Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669.chen: Komm nur herab/ du bist noch kein Hirte/ sondern noch ein Schaaf. 1. Predigen ist ein GOttes Werck/ und mögen/ sonderlich junge Leute/ ihnen nicht allzuviel zutrauen/ sondern zuvor fleißig auff die Predigten studieren. 2. Was vornehme Theologi thun/ darff nicht stracks ein jedweder Pfarrer auffn Dorffe nachthun. Denn es würde sich gar übel schicken/ wenn ein Zunger Student in der Predigt erwas stockte/ und der Pfarrer auff dem Lande/ zumaln wenn er auch nicht viel vergessen hätte/ wolte ihn gleich heissen von dem Predigtstuel steigen. 135. Mutter/ Tochter und Eydam sind alle loser Haar. EIn junger unverehlichter Mann hatte ein Mädgen von gleichen Alter geheyrathet / weil er nun lediger Weise viel Stürtzen zerbrochen/ meynte er/ möchte wieder bezahlt werden/ wann er in Ehestand käme. Als er nun die erste Nacht zu seiner Liebsten ins Bette kam/ sprach er schertze weise gegen sie: Schatz/ ich habe eine Tochter/ sie ist nun übers Jahr/ die hab ich sehr lieb/ als ist mein Will/ daß ihr sie gleichfalls lieb und werth haltet. Darauff gab sie zur Antwort: Vnd chen: Komm nur herab/ du bist noch kein Hirte/ sondern noch ein Schaaf. 1. Predigen ist ein GOttes Werck/ und mögen/ sonderlich junge Leute/ ihnen nicht allzuviel zutrauen/ sondern zuvor fleißig auff die Predigten studieren. 2. Was vornehme Theologi thun/ darff nicht stracks ein jedweder Pfarrer auffn Dorffe nachthun. Denn es würde sich gar übel schicken/ wenn ein Zunger Student in der Predigt erwas stockte/ und der Pfarrer auff dem Lande/ zumaln wenn er auch nicht viel vergessen hätte/ wolte ihn gleich heissen von dem Predigtstuel steigen. 135. Mutter/ Tochter und Eydam sind alle loser Haar. EIn junger unverehlichter Mann hatte ein Mädgen von gleichen Alter geheyrathet / weil er nun lediger Weise viel Stürtzen zerbrochen/ meynte er/ möchte wieder bezahlt werden/ wann er in Ehestand käme. Als er nun die erste Nacht zu seiner Liebsten ins Bette kam/ sprach er schertze weise gegen sie: Schatz/ ich habe eine Tochter/ sie ist nun übers Jahr/ die hab ich sehr lieb/ als ist mein Will/ daß ihr sie gleichfalls lieb und werth haltet. Darauff gab sie zur Antwort: Vnd <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0315" n="295"/> chen: Komm nur herab/ du bist noch kein Hirte/ sondern noch ein Schaaf.</p> <p>1. Predigen ist ein GOttes Werck/ und mögen/ sonderlich junge Leute/ ihnen nicht allzuviel zutrauen/ sondern zuvor fleißig auff die Predigten studieren.</p> <p>2. Was vornehme Theologi thun/ darff nicht stracks ein jedweder Pfarrer auffn Dorffe nachthun. Denn es würde sich gar übel schicken/ wenn ein Zunger Student in der Predigt erwas stockte/ und der Pfarrer auff dem Lande/ zumaln wenn er auch nicht viel vergessen hätte/ wolte ihn gleich heissen von dem Predigtstuel steigen.</p> </div> <div> <head>135.</head> <argument> <p>Mutter/ Tochter und Eydam sind alle loser Haar.</p> </argument> <p>EIn junger unverehlichter Mann hatte ein Mädgen von gleichen Alter geheyrathet / weil er nun lediger Weise viel Stürtzen zerbrochen/ meynte er/ möchte wieder bezahlt werden/ wann er in Ehestand käme. Als er nun die erste Nacht zu seiner Liebsten ins Bette kam/ sprach er schertze weise gegen sie: Schatz/ ich habe eine Tochter/ sie ist nun übers Jahr/ die hab ich sehr lieb/ als ist mein Will/ daß ihr sie gleichfalls lieb und werth haltet. Darauff gab sie zur Antwort: Vnd </p> </div> </body> </text> </TEI> [295/0315]
chen: Komm nur herab/ du bist noch kein Hirte/ sondern noch ein Schaaf.
1. Predigen ist ein GOttes Werck/ und mögen/ sonderlich junge Leute/ ihnen nicht allzuviel zutrauen/ sondern zuvor fleißig auff die Predigten studieren.
2. Was vornehme Theologi thun/ darff nicht stracks ein jedweder Pfarrer auffn Dorffe nachthun. Denn es würde sich gar übel schicken/ wenn ein Zunger Student in der Predigt erwas stockte/ und der Pfarrer auff dem Lande/ zumaln wenn er auch nicht viel vergessen hätte/ wolte ihn gleich heissen von dem Predigtstuel steigen.
135. Mutter/ Tochter und Eydam sind alle loser Haar.
EIn junger unverehlichter Mann hatte ein Mädgen von gleichen Alter geheyrathet / weil er nun lediger Weise viel Stürtzen zerbrochen/ meynte er/ möchte wieder bezahlt werden/ wann er in Ehestand käme. Als er nun die erste Nacht zu seiner Liebsten ins Bette kam/ sprach er schertze weise gegen sie: Schatz/ ich habe eine Tochter/ sie ist nun übers Jahr/ die hab ich sehr lieb/ als ist mein Will/ daß ihr sie gleichfalls lieb und werth haltet. Darauff gab sie zur Antwort: Vnd
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Zitationshilfe: | Walther, Johann: Tempe Historica [...] Lust- und Schauplatz [...] anmuthiger und wolrichender Blumen. Jena, 1669, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/walther_tempe_1669/315>, abgerufen am 01.03.2025. |