Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.[Spaltenumbruch]
Beniesen. 1 Er hat's beniest, folglich muss es wahr sein. Wenn jemand eine unwahrscheinliche Sache erzählt und er selbst oder ein anderer dazu niest. Vielleicht daher, weil der Niesende eine solche Bewegung mit dem Kopfe macht, als wenn er Ja sagen wollte. *2 Ich beniesses, 's is woahr. - Gomolcke, 486; Robinson, 630. Benno. Wer auf Benno (16. Juni) baut, kriegt viel Flachs und Kraut. - Boebel, 30. Benüll. He hett so vel Benüll1 asn ole Koh. 1) Verstand. Benütt. * He is so benütt as en bunter Hund. Sehr freundlich. Bepissen. Dar schull man sick öwer bepissen. Bequem. 1 Wer sich will bequem machen, muss so gelenk sein wie ein Handschuh. Das verstand jener Pfarrer, der bei einer evangelischen Gemeinde um das Predigeramt nachsuchte und dessen Bitte unter der Bedingung gewährt wurde, er solle das Abendmahl unter zweierlei Gestalt, Brot und Wein, reichen, worein er gern willigte, indem er sagte, er wolle noch mehr thun und ihnen das Sakrament unter dreierlei Gestalt geben, mit Brot, Wein und Käse dazu. Durch diese Bequemmachung wurde er der Gemeinde lieb und angenehm. *2 Sich's bequem machen. Frz.: Accommodez-vous, le pays est large. (Lendroy, 407.) Bequemlichkeit. Geit nix öwer de Bequemlikkeit, säd' de Baur, da bünn he sick'n Hartworm as Strumpband üm. (Hamburg.) - Hoefer, 139. Berathdichgott. Berathdichgott bricht keinem den Sack. - Brandt, Nsch., 48; Henisch, 281. Berathen. 1 Berathe langsam und vollziehe schnell. 2 Beräth man's, so verräth man's. 3 Wer sich nur mit sich selbst berathet, weinet allein. - Winckler, XVI, 72. 4 Wo man dich berath, so helf dir Gott. - Henisch, 281. Franck (I, 43b) hat: "Wa man dich berath, so helff mir got." Berauben. Beraube den Armen nicht, ob er wol arm ist. - Agricola, II, 244. Beraubter. Einem beraubten ist's ein trost, wenn seine gesellen mit herhalten müssen. - Henisch, 281. Beräuchern. 1 Wer sich nicht beräuchern will, muss sich nicht unter die Esse stellen. *2 Man kann sich mehr beräuchern dabei, als wärmen. Berauschter. Dem Berauschten gib ein Mittagessen, aber kein Abendessen dem Halbberauschten. - Burckhardt, 466. Es ist wahrscheinlich, dass der Berauschte am Abend wieder nüchtern werden wird. Der Halbberauschte aber wird während des Abendessens vollends betrunken werden und die Nacht über in diesem Zustande bleiben. Berbera. Wer Berbera besitzt, hat den Bart von Härrär in seiner Hand. Dies Sprichwort will sagen, dass ein Kriegsschiff im Hafen von Berbera (Afrika) den nach Härrär gerichteten Karavanenverkehr beherrscht, also lähmen kann. (Vgl. Aus der fremde, Leipzig 1860, S. 260.) Berchtold. * Einen zum Berchtold führen. - Eiselein, 68. D. h. zum Wein. Nach Stalder (Schweizerisches Idiotikon, I, 150 u. 156) hielt man auch in der Schweiz (Zürich, 16. Jahrhundert) am zweiten Tage des Jahres eine Schmauserei, den sogenannten Bechteli's oder Berchteli's-Tag, welches ein Ueberrest der Verehrung der Frau Perachta oder Berchta war. Berechnung. Zeitige (strenge) Berechnung erhält gute Freundschaft. Berechten. Mancher will viel berechten, so muss er's verrechten. Beredt. 1 Beredt sein ist eine herrliche Gabe, aber fromm sein ist besser. - Henisch, 282. 2 Der ist beredt, den man gern hört. 3 Wer nicht beredt wird von dem Wein, der muss ein rechter Lümmel sein. - Seybold, 186. *4 Er ist beredt wie ein Landvogt. (Schweiz.) Beregnen. *1 Dat is beräkent, as Peter Meyer sein Hochteid. (Ostfries.) *2 Er will weder beregnen, noch von der Sonne verbrennen. (Altgr.) Scheut alle Unbequemlichkeit. Von einem sehr verweichlichten und zur Arbeit wie Ertragung von Beschwerden untauglichen Menschen. Bereichern. Bereichere dich an dem, was du umsonst haben kannst, was etwas kostet, dem geh' aus dem Wege. - Burckhardt, 268. Was man umsonst haben kann, ist stets annehmbar, daher verschmäht kein Morgenländer auch das kleinste Geschenk. Bereit. Der bereit, schlegt den vnbereitten. - Henisch, 283. Bereiten. 1 Wer nicht viel zu bereiten hat, der darf nicht viel zu beschlagen haben. - Henisch, 283, 306. 2 Ich will jhn bereitten vnd so miltsam machen als einen Sperber, das fleisch auss den händen zu essen. - Henisch, 283. Bereuen. 1 Herzlich bereut ist oft genug gebüsst. Engl.: He that repents, either was, or is a fool. Lat.: Erranti medicina confessio. (Cicero.) (Philippi, I, 134.) 2 Weh' dem, der zu spät bereut. Berg. 1 An die Berge scheint die Sonne zuerst. - Simrock, 9591. 2 Als der Berg aufhörte den Margel zu geben, fand man Gold in ihm. (Russ.) 3 Auch auf einem kleinen Berge kann ein grosser Fluss entspringen. 4 Auf Bergen geht der Wind heftiger als im Thal. 5 Auf dem berge stehet der herr. - Henisch, 285. Er wacht und sorgt für alles. 6 Auf einem Berge sieht man mehr, als auf zehn Hügeln. 7 Auf hohen Bergen sind die Winde rauher als im Thale. 8 Auff jenseit dem berg findet man auch leüt. - Tappius, 11b. 9 Barg un Dal begegnen sick nich, äwest wol Minschenkinner. (Mecklenburg.) - Eichwald, 91; Mussäus, 121, 15; für Westfalen: Boebel, 144. Abrechnung wegen Beleidigungen und Rechtsverletzungen ist nie unmöglich. Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes. Holl.: Bergen en dalen ontmoeten elkander niet, maar menschen wel. 10 Barg un Dal ligget stille, Minschenkinner moitet1 seck, sagt Tostmann. (Hildesheim.) - Hoefer, 1077. 1) Ist "moitet seck" das plattdeutsche möten, sick moten = sich mässigen, beruhigen, zurückhalten? 11 Bearg un Dal ligget stille, Menskenkinner begiegnet sik wan'er1 wo. (Westf.) 1) Wann eher, wann, irgendeinmal. Engl.: Friends may meet, but mountains never greet. - Mountains do not come nearer to mountains, but men to men. Frz.: Deux montagnes ne se rencontrent jamais, mais les hommes se rencontrent. (Lendroy, 1024.) It.: Si riscontrano gli uomini, e non le montagne. Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Seybold, 400.) 12 Berg und Berg kommen nicht zusammen, aber Mensch und Mensch. (Neger in Surinam.) Gleich Grosse machen selten Gemeinschaft. Auch die Römer haben dies ausgesprochen. Lat.: Mons cum monte non miscetur. (Erasm., 855.) [Spaltenumbruch]
Beniesen. 1 Er hat's beniest, folglich muss es wahr sein. Wenn jemand eine unwahrscheinliche Sache erzählt und er selbst oder ein anderer dazu niest. Vielleicht daher, weil der Niesende eine solche Bewegung mit dem Kopfe macht, als wenn er Ja sagen wollte. *2 Ich beniesses, 's is woahr. – Gomolcke, 486; Robinson, 630. Benno. Wer auf Benno (16. Juni) baut, kriegt viel Flachs und Kraut. – Boebel, 30. Benüll. He hett so vel Benüll1 asn ole Koh. 1) Verstand. Benütt. * He is so benütt as en bunter Hund. Sehr freundlich. Bepissen. Dar schull man sick öwer bepissen. Bequem. 1 Wer sich will bequem machen, muss so gelenk sein wie ein Handschuh. 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Berchtold. * Einen zum Berchtold führen. – Eiselein, 68. D. h. zum Wein. Nach Stalder (Schweizerisches Idiotikon, I, 150 u. 156) hielt man auch in der Schweiz (Zürich, 16. Jahrhundert) am zweiten Tage des Jahres eine Schmauserei, den sogenannten Bechteli's oder Berchteli's-Tag, welches ein Ueberrest der Verehrung der Frau Perachta oder Berchta war. Berechnung. Zeitige (strenge) Berechnung erhält gute Freundschaft. Berechten. Mancher will viel berechten, so muss er's verrechten. Beredt. 1 Beredt sein ist eine herrliche Gabe, aber fromm sein ist besser. – Henisch, 282. 2 Der ist beredt, den man gern hört. 3 Wer nicht beredt wird von dem Wein, der muss ein rechter Lümmel sein. – Seybold, 186. *4 Er ist beredt wie ein Landvogt. (Schweiz.) Beregnen. *1 Dat is beräkent, as Peter Meyer sîn Hochtîd. (Ostfries.) *2 Er will weder beregnen, noch von der Sonne verbrennen. (Altgr.) Scheut alle Unbequemlichkeit. 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Bequem.
1 Wer sich will bequem machen, muss so gelenk sein wie ein Handschuh.
Das verstand jener Pfarrer, der bei einer evangelischen Gemeinde um das Predigeramt nachsuchte und dessen Bitte unter der Bedingung gewährt wurde, er solle das Abendmahl unter zweierlei Gestalt, Brot und Wein, reichen, worein er gern willigte, indem er sagte, er wolle noch mehr thun und ihnen das Sakrament unter dreierlei Gestalt geben, mit Brot, Wein und Käse dazu. Durch diese Bequemmachung wurde er der Gemeinde lieb und angenehm.
*2 Sich's bequem machen.
Frz.: Accommodez-vous, le pays est large. (Lendroy, 407.)
Bequemlichkeit.
Geit nix öwer de Bequemlikkeit, säd' de Bûr, da bünn he sick'n Hârtworm as Strumpband üm. (Hamburg.) – Hoefer, 139.
Berathdichgott.
Berathdichgott bricht keinem den Sack. – Brandt, Nsch., 48; Henisch, 281.
Berathen.
1 Berathe langsam und vollziehe schnell.
2 Beräth man's, so verräth man's.
3 Wer sich nur mit sich selbst berathet, weinet allein. – Winckler, XVI, 72.
4 Wo man dich berath, so helf dir Gott. – Henisch, 281.
Franck (I, 43b) hat: „Wa man dich berath, so helff mir got.“
Berauben.
Beraube den Armen nicht, ob er wol arm ist. – Agricola, II, 244.
Beraubter.
Einem beraubten ist's ein trost, wenn seine gesellen mit herhalten müssen. – Henisch, 281.
Beräuchern.
1 Wer sich nicht beräuchern will, muss sich nicht unter die Esse stellen.
*2 Man kann sich mehr beräuchern dabei, als wärmen.
Berauschter.
Dem Berauschten gib ein Mittagessen, aber kein Abendessen dem Halbberauschten. – Burckhardt, 466.
Es ist wahrscheinlich, dass der Berauschte am Abend wieder nüchtern werden wird. Der Halbberauschte aber wird während des Abendessens vollends betrunken werden und die Nacht über in diesem Zustande bleiben.
Berbera.
Wer Berbera besitzt, hat den Bart von Härrär in seiner Hand.
Dies Sprichwort will sagen, dass ein Kriegsschiff im Hafen von Berbera (Afrika) den nach Härrär gerichteten Karavanenverkehr beherrscht, also lähmen kann. (Vgl. Aus der fremde, Leipzig 1860, S. 260.)
Berchtold.
* Einen zum Berchtold führen. – Eiselein, 68.
D. h. zum Wein. Nach Stalder (Schweizerisches Idiotikon, I, 150 u. 156) hielt man auch in der Schweiz (Zürich, 16. Jahrhundert) am zweiten Tage des Jahres eine Schmauserei, den sogenannten Bechteli's oder Berchteli's-Tag, welches ein Ueberrest der Verehrung der Frau Perachta oder Berchta war.
Berechnung.
Zeitige (strenge) Berechnung erhält gute Freundschaft.
Berechten.
Mancher will viel berechten, so muss er's verrechten.
Beredt.
1 Beredt sein ist eine herrliche Gabe, aber fromm sein ist besser. – Henisch, 282.
2 Der ist beredt, den man gern hört.
3 Wer nicht beredt wird von dem Wein, der muss ein rechter Lümmel sein. – Seybold, 186.
*4 Er ist beredt wie ein Landvogt. (Schweiz.)
Beregnen.
*1 Dat is beräkent, as Peter Meyer sîn Hochtîd. (Ostfries.)
*2 Er will weder beregnen, noch von der Sonne verbrennen. (Altgr.)
Scheut alle Unbequemlichkeit. Von einem sehr verweichlichten und zur Arbeit wie Ertragung von Beschwerden untauglichen Menschen.
Bereichern.
Bereichere dich an dem, was du umsonst haben kannst, was etwas kostet, dem geh' aus dem Wege. – Burckhardt, 268.
Was man umsonst haben kann, ist stets annehmbar, daher verschmäht kein Morgenländer auch das kleinste Geschenk.
Bereit.
Der bereit, schlegt den vnbereitten. – Henisch, 283.
Bereiten.
1 Wer nicht viel zu bereiten hat, der darf nicht viel zu beschlagen haben. – Henisch, 283, 306.
2 Ich will jhn bereitten vnd so miltsam machen als einen Sperber, das fleisch auss den händen zu essen. – Henisch, 283.
Bereuen.
1 Herzlich bereut ist oft genug gebüsst.
Engl.: He that repents, either was, or is a fool.
Lat.: Erranti medicina confessio. (Cicero.) (Philippi, I, 134.)
2 Weh' dem, der zu spät bereut.
Berg.
1 An die Berge scheint die Sonne zuerst. – Simrock, 9591.
2 Als der Berg aufhörte den Margel zu geben, fand man Gold in ihm. (Russ.)
3 Auch auf einem kleinen Berge kann ein grosser Fluss entspringen.
4 Auf Bergen geht der Wind heftiger als im Thal.
5 Auf dem berge stehet der herr. – Henisch, 285.
Er wacht und sorgt für alles.
6 Auf einem Berge sieht man mehr, als auf zehn Hügeln.
7 Auf hohen Bergen sind die Winde rauher als im Thale.
8 Auff jenseit dem berg findet man auch leüt. – Tappius, 11b.
9 Barg un Dal begegnen sick nich, äwest wol Minschenkinner. (Mecklenburg.) – Eichwald, 91; Mussäus, 121, 15; für Westfalen: Boebel, 144.
Abrechnung wegen Beleidigungen und Rechtsverletzungen ist nie unmöglich.
Frz.: Deux hommes se rencontrent bien, mais jamais deux montagnes.
Holl.: Bergen en dalen ontmoeten elkander niet, maar menschen wel.
10 Bârg un Dâl ligget stille, Minschenkinner moitet1 seck, sagt Tostmann. (Hildesheim.) – Hoefer, 1077.
1) Ist „moitet seck“ das plattdeutsche möten, sick moten = sich mässigen, beruhigen, zurückhalten?
11 Bearg un Dal ligget stille, Menskenkinner begiegnet sik wan'er1 wo. (Westf.)
1) Wann eher, wann, irgendeinmal.
Engl.: Friends may meet, but mountains never greet. – Mountains do not come nearer to mountains, but men to men.
Frz.: Deux montagnes ne se rencontrent jamais, mais les hommes se rencontrent. (Lendroy, 1024.)
It.: Si riscontrano gli uomini, e non le montagne.
Lat.: Occurrunt homines, nequeunt occurrere montes. (Seybold, 400.)
12 Berg und Berg kommen nicht zusammen, aber Mensch und Mensch. (Neger in Surinam.)
Gleich Grosse machen selten Gemeinschaft. Auch die Römer haben dies ausgesprochen.
Lat.: Mons cum monte non miscetur. (Erasm., 855.)
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