Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite
Odüßee.
Vierzehnter Gesang
.


Aber Odüßeus ging den rauhen Pfad von dem Hafen
Ueber die waldbewachsnen Gebirge, hin wo Athänä
Ihm den treflichen Hirten bezeichnete, welcher am treusten
Haushielt unter den Knechten des göttergleichen Odüßeus.

Sizend fand er ihn jezt an der Schwelle des Hauses, im Hofe, 5
Welcher hoch, auf weitumschauendem Hügel, gebaut war,
Schön und ringsumgehbar und groß. Ihn hatte der Sauhirt
Selber den Schweinen erbaut, indeß sein König entfernt war,
Ohne Pänelopeia, und ohne den alten Laertäs,
Von gesammelten Steinen, und oben mit Dornen umflochten. 10
Draußen hatt' er Pfähle von allen Seiten in Menge
Dicht an einander gepflanzt, vom Kern der gespaltenen Eiche.
Innerhalb des Gehegs hatt' er zwölf Köfen bereitet,
Einen nahe dem andern, zum nächtlichen Lager der Schweine.
Funfzig lagen in jedem der erdaufwühlenden Schweine, 15
Alle gebärende Mütter; und draußen schliefen die Eber,
Weit geringer an Zahl: denn schmausend verminderten diese
Täglich die göttlichen Freier, es sandte jenen der Sauhirt
Immer die beßten zum Schmause von allen gemästeten Ebern;
Und der übrigen Zahl war nur dreihundert und sechzig. 20
Auch vier große Hunde, wie reißende Thiere, bewachten
Stets den Hof; sie erzog der männerbeherschende Sauhirt.

Oduͤßee.
Vierzehnter Geſang
.


Aber Oduͤßeus ging den rauhen Pfad von dem Hafen
Ueber die waldbewachsnen Gebirge, hin wo Athaͤnaͤ
Ihm den treflichen Hirten bezeichnete, welcher am treuſten
Haushielt unter den Knechten des goͤttergleichen Oduͤßeus.

Sizend fand er ihn jezt an der Schwelle des Hauſes, im Hofe, 5
Welcher hoch, auf weitumſchauendem Huͤgel, gebaut war,
Schoͤn und ringsumgehbar und groß. Ihn hatte der Sauhirt
Selber den Schweinen erbaut, indeß ſein Koͤnig entfernt war,
Ohne Paͤnelopeia, und ohne den alten Laertaͤs,
Von geſammelten Steinen, und oben mit Dornen umflochten. 10
Draußen hatt' er Pfaͤhle von allen Seiten in Menge
Dicht an einander gepflanzt, vom Kern der geſpaltenen Eiche.
Innerhalb des Gehegs hatt' er zwoͤlf Koͤfen bereitet,
Einen nahe dem andern, zum naͤchtlichen Lager der Schweine.
Funfzig lagen in jedem der erdaufwuͤhlenden Schweine, 15
Alle gebaͤrende Muͤtter; und draußen ſchliefen die Eber,
Weit geringer an Zahl: denn ſchmauſend verminderten dieſe
Taͤglich die goͤttlichen Freier, es ſandte jenen der Sauhirt
Immer die beßten zum Schmauſe von allen gemaͤſteten Ebern;
Und der uͤbrigen Zahl war nur dreihundert und ſechzig. 20
Auch vier große Hunde, wie reißende Thiere, bewachten
Stets den Hof; ſie erzog der maͤnnerbeherſchende Sauhirt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0269" n="263"/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#g">Odu&#x0364;ßee.<lb/>
Vierzehnter Ge&#x017F;ang</hi>.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p><hi rendition="#in">A</hi>ber Odu&#x0364;ßeus ging den rauhen Pfad von dem Hafen<lb/><hi rendition="#et">Ueber die waldbewachsnen Gebirge, hin wo Atha&#x0364;na&#x0364;</hi><lb/>
Ihm den treflichen Hirten bezeichnete, welcher am treu&#x017F;ten<lb/>
Haushielt unter den Knechten des go&#x0364;ttergleichen Odu&#x0364;ßeus.</p><lb/>
        <p>Sizend fand er ihn jezt an der Schwelle des Hau&#x017F;es, im Hofe, <note place="right">5</note><lb/>
Welcher hoch, auf weitum&#x017F;chauendem Hu&#x0364;gel, gebaut war,<lb/>
Scho&#x0364;n und ringsumgehbar und groß. Ihn hatte der Sauhirt<lb/>
Selber den Schweinen erbaut, indeß &#x017F;ein Ko&#x0364;nig entfernt war,<lb/>
Ohne Pa&#x0364;nelopeia, und ohne den alten Laerta&#x0364;s,<lb/>
Von ge&#x017F;ammelten Steinen, und oben mit Dornen umflochten. <note place="right">10</note><lb/>
Draußen hatt' er Pfa&#x0364;hle von allen Seiten in Menge<lb/>
Dicht an einander gepflanzt, vom Kern der ge&#x017F;paltenen Eiche.<lb/>
Innerhalb des Gehegs hatt' er zwo&#x0364;lf Ko&#x0364;fen bereitet,<lb/>
Einen nahe dem andern, zum na&#x0364;chtlichen Lager der Schweine.<lb/>
Funfzig lagen in jedem der erdaufwu&#x0364;hlenden Schweine, <note place="right">15</note><lb/>
Alle geba&#x0364;rende Mu&#x0364;tter; und draußen &#x017F;chliefen die Eber,<lb/>
Weit geringer an Zahl: denn &#x017F;chmau&#x017F;end verminderten die&#x017F;e<lb/>
Ta&#x0364;glich die go&#x0364;ttlichen Freier, es &#x017F;andte jenen der Sauhirt<lb/>
Immer die beßten zum Schmau&#x017F;e von allen gema&#x0364;&#x017F;teten Ebern;<lb/>
Und der u&#x0364;brigen Zahl war nur dreihundert und &#x017F;echzig. <note place="right">20</note><lb/>
Auch vier große Hunde, wie reißende Thiere, bewachten<lb/>
Stets den Hof; &#x017F;ie erzog der ma&#x0364;nnerbeher&#x017F;chende Sauhirt.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0269] Oduͤßee. Vierzehnter Geſang. Aber Oduͤßeus ging den rauhen Pfad von dem Hafen Ueber die waldbewachsnen Gebirge, hin wo Athaͤnaͤ Ihm den treflichen Hirten bezeichnete, welcher am treuſten Haushielt unter den Knechten des goͤttergleichen Oduͤßeus. Sizend fand er ihn jezt an der Schwelle des Hauſes, im Hofe, Welcher hoch, auf weitumſchauendem Huͤgel, gebaut war, Schoͤn und ringsumgehbar und groß. Ihn hatte der Sauhirt Selber den Schweinen erbaut, indeß ſein Koͤnig entfernt war, Ohne Paͤnelopeia, und ohne den alten Laertaͤs, Von geſammelten Steinen, und oben mit Dornen umflochten. Draußen hatt' er Pfaͤhle von allen Seiten in Menge Dicht an einander gepflanzt, vom Kern der geſpaltenen Eiche. Innerhalb des Gehegs hatt' er zwoͤlf Koͤfen bereitet, Einen nahe dem andern, zum naͤchtlichen Lager der Schweine. Funfzig lagen in jedem der erdaufwuͤhlenden Schweine, Alle gebaͤrende Muͤtter; und draußen ſchliefen die Eber, Weit geringer an Zahl: denn ſchmauſend verminderten dieſe Taͤglich die goͤttlichen Freier, es ſandte jenen der Sauhirt Immer die beßten zum Schmauſe von allen gemaͤſteten Ebern; Und der uͤbrigen Zahl war nur dreihundert und ſechzig. Auch vier große Hunde, wie reißende Thiere, bewachten Stets den Hof; ſie erzog der maͤnnerbeherſchende Sauhirt. 5 10 15 20

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/269
Zitationshilfe: Homerus: Odüssee übersezt von Johann Heinrich Voß. Hamburg, 1781, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_oduessee_1781/269>, abgerufen am 30.12.2024.