Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.wurden zwanzig Mädchen gewählt, und unter diesen entschied das Loos in der Volksversammlung; dies war jedoch überflüssig, wenn ein dazu gesetzlich berechtigter Vater freiwillig seine auch von jedem körperlichen Gebrechen freie Tochter dazu anbot. Die Zahl der Vestalinnen war Anfangs zwei, dann vier und seit Servius Tullius sechs. Zehn Jahre mussten sie den Dienst lernen, zehn Jahre ihn ausüben und zehn Jahre die Novizen unterweisen. Nach Verfluss dieser Zeit durften sie heirathen, doch hielt man diess nicht für löblich. Ihre Pflichten bestanden in der Verrichtung der Opfer, Bewahrung der Heiligthümer, Erhaltung des ewigen Feuers, und der strengsten Sittenreinheit und Keuschheit. Erlosch das heilige Feuer, so wurde die Schuldige mit Ruthenhieben gezüchtigt; machte sich eine Vestalin der Unkeuschheit schuldig, so wurde sie lebendig begraben. Ein solcher Fall galt als furchtbares Zeichen des Zornes der Götter, und die ganze Stadt war in der tiefsten Trauer. Die Kleidung der Vestalinnen bestand in einem langen weissen Gewande, einer priesterlichen Stirnbinde und einem Schleier; doch scheint ihnen der Putz nicht untersagt gewesen zu sein. Victor (Röm. M.), "der Sieger", Beiname des Jupiter, der oft auf Inschriften vorkommt. Victoria, Fig. 296 (Röm. M.), Tochter des Pallas und der Styx; der personificirte Sieg (die Griechen nannten sie Nike). Sie wurde am häufigsten in Verbindung mit anderen Göttern dargestellt, welche sie dann gewöhnlich auf der Hand tragen, z. B. Jupiter, Minerva, Venus. Fig. 296. Victrix (Röm. M.), "die Siegerin," Beiname der Venus (s. d.). Vidua, die Wittwe, lateinischer Beiname der Juno, s. Chera. Viduus (Röm. M.), ein Gott, von welchem man glaubte, dass er dem sterbenden Menschen die Seele raube. Er hatte ausserhalb der Stadt eine Capelle. Vindima (Röm. M.), die angebliche Stammutter des Geschlechts der Fabier in Rom; sie soll eine Tochter des Evander, ältesten Königs von Italien, gewesen, von Hercules geliebt und durch ihn Mutter des Fabius geworden sein, von dem der Name jenes Geschlechts hergeleitet wird. Virbius (Röm. M.), der Name, unter welchem Hippolytus lebte, als Diana ihn vom Tode auferweckt hatte (s. Hippolytus); sie vermählte ihn mit der Nymphe Egeria im heiligen Hain bei Aricia, und er bekam einen Sohn, welcher gleichfalls V. hiess; dieser kämpfte in dem Heere des Turnus gegen Aeneas. Virginiensis Dea (Röm. M.), scheint identisch mit der griechischen Lysizona, der Gürtellöserin; sie sollte den jungen Mädchen, wenn sie als Bräute das Hochzeitgemach betraten, den Gürtel lösen. Virilis (Röm. M.), Beiname der Fortuna, Göttin des männlichen Glücks, wie sie als Muliebris Göttin des weiblichen Glückes ist. Der Fortuna V. ward schon in den Zeiten des Königthums von Ancus Martius oder von Servius Tullius ein Tempel erbaut; zu ihr beteten die Frauen um Erhaltung ihrer Reize. Viriplaca (Röm. M.), "die Mann-Versöhnerin", eine Göttin, in deren auf dem Palatinus stehendem Tempel missvergnügte Eheleute ihre Klagen vorbrachten; sie war berühmt, weil sie in der Regel die Unzufriedenen versöhnt heimsendete. Virtus (Röm. M.), die vergötterte Mannhaftigkeit. Ihr und dem Honor wurden von M. Marcellus zwei Tempel gebaut. S. Honor. Vis, lateinisch für Bia. S. d. Viscata, Viscosa (Röm. M.), "die Klebrige," Beiname der Fortuna, unter welchem sie einen Tempel hatte. Visucius und Visucia, gallisch-germanische Götter, von welchen der Erstere, mit Mercur identificirt, auf einer merkwürdigen, unlängst am Neckar gefundenen Inschrift erscheint. Vitek (Chines. M.), ein berühmter Götze, da er die Erde und das Reich der himmlischen Mitte von den Ungeheuern, welche dieselbe verwüsteten, gereinigt hat. Er wird gewöhnlich in riesiger Grösse, unförmlich dick, auf einem Thron sitzend, dargestellt, wie zwei Dämonen ihm zur Seite auf seine Befehle horchen. Ihm werden täglich Opfer von vielerlei Spezereien gebracht; seine Priester verkünden dabei, auf den Knieen liegend, die grössten Thaten des Gottes. Vitisator (Röm. M.), Beiname des Bacchus, welcher zuerst die Rebe pflanzen lehrte. Vitula (Röm. M.), Göttin des Siegesjubels und überhaupt munterer Fröhlichkeit. Vitumnus (Röm. M.), "der Spender des Lebens"; er sollte die Neugebornen beseelen. Volk (stilles) (Irische M.). Die Elfen werden von den Irländern das stille Volk genannt und für Engel gehalten, welche um ihrer Vergehen willen auf die Erde verbannt seien, während andere noch grössere Sünder bis zu Teufeln gesunken sind. Volscens (Alt-ital. M.) ein Befehlshaber im Heere des Turnus; er kämpfte gegen Aeneas' Heer, tödtete den Euryalus, ward aber von Nisus erlegt. Voltumna (Alt-ital. M.), Göttin der Etrurier, deren Tempel, gelegen zwischen Ameria, Volsinii und Falerii, nahe an der Tiber, ein Hauptversammlungsort dieses Volkes gewesen sein soll. Volumnus und Volumna (Röm. M.), Götter, die bewirkten, dass man Gutes wollte. Volupia (Röm. M.), die Göttin des Wohlseins oder der Lust; sie hatte ein Heiligthum in Rom. Volutina (Röm. M.), eine ländliche Göttin, welche das in Aehren Schiessen des Getreides bewirkte. Vulcanus, griechisch Hephaistos, (Gr. u. röm. M.), Sohn Jupiters und der Juno, somit der vollbürtige Bruder des Mars, zu welchem er auch dadurch in einer sehr nahen Beziehung steht, dass er ihm die Waffen für den Krieg schmiedet. Eine spätere Sage berichtet indessen, Juno habe, aus Eifersucht über die Geburt der Minerva bloss aus dem Haupte Jupiters, den V. ohne Zuthun eines Mannes geboren, indem sie ein Kraut genoss, das sie befruchtete. V. ist der Gott des Feuers, und zwar besonders in zwei Richtungen, einmal, wie es als unterirdische Naturkraft in Feuer speienden Bergen erscheint, und dann, insoferne es ein unentbehrliches Mittel für die Gewerbe und Künste der Menschen ist. Der Gott war schwächlich geboren und desshalb seiner Mutter so verhasst, dass sie ihn auf die Seite schaffen wollte, wobei er wurden zwanzig Mädchen gewählt, und unter diesen entschied das Loos in der Volksversammlung; dies war jedoch überflüssig, wenn ein dazu gesetzlich berechtigter Vater freiwillig seine auch von jedem körperlichen Gebrechen freie Tochter dazu anbot. Die Zahl der Vestalinnen war Anfangs zwei, dann vier und seit Servius Tullius sechs. Zehn Jahre mussten sie den Dienst lernen, zehn Jahre ihn ausüben und zehn Jahre die Novizen unterweisen. Nach Verfluss dieser Zeit durften sie heirathen, doch hielt man diess nicht für löblich. Ihre Pflichten bestanden in der Verrichtung der Opfer, Bewahrung der Heiligthümer, Erhaltung des ewigen Feuers, und der strengsten Sittenreinheit und Keuschheit. Erlosch das heilige Feuer, so wurde die Schuldige mit Ruthenhieben gezüchtigt; machte sich eine Vestalin der Unkeuschheit schuldig, so wurde sie lebendig begraben. Ein solcher Fall galt als furchtbares Zeichen des Zornes der Götter, und die ganze Stadt war in der tiefsten Trauer. Die Kleidung der Vestalinnen bestand in einem langen weissen Gewande, einer priesterlichen Stirnbinde und einem Schleier; doch scheint ihnen der Putz nicht untersagt gewesen zu sein. Victor (Röm. M.), »der Sieger«, Beiname des Jupiter, der oft auf Inschriften vorkommt. Victoria, Fig. 296 (Röm. M.), Tochter des Pallas und der Styx; der personificirte Sieg (die Griechen nannten sie Nikê). Sie wurde am häufigsten in Verbindung mit anderen Göttern dargestellt, welche sie dann gewöhnlich auf der Hand tragen, z. B. Jupiter, Minerva, Venus. Fig. 296. Victrix (Röm. M.), »die Siegerin,« Beiname der Venus (s. d.). Vidua, die Wittwe, lateinischer Beiname der Juno, s. Chera. Viduus (Röm. M.), ein Gott, von welchem man glaubte, dass er dem sterbenden Menschen die Seele raube. Er hatte ausserhalb der Stadt eine Capelle. Vindima (Röm. M.), die angebliche Stammutter des Geschlechts der Fabier in Rom; sie soll eine Tochter des Evander, ältesten Königs von Italien, gewesen, von Hercules geliebt und durch ihn Mutter des Fabius geworden sein, von dem der Name jenes Geschlechts hergeleitet wird. Virbius (Röm. M.), der Name, unter welchem Hippolytus lebte, als Diana ihn vom Tode auferweckt hatte (s. Hippolytus); sie vermählte ihn mit der Nymphe Egeria im heiligen Hain bei Aricia, und er bekam einen Sohn, welcher gleichfalls V. hiess; dieser kämpfte in dem Heere des Turnus gegen Aeneas. Virginiensis Dea (Röm. M.), scheint identisch mit der griechischen Lysizona, der Gürtellöserin; sie sollte den jungen Mädchen, wenn sie als Bräute das Hochzeitgemach betraten, den Gürtel lösen. Virilis (Röm. M.), Beiname der Fortuna, Göttin des männlichen Glücks, wie sie als Muliebris Göttin des weiblichen Glückes ist. Der Fortuna V. ward schon in den Zeiten des Königthums von Ancus Martius oder von Servius Tullius ein Tempel erbaut; zu ihr beteten die Frauen um Erhaltung ihrer Reize. Viriplaca (Röm. M.), »die Mann-Versöhnerin«, eine Göttin, in deren auf dem Palatinus stehendem Tempel missvergnügte Eheleute ihre Klagen vorbrachten; sie war berühmt, weil sie in der Regel die Unzufriedenen versöhnt heimsendete. Virtus (Röm. M.), die vergötterte Mannhaftigkeit. Ihr und dem Honor wurden von M. Marcellus zwei Tempel gebaut. S. Honor. Vis, lateinisch für Bia. S. d. Viscata, Viscosa (Röm. M.), »die Klebrige,« Beiname der Fortuna, unter welchem sie einen Tempel hatte. Visucius und Visucia, gallisch-germanische Götter, von welchen der Erstere, mit Mercur identificirt, auf einer merkwürdigen, unlängst am Neckar gefundenen Inschrift erscheint. Vitek (Chines. M.), ein berühmter Götze, da er die Erde und das Reich der himmlischen Mitte von den Ungeheuern, welche dieselbe verwüsteten, gereinigt hat. Er wird gewöhnlich in riesiger Grösse, unförmlich dick, auf einem Thron sitzend, dargestellt, wie zwei Dämonen ihm zur Seite auf seine Befehle horchen. Ihm werden täglich Opfer von vielerlei Spezereien gebracht; seine Priester verkünden dabei, auf den Knieen liegend, die grössten Thaten des Gottes. Vitisator (Röm. M.), Beiname des Bacchus, welcher zuerst die Rebe pflanzen lehrte. Vitula (Röm. M.), Göttin des Siegesjubels und überhaupt munterer Fröhlichkeit. Vitumnus (Röm. M.), »der Spender des Lebens«; er sollte die Neugebornen beseelen. Volk (stilles) (Irische M.). Die Elfen werden von den Irländern das stille Volk genannt und für Engel gehalten, welche um ihrer Vergehen willen auf die Erde verbannt seien, während andere noch grössere Sünder bis zu Teufeln gesunken sind. Volscens (Alt-ital. M.) ein Befehlshaber im Heere des Turnus; er kämpfte gegen Aeneas' Heer, tödtete den Euryalus, ward aber von Nisus erlegt. Voltumna (Alt-ital. M.), Göttin der Etrurier, deren Tempel, gelegen zwischen Ameria, Volsinii und Falerii, nahe an der Tiber, ein Hauptversammlungsort dieses Volkes gewesen sein soll. Volumnus und Volumna (Röm. M.), Götter, die bewirkten, dass man Gutes wollte. Volupia (Röm. M.), die Göttin des Wohlseins oder der Lust; sie hatte ein Heiligthum in Rom. Volutina (Röm. M.), eine ländliche Göttin, welche das in Aehren Schiessen des Getreides bewirkte. Vulcanus, griechisch Hêphaistos, (Gr. u. röm. M.), Sohn Jupiters und der Juno, somit der vollbürtige Bruder des Mars, zu welchem er auch dadurch in einer sehr nahen Beziehung steht, dass er ihm die Waffen für den Krieg schmiedet. Eine spätere Sage berichtet indessen, Juno habe, aus Eifersucht über die Geburt der Minerva bloss aus dem Haupte Jupiters, den V. ohne Zuthun eines Mannes geboren, indem sie ein Kraut genoss, das sie befruchtete. V. ist der Gott des Feuers, und zwar besonders in zwei Richtungen, einmal, wie es als unterirdische Naturkraft in Feuer speienden Bergen erscheint, und dann, insoferne es ein unentbehrliches Mittel für die Gewerbe und Künste der Menschen ist. 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Erlosch das heilige Feuer, so wurde die Schuldige mit Ruthenhieben gezüchtigt; machte sich eine Vestalin der Unkeuschheit schuldig, so wurde sie lebendig begraben. Ein solcher Fall galt als furchtbares Zeichen des Zornes der Götter, und die ganze Stadt war in der tiefsten Trauer. Die Kleidung der Vestalinnen bestand in einem langen weissen Gewande, einer priesterlichen Stirnbinde und einem Schleier; doch scheint ihnen der Putz nicht untersagt gewesen zu sein.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Victor</hi> (Röm. M.), »der Sieger«, Beiname des Jupiter, der oft auf Inschriften vorkommt.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Victoria</hi>, Fig. 296 (Röm. M.), Tochter des Pallas und der Styx; der personificirte Sieg (die Griechen nannten sie Nikê). Sie wurde am häufigsten in Verbindung mit anderen Göttern dargestellt, welche sie dann gewöhnlich auf der Hand tragen, z. B. 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wurden zwanzig Mädchen gewählt, und unter diesen entschied das Loos in der Volksversammlung; dies war jedoch überflüssig, wenn ein dazu gesetzlich berechtigter Vater freiwillig seine auch von jedem körperlichen Gebrechen freie Tochter dazu anbot. Die Zahl der Vestalinnen war Anfangs zwei, dann vier und seit Servius Tullius sechs. Zehn Jahre mussten sie den Dienst lernen, zehn Jahre ihn ausüben und zehn Jahre die Novizen unterweisen. Nach Verfluss dieser Zeit durften sie heirathen, doch hielt man diess nicht für löblich. Ihre Pflichten bestanden in der Verrichtung der Opfer, Bewahrung der Heiligthümer, Erhaltung des ewigen Feuers, und der strengsten Sittenreinheit und Keuschheit. Erlosch das heilige Feuer, so wurde die Schuldige mit Ruthenhieben gezüchtigt; machte sich eine Vestalin der Unkeuschheit schuldig, so wurde sie lebendig begraben. Ein solcher Fall galt als furchtbares Zeichen des Zornes der Götter, und die ganze Stadt war in der tiefsten Trauer. Die Kleidung der Vestalinnen bestand in einem langen weissen Gewande, einer priesterlichen Stirnbinde und einem Schleier; doch scheint ihnen der Putz nicht untersagt gewesen zu sein.
Victor (Röm. M.), »der Sieger«, Beiname des Jupiter, der oft auf Inschriften vorkommt.
Victoria, Fig. 296 (Röm. M.), Tochter des Pallas und der Styx; der personificirte Sieg (die Griechen nannten sie Nikê). Sie wurde am häufigsten in Verbindung mit anderen Göttern dargestellt, welche sie dann gewöhnlich auf der Hand tragen, z. B. Jupiter, Minerva, Venus.
[Abbildung Fig. 296.
]
Auch mit Siegern in den Kampfspielen, deren Rosse sie lenkt, kommt sie vor. Man bildet sie als Jungfrau, der Minerva ähnlich, gewöhnlich geflügelt, mit Palmzweig und Kranz. Auf unserm Bilde sehen wir sie nach einem geschnittenen Stein, der Minerva, ein Opfer bringend.
Victrix (Röm. M.), »die Siegerin,« Beiname der Venus (s. d.).
Vidua, die Wittwe, lateinischer Beiname der Juno, s. Chera.
Viduus (Röm. M.), ein Gott, von welchem man glaubte, dass er dem sterbenden Menschen die Seele raube. Er hatte ausserhalb der Stadt eine Capelle.
Vindima (Röm. M.), die angebliche Stammutter des Geschlechts der Fabier in Rom; sie soll eine Tochter des Evander, ältesten Königs von Italien, gewesen, von Hercules geliebt und durch ihn Mutter des Fabius geworden sein, von dem der Name jenes Geschlechts hergeleitet wird.
Virbius (Röm. M.), der Name, unter welchem Hippolytus lebte, als Diana ihn vom Tode auferweckt hatte (s. Hippolytus); sie vermählte ihn mit der Nymphe Egeria im heiligen Hain bei Aricia, und er bekam einen Sohn, welcher gleichfalls V. hiess; dieser kämpfte in dem Heere des Turnus gegen Aeneas.
Virginiensis Dea (Röm. M.), scheint identisch mit der griechischen Lysizona, der Gürtellöserin; sie sollte den jungen Mädchen, wenn sie als Bräute das Hochzeitgemach betraten, den Gürtel lösen.
Virilis (Röm. M.), Beiname der Fortuna, Göttin des männlichen Glücks, wie sie als Muliebris Göttin des weiblichen Glückes ist. Der Fortuna V. ward schon in den Zeiten des Königthums von Ancus Martius oder von Servius Tullius ein Tempel erbaut; zu ihr beteten die Frauen um Erhaltung ihrer Reize.
Viriplaca (Röm. M.), »die Mann-Versöhnerin«, eine Göttin, in deren auf dem Palatinus stehendem Tempel missvergnügte Eheleute ihre Klagen vorbrachten; sie war berühmt, weil sie in der Regel die Unzufriedenen versöhnt heimsendete.
Virtus (Röm. M.), die vergötterte Mannhaftigkeit. Ihr und dem Honor wurden von M. Marcellus zwei Tempel gebaut. S. Honor.
Vis, lateinisch für Bia. S. d.
Viscata, Viscosa (Röm. M.), »die Klebrige,« Beiname der Fortuna, unter welchem sie einen Tempel hatte.
Visucius und Visucia, gallisch-germanische Götter, von welchen der Erstere, mit Mercur identificirt, auf einer merkwürdigen, unlängst am Neckar gefundenen Inschrift erscheint.
Vitek (Chines. M.), ein berühmter Götze, da er die Erde und das Reich der himmlischen Mitte von den Ungeheuern, welche dieselbe verwüsteten, gereinigt hat. Er wird gewöhnlich in riesiger Grösse, unförmlich dick, auf einem Thron sitzend, dargestellt, wie zwei Dämonen ihm zur Seite auf seine Befehle horchen. Ihm werden täglich Opfer von vielerlei Spezereien gebracht; seine Priester verkünden dabei, auf den Knieen liegend, die grössten Thaten des Gottes.
Vitisator (Röm. M.), Beiname des Bacchus, welcher zuerst die Rebe pflanzen lehrte.
Vitula (Röm. M.), Göttin des Siegesjubels und überhaupt munterer Fröhlichkeit.
Vitumnus (Röm. M.), »der Spender des Lebens«; er sollte die Neugebornen beseelen.
Volk (stilles) (Irische M.). Die Elfen werden von den Irländern das stille Volk genannt und für Engel gehalten, welche um ihrer Vergehen willen auf die Erde verbannt seien, während andere noch grössere Sünder bis zu Teufeln gesunken sind.
Volscens (Alt-ital. M.) ein Befehlshaber im Heere des Turnus; er kämpfte gegen Aeneas' Heer, tödtete den Euryalus, ward aber von Nisus erlegt.
Voltumna (Alt-ital. M.), Göttin der Etrurier, deren Tempel, gelegen zwischen Ameria, Volsinii und Falerii, nahe an der Tiber, ein Hauptversammlungsort dieses Volkes gewesen sein soll.
Volumnus und Volumna (Röm. M.), Götter, die bewirkten, dass man Gutes wollte.
Volupia (Röm. M.), die Göttin des Wohlseins oder der Lust; sie hatte ein Heiligthum in Rom.
Volutina (Röm. M.), eine ländliche Göttin, welche das in Aehren Schiessen des Getreides bewirkte.
Vulcanus, griechisch Hêphaistos, (Gr. u. röm. M.), Sohn Jupiters und der Juno, somit der vollbürtige Bruder des Mars, zu welchem er auch dadurch in einer sehr nahen Beziehung steht, dass er ihm die Waffen für den Krieg schmiedet. Eine spätere Sage berichtet indessen, Juno habe, aus Eifersucht über die Geburt der Minerva bloss aus dem Haupte Jupiters, den V. ohne Zuthun eines Mannes geboren, indem sie ein Kraut genoss, das sie befruchtete. V. ist der Gott des Feuers, und zwar besonders in zwei Richtungen, einmal, wie es als unterirdische Naturkraft in Feuer speienden Bergen erscheint, und dann, insoferne es ein unentbehrliches Mittel für die Gewerbe und Künste der Menschen ist. Der Gott war schwächlich geboren und desshalb seiner Mutter so verhasst, dass sie ihn auf die Seite schaffen wollte, wobei er
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