Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch] 5 Die von Bern leiden eher eine Schand' als einen Schaden. - Kirchhofer, 123; Eiselein, 67. Bernerstolz. * Es ist Bernerstolz. - Kirchhofer, 91. Bernstein. 1 Es ist nicht alles Bernstein, was vom Meere ausgeworfen wird. 2 Nicht aus jedem Bernstein wird eine Perle gedreht. (Esthland.) 3 Wer mit dem rothen Bernstein Wucher treibt, dem wird man den gelben nicht bezahlen können. (Russ.) Berserkerwuth. Mit Berserkerwuth kämpfen. - Wurzbach II, 19. Von einem Ingrimm, der den gewöhnlichen Zorn weit übertrifft. Nach der skandinavischen Sage war Arngrim ein Kriegsheld, der gegen die Sitte der Zeit ohne Panzer und Helm kämpfte und das fehlende Rüstzeug durch Wuth im Kampfe ersetzte. Saerk = Hemd, bar = ohne, also Bar- oder Berserker = ohne Hemd. Bersten. * Er ist geborsten wie eine alte Muskete. Er hat sich zu Tode gegessen. Bertha. *1 Als Bertha spann. - Kirchhofer, 63. (S. Zeit.) *2 Bertha mit dem Fusse (oder: mit der langen Nase). - Eiselein, 68; Wurzbach II, 27 u. 118. Beruf. Jeder soll seines Berufs warten. - Henisch, 296. Berufen. 1 Einer beruft des andern Namen. - Simrock, 7309. 2 Viele sind berufen, aber wenige auserwählt. - Matth. 20, 16; Schulze, 224; Zehner, 482; Henisch, 296; Eiselein, 69; Simrock, 926. Lat.: Electi pauci, multi sunt vero vocati. Berupfen. * Sie berupfen ihn wie einen Fink. Ziehen ihn aus, machen ihn arm, todt. Berühren. *1 Berühr' es nicht! *2 Er berürt weder himel noch erd. - Franck, I, 7a. "Wann einer vil sagt, das man nit weyss was er sagt, oder wohin er wil." Besalben. *1 Do könt ma sich besoalben. - Gomolcke, 1163; Robinson, 502. *2 Er hat sich besalbt. (Ostpreuss.) Unabsetzbare Waaren gekauft, sich übel verheirathet, angeführt. Bescha. Wann noch ein Beja1 wäre, würde des Getraids so viel seyn als Sand am Meer. Fortsetzung von Berckenmeyer's Curiösem Antiquarius, S. 290. 1) Die durch ihren Getreidereichthum ehemals berühmte Stadt Begia, Bayjah oder Bescha in dem nordafrikanischen Staate Tunis. Beschäftigt. 1 Beschäftigt wie die Sau am Sonntage. 2 Beschäftigt wie eine Maus in den Sechswochen. (Ostpreuss.) Beschäler. * Er suchte nach dem Beschäler und kaufte den Wallach. Beschauen. Was hilft das Beschauen! Bescheid. 1 Kein Bescheid ist auch Bescheid. 2 Vöerhear Bescheid giet1 hinneroa kein Kreit2. (Büren.) - Für Lippe: Curtze, 348, 422. 1) Gibt. 2) Zank, Streit; kreiten, kriten, kriyten = kreischen, schreien, auch zanken, streiten; hochdeutsch: kreischen, krähen, Krieg. 3 Vör Besched, darna is keen Verdret. - Eichwald, 124. 4 Vör Besched makt achter ken Kret. Vorher getroffene Abrede verhindert spätere Zwiste. 5 Vör Beschet is herna gen Kif. (Ostfries.) 6 Vorher Bescheid schützt vor (gibt hernach keinen) Streit. - Simrock, 11053. Wenn man vorher eine Sache, an der mehrere betheiligt sind, gründlich besprochen hat, so weicht man spätern Meinungsverschiedenheiten aus. 7 Wer ne sicher Bisched wet, schweigt tom besten still. (Rendsburg.) [Spaltenumbruch] 8 Wer seinen Bescheid hat, mag reiten, wenn er will. *9 De wet Besched vun en halv Brod, wenn dat heele1 up is. - Schütze. 1) Ganze. - Wenn jemand etwas Bekanntes zu ergründen vorgibt. Der Klügling. *10 Er weiss Bescheid, er hat manch Jahr bei der Lampe gearbeitet. Von einem, der Erfahrung und Kenntnisse von etwas hat. *11 Guten Bescheid wissen. - Henisch, 302. Bescheidenheit. 1 Beschaidenhait ist vertriben zu Hof. - Agricola, II, 75-77. 2 Bescheidenheit ein schönes (das schönste) Kleid. - Simrock, 936. Die wahre Kraft, der wahre Verstand und das wahre Talent sind immer bescheiden. It.: Chi non e discreto non merita rispetto. (Pazzaglia, 92.) 3 Bescheidenheit ist die Mutter der Tugend. It.: La discretezza e madre della virtu. - Norma del viver e la discretezza. (Pazzaglia, 92.) Lat.: Qui ipsus se contemnit, in eo est indoles industriae. (Plautus.) (Philippi, II, 133.) 4 Bescheidenheit ist eine Dattel, die an der Palme des Reichthums selten reif wird. (Aegypt.) 5 Bescheidenheit ohne Mass ist verkappter Stolz. 6 Bescheidenheit und Geduld behält in guter Sache allzeit den Platz. - Henisch, 302. 7 Die bescheidenheit hüpsch vnd fein ist aller anderer tugent schrein. - Henisch, 302. Bescheidenheitel. Bescheidenheitel kommt um den Geldbeutel. Will sagen: Nur nicht zu blöde und höflich! Bescheidentlich. Bescheidentlich, weidenlich. - Lehmann, II, 51, 40. Bescheissen. 1 A is beschissen wie a Ruthwasser(er). (Schles.) Die Vieh-, besonders Pferdehändler aus Rothwasser, Dorf zwischen Bunzlau und Görlitz, haben in Betreff des Verfahrens bei ihrem Geschäft keinen guten Ruf. In einem noch üblern Rufe stellt in England Yorkshire: Shake a bridle over a Yorkshire man's grave, and he will arise and steal a horse. (Bohn II, 225.) 2 A is beschissen wie der Toifel. - Robinson, 232. 3 Beschissen is besser als beseegt. (Hirschberg.) Es ist besser betrogen als beschimpft werden, oder als Schimpf verdienen. *4 Doas Ding wird beschissen roaskummen. - Gomolcke, 1161. *5 Er hat's beschissen und liegen lassen. (Lit.) Angefangen, verpfuscht und nicht beendet. *6 Er ist beschissen, als hätt' er über Nacht im Koth gelegen. *7 Iss a doch beschiessen wie der Toiffel. - Gomolcke, 654. *8 Piae fraudes, sauberes Bescheissen. - Fischart. *9 Wenn ar en nit b'scheiss'n kou', b'sächt ar en. (Franken.) - Frommann, VI, 329, 334 (durch Druckfehler steht 322). Beschenken. Beschenken macht Bedenken. Bescheren. 1 Beschert bleibt wol, man thu, was man will. - Henisch, 302. 2 Beschert Gott den Hasen, so beschert er auch den Wasen (Rasen). - Blum, 17; Sprichwörterschatz, 76. Segnet er die Aeltern mit Kindern, so reicht er auch, was zu ihrer Erhaltung nöthig ist; oder: Was er erschafft, das weiss er auch zu erhalten. 3 Beschert Gott Glück und Heil, so wird man frech und geil. 4 Beschert ist vnverwerth. - Henisch, 303; Sailer, 70; Lehmann, II, 51, 41; Eiselein, 69; Körte, 501. Lat.: Certum est et inevitabile fatum. (Manil.) (Philippi, I, 80.) 5 Dem ist (oft) nichts beschert, der allezeit begehrt. - Simrock, 932. Vom Zudringlichen und Habsüchtigen. 6 Es ist einem oft beschert, das andern nicht widerfehrt. - Henisch, 342. 7 Ich neme beschert fur bedacht. - Agricola, 10; Henisch, 304; Egenolff, 6a; Eiselein, 69; Körte, 502.
[Spaltenumbruch] 5 Die von Bern leiden eher eine Schand' als einen Schaden. – Kirchhofer, 123; Eiselein, 67. Bernerstolz. * Es ist Bernerstolz. – Kirchhofer, 91. Bernstein. 1 Es ist nicht alles Bernstein, was vom Meere ausgeworfen wird. 2 Nicht aus jedem Bernstein wird eine Perle gedreht. (Esthland.) 3 Wer mit dem rothen Bernstein Wucher treibt, dem wird man den gelben nicht bezahlen können. (Russ.) Berserkerwuth. Mit Berserkerwuth kämpfen. – Wurzbach II, 19. Von einem Ingrimm, der den gewöhnlichen Zorn weit übertrifft. Nach der skandinavischen Sage war Arngrim ein Kriegsheld, der gegen die Sitte der Zeit ohne Panzer und Helm kämpfte und das fehlende Rüstzeug durch Wuth im Kampfe ersetzte. Saerk = Hemd, bar = ohne, also Bar- oder Berserker = ohne Hemd. Bersten. * Er ist geborsten wie eine alte Muskete. Er hat sich zu Tode gegessen. Bertha. *1 Als Bertha spann. – Kirchhofer, 63. (S. Zeit.) *2 Bertha mit dem Fusse (oder: mit der langen Nase). – Eiselein, 68; Wurzbach II, 27 u. 118. Beruf. Jeder soll seines Berufs warten. – Henisch, 296. Berufen. 1 Einer beruft des andern Namen. – Simrock, 7309. 2 Viele sind berufen, aber wenige auserwählt. – Matth. 20, 16; Schulze, 224; Zehner, 482; Henisch, 296; Eiselein, 69; Simrock, 926. Lat.: Electi pauci, multi sunt vero vocati. Berupfen. * Sie berupfen ihn wie einen Fink. Ziehen ihn aus, machen ihn arm, todt. Berühren. *1 Berühr' es nicht! *2 Er berürt weder himel noch erd. – Franck, I, 7a. „Wann einer vil sagt, das man nit weyss was er sagt, oder wohin er wil.“ Besalben. *1 Do könt ma sich besoalben. – Gomolcke, 1163; Robinson, 502. *2 Er hat sich besalbt. (Ostpreuss.) Unabsetzbare Waaren gekauft, sich übel verheirathet, angeführt. Bescha. Wann noch ein Beja1 wäre, würde des Getraids so viel seyn als Sand am Meer. Fortsetzung von Berckenmeyer's Curiösem Antiquarius, S. 290. 1) Die durch ihren Getreidereichthum ehemals berühmte Stadt Begia, Bayjah oder Bescha in dem nordafrikanischen Staate Tunis. Beschäftigt. 1 Beschäftigt wie die Sau am Sonntage. 2 Beschäftigt wie eine Maus in den Sechswochen. (Ostpreuss.) Beschäler. * Er suchte nach dem Beschäler und kaufte den Wallach. Beschauen. Was hilft das Beschauen! Bescheid. 1 Kein Bescheid ist auch Bescheid. 2 Vöerhear Bescheid giet1 hinneroa kein Kreit2. (Büren.) – Für Lippe: Curtze, 348, 422. 1) Gibt. 2) Zank, Streit; kreiten, kriten, kriyten = kreischen, schreien, auch zanken, streiten; hochdeutsch: kreischen, krähen, Krieg. 3 Vör Besched, darna is keen Verdret. – Eichwald, 124. 4 Vör Beschêd makt achter kên Krêt. Vorher getroffene Abrede verhindert spätere Zwiste. 5 Vör Beschet is herna gên Kif. (Ostfries.) 6 Vorher Bescheid schützt vor (gibt hernach keinen) Streit. – Simrock, 11053. Wenn man vorher eine Sache, an der mehrere betheiligt sind, gründlich besprochen hat, so weicht man spätern Meinungsverschiedenheiten aus. 7 Wer ne sicher Bischêd wêt, schwîgt tom besten still. (Rendsburg.) [Spaltenumbruch] 8 Wer seinen Bescheid hat, mag reiten, wenn er will. *9 De wêt Beschêd vun en halv Brod, wenn dat heele1 up is. – Schütze. 1) Ganze. – Wenn jemand etwas Bekanntes zu ergründen vorgibt. Der Klügling. *10 Er weiss Bescheid, er hat manch Jahr bei der Lampe gearbeitet. Von einem, der Erfahrung und Kenntnisse von etwas hat. *11 Guten Bescheid wissen. – Henisch, 302. Bescheidenheit. 1 Beschaidenhait ist vertriben zu Hof. – Agricola, II, 75-77. 2 Bescheidenheit ein schönes (das schönste) Kleid. – Simrock, 936. Die wahre Kraft, der wahre Verstand und das wahre Talent sind immer bescheiden. It.: Chi non è discreto non merita rispetto. (Pazzaglia, 92.) 3 Bescheidenheit ist die Mutter der Tugend. It.: La discretezza è madre della virtù. – Norma del viver è la discretezza. (Pazzaglia, 92.) Lat.: Qui ipsus se contemnit, in eo est indoles industriae. (Plautus.) (Philippi, II, 133.) 4 Bescheidenheit ist eine Dattel, die an der Palme des Reichthums selten reif wird. (Aegypt.) 5 Bescheidenheit ohne Mass ist verkappter Stolz. 6 Bescheidenheit und Geduld behält in guter Sache allzeit den Platz. – Henisch, 302. 7 Die bescheidenheit hüpsch vnd fein ist aller anderer tugent schrein. – Henisch, 302. Bescheidenheitel. Bescheidenheitel kommt um den Geldbeutel. Will sagen: Nur nicht zu blöde und höflich! Bescheidentlich. Bescheidentlich, weidenlich. – Lehmann, II, 51, 40. Bescheissen. 1 A is beschissen wie a Ruthwasser(er). (Schles.) Die Vieh-, besonders Pferdehändler aus Rothwasser, Dorf zwischen Bunzlau und Görlitz, haben in Betreff des Verfahrens bei ihrem Geschäft keinen guten Ruf. In einem noch üblern Rufe stellt in England Yorkshire: Shake a bridle over a Yorkshire man's grave, and he will arise and steal a horse. (Bohn II, 225.) 2 A is beschissen wie der Toifel. – Robinson, 232. 3 Beschissen is besser als beseegt. (Hirschberg.) Es ist besser betrogen als beschimpft werden, oder als Schimpf verdienen. *4 Doas Ding wird beschissen roaskummen. – Gomolcke, 1161. *5 Er hat's beschissen und liegen lassen. (Lit.) Angefangen, verpfuscht und nicht beendet. *6 Er ist beschissen, als hätt' er über Nacht im Koth gelegen. *7 Iss a doch beschiessen wie der Toiffel. – Gomolcke, 654. *8 Piae fraudes, sauberes Bescheissen. – Fischart. *9 Wenn ar en nit b'scheiss'n kou', b'sächt ar en. (Franken.) – Frommann, VI, 329, 334 (durch Druckfehler steht 322). Beschenken. Beschenken macht Bedenken. Bescheren. 1 Beschert bleibt wol, man thu, was man will. – Henisch, 302. 2 Beschert Gott den Hasen, so beschert er auch den Wasen (Rasen). – Blum, 17; Sprichwörterschatz, 76. Segnet er die Aeltern mit Kindern, so reicht er auch, was zu ihrer Erhaltung nöthig ist; oder: Was er erschafft, das weiss er auch zu erhalten. 3 Beschert Gott Glück und Heil, so wird man frech und geil. 4 Beschert ist vnverwerth. – Henisch, 303; Sailer, 70; Lehmann, II, 51, 41; Eiselein, 69; Körte, 501. Lat.: Certum est et inevitabile fatum. (Manil.) (Philippi, I, 80.) 5 Dem ist (oft) nichts beschert, der allezeit begehrt. – Simrock, 932. Vom Zudringlichen und Habsüchtigen. 6 Es ist einem oft beschert, das andern nicht widerfehrt. – Henisch, 342. 7 Ich neme beschert fur bedacht. – Agricola, 10; Henisch, 304; Egenolff, 6a; Eiselein, 69; Körte, 502.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger"><pb facs="#f0188" n="[160]"/><cb n="319"/> 5 Die von Bern leiden eher eine Schand' als einen Schaden.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 123; Eiselein, 67.</hi></p><lb/> <p/><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bernerstolz.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">* Es ist Bernerstolz.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 91.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bernstein.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Es ist nicht alles Bernstein, was vom Meere ausgeworfen wird.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Nicht aus jedem Bernstein wird eine Perle gedreht.</hi> (<hi rendition="#i">Esthland.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Wer mit dem rothen Bernstein Wucher treibt, dem wird man den gelben nicht bezahlen können.</hi> (<hi rendition="#i">Russ.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berserkerwuth.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Mit Berserkerwuth kämpfen.</hi> – <hi rendition="#i">Wurzbach II, 19.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Von einem Ingrimm, der den gewöhnlichen Zorn weit übertrifft. Nach der skandinavischen Sage war Arngrim ein Kriegsheld, der gegen die Sitte der Zeit ohne Panzer und Helm kämpfte und das fehlende Rüstzeug durch Wuth im Kampfe ersetzte. Saerk = Hemd, bar = ohne, also Bar- oder Berserker = ohne Hemd.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bersten.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er ist geborsten wie eine alte Muskete.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Er hat sich zu Tode gegessen.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bertha.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Als Bertha spann.</hi> – <hi rendition="#i">Kirchhofer, 63.</hi> (S. Zeit.)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Bertha mit dem Fusse (oder: mit der langen Nase).</hi> – <hi rendition="#i">Eiselein, 68; Wurzbach II, 27 u. 118.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beruf.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Jeder soll seines Berufs warten.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 296.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berufen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Einer beruft des andern Namen.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 7309.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Viele sind berufen, aber wenige auserwählt.</hi> – <hi rendition="#i">Matth. 20, 16; Schulze, 224; Zehner, 482; Henisch, 296; Eiselein, 69; Simrock, 926.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Electi pauci, multi sunt vero vocati.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berupfen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Sie berupfen ihn wie einen Fink.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Ziehen ihn aus, machen ihn arm, todt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Berühren.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Berühr' es nicht!</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er berürt weder himel noch erd.</hi> – <hi rendition="#i">Franck, I, 7<hi rendition="#sup">a</hi>.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">„Wann einer vil sagt, das man nit weyss was er sagt, oder wohin er wil.“</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Besalben.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*1 Do könt ma sich besoalben.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 1163; Robinson, 502.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Er hat sich besalbt.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Unabsetzbare Waaren gekauft, sich übel verheirathet, angeführt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescha.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Wann noch ein Beja<hi rendition="#sup">1</hi> wäre, würde des Getraids so viel seyn als Sand am Meer.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Fortsetzung von Berckenmeyer's Curiösem Antiquarius, S. 290.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Die durch ihren Getreidereichthum ehemals berühmte Stadt Begia, Bayjah oder Bescha in dem nordafrikanischen Staate Tunis.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beschäftigt.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Beschäftigt wie die Sau am Sonntage.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Beschäftigt wie eine Maus in den Sechswochen.</hi> (<hi rendition="#i">Ostpreuss.</hi>)</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beschäler.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Er suchte nach dem Beschäler und kaufte den Wallach.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beschauen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Was hilft das Beschauen!</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheid.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Kein Bescheid ist auch Bescheid.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Vöerhear Bescheid giet<hi rendition="#sup">1</hi> hinneroa kein Kreit<hi rendition="#sup">2</hi>.</hi> (<hi rendition="#i">Büren.</hi>) – Für Lippe: <hi rendition="#i">Curtze, 348, 422.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Gibt.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">2</hi>) Zank, Streit; kreiten, kriten, kriyten = kreischen, schreien, auch zanken, streiten; hochdeutsch: kreischen, krähen, Krieg.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Vör Besched, darna is keen Verdret.</hi> – <hi rendition="#i">Eichwald, 124.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Vör Beschêd makt achter kên Krêt.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Vorher getroffene Abrede verhindert spätere Zwiste.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Vör Beschet is herna gên Kif.</hi> (<hi rendition="#i">Ostfries.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Vorher Bescheid schützt vor (gibt hernach keinen) Streit.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 11053.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Wenn man vorher eine Sache, an der mehrere betheiligt sind, gründlich besprochen hat, so weicht man spätern Meinungsverschiedenheiten aus.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Wer ne sicher Bischêd wêt, schwîgt tom besten still.</hi> (<hi rendition="#i">Rendsburg.</hi>)</p><lb/> <cb n="320"/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Wer seinen Bescheid hat, mag reiten, wenn er will.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 De wêt Beschêd vun en halv Brod, wenn dat heele<hi rendition="#sup">1</hi> up is.</hi> – <hi rendition="#i">Schütze.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Ganze. – Wenn jemand etwas Bekanntes zu ergründen vorgibt. Der Klügling.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*10 Er weiss Bescheid, er hat manch Jahr bei der Lampe gearbeitet.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Von einem, der Erfahrung und Kenntnisse von etwas hat.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*11 Guten Bescheid wissen.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 302.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheidenheit.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Beschaidenhait ist vertriben zu Hof.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola, II, 75-77.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Bescheidenheit ein schönes (das schönste) Kleid.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 936.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Die wahre Kraft, der wahre Verstand und das wahre Talent sind immer bescheiden.</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Chi non è discreto non merita rispetto. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 92.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Bescheidenheit ist die Mutter der Tugend.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: La discretezza è madre della virtù. – Norma del viver è la discretezza. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 92.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Qui ipsus se contemnit, in eo est indoles industriae. (<hi rendition="#i">Plautus.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, II, 133.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Bescheidenheit ist eine Dattel, die an der Palme des Reichthums selten reif wird.</hi> (<hi rendition="#i">Aegypt.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Bescheidenheit ohne Mass ist verkappter Stolz.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Bescheidenheit und Geduld behält in guter Sache allzeit den Platz.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 302.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Die bescheidenheit hüpsch vnd fein ist aller anderer tugent schrein.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 302.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheidenheitel.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Bescheidenheitel kommt um den Geldbeutel.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et">Will sagen: Nur nicht zu blöde und höflich!</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheidentlich.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Bescheidentlich, weidenlich.</hi> – <hi rendition="#i">Lehmann, II, 51, 40.</hi></p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheissen.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 A is beschissen wie a Ruthwasser(er).</hi> (<hi rendition="#i">Schles.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Die Vieh-, besonders Pferdehändler aus Rothwasser, Dorf zwischen Bunzlau und Görlitz, haben in Betreff des Verfahrens bei ihrem Geschäft keinen guten Ruf. In einem noch üblern Rufe stellt in England Yorkshire: Shake a bridle over a Yorkshire man's grave, and he will arise and steal a horse. (<hi rendition="#i">Bohn II, 225.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 A is beschissen wie der Toifel.</hi> – <hi rendition="#i">Robinson, 232.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">3 Beschissen is besser als beseegt.</hi> (<hi rendition="#i">Hirschberg.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Es ist besser betrogen als beschimpft werden, oder als Schimpf verdienen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*4 Doas Ding wird beschissen roaskummen.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 1161.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*5 Er hat's beschissen und liegen lassen.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et">Angefangen, verpfuscht und nicht beendet.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*6 Er ist beschissen, als hätt' er über Nacht im Koth gelegen.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*7 Iss a doch beschiessen wie der Toiffel.</hi> – <hi rendition="#i">Gomolcke, 654.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*8 Piae fraudes, sauberes Bescheissen.</hi> – <hi rendition="#i">Fischart.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*9 Wenn ar en nit b'scheiss'n kou', b'sächt ar en.</hi> (<hi rendition="#i">Franken.</hi>) – <hi rendition="#i">Frommann, VI, 329, 334</hi> (durch Druckfehler steht 322).</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Beschenken.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Beschenken macht Bedenken.</hi> </p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <head> <hi rendition="#b">Bescheren.</hi> </head><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Beschert bleibt wol, man thu, was man will.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 302.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Beschert Gott den Hasen, so beschert er auch den Wasen (Rasen).</hi> – <hi rendition="#i">Blum, 17; Sprichwörterschatz, 76.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Segnet er die Aeltern mit Kindern, so reicht er auch, was zu ihrer Erhaltung nöthig ist; oder: Was er erschafft, das weiss er auch zu erhalten.</p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Beschert Gott Glück und Heil, so wird man frech und geil.</hi> </p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">4 Beschert ist vnverwerth.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 303; Sailer, 70; Lehmann, II, 51, 41; Eiselein, 69; Körte, 501.</hi></p><lb/> <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Certum est et inevitabile fatum. (<hi rendition="#i">Manil.</hi>) (<hi rendition="#i">Philippi, I, 80.</hi>)</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">5 Dem ist (oft) nichts beschert, der allezeit begehrt.</hi> – <hi rendition="#i">Simrock, 932.</hi></p><lb/> <p rendition="#et">Vom Zudringlichen und Habsüchtigen.</p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Es ist einem oft beschert, das andern nicht widerfehrt.</hi> – <hi rendition="#i">Henisch, 342.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">7 Ich neme beschert fur bedacht.</hi> – <hi rendition="#i">Agricola, 10; Henisch, 304; Egenolff, 6<hi rendition="#sup">a</hi>; Eiselein, 69; Körte, 502.</hi></p><lb/> <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger"> </hi> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[160]/0188]
5 Die von Bern leiden eher eine Schand' als einen Schaden. – Kirchhofer, 123; Eiselein, 67.
Bernerstolz.
* Es ist Bernerstolz. – Kirchhofer, 91.
Bernstein.
1 Es ist nicht alles Bernstein, was vom Meere ausgeworfen wird.
2 Nicht aus jedem Bernstein wird eine Perle gedreht. (Esthland.)
3 Wer mit dem rothen Bernstein Wucher treibt, dem wird man den gelben nicht bezahlen können. (Russ.)
Berserkerwuth.
Mit Berserkerwuth kämpfen. – Wurzbach II, 19.
Von einem Ingrimm, der den gewöhnlichen Zorn weit übertrifft. Nach der skandinavischen Sage war Arngrim ein Kriegsheld, der gegen die Sitte der Zeit ohne Panzer und Helm kämpfte und das fehlende Rüstzeug durch Wuth im Kampfe ersetzte. Saerk = Hemd, bar = ohne, also Bar- oder Berserker = ohne Hemd.
Bersten.
* Er ist geborsten wie eine alte Muskete.
Er hat sich zu Tode gegessen.
Bertha.
*1 Als Bertha spann. – Kirchhofer, 63. (S. Zeit.)
*2 Bertha mit dem Fusse (oder: mit der langen Nase). – Eiselein, 68; Wurzbach II, 27 u. 118.
Beruf.
Jeder soll seines Berufs warten. – Henisch, 296.
Berufen.
1 Einer beruft des andern Namen. – Simrock, 7309.
2 Viele sind berufen, aber wenige auserwählt. – Matth. 20, 16; Schulze, 224; Zehner, 482; Henisch, 296; Eiselein, 69; Simrock, 926.
Lat.: Electi pauci, multi sunt vero vocati.
Berupfen.
* Sie berupfen ihn wie einen Fink.
Ziehen ihn aus, machen ihn arm, todt.
Berühren.
*1 Berühr' es nicht!
*2 Er berürt weder himel noch erd. – Franck, I, 7a.
„Wann einer vil sagt, das man nit weyss was er sagt, oder wohin er wil.“
Besalben.
*1 Do könt ma sich besoalben. – Gomolcke, 1163; Robinson, 502.
*2 Er hat sich besalbt. (Ostpreuss.)
Unabsetzbare Waaren gekauft, sich übel verheirathet, angeführt.
Bescha.
Wann noch ein Beja1 wäre, würde des Getraids so viel seyn als Sand am Meer.
Fortsetzung von Berckenmeyer's Curiösem Antiquarius, S. 290.
1) Die durch ihren Getreidereichthum ehemals berühmte Stadt Begia, Bayjah oder Bescha in dem nordafrikanischen Staate Tunis.
Beschäftigt.
1 Beschäftigt wie die Sau am Sonntage.
2 Beschäftigt wie eine Maus in den Sechswochen. (Ostpreuss.)
Beschäler.
* Er suchte nach dem Beschäler und kaufte den Wallach.
Beschauen.
Was hilft das Beschauen!
Bescheid.
1 Kein Bescheid ist auch Bescheid.
2 Vöerhear Bescheid giet1 hinneroa kein Kreit2. (Büren.) – Für Lippe: Curtze, 348, 422.
1) Gibt.
2) Zank, Streit; kreiten, kriten, kriyten = kreischen, schreien, auch zanken, streiten; hochdeutsch: kreischen, krähen, Krieg.
3 Vör Besched, darna is keen Verdret. – Eichwald, 124.
4 Vör Beschêd makt achter kên Krêt.
Vorher getroffene Abrede verhindert spätere Zwiste.
5 Vör Beschet is herna gên Kif. (Ostfries.)
6 Vorher Bescheid schützt vor (gibt hernach keinen) Streit. – Simrock, 11053.
Wenn man vorher eine Sache, an der mehrere betheiligt sind, gründlich besprochen hat, so weicht man spätern Meinungsverschiedenheiten aus.
7 Wer ne sicher Bischêd wêt, schwîgt tom besten still. (Rendsburg.)
8 Wer seinen Bescheid hat, mag reiten, wenn er will.
*9 De wêt Beschêd vun en halv Brod, wenn dat heele1 up is. – Schütze.
1) Ganze. – Wenn jemand etwas Bekanntes zu ergründen vorgibt. Der Klügling.
*10 Er weiss Bescheid, er hat manch Jahr bei der Lampe gearbeitet.
Von einem, der Erfahrung und Kenntnisse von etwas hat.
*11 Guten Bescheid wissen. – Henisch, 302.
Bescheidenheit.
1 Beschaidenhait ist vertriben zu Hof. – Agricola, II, 75-77.
2 Bescheidenheit ein schönes (das schönste) Kleid. – Simrock, 936.
Die wahre Kraft, der wahre Verstand und das wahre Talent sind immer bescheiden.
It.: Chi non è discreto non merita rispetto. (Pazzaglia, 92.)
3 Bescheidenheit ist die Mutter der Tugend.
It.: La discretezza è madre della virtù. – Norma del viver è la discretezza. (Pazzaglia, 92.)
Lat.: Qui ipsus se contemnit, in eo est indoles industriae. (Plautus.) (Philippi, II, 133.)
4 Bescheidenheit ist eine Dattel, die an der Palme des Reichthums selten reif wird. (Aegypt.)
5 Bescheidenheit ohne Mass ist verkappter Stolz.
6 Bescheidenheit und Geduld behält in guter Sache allzeit den Platz. – Henisch, 302.
7 Die bescheidenheit hüpsch vnd fein ist aller anderer tugent schrein. – Henisch, 302.
Bescheidenheitel.
Bescheidenheitel kommt um den Geldbeutel.
Will sagen: Nur nicht zu blöde und höflich!
Bescheidentlich.
Bescheidentlich, weidenlich. – Lehmann, II, 51, 40.
Bescheissen.
1 A is beschissen wie a Ruthwasser(er). (Schles.)
Die Vieh-, besonders Pferdehändler aus Rothwasser, Dorf zwischen Bunzlau und Görlitz, haben in Betreff des Verfahrens bei ihrem Geschäft keinen guten Ruf. In einem noch üblern Rufe stellt in England Yorkshire: Shake a bridle over a Yorkshire man's grave, and he will arise and steal a horse. (Bohn II, 225.)
2 A is beschissen wie der Toifel. – Robinson, 232.
3 Beschissen is besser als beseegt. (Hirschberg.)
Es ist besser betrogen als beschimpft werden, oder als Schimpf verdienen.
*4 Doas Ding wird beschissen roaskummen. – Gomolcke, 1161.
*5 Er hat's beschissen und liegen lassen. (Lit.)
Angefangen, verpfuscht und nicht beendet.
*6 Er ist beschissen, als hätt' er über Nacht im Koth gelegen.
*7 Iss a doch beschiessen wie der Toiffel. – Gomolcke, 654.
*8 Piae fraudes, sauberes Bescheissen. – Fischart.
*9 Wenn ar en nit b'scheiss'n kou', b'sächt ar en. (Franken.) – Frommann, VI, 329, 334 (durch Druckfehler steht 322).
Beschenken.
Beschenken macht Bedenken.
Bescheren.
1 Beschert bleibt wol, man thu, was man will. – Henisch, 302.
2 Beschert Gott den Hasen, so beschert er auch den Wasen (Rasen). – Blum, 17; Sprichwörterschatz, 76.
Segnet er die Aeltern mit Kindern, so reicht er auch, was zu ihrer Erhaltung nöthig ist; oder: Was er erschafft, das weiss er auch zu erhalten.
3 Beschert Gott Glück und Heil, so wird man frech und geil.
4 Beschert ist vnverwerth. – Henisch, 303; Sailer, 70; Lehmann, II, 51, 41; Eiselein, 69; Körte, 501.
Lat.: Certum est et inevitabile fatum. (Manil.) (Philippi, I, 80.)
5 Dem ist (oft) nichts beschert, der allezeit begehrt. – Simrock, 932.
Vom Zudringlichen und Habsüchtigen.
6 Es ist einem oft beschert, das andern nicht widerfehrt. – Henisch, 342.
7 Ich neme beschert fur bedacht. – Agricola, 10; Henisch, 304; Egenolff, 6a; Eiselein, 69; Körte, 502.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2020-09-18T08:54:38Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |