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Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

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[Spaltenumbruch] *113 Noch nicht über alle Berge sein.

*114 Sich hinter dem Berge halten.

In einer sichern Stellung.

Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.)


Bergab.

1 Bergab leite mich, bergauf schone mich, in der Ebene brauche mich, sagt das fleissige Pferd. Simrock, 920; Körte, 496.

2 Bergab werden mehr Hasen geschossen, als bergauf.

3 Wenn es bergab ginge wie bergauf, hat der Merishauser gesagt, so wollt' er den besten Esel vorsetzen. (Schweiz.) - Kirchhofer, 274.


Bergan.

1 Bergan legt nur ein Narr den Hemmschuh an.

2 Es geht jetzt nicht bergan, man muss sich vorbeugen. (Wend. Lausitz.)


Bergarbeit.

Bergarbeit ist Rossarbeit.


Bergauf.

1 Bergauf, bergab ist besser, als müssig in seinen vier Pfählen.

2 Bergauf ist eine Last, aber oben süss die Rast.

3 Bergauf, sachte; bergab, achte; geradaus, trachte! - Simrock, 921; Körte, 497.

4 Bergauf treib' mich nicht bergab jag' mich nicht, auf der Ebene schon' mich nicht und im Stall vergiss mich nicht, sagt das Pferd zu seinem Herrn. - Kirchhofer, 294.


Bergbewohner.

Der schlesische Bergbewohner wirft einen Stein nach der Kuh, der mehr werth ist als die Kuh. - Schles. Chronik, Breslau 1840, Nr. 11, S. 48.


Bergleute.

1 Allehöflich, sprechen die Bergleute. - Erklärung, 7.

2 Bergleute, Werkleute, ansehnliche Leute.

3 Viel Bergleute, viel Arschleder (Felle). - Simrock, 924; Körte, 580.


Bergluft.

1 Bergluft - gesunde Luft, darin die Leute wohl dauern.

2 Wenn du Bergluft athmen willst, so gehe nicht in die Sümpfe.


Bergmann.

1 Der beste Bergmann ist noch kein Goldschmied.

Erze ausspüren ist etwas anderes als sie bearbeiten; es gehört zu jedem ein eigenes Talent.

2 Ein rechter bergmann fehret nicht ein ohne licht, fewrzeug vnd Compass. - Henisch, 291.


Bergmeister.

Ein Bergmeister soll von Schlegel und Eisen herkommen. - Pistor., II, 73; Simrock, 925.

Was einer treiben soll, muss er aus dem Grunde gelernt haben.


Bergreihen.

Die gutte bergreyen singen können, sind selten gute arbeiter. - Henisch, 291.


Bergstrom.

Ein Bergstrom macht sich sein Bett selbst.


Bergwerk.

1 Bergwerk haben vil ankerens. - Henisch, 291.

2 Bergwerk und Vogelstellen verderben manchen jungen Gesellen. - Lehmann, II, 33, 16.

3 Bergwerke können nicht alle Jahre schütten. - Henisch, 291.

4 Das reichste Bergwerk wird mit der Zeit erschöpft.

5 Es ist kein köstlicher bergwerck, als das ein Schuch vnter die Erde gehet. - Lehmann, II, 155, 141.

Empfehlung des Ackerbaues.

6 Wer bergwerck bawen will, der muss arbeitsame händ haben. - Henisch, 291.

7 Wer Bergwerk bauen will, muss geben Geld oder räumen gar das Feld. - Pistor., I, 75; Hillebrand, 58. (S. Retardat.)

8 Wer im Bergwerk gräbt, findet mehr Steine als Gold.

*9 Ins Bergwerk gucken. - Körte, 500.


[Spaltenumbruch]
Bericht.

1 Ein treuer Bericht gibt gutes Gericht.

An rechter Erzählung ist viel gelegen. Es kann alles übel gedeutet und ausgelegt werden.

Lat.: Nihil est quin male narrando possit depravarier. (Terenz.) (Philippi, II, 22; Seybold, 398.)

2 Kein Bericht, guter Bericht. - Steiger, 244; Simrock, 12276; Kirchhofer, 236.

3 Wie die Berichte, so die Gerichte.


Berichten.

1 Berichte nit mee, denn man dich fraget. - Agricola, II, 45.

2 Besser berichtet aufgestanden, dann unberichtet gestorben. - Henisch, 292.

D. h. ohne das Abendmahl empfangen zu haben.

3 Ich will darüber nicht weiter berichten, sagte der Dieb, als man ihm das Todesurtheil vorlas.

Holl.: Ik wil dat niet ad referendum overnemen, zei de dief, en zijne sententie, dat hij hangen moest, werd hem voorgelezen. ( Harrebomee, I, 131.)

4 Wie einer berichtet, so krieget er bescheid. - Henisch, 292.

*5 Er lässt sich immer anders berichten.


Beringer.

* Es ist ihm wie Beringern gegangen.

Er ist betrogen worden. Dr. Johann Bartholomäus Adam Beringer, Rath und Hofmedicus des Fürstbischofs von Würzburg, Professor der Zootomie, Dekan in der Universität daselbst, fand in einer Sandgrube dortiger Gegend mehrere Versteinerungen, wodurch er veranlasst wurde, ein sehr gelehrtes Werk unter dem Titel: Lithographiae Wirceburgensis, ducentis lapidum figuratorum a potiori insectiformium prodigiosis imaginibus exornatae specimen etc. (Würzburg 1726) herauszugeben. Es hatte aber ein Spassvogel die Versteinerungen, welche Beringer für echt hielt, durch einen gewöhnlichen Steinmetzger fertigen und dorthin vergraben lassen. Beringer räumte übrigens nachher seine Täuschung ein. Es ist aber seitdem schon manchem gegangen wie - Beringer.


Beritten.

Vbel beritten will stets vornen dran seyn. - Lehmann, 26, 30.


Berje.

Er is e Berje, wo mer anfangt. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 49.

Von einem durch und durch geschickten und kunstfertigen Menschen.


Berjenen.

Er will sich berjene' vor seiner Fraa. (Jüd.-deutsch.) - Tendlau, 1008.

Von einem, der sich mit seiner Geschicklichkeit vor irgendjemand wichtig machen will. Eine erklärende Anekdote vgl. a. a. O.


Bern.

1 Bern hat schöne Gassen und ein wüstes wildes Land. - Kirchhofer, 61.

Ein bernerischer Schriftsteller meint, dass dies Sprichwort in alten Zeiten entstanden und besonders von der nächst um die Stadt gelegenen Landschaft zu verstehen sei. Auf die Gegenwart passt es nicht mehr; denn die Italiener vergleichen sprichwörtlich das berner Gebiet sogar mit Mailand: Berno ed il Bernese, vale Milano ed il Milanese. (Kirchhofer, 434.)

2 Bist du von Bern, so demüthigest dich gern. - Kirchhofer, 59.

3 Bist du von Bern, so duck und lass übergau. - Kirchhofer, 59.

Diese beiden Sprichwörter, von denen das letztere in Mywe's Commentar, das andere in Justinger's Chronik vorkommt, entstanden gleichzeitig. Die Berner hätten den Krieg mit dem Adel gern vermieden und schlugen daher wegen der verschiedenen Aufforderungen, die an sie gemacht wurden, das Recht vor. Diese Friedensliebe zog ihnen den sprichwörtlichen Spott zu, weil man sie für Zaghaftigkeit auslegte. Wo daher ein Berner hinkam, wurde ihm zugerufen, sich zu ducken. Der bald darauf errungene Sieg bei Lauchen war die beste Widerlegung des Spottes.

4 Die beiden Städte Bern und Luzern in Freundschaft sind der rechte Kern und setzen zueinander gern. - Kirchhofer, 62.

Mit diesem Spruche begrüssten die berner Knaben die luzerner, als zu Anfang der burgundischen Kriege die Luzerner nach Bern kamen und als treue Brüder und Eidgenossen begrüsst wurden. Der Schultheiss von Scharnachthal sprach den Wunsch aus, man möge für ewige Zeiten den Reim nachsagen, wodurch er zum Sprichwort wurde. Die Luzerner trugen, als sie nach Hause kamen, den Spruch in ihr Stadtbuch ein.

[Spaltenumbruch] *113 Noch nicht über alle Berge sein.

*114 Sich hinter dem Berge halten.

In einer sichern Stellung.

Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.)


Bergab.

1 Bergab leite mich, bergauf schone mich, in der Ebene brauche mich, sagt das fleissige Pferd. Simrock, 920; Körte, 496.

2 Bergab werden mehr Hasen geschossen, als bergauf.

3 Wenn es bergab ginge wie bergauf, hat der Merishauser gesagt, so wollt' er den besten Esel vorsetzen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 274.


Bergan.

1 Bergan legt nur ein Narr den Hemmschuh an.

2 Es geht jetzt nicht bergan, man muss sich vorbeugen. (Wend. Lausitz.)


Bergarbeit.

Bergarbeit ist Rossarbeit.


Bergauf.

1 Bergauf, bergab ist besser, als müssig in seinen vier Pfählen.

2 Bergauf ist eine Last, aber oben süss die Rast.

3 Bergauf, sachte; bergab, achte; geradaus, trachte!Simrock, 921; Körte, 497.

4 Bergauf treib' mich nicht bergab jag' mich nicht, auf der Ebene schon' mich nicht und im Stall vergiss mich nicht, sagt das Pferd zu seinem Herrn.Kirchhofer, 294.


Bergbewohner.

Der schlesische Bergbewohner wirft einen Stein nach der Kuh, der mehr werth ist als die Kuh.Schles. Chronik, Breslau 1840, Nr. 11, S. 48.


Bergleute.

1 Allehöflich, sprechen die Bergleute.Erklärung, 7.

2 Bergleute, Werkleute, ansehnliche Leute.

3 Viel Bergleute, viel Arschleder (Felle).Simrock, 924; Körte, 580.


Bergluft.

1 Bergluft – gesunde Luft, darin die Leute wohl dauern.

2 Wenn du Bergluft athmen willst, so gehe nicht in die Sümpfe.


Bergmann.

1 Der beste Bergmann ist noch kein Goldschmied.

Erze ausspüren ist etwas anderes als sie bearbeiten; es gehört zu jedem ein eigenes Talent.

2 Ein rechter bergmann fehret nicht ein ohne licht, fewrzeug vnd Compass.Henisch, 291.


Bergmeister.

Ein Bergmeister soll von Schlegel und Eisen herkommen.Pistor., II, 73; Simrock, 925.

Was einer treiben soll, muss er aus dem Grunde gelernt haben.


Bergreihen.

Die gutte bergreyen singen können, sind selten gute arbeiter.Henisch, 291.


Bergstrom.

Ein Bergstrom macht sich sein Bett selbst.


Bergwerk.

1 Bergwerk haben vil ankerens.Henisch, 291.

2 Bergwerk und Vogelstellen verderben manchen jungen Gesellen.Lehmann, II, 33, 16.

3 Bergwerke können nicht alle Jahre schütten.Henisch, 291.

4 Das reichste Bergwerk wird mit der Zeit erschöpft.

5 Es ist kein köstlicher bergwerck, als das ein Schuch vnter die Erde gehet.Lehmann, II, 155, 141.

Empfehlung des Ackerbaues.

6 Wer bergwerck bawen will, der muss arbeitsame händ haben.Henisch, 291.

7 Wer Bergwerk bauen will, muss geben Geld oder räumen gar das Feld.Pistor., I, 75; Hillebrand, 58. (S. Retardat.)

8 Wer im Bergwerk gräbt, findet mehr Steine als Gold.

*9 Ins Bergwerk gucken.Körte, 500.


[Spaltenumbruch]
Bericht.

1 Ein treuer Bericht gibt gutes Gericht.

An rechter Erzählung ist viel gelegen. Es kann alles übel gedeutet und ausgelegt werden.

Lat.: Nihil est quin male narrando possit depravarier. (Terenz.) (Philippi, II, 22; Seybold, 398.)

2 Kein Bericht, guter Bericht.Steiger, 244; Simrock, 12276; Kirchhofer, 236.

3 Wie die Berichte, so die Gerichte.


Berichten.

1 Berichte nit mee, denn man dich fraget.Agricola, II, 45.

2 Besser berichtet aufgestanden, dann unberichtet gestorben.Henisch, 292.

D. h. ohne das Abendmahl empfangen zu haben.

3 Ich will darüber nicht weiter berichten, sagte der Dieb, als man ihm das Todesurtheil vorlas.

Holl.: Ik wil dat niet ad referendum overnemen, zei de dief, en zijne sententie, dat hij hangen moest, werd hem voorgelezen. ( Harrebomée, I, 131.)

4 Wie einer berichtet, so krieget er bescheid.Henisch, 292.

*5 Er lässt sich immer anders berichten.


Beringer.

* Es ist ihm wie Beringern gegangen.

Er ist betrogen worden. Dr. Johann Bartholomäus Adam Beringer, Rath und Hofmedicus des Fürstbischofs von Würzburg, Professor der Zootomie, Dekan in der Universität daselbst, fand in einer Sandgrube dortiger Gegend mehrere Versteinerungen, wodurch er veranlasst wurde, ein sehr gelehrtes Werk unter dem Titel: Lithographiae Wirceburgensis, ducentis lapidum figuratorum a potiori insectiformium prodigiosis imaginibus exornatae specimen etc. (Würzburg 1726) herauszugeben. Es hatte aber ein Spassvogel die Versteinerungen, welche Beringer für echt hielt, durch einen gewöhnlichen Steinmetzger fertigen und dorthin vergraben lassen. Beringer räumte übrigens nachher seine Täuschung ein. Es ist aber seitdem schon manchem gegangen wie – Beringer.


Beritten.

Vbel beritten will stets vornen dran seyn.Lehmann, 26, 30.


Berje.

Er is e Berje, wo mer anfangt. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 49.

Von einem durch und durch geschickten und kunstfertigen Menschen.


Berjenen.

Er will sich berjene' vor seiner Fraa. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1008.

Von einem, der sich mit seiner Geschicklichkeit vor irgendjemand wichtig machen will. Eine erklärende Anekdote vgl. a. a. O.


Bern.

1 Bern hat schöne Gassen und ein wüstes wildes Land.Kirchhofer, 61.

Ein bernerischer Schriftsteller meint, dass dies Sprichwort in alten Zeiten entstanden und besonders von der nächst um die Stadt gelegenen Landschaft zu verstehen sei. Auf die Gegenwart passt es nicht mehr; denn die Italiener vergleichen sprichwörtlich das berner Gebiet sogar mit Mailand: Berno ed il Bernese, vale Milano ed il Milanese. (Kirchhofer, 434.)

2 Bist du von Bern, so demüthigest dich gern.Kirchhofer, 59.

3 Bist du von Bern, so duck und lass übergau.Kirchhofer, 59.

Diese beiden Sprichwörter, von denen das letztere in Mywe's Commentar, das andere in Justinger's Chronik vorkommt, entstanden gleichzeitig. Die Berner hätten den Krieg mit dem Adel gern vermieden und schlugen daher wegen der verschiedenen Aufforderungen, die an sie gemacht wurden, das Recht vor. Diese Friedensliebe zog ihnen den sprichwörtlichen Spott zu, weil man sie für Zaghaftigkeit auslegte. Wo daher ein Berner hinkam, wurde ihm zugerufen, sich zu ducken. Der bald darauf errungene Sieg bei Lauchen war die beste Widerlegung des Spottes.

4 Die beiden Städte Bern und Luzern in Freundschaft sind der rechte Kern und setzen zueinander gern.Kirchhofer, 62.

Mit diesem Spruche begrüssten die berner Knaben die luzerner, als zu Anfang der burgundischen Kriege die Luzerner nach Bern kamen und als treue Brüder und Eidgenossen begrüsst wurden. Der Schultheiss von Scharnachthal sprach den Wunsch aus, man möge für ewige Zeiten den Reim nachsagen, wodurch er zum Sprichwort wurde. Die Luzerner trugen, als sie nach Hause kamen, den Spruch in ihr Stadtbuch ein.

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[[159]/0187] *113 Noch nicht über alle Berge sein. *114 Sich hinter dem Berge halten. In einer sichern Stellung. Lat.: Extra telorum jactum. (Seybold, 166.) Bergab. 1 Bergab leite mich, bergauf schone mich, in der Ebene brauche mich, sagt das fleissige Pferd. Simrock, 920; Körte, 496. 2 Bergab werden mehr Hasen geschossen, als bergauf. 3 Wenn es bergab ginge wie bergauf, hat der Merishauser gesagt, so wollt' er den besten Esel vorsetzen. (Schweiz.) – Kirchhofer, 274. Bergan. 1 Bergan legt nur ein Narr den Hemmschuh an. 2 Es geht jetzt nicht bergan, man muss sich vorbeugen. (Wend. Lausitz.) Bergarbeit. Bergarbeit ist Rossarbeit. Bergauf. 1 Bergauf, bergab ist besser, als müssig in seinen vier Pfählen. 2 Bergauf ist eine Last, aber oben süss die Rast. 3 Bergauf, sachte; bergab, achte; geradaus, trachte! – Simrock, 921; Körte, 497. 4 Bergauf treib' mich nicht bergab jag' mich nicht, auf der Ebene schon' mich nicht und im Stall vergiss mich nicht, sagt das Pferd zu seinem Herrn. – Kirchhofer, 294. Bergbewohner. Der schlesische Bergbewohner wirft einen Stein nach der Kuh, der mehr werth ist als die Kuh. – Schles. Chronik, Breslau 1840, Nr. 11, S. 48. Bergleute. 1 Allehöflich, sprechen die Bergleute. – Erklärung, 7. 2 Bergleute, Werkleute, ansehnliche Leute. 3 Viel Bergleute, viel Arschleder (Felle). – Simrock, 924; Körte, 580. Bergluft. 1 Bergluft – gesunde Luft, darin die Leute wohl dauern. 2 Wenn du Bergluft athmen willst, so gehe nicht in die Sümpfe. Bergmann. 1 Der beste Bergmann ist noch kein Goldschmied. Erze ausspüren ist etwas anderes als sie bearbeiten; es gehört zu jedem ein eigenes Talent. 2 Ein rechter bergmann fehret nicht ein ohne licht, fewrzeug vnd Compass. – Henisch, 291. Bergmeister. Ein Bergmeister soll von Schlegel und Eisen herkommen. – Pistor., II, 73; Simrock, 925. Was einer treiben soll, muss er aus dem Grunde gelernt haben. Bergreihen. Die gutte bergreyen singen können, sind selten gute arbeiter. – Henisch, 291. Bergstrom. Ein Bergstrom macht sich sein Bett selbst. Bergwerk. 1 Bergwerk haben vil ankerens. – Henisch, 291. 2 Bergwerk und Vogelstellen verderben manchen jungen Gesellen. – Lehmann, II, 33, 16. 3 Bergwerke können nicht alle Jahre schütten. – Henisch, 291. 4 Das reichste Bergwerk wird mit der Zeit erschöpft. 5 Es ist kein köstlicher bergwerck, als das ein Schuch vnter die Erde gehet. – Lehmann, II, 155, 141. Empfehlung des Ackerbaues. 6 Wer bergwerck bawen will, der muss arbeitsame händ haben. – Henisch, 291. 7 Wer Bergwerk bauen will, muss geben Geld oder räumen gar das Feld. – Pistor., I, 75; Hillebrand, 58. (S. Retardat.) 8 Wer im Bergwerk gräbt, findet mehr Steine als Gold. *9 Ins Bergwerk gucken. – Körte, 500. Bericht. 1 Ein treuer Bericht gibt gutes Gericht. An rechter Erzählung ist viel gelegen. Es kann alles übel gedeutet und ausgelegt werden. Lat.: Nihil est quin male narrando possit depravarier. (Terenz.) (Philippi, II, 22; Seybold, 398.) 2 Kein Bericht, guter Bericht. – Steiger, 244; Simrock, 12276; Kirchhofer, 236. 3 Wie die Berichte, so die Gerichte. Berichten. 1 Berichte nit mee, denn man dich fraget. – Agricola, II, 45. 2 Besser berichtet aufgestanden, dann unberichtet gestorben. – Henisch, 292. D. h. ohne das Abendmahl empfangen zu haben. 3 Ich will darüber nicht weiter berichten, sagte der Dieb, als man ihm das Todesurtheil vorlas. Holl.: Ik wil dat niet ad referendum overnemen, zei de dief, en zijne sententie, dat hij hangen moest, werd hem voorgelezen. ( Harrebomée, I, 131.) 4 Wie einer berichtet, so krieget er bescheid. – Henisch, 292. *5 Er lässt sich immer anders berichten. Beringer. * Es ist ihm wie Beringern gegangen. Er ist betrogen worden. Dr. Johann Bartholomäus Adam Beringer, Rath und Hofmedicus des Fürstbischofs von Würzburg, Professor der Zootomie, Dekan in der Universität daselbst, fand in einer Sandgrube dortiger Gegend mehrere Versteinerungen, wodurch er veranlasst wurde, ein sehr gelehrtes Werk unter dem Titel: Lithographiae Wirceburgensis, ducentis lapidum figuratorum a potiori insectiformium prodigiosis imaginibus exornatae specimen etc. (Würzburg 1726) herauszugeben. Es hatte aber ein Spassvogel die Versteinerungen, welche Beringer für echt hielt, durch einen gewöhnlichen Steinmetzger fertigen und dorthin vergraben lassen. Beringer räumte übrigens nachher seine Täuschung ein. Es ist aber seitdem schon manchem gegangen wie – Beringer. Beritten. Vbel beritten will stets vornen dran seyn. – Lehmann, 26, 30. Berje. Er is e Berje, wo mer anfangt. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 49. Von einem durch und durch geschickten und kunstfertigen Menschen. Berjenen. Er will sich berjene' vor seiner Fraa. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1008. Von einem, der sich mit seiner Geschicklichkeit vor irgendjemand wichtig machen will. Eine erklärende Anekdote vgl. a. a. O. Bern. 1 Bern hat schöne Gassen und ein wüstes wildes Land. – Kirchhofer, 61. Ein bernerischer Schriftsteller meint, dass dies Sprichwort in alten Zeiten entstanden und besonders von der nächst um die Stadt gelegenen Landschaft zu verstehen sei. Auf die Gegenwart passt es nicht mehr; denn die Italiener vergleichen sprichwörtlich das berner Gebiet sogar mit Mailand: Berno ed il Bernese, vale Milano ed il Milanese. (Kirchhofer, 434.) 2 Bist du von Bern, so demüthigest dich gern. – Kirchhofer, 59. 3 Bist du von Bern, so duck und lass übergau. – Kirchhofer, 59. Diese beiden Sprichwörter, von denen das letztere in Mywe's Commentar, das andere in Justinger's Chronik vorkommt, entstanden gleichzeitig. Die Berner hätten den Krieg mit dem Adel gern vermieden und schlugen daher wegen der verschiedenen Aufforderungen, die an sie gemacht wurden, das Recht vor. Diese Friedensliebe zog ihnen den sprichwörtlichen Spott zu, weil man sie für Zaghaftigkeit auslegte. Wo daher ein Berner hinkam, wurde ihm zugerufen, sich zu ducken. Der bald darauf errungene Sieg bei Lauchen war die beste Widerlegung des Spottes. 4 Die beiden Städte Bern und Luzern in Freundschaft sind der rechte Kern und setzen zueinander gern. – Kirchhofer, 62. Mit diesem Spruche begrüssten die berner Knaben die luzerner, als zu Anfang der burgundischen Kriege die Luzerner nach Bern kamen und als treue Brüder und Eidgenossen begrüsst wurden. Der Schultheiss von Scharnachthal sprach den Wunsch aus, man möge für ewige Zeiten den Reim nachsagen, wodurch er zum Sprichwort wurde. Die Luzerner trugen, als sie nach Hause kamen, den Spruch in ihr Stadtbuch ein.

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Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [159]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/187>, abgerufen am 21.11.2024.