerspalter.

Er ist ein Blutzgerspalter.Stalder, I, 195.

Soviel wie Pfennig- und Kümmelspalter, Erbsenzähler, d. h. ein Knicker, karg bis auf die unbeträchtlichste Unterabtheilung einer Sache, die kaum noch einen Werth besitzt.


B-moll.

* B-moll singen. (Ostpreuss.)

Soviel als klein beigeben oder Abbitte thun. Der thorner Rath entschied im Jahre 1605 in Injuriensachen zwischen dem Schulcollegen Andres und dem Cantor: Der Magister solle sein Maul eine andere Zeit besser in Acht nehmen und der Cantor künftig auch B-moll singen, sonst würde ein etc. Rath das Finale halten. (Vgl. Neue preuss. Provinzialblätter, 1853, III, 270.)


Boasie.

Du bist die Boasie, du liebst mich, schneidst mir aber die Finger ab. (Surinam.)

Die Boasie ist eine Krankheit, bei welcher der Kranke, wenn sie fortschreitet, die Finger verliert. Von Freundschaften und Verbindungen, die ins Unglück bringen.


Boasiekranke.

1 Boasiekranke erkennt man an ihren Fusstapfen.

Weil die Krankheit, wie die Finger, so wahrscheinlich auch die Zehen raubt. Die Neger in Surinam wollen damit sagen: Wir brauchen uns voreinander nicht zu verstellen, wir kennen uns.

2 Der Boasiekranke schmückt sich in dunkler Nacht. (Surinam.) – Wullschlägel.

Um zu sagen: Nur bei Einfältigen giltst du für einen klugen Mann.


Bock.

1 Alte Böcke haben harte (steife) Hörner.Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206.

Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn gestärkt.

Holl.: Oude bokken hebben harde horens. (Harrebomée, I, 74.)

2 Alte böcke lecken auch gern saltz.Henisch, 441.

3 Barbati praecedant, sagte Magister Fuchs, da stiess er den Bock die Treppe hinunter.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"><pb facs="#f0235" n="[207]"/><cb n="413"/>
*59 Das macht böses Blut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het zet kwaad bloed. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 63.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*60 Der kann einem Blut (Aam Dam) reden.</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 279.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Einen durch Reden bis aufs Blut verwunden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*61 Ein junges Blut.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ueber armes, frommes, gutes, redliches, unschuldiges u. s. w. Blut vgl. <hi rendition="#i">Grimm, II, 171 fg.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*62 Einem das Blut unter den Nägeln aussaugen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ganz, bis aufs Aeusserste. Von äusserster Erpressung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*63 Einen bis aufs Blut ärgern.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sandvoss, 137.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*64 Er hat in Blut und Leben nichts.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Ne in pelle quidem. (<hi rendition="#i">Suidas.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 14.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*65 Er redet einem unreines Blut und Brot (Aam Dam Lechem Megorel).</hi> (<hi rendition="#i">Jüd.-deutsch.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 380.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Er spricht eine schwere Beschuldigung aus, wie die, unreines Blut u. s. w. auf den Altar gebracht zu haben.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*66 Er ward wie ein blut unter äugen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 615; Campen, 74; Latendorf, 105.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*67 Es regnet blut.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Agricola, 740; Henisch, 432.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand übertreibt, in Hyperbeln redet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*68 Immer kalt Blut, Kusau!</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*69 Kalt Blut und warm angezogen.</hi> (<hi rendition="#i">Königsberg.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">D. h. nicht so hitzig, sondern ruhig, sachte, besonnen!</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*70 So lange das Blut in meinen Adern rinnt &#x2013;</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">werd' ich der eingegangenen Verpflichtung treu bleiben, die Gesinnungen der Liebe und Freundschaft bewahren u. s. w.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutarm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er ist blutarm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Omnia praeter animam debet. (<hi rendition="#i">Erasm., 719; Philippi, I, 70; Seybold, 410.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blüte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 An der Blüte erkennt man die Frucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Auf gute Blüte folgt gute Frucht.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Winckler, X, 88.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Le fruict ensuit la belle fleur et la bonne vie grand honneur. (<hi rendition="#i">Leroux, I, 49.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Il frutto siegue il fiore, e buona vita honore. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 382.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Blüten sind noch keine Früchte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Bloemen zijn geene vruchten. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 63.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Ist die Blüte abgefallen, so haut man doch den Baum nit um.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 1165; Eiselein, 85.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Viel Blüten, wenig Früchte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wir machen sehr häufig die Erfahrung, dass ein über und über blühender Baum sehr wenig Früchte bringt. So gehen die Erwartungen, welche hoffnungsvolle Kinder erregen, nicht selten schlecht in Erfüllung.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">6 Wie die Blüte, so die Frucht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Wie Leben, Charakter, Handlungen, Wirksamkeit, so Nachruhm.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Die Blüte vom Kürbis oder den Kürbis selbst.</hi> (<hi rendition="#i">Altgr.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Entweder Tod oder Leben, Nutzen oder Schaden, da es ungewiss ist, ob die Blüte abfallen oder einen Kürbis hervorbringen werde.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Es wird ihm in die Blüten regnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 85; Simrock, 1166; Körte, 660.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wider thörichte Hoffnungen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutegel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Blutegel lieben den Schwamm.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Blutegel will nicht anbeissen, sagte Doctor Schluckmeier, als er ihn an die Lederhosen gesetzt hatte.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Ein Blutegel lässt nicht nach, bis er voll ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo. (<hi rendition="#i">Horaz.</hi>) (<hi rendition="#i">Seybold, 374; Faselius, 172; Binder II, 2193; Philippi, II, 39; Wiegand, 1065.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bluten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Er blutet wie ein Schwein.</hi> (<hi rendition="#i">Meiningen.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Er soll dem Bluten nicht entrinnen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 430.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Jemes bluen loten.</hi> (<hi rendition="#i">Meurs.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Firmenich, I, 401, 59.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blütenknospen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Es sind nicht alles Blütenknospen, es muss auch Blattknospen geben.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Altmann V.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blütentage.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Der Blütentage sind nicht viel.</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutgeld.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Das ist Blutgeld.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het is bloedgeld eischen. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 63.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bluthund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Er ist ein Bluthund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Het zijn regte bloedhonden. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 63.</hi>)</p><lb/>
          <cb n="414"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutig.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es geht so blutig her wie im Fladenkriege.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Wurzbach II, 109.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz war wegen des Stifts Wurzen bei Leipzig ein Krieg ausgebrochen. Der erstere eröffnete die Feindseligkeiten damit, dass er am Palmsonntage 1542 die Stadt Wurzen besetzte. Durch Luther's und des Landgrafen Philipp von Hessen Vermittelung ward der Streit noch am Ostersonnabend beigelegt. Die Truppen hatten nichts zu thun, als Osterfladen zu vernichten. Nach andern fanden sie beim Nachhausekommen die Hausfrauen mit dem Backen von Fladen beschäftigt. Daher der Name Fladenkrieg.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutiger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Den Blutigen scheut, den Milchigen beleckt jeder.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutsfreund.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Blutsfreunde sind oft die ärgsten Herzeleider.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 434.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Der Blutsfreund macht oft das meiste Herzeleid.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutsfreundschaft.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Je näher Blutsfreundschaft, je bitterer Feindschaft.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 261.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Plus étroite est la parenté, plus amère est l'inimitié. (<hi rendition="#i">Cahier, 3965.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutstropfen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Es fällt ihm ein Blutstropfen vom Herzen, so oft er einen Heller ausgibt (oder: so oft man zum Munde fährt, so oft er etwas gibt).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Sailer, 296.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von sehr Genauen, Geizigen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Es is kä Blutstroppen su gering, har quillt.</hi> (<hi rendition="#i">Oberharz.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Lohrengel, I, 257.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutwurst.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Sie bilden zusammen eine Blutwurst.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 85.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutzger.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Es ist besser ein guter Blutzger<hi rendition="#sup">1</hi> als ein falscher Thaler.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 246.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Eine kleine bündtnerische Scheidemünze. (<hi rendition="#i">Stalder, I, 195.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Den Blutzger zählen und den Batzen verwerfen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Kirchhofer, 246.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*3 Er ist keinen Blutzger werth.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stalder, I, 195.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von einem Taugenichts.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Blutzgerspalter.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Er ist ein Blutzgerspalter.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Stalder, I, 195.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Soviel wie Pfennig- und Kümmelspalter, Erbsenzähler, d. h. ein Knicker, karg bis auf die unbeträchtlichste Unterabtheilung einer Sache, die kaum noch einen Werth besitzt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">B-moll.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* B-moll singen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Soviel als klein beigeben oder Abbitte thun. Der thorner Rath entschied im Jahre 1605 in Injuriensachen zwischen dem Schulcollegen Andres und dem Cantor: Der Magister solle sein Maul eine andere Zeit besser in Acht nehmen und der Cantor künftig auch B-moll singen, sonst würde ein etc. Rath das Finale halten. (Vgl. <hi rendition="#i">Neue preuss. Provinzialblätter, 1853, III, 270.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Boasie.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Du bist die Boasie, du liebst mich, schneidst mir aber die Finger ab.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Boasie ist eine Krankheit, bei welcher der Kranke, wenn sie fortschreitet, die Finger verliert. Von Freundschaften und Verbindungen, die ins Unglück bringen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Boasiekranke.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Boasiekranke erkennt man an ihren Fusstapfen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Weil die Krankheit, wie die Finger, so wahrscheinlich auch die Zehen raubt. Die Neger in Surinam wollen damit sagen: Wir brauchen uns voreinander nicht zu verstellen, wir kennen uns.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Der Boasiekranke schmückt sich in dunkler Nacht.</hi> (<hi rendition="#i">Surinam.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Wullschlägel.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Um zu sagen: Nur bei Einfältigen giltst du für einen klugen Mann.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bock.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Alte Böcke haben harte (steife) Hörner.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn gestärkt.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Oude bokken hebben harde horens. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 74.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Alte böcke lecken auch gern saltz.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 441.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Barbati praecedant, sagte Magister Fuchs, da stiess er den Bock die Treppe hinunter.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">
</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[207]/0235] *59 Das macht böses Blut. Holl.: Het zet kwaad bloed. (Harrebomée, I, 63.) *60 Der kann einem Blut (Aam Dam) reden. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 279. Einen durch Reden bis aufs Blut verwunden. *61 Ein junges Blut. Ueber armes, frommes, gutes, redliches, unschuldiges u. s. w. Blut vgl. Grimm, II, 171 fg. *62 Einem das Blut unter den Nägeln aussaugen. Ganz, bis aufs Aeusserste. Von äusserster Erpressung. *63 Einen bis aufs Blut ärgern. – Sandvoss, 137. *64 Er hat in Blut und Leben nichts. Lat.: Ne in pelle quidem. (Suidas.) (Philippi, I, 14.) *65 Er redet einem unreines Blut und Brot (Aam Dam Lechem Megorel). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 380. Er spricht eine schwere Beschuldigung aus, wie die, unreines Blut u. s. w. auf den Altar gebracht zu haben. *66 Er ward wie ein blut unter äugen. – Agricola, 615; Campen, 74; Latendorf, 105. *67 Es regnet blut. – Agricola, 740; Henisch, 432. Wenn jemand übertreibt, in Hyperbeln redet. *68 Immer kalt Blut, Kusau! (Ostpreuss.) *69 Kalt Blut und warm angezogen. (Königsberg.) D. h. nicht so hitzig, sondern ruhig, sachte, besonnen! *70 So lange das Blut in meinen Adern rinnt – werd' ich der eingegangenen Verpflichtung treu bleiben, die Gesinnungen der Liebe und Freundschaft bewahren u. s. w. Blutarm. Er ist blutarm. Lat.: Omnia praeter animam debet. (Erasm., 719; Philippi, I, 70; Seybold, 410.) Blüte. 1 An der Blüte erkennt man die Frucht. 2 Auf gute Blüte folgt gute Frucht. – Winckler, X, 88. Frz.: Le fruict ensuit la belle fleur et la bonne vie grand honneur. (Leroux, I, 49.) It.: Il frutto siegue il fiore, e buona vita honore. (Pazzaglia, 382.) 3 Blüten sind noch keine Früchte. Holl.: Bloemen zijn geene vruchten. (Harrebomée, I, 63.) 4 Ist die Blüte abgefallen, so haut man doch den Baum nit um. – Simrock, 1165; Eiselein, 85. 5 Viel Blüten, wenig Früchte. Wir machen sehr häufig die Erfahrung, dass ein über und über blühender Baum sehr wenig Früchte bringt. So gehen die Erwartungen, welche hoffnungsvolle Kinder erregen, nicht selten schlecht in Erfüllung. 6 Wie die Blüte, so die Frucht. Wie Leben, Charakter, Handlungen, Wirksamkeit, so Nachruhm. *7 Die Blüte vom Kürbis oder den Kürbis selbst. (Altgr.) Entweder Tod oder Leben, Nutzen oder Schaden, da es ungewiss ist, ob die Blüte abfallen oder einen Kürbis hervorbringen werde. *8 Es wird ihm in die Blüten regnen. – Eiselein, 85; Simrock, 1166; Körte, 660. Wider thörichte Hoffnungen. Blutegel. 1 Blutegel lieben den Schwamm. 2 Der Blutegel will nicht anbeissen, sagte Doctor Schluckmeier, als er ihn an die Lederhosen gesetzt hatte. 3 Ein Blutegel lässt nicht nach, bis er voll ist. Lat.: Non missura cutem nisi plena cruoris hirudo. (Horaz.) (Seybold, 374; Faselius, 172; Binder II, 2193; Philippi, II, 39; Wiegand, 1065.) Bluten. 1 Er blutet wie ein Schwein. (Meiningen.) 2 Er soll dem Bluten nicht entrinnen. – Henisch, 430. 3 Jemes bluen loten. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 59. Blütenknospen. Es sind nicht alles Blütenknospen, es muss auch Blattknospen geben. – Altmann V. Blütentage. Der Blütentage sind nicht viel. (Schles.) Blutgeld. Das ist Blutgeld. Holl.: Het is bloedgeld eischen. (Harrebomée, I, 63.) Bluthund. Er ist ein Bluthund. Holl.: Het zijn regte bloedhonden. (Harrebomée, I, 63.) Blutig. 1 Es geht so blutig her wie im Fladenkriege. – Wurzbach II, 109. Zwischen dem Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und Herzog Moritz war wegen des Stifts Wurzen bei Leipzig ein Krieg ausgebrochen. Der erstere eröffnete die Feindseligkeiten damit, dass er am Palmsonntage 1542 die Stadt Wurzen besetzte. Durch Luther's und des Landgrafen Philipp von Hessen Vermittelung ward der Streit noch am Ostersonnabend beigelegt. Die Truppen hatten nichts zu thun, als Osterfladen zu vernichten. Nach andern fanden sie beim Nachhausekommen die Hausfrauen mit dem Backen von Fladen beschäftigt. Daher der Name Fladenkrieg. Blutiger. Den Blutigen scheut, den Milchigen beleckt jeder. (Lit.) Blutsfreund. 1 Blutsfreunde sind oft die ärgsten Herzeleider. – Henisch, 434. 2 Der Blutsfreund macht oft das meiste Herzeleid. Blutsfreundschaft. Je näher Blutsfreundschaft, je bitterer Feindschaft. – Sailer, 261. Frz.: Plus étroite est la parenté, plus amère est l'inimitié. (Cahier, 3965.) Blutstropfen. *1 Es fällt ihm ein Blutstropfen vom Herzen, so oft er einen Heller ausgibt (oder: so oft man zum Munde fährt, so oft er etwas gibt). – Sailer, 296. Von sehr Genauen, Geizigen. *2 Es is kä Blutstroppen su gering, har quillt. (Oberharz.) – Lohrengel, I, 257. Blutwurst. * Sie bilden zusammen eine Blutwurst. – Eiselein, 85. Blutzger. 1 Es ist besser ein guter Blutzger1 als ein falscher Thaler. – Kirchhofer, 246. 1) Eine kleine bündtnerische Scheidemünze. (Stalder, I, 195.) *2 Den Blutzger zählen und den Batzen verwerfen. – Kirchhofer, 246. *3 Er ist keinen Blutzger werth. – Stalder, I, 195. Von einem Taugenichts. Blutzgerspalter. Er ist ein Blutzgerspalter. – Stalder, I, 195. Soviel wie Pfennig- und Kümmelspalter, Erbsenzähler, d. h. ein Knicker, karg bis auf die unbeträchtlichste Unterabtheilung einer Sache, die kaum noch einen Werth besitzt. B-moll. * B-moll singen. (Ostpreuss.) Soviel als klein beigeben oder Abbitte thun. Der thorner Rath entschied im Jahre 1605 in Injuriensachen zwischen dem Schulcollegen Andres und dem Cantor: Der Magister solle sein Maul eine andere Zeit besser in Acht nehmen und der Cantor künftig auch B-moll singen, sonst würde ein etc. Rath das Finale halten. (Vgl. Neue preuss. Provinzialblätter, 1853, III, 270.) Boasie. Du bist die Boasie, du liebst mich, schneidst mir aber die Finger ab. (Surinam.) Die Boasie ist eine Krankheit, bei welcher der Kranke, wenn sie fortschreitet, die Finger verliert. Von Freundschaften und Verbindungen, die ins Unglück bringen. Boasiekranke. 1 Boasiekranke erkennt man an ihren Fusstapfen. Weil die Krankheit, wie die Finger, so wahrscheinlich auch die Zehen raubt. Die Neger in Surinam wollen damit sagen: Wir brauchen uns voreinander nicht zu verstellen, wir kennen uns. 2 Der Boasiekranke schmückt sich in dunkler Nacht. (Surinam.) – Wullschlägel. Um zu sagen: Nur bei Einfältigen giltst du für einen klugen Mann. Bock. 1 Alte Böcke haben harte (steife) Hörner. – Henisch, 441; Simrock, 1173; Grimm, II, 206. Von alten Liebhabern. Aber auch um zu warnen, ohne weiteres den alten Streiter zu verachten, blos weil er alt ist. Uebung hat ihn versucht, Gewohnheit ihn gestärkt. Holl.: Oude bokken hebben harde horens. (Harrebomée, I, 74.) 2 Alte böcke lecken auch gern saltz. – Henisch, 441. 3 Barbati praecedant, sagte Magister Fuchs, da stiess er den Bock die Treppe hinunter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/235
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [207]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/235>, abgerufen am 21.11.2024.