Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
[Spaltenumbruch]
Baumstamm.

1 Der Baumstamm sitzt fest; man kann nicht in den Himmel steigen. (Lit.)

2 Nicht in jedem Baumstamm ist ein Bienennest.


Baumstill.

Bomstill swigen. - Eichwald, 151.


Baumstumpf.

1 Ein kleiner Baumstumpf wirft einen grossen Wagen um.

2 Wenn man einen Baumstumpf schmückt, so ist er auch schön. (Esthn.)

*3 Er ist unter Baumstumpfen aufgewachsen.

Ist roh, ohne Bildung.


Baumwolle.

1 Aus der besten Baumwolle wird, das glaube mir, ohne Spinnmaschine kein Kasimir.

Eine gute Verfassungsurkunde ohne die erforderlichen organischen Gesetze und den Bau guter Applicationsmaschinen (Behörden, welche sie ausführen) ist das hülfloseste Ding auf Erden.

*2 Baumwolle ist Königin.

Sprichwort der Baumwollenjunker in den Sklavenstaaten der nordamerikanischen Union, ein Königthum, das zur Zeit auf schwachen Füssen steht.

Engl.: Cotton is king.

*3 Er mag die Baumwolle aus den Ohren nehmen.


Baumwollenbaum.

Der Baumwollenbaum ist kein hohes Holz, er steht beim Hinterhause der Grossmutter. (S. Hollunder.)

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Prahle nicht mit deiner Herkunft, wir kennen sie; oder: Wir kennen von dir nur ganz gewöhnliche Reden, aber keine grossen Thaten.


Baumwollenmarkt.

Auf dem Baumwollenmarkt ist keine Oweische. - Burckhardt, 641.

Wenn jemand in seiner unmittelbaren Umgebung auch noch so angesehen ist, so verliert er sich doch unter dem Haufen auf dem grossen Schauplatze der Welt. - Oweische heisst man in Aegypten diejenigen Kinder, welche die Lieblinge ihrer Aeltern oder Bekannten sind. Sobald sie aber auf den Baumwollenmarkt kommen, was in Kairo jeden Morgen nach Sonnenaufgang geschieht, um das den Tag vorher gesponnene Garn zu verkaufen, verlieren sie sich unter der Menge, ohne von den Käufern bevorzugt zu werden.


Bausch.

* Etwas in Bausch und Bogen kaufen (verkaufen).

Alles in Masse, ohne Auswahl, Gutes und Schlechtes zusammen.


Bautzen.

Kommst du von Bautzen ungefangen und dann von Görlitz ungehangen und von der Zittau ungefreit, so magst wol sagen von guter Zeit. - Lausitzer Magazin, 1836, S. 16.

Dies Sprichwort gehört zu denen, welche theils frühere Zustände charakterisiren, theils den Neckereien Ausdruck geben, mit denen der Volkswitz gewisse Ortschaften aus irgendeinem Grunde durch die Hechel zieht. Und das thut nicht blos der deutsche Volkswitz, wir finden bei andern Völkern ähnliche Sprichwörter.

Engl.: Beccles for a puritan, Bungay for the poor, Halesworth for a drunkard, and Bilborough for a whore. (Bohn, II, 221.) - Deal, Dover and Harwich, the devil gave his daughter in marriage; and by a codicil of his will, he added Helveot and the Brill. (Bohn, II, 207.) - From Hell, Hull and Halifax deliver us. - Salisbury Plain is seldom without a thief or twain. (Bohn, II, 223.)

Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaren en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomee, I, 6.)


Bawel.

Lauter Bawel. - Tendlau, 584.

Ausschuss, schlechtes Zeug.


Beamte.

1 Beamte thun ein' Eid und halten ihn wie's Sonntagskleid.

Holl.: Alle landsbedienden hebben een' eed gedaan. (Harrebomee, I, 37.)

Lat.: Videant consules, ne quid detrimenti respublica capiat. (Wiegand, 937.)

2 Die Beampte haben die Schlüssel zu der Baurn Geld. - Lehmann, 13, 24.

3 Die Beamten sind Ratten, die der Fürsten Einkünfte fressen.

4 Es sind böse Beamte, die der Herren Einkünfte heimlich fressen.


[Spaltenumbruch]
Beämten.

Sei is so beämten1 äs ne Kluckhenne mit Einem Küken.

1) Geschäftig.


Beben.

*1 Er bebt wie Espenlaub.

*2 Hai beiewet as en Aespenläuf. (Iserlohn.) - Frommann, V, 57.


Becher.

1 Aus Einem Becher kann man nicht Essig und Honig zugleich trinken.

Indess scheint es doch Dinge und Lebensverhältnisse zu geben, welche zur Lösung dieser Aufgabe führen.

2 Aus einem leeren Becher vertrinkt man den Durst nicht.

3 Da man noch aus hölzernen Bechern trank, stand es wohl in der Welt.

4 Den Becher nimm mit Vorsicht zur Hand, denn Gott und Teufel sind darin gebannt.

5 Der Becher schützt den Wein.

6 Der Becher thut's nicht, wenn sauer Wein darin ist. - Parömiakon, 136.

7 Der erste Becher zieht den zweiten nach sich.

8 Drei Becher Weins treiben die bösen Geister aus, mit dem vierten trinkt man schon wieder Brüderschaft mit ihnen.

Asklepiades sagt: "Der erste Becher löscht den Durst, der zweite gibt Vergnügen, der dritte führt zu Trunkenheit, der vierte zu Wahnsinn." Da bei den alten Griechen und Römern drei und fünf für Glückszahlen galten, so hatten sie den Trinkspruch: Aut quinque bibe, aut tres, aut ne quatuor. (Wiegand, 932.) - Servatori tertium. (Erasm., 731.)

9 Ein goldner Becher macht sauern Wein nicht süss.

10 Einen solchen Becher, wie du für den Freund einschenkst, musst du selbst austrinken. (Russ.)

11 Es ertrinken mehr im Becher als in der Donau (im Rhein). - Simrock, 864.

12 Im Becher ertrinken mehr, denn im Meer. - Henisch, 227; Körte, 469; Müller, 43, 5; Guttenstein, 203; Volksbote, X, 36; altmärkisch bei Schwerin, 37; Simrock, 863. (S. Ertrinken.)

Die Zahl derer, welche zechend ihre Gesundheit zerrütten und ihr Leben verkürzen, ist grösser als die Zahl derer, die auf dem Meere verunglücken.

Frz.: Gourmandise a tue plus de gens qu'epee en guerre tranchante. - Le vin noie plus de gens que l'eau. (Cahier, 4371.)

It.: Piu n'occide la gola, che la spada.

Lat.: Plures occidit gula, quam gladius.

13 Ist der Becher offen, so decke die Hand darauf, fallt eine Snak darein, so war der Deckel ein Schelm. - Eiselein, 62.

14 Man hat schon den Becher des Trostes darüber getrunken. - Tendlau, 502.

Man hat sich über den Verlust längst getröstet.

15 Man kann es nicht jedem Becher ansehen, wie viel Gläser hineingehen.

16 Was nützt ein goldener Becher, wenn der Wein sauer ist.

17 Wer alle Becher leert, bekommt blaue Augen. - Bertram, 75.

18 Zwischen Becher und Gaum ist ein grosser Raum.

Cicero schreibt an den Attikus: "Viel kann sich ereignen, ehe der weit entfernte Attikus helfen kann. Inzwischen kann der Südwind im Mittelmeer viel Wellen über den Leidenden wälzen."

Frz.: Il arrive bien de choses entre le verre et la bouche.

Lat.: Multa in medio. (Cicero.) (Erasm., 326.) - Inter os et ossam. (Erasm., 416.)

19 Zwischen Becher und Glas hat viel Narrheit Gelass (Platz, Raum).

It.: Tra bicchieri e boccali vi sono piu pazzi che savii. (Pazzaglia, 262.)

20 Zwischen Becher und Mund wird manches kund.

Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Apollinaris.) (Wiegand, 811.)

*21 Aus demselben Becher trinken.

Dieselben Erfahrungen machen, von denselben Schicksalen betroffen werden. - Der Becher kommt in den Sprichwörtern der Alten häufig vor. Von jemand, der plötzlich ein anderer geworden, sagte man, er habe aus

[Spaltenumbruch]
Baumstamm.

1 Der Baumstamm sitzt fest; man kann nicht in den Himmel steigen. (Lit.)

2 Nicht in jedem Baumstamm ist ein Bienennest.


Baumstill.

Bomstill swigen.Eichwald, 151.


Baumstumpf.

1 Ein kleiner Baumstumpf wirft einen grossen Wagen um.

2 Wenn man einen Baumstumpf schmückt, so ist er auch schön. (Esthn.)

*3 Er ist unter Baumstumpfen aufgewachsen.

Ist roh, ohne Bildung.


Baumwolle.

1 Aus der besten Baumwolle wird, das glaube mir, ohne Spinnmaschine kein Kasimir.

Eine gute Verfassungsurkunde ohne die erforderlichen organischen Gesetze und den Bau guter Applicationsmaschinen (Behörden, welche sie ausführen) ist das hülfloseste Ding auf Erden.

*2 Baumwolle ist Königin.

Sprichwort der Baumwollenjunker in den Sklavenstaaten der nordamerikanischen Union, ein Königthum, das zur Zeit auf schwachen Füssen steht.

Engl.: Cotton is king.

*3 Er mag die Baumwolle aus den Ohren nehmen.


Baumwollenbaum.

Der Baumwollenbaum ist kein hohes Holz, er steht beim Hinterhause der Grossmutter. (S. Hollunder.)

Die Neger in Surinam, um zu sagen: Prahle nicht mit deiner Herkunft, wir kennen sie; oder: Wir kennen von dir nur ganz gewöhnliche Reden, aber keine grossen Thaten.


Baumwollenmarkt.

Auf dem Baumwollenmarkt ist keine Oweische.Burckhardt, 641.

Wenn jemand in seiner unmittelbaren Umgebung auch noch so angesehen ist, so verliert er sich doch unter dem Haufen auf dem grossen Schauplatze der Welt. – Oweische heisst man in Aegypten diejenigen Kinder, welche die Lieblinge ihrer Aeltern oder Bekannten sind. Sobald sie aber auf den Baumwollenmarkt kommen, was in Kairo jeden Morgen nach Sonnenaufgang geschieht, um das den Tag vorher gesponnene Garn zu verkaufen, verlieren sie sich unter der Menge, ohne von den Käufern bevorzugt zu werden.


Bausch.

* Etwas in Bausch und Bogen kaufen (verkaufen).

Alles in Masse, ohne Auswahl, Gutes und Schlechtes zusammen.


Bautzen.

Kommst du von Bautzen ungefangen und dann von Görlitz ungehangen und von der Zittau ungefreit, so magst wol sagen von guter Zeit.Lausitzer Magazin, 1836, S. 16.

Dies Sprichwort gehört zu denen, welche theils frühere Zustände charakterisiren, theils den Neckereien Ausdruck geben, mit denen der Volkswitz gewisse Ortschaften aus irgendeinem Grunde durch die Hechel zieht. Und das thut nicht blos der deutsche Volkswitz, wir finden bei andern Völkern ähnliche Sprichwörter.

Engl.: Beccles for a puritan, Bungay for the poor, Halesworth for a drunkard, and Bilborough for a whore. (Bohn, II, 221.) – Deal, Dover and Harwich, the devil gave his daughter in marriage; and by a codicil of his will, he added Helveot and the Brill. (Bohn, II, 207.) – From Hell, Hull and Halifax deliver us. – Salisbury Plain is seldom without a thief or twain. (Bohn, II, 223.)

Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaren en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, I, 6.)


Bawel.

Lauter Bawel.Tendlau, 584.

Ausschuss, schlechtes Zeug.


Beamte.

1 Beamte thun ein' Eid und halten ihn wie's Sonntagskleid.

Holl.: Alle landsbedienden hebben een' eed gedaan. (Harrebomée, I, 37.)

Lat.: Videant consules, ne quid detrimenti respublica capiat. (Wiegand, 937.)

2 Die Beampte haben die Schlüssel zu der Baurn Geld.Lehmann, 13, 24.

3 Die Beamten sind Ratten, die der Fürsten Einkünfte fressen.

4 Es sind böse Beamte, die der Herren Einkünfte heimlich fressen.


[Spaltenumbruch]
Beämten.

Sei is so beämten1 äs ne Kluckhenne mit Einem Küken.

1) Geschäftig.


Beben.

*1 Er bebt wie Espenlaub.

*2 Hai bîewet as en Aespenläuf. (Iserlohn.) – Frommann, V, 57.


Becher.

1 Aus Einem Becher kann man nicht Essig und Honig zugleich trinken.

Indess scheint es doch Dinge und Lebensverhältnisse zu geben, welche zur Lösung dieser Aufgabe führen.

2 Aus einem leeren Becher vertrinkt man den Durst nicht.

3 Da man noch aus hölzernen Bechern trank, stand es wohl in der Welt.

4 Den Becher nimm mit Vorsicht zur Hand, denn Gott und Teufel sind darin gebannt.

5 Der Becher schützt den Wein.

6 Der Becher thut's nicht, wenn sauer Wein darin ist.Parömiakon, 136.

7 Der erste Becher zieht den zweiten nach sich.

8 Drei Becher Weins treiben die bösen Geister aus, mit dem vierten trinkt man schon wieder Brüderschaft mit ihnen.

Asklepiades sagt: „Der erste Becher löscht den Durst, der zweite gibt Vergnügen, der dritte führt zu Trunkenheit, der vierte zu Wahnsinn.“ Da bei den alten Griechen und Römern drei und fünf für Glückszahlen galten, so hatten sie den Trinkspruch: Aut quinque bibe, aut tres, aut ne quatuor. (Wiegand, 932.) – Servatori tertium. (Erasm., 731.)

9 Ein goldner Becher macht sauern Wein nicht süss.

10 Einen solchen Becher, wie du für den Freund einschenkst, musst du selbst austrinken. (Russ.)

11 Es ertrinken mehr im Becher als in der Donau (im Rhein).Simrock, 864.

12 Im Becher ertrinken mehr, denn im Meer.Henisch, 227; Körte, 469; Müller, 43, 5; Guttenstein, 203; Volksbote, X, 36; altmärkisch bei Schwerin, 37; Simrock, 863. (S. Ertrinken.)

Die Zahl derer, welche zechend ihre Gesundheit zerrütten und ihr Leben verkürzen, ist grösser als die Zahl derer, die auf dem Meere verunglücken.

Frz.: Gourmandise a tué plus de gens qu'épée en guerre tranchante. – Le vin noie plus de gens que l'eau. (Cahier, 4371.)

It.: Piú n'occide la gola, che la spada.

Lat.: Plures occidit gula, quam gladius.

13 Ist der Becher offen, so decke die Hand darauf, fallt eine Snak darein, so war der Deckel ein Schelm.Eiselein, 62.

14 Man hat schon den Becher des Trostes darüber getrunken.Tendlau, 502.

Man hat sich über den Verlust längst getröstet.

15 Man kann es nicht jedem Becher ansehen, wie viel Gläser hineingehen.

16 Was nützt ein goldener Becher, wenn der Wein sauer ist.

17 Wer alle Becher leert, bekommt blaue Augen.Bertram, 75.

18 Zwischen Becher und Gaum ist ein grosser Raum.

Cicero schreibt an den Attikus: „Viel kann sich ereignen, ehe der weit entfernte Attikus helfen kann. Inzwischen kann der Südwind im Mittelmeer viel Wellen über den Leidenden wälzen.“

Frz.: Il arrive bien de choses entre le verre et la bouche.

Lat.: Multa in medio. (Cicero.) (Erasm., 326.) – Inter os et ossam. (Erasm., 416.)

19 Zwischen Becher und Glas hat viel Narrheit Gelass (Platz, Raum).

It.: Tra bicchieri e boccali vi sono più pazzi che savii. (Pazzaglia, 262.)

20 Zwischen Becher und Mund wird manches kund.

Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Apollinaris.) (Wiegand, 811.)

*21 Aus demselben Becher trinken.

Dieselben Erfahrungen machen, von denselben Schicksalen betroffen werden. – Der Becher kommt in den Sprichwörtern der Alten häufig vor. Von jemand, der plötzlich ein anderer geworden, sagte man, er habe aus

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0171" n="[143]"/>
        <cb n="285"/>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumstamm.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">1 Der Baumstamm sitzt fest; man kann nicht in den Himmel steigen.</hi> (<hi rendition="#i">Lit.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Nicht in jedem Baumstamm ist ein Bienennest.</hi> </p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumstill.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Bomstill swigen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eichwald, 151.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumstumpf.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Ein kleiner Baumstumpf wirft einen grossen Wagen um.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Wenn man einen Baumstumpf schmückt, so ist er auch schön.</hi> (<hi rendition="#i">Esthn.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er ist unter Baumstumpfen aufgewachsen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Ist roh, ohne Bildung.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumwolle.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus der besten Baumwolle wird, das glaube mir, ohne Spinnmaschine kein Kasimir.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Eine gute Verfassungsurkunde ohne die erforderlichen organischen Gesetze und den Bau guter Applicationsmaschinen (Behörden, welche sie ausführen) ist das hülfloseste Ding auf Erden.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*2 Baumwolle ist Königin.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Sprichwort der Baumwollenjunker in den Sklavenstaaten der nordamerikanischen Union, ein Königthum, das zur Zeit auf schwachen Füssen steht.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Cotton is king.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*3 Er mag die Baumwolle aus den Ohren nehmen.</hi> </p><lb/>
          <p/><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumwollenbaum.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Der Baumwollenbaum ist kein hohes Holz, er steht beim Hinterhause der Grossmutter. (S.  Hollunder.)</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Neger in Surinam, um zu sagen: Prahle nicht mit deiner Herkunft, wir kennen sie; oder: Wir kennen von dir nur ganz gewöhnliche Reden, aber keine grossen Thaten.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Baumwollenmarkt.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Auf dem Baumwollenmarkt ist keine Oweische.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Burckhardt, 641.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Wenn jemand in seiner unmittelbaren Umgebung auch noch so angesehen ist, so verliert er sich doch unter dem Haufen auf dem grossen Schauplatze der Welt. &#x2013; Oweische heisst man in Aegypten diejenigen Kinder, welche die Lieblinge ihrer Aeltern oder Bekannten sind. Sobald sie aber auf den Baumwollenmarkt kommen, was in Kairo jeden Morgen nach Sonnenaufgang geschieht, um das den Tag vorher gesponnene Garn zu verkaufen, verlieren sie sich unter der Menge, ohne von den Käufern bevorzugt zu werden.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bausch.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">* Etwas in Bausch und Bogen kaufen (verkaufen).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Alles in Masse, ohne Auswahl, Gutes und Schlechtes zusammen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bautzen.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Kommst du von Bautzen ungefangen und dann von Görlitz ungehangen und von der Zittau ungefreit, so magst wol sagen von guter Zeit.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lausitzer Magazin, 1836, S. 16.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Dies Sprichwort gehört zu denen, welche theils frühere Zustände charakterisiren, theils den Neckereien Ausdruck geben, mit denen der Volkswitz gewisse Ortschaften aus irgendeinem Grunde durch die Hechel zieht. Und das thut nicht blos der deutsche Volkswitz, wir finden bei andern Völkern ähnliche Sprichwörter.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Engl.</hi>: Beccles for a puritan, Bungay for the poor, Halesworth for a drunkard, and Bilborough for a whore. (<hi rendition="#i">Bohn, II, 221.</hi>) &#x2013; Deal, Dover and Harwich, the devil gave his daughter in marriage; and by a codicil of his will, he added Helveot and the Brill. (<hi rendition="#i">Bohn, II, 207.</hi>) &#x2013; From Hell, Hull and Halifax deliver us. &#x2013; Salisbury Plain is seldom without a thief or twain. (<hi rendition="#i">Bohn, II, 223.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaren en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 6.</hi>)</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Bawel.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">Lauter Bawel.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 584.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Ausschuss, schlechtes Zeug.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beamte.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Beamte thun ein' Eid und halten ihn wie's Sonntagskleid.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Holl.</hi>: Alle landsbedienden hebben een' eed gedaan. (<hi rendition="#i">Harrebomée, I, 37.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Videant consules, ne quid detrimenti respublica capiat. (<hi rendition="#i">Wiegand, 937.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">2 Die Beampte haben die Schlüssel zu der Baurn Geld.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Lehmann, 13, 24.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Die Beamten sind Ratten, die der Fürsten Einkünfte fressen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Es sind böse Beamte, die der Herren Einkünfte heimlich fressen.</hi> </p><lb/>
          <cb n="286"/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beämten.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">Sei is so beämten<hi rendition="#sup">1</hi> äs ne Kluckhenne mit Einem Küken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#sup">1</hi>) Geschäftig.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Beben.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*1 Er bebt wie Espenlaub.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">*2 Hai bîewet as en Aespenläuf.</hi> (<hi rendition="#i">Iserlohn.</hi>) &#x2013; <hi rendition="#i">Frommann, V, 57.</hi></p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Becher.</hi> </head><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">1 Aus Einem Becher kann man nicht Essig und Honig zugleich trinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Indess scheint es doch Dinge und Lebensverhältnisse zu geben, welche zur Lösung dieser Aufgabe führen.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">2 Aus einem leeren Becher vertrinkt man den Durst nicht.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">3 Da man noch aus hölzernen Bechern trank, stand es wohl in der Welt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">4 Den Becher nimm mit Vorsicht zur Hand, denn Gott und Teufel sind darin gebannt.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">5 Der Becher schützt den Wein.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">6 Der Becher thut's nicht, wenn sauer Wein darin ist.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Parömiakon, 136.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">7 Der erste Becher zieht den zweiten nach sich.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">8 Drei Becher Weins treiben die bösen Geister aus, mit dem vierten trinkt man schon wieder Brüderschaft mit ihnen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Asklepiades sagt: &#x201E;Der erste Becher löscht den Durst, der zweite gibt Vergnügen, der dritte führt zu Trunkenheit, der vierte zu Wahnsinn.&#x201C; Da bei den alten Griechen und Römern drei und fünf für Glückszahlen galten, so hatten sie den Trinkspruch: Aut quinque bibe, aut tres, aut ne quatuor. (<hi rendition="#i">Wiegand, 932.</hi>) &#x2013; Servatori tertium. (<hi rendition="#i">Erasm., 731.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">9 Ein goldner Becher macht sauern Wein nicht süss.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">10 Einen solchen Becher, wie du für den Freund einschenkst, musst du selbst austrinken.</hi> (<hi rendition="#i">Russ.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">11 Es ertrinken mehr im Becher als in der Donau (im Rhein).</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Simrock, 864.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">12 Im Becher ertrinken mehr, denn im Meer.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Henisch, 227; Körte, 469; Müller, 43, 5; Guttenstein, 203; Volksbote, X, 36;</hi> altmärkisch bei <hi rendition="#i">Schwerin, 37; Simrock, 863.</hi> (S.  Ertrinken.)</p><lb/>
          <p rendition="#et">Die Zahl derer, welche zechend ihre Gesundheit zerrütten und ihr Leben verkürzen, ist grösser als die Zahl derer, die auf dem Meere verunglücken.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Gourmandise a tué plus de gens qu'épée en guerre tranchante. &#x2013; Le vin noie plus de gens que l'eau. (<hi rendition="#i">Cahier, 4371.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Piú n'occide la gola, che la spada.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Plures occidit gula, quam gladius.</p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">13 Ist der Becher offen, so decke die Hand darauf, fallt eine Snak darein, so war der Deckel ein Schelm.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Eiselein, 62.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">14 Man hat schon den Becher des Trostes darüber getrunken.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Tendlau, 502.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et">Man hat sich über den Verlust längst getröstet.</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">15 Man kann es nicht jedem Becher ansehen, wie viel Gläser hineingehen.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">16 Was nützt ein goldener Becher, wenn der Wein sauer ist.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et"><hi rendition="#larger">17 Wer alle Becher leert, bekommt blaue Augen.</hi> &#x2013; <hi rendition="#i">Bertram, 75.</hi></p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">18 Zwischen Becher und Gaum ist ein grosser Raum.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Cicero schreibt an den Attikus: &#x201E;Viel kann sich ereignen, ehe der weit entfernte Attikus helfen kann. Inzwischen kann der Südwind im Mittelmeer viel Wellen über den Leidenden wälzen.&#x201C;</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Frz.</hi>: Il arrive bien de choses entre le verre et la bouche.</p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multa in medio. (<hi rendition="#i">Cicero.</hi>) (<hi rendition="#i">Erasm., 326.</hi>) &#x2013; Inter os et ossam. (<hi rendition="#i">Erasm., 416.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">19 Zwischen Becher und Glas hat viel Narrheit Gelass (Platz, Raum).</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">It.</hi>: Tra bicchieri e boccali vi sono più pazzi che savii. (<hi rendition="#i">Pazzaglia, 262.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">20 Zwischen Becher und Mund wird manches kund.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et2"><hi rendition="#i">Lat.</hi>: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (<hi rendition="#i">Apollinaris.</hi>) (<hi rendition="#i">Wiegand, 811.</hi>)</p><lb/>
          <p rendition="#et"> <hi rendition="#larger">*21 Aus demselben Becher trinken.</hi> </p><lb/>
          <p rendition="#et">Dieselben Erfahrungen machen, von denselben Schicksalen betroffen werden. &#x2013; Der Becher kommt in den Sprichwörtern der Alten häufig vor. Von jemand, der plötzlich ein anderer geworden, sagte man, er habe aus
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[143]/0171] Baumstamm. 1 Der Baumstamm sitzt fest; man kann nicht in den Himmel steigen. (Lit.) 2 Nicht in jedem Baumstamm ist ein Bienennest. Baumstill. Bomstill swigen. – Eichwald, 151. Baumstumpf. 1 Ein kleiner Baumstumpf wirft einen grossen Wagen um. 2 Wenn man einen Baumstumpf schmückt, so ist er auch schön. (Esthn.) *3 Er ist unter Baumstumpfen aufgewachsen. Ist roh, ohne Bildung. Baumwolle. 1 Aus der besten Baumwolle wird, das glaube mir, ohne Spinnmaschine kein Kasimir. Eine gute Verfassungsurkunde ohne die erforderlichen organischen Gesetze und den Bau guter Applicationsmaschinen (Behörden, welche sie ausführen) ist das hülfloseste Ding auf Erden. *2 Baumwolle ist Königin. Sprichwort der Baumwollenjunker in den Sklavenstaaten der nordamerikanischen Union, ein Königthum, das zur Zeit auf schwachen Füssen steht. Engl.: Cotton is king. *3 Er mag die Baumwolle aus den Ohren nehmen. Baumwollenbaum. Der Baumwollenbaum ist kein hohes Holz, er steht beim Hinterhause der Grossmutter. (S. Hollunder.) Die Neger in Surinam, um zu sagen: Prahle nicht mit deiner Herkunft, wir kennen sie; oder: Wir kennen von dir nur ganz gewöhnliche Reden, aber keine grossen Thaten. Baumwollenmarkt. Auf dem Baumwollenmarkt ist keine Oweische. – Burckhardt, 641. Wenn jemand in seiner unmittelbaren Umgebung auch noch so angesehen ist, so verliert er sich doch unter dem Haufen auf dem grossen Schauplatze der Welt. – Oweische heisst man in Aegypten diejenigen Kinder, welche die Lieblinge ihrer Aeltern oder Bekannten sind. Sobald sie aber auf den Baumwollenmarkt kommen, was in Kairo jeden Morgen nach Sonnenaufgang geschieht, um das den Tag vorher gesponnene Garn zu verkaufen, verlieren sie sich unter der Menge, ohne von den Käufern bevorzugt zu werden. Bausch. * Etwas in Bausch und Bogen kaufen (verkaufen). Alles in Masse, ohne Auswahl, Gutes und Schlechtes zusammen. Bautzen. Kommst du von Bautzen ungefangen und dann von Görlitz ungehangen und von der Zittau ungefreit, so magst wol sagen von guter Zeit. – Lausitzer Magazin, 1836, S. 16. Dies Sprichwort gehört zu denen, welche theils frühere Zustände charakterisiren, theils den Neckereien Ausdruck geben, mit denen der Volkswitz gewisse Ortschaften aus irgendeinem Grunde durch die Hechel zieht. Und das thut nicht blos der deutsche Volkswitz, wir finden bei andern Völkern ähnliche Sprichwörter. Engl.: Beccles for a puritan, Bungay for the poor, Halesworth for a drunkard, and Bilborough for a whore. (Bohn, II, 221.) – Deal, Dover and Harwich, the devil gave his daughter in marriage; and by a codicil of his will, he added Helveot and the Brill. (Bohn, II, 207.) – From Hell, Hull and Halifax deliver us. – Salisbury Plain is seldom without a thief or twain. (Bohn, II, 223.) Holl.: Is Lieshout zonder dieven, Beek zonder moordenaren en Aarle zonder hoeren, dan duurt de wereld niet lang meer. (Harrebomée, I, 6.) Bawel. Lauter Bawel. – Tendlau, 584. Ausschuss, schlechtes Zeug. Beamte. 1 Beamte thun ein' Eid und halten ihn wie's Sonntagskleid. Holl.: Alle landsbedienden hebben een' eed gedaan. (Harrebomée, I, 37.) Lat.: Videant consules, ne quid detrimenti respublica capiat. (Wiegand, 937.) 2 Die Beampte haben die Schlüssel zu der Baurn Geld. – Lehmann, 13, 24. 3 Die Beamten sind Ratten, die der Fürsten Einkünfte fressen. 4 Es sind böse Beamte, die der Herren Einkünfte heimlich fressen. Beämten. Sei is so beämten1 äs ne Kluckhenne mit Einem Küken. 1) Geschäftig. Beben. *1 Er bebt wie Espenlaub. *2 Hai bîewet as en Aespenläuf. (Iserlohn.) – Frommann, V, 57. Becher. 1 Aus Einem Becher kann man nicht Essig und Honig zugleich trinken. Indess scheint es doch Dinge und Lebensverhältnisse zu geben, welche zur Lösung dieser Aufgabe führen. 2 Aus einem leeren Becher vertrinkt man den Durst nicht. 3 Da man noch aus hölzernen Bechern trank, stand es wohl in der Welt. 4 Den Becher nimm mit Vorsicht zur Hand, denn Gott und Teufel sind darin gebannt. 5 Der Becher schützt den Wein. 6 Der Becher thut's nicht, wenn sauer Wein darin ist. – Parömiakon, 136. 7 Der erste Becher zieht den zweiten nach sich. 8 Drei Becher Weins treiben die bösen Geister aus, mit dem vierten trinkt man schon wieder Brüderschaft mit ihnen. Asklepiades sagt: „Der erste Becher löscht den Durst, der zweite gibt Vergnügen, der dritte führt zu Trunkenheit, der vierte zu Wahnsinn.“ Da bei den alten Griechen und Römern drei und fünf für Glückszahlen galten, so hatten sie den Trinkspruch: Aut quinque bibe, aut tres, aut ne quatuor. (Wiegand, 932.) – Servatori tertium. (Erasm., 731.) 9 Ein goldner Becher macht sauern Wein nicht süss. 10 Einen solchen Becher, wie du für den Freund einschenkst, musst du selbst austrinken. (Russ.) 11 Es ertrinken mehr im Becher als in der Donau (im Rhein). – Simrock, 864. 12 Im Becher ertrinken mehr, denn im Meer. – Henisch, 227; Körte, 469; Müller, 43, 5; Guttenstein, 203; Volksbote, X, 36; altmärkisch bei Schwerin, 37; Simrock, 863. (S. Ertrinken.) Die Zahl derer, welche zechend ihre Gesundheit zerrütten und ihr Leben verkürzen, ist grösser als die Zahl derer, die auf dem Meere verunglücken. Frz.: Gourmandise a tué plus de gens qu'épée en guerre tranchante. – Le vin noie plus de gens que l'eau. (Cahier, 4371.) It.: Piú n'occide la gola, che la spada. Lat.: Plures occidit gula, quam gladius. 13 Ist der Becher offen, so decke die Hand darauf, fallt eine Snak darein, so war der Deckel ein Schelm. – Eiselein, 62. 14 Man hat schon den Becher des Trostes darüber getrunken. – Tendlau, 502. Man hat sich über den Verlust längst getröstet. 15 Man kann es nicht jedem Becher ansehen, wie viel Gläser hineingehen. 16 Was nützt ein goldener Becher, wenn der Wein sauer ist. 17 Wer alle Becher leert, bekommt blaue Augen. – Bertram, 75. 18 Zwischen Becher und Gaum ist ein grosser Raum. Cicero schreibt an den Attikus: „Viel kann sich ereignen, ehe der weit entfernte Attikus helfen kann. Inzwischen kann der Südwind im Mittelmeer viel Wellen über den Leidenden wälzen.“ Frz.: Il arrive bien de choses entre le verre et la bouche. Lat.: Multa in medio. (Cicero.) (Erasm., 326.) – Inter os et ossam. (Erasm., 416.) 19 Zwischen Becher und Glas hat viel Narrheit Gelass (Platz, Raum). It.: Tra bicchieri e boccali vi sono più pazzi che savii. (Pazzaglia, 262.) 20 Zwischen Becher und Mund wird manches kund. Lat.: Multa cadunt inter calicem supremaque labra. (Apollinaris.) (Wiegand, 811.) *21 Aus demselben Becher trinken. Dieselben Erfahrungen machen, von denselben Schicksalen betroffen werden. – Der Becher kommt in den Sprichwörtern der Alten häufig vor. Von jemand, der plötzlich ein anderer geworden, sagte man, er habe aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-18T08:54:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-18T08:54:38Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein

Verzeichnisse im Vorspann wurden nicht transkribiert. Errata aus den Berichtigungen im Nachspann wurden stillschweigend integriert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/171
Zitationshilfe: Wander, Karl Friedrich Wilhelm (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Bd. 1. Leipzig, 1867, S. [143]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wander_sprichwoerterlexikon01_1867/171>, abgerufen am 22.12.2024.