Wagner, Richard: Das Kunstwerk der Zukunft. Leipzig, 1850.3. Tanzkunst. Die realste aller Kunstarten ist die Tanzkunst. Ihr Frei wird das Kunstwerk erst, indem es sich unmittel¬ 3*
3. Tanzkunſt. Die realſte aller Kunſtarten iſt die Tanzkunſt. Ihr Frei wird das Kunſtwerk erſt, indem es ſich unmittel¬ 3*
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3.
Tanzkunſt.
Die realſte aller Kunſtarten iſt die Tanzkunſt. Ihr
künſtleriſcher Stoff iſt der wirkliche leibliche Menſch, und
zwar nicht ein Theil desſelben, ſondern der ganze, von der
Fußſohle bis zum Scheitel, wie er dem Auge ſich darſtellt.
Sie ſchließt daher in ſich die Bedingungen für die Kund¬
gebung aller übrigen Kunſtarten ein: der ſingende und
ſprechende Menſch muß nothwendig leiblicher Menſch ſein;
durch ſeine äußere Geſtalt, durch das Gebahren ſeiner
Glieder gelangt der innere, ſingende und ſprechende Menſch,
zur Anſchauung; Ton- und Dichtkunſt werden in der Tanz¬
kunſt (Mimik) dem vollkommenen kunſtempfänglichen Men¬
ſchen, dem nicht nur hörenden, ſondern auch ſehenden, erſt
verſtändlich.
Frei wird das Kunſtwerk erſt, indem es ſich unmittel¬
bar den entſprechenden Sinnen kundgiebt, wenn in ſeiner
Mittheilung an dieſe Sinne, der Künſtler des ſichren Ver¬
ſtändniſſes des von ihm Mitgetheilten ſich bewußt wird.
Der höchſte, mittheilungswertheſte Gegenſtand der Kunſt
iſt der Menſch; zu vollkommen bewußter eigener Beruhi¬
gung theilt ſich der Menſch endlich nur durch ſeine leibliche
Geſtalt dem ihr entſprechenden Sinne, dem Auge, mit.
Ohne Mittheilung an das Auge bleibt alle Kunſt unbefrie¬
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