Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.Erde; ferner Sonne und Mond als zeugende und empfangende Kraft im vierten Grade. Osiris und Isis (s. dd.) sind die angebeteten Beherrscher des Reichs; allein die Mensch gewordenen Götter sind allen Gebrechen, allen Unbilden der Menschennatur ausgesetzt, darum haben sie auch von dem bösen Typhon viel zu dulden, unterliegen ihm eine Zeit lang, besiegen ihn aber endlich vollständig. In dem Stiere Apis (s. d.) wird der Entwilderer der Menschheit, der Lehrer des Ackerbaues, in dem Bock Mendes der Ernährer, der Hüter des Viehes, im Crocodil der gefährliche Feind des Fischers, im Ichneumon der Vertilger dieses Feindes, in der Schlange die Feindin der Reisfelder, in dem Ibis der wohlthätige Vogel, welcher die junge Brut dieses bösen Wesens verzehrt etc. etc. angebetet; vor allen aber ist der Nil ein Gegenstand der höchsten Verehrung. - Wie die alten Traditionen fast aller Völker, sprechen auch die der Aegypter von einem frühesten Unschuldszustand. Allein die menschliche Natur war nicht rein genug, um den Lockungen des Sinnenreiches zu widerstehen; die Begierde zog sie in die tieferen Sphären des Irdischen, und zur Strafe wurden sie in irdische Körper eingeschlossen, um durch einen Jahrtausende dauernden Kampf mit den Uebeln der Materie sich wieder zu reinigen, bis wohin sie in der Körperwelt, und den Gesetzen derselben vollkommen unterworfen, von Geschöpf zu Geschöpf wandern, um endlich, durch solch eine Prüfung geheiligt, reif zu werden zur Wiederkehr in den Himmel. Muthmasslich war indessen dieser Glaube an Seelenwanderung bloss Eigenthum der Priesterkaste, denn sonst bliebe der Widerspruch zwischen einem solchen Volksglauben und der allgemein herrschenden Sitte der Einbalsamirung der Todten unerklärbar, durch welche die Aegypter offenbar die Fortdauer des menschlichen Individuums als gebunden an die Fortdauer der körperlichen Hülle bezeichneten. Die einbalsamirten Leichname, Mumien, wurden theils in grossen Begräbniss-Grüften beigesetzt, theils von den Angehörigen im eigenen Hause verwahrt, ja sogar bei Gastmählern ausdrücklich zu dem Zwecke herbeigebracht, um die Gäste fröhlich zu stimmen, worin der Glaube sich ausspricht, dass die Gewissheit, auf solche Weise unaufhörlich fortzudauern, der grösste Trost gegen alle Uebel sei. - Das Leben der jetzt bestehenden Welt dauert, nach der Mythologie der Aegypter, ein grosses Jahr - eine astronomische Periode von 36,525 gewöhnlichen Sonnenjahren. Ein ungeheurer Brand verzehrt dann das Vorhandene; eine neue, verjüngte Welt geht aus der Asche der zertrümmerten hervor. Ihr Kalender war genau ausgebildet, die Jahreslänge von 365 1/4 Tagen hatten die Aegypter gefunden, und sie führte zu der sogenannten Sothis-Periode von 1461 Jahren, nach welcher der Sirius (bei den Aegyptern Sothis) wieder am ersten Tage des Jahres vor der Sonne aufging. Auch die Periode von 25 Jahren, nach welcher Neu- und Vollmonde wieder auf dieselben Tage des Jahres fallen, war ihnen bekannt. Planeten zählten sie sieben, nämlich Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Mercur, Mond. Diese Planeten waren die Beherrscher der Tagesstunden, so dass der erste den ganzen Tag, die folgenden aber immer eine Stunde nach der andern regierten. So haben nun denn schon hier unsere sieben Wochentage vom Sonnabend angefangen, wie sie in Griechenland, Rom, und von da aus in ganz Europa noch jetz genannt werden. - Die Priester-Kaste, deren Geschäft es war, alle Beobachtungen zu machen, aufzubewahren und in Denkmälern auf die Nachwelt zu bringen, setzte ihre Erfindungen und die Erfinder, oder die Heroen jener Zeit, die Wohlthäter der Menschheit, in Sterngruppen an den Himmel - so bevölkerte derselbe sich bald mit Menschen und Thieren, welche letzteren zu Symbolen der Götter umgeformt wurden, bis endlich die Götter selbst in Thiergestalt erschienen; auf Holz und Stein, auf Papyrus und Pergament wurden nun diese Thiergestalten mit anderen Zeichen, Attributen, oder ihre Eigenschaften näher bestimmenden Gegenständen gezeichnet, und es entwickelte sich aus diesen Göttervorstellungen eine Thierschrift, eine Hieroglyphenschrift: Hermes oder Thot (Thaut), d. h. die Priestercorporation, hatte sie den Menschen überliefert. Wie früh die Bewohner A.s übrigens diese ersten Schritte schon gemacht haben, so scheinen sie doch stehen geblieben zu sein, wie die Chinesen; das einmal Bestehende war ihnen unantastbar, und höchstens konnte es eine etwas veränderte Einkleidung erhalten: eine Erscheinung, wie sie uns bei allen morgenländischen Nationen noch bis auf den heutigen Tag entgegentritt. Aegyptische Tage, Unglückstage, an welchen kein Aegypter irgend etwas Bedeutendes unternahm. Aegyptus (Gr. M.), Sohn des Belus (s. d.) und der Anchinoe oder Anchiroe. Belus hatte vier Söhne, zwei waren Zwillinge, Danaus und Aegyptus: die beiden andern sind zweifelhaft, Cepheus und Phineus. Dem Danaus übergab der Vater Libyen, dem A. trug er die Eroberung von Arabien auf, statt dessen er sich aber Aegypten, das Land der Melampoden, eroberte und es von da an beherrschte; allein auch Libyen wollte er haben, und stellte seinem Bruder Danaus und dessen fünfzig Töchtern nach dem Leben. Doch dieser, durch einen Orakelspruch gewarnt, floh aus dem Lande, ging nach Argos und beherrschte dieses, bis seines Bruders fünfzig Söhne auf Befehl ihres Vaters ihn auch dahin verfolgten und in Argos belagerten. Nun versprach er ihnen, wenn sie vom Kampf ablassen wollten, seine Töchter zu Frauen, und als sie darauf eingingen, gab er seinen Töchtern den Befehl, ihre Gatten in der Brautnacht zu ermorden, welches alle thaten, bis auf Hypermnestra (s. d.). - Pausanius, welcher die Gegend von Argos besuchte, sah daselbst noch das Grabmal der Erschlagenen in der Nähe der Acropolis. Agyrtes (Kleinas. u. gr. M.), 1) Priester der Cybele, welche auf den Strassen umherliefen, durch Rufen den Pöbel um sich versammelten, ihm unzüchtige Lieder vorsangen und ihn dadurch für den Tempel beizusteuern vermochten. Sie wurden zugleich für Wahrsager gehalten, gaben auf offener Strasse Orakel, und brachten so die eigentlichen Orakel in Abnahme. - 2) A., einer der zu des Phineus Partei gehörigen Streiter auf der Hochzeit des Perseus; er war als Vatermörder verrufen, und liess bei jenem Kampfe das Leben. Ahalya (Ind. M.), Tochter des Brama von blendender Schönheit, dass der Sonnengott Indra sich in sie verliebte, und in Gestalt ihres Gatten, Gautama, eines Priesters, ihre Gunst erlangte. Der betrogene Gatte entdeckte seine Schmach und verwünschte den Gott zu einer eigenthümlichen Strafe; über seinen ganzen Körper wuchsen ihm nämlich tausend Phalli hervor. Sein Flehen um Schonung erweichte den Priester wieder; die Phalli fielen ab, und statt deren erhielt der Gott eben so viele Augen, daher sein Baname Sahasrakscha, "der Tausendäugige." Aham (Ind. M.), das Grundprincip der Erkenntniss, das Ich. Sobald ein Wesen zu sich selbst Ich sagen kann, so setzt es sich als seiend, und vermag nunmehr wirkend und schaffend aufzutreten. Alles Materielle und Geistige war vor der Schöpfung in dem formlosen, über das Weltall verbreiteten, Leben und Tod, Erschaffung und Vernichtung in sich tragenden Haranguesbehad vorhanden. Als dieses Urprincip der schaffenden Kräfte sich selbst erkannte, sagte es A. zu sich, und nun ward es thätig nach Aussen, schöpferisch wirksam. Aharaigichi, das höchste Wesen bei den Abiponern, das sie auch Keebet oder Groaperikie (Grossvater) nennen, und sowohl für ihren Schöpfer als den des feindlichen weissen Volkes, der Spanier, halten; doch sie sind dessen Lieblingssöhne, denn Jenen hat er nur schöne Kleider, Silber und Gold gegeben, den Abiponern aber Muth, Unerschrockenheit, Stärke. Die Plejaden sind ihnen sein Sinnbild, sie halten ihn für krank, wenn jene verschwinden, und feiern mit Gesang und kriegerischen Tänzen deren Wiedererscheinen, oder des Gottes Genesung. Sie haben nicht Priester, wohl aber Zauberinnen, welche bei diesem Feste in hohem Ansehen sind und andere Frauen zu ihrem Gewerbe einweihen. Ahastara (Ind. M.), Beiname der Sonne: "die den Tag Heranführende." Ahavanya (Ind. M.), das Opferfeuer, welches die Indier anbeten, ohne Feueranbeter sein zu wollen. Ahermann (Orient. M.), ein Berg nördlich von Persien, im Lande Turan (Land des Bösen, im Gegensatz von Iran). Von dort aus regiert Ahriman die Dämonen der Welt; es ist sein Thron und sein Palast. Ahkat ein Theil der arabischen Wüste, welcher nach der Fabellehre von einem Riesenvolke bewohnt wurde, das die Sündfluth ausrottete. Ahriman (Pers. M.), das böse Princip nach Zerdusts oder Zoroasters Religionssystem. Der ewige, alleinige Erde; ferner Sonne und Mond als zeugende und empfangende Kraft im vierten Grade. Osiris und Isis (s. dd.) sind die angebeteten Beherrscher des Reichs; allein die Mensch gewordenen Götter sind allen Gebrechen, allen Unbilden der Menschennatur ausgesetzt, darum haben sie auch von dem bösen Typhon viel zu dulden, unterliegen ihm eine Zeit lang, besiegen ihn aber endlich vollständig. In dem Stiere Apis (s. d.) wird der Entwilderer der Menschheit, der Lehrer des Ackerbaues, in dem Bock Mendes der Ernährer, der Hüter des Viehes, im Crocodil der gefährliche Feind des Fischers, im Ichneumon der Vertilger dieses Feindes, in der Schlange die Feindin der Reisfelder, in dem Ibis der wohlthätige Vogel, welcher die junge Brut dieses bösen Wesens verzehrt etc. etc. angebetet; vor allen aber ist der Nil ein Gegenstand der höchsten Verehrung. – Wie die alten Traditionen fast aller Völker, sprechen auch die der Aegypter von einem frühesten Unschuldszustand. Allein die menschliche Natur war nicht rein genug, um den Lockungen des Sinnenreiches zu widerstehen; die Begierde zog sie in die tieferen Sphären des Irdischen, und zur Strafe wurden sie in irdische Körper eingeschlossen, um durch einen Jahrtausende dauernden Kampf mit den Uebeln der Materie sich wieder zu reinigen, bis wohin sie in der Körperwelt, und den Gesetzen derselben vollkommen unterworfen, von Geschöpf zu Geschöpf wandern, um endlich, durch solch eine Prüfung geheiligt, reif zu werden zur Wiederkehr in den Himmel. Muthmasslich war indessen dieser Glaube an Seelenwanderung bloss Eigenthum der Priesterkaste, denn sonst bliebe der Widerspruch zwischen einem solchen Volksglauben und der allgemein herrschenden Sitte der Einbalsamirung der Todten unerklärbar, durch welche die Aegypter offenbar die Fortdauer des menschlichen Individuums als gebunden an die Fortdauer der körperlichen Hülle bezeichneten. Die einbalsamirten Leichname, Mumien, wurden theils in grossen Begräbniss-Grüften beigesetzt, theils von den Angehörigen im eigenen Hause verwahrt, ja sogar bei Gastmählern ausdrücklich zu dem Zwecke herbeigebracht, um die Gäste fröhlich zu stimmen, worin der Glaube sich ausspricht, dass die Gewissheit, auf solche Weise unaufhörlich fortzudauern, der grösste Trost gegen alle Uebel sei. – Das Leben der jetzt bestehenden Welt dauert, nach der Mythologie der Aegypter, ein grosses Jahr – eine astronomische Periode von 36,525 gewöhnlichen Sonnenjahren. Ein ungeheurer Brand verzehrt dann das Vorhandene; eine neue, verjüngte Welt geht aus der Asche der zertrümmerten hervor. Ihr Kalender war genau ausgebildet, die Jahreslänge von 365 1/4 Tagen hatten die Aegypter gefunden, und sie führte zu der sogenannten Sothis-Periode von 1461 Jahren, nach welcher der Sirius (bei den Aegyptern Sothis) wieder am ersten Tage des Jahres vor der Sonne aufging. Auch die Periode von 25 Jahren, nach welcher Neu- und Vollmonde wieder auf dieselben Tage des Jahres fallen, war ihnen bekannt. Planeten zählten sie sieben, nämlich Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Mercur, Mond. Diese Planeten waren die Beherrscher der Tagesstunden, so dass der erste den ganzen Tag, die folgenden aber immer eine Stunde nach der andern regierten. 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Doch dieser, durch einen Orakelspruch gewarnt, floh aus dem Lande, ging nach Argos und beherrschte dieses, bis seines Bruders fünfzig Söhne auf Befehl ihres Vaters ihn auch dahin verfolgten und in Argos belagerten. Nun versprach er ihnen, wenn sie vom Kampf ablassen wollten, seine Töchter zu Frauen, und als sie darauf eingingen, gab er seinen Töchtern den Befehl, ihre Gatten in der Brautnacht zu ermorden, welches alle thaten, bis auf Hypermnestra (s. d.). – Pausanius, welcher die Gegend von Argos besuchte, sah daselbst noch das Grabmal der Erschlagenen in der Nähe der Acropolis. Agyrtes (Kleinas. u. gr. M.), 1) Priester der Cybele, welche auf den Strassen umherliefen, durch Rufen den Pöbel um sich versammelten, ihm unzüchtige Lieder vorsangen und ihn dadurch für den Tempel beizusteuern vermochten. Sie wurden zugleich für Wahrsager gehalten, gaben auf offener Strasse Orakel, und brachten so die eigentlichen Orakel in Abnahme. – 2) A., einer der zu des Phineus Partei gehörigen Streiter auf der Hochzeit des Perseus; er war als Vatermörder verrufen, und liess bei jenem Kampfe das Leben. Ahalya (Ind. M.), Tochter des Brama von blendender Schönheit, dass der Sonnengott Indra sich in sie verliebte, und in Gestalt ihres Gatten, Gautama, eines Priesters, ihre Gunst erlangte. Der betrogene Gatte entdeckte seine Schmach und verwünschte den Gott zu einer eigenthümlichen Strafe; über seinen ganzen Körper wuchsen ihm nämlich tausend Phalli hervor. Sein Flehen um Schonung erweichte den Priester wieder; die Phalli fielen ab, und statt deren erhielt der Gott eben so viele Augen, daher sein Baname Sahasrakscha, »der Tausendäugige.« Aham (Ind. M.), das Grundprincip der Erkenntniss, das Ich. Sobald ein Wesen zu sich selbst Ich sagen kann, so setzt es sich als seiend, und vermag nunmehr wirkend und schaffend aufzutreten. Alles Materielle und Geistige war vor der Schöpfung in dem formlosen, über das Weltall verbreiteten, Leben und Tod, Erschaffung und Vernichtung in sich tragenden Haranguesbehad vorhanden. Als dieses Urprincip der schaffenden Kräfte sich selbst erkannte, sagte es A. zu sich, und nun ward es thätig nach Aussen, schöpferisch wirksam. Aharaigichi, das höchste Wesen bei den Abiponern, das sie auch Keebet oder Groaperikie (Grossvater) nennen, und sowohl für ihren Schöpfer als den des feindlichen weissen Volkes, der Spanier, halten; doch sie sind dessen Lieblingssöhne, denn Jenen hat er nur schöne Kleider, Silber und Gold gegeben, den Abiponern aber Muth, Unerschrockenheit, Stärke. 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In dem Stiere Apis (s. d.) wird der Entwilderer der Menschheit, der Lehrer des Ackerbaues, in dem Bock Mendes der Ernährer, der Hüter des Viehes, im Crocodil der gefährliche Feind des Fischers, im Ichneumon der Vertilger dieses Feindes, in der Schlange die Feindin der Reisfelder, in dem Ibis der wohlthätige Vogel, welcher die junge Brut dieses bösen Wesens verzehrt etc. etc. angebetet; vor allen aber ist der Nil ein Gegenstand der höchsten Verehrung. – Wie die alten Traditionen fast aller Völker, sprechen auch die der Aegypter von einem frühesten Unschuldszustand. Allein die menschliche Natur war nicht rein genug, um den Lockungen des Sinnenreiches zu widerstehen; die Begierde zog sie in die tieferen Sphären des Irdischen, und zur Strafe wurden sie in irdische Körper eingeschlossen, um durch einen Jahrtausende dauernden Kampf mit den Uebeln der Materie sich wieder zu reinigen, bis wohin sie in der Körperwelt, und den Gesetzen derselben vollkommen unterworfen, von Geschöpf zu Geschöpf wandern, um endlich, durch solch eine Prüfung geheiligt, reif zu werden zur Wiederkehr in den Himmel. Muthmasslich war indessen dieser Glaube an Seelenwanderung bloss Eigenthum der Priesterkaste, denn sonst bliebe der Widerspruch zwischen einem solchen Volksglauben und der allgemein herrschenden Sitte der Einbalsamirung der Todten unerklärbar, durch welche die Aegypter offenbar die Fortdauer des menschlichen Individuums als gebunden an die Fortdauer der körperlichen Hülle bezeichneten. Die einbalsamirten Leichname, Mumien, wurden theils in grossen Begräbniss-Grüften beigesetzt, theils von den Angehörigen im eigenen Hause verwahrt, ja sogar bei Gastmählern ausdrücklich zu dem Zwecke herbeigebracht, um die Gäste fröhlich zu stimmen, worin der Glaube sich ausspricht, dass die Gewissheit, auf solche Weise unaufhörlich fortzudauern, der grösste Trost gegen alle Uebel sei. – Das Leben der jetzt bestehenden Welt dauert, nach der Mythologie der Aegypter, ein grosses Jahr – eine astronomische Periode von 36,525 gewöhnlichen Sonnenjahren. Ein ungeheurer Brand verzehrt dann das Vorhandene; eine neue, verjüngte Welt geht aus der Asche der zertrümmerten hervor. 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Erde; ferner Sonne und Mond als zeugende und empfangende Kraft im vierten Grade. Osiris und Isis (s. dd.) sind die angebeteten Beherrscher des Reichs; allein die Mensch gewordenen Götter sind allen Gebrechen, allen Unbilden der Menschennatur ausgesetzt, darum haben sie auch von dem bösen Typhon viel zu dulden, unterliegen ihm eine Zeit lang, besiegen ihn aber endlich vollständig. In dem Stiere Apis (s. d.) wird der Entwilderer der Menschheit, der Lehrer des Ackerbaues, in dem Bock Mendes der Ernährer, der Hüter des Viehes, im Crocodil der gefährliche Feind des Fischers, im Ichneumon der Vertilger dieses Feindes, in der Schlange die Feindin der Reisfelder, in dem Ibis der wohlthätige Vogel, welcher die junge Brut dieses bösen Wesens verzehrt etc. etc. angebetet; vor allen aber ist der Nil ein Gegenstand der höchsten Verehrung. – Wie die alten Traditionen fast aller Völker, sprechen auch die der Aegypter von einem frühesten Unschuldszustand. Allein die menschliche Natur war nicht rein genug, um den Lockungen des Sinnenreiches zu widerstehen; die Begierde zog sie in die tieferen Sphären des Irdischen, und zur Strafe wurden sie in irdische Körper eingeschlossen, um durch einen Jahrtausende dauernden Kampf mit den Uebeln der Materie sich wieder zu reinigen, bis wohin sie in der Körperwelt, und den Gesetzen derselben vollkommen unterworfen, von Geschöpf zu Geschöpf wandern, um endlich, durch solch eine Prüfung geheiligt, reif zu werden zur Wiederkehr in den Himmel. Muthmasslich war indessen dieser Glaube an Seelenwanderung bloss Eigenthum der Priesterkaste, denn sonst bliebe der Widerspruch zwischen einem solchen Volksglauben und der allgemein herrschenden Sitte der Einbalsamirung der Todten unerklärbar, durch welche die Aegypter offenbar die Fortdauer des menschlichen Individuums als gebunden an die Fortdauer der körperlichen Hülle bezeichneten. Die einbalsamirten Leichname, Mumien, wurden theils in grossen Begräbniss-Grüften beigesetzt, theils von den Angehörigen im eigenen Hause verwahrt, ja sogar bei Gastmählern ausdrücklich zu dem Zwecke herbeigebracht, um die Gäste fröhlich zu stimmen, worin der Glaube sich ausspricht, dass die Gewissheit, auf solche Weise unaufhörlich fortzudauern, der grösste Trost gegen alle Uebel sei. – Das Leben der jetzt bestehenden Welt dauert, nach der Mythologie der Aegypter, ein grosses Jahr – eine astronomische Periode von 36,525 gewöhnlichen Sonnenjahren. Ein ungeheurer Brand verzehrt dann das Vorhandene; eine neue, verjüngte Welt geht aus der Asche der zertrümmerten hervor. Ihr Kalender war genau ausgebildet, die Jahreslänge von 365 1/4 Tagen hatten die Aegypter gefunden, und sie führte zu der sogenannten Sothis-Periode von 1461 Jahren, nach welcher der Sirius (bei den Aegyptern Sothis) wieder am ersten Tage des Jahres vor der Sonne aufging. Auch die Periode von 25 Jahren, nach welcher Neu- und Vollmonde wieder auf dieselben Tage des Jahres fallen, war ihnen bekannt. Planeten zählten sie sieben, nämlich Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Venus, Mercur, Mond. Diese Planeten waren die Beherrscher der Tagesstunden, so dass der erste den ganzen Tag, die folgenden aber immer eine Stunde nach der andern regierten. So haben nun denn schon hier unsere sieben Wochentage vom Sonnabend angefangen, wie sie in Griechenland, Rom, und von da aus in ganz Europa noch jetz genannt werden. – Die Priester-Kaste, deren Geschäft es war, alle Beobachtungen zu machen, aufzubewahren und in Denkmälern auf die Nachwelt zu bringen, setzte ihre Erfindungen und die Erfinder, oder die Heroen jener Zeit, die Wohlthäter der Menschheit, in Sterngruppen an den Himmel – so bevölkerte derselbe sich bald mit Menschen und Thieren, welche letzteren zu Symbolen der Götter umgeformt wurden, bis endlich die Götter selbst in Thiergestalt erschienen; auf Holz und Stein, auf Papyrus und Pergament wurden nun diese Thiergestalten mit anderen Zeichen, Attributen, oder ihre Eigenschaften näher bestimmenden Gegenständen gezeichnet, und es entwickelte sich aus diesen Göttervorstellungen eine Thierschrift, eine Hieroglyphenschrift: Hermes oder Thot (Thaut), d. h. die Priestercorporation, hatte sie den Menschen überliefert. Wie früh die Bewohner A.s übrigens diese ersten Schritte schon gemacht haben, so scheinen sie doch stehen geblieben zu sein, wie die Chinesen; das einmal Bestehende war ihnen unantastbar, und höchstens konnte es eine etwas veränderte Einkleidung erhalten: eine Erscheinung, wie sie uns bei allen morgenländischen Nationen noch bis auf den heutigen Tag entgegentritt.
Aegyptische Tage, Unglückstage, an welchen kein Aegypter irgend etwas Bedeutendes unternahm.
Aegyptus (Gr. M.), Sohn des Belus (s. d.) und der Anchinoë oder Anchiroë. Belus hatte vier Söhne, zwei waren Zwillinge, Danaus und Aegyptus: die beiden andern sind zweifelhaft, Cepheus und Phineus. Dem Danaus übergab der Vater Libyen, dem A. trug er die Eroberung von Arabien auf, statt dessen er sich aber Aegypten, das Land der Melampoden, eroberte und es von da an beherrschte; allein auch Libyen wollte er haben, und stellte seinem Bruder Danaus und dessen fünfzig Töchtern nach dem Leben. Doch dieser, durch einen Orakelspruch gewarnt, floh aus dem Lande, ging nach Argos und beherrschte dieses, bis seines Bruders fünfzig Söhne auf Befehl ihres Vaters ihn auch dahin verfolgten und in Argos belagerten. Nun versprach er ihnen, wenn sie vom Kampf ablassen wollten, seine Töchter zu Frauen, und als sie darauf eingingen, gab er seinen Töchtern den Befehl, ihre Gatten in der Brautnacht zu ermorden, welches alle thaten, bis auf Hypermnestra (s. d.). – Pausanius, welcher die Gegend von Argos besuchte, sah daselbst noch das Grabmal der Erschlagenen in der Nähe der Acropolis.
Agyrtes (Kleinas. u. gr. M.), 1) Priester der Cybele, welche auf den Strassen umherliefen, durch Rufen den Pöbel um sich versammelten, ihm unzüchtige Lieder vorsangen und ihn dadurch für den Tempel beizusteuern vermochten. Sie wurden zugleich für Wahrsager gehalten, gaben auf offener Strasse Orakel, und brachten so die eigentlichen Orakel in Abnahme. – 2) A., einer der zu des Phineus Partei gehörigen Streiter auf der Hochzeit des Perseus; er war als Vatermörder verrufen, und liess bei jenem Kampfe das Leben.
Ahalya (Ind. M.), Tochter des Brama von blendender Schönheit, dass der Sonnengott Indra sich in sie verliebte, und in Gestalt ihres Gatten, Gautama, eines Priesters, ihre Gunst erlangte. Der betrogene Gatte entdeckte seine Schmach und verwünschte den Gott zu einer eigenthümlichen Strafe; über seinen ganzen Körper wuchsen ihm nämlich tausend Phalli hervor. Sein Flehen um Schonung erweichte den Priester wieder; die Phalli fielen ab, und statt deren erhielt der Gott eben so viele Augen, daher sein Baname Sahasrakscha, »der Tausendäugige.«
Aham (Ind. M.), das Grundprincip der Erkenntniss, das Ich. Sobald ein Wesen zu sich selbst Ich sagen kann, so setzt es sich als seiend, und vermag nunmehr wirkend und schaffend aufzutreten. Alles Materielle und Geistige war vor der Schöpfung in dem formlosen, über das Weltall verbreiteten, Leben und Tod, Erschaffung und Vernichtung in sich tragenden Haranguesbehad vorhanden. Als dieses Urprincip der schaffenden Kräfte sich selbst erkannte, sagte es A. zu sich, und nun ward es thätig nach Aussen, schöpferisch wirksam.
Aharaigichi, das höchste Wesen bei den Abiponern, das sie auch Keebet oder Groaperikie (Grossvater) nennen, und sowohl für ihren Schöpfer als den des feindlichen weissen Volkes, der Spanier, halten; doch sie sind dessen Lieblingssöhne, denn Jenen hat er nur schöne Kleider, Silber und Gold gegeben, den Abiponern aber Muth, Unerschrockenheit, Stärke. Die Plejaden sind ihnen sein Sinnbild, sie halten ihn für krank, wenn jene verschwinden, und feiern mit Gesang und kriegerischen Tänzen deren Wiedererscheinen, oder des Gottes Genesung. Sie haben nicht Priester, wohl aber Zauberinnen, welche bei diesem Feste in hohem Ansehen sind und andere Frauen zu ihrem Gewerbe einweihen.
Ahastara (Ind. M.), Beiname der Sonne: »die den Tag Heranführende.«
Ahavanya (Ind. M.), das Opferfeuer, welches die Indier anbeten, ohne Feueranbeter sein zu wollen.
Ahermann (Orient. M.), ein Berg nördlich von Persien, im Lande Turan (Land des Bösen, im Gegensatz von Iran). Von dort aus regiert Ahriman die Dämonen der Welt; es ist sein Thron und sein Palast.
Ahkat ein Theil der arabischen Wüste, welcher nach der Fabellehre von einem Riesenvolke bewohnt wurde, das die Sündfluth ausrottete.
Ahriman (Pers. M.), das böse Princip nach Zerdusts oder Zoroasters Religionssystem. Der ewige, alleinige
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