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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Aditya (Ind. M.), Kinder der Aditi und des Kasyapa (s. d. vor. Art.), die zwölf Sonnen, welche die Monate des Jahres regieren; ihre symbolische Bedeutung ist wohl keine andere, als dass sie die zwölf Standpunkte der Sonne in den zwölf Bildern des Thierkreises, welche dieselbe während eines Jahres durchläuft, darstellen. Unter ihnen ist Indra (s. d.) der höchste, der Regent des ganzen Sonnencyclus, doch nicht der Führer der Sonne, der Wagenlenker, dieser heisst Matali. Die Namen derselben werden sehr verschieden angegeben, je nachdem man sie aus der Profangeschichte, aus dem heiligen Gedichte Mahabharat, oder aus dem canonischen Werke Baghawat Purana entlehnt. - So wie Diti und Aditi, Tag und Nacht, zusammengehören, so sind auch die A.s alle zwölf eins, d. h. sie bilden ein Ganzes - die Sonne, oder das Jahr. A. in einfacher Zahl bedeutet das erst erschaffene, das Urlicht.


Adler, der König der Vögel, das Symbol der Weisheit und der Kraft. Bei den Griechen und Römern war er der stete Begleiter des Götterkönigs, entweder wachsam an seinem Throne ruhend, oder seine Blitze tragend, seine Befehle überbringend; ebenso verehrten ihn die alten Germanen, die nordischen Völker, denen allen er ein günstiges Augurium war. In der griechischen und römischen Mythologie spielt er eine grosse Rolle; er raubt den Ganymedes (s. d.), begleitet den Götterkönig gegen die Titanen, bestraft des Prometheus Uebermuth etc. Auch war er das Symbol der Verklärung, so dass man bei den Leichenfeierlichkeiten der Könige oder grosser Helden, und namentlich der alten römischen Kaiser, einen A. aus dem brennenden Scheiterhaufen aufwärts fliegen liess, die Seele, welche sich zum Himmel erhebt, bildlich darstellend; ebenso brauchten die Römer den A. als Heereszeichen, jede Legion hatte einen solchen statt der Fahne. Von da aus hat er sich in die Heraldik eingedrängt, und gehört unter den Wappenthieren zu den am allgemeinsten verbreiteten - halb, ganz, doppelt - roth, weiss, schwarz, golden etc. etc. Auch in der skandinavischen Mythologie ist der A. des höchsten Gottes Lieblingsvogel, und auf der Esche Ygdrasil, auf dem Lebensbaume, sitzt ein allwissender A. - Ein Sternbild am nördlichen Himmel führt ebenfalls diesen Namen, es ist der A. des Zeus, oder der in einen A. verwandelte Merops, König der Insel Cos. Dieser A. steht in der Milchstrasse, nahe am Aequator, nördlich von demselben; er ist an drei Sternen, welche in einer geraden Linie fast gleich weit von einander stehen, und davon der mittelste, Atair, ein Stern erster Grösse ist, kenntlich. Der A. hat einen Stern erster Grösse, zwei dritter, fünf vierter und elf sechster Grösse.


Admapu (Mythol. der Andes-Völker.), eine traditionelle Gesetzsammlung der Araucos, welche diese von dem ersten Menschenpaare erhalten zu haben behaupten; sie besteht aus Fäden mit nach gewissen Anordnungen darein geknüpften Knoten, aus denen derjenige, welcher die Sprache dieser Knoten (Quipos) versteht, lesen kann, wie aus einem gedruckten Buche, wofür zum Beweise dient, dass alle, welche dieser Sprache mächtig sind, denselben Fadenbüschel auf dieselbe Art übersetzen oder auslegen.


Admete (Gr. M.) 1) Tochter des Oceanus und der Tethys. - 2) A., Tochter des Eurystheus, welcher ihr den Gürtel der Amazonenkönigin, den Hercules holen musste, übergab, war Priesterin der Juno zu Argos, und entfloh von da mit dem Bilde der Göttin nach Samos. Die Argiver verhiessen demjenigen eine grosse Belohnung, der jenes Bild aus dem Tempel zu Samos wieder bringen würde. Seeräuber versuchten dieses, brachten die Statue glücklich auf ihr Schiff, doch als sie damit in See stechen wollten, stand ihr Schiff unbeweglich fest. Das böse Omen für eine Strafe der Götter nehmend, umflochten sie die Bildsäule mit Kränzen und brachten sie wieder an das Land, worauf sie die Fahrt ungehindert fortsetzen konnten. A. entdeckte den Raub, welcher in der Stille der Nacht geschehen war, beim Frühopfer; nun meldete sie die Entweichung der Göttin, und voll Verzweiflung suchte das Volk dieselbe, bis man sie endlich am Gestade fand, und in der Meinung, sie habe zu den Cariern entfliehen wollen, die Statue an einem Baume festband; A. aber befreite sie von den Fesseln, reinigte sie und führte dieselbe wieder in den Tempel, worauf diese Begebenheit jährlich in dem sogenannten Bandfest gefeiert wurde. A. war auch die Erste, welche dem Hercules göttliche Ehre erwies.


Admeto (Gr. M.), Tochter des Pontus und der Thalassa (s. d.)


Admetus (Gr. M.), Sohn des Pheres, Königs zu Pherä, Freund des Apollo und Hercules, war in seiner Jugend bei den calydonischen Jägern und den Argonauten. Alceste (s. d.) ward von ihm geliebt und von ihrem Vater Pelias zur Gattin erbeten. Sie ward ihm auch verheissen, doch unter der schweren Bedingung, einen Löwen und einen Eber vor denselben Wagen zu spannen. Apollo half ihm diese Aufgabe erfüllen; als jedoch A. zu seiner Gattin in das Brautgemach trat, lag ein ganzer Klumpen gewaltiger Drachen darin, welche Diana geschickt, da man ihr zu opfern vergessen hatte. Apollo versöhnte die Göttin, und die Liebenden wurden nach diesen schweren Prüfungen vereint. A. war so schön, dass Apollo ihm geneigt war, wie einst dem Hyacinthus, darum wählte er auch ihn, als er, für die Ermordung der Cyclopen bestraft, ein Jahr auf der Erde zubringen musste, zum Herrn, dem er als Hüter der Heerden diente. Er leistete ihm noch einen andern Dienst: die kurze Lebenszeit, welche die Parcen dem A. gesetzt, verlängerte er dadurch, dass er von ihnen das Versprechen erlangte, seiner zu schonen, wenn Jemand von seinen nächsten Verwandten sich für ihn freiwillig dem Tode opfern wollte. A. ward krank; Alceste, voll heftiger Liebe zu dem Gatten, übergab sich selbst den Schicksalsschwestern, und A. genas - doch Verzweiflung erfasste sein Herz, als er erfuhr, mit welchem Verlust sein Leben erkauft worden. Hier trat nun Hercules' Freundschaft vermittelnd ein, denn der Held stieg in die Unterwelt hinab und holte Alceste aus dem Tartarus herauf.


Adon (Phön. Myth.), ("Herr"); unter diesem Namen ward vornämlich in Byblus eine Incarnation der Sonne, aber die überreife, ermattende Sonne nach der Sonnenwende, verehrt; daher der Zusammenhang mit dem frühe sterbenden Adonis (s. d.).


Adonai. (Biblisch.) Der Name, welchen die Hebräer für Jehova, den Unaussprechlichen, gebrauchen.


Adonaea oder Adonias (Gr. M.), Beiname der Venus, abgeleitet von Adonis, "die mit Adonis Vermählte".


Adone (Arab. M.), nannten zur Zeit des Heidenthums die Araber die Sonne; sie beteten dieselbe an und opferten ihr täglich Myrrhen und Weihrauch. Wahrscheinlich hängt der Name mit dem hebräischen Adon (s. d.) zusammen.


Adoneus (Gr. M.), Beiname des Bacchus in Kleinasien.


Adonien (Gr. M.), Feste; dem Adonis zu Ehren, die aus einem Trauertage - dem Verschwinden - und aus einem freudigen - dem Wiederfinden des Gottes gewiedmet - bestehen. Es wurden dabei mit Erde und Sämereien gefüllte Gefässe unter Gesängen der Trauer umhergetragen[...] (s. Adonisgärten). Die Frauen überliessen sich den wildesten Ausbrüchen zügellosen Schmerzes, zerrauften das Haar, zerrissen sich die Brust und weinten Trauerlieder. Zu Byblus mussten sie sich das Haar abschneiden oder im Haine der Venus sich dem, der ihrer begehrte, einen Tag lang gänzlich überlassen. In Alexandrien ward dieses Fest mit der höchsten Pracht gefeiert, indem dabei die Herrscher aus dem Stamme der Ptolemäer all ihre Reichthümer zur Schau brachten. Am Tage des Trauerfestes trug man in einem pomphaften Aufzuge, dem selbst die Königin beiwohnte, das Bild des Adonis zum Meere, um es darin zu versenken.


Adonis, Sohn der Myrrha oder Smyrna und ihres eigenen Vaters, des Königs Thias von Assyrien. Myrrha war überaus schön, so dass sie sich für schöner hielt, als Venus, wofür diese sie auf das Härteste bestrafte, indem sie sie in ihren eigenen Vater verliebt machte. Bemüht, diese verbrecherische Neigung zu unterdrücken, ward sie von ihrer Amme verführt, derselben nachzugeben; allein nach vollbrachtem Verbrechen entflieht sie schaudernd und bittet die Götter um Hülfe, welche sie in einen Baum verwandeln, dessen immerfort fliessende Thränen das köstliche Myrrhenharz sind. Aus dem Baume trat, seine Rinde sprengend, A. in göttlicher Schönheit hervor. Den holden Knaben barg Venus in einem Kästchen und übergab dasselbe der Proserpina zur Aufbewahrung, doch diese verweigerte die Rückerstattung, worauf Jupiter dahin entschied, dass beide Göttinnen sich in des Jünglings

Aditya (Ind. M.), Kinder der Aditi und des Kasyapa (s. d. vor. Art.), die zwölf Sonnen, welche die Monate des Jahres regieren; ihre symbolische Bedeutung ist wohl keine andere, als dass sie die zwölf Standpunkte der Sonne in den zwölf Bildern des Thierkreises, welche dieselbe während eines Jahres durchläuft, darstellen. Unter ihnen ist Indra (s. d.) der höchste, der Regent des ganzen Sonnencyclus, doch nicht der Führer der Sonne, der Wagenlenker, dieser heisst Matali. Die Namen derselben werden sehr verschieden angegeben, je nachdem man sie aus der Profangeschichte, aus dem heiligen Gedichte Mahabharat, oder aus dem canonischen Werke Baghawat Purana entlehnt. – So wie Diti und Aditi, Tag und Nacht, zusammengehören, so sind auch die A.s alle zwölf eins, d. h. sie bilden ein Ganzes – die Sonne, oder das Jahr. A. in einfacher Zahl bedeutet das erst erschaffene, das Urlicht.


Adler, der König der Vögel, das Symbol der Weisheit und der Kraft. Bei den Griechen und Römern war er der stete Begleiter des Götterkönigs, entweder wachsam an seinem Throne ruhend, oder seine Blitze tragend, seine Befehle überbringend; ebenso verehrten ihn die alten Germanen, die nordischen Völker, denen allen er ein günstiges Augurium war. In der griechischen und römischen Mythologie spielt er eine grosse Rolle; er raubt den Ganymedes (s. d.), begleitet den Götterkönig gegen die Titanen, bestraft des Prometheus Uebermuth etc. Auch war er das Symbol der Verklärung, so dass man bei den Leichenfeierlichkeiten der Könige oder grosser Helden, und namentlich der alten römischen Kaiser, einen A. aus dem brennenden Scheiterhaufen aufwärts fliegen liess, die Seele, welche sich zum Himmel erhebt, bildlich darstellend; ebenso brauchten die Römer den A. als Heereszeichen, jede Legion hatte einen solchen statt der Fahne. Von da aus hat er sich in die Heraldik eingedrängt, und gehört unter den Wappenthieren zu den am allgemeinsten verbreiteten – halb, ganz, doppelt – roth, weiss, schwarz, golden etc. etc. Auch in der skandinavischen Mythologie ist der A. des höchsten Gottes Lieblingsvogel, und auf der Esche Ygdrasil, auf dem Lebensbaume, sitzt ein allwissender A. – Ein Sternbild am nördlichen Himmel führt ebenfalls diesen Namen, es ist der A. des Zeus, oder der in einen A. verwandelte Merops, König der Insel Cos. Dieser A. steht in der Milchstrasse, nahe am Aequator, nördlich von demselben; er ist an drei Sternen, welche in einer geraden Linie fast gleich weit von einander stehen, und davon der mittelste, Atair, ein Stern erster Grösse ist, kenntlich. Der A. hat einen Stern erster Grösse, zwei dritter, fünf vierter und elf sechster Grösse.


Admapu (Mythol. der Andes-Völker.), eine traditionelle Gesetzsammlung der Araucos, welche diese von dem ersten Menschenpaare erhalten zu haben behaupten; sie besteht aus Fäden mit nach gewissen Anordnungen darein geknüpften Knoten, aus denen derjenige, welcher die Sprache dieser Knoten (Quipos) versteht, lesen kann, wie aus einem gedruckten Buche, wofür zum Beweise dient, dass alle, welche dieser Sprache mächtig sind, denselben Fadenbüschel auf dieselbe Art übersetzen oder auslegen.


Admete (Gr. M.) 1) Tochter des Oceanus und der Tethys. – 2) A., Tochter des Eurystheus, welcher ihr den Gürtel der Amazonenkönigin, den Hercules holen musste, übergab, war Priesterin der Juno zu Argos, und entfloh von da mit dem Bilde der Göttin nach Samos. Die Argiver verhiessen demjenigen eine grosse Belohnung, der jenes Bild aus dem Tempel zu Samos wieder bringen würde. Seeräuber versuchten dieses, brachten die Statue glücklich auf ihr Schiff, doch als sie damit in See stechen wollten, stand ihr Schiff unbeweglich fest. Das böse Omen für eine Strafe der Götter nehmend, umflochten sie die Bildsäule mit Kränzen und brachten sie wieder an das Land, worauf sie die Fahrt ungehindert fortsetzen konnten. A. entdeckte den Raub, welcher in der Stille der Nacht geschehen war, beim Frühopfer; nun meldete sie die Entweichung der Göttin, und voll Verzweiflung suchte das Volk dieselbe, bis man sie endlich am Gestade fand, und in der Meinung, sie habe zu den Cariern entfliehen wollen, die Statue an einem Baume festband; A. aber befreite sie von den Fesseln, reinigte sie und führte dieselbe wieder in den Tempel, worauf diese Begebenheit jährlich in dem sogenannten Bandfest gefeiert wurde. A. war auch die Erste, welche dem Hercules göttliche Ehre erwies.


Admeto (Gr. M.), Tochter des Pontus und der Thalassa (s. d.)


Admetus (Gr. M.), Sohn des Pheres, Königs zu Pherä, Freund des Apollo und Hercules, war in seiner Jugend bei den calydonischen Jägern und den Argonauten. Alceste (s. d.) ward von ihm geliebt und von ihrem Vater Pelias zur Gattin erbeten. Sie ward ihm auch verheissen, doch unter der schweren Bedingung, einen Löwen und einen Eber vor denselben Wagen zu spannen. Apollo half ihm diese Aufgabe erfüllen; als jedoch A. zu seiner Gattin in das Brautgemach trat, lag ein ganzer Klumpen gewaltiger Drachen darin, welche Diana geschickt, da man ihr zu opfern vergessen hatte. Apollo versöhnte die Göttin, und die Liebenden wurden nach diesen schweren Prüfungen vereint. A. war so schön, dass Apollo ihm geneigt war, wie einst dem Hyacinthus, darum wählte er auch ihn, als er, für die Ermordung der Cyclopen bestraft, ein Jahr auf der Erde zubringen musste, zum Herrn, dem er als Hüter der Heerden diente. Er leistete ihm noch einen andern Dienst: die kurze Lebenszeit, welche die Parcen dem A. gesetzt, verlängerte er dadurch, dass er von ihnen das Versprechen erlangte, seiner zu schonen, wenn Jemand von seinen nächsten Verwandten sich für ihn freiwillig dem Tode opfern wollte. A. ward krank; Alceste, voll heftiger Liebe zu dem Gatten, übergab sich selbst den Schicksalsschwestern, und A. genas – doch Verzweiflung erfasste sein Herz, als er erfuhr, mit welchem Verlust sein Leben erkauft worden. Hier trat nun Hercules' Freundschaft vermittelnd ein, denn der Held stieg in die Unterwelt hinab und holte Alceste aus dem Tartarus herauf.


Adon (Phön. Myth.), (»Herr«); unter diesem Namen ward vornämlich in Byblus eine Incarnation der Sonne, aber die überreife, ermattende Sonne nach der Sonnenwende, verehrt; daher der Zusammenhang mit dem frühe sterbenden Adonis (s. d.).


Adonai. (Biblisch.) Der Name, welchen die Hebräer für Jehova, den Unaussprechlichen, gebrauchen.


Adonaea oder Adonias (Gr. M.), Beiname der Venus, abgeleitet von Adonis, »die mit Adonis Vermählte«.


Adone (Arab. M.), nannten zur Zeit des Heidenthums die Araber die Sonne; sie beteten dieselbe an und opferten ihr täglich Myrrhen und Weihrauch. Wahrscheinlich hängt der Name mit dem hebräischen Adon (s. d.) zusammen.


Adoneus (Gr. M.), Beiname des Bacchus in Kleinasien.


Adonien (Gr. M.), Feste; dem Adonis zu Ehren, die aus einem Trauertage – dem Verschwinden – und aus einem freudigen – dem Wiederfinden des Gottes gewiedmet – bestehen. Es wurden dabei mit Erde und Sämereien gefüllte Gefässe unter Gesängen der Trauer umhergetragen[…] (s. Adonisgärten). Die Frauen überliessen sich den wildesten Ausbrüchen zügellosen Schmerzes, zerrauften das Haar, zerrissen sich die Brust und weinten Trauerlieder. Zu Byblus mussten sie sich das Haar abschneiden oder im Haine der Venus sich dem, der ihrer begehrte, einen Tag lang gänzlich überlassen. In Alexandrien ward dieses Fest mit der höchsten Pracht gefeiert, indem dabei die Herrscher aus dem Stamme der Ptolemäer all ihre Reichthümer zur Schau brachten. Am Tage des Trauerfestes trug man in einem pomphaften Aufzuge, dem selbst die Königin beiwohnte, das Bild des Adonis zum Meere, um es darin zu versenken.


Adonis, Sohn der Myrrha oder Smyrna und ihres eigenen Vaters, des Königs Thias von Assyrien. Myrrha war überaus schön, so dass sie sich für schöner hielt, als Venus, wofür diese sie auf das Härteste bestrafte, indem sie sie in ihren eigenen Vater verliebt machte. Bemüht, diese verbrecherische Neigung zu unterdrücken, ward sie von ihrer Amme verführt, derselben nachzugeben; allein nach vollbrachtem Verbrechen entflieht sie schaudernd und bittet die Götter um Hülfe, welche sie in einen Baum verwandeln, dessen immerfort fliessende Thränen das köstliche Myrrhenharz sind. Aus dem Baume trat, seine Rinde sprengend, A. in göttlicher Schönheit hervor. Den holden Knaben barg Venus in einem Kästchen und übergab dasselbe der Proserpina zur Aufbewahrung, doch diese verweigerte die Rückerstattung, worauf Jupiter dahin entschied, dass beide Göttinnen sich in des Jünglings

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Bei den Griechen und Römern war er der stete Begleiter des Götterkönigs, entweder wachsam an seinem Throne ruhend, oder seine Blitze tragend, seine Befehle überbringend; ebenso verehrten ihn die alten Germanen, die nordischen Völker, denen allen er ein günstiges Augurium war. In der griechischen und römischen Mythologie spielt er eine grosse Rolle; er raubt den Ganymedes (s. d.), begleitet den Götterkönig gegen die Titanen, bestraft des Prometheus Uebermuth etc. Auch war er das Symbol der Verklärung, so dass man bei den Leichenfeierlichkeiten der Könige oder grosser Helden, und namentlich der alten römischen Kaiser, einen A. aus dem brennenden Scheiterhaufen aufwärts fliegen liess, die Seele, welche sich zum Himmel erhebt, bildlich darstellend; ebenso brauchten die Römer den A. als Heereszeichen, jede Legion hatte einen solchen statt der Fahne. Von da aus hat er sich in die Heraldik eingedrängt, und gehört unter den Wappenthieren zu den am allgemeinsten verbreiteten – halb, ganz, doppelt – roth, weiss, schwarz, golden etc. etc. Auch in der skandinavischen Mythologie ist der A. des höchsten Gottes Lieblingsvogel, und auf der Esche Ygdrasil, auf dem Lebensbaume, sitzt ein allwissender A. – Ein Sternbild am nördlichen Himmel führt ebenfalls diesen Namen, es ist der A. des Zeus, oder der in einen A. verwandelte Merops, König der Insel Cos. Dieser A. steht in der Milchstrasse, nahe am Aequator, nördlich von demselben; er ist an drei Sternen, welche in einer geraden Linie fast gleich weit von einander stehen, und davon der mittelste, Atair, ein Stern erster Grösse ist, kenntlich. Der A. hat einen Stern erster Grösse, zwei dritter, fünf vierter und elf sechster Grösse. Admapu (Mythol. der Andes-Völker.), eine traditionelle Gesetzsammlung der Araucos, welche diese von dem ersten Menschenpaare erhalten zu haben behaupten; sie besteht aus Fäden mit nach gewissen Anordnungen darein geknüpften Knoten, aus denen derjenige, welcher die Sprache dieser Knoten (Quipos) versteht, lesen kann, wie aus einem gedruckten Buche, wofür zum Beweise dient, dass alle, welche dieser Sprache mächtig sind, denselben Fadenbüschel auf dieselbe Art übersetzen oder auslegen. Admete (Gr. M.) 1) Tochter des Oceanus und der Tethys. – 2) A., Tochter des Eurystheus, welcher ihr den Gürtel der Amazonenkönigin, den Hercules holen musste, übergab, war Priesterin der Juno zu Argos, und entfloh von da mit dem Bilde der Göttin nach Samos. Die Argiver verhiessen demjenigen eine grosse Belohnung, der jenes Bild aus dem Tempel zu Samos wieder bringen würde. Seeräuber versuchten dieses, brachten die Statue glücklich auf ihr Schiff, doch als sie damit in See stechen wollten, stand ihr Schiff unbeweglich fest. Das böse Omen für eine Strafe der Götter nehmend, umflochten sie die Bildsäule mit Kränzen und brachten sie wieder an das Land, worauf sie die Fahrt ungehindert fortsetzen konnten. A. entdeckte den Raub, welcher in der Stille der Nacht geschehen war, beim Frühopfer; nun meldete sie die Entweichung der Göttin, und voll Verzweiflung suchte das Volk dieselbe, bis man sie endlich am Gestade fand, und in der Meinung, sie habe zu den Cariern entfliehen wollen, die Statue an einem Baume festband; A. aber befreite sie von den Fesseln, reinigte sie und führte dieselbe wieder in den Tempel, worauf diese Begebenheit jährlich in dem sogenannten Bandfest gefeiert wurde. A. war auch die Erste, welche dem Hercules göttliche Ehre erwies. Admeto (Gr. M.), Tochter des Pontus und der Thalassa (s. d.) Admetus (Gr. M.), Sohn des Pheres, Königs zu Pherä, Freund des Apollo und Hercules, war in seiner Jugend bei den calydonischen Jägern und den Argonauten. Alceste (s. d.) ward von ihm geliebt und von ihrem Vater Pelias zur Gattin erbeten. Sie ward ihm auch verheissen, doch unter der schweren Bedingung, einen Löwen und einen Eber vor denselben Wagen zu spannen. Apollo half ihm diese Aufgabe erfüllen; als jedoch A. zu seiner Gattin in das Brautgemach trat, lag ein ganzer Klumpen gewaltiger Drachen darin, welche Diana geschickt, da man ihr zu opfern vergessen hatte. Apollo versöhnte die Göttin, und die Liebenden wurden nach diesen schweren Prüfungen vereint. A. war so schön, dass Apollo ihm geneigt war, wie einst dem Hyacinthus, darum wählte er auch ihn, als er, für die Ermordung der Cyclopen bestraft, ein Jahr auf der Erde zubringen musste, zum Herrn, dem er als Hüter der Heerden diente. Er leistete ihm noch einen andern Dienst: die kurze Lebenszeit, welche die Parcen dem A. gesetzt, verlängerte er dadurch, dass er von ihnen das Versprechen erlangte, seiner zu schonen, wenn Jemand von seinen nächsten Verwandten sich für ihn freiwillig dem Tode opfern wollte. A. ward krank; Alceste, voll heftiger Liebe zu dem Gatten, übergab sich selbst den Schicksalsschwestern, und A. genas – doch Verzweiflung erfasste sein Herz, als er erfuhr, mit welchem Verlust sein Leben erkauft worden. Hier trat nun Hercules' Freundschaft vermittelnd ein, denn der Held stieg in die Unterwelt hinab und holte Alceste aus dem Tartarus herauf. Adon (Phön. Myth.), (»Herr«); unter diesem Namen ward vornämlich in Byblus eine Incarnation der Sonne, aber die überreife, ermattende Sonne nach der Sonnenwende, verehrt; daher der Zusammenhang mit dem frühe sterbenden Adonis (s. d.). Adonai. (Biblisch.) Der Name, welchen die Hebräer für Jehova, den Unaussprechlichen, gebrauchen. Adonaea oder Adonias (Gr. M.), Beiname der Venus, abgeleitet von Adonis, »die mit Adonis Vermählte«. Adone (Arab. M.), nannten zur Zeit des Heidenthums die Araber die Sonne; sie beteten dieselbe an und opferten ihr täglich Myrrhen und Weihrauch. Wahrscheinlich hängt der Name mit dem hebräischen Adon (s. d.) zusammen. Adoneus (Gr. M.), Beiname des Bacchus in Kleinasien. Adonien (Gr. M.), Feste; dem Adonis zu Ehren, die aus einem Trauertage – dem Verschwinden – und aus einem freudigen – dem Wiederfinden des Gottes gewiedmet – bestehen. Es wurden dabei mit Erde und Sämereien gefüllte Gefässe unter Gesängen der Trauer umhergetragen (s. Adonisgärten). Die Frauen überliessen sich den wildesten Ausbrüchen zügellosen Schmerzes, zerrauften das Haar, zerrissen sich die Brust und weinten Trauerlieder. Zu Byblus mussten sie sich das Haar abschneiden oder im Haine der Venus sich dem, der ihrer begehrte, einen Tag lang gänzlich überlassen. In Alexandrien ward dieses Fest mit der höchsten Pracht gefeiert, indem dabei die Herrscher aus dem Stamme der Ptolemäer all ihre Reichthümer zur Schau brachten. Am Tage des Trauerfestes trug man in einem pomphaften Aufzuge, dem selbst die Königin beiwohnte, das Bild des Adonis zum Meere, um es darin zu versenken. Adonis, Sohn der Myrrha oder Smyrna und ihres eigenen Vaters, des Königs Thias von Assyrien. Myrrha war überaus schön, so dass sie sich für schöner hielt, als Venus, wofür diese sie auf das Härteste bestrafte, indem sie sie in ihren eigenen Vater verliebt machte. Bemüht, diese verbrecherische Neigung zu unterdrücken, ward sie von ihrer Amme verführt, derselben nachzugeben; allein nach vollbrachtem Verbrechen entflieht sie schaudernd und bittet die Götter um Hülfe, welche sie in einen Baum verwandeln, dessen immerfort fliessende Thränen das köstliche Myrrhenharz sind. Aus dem Baume trat, seine Rinde sprengend, A. in göttlicher Schönheit hervor. Den holden Knaben barg Venus in einem Kästchen und übergab dasselbe der Proserpina zur Aufbewahrung, doch diese verweigerte die Rückerstattung, worauf Jupiter dahin entschied, dass beide Göttinnen sich in des Jünglings

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/81>, abgerufen am 21.11.2024.